| Titel: | Das Installationsmaterial für die Oberleitung elektrischer Bahnen. | 
| Autor: | C. Hesse | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 222 | 
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                        Das Installationsmaterial für die Oberleitung
                           								elektrischer Bahnen.
                        Von C. Hesse.
                        (Fortsetzung und Schluss von S. 157 d.
                           								Bd.)
                        Das Installationsmaterial für die Oberleitung elektrischer
                           								Bahnen.
                        
                     
                        
                           4. Weichen und Streckenunterbrecher.
                           Die bei Geleisabzweigungen anzubringenden Weichen (Fig.
                                 										50 bis 52) oder die für Geleiskreuzungen zu
                              									verwendenden Vorrichtungen (Fig. 53 bis 55) bestehen fast ganz oder ausschliesslich aus
                              									Rotguss und unterscheiden sich in solche zum Einlöten (Fig.
                                 										50, 52, 53,
                              										54 und 59) und
                              									solche zum Einklemmen des Fahrdrahtes. Ferner dienen der Rollen- und
                              									Bügelstromabnahme je besondere Konstruktionen, von denen sieben beistehend
                              									abgebildet sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 222
                              Fig. 50.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 222
                              Fig. 51.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 222
                              Fig. 52.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 222
                              Fig. 53.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 222
                              Fig. 54.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 222
                              Fig. 55.
                              
                           Die in Fig. 50 gezeigte gleichseitige Luftweiche zum
                              									Einlöten des Fahrdrahtes ist für Rollenstromabnehmer bestimmt und besitzt gleich den
                              									nicht abgebildeten Weichen dieser Art für Rechts- oder Linksabzweigung der Geleise,
                              									bei denen nur die Stellung der Fahrdrahtanläufe eine entsprechend andere ist, drei
                              									Rillen für den Draht, in die dieser eingelegt und eingelötet wird.
                           Zum besseren und leichteren Einlöten des Drahtes besitzen die Rillen bezw.
                              									Drahtanläufe, wie ersichtlich, einen geteilten Rand, wodurch dieser nach Einlegen
                              
                              									des Drahtes umgebogen werden kann, und so dem Draht schon vor dem Festlöten einen
                              									Halt in der Rille gegeben wird. Da dieser umzubiegende geteilte Rillenrand in
                              									Verbindung mit der Weiche aus Rotguss besteht, so ist bei dem Umbiegen der durch den
                              									geteilten Rand entstandenen Lappen einige Vorsicht anzuwenden, um keinen Bruch
                              
                              									herbeizuführen, wie auch andererseits bei dem immerhin spröden Rotgussmaterial ein
                              									öfteres Zu- und Aufbiegen dieser Lappen ganz zu unterlassen ist. Wenn daher der
                              
                              									richtige Fahrdrahtzug nicht gleich ermittelt und festgelegt werden kann, so hilft
                              									man sich, indem der Fahrdraht, ohne Umbiegen dieser Lappen zunächst provisorisch
                              									durch Umlegen eines dünnen Hilfsdrahtes mit der Weiche verbunden wird. So
                              									selbstverständlich derartiges ist, so lehrt die Praxis, dass die jungen und auch
                              									älteren Monteure doch oft darauf hingewiesen werden müssen.
                           Diese vorgenannte Anordnung wiederholt sich, wie aus den Abbildungen zu ersehen, bei
                              									allen Vorrichtungen dieser Art. Die seitlich vorstehenden Ansätze mit Löchern dienen
                              									zum Aufhängen und Abspannen der Weiche.
                           Die Luftweiche in Fig. 51, ebenfalls für
                              									Rollenstromabnehmerbestimmt, wird zur mechanischen Befestigung bezw. zum
                              									Einklemmen der Fahrdrähte benutzt. Die Abbildung zeigt wiederum eine gleichseitige
                              									Weiche für symmetrische Abzweigung der Fahrdrähte und werden auch diese Weichen' für
                              									rechte oder linke (unsymmetrische) Geleiseabzweigung hergestellt. In jeder
                              
