| Titel: | Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 207 | 
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                        Die Dampfmaschinen der Pariser
                           								Weltausstellung.
                        Von Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Schluss von S. 184 d. Bd.)
                        Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           Die von der Firma F. Ringhoffer in Smichow bei Prag
                              									ausgestellte stehende Dreifach – Expansionsmaschine von normal 1600 und maximal 2000
                              									PSi bei 12 at Eintrittspannung war mit einer Gleichstromdynamo der Firma Siemens und Halske in Wien für eine Leistung von 1000
                              									Kilo-Watt bei 95 minutlichen Umdrehungen direkt gekuppelt.
                           Wie Fig. 91 und 92 erkennen lassen,
                              									setzt sich die Maschine aus vier Cylindern – zwei Hochdruckcylindern von je 550 mm,
                              									einem Mitteldruckcylinder von 1150 mm und einem Niederdruckcylinder von 1650 mm
                              									Durchmesser – zusammen; der gemeinsame Kolbenhub beträgt 900 mm, entsprechend einer
                              									Kolbengeschwindigkeit von 2,85 m in der Sekunde.
                           Der eine Hochdruckcylinder liegt über dem Mitteldruck-, der andere über dem
                              
                              									Niederdruckcylinder. Jede aus zwei in Tandem übereinander liegenden Cylindern
                              									bestehende Maschinengruppe bethätigt eine Kurbelwelle, die beide mit dem die Dynamo
                              									tragenden mittleren Wellenteil durch Flanschenverschraubungen verbunden sind. Die
                              									Kurbeln sind um 90° gegenseitig versetzt und es eilt die Niederdruckkurbel der
                              									Mitteldruckkurbel vor.
                           Die Fundamentplatte jeder Maschinengruppe ist mit zwei Lagern zusammengegossen, deren
                              									aus Gussstahl gefertigte Schalen mit Weissmetall ausgefüttert sind. Zum Ansammeln
                              
                              									des zur Schmierung benutzten Oeles dienen muldenförmige Fangschalen der
                              									Fundamentplatten. Auf den letzteren ruhen mit je vier Spreizen in Form einer
                              									Pyramide die der Länge nach geteilten und durch warm aufgezogene Schwindringe
                              									vereinigten kräftigen Maschinenständer. Behufs gegenseitiger Absteifung sind
                              
                              									dieselben durch gusseiserne Zwischenstücke miteinander verbunden, die gleichzeitig
                              									auch zum Tragen zweier grösserer Bühnen dienen. Zwei kleinere Bühnen ermöglichen die
                              
                              									bequeme Zugänglichkeit der aus Gussstahl gefertigten Kreuzköpfe, die mittels
                              									nachstellbarer Schuhe in den cylindrischen Führungen der oberen Ständerteile
                              									gleiten. Die Kolbenstangen sind aus je einem einzigen Block aus Martin-Stahl
                              									geschmiedet.
                           Mitteldruck- und Niederdruckcylinder sind ohne Dampfmäntel ausgeführt. Zum Anwärmen
                              									derselben dienen besondere Ventile, mittels welcher eine direkte Dampfeinführung
                              									möglich ist. Die Hochdruckcylinder haben Dampfmäntel, welche vor dem Ingangsetzen
                              									der Maschine mit Frischdampf gespeist werden, nachdem aber den in diesen Cylindern
                              									wirksam gewesenen Dampf aufnehmen, so dass die Mäntel auch gleichzeitig als Receiver
                              									für den in den Mitteldruckcylinder strömenden Dampf dienen!
                           Durch die Anordnung von zwei Hochdruckcylindern an Stelle eines einzigen werden die
                              									Drücke, denen die Kolbenstangen ausgesetzt sind, erheblich vermindert; sie verteilen
                              									sich auf zwei derartige Stangen, was auch für die Gleichförmigkeit der Bewegung der
                              									Maschine von Vorteil ist, so dass ein verhältnismässig leichtes Schwungrad
                              									ausreicht. Ferner wird durch diese Teilung eine rasche Verstellung des Regulators
                              									ermöglicht u.a.m.
                           Was noch die Heizung der Hochdruckcylinder durch den Auspuffdampf derselben
                              									anbetrifft, so soll diese Einrichtung nach Angabe der Firma beim Arbeiten der
                              									Maschine mit überhitztem Dampf insofern besondere Vorteile bieten, als dadurch eine
                              									kühlende Einwirkung auf die Laufflächen dieser Cylinder geschaffen wird, welche die
                              									Schmierung erleichtert.
                           Die Dampfverteilung der Hochdruckcylinder regeln je vier Doppelsitzventile
                              									mittels der schon mehrfach beschriebenen auslösenden Collmann-Steuerung mit
                              									Flüssigkeitspuffern in der in Fig. 92 ersichtlichen Weise, während die anderen Cylinder mit
                              									Corliss-Schiebern ausgerüstet sind, von denen diejenigen für die Ein- und
                              									Ausströmung des Mitteldruckcylinders unabhängig voneinander von zwei verschiedenen
                              									Exzentern bethätigt werden. Die zum Niederdruckcylinder gehörigen vier
                              									Corliss-Schieber werden mittels Lenkstangen einer Schwingscheibe und diese selbst
                              									von einer auf dem äussersten Ende der Schwungradwelle befestigten Kurbel aus bewegt.
                              									Am anderen Ende der genannten Welle ist der als Flachregler ausgebildete Regulator
                              									befestigt.
                           Die beiden vorhandenen Kondensatoren und zugehörigen doppeltwirkenden stehenden
                              									Luftpumpen sind unter Maschinenflur aufgestellt. Letztere erhalten ihren Antrieb
                              
