| Titel: | Ventilspiel bei Pumpen und Gebläsen. | 
| Autor: | Karl Rudolf | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 309 | 
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                        Ventilspiel bei Pumpen und Gebläsen.
                        Von Karl Rudolf in
                           									Bochum.
                        Ventilspiel bei Pumpen und Gebläsen.
                        
                     
                        
                           Die Ventilfrage hat von jeher das Interesse der Fachkreise wachgehalten, weil
                              									das Pumpen- und Gebläseventil wegen seiner umfangreichen Verwendung eines der
                              									wichtigsten maschinellen Organe ist. Die derzeit bestehende Mannigfaltigkeit in der
                              									Ventilkonstruktion, die sich einesteils ja häufig nach dem besonderen Zwecke richten
                              									muss, deutet anderenteils auf einen Mangel an einheitlichen Gesichtspunkten bei der
                              									Beurteilung der Ventilbewegung hin. Die diesbezügliche Litteratur ist durchaus nicht
                              									so umfangreich, wie es der Bedeutung des Gegenstandes entsprechen sollte. Hier sind
                              									zu nennen die gründlichen Versuche von BachC. Bach; Zur
                                       												Klarstellung der Bewegung selbstthätiger Pumpenventile. Zeitschrift des
                                       
                                       												Vereines deutscher Ingenieure 1886 und 1887., welche
                              									zwar nur für Gewichtsventile durchgeführt wurden, aber trotzdem als
                              
                              									Thatsachenmaterial bis heute ihre Bedeutung behielten. Hierauf griff WestphalM. Westphal: Beitrag zur Grössenbestimmung von
                                       
                                       												Pumpenventilen. Daselbst 1893, S. 381. die Ventilfrage
                              									auf rein theoretischem Wege erfolgreich an, indem er wohl als erster für das
                              									möglichst masselose und konstant federbelastete Ventil unter vereinfachenden
                              									Annahmen die Differentialgleichung der Bewegung aufstellte, welche sich leicht
                              									integrieren lässt. Das letztgenannte Ventil erfreut sich für passende Drücke derzeit
                              									grosser Beliebtheit und es ist daher zu verwundern, dass die wertvolle Westphal'sche Abhandlung so wenig gewürdigt wurde; es
                              									mag dies wohl zum Teil mit dem bekannten Grauen vor aller Theorie zusammenhängen. Es
                              									ist das Verdienst O. H. Müller'sO. H. Müller: Das
                                       												Pumpenventil. Leipzig 1900. A. Felix. des Jüngeren, die
                              
                              										Westphal'schen Darlegungen in letzter Zeit auf den
                              									wünschenswerten praktischen Zuschnitt gebracht zu haben, wodurch der Ventilfrage in
                              									Fachkreisen wieder ein lebhafteres Interesse zugewendet wurde. Aus diesem Grunde
                              									sucht Verfasser, auf Westphal und Müller fussend, im nachfolgenden die Gesetze des
                              									Ventilspiels in einfacher Weise darzulegen und in verschiedenen Punkten weiter
                              									auszuführen. Dabei soll zum Schlusse auch das Gebläseventil berücksichtigt werden,
                              									welches bis jetzt sowohl in experimenteller als auch in theoretischer Beziehung noch
                              									viel stiefmütterlicher behandelt wurde, als das eigentliche Pumpenventil. Die
                              									nachfolgenden Betrachtungen erstrecken sich nur auf Pumpen und Gebläse mit
                              									Kurbeltrieb, wobei der Einfachheit wegen eine unendlich lange Lenkstange
                              									vorausgesetzt wird. Der Hub des Ventils soll nicht begrenzt werden; die
                              
                              									hydraulischen Berichtigungsziffern, wie Geschwindigkeits-, Einschnürungs- und
                              									Ausflusskoeffizient, führen wir in unsere Gleichungen nicht ein; dieselben sind im
                              									Bedarfsfalle unschwer anzubringen, was aber keinen besonderen Wert hat, so lange nur
                              
                              
                              
                              									der ideale Grenzfall des masselosen Ventils in Frage kommt, dessen Sitzbreite wir
                              									ausserdem gleich Null annehmen. Unter dem Gesichtswinkel dieser Vernachlässigungen
                              									möchte die vorliegende Arbeit behandelt sein; es handelt sich also um eine erste
                              									Annäherung, welche eine im gewissen Sinne ästhetisch-mathematische Entwickelung,
                              									zulässt. Der rauhen Wirklichkeit soll unter Beibringung von Versuchsmaterial in
                              									einem besonderen Aufsatz Rechnung getragen werden.
                           
                        
                           a) Das Pumpenventil.
                           
                              1. Das masselose
                                    										Ventil.
                              Nach beifolgender Fig. 1 bedeute
                              F die Kolbenfläche,
                              C  „   Kolbengeschwindigkeit,
                              S der Kolbenweg, von einer Totlage
                                 										aus gerechnet,
                              B  „   Kurbelradius, a den Kurbelwinkel, von einer Totlage gezählt.
                              Ferner werde bezeichnet mit
                              f die untere Fläche des
                                 										Ventiltellers, welche wir gleich dem lichten Querschnitt im Ventilsitz
                                 
                                 										annehmen,
                              c die Ventilgeschwindigkeit,
                              h der Ventilhub, gerechnet von der
                                 										geschlossenen Lage,
                              l   „   Umfang der Ventilfläche
                                 
                                 											f,
                              u die Wassergeschwindigkeit im
                                 										Umfangsspalt,
                              x   „   zugehörige Weglänge.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 309
                                 Fig. 1.entschädlicher Raum; variables Volumen zwischen Kolben und
                                    											Ventil
                                 
                              Denken wir uns nun den in beliebiger Stellung sich befindlichen Kolben um eine
                                 										unendlich kleine Strecke, z.B. nach links gerückt, so muss bei Ventilaufgang das
                                 										vom Kolben verdrängte Wasservolumen gleich sein dem Raum, welchen das
                                 										Druckventil f schreibt, vermehrt um die
                                 										Wassermenge, welche gleichzeitig durch den Ringspalt weicht, was die Gleichung
                                 										ergibt:
                              
                                 F . dS = f . dh + lh . dx,
                                 
                              aus welcher durch Division mit dem Zeitdifferential dt folgt
                              F . C = f . c + lh . u . . . .  .
                                 
