| Titel: | Ueber den Wirkungsgrad der Verbrennungskraftmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 251 | 
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                        Ueber den Wirkungsgrad der
                           									VerbrennungskraftmaschinenNach einem Vortrage von
                                 											R. Mewes, gehalten am 14. Januar d. J. im Mitteleuropäischen Motorwagen-Verein zu
                                    									Berlin..
                        Ueber den Wirkungsgrad der Verbrennungskraftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Natur, in der wir leben und weben, von einem einheitlichen, allumfassenden
                              									Gesichtspunkte aus zu begreifen, die in diesem grossen Mechanismus wirksamen Kräfte
                              									und die Gesetze, denen sie gehorchen, zu entdecken und sie dadurch dem Allgemeinwohl
                              
                              									dienstbar zu machen, das ist der höchste Genuss des Menschengeistes; denn gerade die
                              									Kenntnis und Ausnutzung der Naturkräfte bedingt in erster Linie die geistige und
                              									politische Ueberlegenheit der modernen Kulturvölker gegenüber den Naturvölkern.
                           Eine unendliche Menge von Kraft durchströmt als Wärme, Licht, Elektrizität und
                              									Magnetismus in Wellenform mit Blitzesschnelle das Weltall, von einem Stern zum
                              									anderen in ewigem Wechsel kreisend. Der Träger und Vermittler dieser unendlichen,
                              									uns vornehmlich von der Sonne als Wärme stetig zugestrahlten Energie ist der Aether,
                              									ein äusserst dünnes und elastisches Medium. Die Kraft der Aetherschwingungen,
                              									insbesondere der Sonnenstrahlen, zu sammeln und zu nutzbringender Arbeit zu zwingen,
                              									gehört zu den höchsten und wichtigsten Aufgaben des Technikers und Maschinenbauers.
                              									Da jedoch die erste Aufgabe infolge der seit Jahrtausenden in den Kohlenlagern,
                              									Torfmooren und Erdölquellen aufgespeicherten Sonnenenergie von der Natur noch auf
                              									Jahrhunderte hinaus selbst bei verschwenderischem Hausen mit den natürlichen
                              									Brennstoffen in denkbar bequemer Weise gelöst ist, so kann der Maschinenbauer mit
                              									all seiner Kraft der Lösung des zweiten, weit einfacheren Problems, nämlich der
                              									Umsetzung der vorhandenen Wärmekräfte in mechanische Nutzarbeit, sich widmen. Hierzu
                              									ist jedoch nicht nur ernstes Wollen und gereiftes technisches Können, sondern vor
                              									allen Dingen auch eine sichere Kenntnis des Aethers und seiner Gesetze, insbesondere
                              									aber der Druck-, Volum- und Temperaturbeziehungen der beiden kraftvermittelnden
                              									Stoffe, der Gase und Dämpfe, erforderlich; denn unsere modernen Wärmekraftmaschinen,
                              									die Dampf- und Verbrennungskraftmaschinen, setzen ja die Kraft der Verbrennungswärme
                              									der Brennstoffe lediglich durch Vermittelung hochgespannten Dampfes oder
                              									hochgespannter Explosionsgase in mechanische Arbeit um.
                           Bei einer Behandlung des Wesens, des Wirkungsgrades und der Verwendbarkeit der
                              									Wärmekraftmaschinen kann man einmal die Konstruktion und beobachtete
                              									Leistungsfähigkeit wirklich ausgeführter Maschinen als Massstab der Beurteilung zu
                              									Grunde legen; dann würde man die grosse Zahl der bekannten mehr oder weniger
                              									leistungsfähigen Verbrennungskraftmaschinen, welche hier vorwiegend betrachtet
                              									werden sollen, beschreiben und deren Konstruktionsprinzipien darlegen müssen. Diese
                              									Aufgabe, welche eine ausserordentlich grosse Erfahrung im Bau der
                              									Verbrennungskraftmaschinen erfordert, ist bereits in guten Hand- und Lehrbüchern,
                              									wie z.B. in denjenigen von Schöttler, Witz u.a., in
                              									recht ausführlicherund sachgemässer Weise gelöst worden, so dass ein Eingehen
                              									auf das allerdings sehr interessante Gebiet hier nicht erforderlich ist. Im
                              									Gegensatz dazu will ich das vorliegende Thema nicht als Praktiker, sondern
                              									entsprechend den in der Einleitung gegebenen Andeutungen als Theoretiker gerade
                              									umgekehrt von einfachen und umfassenden wärmetheoretischen Gesichtspunkten aus
                              									behandeln und versuchen, erstlich die verschiedenen Maschinentypen nach ihren
                              									Arbeitsprozessen in grosse, dem inneren Wesen nach gleichartige Gruppen einzuordnen,
                              									zweitens nach Prüfung der Grundgleichungen der Thermodynamik den bezw. die höchst
                              									möglichen Wirkungsgrade der einzelnen Maschinengattungen theoretisch zu ermitteln
                              									und schliesslich die Verwendbarkeit der einzelnen Maschinentypen für Motorwagen kurz
                              									klarzulegen.
                           Die ersten Dampfmaschinen, z.B. die atmosphärische Dampfmaschine von Newcomen, arbeiteten mit Wärmeunterdruck, so dass infolge der Kondensation des im Arbeitscylinder
                              									der Atmosphäre das Gleichgewicht haltenden Dampfes von 100° C. nach dem Einspritzen
                              									des Kühlwassers ein Unterdruck im Cylinderinnern entstand und der Kolben durch den
                              									äusseren Atmosphärendruck arbeitleistend niedergedrückt wurde. Sodann ging man seit
                              										Watt über zu Dampfmaschinen, welche statt mit
                              									Unterdruck mit Wärmeüberdruck arbeiteten, d.h. man
                              									baute Hochdruckmaschinen mit Auspuff wie die Lokomotiven; hierauf baute man grosse
                              									stationäre Dampfmaschinenanlagen, welche sowohl den Wärmeunterdruck als auch den
                              									Wärmeüberdruck nutzbar machten. Neuerdings hat man den Wirkungsgrad der
                              									Dampfmaschinen, um mit den Verbrennungskraftmaschinen konkurrieren zu können, durch
                              									Anwendung überhitzten Dampfes und durch Vereinigung einer Kaltdampfmaschine mit der
                              									an die Grenze der Leistungsfähigkeit angelangten reinen Dampfmaschine zu erhöhen
                              									versucht. Der Entwickelungsgang der Dampfmaschine zielt also im Grunde genommen
                              									darauf ab, unter Beibehaltung der niedrigsten von Watt
                              									schon erstrebten Kondensatortemperatur von 38° C. das Temperaturintervall durch
                              
                              									Anwendung überhitzten Dampfes zu vergrössern. Die moderne Dampfmaschine strebt also
                              									einem Arbeitsgang zu, wie er in thermischer Hinsicht bei den
                              									Verbrennungskraftmaschinen, welche ja stets mit zu stark überhitzten permanenten
                              
                              									Gasen arbeiten mussten, von Anfang an durchgeführt wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 251
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 251
                              Fig. 2.
                              