                              									Drahtrille ist auf einer Achse (mit Splint) ein exzentrisches Klemmstück gelagert,
                              									unter das der Fahrdraht in die Rille eingeschoben und durch Umlegen des
                              									exzentrischen Klemmstückes festgeklemmt wird. Zur weiteren Befestigung dient für
                              									jede Rille eine Sechskantschraube. Zwei seitliche Ansätze mit Loch sind auch hier
                              									zum Aufhängen der Weiche vorgesehen. Um die Weichen nach Fig. 50 und 51 isoliert aufzuhängen, wird
                              									bei der Installation derselben zunächst ein Zwischenoder Kugelisolator mit Gabel
                              
                              
                              										(Fig. 13 bezw. 16)
                              									an den seitlichen Oesen der Weichen angebracht und der Abspann- und Aufhängedraht
                              									für die Weiche mit dem anderen Ende des Isolators durch Verdrillung verbunden.
                           Die Weiche Fig. 52, welche für Bügelstromabnehmer
                              									bestimmt ist, ist in der Abbildung bereits mit Kugelisolatoren ausgerüstet und
                              									bedingt diese Konstruktion die Verwendung von Kugelisolatoren mit zwei Oesen (Fig. 14 oder 15). Wie
                              									die Abbildung weiter zeigt, sind bei der Weiche Fig.
                                 										52 noch Flanschen mit Löchern zur anderweitigen Abspannung vorgesehen. Die
                              									Befestigung des Fahrdrahtes erfolgt durch Einlöten.
                           Fig. 53 ist eine unverstellbare bezw. feststehende und
                              										Fig. 54 eine verstellbare Kreuzungsweiche, beide
                              									zum Einlöten des Fahrdrahtes eingerichtet und für Rollenstromabnehmer bestimmt. Die
                              									Einrichtung der Kreuzungsweichen für Bügelstromabnahme weicht nur wenig von. den
                              									abgebildeten und zwar im wesentlichen dadurch ab, dass ein Gleitübergang für den
                              									Bügel, anstatt einer freistehenden Führung für die Rolle, in der Mitte der
                              									Kreuzungsweiche angeordnet ist. Dasselbe gilt entsprechend für die Kreuzungsweichen
                              										Fig. 55 und 59,
                              									welch letztere zugleich als Streckenunterbrecher konstruiert wurde. Im Gegensatz zu.
                              									den Kreuzungsweichen Fig. 53 und 54 dient die Weiche Fig.
                                 										55 zur mechanischen Befestigung des Fahrdrahtes durch Einklemmen desselben
                              									mittels der exzentrischen Klemmstücke. Zar weiteren Befestigung besitzt die Weiche
                              									ebenso wie Fig. 51 für jede Drahteinführung eine
                              									starke Klemmschraube, welche vier Sechskantschrauben in der Abbildung ersichtlich
                              
                              									sind. Auch diese Weiche ist bis auf etwa 20° verstellbar. Wie der Name schon sagt,
                              									werden diese Weichen bei Geleisekreuzungen verwendet, wogegen die anderen Weichen
                              										(Fig. 50 bis 52)
                              									bei Geleisabzweigungen u.s.w. angebracht werden.
                           Die Streckenunterbrecher veranschaulichen die Fig. 56
                              									bis 59 und können diejenigen nach Fig. 56 bis 58 ohne
                              									weiteres sowohl mit Rollen- wie Bügelstromabnehmern befahren werden. Wie schon
                              									ersichtlich, ist der Unterbrecher Fig. 56 der
                              									einfachste (billigste) und besteht aus einer imprägnierten Eichenholzschiene mit
                              									Rotgussschuhen und Mittelstück aus Rotguss. Letzteres hat ein Gewinde (⅝ Zoll) zum
                              									Anschrauben an die Aufhängehalter. Die beiden Rotgussschuhe haben verzinnte Rillen
                              									zum Befestigen des Fahrdrahtes, der in die Rille eingelegt, durch ein senkrechtes
                              									Loch gezogen, in die obere Rille umgelegt und in beiden Rillen jeden Schuhes
                              									festgelötet wird. Eine, weiteren Ansprüchen gerecht werdende Konstruktion ist die des
                              
