| Titel: | Liegende viercylindrige Dreifachexpansionsmaschine von 2000 bis 2500 PS der Crimmitschauer Maschinenfabrik, Crimmitschau i. S. | 
| Autor: | O. Herre | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 301 | 
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                        Liegende viercylindrige
                           								Dreifachexpansionsmaschine von 2000 bis 2500 PS der Crimmitschauer Maschinenfabrik,
                           								Crimmitschau i. S.
                        Von O. Herre, Ingenieur und Lehrer.
                        Liegende viercylindrige Dreifachexpansionsmaschine v. 2000–2500 PS
                           								der Crimmitschauer Maschinenfabrik.
                        
                     
                        
                           Die in den Fig. 1 bis 5 dargestellte Maschine ist für Gerrit van Delden
                                 										und Co. in Gronau i. W. gebaut worden und dient zum Betriebe einer
                              									mechanischen Spinnerei und Zwirnerei; sie wurde in den Monaten August, September und
                              									Oktober vorigen Jahres montiert und befindet sich seit November 1900 im Betriebe,
                              									ohne bisher Anlass zu einem Tadel gegeben zu haben. Genaue Versuche zur Feststellung
                              									des Dampf Verbrauches konnten nach einer Mitteilung der Erbauerin der Maschine, der
                              										Crimmitschauer Maschinenfabrik, Crimmitschau i. S.,
                              
                              									bisher nicht vorgenommen werden, da die Maschine vorläufig noch nicht voll belastet
                              									werden kann.
                           Wie aus den Fig. 1 bis 5 ersichtlich ist, wurde die Maschine als liegende
                              									Dreifachexpansionsmaschine mit geteiltem Niederdruckcylinder ausgeführt. Der
                              									Hochdruckcylinder I wirkt mit dem Niederdruckcylinder
                              										IIIb auf
                              									die eine Kurbel; der Mitteldruckcylinder II und der
                              									Niederdruckcylinder IIIa auf die andere Kurbel.
                           Die Vorteile dieser Anordnung sind folgende:
                           Durch die Teilung fallen die Dimensionen des Niederdruckcylinders kleiner aus,
                              									wodurch die Ausführungsschwierigkeiten nicht unerheblich vermindert werden. An
                              
                              									Stelle der beiden Niederdruckcylinder, die im vorliegenden Falle je 1,4 m lichten
                              									Durchmesser aufweisen, wäre ein einziger Niederdruckcylinder von fast 2 m
                              									Durchmesser notwendig geworden. Mit dem Durchmesser des Cylinders wachsen aber die
                              									Schwierigkeiten in der Herstellung dichter Kolben und dichter Steuerungsorgane ganz
                              									erheblich.
                           Ferner lässt sich durch die Verteilung der Niederdruckwirkung auf beide Kurbeln eine
                              									bessere, mehr gleichmässige Verteilung der Arbeiten und zwar selbst bei
                              									verschiedener Belastung erzielen, was für den Ungleichförmigkeitsgrad der
                              									Kurbeldrehung von hoher Bedeutung ist und im vorliegenden Falle von besonderem
                              									Einfluss war, da für den Betrieb der mechanischen Spinnerei und Zwirnerei eine
                              									grosse Gleichförmigkeit der Drehung notwendig ist.
                           Schliesslich bringt die Teilung der Niederdruckwirkung auch geringe Abmessungen des
                              									Triebwerkes mit sich, so dass infolge der Verminderung der geradlinig schwingenden
                              									Massen die Wahl hoher Kolbengeschwindigkeiten begünstigt wird.
                           Die beiden Niederdruckcylinder IIIa und IIIb wurden unmittelbar an der Kreuzkopfführung
                              									angeordnet. Hierdurch werden die hinteren Geradführungen für die Kolbenstangen der
                              									kleineren und wesentlich leichteren Hochdruck- bezw. Mitteldruckkolben entbehrlich;
                              									auch wird die Kreuzkopfführung nicht so stark erwärmt, wie es bei der umgekehrten
                              									Anordnung mit vorn liegendem Hochdruckcylinder der Fall wäre. Diese Vorsicht ist um
                              									so mehr geboten, als die Anwendung überhitzten Dampfes von etwa 250° C. nicht
                              									ausgeschlossen ist.
                           Die Hauptdimensionen der Maschine sind folgende:
                           
                              
                                 Lichter Durchmesser des Hochdruckcylinders I
                                 620
                                 mm
                                 
                              
                                       „                „         „   Mitteldruckcylinders II
                                 940
                                 „
                                 
                              
                                       „                „        der Niederdruckcylinder IIIa u.
                                    
