| Titel: | Die Bedeutung der Grossgasmaschine als Schiffsmaschine. | 
| Autor: | R. Mewes | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 380 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Bedeutung der Grossgasmaschine als
                           
                           								Schiffsmaschine.
                        Von R. Mewes,
                           
                           								Berlin.
                        Die Bedeutung der Grossgasmaschine als Schiffsmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Entwickelung der Technik erfolgt ebenso wie diejenige der Kunst und
                              									Wissenschaft in stetigem und stufenartigem Aufbau, so dass plötzliche, alles frühere
                              									weit überholende Fortschritte selten und, wenn sie auftreten, nur als Gipfel und
                              									Glanzpunkte ganzer Perioden technischer Blüte vorkommen und als solche unverkennbar
                              									sind. Jede Erfindung muss eben wie jede Frucht keimen, wachsen und ausreifen.
                              									Insbesondere gilt dies auch für die Entwickelung des modernen Schiffsbaues.
                           In den letzten beiden Jahrzehnten haben Handels- und Kriegsschiffe dank der grossen
                              									Vervollkommnung der Dampfmaschinen und der Formen der Schiffskörper eine so hohe
                              									Stufe der Vollendung erreicht, dass die gezeitigten Erfolge unter Benutzung der
                              									alten Hilfsmittel, d.h. kurz bei Zuhilfenahme der Dampfkraft und der starren
                              									Schiffsschrauben, nicht mehr erheblich überholt werden können, es sei denn, dass man
                              									auf Kosten der Nutzlast die Maschinenkraft für die Raumeinheit der Wasserverdrängang
                              									übermässig vergrössert. Vor allen Dingen lässt sich aufdiesem Wege weder die
                              									Fahrgeschwindigkeit noch auch der Wirkungsbereich, der sogen. Aktionsradius der
                              									Schiffe, für Dauerfahrt steigern bezw. vergrössern.
                           Die Geschwindigkeit der Schnelldampfer des Norddeutschen
                                 										Lloyd in Bremen ist in der Zeit von 1883 bis 1897 von 30 auf 42 km oder von
                              									16 auf 22,5 Knoten vergrössert worden, während bei kleineren Kriegsfahrzeugen, den
                              									Torpedobootzerstörern, Geschwindigkeiten von 34,8 Knoten = 64,4 km, ja sogar von
                              									35,5 Knoten = 65,68 km erzielt worden sind. Ermöglicht wurden diese letzteren
                              									grossen Geschwindigkeiten nur durch Anwendung der Parson'schen Dampfturbine, deren Dampfverbrauch beispielsweise bei der
                              										„Viper“ nach den Versuchen von Professor Ewing etwa 6,6 kg Dampf für 1 PSi/Std. bei
                              									einer Geschwindigkeit von 32 Knoten und sogar noch etwas weniger bei der höchsten
                              									überhaupt erreichten Geschwindigkeit von 34½ Knoten betrug. In der nachfolgenden
                              
                              									Tabelle sind die erreichten Geschwindigkeiten einiger Schnelldampfer
                              									zusammengestellt (s. D. p. J., 1900 315 3).
                           
                           
                              
                                 Jahr
                                 
                                    
                                    Name
                                    
                                 Ver-drängungt
                                 LeistungPSi
                                 Kessel-druckkg/qcm
                                 Kohlen-verbrauchin24
                                    											Stundent
                                 Fahrgeschwindigkeit
                                 PSifür kmund kt
                                 
                              
                                 Knoten
                                 km
                                 
                              
                                 1863
                                 Amerika (Nordd. Lloyd)
                                   5000
                                   2000
                                   4,0
                                      45,5
                                 12,5
                                 23,165
                                    17,3
                                 
                              
                                 1868
                                 Main (Nordd. Lloyd)
                                   4917
                                   3000
                                   4,0
                                   61
                                 14,0
                                 25,944
                                    23,5
                                 
                              
                                 1873
                                 Braunschweig (Nordd. Lloyd)
                                   5800
                                   2200
                                   4,0
                                   55
                                 13,0
                                 24,091
                                    15,7
                                 
                              
                                 1883
                                 Fulda (Nordd. Lloyd)
                                   8451
                                   6300
                                   6,0
                                 118
                                 16,0
                                 29,651
                                    25,1
                                 
                              
                                 1886
                                 Trave (Nordd. Lloyd)
                                   8964
                                   8000
                                 11,0
                                 154
                                   17,75
                                 32,894
                                    27,1
                                 
                              
                                 1886
                                 Stettin (Nordd. Lloyd)
                                   3390
                                   1600
                                   9,5
                                   30
                                 12,5
                                 23,165
                                    20,4
                                 