                              									durch Lenkstangen und Schwinghebel vom Kreuzkopf der Niederdruckseite der Maschine
                              									aus. Sie arbeiten nach Angabe von Prof. Dörfel in Prag
                              									mit „Verbundwirkung“, indem, wie in Fig. 93 und 94 ersichtlich, durch
                              									einen mit dem oberen Cylinderraum in Verbindung stehenden künstlichen Luftsack der
                              									Saugdruck dieses Raumes auf etwa 0,5 at gebracht wird, was die Dauer der Klappen
                              									erhöhen muss, ohne die volumetrische Förderung merklich zu beeinflussen. Die
                              									Schmierung der Hauptlager, der Kurbelzapfen, der Kreuzköpfe und ihrer Führungen, der
                              									Exzenter und der zur Bewegung der Luftpumpen dienenden Stangen geschieht von einem
                              									auf der oberen Bühne aufgestellten Zentralölbehälter aus.
                           Als Verbrauch an überhitztem Dampf von 330 bis 340° C. und 12 at Eintrittsspannung
                              									werden 4,4 kg für 1 PSi/Std. angegeben.
                           Eine kleinere liegende Eincylindermaschine mit Rider-Steuerung der Société anonyme Liégeoise pour la construction de
                                 										machines in Lüttich zeigt beachtenswerte Einrichtungen zur selbstthätigen
                              									Entfernung des im Schieberkasten und in dem Dampfmantel des Cylinders angesammelten
                              									Kondenswassers.
                           Die in Fig. 95 bis 98 ersichtliche Maschine
                              									hat nachstehende Hauptabmessungen:
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 300
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 500
                                 „
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungszahl
                                 120
                                 
                                 
                              
                                 Schwungraddurchmesser
                                 2,300
                                 m
                                 
                              
                           Der frische Kesseldampf strömt nach Oeffnen eines unmittelbar am Cylinder befestigten
                              									Anlassventils zunächst in den Mantel desselben, aus diesem durch den oberen Kanal
                              										A in den mit dem Cylinder zusammengegossenen
                              									Schieberkasten, während zwei ebenfalls mit dem Dampfmantel in Verbindung stehende
                              									untere Kanäle B zur Abführung des in dem letzteren
                              									angesammelten Kondenswassers dienen. Um die selbstthätige Entleerung des
                              									Schieberkastens in den unteren Teil des Dampfmantels zu erleichtern, trägt der
                              									Cylinder, wie in Fig.
                                 										98 ersichtlich, eine vorspringende Leiste C,
                              									die ausser an zwei Stellen, wo sie auf einige Centimeter Länge unterbrochen ist, bis
                              									nahezu an die eingesetzte Lauf büchse des Cylinders herantritt. Ein am tiefsten
                              
                              									Punkte des Dampfmantels sitzendes Ablassventil steht mit einem selbstthätigen
                              									Wasserabscheider in Verbindung.
                           
