| Titel: | Die Brutto- und Nettoverdampfung. | 
| Autor: | A. Dosch | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 203 | 
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                        Die Brutto- und Nettoverdampfung.
                        Von A. Dosch,
                           								Köln.
                        (Schluss von S. 181 d. Bd.)
                        Die Brutto- und Nettoverdampfung.
                        
                     
                        
                           2. Fall.
                           Ebenso, wie im vorstehenden Falle, würde es unrichtig sein, die Nettoverdampfung in
                              
                              									Vergleich zu ziehen, wenn es sich darum handelte, zwei verschiedene
                              									Feuerungskonstruktionen in ihren Vorteilen gegeneinander abzuwägen. Es handelt sich
                              									hier meist weniger darum, den absoluten Nutzeffekt der beiden Feuerungen zu
                              									ermitteln, als vielmehr darum, festzustellen, ob bezw. um wie viel die eine der
                              									beiden Feuerungen besser arbeitet, als die andere, oder aber nachzuweisen, ob die
                              
                              									eine der Feuerungen gegenüber der anderen sich vorteilhafter zur Verbrennung eines
                              									gegebenen Brennmaterials eignet. Letzterer Fall wird hauptsächlich dann eintreten,
                              									wenn in unmittelbarer Nähe des Aufstellungsortes des Kessels ein geringwertigeres
                              									Brennmaterial zu einem solchen Preise zu haben ist, welcher gegenüber einem
                              									besseren, aber teueren Brennstoff, auf dessen Herbeischaffung vielleicht noch hohe
                              									Transportkosten entfallen, einen billigeren Betrieb verspricht, trotzdem dieses
                              									schlechtere Material bei gewöhnlichem Schornsteinzug nicht mehr brennt, sondern man
                              									hierfür den Zug eventuell künstlich verstärken muss.
                           Hat man nur die Absicht, den Unterschied zwischen zwei verschiedenen
                              									Feuerungskonstruktionen unter Verwendung derselben Qualität Kohlen in beiden Fällen
                              									festzustellen, so kommt es selbstverständlich weniger darauf an, den absoluten
                              									(kalorimetrischen) Heizwert des betreffenden Materials – da derselbe von vornherein
                              									genau gleich angenommen werden kann – zu kennen, wenn dies auch wünschenswert
                              									erscheint. Es muss jedoch darauf gesehen werden, die Versuchsverhältnisse bei beiden
                              									Versuchen möglichst gleich zu wählen, vor allem muss auch darauf geachtet werden,
                              									dass der Feuchtigkeitsgrad der Kohle in beiden Fällen gleich ist, denn dieser kann
                              									von grossem Einfluss auf die Richtigkeit der Versuche sein. In der reinen Praxis ist
                              									es eben nicht immer und meist nur bei Untersuchung grösserer Objekte möglich, genaue
                              									kalorimetrische Heizwertbestimmungen auszuführen, und noch seltener, die chemische
                              									Zusammensetzung des Brennstoffes zu ermitteln. Es ist dies aber auch, wie bereits
                              									bemerkt, in solchen Fällen, wie den vorliegenden, nicht absolut erforderlich, wenn
                              									nur sonst alle Vorbedingungen gleich gewählt sind.
                           Würde man, bei Verwendung desselben Materials auf beiden Feuerungen, vollständige
                              									Verbrennung alles Brennbaren, bezw. gleiche Ausnutzung des Brennmaterials auf dem
                              									Roste, annehmen, so müssten – da ja ein und derselbe Kessel in beiden Fällen als
                              									Versuchskessel diente – die Netto Verdampfungen direkt proportional den
                              									Bruttoverdampfungenund, falls diese gleich sind, ebenfalls gleich sein. In
                              									diesem einzelnen Falle würde eine Vergleichung der Nettoverdampfungen allerdings zum
                              									richtigen Resultate führen, in allen anderen Fällen jedoch nicht.
                           Zur Ergänzung des Gesagten diene noch folgendesSiehe
                                    											hierüber auch des Verfassers Aufsatz: Unterwindfeuerungen u.s.w., Zeitschrift für Elektrotechnik und
                                       												Maschinenbau, 1900 S. 495 u. f.:
                           Sollen beispielsweise H = kg Dampf erzeugt werden, und
                              									bezeichne
                           z die Verdampfung pro 1 kg (brutto) auf der ersten,
                           z1 diejenige auf der
                              