                              
                                 1887
                                 Lahn (Nordd. Lloyd)
                                 14439
                                   9000
                                 10,0
                                 170
                                 18,5
                                 34,284
                                    18,2
                                 
                              
                                 1889
                                 Kaiser Wilhelm II. (Nordd. Lloyd)
                                 10000
                                   6500
                                 10,5
                                 120
                                 15,5
                                 28,724
                                    22,6
                                 
                              
                                 1889
                                 Karlsruhe (Nordd. Lloyd)
                                 10070
                                   3200
                                 10,0
                                   58
                                 13,0
                                 24,091
                                    13,2
                                 
                              
                                 1890
                                 Spree (Nordd. Lloyd)
                                 10475
                                 12500
                                 10,5
                                 242
                                 18,0
                                 33,357
                                 36
                                 
                              
                                 1890
                                 Prinzregent Luitpold (Nordd. Lloyd)
                                 11550
                                   5300
                                 11,5
                                   94
                                 13,5
                                 25,018
                                    18,3
                                 
                              
                                 1896
                                 Königin Luise (Nordd. Lloyd)
                                 18000
                                   7000
                                 14,2
                                 125
                                 14,5
                                 26,871
                                    14,5
                                 
                              
                                 1897
                                 Kaiser Wilhelm der Grosse (Nordd. Lloyd)
                                 20000
                                 27000
                                 12,0
                                 500
                                 22,5
                                 41,696
                                    32,4
                                 
                              
                                 1900
                                 Deutschland (Hamb.-Amerik. Dampfschiffsgesellsch.)
                                 25000
                                 33000
                                 –
                                 –
                                 23,0
                                 42,619
                                 31
                                 
                              
                                 1900
                                 Viper (Torpedojager)
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 34,835,5
                                 64,40065,680
                                 ––
                                 
                              
                           Sollte es bei den weiteren geplanten Versuchen mit Torpedobootzerstörern
                              									gelingen, die Geschwindigkeit auf 35 Knoten zu steigern und gleichzeitig den Dampf
                              
                              									verbrauch noch mehr herunterzudrücken, so dass derselbe nicht grösser als bei den
                              									besten Dreifachexpansionsmaschinen wird, so würden als Vorteile gewonnen: das
                              									Gewicht der Maschine, der Welle und des Propellers bleibt unter ½ desjenigen eines
                              									Schraubendampfers. Der Rumpf kann leichter gebaut werden, da die Massenkräfte
                              									fortfallen. Die unangenehmen Vibrationen hören fast gänzlich auf. Mit dem
                              
                              									kondensierten Dampf gelangt kein Oel mit in den Kessel, so dass dieser weniger stark
                              									angegriffen wird und darum auch seltener revidiert zu werden braucht. Nach dem
                              									Chefkonstrukteur der englischen Marine, Sir William
                                 										White, ist der Haupt wert der Turbinenschiffe in der erzielten Verminderung
                              									des toten Gewichts zu erblicken; es wurden bei der „Turbinia“ 100 PSi für jede Tonne des Antriebsmechanismus entwickelt.
                              									Nicht zu unterschätzen ist der Vorteil, dass mehrfache Schrauben von kleinem
                              									Durchmesser als Propeller benutzt werden können. – Die britische Admiralität plant,
                              									wie D. p. J. schon im Jahre 1900 a. a. O. berichtet
                              									hat, Versuche mit einem Torpedobootzerstörer von 10000 PS.
                           So gross dieser Erfolg, welcher nur für kurz andauernde Fahrten wirklich zu behaupten
                              									ist, auch erscheinen mag, so schrumpft derselbe doch auf ein geringeres Mass
                              									zusammen, sobald man sein Augenmerk auf Dauerfahrten von wenigstens einer halben
                              									Woche über den Ozean richtet. Dann tritt die tote Last des Maschinengewichts
                              									gegenüber der toten Last der mitzuschleppenden Kohlen so sehr in den Hintergrund,
                              									dass nur noch die etwa erreichte grössere Fahrgeschwindigkeit als wichtigste
                              									Errungenschaft übrig bliebe; ausserdem können bei der Dampfturbine die schweren und
                              
                              
                              