                           Die Gas- und Petroleummaschine, welche erst durch die Leistungen von Otto ihre heutige, im wesentlichen noch
                              
                              									nicht überholte praktisch brauchbare Ausführungsform erhalten hat, führt den
                              									Arbeitsgang in der Weise aus, dass das angesaugte Arbeitsgemisch (Luft und
                              									Brennstoff) bis nahe an die Entzündungstemperatur ziemlich adiabatisch komprimiert,
                              									sodann nach Ueberschreitung des Totpunktes das Gemisch entzündet und nach erfolgtem,
                              									adiabatisch sich vollziehendem Arbeitshub die Verbrennungsgase ausgepufft werden.
                              									Das Arbeiten erfolgt somit im Viertakt, was auch beim Diesel-Motor der Fall ist;
                              									letzterer ist nur eine dadurch verbesserte Gas- oder Petroleummaschine, dass nicht
                              									das Arbeitsgemisch, sondern nur die Verbrennungsluft adiabatisch, und zwar zwecks
                              
                              									Ermöglichung höherer Spannung allein bis über die Entzündungstemperatur komprimiert
                              									und nach der Totpunktlage der Brennstoff eingespritzt wird und dann adiabatische
                              									Expansion wie beim Otto-Motor erfolgt. Otto- und Diesel-Motor unterscheiden sich nur
                              									durch die Grosse des erreichbaren Höchstdruckes, weisen aber sonst bezüglich des
                              									Arbeitsvorganges wesentliche Unterschiede nicht auf. Der diesbezügliche
                              									Arbeitsvorgang, welcher in dem Diagramm in Fig. 2
                              
                              									durch die beiden Adiabaten gekennzeichnet wird, entspricht im grossen und ganzen dem
                              										Carnot'schen Kreisprozess nach dem Diagramm in Fig. 1. Die bisherigen im Zweitakt arbeitenden
                              									Verbrennungskraftmaschinen, wie z.B. diejenigen von Oechelhäuser und Johnston, haben nur die
                              
                              									Pumpe vom Arbeitscylinder abgetrennt, im übrigen aber den Arbeitsprozess der
                              									Gasmaschinen beibehalten. Alle diese Maschinen nutzen nur den Wärmeüberdruck aus.
                           Im Gegensatz zu denselben wird bei den Druckluftmaschinen, wie solche in bester
                              									Konstruktion schliesslich bei der Pariser Druckluftanlage von Popp und den Riedinger-schen Druckluftanlagen vielfach in Anwendung gekommen sind, auch der
                              									durch Wasserkühlung bei isothermischer Kompression gewonnene Wärmeunterdruck mit nutzbar gemacht, da ja im Falle isothermischer
                              									Verdichtung infolge der Wasserkühlung Volumenverminderung eintrittt, und somit
                              									weniger Luftverdichtungsarbeit zu leisten ist. Es bedeutet dies gegenüber den mit
                              									adiabatischer Kompression arbeitenden Maschinen einen wesentlichen Vorteil, da so
                              									ein erheblich wirkungsvolleres Temperatur gefalle trotz geringerer
                              									Verdichtungsarbeit erhalten wird. Dieser Vorteil wurde durch die von Prof. F. M. Gutermuth mit den Riedler-schen Druckluftmaschinen und Kompressoren angestellten Versuche
                              
                              									vollkommen bestätigt, wie dies kürzlich in einer Arbeit auf S. 177 d. Bd. gezeigt
                              									wurde. Danach werden für die effektive Pferdekraftstunde bei Vorwärmung der
                              									Druckluft durch Vorwärmöfen oder Wasserdampfeinspritzung nur etwa 700 Wärmeeinheiten
                              									oder 0,09 kg Kohle verbraucht. Die Expansion bei den Druckluftmaschinen erfolgt
                              									ebenso wie bei den Verbrennungskraftmaschinen adiabatisch. Bei den Maschinen mit
                              									Wasserdampfeinspritzung und Vorwärmung bis auf 300° C. wurde ein Arbeitsgewinn von
                              									30% über die Kompressorleistung hinaus erhalten. Die Arbeitsweise der
                              									Druckluftmaschinen mit Vorwärmung mittels Ofens ist vorbildlich für den Mewes-Motor
                              										(D. p. J.
                              									315 * 267) gewesen; derselbe unterscheidet sich von den
                              									mit Vorwärmung durch Oefen arbeitenden Druckluftmaschinen nur dadurch, dass der
                              
                              									Verbrennungsvorgang in der Druckluft nach Einführung des Brennstoffes in eine
                              									Verbrennungskammer vor sich geht, also die Wärme nicht von aussen durch die
                              									Heizwandungen hindurch zugeführt zu werden braucht. Für den Kreisprozess sind
                              									dieselben Formeln massgebend, da die Druckluft ebenfalls möglichst isothermisch
                              									erzeugt wird, und die durch die Verbrennung in der Brennkammer erhitzte Pressluft
                              									arbeitleistend adiabatisch sich ausdehnt.
                           Dagegen ist der zweite Typus der Druckluftmaschinen, bei denen die Vorwärmung durch
                              