                              									Unterbrechers Fig. 57, deren beide Rotgussschuhe
                              									durch zwei schmalere imprägnierte Eichenholzleisten (oben und unten), sowie durch
                              									Isolationsstöpsel isoliert verbunden sind. Die Isolationsstöpsel sind durch
                              									verschraubte Metallkapseln zusammengehalten und mit ihren Enden in den
                              									Rotgussschuhen befestigt. Die Rotgussschuhe besitzen ausser den seitlich
                              									vorstehenden Oesen, die sich auch an der mittleren Kapsel der Isolationsstöpsel
                              									vorfindet und zur Aufhängung und seitlichen Abspannung des Unterbrechers dienen, je
                              									ein senkrecht verlaufendes Loch zum Anschliessen des Stromzuführungskabels, welches
                              									in dem Loch mit einer Schraube festgeklemmt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 223
                              Fig. 56.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 223
                              Fig. 57.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 223
                              Fig. 58.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 223
                              Fig. 59.
                              
                           Der Streckenunterbrecher Fig. 58 endlich stellt die
                              									vorteilhafteste Konstruktion dar, und sollte diese, wo es der Kostenpunkt gestattet,
                              									ausgiebigste Verwendung finden. Der Laufrand für die Rolle bezw. den Bügel ist, wie
                              									in der Abbildung ersichtlich, zwischen den Rotgussschuhen durch Scheiben gebildet
                              									und bestehen diese aus etwa 4 mm starken, oval gestalteten Kupferplatten mit
                              									zwischengelegten ebenso starken, etwas kleineren Isolationsscheiben. Kupferplatten
                              									und Isolationsscheiben besitzen in der Mitte ein Viereck und sind zur Verhütung der
                              									Drehung auf ein Vierkanteisen, welches mit Isolationsmasse umpresst ist,
                              									aufgesteckt. Diese Einrichtung ist, wie dabei bemerkt sei, der Fabrikantin, Gesellschaft für Strassenbahnbedarf, gesetztlich
                              									geschützt. Dies isolierte Vierkanteisen findet dann Befestigung in den Schuhen,
                              									wobei auf die Eisenenden je eine Mutter geschraubt ist, die wiederum von einer
                              									runden Isolierhülle umgeben ist (vgl. Fig. 58,
                              									Ausbuchtung der Schuhe). In der Mitte des Unterbrechers bezw. der Scheiben ist noch
                              									ein Rotgussstück angeordnet, welches einerseits dem genannten Vierkanteisen einen
                              									weiteren Halt gibt, andererseits mittels der an dem Stück angebrachten Oesen zur
                              									Abspannung des Unterbrechers dient. Weiter oben verbindet die Schuhe wiederum eine
                              									imprägnierte Eichenholzleiste. Das Ganze ist von einem Schutzdach von Leder bedeckt.
                              									Die Schuhe haben die vielgenannte verzinnte Rille für den Fahrdraht, der wie bei dem
                              									Unterbrecher Fig. 57 eingeführt und befestigt wird.
                              									Die Löcher für die Kabel der Stromzuführung sind bei Fig.
                                 										58 wagerecht, anstatt wie bei Fig. 57 in
                              									senkrechter Lage, vorgesehen. Bei dem Unterbrecher Fig.
                                 										58 wird das Funken beim Durchlaufen der Stromabnehmer vermieden und
                              									erhielten diese daher die Bezeichnung „Streckenisolator mit
                                 										Funkenunterbrechung“.
                           Die in Fig. 59 dargestellte Vorrichtung vereinigt, wie
                              									gesagt, eine Kreuz weiche mit Streckenisolator mit Funkenunterbrechung.Derselbe
                              									ist verstellbar und für Rollenstromabnehmer bestimmt.
                           Hier findet, wie aus einem Vergleich mit den Abbildungen Fig. 54 und 58 hervorgeht, eine
                              									Kombination statt und wird nach allem Vorgesagten die Konstruktion aus der Abbildung
                              										Fig. 59 ohne weiteres verständlich sein.
                           Was die Anwendung der Streckenunterbrecher Fig. 56 bis
                              										58 betrifft, so werden diese, insbesondere die
                              									beiden letzteren, in üblicher Weise, alle etwa 500 m, in die Fahrdrahtleitung
                              									eingeschaltet, da hier eine Strecken(Fahrdraht-)unterbrechung stattfindet, und die
                              									Stromzuführungskabel (über einen Schaltkasten) an den Fahrdraht angeschlossen
                              									werden.
                           