                              									anderen Feuerung,
                           so mussten im ersten Falle \frac{H}{z}=\mbox{kg}, im zweiten \frac{H}{z_1}=\mbox{kg}
                              
                              									Kohlen verbraucht werden und dafür, wenn mit P der
                              
                              									Preis für 1 kg Kohle bezeichnet wird,
                           
                              \frac{H}{z}\,\cdot\,P
                              
                           im ersten, und
                           
                              \frac{H}{z_1}\,\cdot\,P
                              
                           im zweiten Falle an Kosten aufgewendet werden.
                           Wird mit E die Ersparnis in Prozent der ursprünglich (im
                              									ersten Falle) verbrannten Kohlenmenge bezeichnet, so ist
                           
                              \frac{H}{z}\,\cdot\,P=\frac{H}{z_1}\,\cdot\,P+\frac{H}{z}\,\cdot\,P\,\cdot\,\frac{E}{100}.
                              
                           Hieraus
                           E=100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\right) (in Prozent) . . .1)
                           wobei, wie bereits bemerkt und die Ableitung zeigt, beide Male
                              
                              									dieselbe Kohlensorte gebraucht wird.
                           Will man zu einer anderen Kohlensorte übergehen, deren ökonomische Verwendung jedoch
                              									Anlage einer anderen Feuerung bedingt, so brauchte man auch hier wiederum weder die
                              									Netto Verdampfung, noch auch den Wirkungsgrad der gesamten Feuerungseinrichtung zu
                              									wissen – denn es handelt sich hier um Feststellung der Oekonomie des Betriebes –,
                              									wenn nur die Brutto Verdampfung des vorher und später zu verwendenden Materials
                              									bekannt wäre.
                           Bezeichnet ausser dem bereits Bekannten P bezw. P1 die Preise für das
                              									im ersten und zweiten Falle verwendete Material, so ergibt sich, wenn wiederum ein
                              									Dampfquantum von H = kg Dampf erzeugt werden soll:
                           
                           
                              
                              \frac{H}{z}\,\cdot\,P=\frac{H}{z_1}\,\cdot\,P_1+\frac{H}{z}\,\cdot\,P\,\cdot\,\frac{E}{100},
                              
                           woraus
                           E=100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\,\cdot\,\frac{P_1}{P}\right)%Wobei jedoch von den
                                    											event. verschiedenen Anlagekosten abgesehen ist. . . . . . . . .
                              									. . .2)
                           folgt.
                           Berechnet sich der Wert E positiv, so würde für die
                              									zweite, ergibt sich derselbe jedoch negativ, so würde für die ursprüngliche Feuerung
                              									eine Ersparnis von der Grosse des absoluten Zahlenwertes eintreten, wobei sich
                              									dieselbe jedoch so ergeben wird, als wenn die beiden Kohlensorten an der Fundstelle
                              									selbst verwendet würden. Es kann jedoch die Eracht von der Zeche bis zum
                              									Verbrauchsort eine grössere Rolle spielen, als ihr bei flüchtiger Beurteilung im
                              									allgemeinen zuerkannt werden kann, insofern nämlich, als es nicht allein auf die
                              									absolute Grosse derselben für das eine oder andere Brennmaterial ankommt, sondern
                              									auf das Verhältnis dieser und des Verkaufspreises zu der Verdampfungsziffer; es
                              									kann, obwohl vielleicht nach vorstehender Formel eine Ersparnis nachgewiesen ist,
                              									sich diese unter Umständen, bei Berücksichtigung der beiderseitigen Transportkosten,
                              									in das Gegenteil verwandeln.
                           Bezeichnet daher F und F1 die entsprechenden Erachtsätze für die Einheit (1
                              									kg), so folgt
                           
                              \frac{H}{z}\,\cdot\,P+\frac{H}{z}\,\cdot\,F=\frac{H}{z_1}\,\cdot\,P_1+\frac{H}{z_1}\,\cdot\,F_1+\frac{H}{z}\,\cdot\,(P+F)\,\cdot\,\frac{E}{100}
                              
                           und hieraus
                           E=100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\,\cdot\,\frac{P_1+F_1}{P+F}\right)% . . . 3)
                           Die vorstehenden Gleichungen 1 bis 3 berücksichtigen die eventuell eintretende
                              									Ersparnis so, wie sie lediglich mit Rücksicht auf die beiderseitige
                              									Verdampfungsfähigkeit der Materialien entstehen würde, also ohne die etwa für die
                              									zweite Feuerungskonstruktion aufgewendete Kraftleistung zum Betriebe derselben, wie
                              