                              									Dampfeinspritzung erfolgt, für die in dem D. R. P. Nr. 113899 beschriebene
                              									geschlossene Feuerung massgebend gewesen; denn diese stellt nichts anderes als eine
                              									direkte Vereinigung einer Dampfmaschine mit einer Verbrennungskraftmaschine dar. Der
                              									Arbeitsprozess ist jedoch ebenfalls derselbe, wie bei der Druckluftmaschine, da ja
                              									auch hier die hochgespannte Verbrennungsluft isothermisch verdichtet wird. Die
                              									genannten Maschinen arbeiten, wie aus Vorstehendem ersichtlich ist, zugleich mit
                              									Wärmeunter- und -überdruck. Nach dem gleichen Prinzip arbeitet auch die in dem D. R.
                              									P.Nr. 112406 beschriebene Heissluftmaschine von D. A.
                                 										Casalonga.
                           Die neuesten Verbrennungskraftmaschinen suchen also, wie dies ja wegen des zu grossen
                              
                              									Wärmeüberschusses ganz natürlich ist, durch Benutzung des Wärmeunterdruckes ein
                              									höheres Temperaturgefälle, und zwar in praktisch möglichen Grenzen und Lagen, durch
                              									Herab drückung der Höchsttemperatur zu schaffen und nähern sich daher den
                              									Dampfmaschinen mit überhitztem Dampf bedeutend, wie dies beispielsweise auch bei dem
                              										Pictet'schen Luftwassermotor der Fall ist. Das
                              
                              									Diagramm dieser Maschinen wird durch die isothermische Druckkurve und eine der
                              									adiabatischen Expansionskurven in Fig. 2 der
                              									Hauptsache nach gekennzeichnet.
                           Den theoretischen Wirkungsgrad der Verbrennungskraftmaschinen hat man bisher nach dem
                              										Carnot-Clausius-schen Satze in der Weise berechnet,
                              									dass man den Quotienten aus dem Temperaturunterschied zwischen der Wärme- und
                              									Kühlquelle durch die Temperatur der Wärmequelle bildete, also setzte:
                           
                              \eta=\frac{T_1-T_0}{T_1}=1-\frac{T_0}{T_1}.
                              
                           Noch heute rechnen die Maschineningenieure nach dieser Formel; dies ist aber nicht
                              									richtig, da der Carnot-Clausius'sche Satz oder der
                              									zweite Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie nicht richtig ist, wie ich in den
                              									nachfolgenden Ausführungen auf zwei verschiedenen Wegen nachweisen werde.
                           Der Carnot'sche Kreisprozess, der in dem Diagramm in
                              										Fig. 1 dargestellt ist, erfolgt zwischen zwei
                              									Adiabaten und zwei Isothermen, indem das kraftübertragende Mittel (permanentes Gas)
                              									zunächst von T0 und p0 at adiabatisch bis
                              									auf T1 und p1 at verdichtet wird,
                              									dann isothermisch bis auf p2 at, hierauf weiter adiabatisch bis auf T0 und p0 at sich ausdehnt und schliesslich durch
                              
                              									isothermische Kompression auf T0° und p0 at, d.h. in seinen Anfangszustand zurückgeführt
                              									wird. Um den theoretischen Wirkungsgrad zu erhalten, muss man die ganze gewonnene
                              									mechanische Arbeit in Wärmemass durch die gesamte in den Prozess während der
                              									isothermischen Expansion eingeführte Wärmemenge dividieren. Bei der adiabatischen
                              
                              									Kompression wird aufgebraucht die Arbeit
                           L1 = –
                              										cv (T1 – T0)
                           bei der isothermischen Expansion wird gewonnen die Arbeit
                           
                              L_{II}=+A\,R\,T_1\,ln\,\frac{p_1}{p_2},
                              
                           bei der adiabatischen Expansion wird gewonnen die Arbeit
                           
                              L_{III}=+c_v\,(T_1-T_0),
                              
                           durch Ueberwindung des Atmosphärendrucks wird verbraucht die
                              									Arbeit
                           
                              L_{IV}=-A\,p_0\,\left(\frac{v_0}{p_3}-v_0\right),
                              
                           davon wird bei der isothermischen Kompression von p3 auf p0 wieder gewonnen
                           
                              L_V=+A\,R\,T_0\,ln\,\frac{p_0}{p_3},
                              
                           durch die isothermische Kompression selbst wird verbraucht die
                              									Arbeit
                           
                              L_{VI}=-A\,R\,T_0\,ln\,\frac{p_0}{p\,p_3},
                              
                           also in Summa gewonnen
                           LII – LVI – (LIV – LV).
                           Die Differenz (LIV – LV) ist in dem Diagramm in Fig. 1 durch die
                              
                              									schraffierte Fläche dargestellt; dieser Arbeitsverlust ist von Carnot und Clausius nicht
                              
                              									berücksichtigt worden, und hierin ist ganz allein der Grund zu suchen, warum der
                              									theoretische Wirkungsgrad nicht mit der indizierten Leistung übereinstimmt. Mit
                              									Rücksicht hierauf erhält man für den theoretischen oder indizierten Wirkungsgrad des
                              										Carnot'schen Kreisprozesses die Gleichung
                           
                           
                              
                              \eta=\frac{L_{II}-L_{VI}-(L_{IV}-L_V)}{L_{II}}=\frac{L_{II}-L_{IV}}{L_{II}}
                              
                           
                              \eta=\frac{A\,R\,T_1\,ln\,\frac{p_1}{p_2}\,A\,R\,T_0\,ln\,\frac{p_0}{p_3}-\left(A\,p_0\,\left[\frac{v_0}{p_3}-v_0\right]-A\,R\,F_0\,ln\,\frac{p_0}{p_3}\right)}{A\,R\,T_1\,ln\,\frac{p_1}{p_2}}
                              
                           oder, da \frac{p_1}{p_2}=\frac{p_0}{p_3} ist,
                              								
                           
                              \eta=\frac{T_1-T_0-\left(\frac{T_0\,\left[\frac{1}{p_3}-1\right]}{ln\,\frac{p_1}{p_2}}-T_0\right)}{T_1}=\frac{T_1-\frac{T_0\,\left(\frac{1}{p_3}-1\right)}{ln\,\cdot\,\frac{p_1}{p_2}}}{T_1}
                              
                           
                              \eta=1-\left[\frac{T_0}{T_1}+\frac{T_0\,\left(\frac{\frac{1}{p_3}-1}{ln\,\frac{p_1}{p_2}}-1\right)}{T_1}\right]=1-\frac{T_0}{T_1}\,\cdot\,\frac{\frac{1}{p_3}-1}{ln\,\frac{p_1}{p_2}}
                              
