| Titel: | Neuere Vorrichtungen der französischen Eisenbahnen zum Anzeigen und Nachweisen der Zuggeschwindigkeiten. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 285 | 
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                        Neuere Vorrichtungen der französischen
                           								Eisenbahnen zum Anzeigen und Nachweisen der Zuggeschwindigkeiten.
                        Neuere Vorrichtungen zum Anzeigen und Nachweisen der
                           								Zuggeschwindigkeiten.
                        
                     
                        
                           I. Fahrgeschwindigkeitsmesser der
                              									Paris-Lyon-Mittelmeerbahn.
                           Innerhalb des eisenbahnbetriebstechnischen Gebietes gibt es wohl kaum einen
                              									Dienstbehelf, der so sehr angestrebt und auf so mannigfachen Wegen zu erlangen
                              									versucht worden ist, als eine zweckmässige Einrichtung zur dauernden Feststellung
                              									der fortlaufenden Zuggeschwindigkeiten. Abgesehen von den beiden Hauptgattungen der
                              									in Rede stehenden Anordnungen, welche sich bekanntlich dadurch kennzeichnen, dass
                              									ihre Wirksamkeit entweder von der Fahrstrecke in Abhängigkeit steht oder nicht,
                              									teilt sich namentlich die zweite (vgl. D. p. J. 1881
                              										238 * 353. 1883 245 * 19.
                              									1887 263 * 72. 1895 295 * 183.
                              									208 und 231. 1896 299 * 278) wieder in eine Reihe von
                              									Untergruppen, von denen die Vorrichtungen, welche mittels Flüssigkeits- oder
                              
                              
                              									Luftpumpen oder durch Hebelwerke mit Fliegkörpern oder endlich durch unmittelbare
                              									Wegmessung wirken, die hervorragendsten sind. Zur allerletzt angeführten Gattung
                              									zählt nun auch das von der Paris-Lyon-Mittelmeer-Eisenbahn bereits seit 10 Jahren
                              									eingeführte, in Fig. 1
                              									bis 3 dargestellte Mess-
                              									und Schreibwerk, welches von der genannten Eisenbahngesellschaft zur regelmässigen
                              									Kontrolle ihrer schnellfahrenden Züge verwendet wird, und in mehr als 400, in den
                              									eigenen Werkstätten der Bahn erzeugten Exemplaren im laufenden Dienste steht.
                           Die in Fig. 1 bis 3 dargestellte Anordnung
                              									entspricht der neuesten für Züge bis zu 100 oder selbst 120 km Fahrgeschwindigkeit
                              
                              									geeignete Form, während die ältere, übrigens im wesentlichen ganz gleiche Anordnung,
                              									nur für Fahrgeschwindigkeit bis 80, höchstens 90 km in der Stunde gut lesbare
                              
                              									Aufzeichnungen liefert. Mit Rücksicht auf die erhöhten Zuggeschwindigkeiten, für
                              									welche die neuen Vorrichtungen zurecht gemacht werden mussten, war es zunächst
                              									geboten, auch die Umdrehungsgeschwindigkeit der Trommel des Schreibzeuges gegen
                              									früher zu beschleunigen, und zu diesem Ende sah man sich veranlasst, den Antrieb der
                              									betreffenden bewegten Teile nicht bloss durch eine zeitweilig mit der Hand
                              									aufzuziehende Uhrfeder zu bewerkstelligen, wie es bei den älteren Apparaten der Fall
                              									gewesen ist, sondern durch eine kräftige Stahlspirale zu bewirken, welche durch die
                              									Lokomotive im selbstthätigen Wege aufgezogen wird. Ausser dieser Hauptänderung weist
                              									das neue Modell (1900) nur noch einige kleine Vervollkommnungen in der Art des
                              									Schreibens und betreffs der fortschreitenden Bewegung der Schreibtrommel auf, welche
                              									sich nach den 10jährigen Erfahrungen mit der Ursprungstype als wünschenswert
                              									herausgestellt hatten, und von denen späterhin noch des näheren die Rede sein wird.
                              									Die registrierende Vorrichtung (Fig. 1 bis 3) befindet sich in einem
                              									an dem äusseren Gestellrahmen LL der Lokomotive
                              									angeschraubten Blechkasten ZZ, dessen Vorder- und
                              									Seitenwände als Thüren ausgeführt und während der Dienstfahrten stets durch Riegel
                              									dicht verschlossen, sowie ausserdem plombiert sind; sie besteht aus zwei voneinander
                              									unabhängigen Hauptteilen, nämlich aus der sich um ihre Achse drehenden und sich
                              									zugleich ihrer Achse entlang bewegenden Schreibtrommel R nebst dem zugehörigen Räderwerke und aus den vier Schreibstiften r1, r2, r3 und r4, welche, ähnlich wie
                              									Klavierhämmerchen angeordnet, mit ihren Schlägen auf dem Papiermantel der
                              
                              									Schreibtrommel vier Reihen Punkte hervorbringen, die entweder viereckig oder
                              									dreieckig erscheinen, je nachdem das stossendeEnde an der Spitze des
                              									betreffenden Hämmerchens vierkantig oder dreikantig geformt ist. Das Bethätigen der
                              									Schreibstifte erfolgt durch die vertikale Welle x,
                              									welche mit Hilfe der beiden gleich grossen Kegelräder K1 und K2 ihre Umdrehungen auf die
                              									wagerechte Achse e f überträgt. Die Bewegung der von
                              									unten durch den Boden des Kastens der Registrier Vorrichtung in das Innere der
                              									letzteren emporragenden Welle x wird von der Lokomotive
                              									bewirkt und zwar mittels eines Bügels, der an einer der Radkuppelungsstangen
                              									aufgeklemmt ist, und nach Art eines Krummzapfens die Kurbel einer unterhalb des
                              									vorgenannten Apparatkastens gelagerten wagerechten Zwischenachse antreibt. Auf
                              									dieser letzteren sitzt eine Schraube ohne Ende, welche in ein 8zähniges
                              									Schneckentrieb eingreift, das das untere Ende der Welle x (Fig. 1)
                              									bildet. Das Lagergehäuse für die eben erwähnte wagerechte Kurbelachse ist mit jenem
                              									für das als Schneckentrieb ausgebildete Achsen ende von x vereinigt und unmittelbar unter dem Apparatkasten ZZ an dem Traggestelle LL
                              									der Lokomotive angemessen festgeschraubt. Vermöge dieser Anordnung wird also die
                              									besagte wagerechte Zwischenachse mit der endlosen Schraube jedesmal eine volle
                              									Umdrehung machen, so oft das Triebrad der Lokomotive eine solche vollendet, wogegen
                              