                                 										1)
                              Ist U die Geschwindigkeit im Kurbelkreis, ω die Winkelgeschwindigkeit der Kurbelwelle, so
                                 										ist
                              C = U
                                 
                                 										. sin α = U . sin .
                                    											ωt,
                              wenn für ω = 0 auch t = 0 ist. Weil ferner
                                 											c=\frac{d\,h}{d\,t}, so folgt aus Gleichung 1
                              \frac{d\,h}{d\,t}+\frac{l\,u}{f}\,\cdot\,h=\frac{E}{f}\,U\,\cdot\,sin\,\omega\,t . . . . 2)
                              Soll nun aus dieser Gleichung h als Funktion von t bestimmt werden können, so muss zuvor die
                                 										Spaltgeschwindigkeit u als Funktion von t bekannt sein, und die Gleichung 2 wäre dann eine
                                 										allgemein lösbare lineare Differentialgleichung erster Ordnung. Der einfachste
                                 										Fall ist nun der, wo u konstant ist.
                              Wendet man nun mit Westphal auf die
                                 										Spaltgeschwindigkeit u die bekannte Ausflussformel
                                 											Toricelli's an, und wird der
                                 										flächeneinheitliche Druck unterhalb des Ventiltellers mit p bezeichnet, so ist
                              u=\sqrt{2\,g\,\cdot\,\frac{p}{\gamma}} . . . . . 3)
                              worin noch y das Gewicht pro
                                 
                                 										Raumeinheit Wasser bedeutet.
                              Um die Bedingungen zu ermitteln, unter welchen p
                                 										konstant ist, stellen wir die allgemeine Bewegungsgleichung des Ventils nach d'Alembert's Prinzip auf. Ist p1 der
                                 										Federdruck pro Quadrateinheit, m die Ventilmasse
                                 										und b=\frac{d\,c}{d\,t} die Ventilbeschleunigung, so ist bei
                                 										Ventilaufgang
                              fp = fp1 + m .
                                    										b,
                              oder
                              p=p_1+\frac{m}{f}\,\cdot\,b . . . . . 4)
                              Soll nun p konstant sein, so muss bei konstanter
                                 										Federbelastung p1 das offenbar im allgemeinen veränderliche zweite Glied rechts
                                 										verschwinden, also m = 0 sein, was ein masseloses
                                 										Ventil bedingt. Damit wird
                              u=\sqrt{2\,g\,\cdot\,\frac{p_1}{\gamma}} . . . . . 5)
                              Letztere Gleichung gilt also nur für ein masseloses Ventil, während die
                                 										Kontinuitätsgleichung 2 auch für Gewichtsventile bestehen bleibt.
                              Die beiden Gleichungen 1 und 3 bilden den Hebel zur angenäherten Lösung des
                                 										Ventilproblems; dieselben wurden zuerst von Westphal in der glücklichsten Weise hierzu verwendet, welcher daher
                                 										als der eigentliche Begründer der nachfolgenden Theorie gelten muss.
                              Bei den üblichen geringen Ventilhüben wird die Ventilbelastung, vorläufig
                                 										abgesehen von Massenwirkungen, auch ziemlich konstant sein.
                              Angenommen, die Spaltgeschwindigkeit u wäre z.B.
                                 										direkt proportional der Kolbengeschwindigkeit C, so
                                 										wäre das Ventilerhebungsdiagramm bezogen auf den Kolbenweg eine gerade Linie;
                                 										durch die von Bach veröffentlichten
                                 										Ventildiagramme, welche eine ellipsenartige Form haben, wird der konstante
                                 										Charakter der Spaltgeschwindigkeit schon deutlich angezeigt. Die unsymmetrische
                                 										Form dieser Diagramme: sanftes Ansteigen, steiles Abfallen, rührt von den
                                 										Massenwirkungen des Ventils und des Wassers her (vgl. Fig. 2).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 310
                                 Fig. 2.
                                 
                              Für das masselose Ventil ist also in jeder Ventilstellung der unter dem Ventil
                                 										herrschende Druck p gleich dem belastenden
                                 										Federdruck p1.
                              Der Druck p rührt offenbar her einesteils von dem
                                 										Druck, den das durch den Sitzquerschnitt f mit der
                                 										Geschwindigkeit \frac{F}{f}\,C strömende Wasser auf den die
                                 
                                 										Ablenkung nach dem Spaltumfang bewerkstelligenden Ventilteller ausübt; dieser
                                 										sogen. Strahldruck s drückt sich bekanntlich aus
                                 
                                 										durch
                              s=\gamma\,\frac{\left(\frac{F}{f}\,C\right)^2}{g} . . . . . 6)
                              Anderenteils wird durch weitere Kompression des
                                 