                           Aus der Formel \eta=1-\frac{T_0}{T_1}\,\cdot\,\frac{\frac{1}{p_3}-1}{ln\,\frac{p_1}{p_2}} folgt, dass die Carnot-Clausius'sche Formel nur für den ganz besonderen Fall \frac{1}{p_3}-1=ln\,\frac{p_1}{p_2}
                              									gültig ist, für alle übrigen Fälle aber falsche Resultate ergibt.
                           Auf ganz anderem Wege hat der französische Ingenieur D. A.
                                 										Casalonga in drei Abhandlungen, welche er kürzlich der Pariser Akademie der
                              									Wissenschaften eingereicht hat, den zweiten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie
                              									als unhaltbar nachgewiesen, worüber ich in den Verhandlungen
                                 										des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleisses und in der Deutschen Techniker-Zeitung berichtet habe. Ich lasse
                              									hier einen kurzen Ueberblick sowohl über Casalonga's
                              									diesbezügliche Arbeiten, als auch über die von Dr. E.
                                 										Dühring und Dr. Th. Gross über den zweiten
                              
                              									Hauptsatz gemachten Angaben folgen, da dadurch diese für die Technik und Physik
                              									gleich wichtige Frage erst völlig geklärt werden dürfte.
                           Betreffs der Umwandlung des Carnot'schen Prinzips auf
                              
                              									Grund des Mayer'schen Aequivalentgesetzes und der von
                              										Carnot's Verwandten erhobenen Prioritätsansprüche
                              									bemerkt schon Dühring mit vollem Recht folgendes:
                              										„Es ist aber nicht im geringsten abzusehen, wie der fragliche Carnot von seiner Cyklustheorie her zum Aequivalent
                                 										hätte gelangen sollen. Sein Gesichtspunkt war der ökonomische Koeffizient, und
                                 										zwar zunächst speziell für die Dampfmaschine, und um diesen zu berechnen,
                                 										bedurfte er einer unbekannten Temperaturfunktion, die er aber nur empirisch für
                                 										einzelne Fälle bestimmen konnte. Nach Entdeckung des Aequivalents ist es
                                 										freilich sehr leicht zu wissen, dass diese Temperaturfunktion das mechanische
                                 
                                 										Aequivalent dividiert durch die absolute Temperatur ist. Vom Carnot-schen Standpunkt aus hätte aber nur die
                                 										Anstellung zahlreicher Experimente, wie sie nur langen Anstrengungen
                                 										berufsmässiger Experimentatoren im Laufe der Zeit hätte möglich werden können,
                                 										allenfalls zu Tabellen führen mögen, aus denen ersichtlich geworden wäre, dass
                                 										die unbekannte Funktion derjenigen Zahl, die modern die absolute Temperatur
                                 										heisst, umgekehrt proportional ausfällt. Dabei wäre es aber immer noch sehr
                                 
                                 										fraglich geblieben, ob die sich so ergebende empirische und sonst weiter nicht
                                 										charakterisierte Konstante jemals jemand ohne weiteres auf den Gedanken gebracht
                                 										hätte, es liege hier ein mechanisches Aequivalent vor.“ Nach Vorstehendem
                              									und nach den Ausführungen Casalongas besteht die
                              									Leistung von Clausius darin, dass er den Carnot'schen Kreisprozess von dem Mayer'schen Grundgedanken aus beleuchtete, dies aber
                              									nicht in einwandfreier Weise durchgeführt hat. Nach ihm bedarf der Clausius'sche Satz ebenso einer tieferen Begründung und
                              									Umarbeitung, wie dies bei dem mit ihm eng zusammenhängenden ersten Hauptsatze der
                              									Fall ist.
                           Der zweite Hauptsatz lässt sich entsprechend der oben aufgestellten Formel
                              									folgendermassen aussprechen:
                           
                              „Die mechanische Arbeitsleistung der Wärme ist unabhängig von dem die Wärme
                                 										übertragenden Körper, und deren Grosse wird lediglich durch die Temperaturen
                                 
                                 										bestimmt, zwischen denen schliesslich der Wärmeübergang stattfindet.“
                              
                           Man kann diesen Satz auch so aussprechen, dass, wenn ein Körper einen Carnot'schen Kreisprozess durchmacht, die der
                              									Wärmequelle entzogene Wärmemenge Q0 und die an den Kühler abgegebene Wärmemenge Q1 den absoluten
                              									Temperaturen T0 und T1 dieser Quellen die
                              									erzeugte Arbeit dem Temperaturabfall T0
                              									– T1 proportional sind.
                              									Als Carnot diesen Satz aufstellte, kannte er noch nicht
                              									das Mayer'sche Gesetz von der Verwandlung der Wärme in
                              									Arbeit und umgekehrt der Arbeit in Wärme. Er betrachtete bei seinen Untersuchungen
                              
                              									die Wärme nur als ein nicht wägbares Fluidum, das infolge eines Temperaturgefälles
                              									durch einfaches Ueberströmen von einem warmen zu einem kalten Körper Arbeit
                              									hervorbrachte. Er kannte somit nur eine Menge oder Art
                              									Wärme und unterschied nicht zwischen innerer und äusserer Arbeit.
                           Durch Uebertragung des ersten Hauptsatzes auf das Carnot'sche Prinzip gab Clausius dem letzteren
                              									folgende Gestalt:
                           
                              „Wenn ein Körper einen Carnot'schen Kreisprozess
                                 										zwischen zwei bestimmten Temperaturen durchläuft, so ist die erzeugte Arbeit der
                                 										von der Wärmequelle an die Kältequelle abgegebenen Wärmemenge proportional, wie
                                 										beschaffen auch der zur Wärmeübertragung dienende Körper sein mag.“
                              
                           Wenn eine Wärmemenge Q auf einen Körper übertragen wird,
                              									so teilt sich dieselbe somit in zwei Teile, von denen der eine q = Q – Q1 verschwindet, während der andere Q1 an die Kältequelle
                              									oder den Kühler abgegeben wird. Nach Clausius würde nun
                              									die Wärmemenge Q – Q1
                              									= q das Maximum der in Nutzarbeit umsetzbaren
                              									Wärmemenge sein, welche indessen nicht immer in gleicher Menge, sondern mehr oder
                              									weniger je nach der Grosse des wirtschaftlichen Wirkungsgrades der Wärme verwandelt
                              									wird. Danach würde der in Arbeit umgewandelte Teil q
                              									sich mit dem Temperaturüberschuss zwischen der höchsten und niedrigsten Temperatur
                              									im Kreisprozess ändern und zwar völlig unabhängig von der Beschaffenheit und Natur
                              									des die Kraft übertragenden Stoffes.
                           Casalonga hat also nach Vorstehendem für seine
                              									Ausführungen nur die mathematische Formel, nicht aber den gedanklichen Kern bezw.
                              