                              									die senkrechte Welle x erst dann sich einmal
                              									herumdreht, wenn das Lokomotivtriebrad acht Umdrehungen gemacht hat.
                           Wie die Abbildungen es ersehen lassen, ist der Kasten ZZ
                              									der Registriervorrichtung auf der Stegplatte LL des
                              									Lokomotivgestelles mittels vier Schraubenbolzen F
                              									befestigt, auf welchen der Boden, sowie die Decke des Kastens zwischen je vier
                              
                              									Spiralfedern HH bezw. GG
                              									eingespannt wird, um hierdurch die Erschütterungen und Stösse, welche im Verlaufe
                              									der Fahrt vorkommen, thunlichst unschädlich zu machen. Aus demselben Grunde besteht
                              									auch die senkrechte Kegelradachse x nicht aus einer
                              									einzigen steifen Stahlwelle, sondern aus zwei Stücken, von denen das untere eine im
                              									Vierkant ausgelochte Kuppelhülse bildet, in welche das gleichfalls vierkantig
                              									bearbeitete Ende des oberen Wellenstückes lose eingesteckt ist. Der letzterwähnte
                              									Teil der Welle x wird sonach vom anderen bei seinen
                              									Umdrehungen für alle Fälle mitgenommen, während unbeschadet dieser Abhängigkeit
                              									jeder der beiden Wellenteile für sich in senkrechter Richtung verschiebbar bleibt,
                              									und also bei Stössen der Lokomotive und Schwankungen des Untergestelles ganz nach
                              
                              
                              									Bedarf nachgeben kann.
                           Es ist bereits weiter oben erwähnt worden, dass die weitere Uebertragung der
                              									Radumdrehungen der Lokomotive auf die Schreibhämmer von der Welle x (Fig. 1 und 2) aus durch die beiden
                              									Kegelräder K1
                              									und K2 und die
                              									wagerechte Welle ef erfolgt. Nachdem sich aber die
                              									Drehrichtung dieser Welle in Uebereinstimmung mit der Fahrtrichtung der Lokomotive
                              									ändert und die Schreibhämmer r1 und r3 ausschliesslich für die Fahrt nach vorwärts, die beiden Schreibhämmer r2 und r4 hingegen beim
                              									Rückwärtsfahren der Lokomotive in Wirksamkeit treten sollen, so lässt sich diese
                              									Uebertragung natürlich nicht direkt, sondern nur mit Hilfe gekuppelter Teile
                              									bewerkstelligen. Zu dem Ende sitzt nur die Scheibe g
                              										(Fig. 1) auf der
                              									Welle ef fest, während rechts und links davon je ein
                              									Schraubenrad und eine Stiftscheibe, die miteinander auf einer gemeinsamen, hohlen
                              									Achse festsitzen, lose aufgesteckt sind. Auf der rechten Seite von g befindet sich in der ebenbesagten Anordnung das
                              									Schraubenrad j und die Scheibe p1 mit den beiden einander genau
                              									gegenüberstehenden Rollenstiften o1 und o2; auf der linken Seite von g sitzt in gleicher Weise das in Fig. 1 im Querschnitte
                              									dargestellte Schraubenrad h nebst der Scheibe p2 mit den beiden
                              									Rollenstiften n1 und n2. Im hohlen Innenraume der beiden Schraubenräder j und h sind nun je vier der Scheibe g zugekehrte, federnde Stifte vorhanden, während an g, rechts wie links, ebenfalls vier Daumen angegossen
                              									sind, derart, dass sich die Federstifte der beiden Schraubenräder wie Riegel vor die
                              									Daumen von g stellen, wenn e
                                 										f eine bestimmte Bewegungsrichtung besitzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 286
                              Horizontalschnitt CD. Vertikalschnitt EF.
                              
                           Was zuvörderst das Schraubenrad j
                              									anbelangt, so stemmen sich dessen Federstifte nur dann gegen die Daumen von g, sobald und so lange die Welle ef sich in der gewöhnlichen Richtung, d. i. für die
                              									Fahrt nach vorwärts, dreht, während bei der Drehung
                              									nach entgegengesetzter Richtung die genannten Daumen vermöge ihrer Abschrägung ohne
                              									weiteres die Federstifte von j zur Seite schieben und
                              									an denselben vorübergleiten. Genau dieselbe Anordnung ist für h getroffen, nur im verkehrten Sinne, so dass also
                              									dieses Schraubenrad samt der Stiftenscheibe p2 während der Fahrt nach vorwärts still steht, bei der Rückwärtsfahrt jedoch von
                              										g mitgenommen wird. Damit das Loskuppeln sozusagen
                              									augenblicklich vor sich geht und kein Weiterschleudern der Schraubenräder j oder h stattfinden kann,
                              