                                 
                                 										Wassers zwischen Kolben und Ventil ein gewisser Druck p2 erzeugt, so dass
                              s + p2 = p1 . . . . . 7)
                              In Worten besagt diese Gleichung, dass für das
                                    											masselose Ventil in allen Stellungen der Strahl druck plus
                                    											Kornpressionsdruck gleich ist dem Federdruck.
                              Gleichung 7 regelt also das Verhalten der beiden. variablen Teildrucke s und p2, welche sich zu p1 zusammensetzen.
                              Im Momente der. Ventileröffnung ist der Strahldruck Null, daher der
                                 										Kompressionsdruck am grössten, während dies im Augenblicke der grössten
                                 										Ventileröffnung umgekehrt ist, falls der geringe Einfluss der verspäteten
                                 										Ventileröffnung dabei unberücksichtigt bleibt.
                              Es ist wichtig, auf den Umstand hinzuweisen, dass der Strahldruck s, abgesehen
                                 										von der nur geringen Ventilgeschwindigkeit, einzig und allein von der
                                 										Sitzgeschwindigkeit C_1=\frac{F}{f}\,\cdot\,C abhängt, also ganz
                                 										unabhängig von dem gewählten Federdruck p1 ist. Je kleiner also der
                                 
                                 										Ventilquerschnitt zum Kolbenquerschnitt ist, desto grösser wird auch der
                                 										Strahldruck s ausfallen.
                              Dagegen erscheint nun der Kompressionsdruck oder auch
                                    											Ergänzungsdruck p2 wesentlich bestimmt
                                 										durch den gewählten Federdruck und den durch die Sitzgeschwindigkeit
                                 										festgelegten Strahldruck. Der Reaktionsdruck des Strahls, wir wollen ihn den
                                 										Strahlgegendruck nennen, bedingt an und für sich schon eine gewisse Kompression
                                 										des Wassers unter dem Ventil, so dass der obige Ergänzungsdruck der zusätzlichen
                                 										Kompression vom Strahlgegendruck bis zum Federdruck entspricht. Der
                                 										Sitzgeschwindigkeit C1 entspricht ein Druck
                                 											\gamma\,\cdot\,\frac{{C_1}^2}{2\,g}; beim dynamischen Prozess
                                 										des Ausströmens wirken aber die ausströmenden und zurückbleibenden
                                 										Flüssigkeitspartikeln wechselseitig drückend aufeinander und erzeugen auf diese
                                 										Weise die Geschwindigkeit. Dieser wechselseitige Druck kann daher nur aus der
                                 										entwickelten Bewegungsgrösse abgeleitet werden; es muss der pro Sekunde wirkende
                                 										Druck gleich sein der pro Sekunde erzeugten Bewegungsgrösse.
                              Pro Sekunde fliesst durch die Quadrateinheit des Ventilsitzes die Wassermasse
                              
                                 \frac{\gamma}{g}\,\cdot\,C_1\,\cdot\,1,
                                 
                              entsprechend der Bewegungsgrösse
                              
                                 \frac{\gamma}{g}\,\cdot\,C_1\,\cdot\,C_1=\frac{\gamma}{g}\,{C_1}^2.
                                 
                              Der hierzu nötige Antrieb ist
                              
                                 s\,\cdot\,1=\frac{\gamma}{g}\,\cdot\,{C_1}^2,
                                 
                              woraus folgt, dass der Strahlgegendruck das Doppelte des
                                 
                                 										Druckes \gamma\,\frac{{C_1}^2}{2\,g} ist, wobei von
                                 										hydraulischen Berichtigungsziffern abgesehen wurde.
                              Da p2 stets
                                 										positiv sein muss, so muss das konstant vorausgesetzte p1 grösser als der grösste
                                 										Wert von s sein, d.h.
                              p_1\,>\,s_{max}=\gamma\,\frac{\left(\frac{F}{f}\,C_{max}\right)^2}{g} . . . . 8)
                              Dabei ist zu betonen, dass Gleichung 6 nur gilt, wenn die Ventilplatte ruhend
                                 										gedacht wird; letztere bewegt sich aber mit der Geschwindigkeit c, so dass für den Strahldruck die
                                 										Geschwindigkeitsdifferenz C – c in Betracht zu
                                 										ziehen ist, wodurch mit \frac{F}{f}\,C=C_1 bei Ventilaufgang
                                 										folgt
                              s=\frac{\gamma}{g}\,C_1\,(C_1-c) . . . . 6a)
                              Nachdem aber c im allgemeinen sehr klein gegen C ist, so kann man Formel 6 verwenden.
                              Wir könnten nunmehr das allgemeine Integral von Gleichung 2 anschreiben, doch
                                 										gewähren solch allgemeine Formeln nicht die für technische Zwecke wünschenswerte
                                 										Einsicht und anschauliche Kontrolle; auch ist die nachherige Bestimmung der
                                 										Integrationskonstanten unbequem. Müller hat diese
                                 										Schwierigkeit durch ein recht glückliches Superpositionsverfahren umgangen, doch
                                 										führt folgender Weg viel schneller zum gewünschten Ziele, wobei alle
                                 										massgebenden Beziehungen mit einem Schlage erkannt werden.
                              Wir verwenden die Kontinuitätsgleichung in der Form
                              F . U . sin α = f . c + lu . h . .
                                 										. . 9)
                              und ermitteln den Wert von α
                                 										= α0, für welchen
                                 											h = 0 ist.
                              Es folgt
                              FU . sin α0= f . c0 .
                                 										. . . 10)
                              wo c0 der dem α0 entsprechende Wert von c ist.
                              Nun setzen wir
                              α = α0 + β . . . . . 11)
                              wonach also β = 0 wird, wenn
                                 											h = 0 ist.
                              Damit folgt weiter aus Gleichung 9
                              F U . sin (α0 + β) = F U sin
                                    											α0 . cos β + F U cos α0 . sin β =
                                 											f . c + lu . h.
                              Nach dem Wertigkeitsprinzip zerfällt nun letztere Gleichung in die beiden
                                 										Teilgleichungen
                              f . c = F U sin α0 . cos β .
                                 										. . . 12)
                              lu . h = F U cos α0 . sin β .
                                 										. . 13)
                              Denn während eines Ventilspiels, bestehend aus Auf- und Niedergang, ändern c und cos β als
                                 										zweiwertige Grossen das Zeichen, während h und sin β als einwertige Grossen zeichenbeständig
                                 										bleiben.
                              Mittels der beiden letzten Gleichungen können wir nun den noch unbekannten Winkel
                                 											α0
                                 