                           Der zur Verhinderung eines etwaigen Gleitens mittels Gelenkkette angetriebene
                              									Kugelregulator gestattet eine Veränderung der Tourenzahl des Motors innerhalb
                              									gewisser Grenzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 208
                              Dreifach-Expansionsmaschine von 2000 PSi von Ringhoffer
                              
                           Die Lager der Schwungradwelle sind cylindrisch undnachstellbar. Die Treibstange
                              									hat vorn einen geschlossenen Kopf mit durch Keil und Schraube nachstellbaren Lagern;
                              									das hintere gegabelte Ende derselben ist durch Klemmschrauben mit dem cylindrischen
                              									Kreuzkopfzapfen verbunden.
                           
                           Die von der Société anonyme des Hauts-Fourneaux de
                                 
                                 										Maubeuge in Maubeuge (Nordfrankreich) zur Ausstellung gebrachte liegende
                              									Eincylindermaschine von 500 PS arbeitet mit einer auslösenden Ventilsteuerung,
                              									Bauart A. Hoyois.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 209
                              Doppeltwirkende Luftpumpe zur Maschine von Ringhoffer.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 209
                              Eincylindermaschine von der Société anonyme Liégeoise pour la construction de
                                 										machines.
                              
                           Sie war mit einer Gleichstromdynamo derselben Firma, die bei
                              									120 minutlichen Umdrehungen 280 Kilo-Watt für Stromvon 1120 Ampère bei 250 Volt
                              									leistet, direkt gekuppelt. Die Maschine hat 750 mm Cylinderdurchmesser und 700 mm
                              									Hub. Die hinlänglich bekannte Steuerung gestattet veränderliche Füllungen von Null
                              									bis zu 80% des Kolbenhubes.
                           Die von Willans und Robinson in Rugby (England)
                              
                              									ausgestellte Drillings-Dreifachexpansionsmaschine, Bauart Willans – die stärkste Maschine der Ausstellung –, besitzt je drei
                              
                              
                              									Hochdruckcylinder von 480 mm, drei Mitteldruckcylinder von 770 mm und drei
                              									Niederdruckcylinder von 1250 mm Durchmesser. Der gemeinsame Kolbenhub beträgt 600
                              									mm. Die Maschine entwickelt bei 10 kg/qcm Ueberdruck des Arbeitsdampfes mit 200
                              									minutlichen Umdrehungen normal 2400 PSi. Die mit
                              									einer Gleichstromdynamo der Firma Siemens Brothers für
                              									eine Leistung von 1500 Kilo-Watt direkt gekuppelte Maschine zeigte keinerlei
                              									Abweichungen von der bisherigen Bauart.
                           Auch die Société anonyme des anciens ateliers de construction
                                 
                                 
                                 										van den Kerckhove in Gand hatte mehrere Willans-Maschinen für kleinere
                              									Leistungen ausgestellt.
                           Die äussere Ansicht einer von der Ball Engine Co. in
                              									Erie, Pa, in der nordamerikanischen Maschinenhalle in Vincennes ausgestellten
                              									liegenden Tandemverbundmaschine von 300 PS zeigt Fig. 99.
                           Bemerkenswert ist die Einrichtung, welche behufs Erzielung einer selbstthätigen und
                              									ökonomischen Schmierung der bewegten Teile dieser Maschine getroffen wurde.
                              									Dieselben werden, wie die Abbildung erkennen lässt, von einer gusseisernen Haube
                              									vollständig bedeckt gehalten und durch die bei ihrer Drehbewegung in ein Oelbad des
                              