                              									soviel Raum beanspruchenden Dampfkessel und Kondensatoren nicht beseitigt werden.
                              									Die Schnelligkeit und die Länge der Fahrt hängt demnach in erster Linie von dem
                              									Kohlenverbrauch ab. Denn zur Erzielung grösster Schnelligkeit muss auch die Maschine
                              									ihr äusserstes leisten; hierzu gehört aber eine bedeutende Kohlenmenge, welche
                              									wieder den Laderaum für anderes Gut beschränkt, so dass, wenn der Bestimmungshafen
                              									so schnell als möglich erreicht werden soll, dies nur mit entsprechend geringer
                              									Beladung geschehen kann. In vielen Fällen muss ein solches Zugeständnis zu gunsten
                              									der Geschwindigkeit gemacht werden. Es können jedoch Fälle eintreten, in denen es
                              									sich nicht um äusserste Geschwindigkeit, sondern um eine möglichst grosse
                              									Geschwindigkeit bei grösstmöglicher Ladung handelt. In diesen Fällen, welche für die
                              									Handels- und Kriegsschiffe die wichtigsten und regelrechten sind, muss zwischen der
                              									grössten Eilgeschwindigkeit mit wenig Ladung und einer kleineren Geschwindigkeit mit
                              									möglichst viel Ladung ein Zwischenwert gefunden werden, der beiden Bedingungen
                              									gerecht wird. Die Lösung dieser Aufgabe erhält man nach The
                                 										Engineer auf folgendem Wege (s. a. Zeitschrift für
                                 										Heizungs-, Lüftungs- und Wasserleitungstechnik, 1900 H. 1).
                           
                              
                              „Es sei C gleich der Ladefähigkeit des Schiffes –
                                 										Kohlen und Transportgut in engl. Tonnen –; zieht man hiervon das erforderliche
                                 										Kohlengewicht ab, so erhält man das Gewicht der zu transportierenden Last. Nun
                                 										ändert sich diese Kohlenmenge mit den indizierten Pferdestärken (PSi). Wenn nun 1½ Pfund engl. = 0,65 kg Kohlen für
                                 										1 PSi und Stunde verbrannt werden, so ist die
                                 										für die Reise notwendige Kohlenmenge 1½ . PSi .
                                 											t, worin t die
                                 										Reisedauer in Stunden bedeutet.
                              
                           
                              Abgesehen also von jedem sonstigen weiteren Verbrauch von Kohle zu anderen
                                 										Zwecken als lediglich zur Beförderung, ist die Ladefähigkeit des Schiffes in
                                 										Tonnen:
                              
                           
                              C – 1½ . PSi . t . . . . . . . . . . 1).
                              
                           
                              Unter der Annahme, dass dieses Gewicht für den Transport von Kriegsbedarf
                                 										bestimmt ist, kommt es nun auf die Berechnung der grösstmöglichst erreichbaren
                                 										Geschwindigkeit an. Es ändert sich der Wasserwiderstand bei Schiffsbewegungen
                                 										mit der Geschwindigkeit und zwar wie v3, wobei v die
                                 										Geschwindigkeit in Knoten bedeutet. Da die aufgewendete Energie gleich der
                                 										geleisteten Arbeit ist, so ist
                              
                           
                              1½ PSi . t = av3s . . . . . . .
                                 										. . . 2),
                              
                           
                              worin s der gesamte Reiseweg in Knoten und a eine Konstante bedeutet, deren Wert unten
                                 
                                 										bestimmt wird. Setzt man in den Ausdruck 1 diesen Wert ein, so erhält man C – av3s. Es handelt sich hier nur um das Verhältnis der
                                 										Ladefähigkeit zur Reisedauer; \frac{C-a\,v^3\,s}{t} gibt dies Verhältnis an. Es ist
                                 										t=\frac{s}{v}; durch Einsetzen dieses Wertes erhält man
                              
                           
                              \frac{C\,v}{s}-a\,v^4 . . . . . . . . . . 3),
                              
                           
                              welcher Wert ein Maximum werden soll. Es muss also das Differential
                              
                           
                              \frac{C\,d\,v}{s}-4\,a\,v^3\,d\,v=0 werden oder
                              
                           
                              \frac{C}{4\,a\,s}=v^3 oder v=\sqrt[3]{\frac{C}{4\,a\,s}} . . . . 4).
                              
                           
                              Diese Grösse der Geschwindigkeit erfüllt die verlangten Bedingungen.
                              
                           
                              Wenn man, um den Wert der Konstanten a zu finden,
                                 										das Gewicht der zu verbrauchenden Kohlen in Tonnen (engl.) annimmt und in
                                 										Gleichung 2 einsetzt, so folgt:
                              
                           
                              
                                 \frac{1\,1/2\,\cdot\,\mbox{PSi}\,\cdot\,t}{2240}=a\,v^3\,s
                                 
                              
                           
                              oder, da wieder t=\frac{s}{v} ist,
                              
                           
                              \frac{1\,1/2\,\mbox{PSi}}{2240\,\cdot\,v^4}=a . . . . . . . . . . 5)
                              