                        
                           5. Schalt- und Sicherungsapparate.
                           Die Streckenschalt- und Sicherungsapparate, sogen. Schaltkästen (Fig. 60), werden bekanntlich an den Masten, Gebäuden
                              									u.s.w. in nächster Nähe der Geleise angebracht. Die Unterteilung der Strecken
                              									erfolgt für gewöhnlich alle 500 m. Die Speiseleitung wird hier über den Schaltkasten
                              									über den Streckenunterbrecher (Fig. 57 und 58) mit der Trolleyleitung verbunden bezw. bei einer
                              									Betriebsstörung getrennt. Die Unterbrechung geschieht durch Oeffnen und
                              									Herunterlegen des Kastendeckels. Auf der inneren Seite des Deckels sind auf
                              									isolierender Platte zwei durch einen Kupferstreifen verbundene Messingschneiden
                              									befestigt, die bei geschlossenem Kasten zwischen Kupferfedern im Kasteninneren
                              									eingreifen. Diese Kupferfedern sitzen auf einer Rotgussplatte, die mit einer
                              									Kabelanschlussöse versehen ist. Die untere Platte bezw. Oese wird mit der
                              									Speiseleitung des stromliefernden Werkes und die obere mit dem Zuleitungskabel des
                              									Streckenunterbrechers der Trolleyleitung verbunden. Mithin ist bei geschlossenem
                              									Kasten eine Verbindung in der Speiseleitung hergestellt, die durch das Oeffnen des
                              
                              									Kastens sofort unterbrochen wird. Alsdann kann auf der dadurch stromlos gewordenen
                              									Strecke am Fahrdraht hantiert werden. Um nun zu verhindern, dass durch ein
                              									Schliessen des Kastens von unberufener Hand vorzeitig Strom in die stromlos gemachte
                              									Strecke gegeben wird, ist die Einrichtung derart, dass der die Schneiden auf dem
                              
                              									Kastendeckel verbindende Kupferstreifen leicht abnehmbar ist. Zu diesem Zwecke ist
                              									dieser wiederum federnd einsteckbar, oder durch Flügelmuttern befestigt, angeordnet.
                              									Wenn nun der verschlossene Kasten geöffnet wird, so nimmt der Monteur sogleich den
                              									Kupferstreifen heraus und schliesst dann den Kasten wieder, wobei mangels einer
                              									metallischen Verbindung zwischen den beiden Polen eine Stromunterbrechung bis zum
                              									Wiedereinsetzen des Kupferstreifens besteht. Nach Beendigung der Streckenarbeiten
                              									bedarf es dann nur wieder des Oeffnens und Schliessens des Kastens mit dabei
                              									erfolgenden Einschiebens des Kupferstreifens.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 223
                              Fig. 60.
                              
