| Titel: | Das Glasblaseverfahren von P. Th. Sievert. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 261 | 
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                        Das Glasblaseverfahren von P. Th.
                              								Sievert.
                        Das Glasblaseverfahren von P. Th. Sievert.
                        
                     
                        
                           Im folgenden soll versucht werden, ein neues Glasblaseverfahren, das seit
                              
                              									einiger Zeit in den Fachkreisen des In- und Auslandes berechtigtes Aufsehen erregt,
                              									zur zusammenfassenden Darstellung zu bringen. Dies Verfahren ist in dem D. R. P. Nr.
                              									109 363 und einer bereits stattlichen Reihe von Zusatzpatenten niedergelegt und
                              										geschütztBis jetzt liegen
                                    											folgende Zusatzpatente vor: Nr. 109364, 109365, 111393, 111882, 112091,
                                    											112248, 113235, 115606, 115635, 116026, 116135, 116682, 117936,
                                    										118246.. Indessen soll sich die Darstellung nicht an die
                              									chronologische Reihenfolge der betreffenden Patentschriften binden, sondern dem
                              
                              									inneren Zusammenhange der Grundidee mit Früherem, und der verschiedenen Abänderungen
                              									untereinander nachzugehen versuchen, in der Hoffnung, dass auch der an der
                              									Glasindustrie nicht unmittelbar beteiligte Techniker mit Teilnahme und vielfacher
                              									Anregung dem Schauspiel folgen wird, wie eine Erfindungsidee geboren wird, wächst
                              
                              									und ausgereift in die Praxis eintritt. Daneben wird der Glasfachmann die
                              									Bekanntschaft eines Verfahrens willkommen heissen, das in weiten Gebieten seines
                              									Faches umwälzend zu wirken und die Lösung neuer bisher unzugänglicher Aufgaben zu
                              									ermöglichen berufen ist.
                           Jedem Glasfachmann ist die unheilvolle Wirkung kalter Metallflächen auf die
                              									Oberflächenbeschaffenheit des Glases bekannt, welches in glühendem, noch plastischen
                              									Zustande mit solchen Metallflächen in Berührung kommt. Die jähe Wärmeentziehung
                              									macht die Glasoberfläche in zahllosen Buckeln und Beulen erstarren, so dass sie ein
                              										„gehämmertes“ Aussehen annimmt, im Gegensatz zu geblasenem Glase, das
                              
                              									während seines Festwerdens nur mit der umgebenden, wenig Wärme entziehenden Luft in
                              									Berührung ist, und daher die spiegelnde Glätte einer ungestört erstarrten
                              									Flüssigkeitsoberfläche aufweist. Ebenso bekannt ist, dass man die Werkzeuge, mit
                              									denen man die glühende Glasblase bearbeitet (Walgerhölzer u.s.w.) nass macht, um,
                              									bewusst oder unbewusst, zwischen Glas und berührender Fläche eine Schicht wenig
                              									Wärme entziehenden Gases, hier Wasserdampf, zu erzeugen. Es ist augenscheinlich
                              									unter Berücksichtigung dieser Thatsachen geschehen, dass der Urheber des hier
                              									behandelten D. R. P. Nr. 109363 vorschlugD. R. P.
                                    											Nr. 100557., das Auswalzen von flüssigem Glase zu Tafeln mit
                              									Hilfe von Walzen und Walztischen zu bewirken, deren Oberflächen aus feucht
                              									gehaltenen Faserstoffen, wie Holz, Papier, Asbest u.s.w. bestehen. Gerade beim
                              									Auswalzen tritt die erwähnte üble Wirkung kalter Metallflächen auf das Glas
                              									besonders störend in Erscheinung, gerade hier schien es besonders am Platze, nicht
                              									eine Metallfläche, sondern eine Gasschicht in unmittelbarer Berührung mit dem
                              									erstarrenden Glase zu halten. Aber diese angefeuchteten Walztische haben ihren
                              									Uebelstand, wie wir später aus der Patentschrift Nr. 106084 erfahren. Der zwischen
                              									feuchter Unterlage und glühendem Glase beständig entwickelte Dampf muss beständig
                              									zwischen beiden Flächen abfliessen. Ist die Glasfläche sehr ausgedehnt, die
                              									Unterlage irgendwo besonders feucht, so staut und spannt sich dort der Dampf unter
                              									dem Glase und wirft eine Blase auf – bläst dasGlas auf. Ein störender
                              									Zwischenfall, ein verdriesslicher Uebelstand; nichts weiter! Wenigstens für die
                              									meisten! Aber der Erfindergeist ist damit nicht zufrieden. Er bleibt stehen bei
                              									diesem Punkte, er umkreist ihn. Und plötzlich ist er da, der Erfindungsgedanke: das
                              									muss man doch zum Glasblasen nutzbar machen können! Wenn man das absichtlich
                              									herbeiführt, was hier zufällig geschieht, wenn man eine glühende Glasschicht, welche
                              									auf einer feuchten Unterlage oder vielmehr auf der daraus entwickelten Dampfschicht
                              									liegt, wenn man diese Glasschicht auf einer geschlossenen Linie an die Unterlage
                              									andrückt, so muss der sich entwickelnde Dampf, dem ringsum der Ausweg verschlossen,
                              									die Glasschicht über ihm anheben, aufblähen. Die Patentschriften Nr. 109110 und
                              									109365 zeigen die ersten praktischen Anwendungen, welche dieser Gedanke gefunden
                              									hat. Erstere knüpft an frühere Patente desselben Erfinders an, nach welchen mittels
                              									Stanzen Formstücke aus einer ausgebreiteten Glasschicht herausgeschnitten werden.
                              									Die plastische Glasschicht e (Fig. 1) wird nunmehr auf eine Asbestschicht m gelegt, welcher durch die Oeffnungen c in
                              									der Oberseite der hohlen Platte a Wasser zugeführt
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 261
                              Fig. 1.
                              