                              									ist an jedem derselben eine seitlich angreifende, mittels einer Spannschraube leicht
                              									einstellbare kleine Backenbremse angebracht, deren Bremsklötzchen ausGaϊakholz
                              									besteht. Jedes der beiden Schraubenräder j und h (Fig. 1) greift in ein
                              									oberhalb desselben angebrachtes Schneckenrädchen m
                              									bezw. k ein, welches mit 20 Zähnen versehen ist, und an
                              									seiner vorstehenden Drehachse einen Daumenstift trägt, mit dem es auf einen
                              									federnden Hebelarm einwirkt, der durch ein Gelenksstängelchen mit dem Schwanzende
                              									des Hammerstieles r1
                              									bezw. r2 in Verbindung
                              									steht. So oft also beispielsweise die von j
                              									angetriebene Schnecke m eine volle Umdrehung
                              									zurücklegt, wird der Hammer r1 einmal auf eine gewisse Höhe gehoben und
                              									sodann wieder losgelassen, wodurch er gegen die Schreibtrommel schlägt und auf dem
                              									Papiermantel derselben einen dreikantigen Punkt hervorbringt. Da nun m 20 Zähne besitzt, so entfällt also je ein Punkt des
                              									Schreibhammers r1 auf 20 entsprechend gerichtete Umdrehungen der Welle e f, d.h. die Entfernung eines solchen Punktes bis zum
                              									nächsten stellt 20 × 8 = 160 Radumdrehungen der Lokomotive dar, und zwar für die
                              									Fahrt nach vorwärts. Genau dieselbe Anordnung und
                              									dasselbe Verhältnis obwaltet auch bei dem Schreibhammer r2, nur dass die von ihm niedergeschriebenen, gleichfalls dreieckigen
                              									Punkte für die Fahrt nach rückwärts gelten. Wie die
                              									federnden Hebelzüge der Schreibhämmer r1 und r2, ebenso sind auch jene für r3 und r4 angeordnet, auf welche die Rollenstifte o1 und o2 bezw. n1 und n2 als
                              									Hebedaumen einwirken; r3 und r4
                              									werden somit – ersterer bei der Fahrt nach vorwärts,
                              									letzterer bei der Rückwärtsfahrt – während jeder Umdrehung der Welle e f zweimal gegen die Schreibtrommel geschnellt, wobei
                              
                              									jedesmal ein vierkantiger Punkt auf dem Papier erzeugt wird. Der Abstand zwischen je
                              
                              									zweien solchen vierkantigen Punkten entspricht ersichtlichermassen je vier
                              									Radumdrehungen der Lokomotive oder, da der Durchmesser der Triebräder an den
                              									Schnellzugsmaschinen der Paris-Lyon-Mittelmeer-Eisenbahn 2 m beträgt, einer
                              									durchfahrenen Strecke von rund 25 m, während die Abstände der früher besprochenen
                              									dreikantigen Punkte, welche von r1 und r2 niedergeschrieben werden, in gleicher Berechnung
                              									annäherungsweise 25 × 40 = 1000 m zurückgelegte Fahrstrecke darstellen. Hinsichtlich
                              									der mechanischen Ausführung der Schreibhämmer bleibt hier noch zu bemerken, dass
                              									unter jedem Hammerstiel, ähnlich wie bei den Klavierhämmern, eine federnde
                              									Gegenstütze angebracht ist, welche ein zweites Ausschnellen des Hammers nach der
                              									ordnungsmässigen Hervorbringung des Schreibzeichens verhütet und sonach jede
                              									Fälschung bezw. jede unrichtige, zufällige Vermehrung der Punkte durch Rückschläge
                              									unmöglich macht.
                           Auf dem linksseitigen Ende der Welle ef (Fig. 1) sitzt die Scheibe
                              										M (Fig. 1 und 2) fest, welche mittels
                              									eines Kurbelzapfens in den Schlitz eines Winkelhebels N
                              									eingreift, der durch eine angelenkte Schieb klaue auf ein auf der Achse i1 (Fig. 2) sitzendes Zahnrad
                              									wirkt, derart, dass letzteres durch das Hin- und Hergehen von N stetig in gleicher Richtung weiter gedreht wird.
                              									Durch diese Drehung der Achse i1 wird die im Gehäuse P (Fig. 1 und 3) eingesetzte
                              									Haupttriebfeder des Laufwerkes gespannt und zwar so lange, bis das Werk vollends
                              									aufgezogen ist, wobei sich die vorerwähnte Schiebklaue des Winkelhebels N selbstthätig wieder ausklinkt. Dieser Vorgang, d. i.
                              
                              									das vollständige Aufziehen des Hauptuhrwerkes vollzieht sich in der Regel innerhalb
                              									der ersten 30 bis 35 Minuten nach Beginn der Zugfahrt, während das Werk an sich
                              									gleich bei der ersten Radumdrehung der Lokomotive seine normale Thätigkeit aufnimmt.
                              									Das Bodenrad des Uhrfedergehäuses P übermittelt den Antrieb auf die Achse i2 (Fig. 2), von der aus die
                              									Bewegung entweder durch die beiden Zahnräder U und U1 oder durch
                              										V und V1 auf die Scheibentrommel übertragen wird.
                              									Die Achse i2
                              									steht aber auch noch durch eine andere Zahnradübertragung mit der Achse i3 eines zweiten
                              									Uhrwerkes Q (Fig. 1 und 2) in Eingriff, welch
                              									letzteres als Regulator zu wirken hat. Dasselbe treibt nämlich allerdings auch ein
                              									gewöhnliches Zeigerwerk, wie Fig. 1 ersehen lässt, hat jedoch in Wesenheit lediglich die Aufgabe,
                              									vermöge seiner vorzüglichen Ankerhemmung den Umlauf der Schreibtrommel genau
                              									gleichmässig zu gestalten. Die Triebfeder des Uhrwerkes Q muss mit der Hand – durch fünf Umdrehungen eines Schlüssels – aufgezogen
                              									werden und das Werk lauft dann 24 Stunden hindurch; wenn es nicht aufgezogen ist,
                              									kann auch das Hauptlaufwerk nicht wirksam werden. Damit die Schreibtrommel R (Fig. 1 und 3) ihre drehende und
                              									zugleich eine fortschreitende Bewegung mache, steckt dieselbe lose auf einer
                              									Hohlachse TT (Fig. 1), welche
                              									ihrerseits über die fixe Spindel SS gesteckt ist, und
                              									mit dem linksseitigen Trommelabschlusse durch Feder und Nut in Verbindung steht.
                              									Diese letztgedachte Anordnung bringt es mit sich, dass die Trommel R wohl beliebig längs der Hohlachse TT verschoben werden kann, dass sie aber für alle Fälle
                              									gezwungen ist, die Umdrehungen von TT mitzumachen. Die
                              									rechtsseitige Längenhälfte der Spindel SS hat ein
                              									Gewinde eingeschnitten, auf dem eine schmale Mutter d
                              									lauft, welche sich mit Hilfe von zwei Stellstiften und der Schraube b mit der rechtsseitigen Bodenwand der Schreibtrommel
                              										E leicht in feste Verbindung bringen lässt. Ist RR auf diese Weise mit d
                              									fest verbunden, dann muss natürlich die Schreibtrommel längs der Schraubenspindel
                              										SS sich fortwinden, sobald und so lange TT Umdrehungen macht. Dabei kann die Drehung von TT, sei es infolge des Eingriffes der Zahnräder U und U1, sei es durch jenen der Räder V und V1, stets nur in einer und derselben Richtung
                              									erfolgen. Die Einschaltung des einen oder des anderen dieser Räderpaare geschieht
                              									durch eine kleine mit der Hand vorzunehmende Längsverschiebung der Achse TT1 und zwar
                              									immer erst unmittelbar vor der Ausfahrt der Lokomotive nach Massgabe des Bedarfes.
                              									Bei der Benutzung von U und U1 macht in Anbetracht des
                              									Umfangsverhältnisses dieser Zahnräder die Achse TT
                              									nebst der Trommel RR je eine volle Umdrehung in 12
                              									Minuten, wogegen bei Einschaltung der Räder V und V1 dieselbe
                              