                              									sie beispielsweise bei Unterwindfeuerungen – also Verwendung schwer brennbarer
                              									Heizmaterialien –, mechanischer Rostbeschickung, bei verschiedenen
                              									Kohlenstaubfeuerungen u.s.w. eintreten, in Betracht zu ziehen. Dieser Kraftverlust
                              									kann nun derart berücksichtigt werden, dass der für diesen Antrieb aufgewendete
                              									Dampf oder das Aequivalent hierfür von vornherein von der Gesamtkesselleistung –
                              									selbstverständlich beides auf eine Zeit bezogen – in Abzug gebracht wird, wodurch
                              									die entsprechende Verdampfung um den entsprechenden Betrag sinken wird. Ist dagegen
                              									der erwähnte Kraftverlust in Prozent von der Gesamtkesselleistung bekannt, so kann
                              									derselbe auch direkt bei der Berechnung der Ersparnis berücksichtigt werden.
                           Wird dieser Verlust mit v – ausgedrückt in Prozent –,
                              									also mit \frac{v}{100} pro Einheit, bezeichnet, so ergibt sich für den Fall der
                              									Verwendung gleicher Kohlensorten
                           
                              \frac{H}{z}\,(P+F)=\frac{H}{z_1}\,(P+F)+\frac{E}{100}\,(P+F)\,\frac{H}{z}+\frac{v}{100}\,(P+F)\,\frac{H}{z_1},
                              
                           woraus sich
                           E=\left(1-\frac{z}{z_1}\,\left[1+\frac{v}{100}\right]\right)\,\cdot\,100% . .  4)
                           bestimmt.
                           Ferner ist für den Fall, dass verschiedene Kohlensorten verbrannt werden, jedoch ohne
                              									Transportkosten
                           
                              \frac{H}{z}\,\cdot\,P=\frac{H}{z_1}\,\cdot\,P_1+\frac{E}{100}\,\cdot\,\frac{H}{z}\,\cdot\,P+\frac{v}{100}\,\cdot\,\frac{H}{z_1}\,\cdot\,P_1
                              
                           und
                           E=\left(1-\frac{z}{z_1}\,\cdot\,\frac{P_1}{P}\,\left[1+\frac{v}{100}\right]\right)\,\cdot\,100% . 5)
                           Wird diese Fracht jedoch berücksichtigt, so geht diese Gleichung über in
                           E=\left(1-\frac{z}{z_1}\,\cdot\,\frac{P_1+F_1}{P+F}\,\left[1+\frac{v}{100}\right]\right)\,\cdot\,100% 6)
                           In sämtlichen vorstehenden Gleichungen von 1 bis 6 hängt die Oekonomie des Betriebes
                              									lediglich von der Bruttoverdampfung des Materials ab und es ist für die Beurteilung
                              									dieser Oekonomie in den hier ins Auge gefassten Fällen zunächst nicht erforderlich,
                              									den Gesamtwirkungsgrad des Kessels zu kennen. Erst dann wird sich dies als nötig
                              									erweisen, wenn man den Vorteil der einen Feuerungskonstruktion gegenüber der anderen
                              
                              									weniger auf die unterschiedlichen Preise der Brennmaterialien, als vielmehr auf
                              									mangelhaftes Funktionieren der einen der Feuerungen zurückführen zu können glaubt
                              									und man Mittel in der Hand hat, diese Mängel eventuell zu beseitigen.
                           Hier kann nun – ausser anderem, auf welches einzugehen nicht der Zweck dieses
                              									Aufsatzes sein kann – die Netto Verdampfung ein solches Mittel sein; fällt dieselbe
                              									grösser aus, als ihr nach dem Aschengehalt des Materials und sonstiger kleiner
                              									Verluste, welche auf die Grosse des entstehenden Unverbrennlichen einwirken,
                              									zukommt, so ist damit gesagt, dass zuviel Asche entstanden ist, und dass dieser
                              									Uebelstand, um den Wirkungsgrad zu verbessern, behoben werden muss.
                           