                           Die Stanzen n schneiden Stücke
                              										o aus der Glasschicht, welche unter dem Druck des
                              									sich darunter entwickelnden, durch die Stanzenpressung am Entweichen verhinderten
                              
                              									Wasserdampfes nach oben aufgebläht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 261
                              Fig. 2.
                              
                           Die zweite Anwendung (D. R. P. Nr. 109365) ist von erheblich
                              									grösserer Tragweite. Die allgemeine Anwendung, deren jene zufällige Beobachtung
                              
                              									fähig ist, tritt bereits klarer zu Tage. Eine plastische Glasschicht e (Fig. 2) wird wie
                              									vorher auf eine Asbestschicht m aufgelegt, welcher auf
                              									beliebige Weise Wasser zugeführt werden kann. Auf die Glasschicht wird darauf ein Rahmen f aufgelegt und durch Zwingen n niedergedrückt. Der unter der Glasschicht sich entwickelnde Dampf kann
                              									infolge der Festklemmung der Ränder nicht seitlich entweichen und bläst die
                              									Glasschicht zu einem Hohlkörper e1 auf. Der Dampfdruck und das Aufblasen
                              
                              									lässt sich, wie ohne weiteres klar, dadurch regeln, dass man die Zwingen e mehr oder weniger fest anzieht. In der Praxis wird
                              									man natürlich nicht die schematisch gezeigten umständlich zu handhabenden Zwingen
                              									benutzen, sondern ein leicht vorzustellendes, von einem Handgriff aus zu bewegendes
                              									Hebelwerk, welches das Anpressen des Rahmens f gegen
                              									die Glasschicht aufs feinfühligste zu regeln erlaubt. Und nun schliesst sich das D.
                              									R. P. Nr. 109363 an, welches der Erkenntnis entspringt, dass das Aufblähen der
                              									Glasschicht mittels von ihr selbst erzeugten Wasserdampfes nur ein besonderer Fall
                              									des allgemeineren Verfahrens ist: „geschmolzenes Glas auf einer
                                 										Unterlage zu einer Schicht auszubreiten, durch einen formgebenden Rahmen,
                                 										welcher dem Umriss der Hohlkörperöffnung entspricht, gegen die Unterlage
                                 										niederzuhalten und nun unter der Glasschicht innerhalb des durch den
                                 										formgebenden Rahmen eingeschlossenen Bereiches mittels Druckluft, Wasserdampfes
                                 										o. dgl. elastischen Druck zu erzeugen, mit dem Erfolge, die Glasschicht über dem
                                 										Grundriss des formgebenden Rahmens entweder frei oder in eine Form hinein zu
                                 										einem Hohlkörper aufzublasen.“ So wie hier im Raume weniger Zeilen
                              									überflogen, von der Warte kritischer Betrachtung aus überblickt, scheint der Weg
                              									nicht weit von der in der Patentschrift Nr. 106084 niedergelegten gelegentlichen
                              									Beobachtung bis zu der Erkenntnis ihrer praktischen Verwertbarkeit und von da in
                              									zweimaliger Verallgemeinerung zu dem grundlegenden Verfahren des D. R. P. Nr.
                              									109363. Aber dem scheint nur so, er ist in Wahrheit die That eines scharfen
                              									Beobachters, eines logischen Kopfes, eines hervorragenden Praktikers.
                           In der Entwickelung des Erfindungsgedankens dürfte das D. R. P. Nr. 109365 der
                              									Vorgänger des D. R. P. Nr. 109363 sein, aber patentrechtlich und logisch ist dieses
                              									die Grundlage, jenes die Weiterentwickelung. Wir treten in eine kurze Besprechung
                              									des Hauptpatentes ein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 262
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 262
                              Fig. 4.
                              