                           
                              Für einen grossen Ozeanschnelldampfer, der eine gesamte Ladefähigkeit von 5000 t
                                 										– Kohlen und Ladung – beieiner Maschinenkraft von 10000 PSi und 18 Knoten Geschwindigkeit für die
                                 										Normaltour von 3000 Knoten hat, wird der Wert von a:
                              
                           
                              a=\frac{1\,1/2\,\cdot\,10000}{2240\,\cdot\,18^4}=\frac{1}{15676} . . . 6)
                              
                           
                              Die ökonomische Geschwindigkeit für die Reise unter den angenommenen Bedingungen
                                 										ist dann nach Gleichung 4
                              
                           
                              
                                 v=\sqrt[3]{\frac{5000}{4\,\cdot\,\frac{1}{15676}\,\cdot\,s}}.
                                 
                              
                           
                              Soll das Schiff nun eine Reise von 6000 Knoten antreten, so ergibt sich die
                                 
                                 										ökonomische Geschwindigkeit aus derselben Gleichung 4
                              
                           
                              
                                 v=\sqrt[3]{\frac{5000}{4\,\cdot\,\frac{1}{15676}\,\cdot\,6000}}=\sqrt[3]{3265},
                                 
                              
                           
                              also v = 14,3 Knoten.“
                              
                           Um die vorstehenden Formeln für deutsche Leser annehmbar zu machen, will ich die
                              									englischen Masse in die in Deutschland üblichen Längen- und Gewichtsmasse
                              									umschreiben und demgemäss auch den Wert der Konstanten a bestimmen. Da 1 ton = 1016,048 kg = 0,985 t, so folgt C_1=\frac{C}{0,985}\,t; ferner
                              									ist 1½ Pfund engl. = 0,65 kg und, da 1 Knoten = 1,853 km ist, s1
                              
                              									= s . 1,853 km. Gleichung 2 wird demnach
                           0,65 . PSi . t = a' (v . 1,853)3. s . 1,853
                           oder, wenn das Gewicht der Kohlen in Tonnen angegeben
                              									wird,
                           
                              \frac{0,65\,\cdot\,\mbox{PSi}\,\cdot\,t}{1000}=\frac{a'}{1000}\,\cdot\,(v_1)^3\,\cdot\,s_1=a''\,\cdot\,(v_1)^3\,\cdot\,s_1
                              
                           oder mit Fortlassung der Indices und mit Rücksicht auf
                              									t=\frac{s}{v}
                           \frac{0,65\,\cdot\,\mbox{PSi}\,\cdot\,t}{1000}=a\,\cdot\,v^3\,\cdot\,s bezw. a=\frac{0,65\,\cdot\,\mbox{PSi}}{1000\,\cdot\,v^4},
                              								
                           worin v in km gegeben ist. Da 18
                              
                              									Knoten gleich 33,357 km sind, so erhält die Konstante a
                              									bei dieser Geschwindigkeit und einer Maschinenkraft von 10000 PSi den Wert
                           
                              \frac{065\,\cdot\,10000}{1000\,\cdot\,(33,357)^4}=\frac{1}{189000}=a.
                              
                           Aus Gleichung 4 erhält man durch Einsetzen dieses Wertes,
                              									sofern man s in km und C
                              									in Tonnen angibt, die ökonomische Geschwindigkeit für die Reise eines
                              									Ozeanschnelldampfers, der eine Ladefähigkeit von 5280 t – Kohlen und Ladung – hat,
                              									für eine Normaltour von 3000 . 1,853 = 5559 km ebenfalls in km pro Stunde
                           
                              v=\sqrt[3]{\frac{5280}{4\,\cdot\,\frac{1}{189000}\,\cdot\,5559}}=33,36\mbox{ km}.
                              
                           Soll das Schiff eine doppelt so länge Reise antreten, so erhält man die ökonomische
                              									Geschwindigkeit nach Gleichung 4, indem man den Wert von v durch ∛2 = 1,26 dividiert, also hier gleich \frac{33,36}{1,26}=26,5\mbox{ km}.
                           Setzt man in die Gleichung 2
                           0,65 . PSi . t = av3s
                           für die Konstante den gefundenen Wert \frac{1}{189000} ein und löst
                              									die Gleichung nach PSi auf, so folgt
                           \mbox{PSi}=\frac{a\,v^3\,\frac{s}{t}}{0,65}=\frac{v^4}{0,65\,\cdot\,189000} . . . 7)
                           d.h. die Anzahl der zu leistenden Stundenpferdestärken nimmt
                              									mit der vierten Potenz der Schiffsgeschwindigkeitzu, natürlich abgesehen von
                              									anderen, dies Verhältnis im Einzelfalle etwas abändernden Umständen.
                           Bezeichnet man in Gleichung 7 die Anzahl der Pferdestärken PSi mit N, den
                              									Kohlenverbrauch für die Pferde-kraftstunde mit b, so
                              									erhält man
                           v=\sqrt[4]{\frac{N\,\cdot\,b}{a}} . . . . . . 8)
                           Könnte man in Gleichung 8 ohne Aenderung der Ladefähigkeit die Anzahl der
                              									Pferdestärken vergrössern, so würde v ebenfalls
                              									zunehmen. Die einzige Möglichkeit, dies zu erreichen, ist, dass man b und damit das Verhältnis von \frac{b}{a} sich ändern
                              									lässt.
                           Aus Gleichung 5 folgt
                           