                           Der Kasten selbst besteht aus Grauguss. Der innere Boden des Kastens und Deckels sind
                              									mit einer starken Isolierplatte versehen und auf diese werden die Metallteile
                              									aufgeschraubt. Die Befestigung der Isolierplatten am Kasten und Deckel einerseits
                              									und der Metallteile auf den Isolierplatten andererseits muss natürlich derart
                              									geschehen, dass ein Stromübergang von den Metallteilen (Kabelschuhen) zu dem Kasten
                              									ausgeschlossen ist.
                           Die Sicherungskästen unterscheiden sich fabrikationsmässig von den vorgenannten
                              									Schaltkasten dadurch, dass an der Stelle des Kupferstreifens ein gebogener
                              									Silberoder Bleistreifen (vgl. Fig. 60) eingeschaltet
                              									ist. Auch sind die Wände des Kasteninnerns vollständig mit Isolationsplatten
                              									bekleidet. Bei geöffnetem Kasten wird wieder eine Unterbrechung der Speiseleitung
                              									bewirkt, während bei geschlossenem Kasten die Verbindung der Speiseleitung über den
                              									Sicherungsstreifen geschieht.
                           Da die Speisekabel im Elektrizitätswerk und auf den Verteilungsstellen durch
                              									Sicherungen geschützt sind, so wird es vielfach nicht erforderlich sein,
                              									Streckenausschalter mit Sicherungen anzuwenden. Der grösseren Sicherheit und
                              									Vorsicht halber würde man alle Streckenausschalter mit Sicherungen versehen und
                              									letzt beschriebene Type ausschliesslich ausgestalten können, wenn dem nicht andere
                              									Umstände entgegenstehen. Hierzu gehört das erschwerte und zeitraubende Auffinden und
                              									Auswechseln einer etwa durchgebrannten Sicherung im jeweiligen Streckenausschalter,
                              									Beschädigungen im Kasten, die beim Durchbrennen einer Sicherung leicht auftreten
                              									u.s.w.
                           Die genannten Schaltkasten unterscheiden sich im weiteren wieder in solche für
                              									untere, seitliche und hintere Kabeleinführung. Ausser diesen meist verwendeten
                              									Modellen fabriziert dann die Gesellschaft für
                                 										Strassenbahnbedarf noch Streckenausschalter, deren Aus- und Einschaltung,
                              									anstatt lediglich durch Oeffnen des Kastens und Umlegen des Deckels, durch Hebel-
                              									und Momentausschalter erfolgt, und wobei die Bildung eines Lichtbogens, der, wenn
                              									auch in beschränktem Masse, bei sonstigen Ausschaltern eintreten kann, ganz
                              
                              									vermieden wird. Der Momentausschalter selbst, welcher in dem Kasteninneren eingebaut
                              									ist, dürfte nichts wesentlich Neues bieten, und sei daher von der näheren
                              									Beschreibung ausgeschlossen.
                           Zu dem Kapitel der Streckenschaltapparate sei der Streckenblitzableiter für Bahnen
                              										(Fig. 61) gezählt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 224
                              Fig. 61.
                              
                           Da die blanken Fahrdrähte ganz besonders bei einem Gewitter den atmosphärischen
                              									Entladungen ausgesetzt sind, und viele Schäden hervorrufen können, so muss der
                              									atmosphärischen Entladung eine Ableitung zur Erde gegeben werden. Dies geschieht
                              									durch die Verwendung von Blitzschutzapparaten. Die Anbringung eines
                              									Stangenblitzableiters würde wohl auch geeignet sein, den Blitz anzuziehen und an
                              									dieser Stelle abzuleiten, bürgt aber doch nicht dafür, dass auch Entladungen an
                              									anderen Stellen (Fahrdraht) erfolgen, und Gefahren und Schäden für Dynamomaschinen
                              									des stromliefernden Werkes, der Wagenmotoren u.s.w. herbeiführen. Wenn nun die
                              									Anbringung eines Blitzschutzapparates auch nicht unbedingt jede Gefahr beseitigt, so
                              									vermindert sie diese doch und zwar in dem Masse der zweckmässigen Konstruktion der
                              									Blitzschutzapparate.
                           Der von der Gesellschaft für Strassenbahnbedarf erzeugte
                              									Blitzschutzapparat mit selbstthätiger Funkenlöschung besteht im Aeusseren aus einem
                              									imprägnierten Eichenholzkasten, dessen Deckel in beistehender Abbildung aufgeklappt
                              									dargestellt ist. Der montierte und geschlossene Apparat wird von einem besonderen
                              									Ueberkasten zum Schütze gegen Witterungseinflüsse besonders geschützt. Dieser
                              									Ueberkasten ist in beistehender Abbildung fortgelassen.
                           Im Kasteninneren, der mit Isolation besonders ausgekleidet ist, sind die Spule mit
                              									Polschuhen, der besonders präparierte, einen Vorschaltwiderstand bildende Kohlenstab
                              