                                 										bestimmen.
                              Durch Differenzieren von Gleichung 13 nach t
                                 										folgt:
                              lu . c = F
                                    
                                    											. U . ω cos α0 . cos β.
                              In Gleichung 12 dividiert, folgt:
                              \frac{f}{l\,u}\,\omega=tan\,\alpha_0, . . . . 14)
                              womit α0 bestimmt
                                 										ist.
                              Nun lässt sich hiermit aus Gleichung 13 auch h
                                 										bequem als Funktion von α oder l ermitteln.
                              Zunächst ist mit Gleichung 14
                              
                                 cos\,\alpha_0=\frac{1}{\sqrt{1+tan^2\,\alpha_0}}=\frac{1}{\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega\right)^2}}.
                                 
                              Nach Gleichung 11 ist:
                              
                                 \beta=\alpha-\alpha_0=\alpha-arctan\,\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega,
                                 
                              sonach
                              h=\frac{F\,U}{l\,u\,\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\omega\right)^2}}\,\cdot\,sin\,\left(\omega\,t-arctan\,\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega\right) 15)
                              Hieraus liesse sich durch Differenzieren nach t ohne
                                 										weiteres c als Funktion von t bestimmen. Man kann aber auch Gleichung 12 dazu verwenden. Es
                                 										ist
                              
                                 sin\,\alpha_0=tan\,\alpha_0\,\cdot\,cos\,\alpha_0=\frac{\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega}{\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega\right)^2}},
                                 
                              womit resultiert
                              
                                 c=\frac{F}{f}\,U\,\frac{\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega}{\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega\right)^2}}\,\cdot\,cos\,\beta,
                                 
                              c=\frac{F\,U\,\omega}{l\,u\,\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\omega\right)^2}}\,\cdot\,cos\,\left(\omega\,t-arctan\,\frac{f}{l\,u}\,\omega\right) 16)
                              Durch Differenzieren lässt sich hieraus sofort b als
                                 										Funktion von t erhalten, wir können jedoch auch
                                 										durch Differentiation von Gleichung 12 dazu gelangen.
                              Es folgt
                              f . b = – F U ω sin α0 . sin
                                    										β.
                              Durch Gleichung 13 dividiert, ergibt sich
                              
                                 b=-\frac{l\,u}{f}\,\omega\,\cdot\,tan\,\alpha_0\,\cdot\,h,
                                 
                              woraus unter Verwendung von Gleichung 14 entsteht
                              b = – ω2 . h . .
                                 										. . . . 17)
                              oder durch t ausgedrückt
                              b=-\frac{F\,U\,\omega^2}{\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\omega\right)^2}}\,\cdot\,sin\,\left(\omega\,t-arctan\,\frac{f}{l\,u}\,\omega\right) 18)
                              
                                 Gleichung 17 ist die Definitionsgleichung der
                                    											harmonischen Schwingung, womit die Bewegung des masselosen, konstant
                                    											federbelasteten Ventils sonach am einfachsten charakterisiert ist.
                                 
                              Werden die Wege des Pumpenkolbens von Hubmitte aus gerechnet und mit H bezeichnet, und ist B die zugehörige Kolbenbeschleunigung, so ist bekanntlich
                              B = – ω2 . H . .
                                 										. . 19)
                              Die durch ω bestimmte Schwingungsdauer ist daher in
                                 										beiden Fällen die gleiche. Doch ist zu beachten, dass die Totlagen nicht
                                 										gleichzeitig eintreten. Fassen wir die Eröffnung des Druckventils ins Auge, so
                                 										öffnet dies erst, nachdem der Kolben von seiner letzten Totlage den Winkel α0
                                 										= ωt0
                                 										zurückgelegt hat. Demnach erreicht der Kolben seine Mittellage erst nach dem
                                 										Winkel \frac{\pi}{2}-\alpha_0, oder die Mittellage des
                                 										Druckventils eilt der Kolbenmittellage um die Zeitdauer
                                 											\frac{\pi}{2\,\omega}-\frac{\alpha_0}{\omega} vor.
                              Soll das Saugventil in demselben Momente schliessen, wo das Druckventil öffnet,
                                 										so müssen nach Gleichung 14 in beiden Fällen die Ventilfläche, der Spaltumfang
                                 										und die Spaltgeschwindigkeit bezw. Ventilbelastung den gleichen Wert haben.
                                 										Trifft dies zu, so kann man sich das Spiel des Saug- und Druckventils auf
                                 										derselben Pumpenseite durch das mechanische Bild zweier Pendel versinnlichen,
                                 										die sich bei vertikaler Lage des Aufhängefadens eben berühren, nach
                                 										nebenstehender Fig. 3.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 311
                                 Fig. 3.
                                 