                              a=\frac{b\,N}{1000\,\cdot\,v^4}
                              
                           oder
                           
                              b=a\,\cdot\,\frac{N}{1000\,\cdot\,v^4}
                              
                           und daraus mit Rücksicht auf Gleichung 4
                           v=\sqrt[4]{\frac{C}{4\,\cdot\,a\,\cdot\,s}}=\sqrt[4]{\frac{C}{4\,\cdot\,\frac{b\,N}{1000\,\cdot\,v^4}\,\cdot\,s}} . . 9)
                           Bei verschiedenen Werten von b bezw. von a, sonst aber gleichen Bedingungen, verhält sich
                              									somit
                           v\,:\,v_1=\sqrt[4]{\frac{1}{a}}\,:\,\sqrt[4]{\frac{1}{a_1}}=\sqrt[4]{a_1}\,:\,\sqrt[4]{a_1} . . 10)
                           
                              v_1=v\,\sqrt[4]{\frac{a}{a_1}},
                              
                           so dass, wenn b_1=\frac{1}{2}\,b und somit auch a_1=\frac{1}{2}\,a ist,
                           
                              v_1=\cdot\,\sqrt{2}=\underline{\underline{v\,\cdot\,1,1892}}
                              
                           wird.
                           Würde b_2=\frac{1}{3}\,b und somit auch a_2=\frac{1}{3}\,a, so würde
                           
                              v_1=v\,\sqrt[4]{3}=\underline{\underline{v\,\cdot\,1,3161}}.
                              
                           Zur Prüfung der vorstehenden aus The Engineer
                              									entnommenen Formeln habe ich für die in der obigen Tabelle aufgeführten
                              									Schnelldampfer die für 1 km und 10001 (Kilotonnen kt) Wasserverdrängung
                              									erforderlichen Pferdestärken PSi berechnet und in
                              									die letzte Reihe jener Tabelle eingetragen. Diese Zahlenreihe ergibt, da es sich um
                              									Schiffe ganz verschiedener Grösse und Bauart handelt, kein durch eine einfache
                              									Formel darstellbares Gesetz.
                           Ein solches Gesetz lässt sich aber unmittelbar aus den beiden Gleichungen
                           v_3=\frac{C}{4\,a\,s} und v^4=\frac{b\,N}{a}
                           dadurch ableiten, dass man aus beiden Gleichungen die Grösse
                              										a eliminiert; man erhält dann
                           v=\frac{4\,s\,b\,N}{C} . . . . . . 11)
                           Da die in der obigen Tabelle angeführten Schnelldampfer für die Amerikalinie benutzt
                              
                              									werden und somit für dieselben die Normaltour s als
                              									gleich angenommen werden kann, so ergibt sich aus Gleichung 11 die Beziehung
                           
                              \left{{v\,:\,v=\frac{N}{C}\,:\,\frac{N_1}{C_1}=\frac{C_1}{N_1}\cdot \frac{C}{N}}\atop{\mbox{oder }v\cdot \frac{C}{N}=v_1\cdot
                                 \frac{C_1}{N_1}=v_2\cdot \frac{C_2}{N_2}=\mbox{ Konst. }=A}}\right\}\ 12).
                              
                           Würden für einen der oben genannten Schnelldampfer die Werte von v, C und N bekannt sein,
                              									so liesse sich die Konstante A berechnen und mit deren
                              									Hilfe könnten, da in obiger Tabelle die Werte für v und
                              										N enthalten sind, auch die übrigen Werte der
                              									Ladefähigkeit C – Nutzlast und Kohlen ermittelt
                              									werden.
                           