                              									Umdrehung in 10 Minuten erfolgt; die erstere Uebertragung wird bei Expresszügen, die
                              
                              									letztere bei Schnellzügen in Anwendung gebracht.
                           Aus der Zusammenfassung der bisher betrachteten Anordnungengeht hervor, dass die
                              									Zeichen jedes der vier Schreibhämmerchen eine geschlossene Linie von der Form einer
                              									flachen Spirale bilden, die, sobald der Papiermantel von der Trommel abgenommen
                              									wird, auf dem flachen Papier lauter parallele Zeilen darstellen. Diese Zeichen sind
                              									nicht an der Aussenseite des Papierblattes, sondern an der Innenseite desselben,
                              									sozusagen wie ein Negativbild ersichtlich gemacht, weil die Griffelenden der
                              
                              									Schreibhämmerchen weder abfärben noch das Papier durchschlagen, sondern nur eine Art
                              									Farbenpausen hervorbringen. Es wird nämlich die Scheibentrommel zuerst mit einem
                              									Papier umgeben, das durch eine mit Glycerin verriebene Schwärze gefärbt ist, und
                              									erst über diese Unterlage das Diagrammpapier mittels einer Spange und Klemmen am
                              									Trommelumfang befestigt. Durch den Schlag der Schreibhämmer werden sonach die
                              									Zeichen eben nur abgeklatscht und es lassen sich daher, falls es gewünscht würde, in
                              									bekannter Weise gleich mehrere Diagrammabklatsche auf einmal gewinnen. Soll die
                              									Registrier Vorrichtung für eine Dienstfahrt zurecht gebracht werden, so wird zuerst
                              									die Führungsmutter d durch Lüften der Schraube b von der Schreibtrommel losgelöst und letztere längs
                              									der Hohlachse TT nach links in ihre äusserste
                              									Endstellung geschoben; hintendrein windet man d längs
                              									der Schraubenspindel gleichfalls genügend weit nach links, um sie wieder an RR festzuschrauben. Nunmehr erfolgt, falls die Gattung
                              									des Zuges es bedingt, die Einstellung der Hohlachse TT
                              									samt der Schreibtrommel auf den Eingriff der Räder U
                              									und U1 oder V und V1. Sodann wird das Farbpapier auf die
                              									Trommel gebracht und das Diagrammpapier darübergespannt, ferner die Uhr Q aufgezogen und das Zeigerwerk derselben genau
                              									gerichtet, sowie schliesslich diese Zeit am Diagrammpapier notiert. Auf der
                              									Schreibseite des letzteren sind übrigens die Minutenlinien – nämlich für die
                              									Expresszüge zwölf und für die Schnellzüge zehn Linien – bereits vorgedruckt. Demnach
                              									lässt sich für jede Stelle des Papier es die Zeit, zu welcher dieselbe an den
                              									Schreibhämmern vorübergekommen ist, leicht und genau feststellen. Ebenso kann die
                              									jeweilige Fahrgeschwindigkeit des Zuges durch Abzählen der zwischen zwei
                              									Minutenstriche fallenden Punkte leicht ermittelt werden und wird man sich diesfalls
                              									für die weniger schnell befahrenen Strecken der vierkantigen und für die mit grosser
                              									Geschwindigkeit durcheilten Strecken der dreikantigen Punkte bedienen, oder man wird
                              									allenfalls auch die letzteren durch die ersteren ergänzen. Es genügt im übrigen zur
                              
                              									raschen Berechnung der Geschwindigkeit, mit welcher der Zug zu einer gewissen Zeit
                              
                              									oder an einer bestimmten Stelle der Strecke gefahren ist, wie schon weiter oben
                              									einmal in Betracht gezogen wurde, die Entfernung zwischen zwei dreikantigen Punkten
                              									zu messen, welche 1000 m, also 1 km vorstellt. Da nun der Abstand der Minutenlinien
                              
                              									auf den Diagrammpapieren der Expresszüge 26,1 mm und auf jenen der Schnellzüge 31,4
                              									mm beträgt, so ergibt sich für die Fahrgeschwindigkeit C, vorausgesetzt dass die gemessene Entfernung der dreikantigen Punkte am
                              									Diagramm a Millimeter beträgt, für den ersten Fall
                           
                              C=\frac{a}{26,1}\,\times\,60=2,2988\,a^{\mbox{ Std.}}/_{\mbox{km}},
                              
                           und für den zweiten Fall
                           
                              C=\frac{a}{31,4}\,\times\,60=1,9108\,a^{\mbox{ Std.}}/_{\mbox{km}}.
                              