                                    												IIIb
                                    										
                                 400
                                 „
                                 
                              
                                 Gemeinsamer Hub aller Cylinder
                                 1500
                                 „
                                 
                              
                                 Durchmesser der Kolbenstangen vorn
                                 210
                                 „
                                 
                              
                                           „           „           „             hinten
                                 200
                                 „
                                 
                              
                                           „           „  Schubstangen
                                 170 bis 200
                                 „
                                 
                              
                                           „           „  Kreuzkopfzapfen
                                 180
                                 „
                                 
                              
                                 Länge der Kreuzkopfzapfen
                                 260
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser der Kurbelzapfen
                                 245
                                 „
                                 
                              
                                 Länge der Kurbelzapfen
                                 285
                                 „
                                 
                              
                                 Durchmesser der Hauptwellenzapfen
                                 450
                                 „
                                 
                              
                                 Länge der Hauptwellenzapfen
                                 750
                                 „
                                 
                              
                                 Durchmesser der Hauptwelle am Schwungrad
                                 650
                                 „
                                 
                              
                           Nach den vorstehenden Dimensionen ergeben sich folgende Volumenverhältnisse:
                           
                              
                                 Volumen
                                 des
                                 Hochdruckcylinders
                                 vorn
                                 V1'
                                 = 0,405 cbm
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 hinten
                                 V1''
                                 = 0,455   „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 im Mittel
                                 
                                    V
                                    1
                                    
                                 = 0,429   „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Mitteldruckcylinders
                                 vorn
                                 V2'
                                 = 0,994   „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 hinten
                                 V2''
                                 = 1,041   „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 im Mittel
                                 
                                    V
                                    2
                                    
                                 = 1,017   „
                                 
                              
                                 „
                                 der
                                 beiden Niederdruckcylind.
                                 vorn
                                 V3'
                                 = 4,514   „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                     „                „
                                 hinten
                                 V3''
                                 = 4,524   „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                     „                „
                                 im Mittel
                                 
                                    V
                                    3
                                    
                                 = 4,519   „
                                 
                              
                           
                              
                                 Volumenverhältnis
                                 V1 : V2 : V3 = 1 : 2,37 :
                                    											10,5
                                 
                              
                                 
                                 V2 : V3 = 1 :
                                    											4,4.
                                 
                              
                           Volumen des ersten Aufnehmers A1 = 0,725 cbm = 1,69 V1 = 0,71 V2.
                           Volumen des zweiten Aufnehmers A2 = 2,220 cbm = 2,18 V2 = 0,49 V3.
                           Das Material der Kolbenstangen, der Schubstangen, der Zapfen und der Hauptwelle ist
                              									bester Krupp'scher Siemens-Martinstahl.
                           Die Maschine ist für 12 at Anfangsspannung am Hochdruckcylinder gebaut und leistet
                              									bei 65 Umdrehungen in der Minute, entsprechend einer mittleren Kolbengeschwindigkeit
                              									von 3,25 m pro Sekunde, 2000 bis 2500 PSi.
                           Dieser Effekt wird durch 56 Hanfseile, die einen Durchmesser von je 45 mm haben, vom
                              									Schwungrade abgeleitet.
                           Das Schwungrad hat einen Durchmesser von 7,5 m und eine Breite von 3,65 m. Es ist der
                              									Breite nach dreiteilig, im Umfang zweiteilig hergestellt. Jede der drei Naben wird
                              									durch vier Bolzen von 96 mm Stärke und durch zwei Schrumpfringe zusammengehalten.
                              									Die Verbindung am Kranze erfolgt an jeder Teilstelle durch 3 x 5 = 15 Bolzen von 64
                              									mm Stärke. Um den Luftwiderstand des Armsystems bei der Bewegung zu beseitigen, sind
                              									die beiden Seiten des Schwungrades durch eine gespundete Holzbekleidung von 20 mm
                              									Stärke abgeschlossen. Das Gewicht des Schwungrades beträgt 89500 kg. Der Guss sowohl
                              									als auch die Bearbeitung des Schwungrades ist von der Crimmitschauer Maschinenfabrik selbst ausgeführt worden.
                           Von der Haupt welle werden durch Schnecken- und Hyperbelräder die beiden parallel zu
                              									den Cylinderachsen gelagerten Steuer wellen angetrieben. Hierdurch konnten die
                              									beiden Kurbelwellenlager näher aneinander gerückt werden, als es bei Verwendung von
                              									Kegelrädern möglich gewesen wäre. Der Hochdruckcylinder wird durch die bekannte
                              									Ventilsteuerung „Patent König“ gesteuert, während die übrigen Cylinder mit
                              
                              									Daumenventilsteuerungen ausgerüstet sind. Die Ausführung und Anordnung der Ventile
                              									ist die bei den Ventilsteuerungen im allgemeinen übliche. Die schädlichen Räume
                              									betragen etwa 7%.
                           Der Hauptregulator verstellt die Steuerung des Hochdruckcylinders; durch die
                              									Anwendung eines Hilfsregulators, der auf die Veränderung der Länge der
                              									Regulatorzugstange einwirkt, wird eine äusserst feine Regulierung und eine sehr
                              									gleichmässige Tourenzahl erzielt.
                           