                        
                           3. Fall.
                           Vergleicht man zwei Brennmaterialien hinsichtlich ihrer Wärmeabgabe in einer
                              									bestehenden Kesselanlage, so wird im allgemeinen derjenige Brennstoff die höchste
                              									Verdampfungsziffer liefern, welcher den grössten Heizwert besitzt, wobei
                              									vorausgesetzt ist, dass sich die Kohlen hinsichtlich ihres Feuchtigkeitsgehaltes in
                              									gleicher Beschaffenheit befinden. Nun ist es aber nicht immer zutreffend, dass
                              									dasjenige Material unter allen Umständen die höchste Verdampfung erzielen müsste,
                              									welches den höchsten Heizwert aufweist. Dieser Fall kann eintreten, wenn sich das
                              									Material infolge seiner Beschaffenheit, indem es vielleicht zu schwer verbrennlich
                              									ist, und aus diesem Grunde einen stärkeren Zug bedingt, als die gegebene Anlage
                              									aufweist, sich für diese letztere schlecht eignet. Ausserdem kommt noch hinzu, dass
                              									man in der Praxis auch bezüglich der von 1 qm Kesselheizfläche gelieferten
                              									Dampfmenge nicht nur an gewisse obere, sondern auch an gewisse untere Grenzen
                              									gebunden ist, die zu unterschreiten die Oekonomie des Betriebes hinsichtlich ihrer
                              									Verzinsung (zu grosser Anlagepreis) schädigen würde. Mit Rücksicht hierauf ist es
                              									also nicht unter allen Umständen richtig, die Brennstoffe allein nach ihrem
                              									Heizwert, ohne Rücksicht auf ihre sonstige Beschaffenheit, zu kaufen. Anders liegt
                              									der Fall allerdings für solche von nahezu gleicher Zusammensetzung, für die sich
                              									also die vorhandenen Verhältnisse und Einrichtungen gleich gut eignen und, da die
                              									chemische Zusammensetzung der brennbaren Substanz als nahezu gleich und demnach auch
                              									gleichwertig vorausgesetzt war, wird für diese der eigentliche Brennwert der Kohle
                              									nur von dem Feuchtigkeitsgehalt und dem Gehalt an Unverbrennlichem (Asche)
                              									abhängen.
                           Nun kommt allerdings der Fall einer Vergleichung von Brennmaterialien hinsichtlich
                              									ihres Heizwertes und ihrer Oekonomie zur Zeit weniger häufig vor und zwar weniger
                              									deshalb, dass eine derartige Kontrolle der angelieferten Kohlenmengen zu zeitraubend
                              									oder zu schwierig sei, als vielmehr wegen des zur Zeit noch herrschenden
                              									Kohlenmangels, denn man hört des öfteren sagen: „wir sind schon froh, wenn wir
                                 										überhaupt genug Kohlen bekommen“, oder: „man muss jetzt alles nehmen, was
                                 										man bekommt“. Trotzdem sollte es auch hier nicht vernachlässigt werden, in
                              									erster Linie wenigstens den Feuchtigkeitsgrad der Kohle zu bestimmen, da derselbe
                              									einen ganz beträchtlichen Faktor für die in einem bestimmten Gewichtsquantum
                              									enthaltene Wärme abgeben kann, und zwar nicht so sehr infolge des aus ihm
                              									entstehenden und mit den Heizgasen entweichenden Wasserdampfes, sondern vielmehr aus
                              									dem Grunde, dass das in der Kohle enthaltene Wasser als Brennstoff abgewogen und mit
                              									bezahlt wird. Es wird daher hier die Verdampfungsziffer nicht mehr in einfachem
                              									Verhältnisse – wenn diese Ausdrucks weise erlaubt ist – sinken, sondern in
                              									verstärktem Masse, da sich – ausser dem Einflüsse der grösseren Menge an Verbrennungswasser – das
                              									Verbrennliche in einem bestimmten Quantum Kohle, beispielsweise 1 kg, um denselben
                              									Betrag verringert, um welchen – unter sonst gleichen Verhältnissen – der
                              									Wassergehalt zunimmt.
                           Man wird im allgemeinen keinen allzu grossen Fehler begehen, und vor allem nicht bei
                              									geringerem Feuchtigkeitsgehalt, wenn man den Betrag, um welchen der Wassergehalt
                              
                              									zunimmt, direkt von dem Kohlenstoffgehalt, beides auf eine bestimmte Einheit
                              									bezogen, in Abzug bringtGenau genommen,
                                    