                              									die logische Grundlage des Clausius'schen Satzes
                              									berücksichtigt. Da letzteres in Deutschland geläufiger und somit vielleicht
                              									verständlicher sein wird, so will ich darauf der Vollständigkeit halber hier kurz
                              									eingehen. Den hier angeführten zweiten Hauptsatz leitet Clausius ab bezw. begründet ihn durch den Satz, dass „die Wärme nicht
                                 										von selbst aus einem kälteren in einen wärmeren Körper übergehen kann“. Nach
                              									der Meinung von Clausius ist dieses „ein Grundsatz
                                 										von derselben Wichtigkeit, wie der, dass man nicht Arbeit aus nichts schaffen
                                 										kann“.
                           Hierzu bemerkt Dr. Th. Gross in „Robert Mayer und Hermann v. Helmholtz“ im Vorwort folgendes:
                              										„Wenn man nur den gegenwärtigen Zustand der Wissenschaft betrachtet, so muss
                                 										man Clausius hierin recht geben, ja man könnte fast
                                 										sagen, sein Grundsatz sei von grösserer Wichtigkeit als selbst das Prinzip der
                                 										Energieerhaltung; da er die Richtung der Naturvorgänge bestimmen will, während
                                 										letzteres nur deren quantitative Verhältnisse festzustellen scheint. Aber der
                                 										ideellen Bedeutung beider Sätze entspricht deren Nebenordnung keineswegs. Denn
                                 										der Satz von Clausius ist bei weitem nicht so
                                 										allgemein wie das Prinzip der Energieerhaltung oder die unmittelbar daraus
                                 										folgende Aequivalenz von Wärme und Arbeit. Diese gilt für alle möglichen
                                 										unmittelbaren und mittelbaren Wärmeverwandlungen, während jener Satz für
                                 										mittelbare Wärmeübergänge seine Geltung verliert. In dem geschlossenen
                                 										galvanischen Stromkreise z.B. verwandelt sich chemische Wärme in Stromwärme, die
                                 										auf dem Leitungsdraht, durch Vergrösserung von dessen Widerstand, eine sehr hohe
                                 										Temperatur annehmen kann. Hier erfolgt also eine durch elektrische Vorgänge vermittelte
                                 										Verwandlung der Wärme von niedrigerer in Wärme von höherer Temperatur, und zwar
                                 											„von selbst“, d.h. ohne äussere Einwirkung. Soll dieser Wärmeübergang
                                 										keinen Widerspruch gegen den Grundsatz von Clausius
                                 										bilden, so sind darin unterscheidende Bestimmungen über Wärmeverwandlungen und
                                 										Wärmeüberführungen aufzunehmen, die aber mehr oder weniger hypothetisch bleiben
                                 										werden und nicht scharf zu begrenzen sind.
                           
                              Somit hätten wir als Fundamentalsätze der Energetik das ganz allgemeine Prinzip
                                 										der Erhaltung der Energie und daneben einen sehr viel weniger allgemeinen, nicht
                                 										einmal bestimmt zu formulierenden Satz. Auch dieser spricht kein Gesetz aus, das
                                 										von der Natur einer Körpergattung abhängt, wie etwa das von Mariotte u.a., sondern er macht eine Aussage über
                                 										die Wärme, d.h. über eine Energieform als solche, ganz abgesehen von der
                                 										konkreten Natur der warmen Körper, und dabei ist er von dem Prinzip der
                                 										Energieerhaltung scheinbar ganz unabhängig. Das muss doch aber Bedenken erregen.
                                 										Denn ist dieses wirklich das allgemeinste Gesetz für alle Energiebewegungen, so
                                 										muss alles, was einer Energieform als solcher, nach Abzug der Besonderheiten der
                                 										Körper zukommt, ihm zu subsummieren sein und es als Merkmal enthalten. Sollte
                                 										dagegen neben der Erhaltung der Energie noch ein zweites ihr koordiniertes
                                 										Prinzip bestehen, so möchte man doch als solches nicht den Satz von Clausius annehmen, der nicht für alle
                                 										Energieänderungen, ja nicht einmal für alle Wärmeübergänge gilt, sondern man
                                 										hätte nach einem allgemeineren Satze zu suchen, aus dem er hergeleitet ist.“
                              
                           Hierzu bemerke ich nur kurz, dass der Clausius'sche Satz
                              									ein Naturgesetz überhaupt nicht darstellt; denn er ist negativ, während wahre
                              									Grundgesetze der Natur nur positiv sein können, wie ich in einer grösseren Arbeit in
                              									den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 										Gewerbefleisses eingehender begründet habe. Der Kern des ersten Hauptsatzes
                              									ist nicht die negative Devise „ex nihilo nil fit“, sondern der positive
                              
                              									Grundsatz „causa aequat effectum“. Die negativen Sätze dienen in den
                              									Naturwissenschaften nur als Grenzscheiden, welche verhindern, dass man über die
                              									Grenze des sachlich Möglichen hinausschiesst. Spricht man den Satz über den
                              									Wärmeübergang positiv aus, so würde er lauten: „Ein Wärmeübergang muss wie jeder
                                 										Kraftübergang in Richtung des Temperatur- bezw. Kraftüberschusses erfolgen,“
                              									und in dieser Form ist der Satz allgemein gültig, ganz gleichgültig, wie beschaffen
                              									das wärme- oder kraftübertragende Medium ist.
                           Sehen wir nun zu, auf welchem Wege der französische Ingenieur Casalonga das vorliegende, gerade nicht leichte Problem löst. Derselbe
                              									nimmt diese Aufgabe als Maschinenbauer vom praktischen Standpunkte aus in Angriff
                              									und denkt sich, dass eine gewisse beispielsweise in einem Arbeitscylinder
                              									befindliche Luftmenge zwischen der konstanten Wärmequelle und der konstanten
                              									Kühlquelle einen Carnot'schen Kreisprozess beschreibt,
                              									welcher durch das Diagramm in Fig. 3 dargestellt
                              									wird. Zu diesem Kreisprozess bemerkt Sadi Carnot:
                           
                              „In den verschiedenen Phasen dieses Prozesses erfährt der Kolben von der
                                 										eingeschlossenen Luft einen grösseren oder geringeren Druck, da die Spannung der
                                 										Luft infolge der Volumen- und Temperaturänderungen wechselt. Indessen muss man
                                 										beachten, dass bei gleichem Volumen, d.h. für gleiche Stellungen des Kolbens,
                                 										die Temperatur während der Ausdehnung (Expansion) höher ist als während der
                                 										Zusammenpressung (Kompression), so dass im ersteren Falle die elastische Kraft
                                 										der Luft höher, und folglich die durch die Entspannung erzeugte mechanische
                                 										Arbeit grösser ist als diejenige, welche zum Zusammendrücken (Spannen) der Luft
                                 										verbraucht wird.
                              