                           Bei dem Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Grosse“ ist C = 5250 + 5838 = 11088, v
                              									= 41,696, N = 27000; daraus folgt A = 17. Mit Hilfe dieses Zahlen wertes erhält man für
                              									die Ladefähigkeit der übrigen Schnelldampfer der Reihe nach gleich: 1468; 1966;
                              									1553; 3612; 4134; 1174; 4462; 3846; 2258: 6370; 3600; 4427; 11088; 13163. Ob die
                              									berechneten Zahlenwerte mit der wirklichen Ladefähigkeit der einzelnen Schiffe
                              									übereinstimmen, vermag ich nicht zu sagen, da mir die erforderlichen Angaben nicht
                              									zur Verfügung stehen.
                           Ist in Gleichung 12
                           
                              v\,\cdot\,\frac{C}{N}=A
                              
                           G und N gegeben, so kann man mit Hilfe von A = 17
                              									die entsprechenden Werte von v berechnen. Bei dem
                              
                              									Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Grosse“, welcher bei einer Maschinenkraft
                              
                              									von 27000 PSi eine Höchstgeschwindigkeit von 41,696
                              									km erreicht, würde nach Gleichung 12, wenn sich die Maschinenleistung bei gleichem
                              									Kohlenverbrauch verdoppeln liesse, auch die Geschwindigkeit v verdoppeln, während bei dreifacher Maschinenleistung unter sonst
                              									gleichen Umständen sich auch die dreifache Fahrgeschwindigkeit ergeben würde. Wenn
                              									sich diese Annahme verwirklichen liesse, so würde der Schnelldampfer „Kaiser
                                 										Wilhelm der Grosse“ eine Fahrgeschwindigkeit von 83 bezw. 125 km in der
                              									Stunde erhalten können. Dass solche Geschwindigkeiten bei entsprechender
                              									Verminderung der toten Last und genügender Maschinenleistung erreichbar sind,
                              									beweisen die bei den Torpedobootzerstörern „Viper“ und „Turbinia“
                              									erreichten Geschwindigkeiten.
                           Die Erhöhung der Geschwindigkeit von 42 km in der Stunde auf 83 bezw. 125 km in der
                              									Stunde bei gleichem Kohlenverbrauch würde einen so bedeutenden Fortschritt für die
                              									Schnelldampfer und Kriegsschiffe darstellen, dass, sofern die Lösung dieses Problems
                              									als möglich und mit vorhandenen Mitteln erreichbar nachgewiesen wird, die erste
                              									Sorge der Schiffbauer und Marineingenieure sein muss, Versuche zur Erprobung eines
                              									solchen Systems zu veranlassen, und nicht mit Bezugnahme auf etwaige Mängel, welche
                              									zur Zeit solchen neuen, bisher nur für andere technische Zwecke benutzten
                              									Maschinentypen noch anhaften, von derartigen Versuchen Abstand zu nehmen. Die Lösung
                              									dieser Aufgabe ist meines Erachtens nach dem heutigen Stande der Maschinenbaukunst
                              									bereits ohne besondere Schwierigkeiten durchführbar, sofern man sich zu dem Ersatz
                              									der Dampfmaschinen durch die ausserordentlich leistungsfähigen Grossgasmaschinen,
                              									welche bereits bis zu Grössen von 1000 PS gebaut sind, und in wenigen Jahren, da sie
                              									eben erst ihre Kinderkrankheiten durchgemacht haben, viel grössere Abmessungen und
                              									eine bedeutend höhere Leistungsfähigkeit aufweisen werden.
                           Ueber kurz oder lang muss im Schiffbau zu diesem Mittel gegriffen werden; denn die
                              									Dampfmaschine ist, wie ich anderweitig auf theoretischem Wege klar und bündig
                              									nachgewiesen habe, hinsichtlich des wirtschaftlichen Wirkungsgrades mit 12 bis 14%
                              									von der Kohlenwärme an die Grenze des im günstigsten Falle erreichbaren Erfolges
                              									gelangt. Die naturgemässe Schlussfolgerung aus dieser unzweifelhaften Thatsache war
                              									für mich, dass, da die Gasmaschinen heute schon einen doppelt so hohen
                              									wirtschaftlichen Wirkungsgrad wie die besten Dampfmaschinen, nämlich rund 24 bis 26%
                              									ergeben, und bei theoretisch richtiger Ausführung und möglichster Vervollkommnung
                              									einen wirtschaftlichen Wirkungsgrad von 36 bis 40% erreichen lassen, die
                              									Dampfmaschinen durch die Grossgasmaschinen ersetzt und der Bau der letzteren so
                              									umgestaltet werden muss, dass diese Maschinengattung allen Anforderungen, welche an
                              									eine Schiffsmaschine gestellt werden müssen, vollkommen zu erfüllen vermag.
                           Durchdrungen von der Ueberzeugung, dass der Gasmaschinenbau heute bereits so weit
                              									entwickelt ist, dass bei ernsthafter Stellung obiger Aufgabe letztere auch in
                              									praktisch brauchbarer Form gelöst werden kann, da ja die mit Doppelgeneratoren
                              									arbeitenden Gasmaschinen der Deutzer Maschinenfabrik
                              									tadellos arbeiten, habe ich mit Rücksicht auf die Unmöglichkeit, das Haupthemmnis
                              									des Fortschritts, den gewaltigen Kohlenballast nebst den soviel Raum
                              									beanspruchenden Kesseln, bei Beibehaltung der Dampfmaschine beseitigen zu können, an
                              									Se. Majestät den Kaiser ein Bittgesuch gerichtet, die Verwendbarkeit der
                              									Grossgasmaschine als Schiffsmaschine von einer besonderen Prüfungskommission
                              