                              Denkt man sich die unelastisch vorausgesetzte Kugel S, welche dem Saugventil entsprechen soll, nach S1
                                 										verschoben und dann frei gelassen, so wird sie in ihrer Ruhelage S die erlangte lebendige Kraft an die das
                                 										Druckventil vergegenwärtigende Kugel D abgeben und
                                 										selbst in Ruhe bleiben. D schwingt infolge der
                                 										erlangten Geschwindigkeit bis nach D1, kehrt hier um und teilt die in D wieder erlangte Geschwindigkeit an S mit, worauf der Vorgang von neuem beginnt.
                                 										Nachdem nun für kleine Ausschläge die Pendelschwingungen nahezu harmonisch sind,
                                 										so wird durch diesen Mechanismus das Ventilspiel recht anschaulich
                                 										illustriert.
                              Die Gleichungen 12 und 13 führen zu einer sehr übersichtlichen graphischen
                                 										Darstellung der Ventilgeschwindigkeit und des Ventilhubes nach Art der
                                 										Schieberdiagramme. Der Verspätungswinkel α0 spielt dabei die Rolle eines
                                 										Nacheilwinkels.
                              Nach Gleichung 12 kann man sich die Ventilgeschwindigkeiten c durch Rotieren des maximalen Wertes F U sin α0, welchen
                                 										wir die Geschwindigkeitsexzentrizität nennen wollen, erzeugt denken, und nach
                                 										Gleichung 13 können die Ventilhübe h in gleicher
                                 										Weise durch den Grösstwert F U cos α0 welcher als Hubexzentrizität
                                 										angesprochen werden soll, hervorgebracht werden.
                              Im nachfolgenden wurde ein bestimmter Fall zu Grunde gelegt, und zwar der
                                 										Ventildurchmesser mit 20 cm angenommen, u = 200 cm,
                                 											U = 200 cm, \frac{F}{f}=1,
                                 											n = 60.
                              Fig. 4 und 5 zeigen den
                                 										Geschwindigkeitsriss als Polardiagramm bezw. Ordinatendiagramm.
                              
                              Fig. 6 und 7 stellen den polaren
                                 										bezw. ordinalen Hubriss dar; die massgebenden Grossen sind in den Figuren
                                 										eingeschrieben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 312
                                 Geschwindigkeitsriss.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 312
                                 Hubriss.
                                 
                              Die Beschleunigung b lässt sich nach Gleichung 17
                                 										besonders einfach darstellen, weil letztere ein Gradliniengesetz ausspricht, b behält sowohl für Aufgang als auch Niedergang des
                                 										Ventils das gleiche Zeichen und wirkt stets nach der Schlusslage hin. Beim
                                 										Ventilaufgang wird daher die Bewegung verzögert, beim Niedergang beschleunigt.
                                 											Fig. 8 stellt
                                 										diese Verhältnisse dar.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 312
                                 Fig. 8. BeschleunigungsrissFig. 9. Geschwindigkeitsriss
                                 
                              
                           
                              2. Vereinfachung der
                                    										Formeln.
                              Nunmehr wollen wir die gewonnenen Ergebnisse auf ihre eigentliche Bedeutung etwas
                                 										näher untersuchen und einzelne der erhaltenen Gleichungen durch passende
                                 										Vernachlässigungen vereinfachen.
                              Wir beginnen mit Gleichung 14, welche uns den Winkel α0 in einfacher Weise berechnen lehrt,
                                 										um welchen das Ventil zu spät öffnet bezw. schliesst. Wegen der Kleinheit von
                                 											a0
                                 										können wir letzteres für tan α0 setzen, so dass wir erhalten
                              \alpha_0=\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega . . . . 20)
                              Für ein bestimmtes Ventil, gegeben durch seine Abmessungen f und l, ist bei
                                 										unveränderter Spaltgeschwindigkeitu, also
                                 										gleichbleibender Federspannung p1, der Verspätungswinkel α0 der
                                 										Winkelgeschwindigkeit \omega=\frac{\pi\,n}{30} direkt
                                 										proportional. Je schneller die Pumpe läuft, desto später öffnet und schliesst
                                 										das Ventil. Soll bei einer grösseren Tourenzahl n
                                 										derselbe Verspätungswinkel erzielt werden, so muss bei gegebenem f und l die
                                 
                                 										Federspannung p1 vergrössert werden.
                              Aus Gleichung 20 folgt mit α0
                                 										= ω . t0 in
                                 										einfacher Weise die Schluss Verspätung, welche auch gleich der
                                 										Eröffnungsverspätung ist:
                              t_0=\frac{f}{l\,u} . . . . 20a)
                              Danach ist bei ein und demselben Ventil die Schlussverspätung t0
                                 										unabhängig von der Tourenzahl und den Abmessungen der Pumpe, so lange die
                                 										Ventilbelastung nicht geändert wird; t0 ist daher eine dem Ventil
                                 										eigentümliche Konstante.
                              Setzen wir in Gleichung 12 an Stelle des Sinus den Winkel, so erhalten wir für
                                 										die Ventilgeschwindigkeit c den einfachen
                                 										Ausdruck
                              
                                 c=\frac{F}{f}\,\cdot\,U\,\cdot\,\alpha_0\,\cdot\,cos\,\beta
                                 
                              und unter Verwendung von Gleichung 20:
                              c=\frac{F\,U}{l\,u}\,\omega\,\cdot\,cos\,\beta . 21)
                              Die maximale Geschwindigkeit, welche zugleich Er-öffnungs- bezw.
                                 										Schlussgeschwindigkeit ist, ergibt sich mithin für β = 0 bezw. β = π zu
                              c_{max}=\pm\,\frac{F\,U}{l\,u}\,\cdot\,\omega 22)
                              Gleichung 13 gestattet zunächst eine einfache Darstellung der Ventileröffnung h, indem man cos α0 mit 1 verwechselt:
                              h=\frac{F\,U}{l\,u}\,\cdot\,sin\,\beta . . . . 23)
                              Für \beta=\frac{\pi}{2} folgt hieraus der Grösstwert von h zu
                              h_{max}=\frac{F\,U}{l\,u} . . . . 24)
                              hmax lässt
                                 										sich danach sehr bequem aus den gegebenen Pumpen- und Ventilabmessungen, der
                                 										Tourenzahl und Federbelastung berechnen.
                              Der zeitlichen Schluss Verspätung l0 nach Gleichung 21 entspricht eine gewisse
                                 										Wegverspätung h0,
                                 										welche wegen ihrer Kleinheit als mit der Schlussgeschwindigkeit c0 gleichförmig
                                 										zurückgelegt aufgefasst werden darf. Diese ist angenähert
                              
                                 h_0=c_s\,\cdot\,t_0=\frac{F\,U}{l\,u}\,\cdot\,\omega\,\cdot\,\frac{f}{l\,u}
                                 
                              
                                 h_0=h_{max}\,\cdot\,\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega
                                 
                              h0 = hmax · α0 . . . . 25)
                              Letztere Beziehung lässt sich auch direkt aus dem Hubriss ablesen, indem die
                                 										Ordinate mit dem zugehörigen Bogen vertauscht wird.
                              