                           Selbstverständlich sind für die Praxis im voraus Massstäbe angefertigt, welche bei
                              									der Kontrolle wegen Ueberschreitungen der Fahrgeschwindigkeit einfach an jene
                              									Diagrammstellen angelegt werden, welche zu prüfen sind. Es erübrigt schliesslich nur
                              									noch zu bemerken, dass die Paris-Lyon-Mittelmeer-Eisenbahn mit den vorstehend
                              									geschilderten Vorrichtungen äusserst zufrieden ist, und denselben eine ebenso
                              									sichere als reinliche und genaue Arbeitsleistung nachrühmt.
                           
                        
                           II. Fahrgeschwindigkeitsmesser der französischen
                              
                              									Staatseisenbahnen.
                           Seit 1898 sind auf einer Anzahl von Lokomotiven der französischen Staatseisenbahnen
                              									Geschwindigkeitsmesser als Kontrollvorrichtungen für die Fahrgeschwindigkeit der
                              									Züge angebracht, welche trotz ihrer auffällig einfachen und widerst standskräftigen
                              									Anordnung, wie Le Génie civil vom 2. März 1901 S. 297
                              
                              									berichtet, ganz pünktlich und sehr genau arbeiten, ausserdem aber auch ebenso leicht
                              									als billig in stand zu halten sind. Die Wirksamkeit dieses von Desdouits, Oberingenieur der französischen
                              									Staatseisenbahnen, erdachten, in Fig. 4 ersichtlich
                              									gemachten Apparates, beruht auf der Zentrifugalkraft eines schweren, hängenden
                              
                              									Pendelgewichtes, das in Uebereinstimmung mit der Geschwindigkeit der Radumdrehungen
                              									der Lokomotive schwingt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 288
                              Fig. 4.
                              
                           Das betreffende Pendel bildet eine glattpolierte Stahlstange
                              										OA, welche auf der horizontalen Drehachse O festsitzt und unten eine lose, in Falzen gleitende,
                              									birnförmige Hülse M gleichsam als Linse trägt. Letztere
                              									wird lediglich von der Gelenkstange m gehalten, welche
                              									einerseits mit M durch ein Gelenk bei a, andererseits mit einem um den fixen Achsenzapfen J drehbaren, zweiarmigen Hebel KD durch das Gelenk c in Verbindung steht.
                              
                              									Die Ruhelage des Hebels KD wird durch zwei Gegenkräfte
                              									bedingt, nämlich durch die am Ende K eingehängte
                              									Spiralfeder F, deren Spannung sich mittels einer
                              									Stellschraube regulieren lässt, sowie durch eine kleine, mit Glycerin gefüllte
                              									Kataraktbremse B, deren Kolbenstange n an den Hebelarm JE
                              									angelenkt ist. Die Geschwindigkeit der Lokomotive, d.h. die Umdrehungen der
                              									Triebräder übertragen sich mit Hilfe gewöhnlicher Kegelradübersetzungen auf die
                              									Zugstange Z, die bei X an
                              									den Arm XO angreift, welcher in gleicher Weise wie OA auf der Drehachse O
                              
                              									festsitzt. Die die Stange Z auf und nieder ziehenden
                              									Lokomotivradbewegungen bringen sonach das Pendel OA in
                              									übereinstimmend schnelle oder langsame hin und her gehende Bewegung und erzeugen
                              									hierbei gleichzeitig in der Linse M ein äquivalentes
                              									Mass von Fliegkraft, das sich sofort auf den Wagebalken EK überträgt. Die Folge dieser Einwirkung ist ein Höhergehen des Armes JK, bezw. ein Neigen des Armes JE, und zwar erreicht hierbei während jeder halben Pendelschwingung der
                              									Wert, der sich am Wagebalken kenntlich machenden Zentrifugalwirkung des Gewichtes
                              										M von O ansteigend am
                              									Ende des Ausschlages das Maximum, um dann wieder auf O
                              									zurückzukehren, sobald das Pendel die senkrechte Lage wieder erreicht. Auf diese
                              									Weise erhält also auch der Wagebalken KJE eine
                              									schwingende Bewegung, welche durch die Flüssigkeitsbremse B vollständig sanft und gleichmässig gemacht wird und durch die Grosse des
                              									jeweiligen Ausschlagwinkels des Armes OE offenbar ein
                              									Mass der Fahrgeschwindigkeit darbietet. Ausserhalb des Apparatgehäuses werden die
                              									letztgedachten Wagebalkenschwingungen durch einen senkrecht zu EK auf den Drehzapfen des Gelenkes c festgesteckten, in der Abbildung durch die
                              									strichpunktierte Linie N angedeuteten Zeiger
                              									ersichtlich gemacht, der hinter einer Verglasung vor einem Teilungsbogen S1S2 spielt, auf dem die
                              									Fahrgeschwindigkeiten, welche dem betreffenden Ausschlagwinkel entsprechen,
                              									angeschrieben stehen. Die Teilung des Bogens, welche empirisch gewonnen wird, ist
                              
                              
                              									eine doppelte und auch doppelt beschrieben, nämlich nach den Lokomotivradumdrehungen
                              									in der Minute und nach Kilometerstunden. Je grösser die Fahrgeschwindigkeit, desto
                              									grösser der Ausschlagwinkel und um so leichter und genauer lassen sich die
                              									betreffenden Daten auf der Skala erkennen. Beieiniger Uebung kann der
                              									Maschinenführer den Zeigerstand übrigens selbst aus der Entfernung, d.h. ohne
                              									eigentlicher genauer Ablesung leicht bis auf einen Stundenkilometer genau
                              									abschätzen. Die Teilstriche für die geringen Geschwindigkeiten rücken allerdings
                              									gegen O zu stetig enger aneinander, allein auch sie
                              									gestatten noch immer ein genügend deutliches Ablesen.
                           Um die jeweiligen Fahrgeschwindigkeiten dauernd aufzuzeichnen, trägt das Ende E des Wagebalkens KE einen
                              									angelenkten Schreibhebel H, dessen federnder
                              									Schreibstift sich gegen die Trommel T lehnt, auf deren
                              									Mantelfläche sich ein Papierstreifen aufwickelt. Letzterer kommt von einer hinter
                              									der Schreibtrommel angebrachten Papierrolle, an welcher der Ablauf des Streifens
                              									durch eine leichte Federmasse gehemmt und reguliert wird. Obwohl bei dieser
                              