                           Das oben definierte Verfahren kann in verschiedenen Ausführungsformen ausgeübt
                              									werden. So kann z.B. (Fig. 3) die Glasmasse e auf einer hohlen Grundplatte a durch Walzen, Pressen oder sonstwie eingeebnet werden, wobei der Rand
                              										d die Dicke der Glasschicht bestimmt und einem
                              									übergreifenden Rahmen f als Auflager dient, welcher die
                              									Glasschicht e an den Rändern festhält. Nunmehr wird in
                              									den Hohlraum von a ein elastisches Druckmittel
                              									eingeführt (z.B. Pressluft), welche durch die Durchbrechungen a1 unter die
                              									Glasschicht tritt und dieselbe entweder frei (Fig. 4)
                              									oder in eine aufgestülpte Form g (Fig. 5) zu dem Hohlkörperk aufbläht. Dabei können die Formränder h das
                              									Festhalten der Glasschicht übernehmen. Indessen kühlen die Formränder die
                              									Glasschicht stark ab, so dass die Randpartien beim Aufblasen leicht zu stark
                              									bleiben; zweckmässiger ist es daher, das Festhalten der Glasschicht durch einen
                              									Rahmen zu bewirken und die Form mit zugeschärften Kanten (Fig. 9) aufzusetzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 262
                              Fig. 5.
                              
                           Sehr wichtig ist, dass der Blasvorgang, wie in Fig. 6 gezeigt, mit Hilfe vielfacher Formen g1 bis g7 zur
                              									gleichzeitigen Herstellung einer grossen Anzahl gleichartiger Stücke benutzt werden
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 262
                              Fig. 6.
                              
                           Die Apparatur lässt sich sehr vereinfachen, wenn man das
                              									Verfahren so ausführt (Fig. 7), dass man die
                              									Glasmasse e auf einer Platte a ausbreitet, welche eine Oeffnung s hat, die
                              									zunächst mittels des aufklappbaren Deckels n
                              									verschlossen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 262
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 262
                              Fig. 8.
                              
                           Auf die eingeebnete Glasschicht wird nun ein Hohldeckel o aufgepresst, unter welchen durch die Oeffnungen s1 Druckluft eingeführt
                              									wird, nachdem der Deckel n, wie gezeichnet, weggeklappt
                              									worden ist. Der Hohldeckel hält die Ränder der Glasschicht fest, der Umriss der
                              									Oeffnung s bestimmt den Querschnitt des nach unten
                              									ausgeblasenen Hohlkörpers. Gleichviel ob ein elastisches Druckmittel durch die
                              									Durchbrechungen der Platte a zugeführt oder wie beim
                              
                              									Verfahren nach D. R. P. Nr. 109365 durch die Hitze der Glasplatte erzeugt wird, sei
                              									es aus der einmal angefeuchteten (Fig. 2) oder
                              									mittels durch die Durchbrechungen a1 zugeführten Wassers feucht erhaltenen Asbestschicht (Fig. 8), immer ist die Glashaut während des Aufblähens
                              									nur in Berührung mit dem umgebenden gasförmigen Mittel, bewahrt also beim Erstarren
                              									die gleiche Feuerpolitur wie die in gewöhnlicher Weise geblasenen Glasgegenstände.
                              									Aus Fig. 9 ergibt sich auch, dass man, statt mit
                              