                              									Allergnädigst prüfen zu lassen, indem ich darauf hinwies, dass beim Ersatz der
                              
                              									Dampfmaschine durch die Gasmaschine der Wasserverbrauch auf ein Zehntel sich
                              									verkleinern lasse, die Dampfkessel ganz in Fortfall kommen und sich zwei- bis
                              
                              									dreimal so viel Prozente der Verbrennungswärme der Kohlen in effektive Arbeit
                              									umsetzen lassen würden.
                           Auf Allerhöchsten Befehl hat infolgedessen der Staatssekretär des Reichsmarineamts
                              									die Verwendbarkeit der Grossgasmaschine als Schiffsmaschine prüfen lassen. Das
                              									Ergebnis dieser Prüfung lautet:
                           
                              „Wegen der Gefahren, welche Gasanlagen in den geschlossenen Schiffsräumen bei
                                 										Undichtigkeiten von Behältern und Rohrleitungen für Personal und Material mit
                                 										sich bringen, und infolge der für Kriegsschiffe zur Zeit noch nicht genügenden
                                 										Manövrierfähigkeit der Gasmotoren grösserer Leistungen muss von der Verwendung
                                 										derartiger Anlagen auf den Schiffen der Kaiserlichen Marine Abstand genommen
                                 										werden.“
                              
                           Da die hierin ausgesprochenen Bedenken dem heutigen Stande des Grossgasmaschinenbaues
                              									entsprechend vollkommen zutreffen, sofern man zur Speisung an eine Gasanlage mit
                              									Behälter denkt, so ist es nunmehr, da ja die massgebende Behörde wegen der
                              									angeführten Bedenken zur Zeit von der Verwendbarkeit der Gasmotoren Abstand nehmen
                              									muss, Sache der Grossindustrie, also in erster Linie unserer grossen
                              									Gasmaschinenfabriken, derartige Grossgasmaschinen wirklich zu liefern, dass
                              									dieselben die oben gerügten Mängel nicht aufweisen und rücksichtlich der
                              									Manövrierfähigkeit der Dampfmaschine ebenbürtig werden.
                           Bei der mächtigen Entwickelung unserer Handels- und Kriegsflotte dürfte im Interesse
                              									von Handel und Industrie, sowie der Wehrkraft unseres Vaterlandes zur See die Frage
                              									nach der Verwendbarkeit der Grossgasmaschine als Schiffsmaschine gerade jetzt von
                              									der höchsten Bedeutung sein, zumal da in den letzten Jahren infolge Anwendung
                              									hochgespannten, stark überhitzten Wasserdampfes bei den Schiffsmaschinen
                              									Uebelstände, wie Brüche an Dampfrohren und das Versagen der Dampfmaschine wegen der
                              									langsamen Betriebsbereitschaft bei nicht angeheizten Kesseln, wie z.B. bei der
                              										„Gneisenau“, in Fällen der Not Gefahren für Personal und Material
                              									bedingen, auf deren Beseitigung Bedacht zu nehmen die ernste Sorge der deutschen
                              									Marineingenieure sein muss.
                           Die gänzliche Beseitigung dieser Gefahren ist, wie dem Fachmanne ohne weiteres
                              									einleuchtet, durchaus nicht möglich, so lange man den Typus der Dampfmaschine
                              									beibehält; denn dann muss man auch den Dampfkessel und zwar im vorliegenden Falle
                              									für Schiffsmaschinen wegen des beschränkten Raumes, den Siederöhrenkessel, einen
                              									höchst launischen und sorgsam zu behandelnden Gesellen, mit in den Kauf nehmen und
                              									ist doch nicht sicher, dass infolge nicht bemerkter oder nicht bemerkbarer Vorgänge
                              									im Inneren, wie Kesselstein- und Rostbildung u. dgl., schliesslich doch plötzlich
                              									eine Betriebsstörung durch Reissen eines Siederohrs oder gar durch Kesselexplosion
                              									mit allen sattsam bekannten Gefahren eintritt. Würde der Dampfkessel nicht so grosse
                              									Gefahren darbieten, die Arbeitscylinder der Dampfmaschine selbst würden kaum durch
                              									eine andere Kraftmaschine verdrängt werden können, da es schwerlich ausser der
                              									Druckluftmaschine eine geduldigere und bequemer zu behandelnde Wärmekraftmaschine
                              