                                    											müsste dieser Prozentgehalt auf die übrigen Bestandteile umgerechnet
                                    											werden.. Steigt z.B. der Wassergehalt von 2% auf 8%, also um 6%
                              									(was allerdings für Steinkohle ziemlich bedeutend wäre), so ist zu gleicher Zeit
                              									unter erwähnter Beschränkung der Kohlenstoffgehalt um 6% gefallen, was einen Verlust
                              									von 6 . 81 = 486 Kalorien für 1 kg Brennmaterial hervorrufen würde. Hierzu käme noch
                              									der Verlust, der durch die grössere Menge an Verbrennungswasser entsteht, in einer
                              									Grosse von 6 . 6 = 36 Kalorien, welcher Verlust gegenüber dem ersten kaum ins
                              									Gewicht fallen könnte. Der Gesamtverlust würde daher bei einem um 6% grösseren
                              									Feuchtigkeitsgehalt als dem normalen: 486 + 36 = 522 Kalorien für 1 kg Brennstoff
                              									und unter Annahme eines Heizwertes von 7500 W.-E. für die normale Kohle etwa 6,9 %
                              									betragen.
                           Für Steinkohlen wird dieser Verlust immer noch nicht so bedeutend werden können, da
                              
                              									hier der Gehalt an Feuchtigkeit wohl 8% selten übersteigen wird, selbst wenn die
                              									Kohle an feuchter Luft gelegen hat, ehe sie zur Verladung gelangte; hingegen kann
                              									dieser Gehalt für Braunkohlen von recht wesentlicher Bedeutung werden, wenn man hier
                              									bedenkt, dass der Wassergehalt dieser Kohlensorten zwischen 20 und 50% wechseln
                              									kann, ohne dass deshalb die Kohle feucht aussieht.
                           Mit dem Heizwert wird nun auch die Bruttoverdampfung bei zu- oder abnehmendem
                              									Wassergehalt fallen oder steigen und zwar kann man, um zunächst einen Ueberschlag zu
                              									haben, annehmen, dass sie genau in demselben Prozentverhältnisse steigt oder fällt,
                              									mit dem der Feuchtigkeitsgehalt ab- oder zunimmt, wobei bemerkt sei, dass der
                              									Unterschied in Wirklichkeit noch etwas bedeutender ist, wie vorstehendes Beispiel
                              									zeigt. Wie viel Wert daher vor allem auf die Bestimmung des Feuchtigkeitsgehaltes zu
                              									legen ist, und wie leicht gerade in dieser Hinsicht Fehler in den
                              									Verdampfungsresultaten entstehen können, dürfte aus Vorstehendem bereits zur Genüge
                              									ersichtlich sein, zumal wenn man bedenkt, dass es sich hier nicht um einen genau
                              									durchgeführten Verdampfungsversuch handeln kannBei
                                    											welchem also diesem Feuchtigkeitsgehalt Rechnung getragen würde.,
                              									sondern stets um vergleichende Versuche, bei welchen nicht der Wirkungsgrad der
                              									Kesselanlage festgestellt werden soll, sondern das ökonomische Arbeiten derselben,
                              									und das kann unter Umständen ein ganz beträchtlicher Unterschied sein. Es ist hier
                              									ausserdem noch zu berücksichtigen, dass der Gehalt des Materials an Feuchtigkeit für
                              									sich festgestellt werden muss, und dass derselbe bei dem Verdampfungsversuch selbst
                              									nicht berücksichtigt und festgestellt werden kann, wie dies beispielsweise mit dem
                              									Aschengehalt der Fall ist, bei welchem man an der Feuerung selbst jederzeit eine
                              									Kontrolle auszuüben im stande ist.
                           In Tabelle 2 und in Fig. 2 ist dieser Einfluss des
                              									Feuchtigkeitsgehaltes in etwas übersichtlicherer Weise zusammengestellt. Hierzu möge
                              
                              									noch bemerkt sein, dass die hier angegebenen Heizwerte nicht mit den wirklichen
                              									Heizwerten übereinstimmen können, da die übrige Zusammensetzung des Materials –
                              									ausser C – in ihren ursprünglichen Werten belassen ist,
                              									dieselbe jedoch auf den entsprechenden Prozentsatz des Wassergehaltes umgerechnet
                              									werden müsste. Diese Umrechnung ist jedoch hier, der besseren Uebersichtlichkeit
                              									wegen, unterlassen, zumal es hier auch gar nicht auf absolute Genauigkeit ankommen
                              									kann, sondern nur auf den Einfluss dieser Verhältnisse hingewiesen werden soll. Für
                              									den letzten Fall der Tabelle 2, also bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 10%, ist
                              									diese Umrechnung im übrigen in Tabelle 3 durchgeführt, und zwar finden sichin
                              									Rubrik I die Werte von Tabelle 2 und in Rubrik II die wirkliche Zusammensetzung des
                              