                              									Maschinenrahmens tauchende Kurbelscheibe in geeigneter Weise mit dem nötigen
                              									Schmiermaterial versehen. Damit das Oel kühl bleibt und sich nicht mit etwaigem
                              									durch die vordere Stopfbüchse des am Maschinenrahmen direkt befestigten
                              									Niederdruckcylinders tretenden Kondenswasser mischt, ist, wie die in Fig. 100 und 101 im Schnitt dargestellten Abbildungen einer
                              									eincylindrigen derartigen Maschine erkennen lassen, die Verbindung zwischen Cylinder
                              									und Kreuzkopfführung durch eine Wand a des
                              									Maschinenrahmens unterbrochen. Zur Entfernung des Oeles aus der Maschine bezw. zur
                              									Erkennung des Flüssigkeitsspiegels in dieser dient ein vorn, an der tiefsten Stelle
                              									des Maschinen -rahinens sitzender, mit einem Schauglas vereinigter Ablasshahn. Um
                              									ein Nachziehen der vorderen Kolbenstangenstopfbüchse, der Lagerschalen des
                              									Kreuzkopf- und Kurbelzapfens u.s.w. zu ermöglichen, sind entsprechende Oeffnungen in
                              									der Haube angebracht, die für gewöhnlich durch abnehmbare Deckel geschlossen
                              									werden.
                           Der Hochdruckcylinder stützt sich auf eine Säule der nach hinten verlängerten
                              									Fundamentplatte; er steht mit dem Niederdruckcylinder durch ein mit seitlichen
                              									Durchbrechungen versehenes Zwischenstück in Verbindung. Der Schieberkasten des
                              									Hochdruckcylinders liegt auf der einen, derjenige des Niederdruckcylinders auf der anderen
                              									Seite der Maschine. Zur Dampfverteilung beider Cylinder dienen entlastete Schieber
                              									der in Fig. 102 und
                              										103 ersichtlichen
                              									Bauart, die doppelte Ein- und Ausströmung des Dampfes zulassen. Die Schieber werden
                              									von einem festen bezw. einem beweglichen Exzenter der Schwungradwelle bethätigt,
                              									welches letztere unter dem Einflüsse eines Flachreglers (Fig. 104) steht. Derselbe besteht aus einem einzigen bewegten Teil – dem
                              									Schwunggewichte –, welches auf einem aus gehärtetem Stahl gefertigten Zapfen drehbar
                              									befestigt ist, und dessen nach aussen gerichteten Zentrifugalkräften zwei
                              									Schraubenfedern entgegenwirken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 210
                              Tandemverbundmaschine von 300 PS von der Ball Engine Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 210
                              Fig. 101.Tandemverbundmaschine von 300 PS von der Ball Engine Co.
                              
                           Die Maschine hat 381 bezw. 665 mm Cylinderdurchmesser und 457 mm Hub; sie diente
                              									zum direkten Betreiben eines 8-poligen Bullock-Generators für eine Leistung von 200 Kilo-Watt, der Strom für
                              									Beleuchtungs- und Kraftzwecke lieferte.
                           Zu den bemerkenswerteren Ausstellungsgegenständen, welche in den vorliegenden Bericht
                              									aufzunehmen sind, gehört auch die rotierende Dampfmaschine der Gebrüder Hult in Stockholm.
                           Bekanntlich sind die meisten Versuche, derartige Maschinen zu konstruieren, an der
                              									Schwierigkeit gescheitert, gewisse Uebelstände derselben, z.B. grosse Reibungen –
                              									infolgedessen Undichtwerden und geringe Kraftwirkungen –, grossen Dampfverbrauch u.
                              									dgl., beseitigen zu können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 210
                              Steuerung zur Maschine von der Ball Engine Co.
                              
                           Bei der rotierenden Maschine der Gebrüder Hult werden
                              
                              									diese Uebelstände dadurch vermieden, dass der den Kolben umgebende Cylinder
                              									ebenfalls eine Drehbewegung ausführt, wodurch die anderenfalls auftretenden
                              									Reibungen fast ganz aufgehoben werden, und da ferner die Achsen der rotierenden
                              
                              									Teile auf federnde Rollen gelagert sind, werden auch die Lagerreibungen auf ein
                              									geringes Mass herabgemindert.
                           
                           Fig. 105 und 106 zeigt die Bauart
                              									einer derartigen Maschine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 211
                              Fig. 104.Regulator zur Maschine von der Ball Engine Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 211
                              Rotierende Maschine der Gebrüder Hult.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 211
                              Rotierende Maschine der Gebrüder Hult.
                              