                              									Papieranordnung auf langen Fahrten der Durchmesser von T nicht genau derselbe bleibt, sondern gleichmässig zunimmt, dürfen die
                              									Ordinaten der Schreibkurven denn doch als unveränderlich genauer Massstab für die
                              									jeweiligen Fahrgeschwindigkeiten angesehen werden, weil die aus der vorgedachten
                              									Ursache hervorgehenden Fehler verschwindend klein und in der Praxis gar nicht
                              									wahrnehmbar sind. Die Drehung der Schreibtrommel erfolgt bei den älteren Apparaten
                              									durch ein Laufwerk, das mit einer Ankerhemmung versehen ist, und von dem Hebel XO mit Hilfe einer Gelenkstange i1
                              									i2 seinen
                              									Antrieb erhält. Die Uebertragungen und die Hemmung des Laufwerks sind dergestalt
                              									gewählt, dass je zwei Millimeter Vorrückung des Papierstreifens einer Fahrstrecke
                              									von einem Kilometer entspricht, wonach also der Bedarf für eine Zugsfahrt von 2000
                              									km durch einen 4 m langen Papierstreifen gedeckt erscheint. Da bei dieser Anordnung
                              									des Schreibzeuges die Aufenthalte in den Stationen und etwaige Fahrtunterbrechungen
                              									auf der Strecke nicht mitkontrolliert werden, benutzt man auch solche Vorrichtungen,
                              									bei denen der Antrieb der Scheibentrommel nicht mittelbar durch die Lokomotive,
                              									sondern durch eine eigene, von den übrigen Teilen des Apparates vollständig
                              									unabhängige Uhr erfolgt. Bei dieser letztgedachten Anordnung, welche allerdings
                              									etwas mehr Raum erfordert als die ältere und auch heiklicher sowie kostspieliger
                              									ist, braucht man natürlich wesentlich mehr Papierstreifen, da derselbe ja auch
                              									während des Stehens des Zuges abläuft, hat aber auch den Vorteil, die Aufenthalte
                              									darauf verzeichnet zu finden und die Streifenlänge gleich auf Zeit, oder für
                              									bestimmte Zuggattungen gleich auf die durchfahrene Streckenlänge reduzieren zu
                              									können.
                           Jedesmal so oft auf einer Lokomotive ein neuer Kontrollapparat aufgestellt und bevor
                              									derselbe in Betrieb gesetzt wird, muss er durch eine Probefahrt nachgeprüft werden.
                              									Es genügt diesfalls, die Feststellungen lediglich durch andere Hilfsmittel, wie etwa
                              									durch Abzählen der Kilometersteine und dergl. für eine bestimmte, grössere
                              									Fahrgeschwindigkeit durchzuführen, und empfiehlt es sich zu dem Ende, die Probefahrt
                              									auf einer längeren, gleichmässig geneigten Gefällsstrecke vorzunehmen. Stellen sich
                              									bei der vergleichenden Beobachtung Unterschiede gegenüber den Zeigerangaben des
                              									neuen Apparates heraus, so muss an demselben der Gang des Wagebalkens KE mit Hilfe der Federspannung und durch Anziehen oder
                              									Lüften der Anschlagschrauben u.s.w. entsprechend berichtigt werden. Wie die
                              									bisherigen Erfahrungen lehren, sind die einmal gehörig eingestellten Apparate im
                              									stande, mehr als 200000 km Fahrstrecken hindurch ihren Dienst zu leisten, ohne
                              									irgend einer weiteren Nachbesserung oder einer erneuerten Regulierung zu bedürfen.
                              									Von den zehn Apparaten, welche im Jahre 1898 auf Eilzugmaschinen der französichen
                              
                              									Staatseisenbahnen angebracht wurden, und deren Registrierwerke mittelbar von der
                              									Lokomotive angetrieben sind, haben bereits alle Dienstfahrten von 100000 bis 120000
                              									km zurückgelegt, ohne dass irgend ein Anstand vorgekommen wäre; sie alle arbeiten
                              									derzeit noch so regelrecht und genau, wie bei ihrer Inbetriebsetzung. Mit Apparaten,
                              									deren Schreibtrommel durch ein besonderes Uhrwerk gedreht wird, ist bisher erst eine
                              									einzige Eilzugmaschine der Staatsbannen ausgerüstet worden, doch bewährt sich auch
                              									diese Form so trefflich, dass man von derselben neuestens 20 Stück in Bestellung
                              									gebracht hat. Der Preis einer Vorrichtung älterer Form beläuft sich ungefähr auf 300
                              									Frs., während sich
                              									die jüngere Form mit Uhr um 50 Frs. höher stellt. Angenommen, dass die Lokomotive im
                              									Jahre 100000 km zurücklegt, betragen die Kosten für die erforderlichen Papier
                              									streifen ungefähr 12 Frs., während die gesamten sonstigen jährlichen
                              									Unterhaltungskosten pro Apparat sich etwa mit 10 Frs. veranschlagen lassen.
                           