                              									Materials; der Fehler, der gegenüber dem absolut trockenen Brennstoff bei dem
                              									Feuchtigkeitsgehalt von 10% entstehen würde, beträgt 1,6%. Dieser Fehler ist der
                              									grösste, der in Tabelle 2 vorhanden ist, und wird in Wirklichkeit einen bei weitem
                              									geringeren Wert aufweisen, da einerseits das Material nicht absolut trocken sein
                              									wird, andererseits ein Gehalt von 10% überhaupt der grösste sein dürfte, den
                              									Steinkohle je erreichen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 205
                              Fig. 2.
                              
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 W%
                                 C%
                                 A%
                                 H%
                                 N+O%
                                 S%
                                 Heiz-wertW.-E.
                                 
                                    Verdampfung
                                    
                                 
                              
                                 Bruttokgη =
                                    											1
                                 Nettokgohne W
                                 Nettokg.mit W
                                 
                              
                                   0
                                 84
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7960
                                 12,496
                                 13,15
                                 13,15
                                 
                              
                                   1
                                 83
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7873
                                 12,35
                                 13,00
                                 13,14
                                 
                              
                                   2
                                 82
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7786
                                 12,22
                                 12,86
                                 13,14
                                 
                              
                                   3
                                 81
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7699
                                 12,08
                                 12,72
                                 13,13
                                 
                              
                                   4
                                 80
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7612
                                 11,95
                                 12,58
                                 13,13
                                 
                              
                                   5
                                 79
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7525
                                 11,81
                                 12,43
                                 13,12
                                 
                              
                                   6
                                 78
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7438
                                 11,67
                                 12,29
                                 13,12
                                 
                              
                                   7
                                 77
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7351
                                 11,54
                                 12,15
                                 13,11
                                 
                              
                                   8
                                 76
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7264
                                 11,40
                                 12,00
                                 13,11
                                 
                              
                                   9
                                 75
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7177
                                 11,27
                                 11,82
                                 13,10
                                 
                              
                                 10
                                 74
                                 5,0
                                 4,5
                                 5,2
                                 1,3
                                 7090
                                 11,13
                                 11,70
                                 13,10
                                 
                              
                           In Fig. 2 bedeutet mit Bezug auf Tabelle 2:
                           Linie H bis H1 den Heizwert in Kalorien,
                              „    B bis B1 die Bruttoverdampfung des Materials,
                              „    V bis V1 den Verlust an Wärme durch den
                           Feuchtigkeitsgehalt in Kalorien,
                           Linie N bis N1 die Netto Verdampfung, wie sie sich praktisch etwa
                              									ergeben würde,
                           Linie N bis N2 die Nettoverdampfung, bezogen auf das
                              									Verbrennliche in der Kohle (nahezu konstant).
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 
                                    Bezeichnung
                                    
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 
                                 v. H.
                                 v. H.
                                 
                              
                                 W                           =
                                 10,0
                                 10,0
                                 
                              
                                 C                            =
                                 74,0
                                 75,6
                                 
                              
                                 A                            =
                                    5,0
                                    4,5
                                 
                              
                                 H                            =
                                    4,5
                                 4,05
                                 
                              
                                 N + O                     =
                                    5,2
                                 4,68
                                 
                              
                                 S                            =
                                    1,3
                                 1,17
                                 
                              
                                 Heizwert in Cal.       =
                                 7090
                                 7205
                                 
                              
                                 Bruttoverdampfung   =
                                 11,13
                                 11,31
                                 
                              
                                 Fehler                     =
                                 –
                                 1,6%
                                 
                              
                           Ehe man daher zur Vergleichung zweier Kohlensorten hinsichtlich ihres Heizeffektes
                              									und ihrer Oekonomie schrei ten kann, hat man zunächst festzustellen, ob der
                              									Feuchtigkeitsgehalt der Materialien sich in den Grenzen hält in welchen er hinsichtlich der
                              