                           Die Führung des Dampfes ist folgende:
                           Der Dampf tritt vom Kesselhause aus bei a (Fig. 1 bezw. Fig. 5) in
                              									das Maschinenhaus ein, passiert dann den Wasserabscheider b (Fig. 5), wendet sich dann in Fig. 5 nach vorn und gelangt zum Hauptabsperrventil
                              										c, welches durch das Handrad am Ständer A bethätigt wird. Vom Hauptabsperrventil geht der Dampf
                              									dann wieder vorn nach rechts und gelangt nach d (Fig. 1), um schliesslich bei e in den Hochdruckcylinder I einzutreten. Bei
                              										f tritt der Dampf wieder aus und wird nach der
                              									anderen Maschinenseite übergeführt, um bei g (Fig. 5) in den Mitteldruckcylinder II zu gelangen. Von hier tritt der Dampf bei h aus, gelangt nach i, um
                              									in Fig. 5 nach hinten zu strömen. Dann verzweigt sich
                              									der Dampf, um entweder bei l1 (Fig. 4) in den Niederdruckcylinder IIIa, oder bei
                              										l2 in den
                              									Niederdruckcylinder IIIb einzutreten. Der Austritt erfolgt bei m1 bezw. m2. Der Dampf strömt
                              									dann nach den Einspritzkondensatoren p1 bezw. p2 (Fig. 1 und
                              										3).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 302
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 302
                              Fig. 2.
                              
                           Jeder Niederdruckcylinder arbeitet mit einem eigenen Kondensator. Der Antrieb
                              									der Kondensatorluftpumpe erfolgt von den Kurbeln aus, welche mittels Schubstangen
                              									die unten gelagerten Schwingen antreiben, von welchen aus die Luftpumpen und
                              									zugleich die Kesselspeisepumpen C angetrieben
                              									werden.
                           Das Kondensat mit dem Kühlwasser fliesst bei r1 bezw. r2 ab.
                           Sämtliche Cylinder sind mit Dampfmänteln versehen. Der Mantel des Hochdruckcylinders
                              									wird mit Frischdampf, die übrigen Dampfmäntel mit Arbeitsdampf geheizt, der den
                              									betreffenden Aufnehmern entnommen wird. Beim Hochdruckcylinder ist mit Rücksicht auf
                              									die Verwendung von überhitztem Dampf die Einrichtung getroffen, dass die Heizung des
                              									Mantels ganz unterbleiben kann.
                           Auf eine sorgfältige und bequeme Entwässerung der Dampfmäntel und der Dampfcylinder
                              									ist bei der Konstruktion Rücksicht genommen.
                           
                           Alle wichtigen, für die Bedienung der Maschine notwendigen Handräder, Hebel
                              									u.s.w. sind an den beiden Ständern A und B (Fig. 2) vereinigt. Am
                              
                              									Ständer A befindet sich, wie schon erwähnt, das Handrad
                              									für das Hauptabsperrventil c. Ferner liegen hier zwei
                              									Hebel zur Bedienung der Einspritzhähne der Kondensatoren und zwei Hebel zur
                              									Bedienung der Cylinderhähne. Schliesslich wird von hier aus auch das
                              									Entwässerungsventil des Wasserabscheiders bedient.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 303
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 303
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 303
                              Fig. 5.
                              