                              									einer hohlen Platte mit vielen Durchbrechungen in der Oberseite zu arbeiten, auch
                              									eine massive Platte a verwenden kann, durch welche
                              									mittels einer oder wenigen Durchbrechungen Pressluft unter die Glasschicht e eingeführt wird. Diese etwas grösseren
                              									Durchbrechungen legt man so, dass die ihnen entsprechenden Glasnäbel am fertigen
                              									Gegenstand nicht auffallen, oder wie in der Figur gezeigt, ganz wegfallenD.R.P. Nr. 111882..
                           Nicht immer wird die aufzublähende Glasschicht die Gestalt einer überall gleich
                              									starken Tafel haben. Es ist vielmehr zuweilen zweckmässig, die Oberfläche der Platte
                              									a, auf welcher die Glasschicht ausgebreitet wird, muldenförmig vertieft zu gestalten
                              										(Fig. 9).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 263
                              Fig. 9.
                              
                           Es ist dadurch möglich, bei Hohlkörpern von im Verhältnis zu ihrem Grundriss
                              									beträchtlicher Höhenentwickelung ein Mehr von Glasmasse in der Mitte der Glasschicht
                              										e zu versammeln, wo dieselbe die grösste
                              									Expandierung erfährt, auch dem direkten Stoss des Pressluftstrahles ausgesetzt
                              										istD.R.P. Nr.
                                    											116026.. Auch können sich solche muldenförmige Vertiefungen
                              									vielfach auf einer Plattenoberfläche wiederholen. Fig.
                                 
                                 										10 zeigt z.B., unter Benutzung dieser Anordnung, die Herstellung von
                              									Lampencylindern in einer vielfachen Form. Die Glasschicht e erhält durch die Oberflächengestaltung der Platte a zahlreiche Verdickungen, deren jede einer darüber
                              									schwebenden Cylinderform ntspricht. Beim Blasen hebt sich die Schicht e einheitlich an, und jede Verdickung wird nun weiter
                              									durch die ganze Höhenerstreckung der Cylinderform aufgeblasen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 263
                              Fig. 10.
                              
                           Die fabrikmässige Ausführung der vorstehend schematisch dargestellten Verfahrensarten
                              									macht die Zusammenordnung der dabei gebrauchten Vorrichtungen zu maschinellen Ganzen
                              									erforderlich, die, wenngleich an sich nicht überraschend, doch die ausserordentliche
                              									Handlichkeit und Leistungsfähigkeit des Verfahrens zu illustrieren geeignet
                              									sind.
                           Fig. 11 stellt eine dem Grossbetrieb entsprechende
                              
                              									Ausbildung der in Fig. 2 schematisch gegebenen
                              									Vorrichtung dar. Auf dem Wagen q liegt die Platte a, f dieser eine feuchte Asbestschicht m, auf dieser die glühende Glasschicht e. Der Wagen q wird nun
                              									auf die in der punktiert gezeichneten Lage befindliche Platte c gefahren und mit dieser durch den Hebel k soweit angehoben (ausgezogene Linien), dass die am
                              									Rahmen l befestigten Formen g mit ihren Rändern in die Glasschicht eindringen, worauf der darunter aus
                              									der Asbestlage entwickelte Wasserdampf die Glasschicht in die Formen g einbläst. Darauf wird der Wagen q wieder gesenkt und ausgefahren mit den frei darauf
                              									liegenden, durch den Ueberstand zusammenhängenden Hohlkörpern.
                           Die dargestellte Vorrichtung ermöglicht die Herstellungvon nicht weniger als
                              									zwölf schalen artigen Gefässen in einem BlasvorgangeD.R.P. Nr. 115606..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 263
                              Fig. 11.
                              