                        
                           III. Fahrgeschwindigkeitsmesser der französischen
                              									Südbahn.
                           Nach wesentlich anderen Grundsätzen sind die Fahrgeschwindigkeitsmesser der französischen Südbahn eingerichtet, und zwar erstreckt
                              
                              									sich diese Verschiedenheit gegenüber den früher betrachteten Bauarten sowohl auf die
                              									Anordnung als auf den Endzweck. Diese von den Ingenieuren Gouzin und Bleys erdachte Vorrichtung gehört
                              									zu denjenigen ihrer Gattung, welche, wie die Geschwindigkeitsmesser von Dr. Pröll (238 * 353), von Schneider (245 * 19) oder von Ehrhardt (250 *
                              									347) u.a.m. eine kleine, von einer Lokomotivachse aus in Bewegung gesetzte Pumpe
                              									verwenden, um durch den grösseren oder geringeren Auftrieb der geförderten
                              									Flüssigkeit ein Mass für die Pumpengeschwindigkeit und daher auch für die
                              									Laufgeschwindigkeit der antreibenden Lokomotive zu gewinnen. Nachdem die Südbahn
                              									aber die in Rede stehenden Geschwindigkeitsmesser vornehmlich für Lokomotiven auf
                              									Strecken zweiter Ordnung bestimmt hat, wo mit Rücksicht auf den schwächeren Unter-
                              
                              									und Oberbau und die mangelhafte Bahnbewachung gewisse beschränkte
                              									Fahrgeschwindigkeiten eingehalten werden sollen, so liegt deren hauptsächlichste
                              									Aufgabe darin, selbstthätig die Zugbremse in Thätigkeit zu setzen, sobald während
                              									der Fahrt die erlaubte grösste Geschwindigkeit überschritten würde. Zur Erreichung
                              									dieses Zweckes ist die Vorrichtung mit der Zugbremse in Verbindung gebracht, wie es
                              										Fig. 5 ersichtlich
                              									macht.
                           In der gusseisernen, an der Lokomotivwand befestigten Trommel t befindet sich eine kleine Zentrifugalpumpe, deren Höhenquerschnitt Fig. 6 darstellt. Die
                              
                              									Pumpenachse i wird von der Lokomotivachse aus mit Hilfe
                              									eines Kegelradgestänges angetrieben; das von der Pumpe aus einem kleinen Behälter
                              									bezogene, angewärmte Tenderwasser wird durch das Rohr r
                              									in den Gusseisencylinder b1 getrieben, dessen nähere Anordnung aus
                              									dem, in vergrössertem Massstabe ausgeführten Höhendurchschnitt Fig. 7 erhellt. Alles bei
                              										r in den Cylinder b1 eingepumpte Wasser tritt hier unter den
                              
                              									Kolben k, welcher von der um die Kolbenstange a1 gewundenen
                              									Spiralfeder f niedergehalten wird. Je rascher das
                              									Flügelrad der Pumpe umläuft, desto mehr Wasser wird unter k getrieben, so dass dieser Kolben, den Federdruck überwindend, allmählich
                              									nach aufwärts geht; lässt hingegen der Wasserauftrieb mit der Geschwindigkeit der
                              									Umdrehungen des Pumpenrades wieder nach, wird auch k
                              									von f wieder nach abwärts geschoben und das Wasser aus
                              										b1
                              									verdrängt. Diese Kolbenbewegungen geben also ein Mass der Fahrgeschwindigkeiten und
                              									werden einerseits allenfalls durch ein Registrierwerk in gewöhnlicher Weise
                              									aufgezeichnet, sowie andererseits für alle Fälle zur Umstellung des Bremswechsels
                              									benutzt, sobald – wie bereits erwähnt wurde – die Lokomotive die erlaubte
                              									Fahrgeschwindigkeitsgrenze überschreitet. Der Bremswechsel befindet sich nämlich im
                              									Gusseisencylinder b2 (Fig. 5 und
                              										7), welcher durch
                              
                              									Vermittelung seines bügelförmigen Fusses d1d2 auf den Cylinder b2 festgeschraubt ist. Im Innern
                              									des Cylinders b2 befindet sich das luftdicht eingesetzte Futterrohr qq (Fig. 7), das an vier
                              
                              									bestimmten Stellen c1, c2, c3 und c4 ringsum laufende,
                              									radiale Ausschnitte besitzt, wie sie der Querschnitt Fig. 8 des näheren
                              
                              									ersichtlich macht. Diese vier Lochringe entsprechen ihrer Lage nach den vier in b2 (Fig. 7) einmündenden
                              									Rohren r1, r2, r3 und r4, von denen r1 an die
                              									Lokomotiv- und Zugröhrenleitung der Westinghouse-Bremse, r2 an den Pressluftbehälter dieser Bremse
                              									anschliesst, während r3
                              									durch ein Rohrknie p (Fig. 5) mit r1 in
                              									Verbindung steht, und r4 einfach eine in die freie Luft führende Ausströmungsöffnung bildet. In
                              									dem Messingstiefel qq (Fig. 7) des zu oberst
                              
                              									durch das Kopfstück v abgeschlossenen Cylinders b2 befindet
                              									sich die Kolbenstange a2, an der in bestimmten Absätzen die drei
                              									mit doppelten Dichtungsringen aus Kautschuk versehenen Kolben k1, k2, k3und k4 festsitzen; das
                              									untere Ende der Kolbenstange a2 ist durch einen Vorsteckstift mit der
                              									Kolbenstange a1
                              									gekuppelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 289
                              Fig. 5. Gesamtansicht. Fig. 6. Querschnitt der Zentrifugalpumpe.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 289
                              Fig. 7. Längsschnitt MN. Fig. 8. Querschnitt AB.
                              
                           So lange die Lokomotive still steht und der Kolben k in b1 die in Fig. 7 dargestellte Lage
                              
                              									besitzt, haben auch die drei Kolben des Cylinders b2 die in der genannten Zeichnung ersichtlich
                              									gemachte niederste Stellung inne. Unter dieser Voraussetzung steht für die aus r2 durch e2 in b2 eintretende
                              									Pressluft über e1 und r1 der normale Weg zu den Bremscylindern der Fahrzeuge des betreffenden
                              