                           
                              3. Ermittelung der Bach'schen
                                    											Gesetze.
                              Die von Bach experimentell aufgestellten Gesetze
                                 										über den Zusammenhang von Umgangszahl, Kolbenhub, Kolbenfläche und Ventilbelastung an
                                 										der Grenze des stossfreien Ventilspieles lassen sich in einfachster Weise aus
                                 										den beiden Grundgleichungen 1 und 3, der Kontinuitätsformel bezw.
                                 										Durchflussformel ermitteln, was eine willkommene Bestätigung der früher
                                 										gewonnenen Resultate bedeutet.
                              Durch Differenzieren von Gleichung 1 nach t
                                 										folgt:
                              F . B = f . b + lu . c . . . . .
                                 										26)
                              wo B nach Gleichung 19 die
                                 										Kolbenbeschleunigung bedeutet.
                              Für c = cmax
                                 										folgt b = 0, und mit B =
                                    											BQ entsteht
                              F . B0= lu . cmax
                                 
                                 										. . . . 27)
                              B0 kann nun
                                 										mit grosser Annäherung durch Bmax ersetzt werden, welches ist
                              Bmax= R . ω2 . . . . . 28)
                              Damit erhalten wir für cmax nach Gleichung 27
                              c_{max}=\frac{F}{l\,\cdot\,u}\,\cdot\,R\,\omega^2 . . . . 29)
                              Das gleiche Ergebnis können wir auch unmittelbar aus Gleichung 22 herleiten, wenn
                                 										wir darin
                              
                                 U = Rω
                                 
                              setzen.
                              Danach ist die maximale Ventilgeschwindigkeit, welche zugleich Schluss- bezw.
                                 										Eröffnungsgeschwindigkeit ist, direkt proportional der maximalen
                                 										Kolbenbeschleunigung (Totpunktbeschleunigung) und verkehrt proportional der
                                 										Spaltgeschwindigkeit.
                              Aus den Versuchen von Bach folgt, dass der
                                 										Ventilschluss stossfrei erfolgt, wenn bei gegebener Kolbenfläche und unter sonst
                                 										gleichen Umständen
                              R1ω12 = Rω2
                              ist.
                              Ist einmal durch Versuche eine solche Schlussgeschwindigkeit cmax
                                 										ermittelt, bei welcher das Ventil schlagfrei schliesst, so muss nach Gleichung
                                 
                                 										29 sein
                              R\,\omega^2=\frac{l\,u}{F}\,\cdot\,c_{max}, . . . . 30)
                              womit zugleich die Konstante des ersten Bach'schen Gesetzes, welches die Variation von Hub
                                 										und Tourenzahl betrifft, gegeben ist.
                              Das zweite Bach'sche Gesetz bezieht sich auf die
                                 										Ventilbelastung und fordert, dass an der Grenze des stossfreien Ventilschlusses
                                 										die wirksame Belastung p direkt proportional ist
                                 										dem Produkte aus Kolbenhub und Quadrat der Tourenzahl.
                              Aus Gleichung 29 folgt
                              u=\frac{F}{l\,\cdot\,c_{max}}\,\cdot\,R\,\omega^2 . . . . 31)
                              Unter Berücksichtigung der Durchflussformel
                              
                                 u=\sqrt{2\,g\,\frac{p}{\gamma}}
                                 
                              ist dies zweite Gesetz dahin zu korrigieren, dass an die
                                 										Stelle der einfachen Ventilbelastung zu setzen ist die Quadratwurzel aus der Ventilbelastung.
                              Für ein gegebenes cmax können wir aus Gleichung 31 zunächst
                                 											u und damit aus Gleichung 3 die Ventilbelastung
                                 											p berechnen; es ergibt sich
                              p=\frac{\gamma}{2\,g}\,\cdot\,\left(\frac{F}{l\,\cdot\,c_{max}}\right)^2\,\cdot\,(R\,\omega^2)^2 . . . . 32)
                              Das dritte Bach'sche Gesetz betrifft die Variation
                                 										der Kolbenflächen, und muss auch hier die Berichtigung eintreten, dass an die
                                 										Stelle der einfachen Ventilbelastung die Quadratwurzel
                                    											derselben zu treten hat. Soll nach Gleichung 29 cmax dasselbe bleiben, so muss
                                 										sein
                              
                                 \frac{F_1}{l\,u_1}\,\cdot\,R\,\omega^2=\frac{F_1}{l\,u}\,\cdot\,R\,{\omega_1}^2=\frac{F}{l\,u}\,\cdot\,R\,\omega^2=\frac{F_1}{l\,u_1}\,\cdot\,R\,{\omega_1}^2.
                                 