                           Eine etwas anders arbeitende Vorrichtung zeigt die Fig.
                                 										12. Bei ww wird die Glasmasse e zu einer dicken Tafel ausgewalzt und über t noch glühend auf die Formen g gezogen, welche auf der Platte l stehen.
                              									Die Formen werden auf dem Wagen q unter eine mittels
                              									Hebels k senkbare Platte a
                              									gefahren, welche auf ihrer Unterseite eine feuchte Asbestschicht m trägt. Durch Anpressen derselben gegen die auf den
                              									Formen liegende Glasschicht e wird letztere nach unten
                              
                              									in die Formen eingeblasen. Bei o wird die Platte l angehoben, mit einem Brett z bedeckt, und nach Zurückfahren von q um
                              									180° gedreht. Die geblasenen Hohlkörper fallen aus der Form und werden auf dem Brett
                              										z entferntD.R.P.
                                    											Nr. 116135..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 263
                              Fig. 12.
                              
                           Die Ausbildung der in Fig. 7 schematisch dargestellten
                              									Vorrichtung zu einer im Fabrikbetriebe, z.B. zum Blasen von Akkumulatorenkästen,
                              									verwendbaren Maschine kann in folgender Weise geschehen (Fig. 13 und 14). Die durchbrochene Platte
                              										a besteht aus zwei in Gleitführungen gelagerten
                              									Rahmenhälften a' und a''
                              										(Fig. 14). Dieselben können gegen- und
                              									voneinander bewegt werden durch Drehen der Welle e
                              									(etwa durch Handkurbel), auf deren mit gegenläufigen, steilen Gewinden versehenen
                              									Enden die Enden der um c drehbaren Hebel d schrauben. Mittels Handrades k wird der flache Deckel n gegen die
                              									viereckige Durchbrechung der Platte a geführt und nach
                              									Einbringen der flüssigen Glasmasse in den Raum s und
                              									Abschlichten derselben der Deckel o mittels Handrades
                              										z soweit niederbewegt, dass seine Ränder die Ränder
                              									der Glasschicht gegen die Nut am oberen Rande der Durchbrechung s festhalten. In dem Masse als die durch einen (nicht
                              
                              
                              									gezeichneten) Einlass zwischen Deckel o und Glasschicht
                              									eintretende Pressluft die Glasschicht nach unten aufbläst, senkt man mittels
                              									Handrades k den Deckel n,
                              									der also benutzt
                              									werden kann, um den Boden des entstehenden viereckigen Glaskastens zu stützen. Vor
                              									Beginn des Blasens schiebt man mittels Handrades t,
                              									Zahnrades r und Zahnstangen q die Hälften g einer viereckigen Kastenform
                              									unter der Platte a zusammenD.R.P. Nr. 111393.. Es erhellt ohne
                              									weiteres, dass man die Hälften des Rahmens a mit den
                              									Hälften der Form g zu einem Ganzen vereinigen kannD.R.P. Nr. 116682..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 264
                              Fig. 13.
                              
                           Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass die Rahmen, welche die aufzublasende
                              									Glasschicht an den Rändern festhalten und den Umriss der Hohlkörpermündung bedingen,
                              									eine wichtige Rolle bei der Ausführung des Verfahrens spielen. Indessen wurde auch
                              
                              									schon erwähnt, dass sie einen Uebelstand mit sich führen, nämlich den, dass den am
                              									Metallrahmen unmittelbar anliegenden Teilen der Glasschicht eine beträchtliche Menge
                              									Wärme entzogen wird. Dadurch entsteht beim Aufblasen an den Rändern des entstehenden
                              									Hohlkörpers eine starke Glaswulst, die bei dickwandigen Körpern nicht störend, ja
                              									erwünscht ist, die aber, wenn Hohlkörper mit dünnen Wandungen hergestellt werden
                              									sollen, einen unverhältnismässig grossen Teil der zu einem Blasvorgang verwendeten
                              									Glasmenge verbraucht und zwar nutzlos verbraucht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 264
                              Fig. 14.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 264
                              Fig. 15.
                              
                           So erfahren wir in der Patentschrift Nr. 113235, die zugleich
                              									ein Mittel zur Abhilfe angibt. Bekanntlich haftet flüssiges Glas, das von kaltem
                              									Metall abgeschreckt und zum Erstarren gebracht wird, sehr gut an glühenden
                              									Metallflächen. Darauf beruht ja auch das feste Anhaften des Glaskülbels an der
                              									Pfeife des Glasbläsers. Unter Benutzungdieser Thatsache wird dem formgebenden
                              									Rahmen f die Gestalt eines (geteilten) Ringes gegeben,
                              									der um die Platte a gelegt wird, und mit seinem konisch
                              									verstärkten unteren Rande unter eine Unterschneidung der Platte a greift (Fig. 15).
                              