                           Die am inneren Ständer B angeordneten acht Ventile
                              
                              									dienen zum Heizen der einzelnen Cylindermäntel, zum Anwärmen der Aufnehmer und zum
                              
                              									Belüften der Kondensatoren beim Abstellen der Maschine.
                           Um die Maschine beim Anlassen in die günstigste Kurbelstellung zu bringen, ist das
                              
                              
                              									Schwungrad in der Mitte mit einem äusseren Zahnkranz versehen. Durch ein besonderes
                              									Schaltwerk D (Fig. 2 und
                              										4) kann die Maschine in die gewünschte Stellung
                              									gedreht werden. Das Schaltwerk D besteht aus einer
                              									besonderen Hilfsdampfmaschine,welche auf ein Rädergetriebe wirkt. Letzteres ist
                              									in den Fig. 6 bis 10 in grösserem
                              									Massstabe wiedergegeben.
                           Die Dampfmaschine treibt unmittelbar die Welle a an
                              										(Fig. 6 und 7), aufweicher die
                              									Schnecke b sitzt; diese steht im Eingriff mit einem
                              									Schneckenrade, welches in dem Kasten c untergebracht
                              									und auf der Welle d aufgekeilt ist. Auf derselben Welle
                              									sitzt noch das mit sieben Zähnen versehene Zahnrad e, welches mit dem Zahnrad f von acht Zähnen im Eingriff steht. Letzteres greift
                              									direkt in den Zahnkranz g des Schwungrades ein. Ist
                              									schliesslich die Dampfmaschine in Betrieb gebracht worden, so kann das Ausrücken des
                              									Schaltwerkes durch einfaches Umlegen des Hebels i
                              									erfolgen.
                           Das Triebrad f ist aus diesem Grunde mit seiner Welle
                              									nicht am festen Gestell, sondern in einer beweglichen Gabel h gelagert. Diese Gabel sitzt lose auf der Welle d und kann durch den Hebel i um d gedreht werden. Die Gabel h ist in Fig.
                                 										8 besonders herausgezeichnet; m ist ein
                              									Gegengewicht zur Ausgleichung des Gewichtes des am linken Ende gelagerten Zahnrades
                              										f. Die Gabel h ruht am
                              									linken Ende noch auf zwei Nocken k, welche den
                              									Lagerdruck des Rades f aufnehmen und auf das Gestell
                              										l bezw. das Fundament übertragen. Die Fig. 9 und 10 geben die Form der
                              									Stütznocken k wieder.
                           Eine besondere Besprechung erfordern noch die zur Abdichtung an den Kolbenstangen
                              									verwendeten beweglichen Metallstopfbüchsen mit federnden Ringen (D.R.P. Nr.
                              									112020).
                           Diese Stopfbüchse ist in den Fig. 11 und 12 besonders dargestellt. Die Einrichtung derselben ist folgende:
                           Gegen die Grundbüchse a des Stopfbüchsenkörpers o wird eine Asbestscheibe b gelegt, welche durch das Einsatzrohr d
                              									dampf dicht angepresst wird. Dies geschieht durch Anziehen der im Stopf
                              									büchsenkörper o befestigten Schrauben f, wobei jedoch zwischen dem Einsatzrohr d und den Muttern der Schrauben f noch die Ringkammer e liegt, welche gegen
                              									das Einsatzrohr d angepresst wird.
                           Das Einsatzrohr d ist am inneren Ende ausgedreht; in
                              									diese Kammer wird ein Ring c aus Weissmetall oder Guss
                              									eisen eingelegt, welcher sich möglichst dicht gegen die Kolbenstange legt. Dem Ringe
                              										c werden dabei radiale Bewegungen gestattet, falls
                              									die Kolbenstange sich nicht genau zentral führen sollte.
                           Während die Asbestscheibe b einen vollständigen Dampf ab
                              									schluss nach der Aussenfläche des Einsatzrohres d hin
                              									bewirkt, veranlagst der Ring c einen gewissen, wenn
                              									auch nicht vollständigen Dampfabschluss nach der Innenfläche des Einsatzrohres.
                           Das Einsatzrohr d selbst hat den Zweck, den
                              									hauptsächlich abdichtenden Teil, das System der Spannringe, möglichst weit vom
                              									Cylinderdeckel entfernt zu verlegen, wo die Temperatur der einzelnen Teile vom
                              									Arbeitsdampf nicht mehr direkt beeinflusst werden kann und infolgedessen
                              									entsprechend niedrig ist. Dieser Umstand verdient besondere Bedeutung bei Maschinen,
                              									welche mit hochgespanntem oder mit überhitztem Dampfe arbeiten. Die Crimmitschauer Maschinenfabrik verwendet ihre patentierte Stopfbüchse auch
                              									ausschliesslich bei den von ihr als Spezialität gebauten doppelt wirkenden Verbundheissdampfmaschinen, wobei sich die Stopfbüchse
                              									bisher sehr gut bewährt hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 304
                              