                           Der nach Oeffnen eines Absperrventils am rechten Ende der
                              									Maschine in die hohle Welle derselben eintretende Frischdampf gelangt durch einen
                              									Verteilungskanal der letzteren in die geraden Kanäle des cylindrischen Kolbens, von
                              									hier in den zwischen Kolben und Cylinder gelegenen Arbeitsraum, um in diesem
                              									nacheinander auf die hinteren Flächen zweier im Kolbenkörper
                              									beweglichenSchieber zu wirken. Der Verteilungskanal der hohlen Welle kann so
                              									gelegt werden, dass er längere oder kürzere Zeit mit den geraden Kanälen des Kolbens
                              									in Verbindung bleibt, wodurch veränderliche Füllungen erreicht werden. Der Abdampf
                              									entweicht durch an den Endflächen des Kolbens ausmündende krumme Kanäle in einen den
                              									Cylinder konzentrisch umgebenden Raum, aus diesem durch einen an der Grundplatte der
                              
                              									Maschine angegossenen Stutzen in die freie Atmosphäre oder in einen Kondensator.
                              									Infolge der Reibung zwischen den rotierenden Kolbenteilen und dem Cylinder wird der
                              									letztere gezwungen, die Drehbewegungen des ersteren mitzumachen, wobei jedoch, da
                              									der Kolben exzentrisch in dem Cylinder gelagert ist, ein geringes Gleiten zwischen
                              									den Kolbenschiebern und der Innenfläche des Cylinders, wie auch zwischen den
                              									Endflächen des Kolbens und den Bodenflächen des Cylinders stattfindet, infolgedessen
                              									stets neue Flächen miteinander in Berührung kommen und ungleiche Abnutzungen
                              									vermieden werden. Die hohle Welle des Kolbens, wie auch die seitlichen Ansätze des
                              
                              									Dampfcylinders sind zwischen Rollen (Fig. 107 und 108) ausserhalb bezw.
                              
                              									innerhalb des Maschinengestells gelagert. Diese Rollen sind aus federnden
                              									Stahlreifen hergestellt, wodurch in radialer Richtung eine zum Zwecke der Abdichtung
                              									zwischen Kolben und Cylinder nötige Spannung erzielt wird. Als andere Vorzüge dieser
                              
                              									federnden Rollen sind ihr geräuschloser Gang, die grosse Haltbarkeit und ihr
                              									geringer Kraft verbrauch anzuführen. Zu ihrer Schmierung genügt der aus dem Cylinder
                              									tretende angefettete Abdampf, so dass auch die Bedienung vereinfacht wird. Damit
                              									Betriebsstörungen selbst nach längerem Arbeiten der Maschine nicht eintreten können,
                              									ist dafür zu sorgen, dass die Bodenflächen des Cylinders mit den Endflächen des
                              									Kolbens und ferner Kolben und Cylinder auch in radialer Richtung in stets dichter
                              									Verbindung bleiben. Ersteres lässt sich nach Entfernung des Stopfens B durch Anziehen eines zwischen Kolben und Cylinder
                              									liegenden abgeschrägten Packungsringes mittels der Schrauben G, letzteres durch die äusseren von Hand stellbaren Schrauben C bewirken. Mittels dieser Vorrichtungen kann
                              									insbesondere auch die Maschine von vornherein genau eingestellt werden. Bezüglich
                              									des Dampfverbrauches sollen die Maschinen einen Vergleich mit den besten hin- und
                              									hergehenden Dampfmaschinen aushalten!
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 211
                              Fig. 109.Hochdruckcylinder zur Verbundlokomobile von Wolf.
                              
                           Die Maschinen werden für Nutzleistungen von 5 bis 100 PS mit 1300 bis 750 minutlichen
                              									Umdrehungen gebaut.
                           Von den im Eingange dieses Berichtes kurz erwähnten Lokomobilen der Firmen R. Wolf in Magdeburg-Buckau und H. Lanz in Mannheim sind letztere bereits 1900 315 654 u. ff. beschrieben.
                           R. Wolf hatte im Maschinengebäude des Marsfeldes eine
                              									Verbundlokomobile auf Tragfüssen mit Einspritzkondensation von 200 PS (maximal 360
                              									PS) und eine fahrbare Lokomobile mit einfacher Schiebersteuerung von 12 PS (maximal
                              									24 PS), ferner in Vincennes zum Betriebe einer Holzimprägnierungsanlage der Firma
                              										Jul. Rütgers in Berlin eine Lokomobile auf
                              									Tragfüssen mit Rider-Steuerung von 12 PS (maximal 25 PS) ausgestellt.
                           Die Verbundlokomobile hat nebeneinander angeordnete Cylinder von 400 bezw. 740 mm
                              									Durchmesser und 600 mm Hub, die, wie bei den von R. Wolf erbauten Lokomobilen üblich, mitsamt dem Aufnehmer im Dampfraume des
                              									Kessels gelagert sind.
                           Der Hochdruckcylinder, Fig. 109, hat Rider-Steuerung,
                              									die unter dem Einflüsse eines von der Kurbelwelle aus mittels Zahnräder betriebenen
                              									Porter-Regulators steht. Die Füllung des Niederdruckcylinders, dessen
                              