                              									Erhitzt man den Ring f nun in irgend einer Weise, durch
                              									Einlegen in einen Flammherd, durch Stichflammen oder elektrisch, bringt darauf die
                              
                              									Glasmasse e in die glühende Umrandung ein und schickt
                              									nun Pressluft durch die Löcher in der Oberseite von a,
                              									so wird die Glasschicht angehoben, haftet aber mit ihren Rändern fest am Rahmen f, und wird zu einem Hohlkörper e von bis zum Rande durchweg gleichmässiger Wandstärke aufgeblasen. Will
                              									man den Rahmen elektrisch erhitzen, so bettet man ihn, durch die nicht leitende
                              									Schicht i (Fig. 16)
                              									isoliert, in eine Rinne der Platte a ein und schaltet
                              									ihn mittels der Klemmen s in einen Stromkreis ein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 264
                              Fig. 16.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 264
                              Fig. 17.
                              
                           Fig. 17 zeigt eine Umgestaltung
                              									des Deckels o der Fig.
                                 									7, indem seine Ränder durch den elektrisch erhitzten Rahmen f ersetzt sind. Hätte die Unterlage a eine Durchbrechung, so könnte man die Glasschicht e durch die Oeffnung ohne weiteres nach unten
                              									aufblasen. Aber eine solche durchbrochene Unterlage ist nicht mehr nötig, da die
                              									Glasschicht nicht mehr zwischen f und d eingeklemmt zu werden braucht, vielmehr an dem
                              									glühenden Rahmen f haftet. Es ergibt sich also bei
                              									dieser Einrichtung die weitere ausserordentliche Vereinfachung des Verfahrens, dass
                              									man das Glas auf einer beliebigen Unterlage a zu einer
                              									Schicht e ausbreitet und mit derselben gegen eine
                              
                              									Platte o anhebt, deren Metallrand f durch Widerstandserhitzung heiss gemacht, und welche
                              									mit einer Pressluftzuleitung versehen ist. Die Schicht e haftet an f und wird nach Entfernung von
                              										a frei nach unten aufgeblasen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 264
                              Fig. 18.
                              
                           Die in der Fig. 17 dargestellte Vorrichtung erfährt im
                              
                              									D.R.P. Nr. 118246 eine überraschende Weiterbildung, die, wenngleich ihr praktischer
                              									Wert vielleicht hinter anderen zurückbleibt, doch technologisch so interessant ist,
                              									dass sie eine kurze Erwähnung verdient. Ersetzt man nämlich in der Fig. 17 die Pressluftleitung durch ein gewöhnliches,
                              
                              									von Hand zu regierendes und mit dem Munde anzublasendes Rohr, und den elektrisch
                              									erhitzten Rahmen durch einen beliebig zu erhitzenden eisernen, so erhält man das in
                              										Fig. 18 dargestellte Instrument, eine
                              									Glasbläserpfeife a, mit tellerförmig erweiterter Mündung ö, und abwärts gebogenem
                              									Rand c.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 264
                              Fig. 19.
                              
                           Man übt mit diesem Werkzeug das Verfahren des Hauptpatents Nr.
                              									109363 (vgl. S. 262) aus, indem man auf einer Unterlage d (Fig. 19) die Glasmasse zu einer Schicht
                              										e ausbreitet (durch Pressen, Walzen o. dgl.),
                              									darauf den Rand c der Blaspfeife glühend macht, gegen
                              									die noch glühende Glasschicht andrückt, und letztere dadurch an dem Tellerrande anhaften macht. Die
                              									Glasschicht kann nun mit der Pfeife angehoben und wie beim gewöhnlichen Glasblasen
                              									ins Freie oder in eine Form hinein zu einem Hohlkörper aufgeblasen werden, dessen
                              									obere Oeffnung nach dem Absprengen von der Pfeife dem Umriss des Pfeifentellers
                              									entspricht.
                           Interessant ist diese Arbeitsweise darum, weil man sie als die technologische Wurzel
                              									des im Hauptpatente niedergelegten Verfahrens bezeichnen kann. Hier zweigt sich von
                              									der breiten Heerstrasse des von alters her überkommenen Handwerks die neue
                              									Arbeitsweise ab, als ein unscheinbarer Pfad und wenig verheissend, um in wenigen
                              									überraschenden Wendungen zu einer Höhe unbegrenzten Ausblicks zu führen. Wir selbst
                              									sind soeben von der Höhe zum Ursprung gegangen und erkennen an dieser Stelle am
                              									besten die Wesensverschiedenheit zwischen Altem und Neuem.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 265
                              Fig. 20a.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 265
                              Fig. 20b.
                              