                              
                              									Beschaffenheit der Brennmaterialien stehen darf. Verfeuert man dagegen ein und
                              									dieselbe Kohlensorte, so soll man sich auch hier überzeugen, ob man nicht mit der
                              									Kohle zu viel Wasser bezahlt. Wie aus Vorstehendem ersichtlich, wird es gar nicht zu
                              									den Seltenheiten gehören, dass man 5% und mehr Wasser als Kohle mit übernimmt, wie
                              									dieser Fall eintreten kann, wenn die Kohle, ehe sie verladen wird, bei feuchtem
                              									Wetter längere Zeit im Freien gelagert hat.
                           Andererseits wird man sich nicht zu wundern brauchen, wenn man bei zwei verschiedenen
                              									Verdampfungsversuchen an demselben Kessel und mit denselben Kohlen, wenn man
                              									ausserdem den Aschengehalt als gleich festgestellt hat, recht wenig übereinstimmende
                              									Verdampfungsresultate erhält. Es wird dies dann in der Regel darauf zurückzuführen
                              									sein, dass man dem Feuchtigkeitsgrad der Kohle zu wenig Beachtung geschenkt hat.
                           In ähnlicher Weise wie der Feuchtigkeitsgrad wirkt der Gehalt des Materials an
                              									Unverbrennlichem, dessen Einfluss bereits unter Fall 1, allerdings von etwas anderen
                              									Gesichtspunkten aus, behandelt ist. Nun mag zunächst hervorgehoben sein, dass dieser
                              									Aschengehalt in entsprechend innigerer Weise im Zusammenhang mit der eigentlichen
                              									Beschaffenheit des Brennmaterials steht, so dass man einen bestimmten Betrag – ob
                              									nun nach der Güte des Materials grösser oder kleiner – mit in Kauf nehmen muss, und
                              									man wird sich sogar eine gewisse Veränderlichkeit dieses Betrages gefallen lassen
                              									müssen. Doch auch diese muss innerhalb gewisser Grenzen bleiben, denn man wird – je
                              
                              									grösser dieser Betrag wird, gegenüber demselben Aschengehalt wie früher – die Kohle
                              
                              									entsprechend zu teuer bezahlen. Da der Heizwert und mithin die Brutto Verdampfung
                              									mit steigendem Gehalt an Unverbrennlichem fällt, so wird im allgemeinen eine Kohle
                              									um so billiger sein müssen, je mehr unverbrennbare Rückstände dieselbe enthält. Für
                              									Kohlen von ganz verschiedener, übriger Zusammensetzung braucht dies natürlich nicht
                              									zutreffend zu sein, wie z.B. für Steinkohlen und Braunkohlen; bei ersterer könnte
                              									der Aschengehalt schon ein ganz bedeutender sein, ehe sie einen derartig niedrigen
                              									Heizwert erreicht, wie ihn Braunkohle von mittlerer Zusammensetzung aufweist.
                           Werden zwei Brennstoffe von gleichem Preise in einer und derselben Kesselanlage
                              
                              									verfeuert, so würde genau wie bei 1 unter Fall 2 folgen
                           
                              E=100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\right).
                              
                           Verheizt man beide Materialien mit gleichem Vorteil, so würde der Ausdruck
                           
                              100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\right)=0
                              
                           oder es würde sein
                           z = z1
                           d.h. die Brutto Verdampfungen müssten in diesem Falle, was
                              
                              									eigentlich selbstverständlich ist, gleich sein.
                           An und für sich würde es also bei zwei verschiedenen Kohlensorten – wobei
                              									stillschweigend verschiedene chemische Zusammensetzung vorausgesetzt ist – nicht
                              									ankommen. Würde bei gleichem Preise z > z1 so würde die zweite
                              
                              									Kohle gegenüber der ersten zu teuer bezahlt sein.
                           Verwendet man keine Brennstoffe von gleichem, sondern verschiedenem Preise, so würde
                              									Gleichung 2 zur Geltung kommen, und es müsste bei gleicher Oekonomie
                           
                              E=100\,\left(1-\frac{P_1\,\cdot\,z}{P\,\cdot\,z_1}\right)=0
                              
                           bezw.
                           P1 .
                              
                              										z = P . z1
                           sein, oder es dürfte der Preis für die zweite Kohlensorte
                              									höchstens betragen
                           
                              P_1=\frac{z_1}{z}\,\cdot\,P.
                              
                           Werden ferner die beiderseitigen Transportkosten berücksichtigt, so würde bei
                              									gleichem Nutzen nach Gleichung 3
                           
                              E=100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\,\cdot\,\frac{P_1+F_1}{P+F}\right)=0
                              
                           sein, oder
                           z(P1 + F1) = z1(P + F)
                           und der Preis dürfte höchstens sein
                           
                              P_1=\frac{z_1}{z}\,\cdot\,(P+F)-F_1
                              
                           bezw. die Fracht dürfte höchstens betragen
                           
                              F_1=\frac{z_1}{z}\,\cdot\,(P+F)-P_1.
                              