                           
                              Man wird demnach einen Ueberschuss an mechanischer Arbeit erhalten, welchen man
                                 										für beliebige Gebrauchszwecke ausnutzen kann.“
                              
                           Dieser von Carnot aus der Analyse seines Kreisprozesses
                              									abgeleitete Schluss, welcher von grosser Klarheit und einleuchtender Genauigkeit zu
                              
                              									sein scheint, ist in Wahrheit ungenau, und hieraus erklären sich die Verwirrungen
                              									und Irrtümer, welche oben gekennzeichnet worden sind.
                           Um einen Kreisprozess zu schliessen, indem man denarbeitenden Körper in seinen
                              
                              									physischen Anfangszustand zurückführt, muss man diesem Körper während der
                              									Kompressionsperiode dieselbe Wärmemenge entziehen, wie die vorher während der
                              									Expansionsperiode ihm zugeführte Wärmemenge. Demnach ist die Kompressionsarbeit der
                              									Entspannungsarbeit. gleich. Die unausweichliche Schlussfolgerung des soeben
                              
                              									ausgesprochenen Satzes ist, dass der betrachtete Kreisprozess entgegen der
                              									Behauptung Carnot's nichts übrig lässt, also keine
                              									Nutzarbeit liefert. Auf die weiteren, rein logischen Deduktionen Casalonga's hier näher einzugehen, würde zu weit
                              									führen; ich lasse daher nur seine rein sachlichen, durch die Versuche prüf baren
                              									Ausführungen folgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 254
                              Fig. 3.
                              
                           Der französische Ingenieur, weist zunächst auf eine Unsicherheit hin, welche sich mit
                              
                              									dem ersten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie, dass das mechanische Aequivalent
                              									einer Wärmeeinheit gleich 425 kgm ist, in die Thermodynamik eingeschlichen hat. Es
                              									ist ganz allgemein bekannt, dass unsere Wärmekraftmaschinen für eine Wärmeeinheit
                              									weder praktisch noch auch wärmetheoretisch eine Arbeit von 425 kgm zu leisten
                              									vermögen; man hat daher in die Maschinentechnik, wie schon oben erwähnt ist, den
                              									indizierten theoretischen Wirkungsgrad eingeführt. Casalonga ist der Ansicht, dass Robert Mayer
                              									diesen Sachverhalt nicht gekannt und daher den ersten Hauptsatz nicht scharf
                              									formuliert habe. Dies trifft jedoch in Wahrheit nicht zu; denn Mayer hat bei allen seinen Ausführungen und Rechnungen
                              									den umgekehrten Fall betrachtet, dass Arbeit durch Reibung, Stoss oder Kompression
                              									in Wärme umgewandelt werde, und für diesen Sonderfall gilt das Aequivalentgesetz
                              									ganz streng, dass 425 kgm einer Wärmeeinheit gleichwertig sind. Dagegen betont schon
                              										Mayer, dass für den umgekehrten Vorgang der
                              									Umsetzung von W'ärme in Arbeit bei unseren Kraftmaschinen dies nicht zutrifft,
                              									sondern nur ein geringer Bruchteil der gesamten, dem arbeitenden Körper zugeführten
                              									Wärme in Arbeit umgesetzt werden könne.
                           Casalonga knüpft ebenso wie Mayer an das Dulong'sche und Gay-Lussac'sche Gesetz an und bestimmt die
                              									Arbeitsleistungen eines Kilogramms Luft bei Erwärmung bezw. Abkühlung um 1° C. Wird
                              									1 kg Luft bei konstantem Druck um 1° C. erwärmt, so wird der Luft eine Wärmemenge
                              										von cp = 0,2377
                              									Wärmeeinheiten zugeführt, und zwar sind davon cv = 0,1686 Wärmeeinheiten für die
                              									Verstärkung des Schwingungszustandes der Luftmoleküle, d.h. für kinetische Energie,
                              									und der Rest cp
                              									– cv = 0,0691
                              
                              									Wärmeeinheiten in äussere Arbeit durch Ueberwindung des Gegendruckes p (Atmosphärendruck) umgewandelt worden. Durch
                              									Aufwendung derselben äusseren Arbeit von 29,3675 kgm kann man nach dem Mayer'schen Satze eine Wärmemenge von cp – cv = 0,0691
                              									Wärmeeinheiten erzeugen, so dass man für das kalorische Aequivalent der
                              									Arbeitseinheit 1 kgm eine Wärmemenge von \frac{1}{425} Wärmeeinheiten und somit für
                              									jede in Arbeit umgesetzte Wärmeeinheit 425 kgm als Aequivalent erhält. Mit Recht
                              									betont Casalonga, wie dies ja auch schon Mayer hervorgehoben hat, dass nicht die gesamte
                              									zugeführte Wärmemenge cp) sondern nur cP – cv in Nutzarbeit umgewandelt
                              
                              									werden kann. Man muss daher bei den Heissluft- und Verbrennungskraftmaschinen als
                              									das theoretische Arbeitsäquivalent den Quotienten \frac{c_p-c_v}{c_p}=\frac{0,0691}{0,2377} multipliziert mit 425,
                              