                           An dem Ende seiner Pfeife sammelt der Glasbläser einen Ballen Glases, vereinigt das
                              									ganze aufzublasende Material an einem Punkte. Durch Blasen bringt er eine Höhlung in
                              									der Kugel hervor und verwandelt die Kugel durch Schwenken und Wiederblasen u.s.w. in
                              									einen oben und unten geschlossenen Schlauch, den er nun, hier seinen Durchmesser
                              
                              
                              									zurückhaltend, dort auftreibend, in die erstrebte Form bringt. Handelt es sich um
                              
                              									ein Gefäss mit enger Mündung, z.B. eine Masche, so bildet das obere Ende des
                              									Schlauches mit im wesentlichen unveränderten Durchmesser die Gefässmündung. Soll
                              									aber ein Körper von weiter Mündung gewonnen werden, eine Hohlglaswalze, eine Schale
                              									u.s.w., so muss der Glasschlauch schon am oberen Ende zu einer Kalotte ausgeweitet
                              									werden, deren Grundfläche der späteren Hohlkörpermündung entspricht, die also nach
                              									Beendigung des Blasvorganges abgesprengt wird. Die ganze Umfläche des zu bildenden
                              									Hohlkörpers wird also von einem Punkte aus allmählich durch Aufblasen einer Kugel
                              									entwickelt, von der um so mehr abfällt, und mit Aufwand von um so mehr Arbeit, je
                              									grösser die Mündungsweite ist. Bei dem neuen Verfahren dagegen geht die
                              									Hohlkörperbildung von einer Fläche aus, die an den Rändern festgehalten und unter
                              									mässiger Streckung zu dem gewünschten Hohlkörper aufgeblasen wird. Die bei dem alten
                              									Verfahren unmittelbar an der Pfeife sitzende und dann abzutrennende Glaskalotte wird
                              									hier, z.B. in Fig. 4 durch die Platte a, in Fig. 17 durch o, in Fig.
                                 										19 durch den Teller b ersetzt, ein
                              									Glasverlust findet also nicht statt. Es zeigt sich nun auch, dass das Gebiet, auf
                              									dem das neue Verfahren seine besonderen Vorzüge entfaltet, in der Herstellung von
                              									Hohlkörpern mit im Verhältnis zu ihrem Inhalt weiter Mündung liegt. Hier zeigt es,
                              
                              									wie wir sehen werden, eine erstaunliche Leistungsfähigkeit. Da es mit Ausschluss
                              									jeder Handarbeit auszuführen ist, so vermag es Massen in einem Blasvorgange zu
                              									bewältigen, unter deren Gewicht der Arm des Glasbläsers machtlos sinken würde, und
                              									Formen zu liefern, die selbst unter Zuhilfenahme der Schwenkmaschine an der
                              									Glasbläserpfeife nicht zu gewinnen sind. Bei der Herstellung von Massenartikeln
                              									ermöglicht es eine bis dahin unmögliche Arbeitsleistung, da es, wie bei Fig. 11 und 12 bemerkt,
                              									eine. Vielheit von Stücken durch einen einzigen Blasvorgang zu erzeugen erlaubt. Und
                              									wenn die besondere Stärke des Verfahrens in der Herstellung grosser und weitmündiger
                              									Stücke liegt, so stehen doch Wege offen, umdas Verfahren der Massenherstellung
                              									enghalsiger Körper anzupassen, wie aus den Fig. 20a
                              									und 20b ohne weitere Erläuterung zu verstehen sein
                              										dürfteD.R.P. Nr.
                                    											112248..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 265
                              Fig. 21.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 265
                              Fig. 22.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 265
                              Fig. 23.
                              