                           Tritt der Fall ein, dass man für die Verfeuerung derselben oder einer anderen
                              									Kohlensorte zu einer anderen Feuerungkonstruktion übergeht, so würden die
                              									Gleichungen 4 bis 6 Geltung haben, und man erhält bei gleicher Oekonomie:
                           1. Nach Gleichung 4 bei demselben Preis der Brennmaterialien
                           
                              E=100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\,\left[1+\frac{v}{100}\right]\right)=0
                              
                           und hieraus
                           
                              z_1=z\,\left(1+\frac{v}{100}\right);
                              
                           es müsste also in diesem Falle die Verdampfungsziffer z1 um den Betrag
                              									z\,\cdot\,\frac{v}{100} grösser sein, als die frühere.
                           2. Nach Gleichung 5 bei verschiedenem Preis der Brennstoffe, jedoch ohne Fracht
                           
                              E=100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\,\cdot\,\frac{P_1}{P}\,\cdot\,\left[1+\frac{v}{100}\right]\right)=0
                              
                           Der Preis der Kohle dürfte also höchstens betragen:
                           
                              P_1=\frac{z_1}{z}\,\cdot\,\frac{P}{1+\frac{v}{100}}.
                              
                           3. Nach Gleichung 6, wenn man – bei verschiedenem Preise der Kohlen – auch die Fracht
                              									berücksichtigt
                           
                              E=100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\,\cdot\,\frac{P_1+F_1}{P+F}\,\cdot\,\left[1+\frac{v}{100}\right]\right)=0.
                              
                           Hieraus
                           
                              P_1=\frac{z_1}{z}\,\cdot\,\frac{P+F}{1+\frac{v}{100}}-F_1
                              
                           oder
                           
                              F_1=\frac{z_1}{z}\,\cdot\,\frac{P+F}{1+\frac{v}{100}}-P_1.
                              
                           In sämtlichen vorstehenden, unter „Fall 3“ behandelten Möglichkeiten hängt die
                              									Oekonomie des Betriebes durchaus nicht immer von dem Wirkungsgrad der Kesselanlage
                              									ab; es sei z.B. auf den Fall aufmerksam gemacht, dass man in der Nähe der Anlage ein
                              									sehr minderwertiges, aber recht billiges Material bekommen kann, welches man jedoch
                              									gezwungen ist, auf Unterwindfeuerung zu verbrennen. Nun wird die Ausnutzung dieses
                              									wenig guten Brennstoffes an und für sich schon einen sehr niedrigen Wirkungsgrad
                              									ergeben und dieser wird unter Berücksichtigung des Kraftbedarfes zum Betriebe der
                              									Feuerung noch mehr sinken, so dass derselbe, wenn er hier 0,6 erreicht, schon
                              									ziemlich hoch gegriffen sein wird; hiergegen kann eine bessere Kohle, unter Annahme
                              									von natürlichem Zug, einen solchen von 0,75 erreichen, und doch kann für ersteren
                              									Betrieb eine wesentliche Ersparnis eintreten.
                           Hiermit soll aber durchaus nicht gesagt sein, dass auf den Wirkungsgrad kein Gewicht
                              									zu legen sei, denn es ist ja selbstverständlich, dass die Verdampfungsziffer irgend
                              									eines Materials mit dem Wirkungsgrad steigt, und mithin die Oekonomie vergrössert
                              
                              									wird.
                           Zum Schlusse möge nochmals darauf hingewiesen sein, dass in dem Vorstehenden der
                              									Nettoverdampfung keinerlei wichtige Bedeutung nachgewiesen werden konnte, und ein
                              									Verdampfungs versuch wäre noch genau so richtig und, ich möchte fast sagen,
                              									vollständig, wenn diese Verdampfung überhaupt nicht mit aufgeführt wäre. In gewisser
                              									Hinsicht verdient sie allerdings auch Beachtung, dieselbe darf aber immerhin nicht die
                              									Bedeutung erlangen, dass man hierauf seine Garantien stützt, wie dies heutzutage
                              									noch des öfteren geschieht.
                           Im übrigen kann ich nur auf die „Normen für Leistungsversuche an Dampfkesseln
                                 										u.s.w.“, aufgestellt vom Verein deutscher Ingenieure, verweisen.