                              									d.h. rund die Zahl 125 kgm ansetzen. Würde man dagegen nach Erwärmung der Luft bei
                              									konstantem Druck um 1° C. derselben durch eine Kühlquelle die Wärme entziehen, so
                              									würde sich in ähnlicher Weise wie bei der atmosphärischen Dampfmaschine durch
                              									Erzeugung von Unterdruck und Ausnutzung desselben theoretisch ohne weiteren
                              									Wärmeverbrauch die gleiche Arbeit von (cP – cv) 425 kgm erhalten lassen. Bei einem
                              									derartigen kombinierten, mit Wärmeüber- und -unterdrück
                              									arbeitenden Kreisprozesse würde man somit als mechanisches Aequivalent den
                              									Quotienten
                           
                              \frac{2\,(c_p-c_v)\,\cdot\,425}{c_p}=\frac{2\,\cdot\,0,0691}{0,2377}\,\cdot\,425=250\mbox{ kgm}
                              
                           erhalten. Beim Arbeiten mit Wärmeüberdruck allein, wie dies
                              									bei den bisherigen Verbrennungskraftmaschinen der Tali ist, ergibt sich als
                              
                              									theoretischer indizierter Wirkungsgrad η = 0,292 oder =
                              									29,2 %, während bei dem mit Wärmeüber- und -unterdruck arbeitenden Kreisprozess, wie
                              									dies bei den Druckluftmaschinen mit Vorwärmung, den Maschinen von Casalonga und Mewes
                              										geschieht, ein indizierter Wirkungsgrad von η =2 . 0,292 = 0,584 oder von 58,4% folgt.
                           Aus diesen dem ersten Hauptsatz entsprechenden Resultaten ergeben sich an der Hand
                              									des Diagramms in Fig. 3 folgende
                              									Schlussfolgerungen.
                           Das Volumen eines Kilogramms Luft von t0 = 0° unter einem Druck p0 = 10333 kg ist gleich 0,7733 cbm. Punkt
                              										a des Körpers soll sich nach dem Mariotte-Gay-Lussac'schen Gesetze bewegen. Erwärmen wir
                              									den Körper bei konstantem Druck um 1° C, so dehnt sich nach diesem Gesetze der
                              									Körper gegen p0 um
                              									x=\frac{1}{273}\,\cdot\,v_0=0,00365\,v_0 aus, während
                              									die während dieser Ausdehnung zugeführte Wärmemenge cp = 0,2377 Wärmeeinheiten, d.h.
                              									gleich der spezifischen Wärme der Luft bei konstantem Druck ist (s. Fig. 3). Von der zugeführten Wärme cP bleibt ein
                              									Teil cv =
                              									0,1686 im Körper als lebendige Kraft oder Schwingungsbewegung der Körpermoleküle
                              									zurück, während der bedeutend kleinere Teil cp – cv = 0,0691 in äussere Arbeit verwandelt wird
                              									und als Wärme verschwindet. Die im Körper bleibende Wärme cv ist die spezifische Wärme bei
                              									konstantem Volumen; dieselbe ist untrennbar von der Wärmemenge cP – cv = 0,0691.
                              									Die dieser Wärme entsprechende mechanische Arbeit lässt sich auf folgende Weise
                              									berechnen:
                           d . vopo = 0,0036580 . 7733410333 = 29,15 kgm, so
                              									dass bei der Umwandlung von 1 Wärmeeinheit in mechanische Arbeit ohne Verlust die
                              									geleistete Arbeit gleich \frac{29\,\cdot\,151}{0,0691}=422\mbox{ kgm} oder rund E=\frac{1}{A}=425 sein würde, welch letztere
                              									Zahl man als das mechanische Aequivalent der Wärmeeinheit angenommen hat.
                           Einer wirklich verwandelten Wärmeeinheit entspricht eine Arbeitsleistung von 425 kgm;
                              									nun werden aber zurVerwandlung von cp – cv = 0,0691 Wärmeeinheiten thatsächlich cp = 0,2377
                              									Wärmeeinheiten verbraucht, für eine wirklich in Arbeit verwandelte Wärmeeinheit
                              									also
                           
                              \frac{c_p}{c_p-c_v}=\frac{0,2377}{0,0691}=3,44\mbox{ W.-E.},
                              
                           so dass im Körper die Wärmemenge 3,44 – 1 = 2,44 W.-E.
                              									verbleibt und nur 1 W.-E. verschwindet und sich in mechanische Arbeit umsetzt. Der
                              									Wirkungsgrad dieses Arbeitsprozesses ist \frac{c_p-c_v}{c_p}=0,2915 oder 29,15%; es entspricht somit
                              
                              									dem Wärmeaufwand von cP = 0,2377 W.-E. eine mechanische Arbeit von
                              									29,15 kgm.
                           Erwärmt man die Luft um 2 ° C., so werden dem Körper, während er sich um 2 ausdehnt,
                              									2 cP W.-E.
                              									zugeführt, von denen 2 cv W.-E. im Körper verbleiben, während nur 2
                              										(cP – cv) W.-E. =
                              									58,30 kgm in mechanische Arbeit umgewandelt werden, welche Arbeitsleistung durch das
                              									doppelt so grosse Rechteck a g h' a'' dargestellt wird.
                              									Der Wirkungsgrad ist wiederum 2 (cP
                              									– cv) bezw. für
                              									t^{\circ}\,\frac{t\,(c_p-c_v)}{t\,c_p}=0,2915 oder gleich 29,15%.
                           Wollen wir nun den Kreisprozess schliessen, so müssen wir Punkt a' nach Punkt a
                              									zurückkehren lassen und somit ihm die zurückbehaltene Wärmemenge cv entziehen,
                              									so dass umgekehrt die vorher gewonnene Arbeit 29,15 durch isothermische Kompression
                              									aufgebraucht wird. Diese Kompressionsarbeit wird ebenfalls durch das Rechteck a g h' a'' dargestellt. Die im geschlossenen
                              