                              Bei derselben Tourenzahl wächst die Quadratwurzel aus der Belastung direkt
                                 										proportional mit der Kolbenfläche.
                              Bei derselben Belastung ändert sich die Tourenzahl derart, dass
                              
                                 F
                                 1
                                 ω
                                 1
                                 = F . ω
                                 2
                                 
                              ist.
                              Wird die Belastung und die Tourenzahl geändert, so muss
                              
                                 \frac{F}{u}\,\cdot\,\omega^2=\frac{F_1}{u_1}\,\cdot\,{\omega_1}^2
                                 
                              sein.
                              Die Verschiedenheit unserer Ergebnisse vom zweiten und dritten Bach'schen Gesetze wird sich wohl erklären teils
                                 										aus dem Umstand, dass Bach seinen Versuchen nur
                                 										Gewichtsventile zu Grunde legte, teils aus den zu engen Grenzen, innerhalb deren
                                 										die Versuche vorgenommen wurden, endlich aus den obiger Theorie zu Grunde
                                 										liegenden vereinfachenden Annahmen.
                              
                           
                              4. Einführung der Ventilmasse;
                                    											Ventilschlag und Ventilüberdruck.
                              Wir wenden uns nun der vielumstrittenen Frage des Ventilschlages und
                                 										Ventilüberdruckes zu.
                              Würde das Ventil im Kolbenwechsel öffnen und schliessen, so müsste nach der
                                 										Kontinuitätsformel
                              
                                 F . C = f . c + lhn
                                 
                              wegen h = 0 für C = 0 auch c = 0 sein,
                                 
                                 										während wir früher c = cmax für h = 0 ermittelt haben. Dabei ist für Ventilaufgang
                                 											c positiv, für Ventilniedergang negativ zu
                                 										setzen, so dass die Eröffnungsgeschwindigkeit + cmax, die
                                 										Schlussgeschwindigkeit – cmax zu setzen ist.
                              Die Ventil Verdrängung f . c ist also lediglich als
                                 
                                 										Grund anzusehen, warum das Ventil nicht pünktlich im Hubwechsel mit der
                                 										Geschwindigkeit Null öffnet und schliesst.
                              So lange nun das Ventil masselos ist, wie wir es bisher vorausgesetzt haben,
                                 										können Kraftäusserungen weder beim Schliessen noch beim Oeffnen entstehen, denn
                                 										sowohl die Bewegungsgrösse, als auch die lebendige Kraft des Ventils ist Null,
                                 
                                 										weil ja m = 0 ist.
                              Nun geraten selbst beim masselosen Ventil die über ihm und unter ihm befindlichen
                                 
                                 										schweren Wassermassen fast plötzlich zur Ruhe, kommen bezw. in Bewegung; die
                                 
                                 										Massenwirkung dieser Wassermengen wird natürlich auch die Ventilbelastung
                                 										beeinflussen.
                              Wir müssen daher unsere früheren Annahmen noch dahin ergänzen, dass wir auch die
                                 
                                 										über dem Ventil lagernde Wassermasse bezüglich ihrer Massenwirkung
                                 										vernachlässigen. Doch ist damit nicht gesagt, dass die Pumpflüssigkeit überhaupt
                                 										masselos gedacht ist; das ist ganz unzulässig, weil wir dann die Toricelli'sche Ausflussformel nicht anwenden
                                 										könnten, welche neben der Kontinuitätsformel den Grundpfeiler der obigen
                                 										Ventiltheorie bildet. Denn diese Ausflussformel ist weiter nichts als der Satz
                                 										der lebendigen Kraft, angewendet auf die Masseneinheit der Pumpflüssigkeit, wie
                                 										aus der folgenden Gleichungsform
                              
                                 \frac{1\,\cdot\,u^2}{2}=g\,\cdot\,\frac{p}{\gamma}
                                 
                              hervorgeht. Ich kann die Gleichung auch in der Form
                              
                                 \frac{\gamma}{g}\,\cdot\,\frac{u^2}{2}=p\,\cdot\,1
                                 
                              schreiben, wo dann die linke Seite die lebendige Kraft der
                                 										volumeinheitlichen Masse oder die Dichtigkeit bedeutet, während die rechte Seite
                                 										als das Produkt aus flächeneinheitlicher Spannung mal der Rauminhalt, also als
                                 										Arbeitsgrösse, gedeutet werden muss.
                              Führen wir nun trotzdem in unsere vorigen Gleichungen, welche nur für den idealen
                                 										Grenzfall der Masselosigkeit von Ventil und darauf ruhender Flüssigkeit gelten,
                                 										die Ventilmasse und Wassermasse ein, welche wir zusammen mit Σm bezeichnen wollen, so befinden wir uns bereits
                                 										im Gebiete der Näherungsrechnung. Wir wären verpflichtet, die
                                 										Schlussgeschwindigkeit cs zuvor aus der allgemeinen Differentialgleichung des Ventilproblems ermittelt zu
                                 
                                 										haben, bevor die Bewegungsgrösse (Σm) . cs oder die
                                 										lebendige Kraft \frac{1}{2}\,(\Sigma\,m)\,\cdot\,{c_s}^2
                                 
                                 										berechnet werden könnte. Diese allgemeinere Differentialgleichung werden wir
                                 										später aufstellen; dieselbe ist aber in geschlossener Form nicht integrabel, weswegen wir
                                 
                                 										den Wirklichkeitsfall auf den idealen Grenzfall dadurch beziehen, dass wir
                                 										anfänglich vernachlässigte Grossen in die Gleichungen des letzteren einführen,
                                 										dabei aber immer wieder bedenkend, dass die letzteren Gleichungen selbst wieder
                                 										nur auf Grund idealer, der Wirklichkeit nur angenähert entsprechenden
                                 										Voraussetzungen gewonnen wurden.
                              Der ideale Beschleunigungsriss, bezogen auf den Ventilweg, stellt nach Fig. 8 eine Gerade
                                 										dar. Der zugehörige Geschwindigkeitsriss lässt sich mit Hilfe der Gleichungen 21
                                 										und 24 leicht ermitteln; es folgt
                              c = hmax ω · cos β
                              \frac{c}{\omega}=h_{max}\,\cdot\,cos\,\beta . . . . 33)
                              Diese Kosinuswerte lassen sich durch Kreisen der Ventilkurbel hmax leicht
                                 										beschreiben, wie in Fig.
                                    											9 dargestellt.
                              Eine plötzlich vernichtete lebendige Kraft müsste nun nach dem Energieprinzip
                                 