                              									Zuges offen, wogegen jede Verbindung mit der Aussenluft durch den Kolben k3 hintan gehalten ist.
                              									Die aus r1 über
                              									das Knierohr p (Fig. 5) nach r3 und von da über die
                              									Oeffnungen c3 (Fig. 7) in den Cylinder
                              										b2
                              									gelangende Pressluft übt auf das Kolbensystem keinerlei Einfluss aus, da sie sowohl
                              									gegen k2 als gegen k3 drückt, und diese
                              									beiden Kolben einen gleichen Durchmesser besitzen, nämlich denselben wie k1. Erfolgt nun während
                              									der Bewegung der Lokomotive durch den Auftrieb des Wassers unter k das Ansteigen dieses Kolbens, so wird in gleichem
                              									Masse auch das Kolbensystem im Cylinder b2 hochgehen. Dieses Ansteigen kann sich
                              									jedoch nur so weit fortsetzen, bis der oberste Kolben k3 nahezu bei der Führungshülse
                              									des Kopfstückes v eintrifft, weil dann der Kolben k1 bereits
                              									abschliessend über den Löcherring e1 nach aufwärts gegangen ist, während k2 bis nahe an
                              										r3 und k3 bis über r4, bezw. über c4 emporgelangt sind.
                              									Tritt diese Kolbenstellung ein, so findet die aus r2 kommende Pressluft den Weg zu den
                              									Bremscylindern der Fahrzeuge durch k1 verschlossen, wogegen die in der
                              									letztgenannten Röhrenleitung vorhandene Pressluft durch p (Fig. 5) über r3 (Fig. 7), e3, e4 und r4 ins Freie entweicht,
                              									infolge dieser geänderten Röhrenverbindung vollzieht sich also die selbstthätige
                              									Bremsung des Zuges, welche solange andauert, als sich die Fahrgeschwindigkeit nicht
                              									wieder so weit verringert, dass das Kolbensystem in b2 genügend nach abwärts geht, um
                              									den normalen Weg der Pressluft wieder herzustellen. Die Auslösestellung des
                              									Bremswechsels wird natürlich von vorhinein der erlaubten grössten
                              									Fahrgeschwindigkeit angemessen eingestellt, und ebenso selbstverständlich ist es,
                              									dass in der Auslösestellung ebensowenig wie bei der Ruhestellung eine einseitige
                              									Beeinflussung des Kolbensystems durch die bei r2 (Fig. 7) eindringende
                              									Pressluft erfolgen kann, weil die letztere ihren Druck auf e3 genau so nach aufwärts wie auf
                              										e2 nach
                              									abwärts ausübt. Alle Teile des Bremswechsels sind hinsichtlich ihrer Abmessungen auf
                              									Grund zahlloser vorausgegangener Versuche derart gewählt und festgestellt, dass
                              									spätere Nachregulierungen unnötig werden; nur für eine etwaige Berichtigung der
                              
                              									Federspannung im Cylinder b1 ist Vorsorge getroffen, insofern die aus
                              									einer Schraubenmutter gebildete Führungshülse m, gegen deren abgesetzten Hals sich
                              									die Feder f stemmt, an ihrem oberen Ende m1 die Form
                              									eines Vierkantes besitzt, wo zum Nachziehen oder Lüften ein Schraubenschlüssel
                              									aufgesteckt werden kann. Dass übrigens ganz dieselben Vorrichtungen mit nur
                              
                              									geringfügigen Abänderungen der Röhrenanschlüsse auch für Vakuumbremsen ausgenutzt
                              									werden können, lässt sich ohne weiteres ersehen.
                           Bei der französischen Südbahn thun die geschilderten
                              									Apparate ihren Dienst teils ohne, teils mit Registriervorrichtungen, welch letztere
                              									entweder bloss festzustellen haben, wann, wo und wie oft eine selbständige Auslösung
                              									des Bremswechsels wegen Ueberschreitung der erlaubten Fahrgeschwindigkeit während
                              									einer Zugsfahrt erfolgt ist, oder die ausserdem fortlaufend die jeweilige
                              									Fahrgeschwindigkeit der Lokomotive mittels eines Zeigerwerkes anzeigenund
                              									zugleich auf einem Papierstreifen niederschreiben. In beiden Fällen besteht die
                              									Registriervorrichtung aus einem auf dem Verschlussstück v (Fig. 7)
                              									sitzenden Blechgehäuse, in welchem durch eine regulierte Uhr ein senkrecht
                              									gestellter Papierstreifen in horizontaler Richtung von einer Rolle ab- und auf eine
                              									zweite Rolle aufgewickelt wird. Ein an der Kolbenstange a2 festgeschraubtes, durch v nach aufwärts geführtes Stäbchen endigt als
                              
                              									rechtwinkelig abgehender Arm, der gegen einen stählernen Stift stösst, sobald a2 so hoch gehoben
                              									wurde, dass eine der vorhin geschilderten Bremswechselauslösungen stattfindet. Der
                              									besagte Stahlstift drückt in diesem Falle eine Marke in den mit vorgedruckten Zeit-
                              									und Streckenlinien versehenen Papierstreifen. Sollen mit dem Registrierer auch die
                              									zweitgenannten Anordnungen verbunden sein, dann geht eine mit dem Kolben k verbundene, zweite Stange senkrecht nach aufwärts bis
                              									in das Innere des Blechkastens, welche ausserhalb des Cylinders b1 zur
                              									Sicherung gegen fremde Einwirkungen von einer Schutzröhre umgeben ist. Das obere
                              									Ende dieser Stahlstange trägt den federnden Schreibstift, der sich gegen die
                              									Mantelfläche der Papiertrommel lehnt. Die Ordinaten der von diesem Stifte auf dem
                              									Papierstreifen verzeichneten Kurve geben natürlich das Mass der Fahrgeschwindigkeit.
                              
                              									Die eben erwähnte, von k kommende Schreibstange wirkt
                              									innerhalb des Registriergehäuses auch noch auf eine gabelförmige Speiche, an deren
                              									Drehzapfen, ausserhalb der Kastenwand, ein Zeiger steckt, welcher hier unter dem
                              									Schütze einer Verglasung vor einem Gradbogen sich bewegt, auf dem die der Teilung
                              									entsprechenden Fahrgeschwindigkeiten in Stundenkilometern angeschrieben stehen, so
                              									dass der Lokomotivführer jederzeit in der Lage ist, sich über die jeweilige
                              									Geschwindigkeit Kenntnis zu verschaffen. Ueber die Anschaffungs- und
                              									Instandhaltungskosten dieser Einrichtungen sind unseres Wissens seitens der französischen Südbahn zur Zeit bestimmte Angaben noch
                              									nicht veröffentlicht.