                              									Kreisprozess gewonnene Arbeit ist somit Null, so dass, da niemals eine
                              									Druckdifferenz zwischen dem inneren und dem äusseren Gase ineinander entsprechenden
                              									Stellungen eintreten kann, eine Arbeitsentwickelung nicht möglich wird. Das Gleiche
                              									gilt vom Carnot'schen Kreisprozess, da man annimmt,
                              									dass der äussere Druck sich in derselben Weise wie der innere Druck des Gases
                              									ändert.
                           Untersuchen wir diesen Punkt an der Hand des Dulong'schen Gesetzes genauer, indem wir z.B. zuerst den Körper bei konstantem
                              									Volumen um 1 ° C. erwärmen. Dann nimmt nach Dulong die
                              									Spannung p0 um
                              									\frac{p_0}{272} zu, so dass der Punkt a bis b gehoben, w die dazu
                              									verbrauchte Wärme ist, wie schon erwähnt, cv = 0,1686 nämlich die spezifische Wärme bei
                              									konstantem Volumen. Wird der Körper nunmehr in den Anfangszustand zurückgeführt und
                              									lassen wir ihn nach dem Mariotte'schen Gesetze sich
                              									ausdehnen, indem wir ihm die dazu erforderliche Wärme, die zu der Wärme c0 hinzukommt,
                              									zuführen, so wird der Punkt a nach a' sinken, indem er die Linie a
                                 										a' in a' schneidet, weil dies der Punkt ist
                              									für 1° C. Temperatur bei dem Drucke p0. Die Ausdehnung wird somit sein und die gewonnene
                              									durch das Rechteck a g h a' dargestellte Arbeit gleich
                              									29,15 kgm. Die in Arbeit umgewandelte Arbeit ist somit noch cp – cv Wir haben also auf dem Wege a b a' dieselbe Wärme cp wie auf dem Wege a
                                 										a' verbraucht und haben in beiden Fällen dieselbe Wärmemenge cp
                              									– cv in
                              									dieselbe mechanische Arbeit 29,15 kgm verwandelt; dies widerspricht aber direkt dem
                              										Clausius-schen Satze. Es ist besonders darauf
                              									hinzuweisen, dass dieselbe Arbeit im zweiten Prozess mit einer Geschwindigkeit
                              									h=p-\frac{p_0}{273} erzeugt wird, während die Leistung ebenso wie oben konstant und in der
                              									Zeiteinheit eine endliche ist.
                           Der Arbeitsvorgang vollzieht sich demnach lediglich durch das natürliche Spiel der
                              									Wärme, so dass wir hier eine reine Wärmemaschine erhalten, deren Arbeit durch das
                              									Rechteck a g h a' und nicht durch das Trapez b g h a', wie man bisher mit Unrecht angenommen hat,
                              									dargestellt wird.
                           Das Trapez b g h a' zerfällt in zwei getrennte Flächen,
                              									nämlich das Rechteck a g h a', welches die geleistete
                              
                              									Arbeit darstellt, und das Dreieck a b a', das die
                              									Geschwindigkeit, mit welcher der Arbeitsvorgang erfolgt, d.h. mit anderen Worten,
                              									die Aenderung der lebendigen Kraft kennzeichnet.
                           Trotz des engen Zusammenhanges beider Flächen sieht man, dass sie nicht gleicher Natur sind, da,
                              									wenn man die Temperatur auf 2, 3 und mehr Grad erhöht, die verbrauchte Wärme 2, 3
                              									und mehrmal (n) cP das Rechteck somit 2, 3 und mehrmal (n) a g h
                                 										a' wird, während der Flächeninhalt des Dreiecks 4, 9 und 2n mal grösser wird, also mit dem Quadrat der
                              
                              									Geschwindigkeit, mit welcher die Arbeit erzeugt wird, sich ändert.
                           Zum Schluss weist Casalonga noch darauf hin, dass das
                              									hier für die Ausdehnung und Temperaturerhöhung gefundene Resultat auch für die
                              									Temperaturherabminderung, also für die Abkühlung der Luft gilt, dass man durch
                              									Abkühlung um 1° C. eine Arbeit von cp – cv = 29,15 kgm durch Unterdruck gewinnen
                              									kann. Eine Maschine, welche mit Temperaturüber- und-unterdruck arbeitet, muss
                              									demnach im ganzen für eine verbrauchte Wärmemenge cp = 0,2377 Wärmeeinheiten eine Arbeit von 2
                              										(cp – cv) = 2 . 29,15 = 58,2% ergeben, somit für eine
                              									verwandelte Wärmeeinheit 850 kgm, während für Ueberdruck allein 425 kgm erhalten
                              									werden, und folglich für eine verbrauchte Wärmeeinheit bei Ueberdruck allein
                              									425/3,44 = 125 kgm und für Ueberdruck und Unterdruck 850/3,44 = 250 kgm.
                           Statt der Wege a b a' und a' d
                                 										a würde man noch andere Wege verfolgen können, z.B. a b'' g und a' d' a, indem man eine
                              									adiabatische Expansion (Entspannung) und Kompression (Verdichtung) ausführt. Die
                              									ganze Wärme cp
                              									wird dann vor der Ausdehnung zugeführt und ebenso vor der Kompression abgeführt.
                           Zu den vorstehenden Ausführungen Casalonga's,
                              									diemit den Ansichten von Dühring, Gross und mir
                              									stimmen, kann ich nur bemerken, dass dieselben höchst wichtig und der grössten
                              									Aufmerksamkeit der Techniker und Maschinenbauer wert sind. Ob jedoch die Formel von
                              										Casalonga oder die von mir für den Wirkungsgrad x gefundene Formel den Vorzug verdient, vermag ich noch
                              									nicht sicher zu entscheiden und muss dies weiteren Untersuchungen überlassen
                              									bleiben. Jedenfalls geht aber sowohl aus Casalonga's
                              									als auch aus meinen eigenen Arbeiten so viel mit Sicherheit hervor, dass der zweite
                              									Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie in der Clausius'schen Fassung nicht richtig ist. Dieser Satz darf daher auch nicht
                              									bei der Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Wärmekraftmaschinen benutzt
                              									werden.
                           Bei der Behandlung der Frage nach der Verwendbarkeit der besprochenen Maschinentypen
                              									für Motorwagen kann ich mich sehr kurz fassen. Die ersten und wichtigsten
                              									Anforderungen, welche man an solche Maschinen stellen muss, sind, dass bei grosser
                              									Leistungsfähigkeit und kleinem Gewicht genau so wie die Dampfmaschinen im Eintakt
                              									arbeiten und ebenso weitgehende Regulierbarkeit aufweisen, dass ferner die lästige
                              									Wasserkühlung und der Kondensator wegfallen muss. Diesen weitgehenden Anforderungen
                              									genügen die Viertaktmaschinen nicht, sondern neben der Hochdruckdampfmaschine nur
                              									die Dampf-, Gas- oder Petroleummaschinen und vielleicht auch der mit Wasserzusatz
                              									arbeitende Spiritusmotor von Oelkers.