                              									mit Schieber und auf dem Deckelinneren ein Porzellanstück mit Oeffnung zum
                              									Lufteintritt und zwei Rotgussösen untergebracht. Bei geschlossenem Kasten sind
                              									Kasten und Deckelteile durch Metallschneiden am Deckel und Federn im Kasten
                              									stromverbindend vereinigt.
                           Von den aus der Kasten wand vorstehenden Anschlussklemmen dient die eine zum
                              									Kabelanschluss an den Fahrdraht, die andere zum Anschluss der Erdableitung. Bei
                              									atmosphärischer Entladung entsteht unter Bildung eines Lichtbogens im Apparat
                              									folgender Stromübergang bis zum Wiedereintreten der Funkenlöschung:
                           Von dem Fahrdraht über die Fahrdrahtanschlussklemme des Apparates, über die
                              									Kohle (bis zu dem auf dieser befindlichen Schieber), einen Metallwinkel als
                              									Verbindungsstück, den Lichtbogen zur Erdanschlussklemme des Apparates. Bei der
                              									Entstehung des Lichtbogens, der wiederum nur bei atmosphärischer Entladung sich
                              									bildet, wird nun aber der Magnet in dem Apparat erregt, da die Spule des
                              									Elektromagneten im Nebenschluss und zwischen der oben genannten Kohle und der
                              									Erdableitungsklemme liegt. Dieser Nebenschlusswiderstand wird gebildet durch die
                              									Spulenbewickelung und einen Teil der Kohle und ist veränderbar durch die Verstellung
                              									des oben genannten auf der Kohle befindlichen Schieberklemmstückes. Letzteres wird
                              									daher auf der Kohle entsprechend eingestellt.
                           Wiewohl die Einstellung des Apparates nach der Fabrikation erfolgt, so ist diese nach
                              									beendeter Installation bezw. vor Ingebrauchnahme des Apparates nochmals zu prüfen,
                              									da bei dem Transport und der Anbringung eine Veränderung immerhin nicht ganz
                              									ausgeschlossen ist.
                           Von den bei elektrischen Bahnen sonst noch gebräuchlichen Blitzschutzapparaten sind
                              									noch zu nennen die mit elektromagnetischer Auslösung, bei denen die Entladung
                              									zwischen zwei Kohlenstäben vor sich geht, und durch die Spule eines Elektromagneten
                              									und eines drehbaren Hebels erfolgt, ferner die Blitzableiter mit Funkenlöschung mit
                              									Oel, bei denen zwei hintereinander geschaltete Funkenstrecken vorgesehen sind. Ein
                              									von dem ersten Uebergangsfunken nachgezogener Gleichstrom erregt eine
                              									Elektromagnetspule, welche zwei unter Oel sitzende Spitzen auseinander zieht,
                              									während die atmosphärische Entladung durch die zweite Funkenstrecke zur Erde geht.
                              									Diese Apparate haben aber den Nachteil, dass sie schlecht im Freien anzubringen und
                              									zu verwenden sind. Vorzüge haben in dieser Hinsicht entschieden die einfachen
                              									Spitzen- und Stangenblitzableiter, die aber bei elektrischen Bahnen nur dem Blitz
                              									Gelegenheit zum Uebergang nach der Erde geben, nicht aber eine in die
                              									Fahrdrahtleitung bereits übergegangene Entladung aus dieser wieder abzuleiten
                              									vermögen und deshalb nicht ausreichend sind.
                           