                              									Dampfverteilung ein Trickschieber regelt, lässt sich durch ein von Hand stellbares
                              
                              									Exzenter verändern. Die zum Kondensator gehörige einfachwirkende Luftpumpe wird,
                              									gemeinschaftlich mit der Kesselspeisepumpe, von einem Exzenter der Schwungrad welle
                              									betrieben. Als zweite Speisevorrichtung ist ein Injektor vorgesehen. Das mit der
                              									Luftpumpe erzielte Vakuum soll 85 bis 90% betragen und ferner der Nutzeffekt der
                              									Maschine sich bei der Normalleistung auf 87%, bei der Maximalleistung auf 92%
                              									stellen. Die Tourenzahl beträgt 110 in der Minute. Der ausziehbare Röhrenkessel ist
                              									für 10 at Ueberdruck gebaut.
                           Die Leistungen der Lokomobilen stellen sich
                           
                              
                                 bei
                                   0,2
                                   0,3
                                   0,4
                                   0,5
                                 0,55
                                 Füllung
                                 im Hochdruckcylinder
                                 
                              
                                   „
                                 0,48
                                 0,51
                                 0,53
                                 0,55
                                 0,6
                                 „
                                  „   Niederdruckcylinder
                                 
                              
                                 auf
                                 215
                                 265
                                 295
                                 330
                                 360
                                 PSe
                                 
                                 
                              
                           
                              
                                 Kohlenverbrauch
                                 für
                                 1
                                 PSe/Std.
                                 0,7
                                 bis
                                 0,8
                                 kg
                                 (bei etwa 7500 Kal.Heizwert)
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch 
                                 „   
                                 1
                                 „
                                 6,2
                                 „
                                 6,8
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Die fahrbare Lokomobile von 12 PS (nominell) dient hauptsächlich landwirtschaftlichen
                              									Betriebszwecken. Sie leistet bei 145 minutlichen Umdrehungen normal 15 PSe und soll hierbei 1,8 kg Steinkohle bezw. 13,5 kg
                              									Dampf von 10 at Ueberdruck für 1 PSe/Std.
                              									verbrauchen.
                           Die Lokomobile mit Tragfüssen von 12 PS (nominell) hat einen ausziehbaren
                              
                              									Röhrenkessel für 7 at Ueberdruck. Die Maschine leistet mit 110 minutlichen
                              									Umdrehungen bei
                           
                              
                                 0,2
                                 0,3
                                 0,4
                                 Füllung
                                 
                              
                                 16
                                 22
                                 25
                                 PSe.
                                 
                              
                           An Brennmaterial sollen 1,7 bis 1,9 kg Steinkohle, an Dampf 11 bis 12,5 kg für 1
                              										PSe/Std. verbraucht werden.
                           In Bezug auf die angeordneten Reguliervorrichtungen bemerkenswerte Lokomobilen hatten
                              										Richard Garrett and Sons, Limited, Leiston Works,
                              									Suffolk (England) ausgestellt. Die Maschinen arbeiten sämtlich mit einfacher
                              
                              									Schiebersteuerung, die bei den Hochdruckcylindern der Verbundlokomobilen unter dem
                              									Einflüsse eines auf der Schwungradwelle befestigten Flachreglers, Bauart Turner-Hartnell, steht. Zwillingsmaschinen und
                              									eincylindrige Maschinen haben in der Regel einen Kugelregulator, Bauart Pickering, oder einen als „Eklipse“-Regulator
                              									bezeichneten Regler, die beide auf ein entlastetes Glockenventil wirken.
                           Die ausgestellten Dampfturbinen von C. A. Parson und de Laval sind schon 1900 315
                              									673 u. ff. beschrieben.