                           Uebrigens bringt das Einsatzrohr d noch einen weiteren Vorteil mit sich, nämlich den, dass die
                              									Metallstopfbüchse leicht als Ersatz anderer Stopfbüchsen dienen kann; es braucht
                              									dann das Einsatzrohr nur an Stelle der bisher benutzten weichen Packung zu treten.
                              									Allerdings wird der Ersatz nur möglich sein, wenn zugleich zwischen Cylinderdeckel
                              									und Kreuzkopf in der Todlage der erforderliche Raum zur Unterbringung der Ringkammer
                              										c vorhanden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 304
                              
                           Die Ringkammer e umschliesst das Ringsystem. Dieses
                              									besteht aus den Ringen h, i, k und l. Der äussere Ring h legt
                              									sich in einer Kugelfläche gegen die Ringkammer; er hat den Zweck, dem Ringsystem
                              									eine gewisse Beweglichkeit mit der Kolbenstange gegen die festliegende Ringkammer
                              										e zu ermöglichen. Der Ring h ist daher ebensowie der folgende Ring i etwas weiter als die Kolbenstange ausgedreht. Die Dichtung wird von den
                              									drei enganliegenden Ringen k gebildet. Die Konstruktion
                              
                              									derselben ist aus Fig.
                                 										12 ersichtlich.
                           Der innere Teil besteht aus Weissmetall oder Gusseisen und ist an einer Seite
                              									aufgeschlitzt, um ein dichtes Anpressen an die Kolbenstange zu ermöglichen. Die
                              
                              									Schlitzstellen sind natürlich bei den aufeinander folgenden Ringen versetzt. Der
                              									innere Ring wird von einem äusseren, ebenfalls einseitig offenem Ringe umschlossen,
                              
                              									der durch die Schraube n unter Mitwirkung zweier Federn
                              									zusammengepresst wird. Auch hier ist also darauf gesehen worden, dass die Verbindung
                              									keine starre, sondern eine bewegliche wird, welche gewissen Unebenheiten der
                              									Kolbenstange entgegenwirkt. Durch eingesetzte Stifte ist Sorge getragen, dass sich
                              									der Kernring nicht gegen den äusseren Ring verdrehen kann; ebenso ist eine
                              									Verdrehung der aufeinander folgenden Ringe gegeneinander verhindert.
                           Das Ringsystem wird unter Vermittelung des Druckringes l
                              
                              									durch die Spannung der Federn m zusammengehalten. Die
                              									Anwendung von Federn an dieser Stelle macht nicht nur die Zusammenpressung der Ringe
                              									ganz unabhängig von den Schrauben f, es wird auch die
                              									Beweglichkeit des ganzen Ringsystems erhöht.
                           Da die Ringkammer e mit dem Cylinderdeckel fest
                              									verschraubt wird, so ist es bei hintereinander liegenden Cylindern auch möglich, die
                              
                              									durchgehende Kolbenstange durch ein zweiteiliges Rohr zu schützen, wie dies auch aus
                              										Fig. 1 bei E
                              									ersichtlich ist.
                           Diese Verkleidung verhindert nicht nur die Wärmeausstrahlung der Kolbenstange, sie
                              									beeinflusst auch die Dampflässigkeit.
                           Um noch den Durchgang verschlichenen Dampfes zwischen die Flanschflächen von d und c zu verhindern,
                              
                              									wird zwischen diese Teile einerseits und dem Stopfbüchsenkörper o andererseits ein kupferner Dichtungsring g eingelegt, der durch die Schrauben f mit angezogen wird.
                           Es ist selbstverständlich, dass auch für eine sorgfältige Oelung der Gleitflächen und
                              									für eine sichere Abführung des vom verschlichenen Dampfe herrührenden Kondenswassers
                              									Sorge getragen ist.
                           Der hauptsächlichste Vorteil der auf den ersten Blick etwas kompliziert erscheinenden
                              									Konstruktion der Stopfbüchse ist jedenfalls die hohe Beweglichkeit, da selbst bei
                              									nicht genau zentral geführter Kolbenstange, oder Fig. 12. bei
                              									Unebenheiten derselben, noch ein zufriedenstellender Betrieb möglich ist. Mit
                              									Rücksicht auf die grosse Beweglichkeit der dichtenden Teile ist aber auch ein
                              									übermässiges Anpressen an die Kolbenstange nicht notwendig; die Reibung wird daher
                              									eine geringe sein können und auch die Abnutzung der Kolbenstange und der Ringe wird
                              									in mässigen Grenzen bleiben.
                           Zum Schluss dürfte noch die Mitteilung der Dimensionen des Maschinenhauses
                              									interessieren.
                           Das Maschinenhaus ist 21 m lang und 14 m breit; die Kellertiefe bis zur Sohle beträgt
                              									3,75 m. Die Höhe des Maschinenmittels über dem Fussboden ist 0,75 m.