                        
                           6. Stromabnehmer und Zubehöre.
                           Die beiden Arten der Wagenkontakte, die Stromabnehmer mit Rollen und die mit Bügel
                              									haben beide ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Der Bügelstromabnehmer hat den
                              									Nachteil, durch das Schleifen am Fahrdraht diesen abzunutzen, wogegen er den Vorzug
                              									der besseren Kontaktgabe bietet und durch die breitere Auflagfläche befähigt ist,
                              									Horizontalschwankungen des Fahrdrahtes ohne abzugleiten leichter aufzunehmen, wie
                              									dies bei dem Rollenstromabnehmer der Fall ist. Letzterer nutzt nun wieder den
                              									Fahrdraht durch die Abwälzung an demselben nicht ab, springt dagegen leicht aus und
                              									hat dadurch öfter Betriebsstörungen in der Folge. Der für das Auge gefälligere
                              									Stromabnehmer ist entschieden diese mit Rollen versehene Kontaktstange, die in einem
                              									drehbaren Untergestell befestigt ist (Fig. 62). Dies
                              									Untergestell besteht nach Fig. 62 aus einem auf der
                              									Wagendecke anzuschraubenden Gussteller mit einer Eisenachse, auf der ein
                              
                              									Federspanner horizontal drehbar angeordnet ist. An dem Federspanner ist ein
                              									zweiarmiges Segment befestigt und dient zur Aufnahme der federnden Stange mit der
                              									Rolle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 224
                              Fig. 62.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 224
                              Fig. 63.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 224
                              Fig. 64.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 224
                              Fig. 65.
                              
                           Dies Segment ist vertikal drehbar und gestattet ein Umlegen
                              									der Stange, wobei die unteren Kanten des Segments auf Tombakfedern schleifen, die einerseits
                              									am Segment befestigt sind, andererseits mit Spiralfedern des Federn Spanners in
                              
                              									Verbindung stehen. An Spiralfedern sind sechs hintereinander angeordnet, die an
                              									einer Querstange gemeinsamen Halt finden, und durch eine Spannschraube auf ihre
                              									Spannwirkung einstellbar sind.
                           Die zu verwendenden federnden Stangen aus Stahlrohr sind in ihren Längen verschieden
                              									und nach dem Abstand vom Wagen zum Fahrdraht zu wählen; zumeist werden Stangen von
                              									4,5 m verwendet. Am oberen Ende der Stange sitzt ein Rollenkorb (Fig. 64). Zwischen den Korb und die Stange ist ein
                              									Kniestück (Fig. 63) zu fügen, wodurch auch eine
                              
                              									Drehbarkeit der Rolle mit Korb an der Stange geschaffen werden kann. Durch Anziehen
                              
                              									einer Schraube ist das Drehen abzustellen.
                           Die Rolle zeigt Fig. 65. Die Ausführungen der Rolle
                              									weichen etwas, aber belanglos, voneinander ab. Einen Unterschied bilden im
                              									wesentlicheren Rollen mit und ohne Graphitschmierbehälter, wodurch eine
                              									selbstthätige Schmierung der Achsenlager erzielt werden soll; in Verbindung hiermit
                              									steht die Beschaffenheit der Büchsen in den Rollen. Neben der Ausführung der
                              									vorbeschriebenen Rollenstromabnehmer bestehen noch andere, aber weniger verwendete
                              									Typen, insbesondere diejenige, welche anstatt sechs kleineren Spiralfedern eine
                              									einzige stärkere Spiralfeder besitzt, wodurch der Federspanner entsprechend anders
                              									gestaltet ist. Die den Bügelstromabnehmern anhaftenden Nachteile sind durch die
                              									Ausbildung der Reibungsflächen mit Schmiernuten und Metallüberzug (Patent Siemens und Halske) wesentlich behoben worden. Das
                              									Untergestell des Bügelstromabnehmers bedingt einen viel grösseren Raum auf der
                              									Wagendecke und ist gleichfalls unter Verwendung von Spiralfedern derart konstruiert,
                              									dass der Bügel mit dem Federbock in der Fahrrichtung umlegbar und seitlich
                              									verschiebbar ist.
                           Wie bei allen Gebrauchsgegenständen, so gibt es auch bei den Stromabnehmern und
                              									seinen Zubehören alle möglichen Ausführungsarten, die aber mehr oder weniger nur auf
                              									dem Papier sich befinden. Entscheidend für die Anwendung bleiben die Erfahrungen,
                              									welche von den Betriebsgesellschaften gewonnen, und die Vorschriften, die von den
                              