                                 										eine unendlich grosse Kraft äussern, ebenso wie eine plötzlich zu erzeugende
                                 										lebendige Kraft eine unendlich grosse Kraft erfordern würde.
                              In Wirklichkeit gehört aber zu jeder Geschwindigkeitsänderung auch Zeit; das
                                 										massehabende Ventil in einer schweren Flüssigkeit wird daher vermutlich in einer
                                 										sehr kurzen Zeit, entsprechend einer sehr kleinen Wegstrecke Δs, mit der anhängenden Wassermasse von der
                                 										Geschwindigkeit 0 auf die Geschwindigkeit cmax beschleunigt werden. Der
                                 										Ventilaufgang besteht daher aus einer sehr rasch verlaufenden
                                 										Beschleunigungsphase, welcher eine länger währende Verzögerungsphase folgt; die
                                 										entsprechenden Arbeiten müssen einander gleich sein, weil ja die in der
                                 										Beschleunigungsphase aufgespeicherte lebendige Kraft während der
                                 
                                 										Verzögerungsphase wieder vollständig aufgezehrt wird. Der Ventilniedergang
                                 										besteht aus einem länger dauernden Beschleunigungsabschnitt, welchem sich ein
                                 										schnell verlaufender Verzögerungsabschnitt anschliesst.
                              Halten wir für beide Bewegungsabschnitte das Gradliniengesetz des Idealfalles
                                 										fest, so wird sich ein wirkliches Ventil beiläufig nach nebenstehendem
                                 										Beschleunigungsriss (Fig.
                                    											10) und Geschwindigkeitsriss (Fig. 11)
                                 										bewegen.
                              Je allmählicher sich der Eröffnungsdruck ausbilden kann, je länger Zeit er dazu
                                 										hat, desto kleiner wird er sein. Im Sinne einer solch allmählichen
                                 										Druckausbildung wirkt die Ventilundichtheifc, die Elastizität des Wassers und
                                 										der Wandungen, sowie besonders eingeschnüffelte Luft.
                              Die Gleichheit von Beschleunigungs- und Verzögerungsarbeit in Fig. 10 fordert,
                                 										dass die Anfangsbeschleunigung um so grösser ist, je kleiner der Wirkungsweg Δs ist.
                              Für Δs = 0 müsste
                                 											\frakfamily{B}=\infty werden.
                              Fassen wir das Saugventil ins Auge, so muss die Summe aus Federdruck p, in welchen wir uns den
                                 										Gewichtsdruckeingerechnet denken, und Beschleunigungsdruck
                                 											\frakfamily{B} kleiner sein als der Atmosphärendruck.
                              Abgesehen vom sogen. Sitzwiderstand, hervorgerufen durch breite adhärierende
                                 										Sitzflächen, ist also der Ventileröffnungsdruck oder Ventilüberdruck nur eine
                                 										Folge der Massenwirkung.
                              Wir wollen nun auf Grund der Fig. 10, welche sich
                                 										auf Ventilaufgang bezieht, eine Formel für den Ventilüberdruck S ermitteln; damit ist ja auch gleichzeitig der
                                 										Ventilschlag bestimmt.
                              Weil die Beschleunigungsarbeit gleich ist der erzeugten lebendigen Kraft, so
                                 										ist
                              
                                 \frac{S\,\cdot\,\Delta\,s}{2}=\frac{1}{2}\,(\Sigma\,m)\,\cdot\,{c_{max}}^2,
                                 
                              entsprechend unserer früheren Annahme, dass S sich nach einem Gradliniengesetz bezüglich Δs ändern soll.
                              Es folgt
                              
                                 S=\frac{(\Sigma\,m)\,\cdot\,{c_{max}}^2}{\Delta\,s}.
                                 
                              Wir machen nun die naheliegende Annahme, dass der
                                    											Wirhungsweg Δs gleich ist der Weg Verspätung h0, welche der
                                    											Ventilschlussverspätung t0entspricht.
                              Nun ist näherungsweise
                              Δs = h0 = cmax
                                 										l0,
                              also
                              
                                 S=\frac{(\Sigma\,m)\,\cdot\,c_{max}}{t_0}.
                                 
                              In dieser Gleichung erkennen wir den Satz vom Antriebe, wenn t0 die
                                 										Wirkungszeit des Beschleunigungsabschnittes ist.
                              Nun ist nach Gleichung 29 und 20a
                              
                                 S=(\Sigma\,m)\,\cdot\,\frac{F}{l\,u}\,\cdot\,R\,\omega^2\,:\,\frac{f}{l\,u},
                                 
                              somit
                              S=(\Sigma\,m)\,\cdot\,\left(\frac{F}{f}\right)\,\cdot\,R\,\omega^2 . . . . 34)
                              Daher ist der Ventilüberdruck bezw. Ventilschlag gleich der nahezu plötzlich in
                                 										Bewegung geratenden bezw. zur Ruhe kommenden Ventil- plus Wassermasse mal der
                                 										auf die Ventilfläche reduzierten maximalen Kolbenbeschleunigung, ein Resultat,
                                 										welches für ein nicht verspätet arbeitendes Ventil direkt einzusehen ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 314
                                 
                              Dabei ist immer zu bedenken, dass diese Näherungsgleichungen nur in dem Masse der Wahrheit entsprechen, als dies von
                                 										den zu Grunde gelegten, vereinfachenden Annahmen gilt.
                              
                                 
                                    (Schluss folgt.)