                           Mit einer weiteren wichtigen Verbesserung des die Glasschicht an ihren Rändern
                              									haltenden Organs, des Rahmens, beschäftigt sich die Patentschrift Nr. 115635. Wie
                              									schon oben erwähnt, haben die bisher beschriebenen Metallrahmen, welche über den
                              									Rand der aufzublähenden Glasschicht greifen und denselben festhalten, ebenso wie die
                              									zu demselben Zwecke etwa auf die Glasschicht aufgesetzten Formränder den Nachteil,
                              
                              									dass sie dem anliegenden Teil der Glasschicht viel Wärme entziehen, so dass ein
                              									dicker Glaswulst die Ränder des gebildeten Hohlkörpers umgibt. Auch sind die sich an
                              									den Glaswulst anschliessenden Teile der Wandung meist zu stark. Diesem Uebelstand
                              									lässt sich noch einfacher als wie durch die Verwendung erhitzter Rahmen dadurch
                              									abhelfen, dass man in der die Glasschicht tragenden Platte a oder zwischen diese Platte und einem darumgelegten Rahmen d vertiefte Rillen m
                              									anordnet (Fig. 21)D.R.P. Nr. 117936.. Beim Aufgiessen
                              									des Glases auf die Platte a und Ausbreiten dringt
                              									dasselbe in die Rille m ein, erstarrt dort und der
                              									erstarrte Rand hält die auf der Oberfläche von a
                              									liegende Glasschicht fest. Gibt man der Rille wie in Fig.
                                 										22 eine möglichst scharfe nach aussen zeigende Kante, so hebt sich beim
                              									Aufblasen die Glasschicht scharf bis an diese Kante an und bleibt genügend dehnbar,
                              									um sich bis auf etwa die mittlere Wandstärke des Hohlkörpers auszustrecken.
                              									Natürlich muss der Rahmen d teilbar sein, um den
                              									Glaskörper daraus entfernen zu können. Es ist nunmehr möglich, einen besonderen,
                              									nicht festhaltenden, sondern nur formgebenden Rahmen oder eine Form in kurzem
                              
                              									Abstande über der Platte a anzuordnen und letztere
                              									während des Blasens zu drehen, um das Entstehen von Formnähten zu verhindern. Das
                              									Luftzuführungsrohr muss dann geteilt, und der obere Teil o auf dem unteren p drehbar (etwa mittels
                              									Kugellagers) aufgesetzt sein (Fig. 23).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 265
                              Fig. 24.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 265
                              Fig. 25.
                              
                           Während bei den bisher erwähnten Arbeitsweisen der entstehende Glashohlkörper meist
                              									nach oben aufgeblasen wurde, zeigt die Praxis, dass der Blasvorgang, wenn es sich um
                              									Gefässe handelt, die tiefer als weit sind, erheblich besser verläuft, wenn die
                              									Glasschicht nach unten aufgeblasen wird, weil so der Körper durch sein eigenes
                              									Gewicht die Expandierung der Glasschicht befördert, besser seine Form behält und
                              									durch einen nach unten zurückweichenden Tisch während des Blasvorganges gestützt
                              									werden kann. Für die Praxis ist diese Arbeitsweise zusammen mit der Benutzung der
                              									haltenden Rillen (Fig. 21 und 22) von grosser Bedeutung. Man benutzt dazu entweder die
                              									in Fig. 13 und 14
                              									dargestellte Maschine oder man lagert die hohle und auf der Oberseite durchbrochene
                              									Platte a an Zapfen t
                              									drehbar (Fig. 24). Nachdem das Glas auf die Platte
                              									aufgegossen und in die Nut m zwischen a und d eingetreten, kippt
                              									man die Platte mittels der Speichen u (Fig. 25) und bläst die Glasschicht e nach unten aufD.R.P. Nr. 117936..
                           Hiermit ist die an das Patent Nr. 109 363 sich knüpfende Entwickelung, soweit
                              									sie bisher an die Oeffentlichkeit gekommen, bis an den Tag von heute dargestellt,
                              									eine Entwickelung, die ebenso durch die Ursprünglichkeit und Kühnheit der leitenden
                              
                              									Gedanken ausgezeichnet, als planmässig und logisch ist.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)