                              									Korporationen und Behörden gegeben werden. (Ueber Wagenausrüstungen vgl. Schiemann, Bau und Betrieb elektrischer Bahnen.)
                           
                        
                           7. Verschiedene ZubehöreUeber
                                    											Schienenverbinder für elektrische Bahnen vgl. D.p.
                                       												J. 1898 308 178 u. ff. Ueber
                                    											Schutzvorrichtungen für Hochspannungsanlagen vgl. D.
                                       												p. J. 1899 313 * 119.
                           Zu den Installationsmaterialien gehören weiter die Verbindungsmuffen, die zur
                              									Verbindung der Fahrdrähte dienen. Die Fahr drahten den werden bei der Muffe Fig. 66 eingelötet, bei
                              									der Muffe Fig. 67, die
                              									aus drei zusammenschraubbaren Teilen besteht, eingeklemmt und verschraubt.
                           Fig. 69 ist eine
                              									Hausrosette zum Anbringen der Aufhängedrähte für die Fahrdrahthalter. Die Rosette
                              									hat ein drehbares Mittelstück, welches eine Gabel (Fig. 70) besitzt.In
                              									dieser Gabel wird ein Schalldämpfer (Fig. 72) befestigt und
                              									dieser Schalldämpfer wiederum mit einem Abspannisolator verbunden, an den dann der
                              									Abspanndraht verdrillt angebracht wird. Zur Befestigung der Rosetten an den Gebäuden
                              									dienen Keilschrauben (Fig.
                                 										71). Die Ausbildungen der Rosetten sind wiederum verschieden und als
                              									sogen. Quer- und Hochrosetten, je nach der Stellung des drehbaren Mittelstückes
                              									bezeichnet. Auch werden je nach der Beschaffenheit der Befestigungspunkte am
                              									Gebäude, Rosetten mit zwei oder vier Befestigungsstellen (Löchern) zu verwenden
                              									sein. Endlich sind auch Rosettentypen durch andere Gestaltung des Mittelstückes mit
                              									Gummieinlagen versehen und dadurch direkt mit Schalldämpfung ausgestattet, wodurch
                              									sich die Verwendung eines besonderen Schalldämpfers erübrigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 225
                              
                           Fig. 68 zeigt eine
                              									kleine Spannschraube ohne Isolationskörper. Die Abbildungen Fig. 73 bis 75 dienen zum Schutz der
                              									Telephonleitungen beim Herabfallen und Aufliegen auf der Fahrdrahtleitung. Auf dem
                              									Fahrdraht werden sogen. Messingreiter durch Anklemmen oder Auflöten befestigt. Auf
                              									diese Reiter werden imprägnierte Holzleisten geschoben und an den Enden durch
                              									Aufstecken eines Schutzhaken (Fig. 74) der herabgefallene Telephondraht behindert, von dieser
                              									Isolierleiste abzurutschen und auf den blanken Fahrdraht zu gelangen. Demselben
                              
                              									Zwecke dienen die Schutzbügel Fig. 75, die einen im Zuge des Fahrdrahtes und der Schutzleisten
                              
                              									befindlichen Fahrdrahthalter überbrücken.