                              									gibt.
                           Dagegen besitzt die Dampfmaschine einen für Schiffsmaschinen sehr ins Gewicht
                              									fallenden Nachteil, nämlich den geringen wirtschaftlichen Wirkungsgrad; denn zur
                              									Erzielung der erforderlichen Anzahl von Pferdestärken muss eine bedeutende Menge
                              									Kohlen oder Brennmaterial neben den gewaltigen Eisengewichten der Dampfkessel als
                              									tote Last mitgeschleppt werden, so dass der Wirkungsbereich des Schiffes, ohne dass
                              									von neuem Kohlen geladen werden müssen, nur ein verhältnismässig eng begrenzter ist.
                              									Gerade für unsere Flotte ist dieser Umstand von recht schwer wiegender Bedeutung, da
                              									wir nicht wie England über dem ganzen Erdenrund verteilte Kohlenplätze haben, in denen die
                              
                              									Schiffe von neuem Kohlen laden können. Könnte durch Verminderung des
                              
                              									Kohlenverbrauchs bei gleicher Kraftleistung der Wirkungsbereich der Schiffe etwa um
                              									das Zwei- bis Dreifache vergrössert werden, so würde dadurch sowohl für unsere
                              									Handelsflotte, als auch insbesondere für unsere Kriegsflotte eine gewisse, durchaus
                              									nicht gering anzuschlagende Unabhängigkeit von den Kohlenplätzen Englands und
                              									anderer Nationen geschaffen, da dann unsere Schiffe schliesslich mit den
                              									Kohlenvorräten unserer eigenen Kohlenplätze in den Kolonien sich im Notfalle
                              									behelfen könnten.
                           Der höchste Wirkungsgrad, der mit der Dampfmaschine erreicht werden kann, beträgt
                              									etwa 14% der Verbrennungswärme des Brennstoffs (Steinkohlen oder Masuth); indessen
                              									bleibt derselbe meistens hinter dieser Zähl noch etwas zurück, so dass man in
                              									Wahrheit mit Sicherheit nur auf einen Wirkungsgrad von 12% rechnen kann. Ein
                              									Maschinenbauer, der die Theorie der Dampfmaschine gründlich kennt, weiss, dass, da
                              									man den mechanischen Wirkungsgrad nur gleich 80% ansetzen kann und der theoretisch
                              									höchste Grenzwert gleich 17 bis 18% ist, die Dampfmaschine selbst bei noch höher
                              									getriebener Ueberhitzung keine günstigeren Resultate mehr liefern kann, und ein
                              									Fortschritt durch Vervollkommnung dieser Maschinengattung vollständig abgeschnitten
                              									ist.
                           Es werden daher unwillkürlich die Blicke des Maschinenbauers gelenkt auf die stetig
                              									und kühn aufstrebende Nebenbuhlerin der Dampfmaschine auf allen wichtigen Gebieten
                              									der Maschinenindustrie, nämlich auf die Verbrennungskraftmaschine, in welcher die
                              									Verbrennungswärme ohne Benutzung eines besonderen Zwischenmediums unmittelbar durch
                              									die Verbrennungsgase selbst in mechanische Arbeit umgesetzt wird. Die
                              									Verbrennungskraftmaschinen, Gas-und Petroleummaschinen, übertreffen die
                              									Dampfmaschine bezüglich des wirtschaftlichen Wirkungsgrades bereits in den heute
                              									gangbarsten Maschinentypen (Otto-Motor) gerade um das Doppelte, so dass bei
                              									Benutzung einer Gasmaschine dieser Art schon heute der Wirkungsbereich der Schiffe
                              									auf das Zweifache vergrössert werden könnte, wenn man die Gasmaschine so gefahrlos
                              									und manövrierfähig machen könnte, als mit Rücksicht auf die Sicherheit der
                              
                              									Schiffsmannschaft und die Beherrschung der Schiffsbewegung unbedingt gefordert
                              									werden muss.
                           In dieser Hinsicht muss als wichtiger Vorzug der Grossgasmaschine gegenüber der
                              									Dampfmaschine, die von der Betriebsbereitschaft des Kessels abhängt, der Umstand
                              									hervorgehoben werden, dass die erstere stets und fast augenblicklich betriebsbereit,
                              									und zwar sogleich mit voller Kraftleistung, da das Anheizen wie bei dem Dampfkessel
                              									vollständig fortfällt. Dagegen muss als heute noch bestehender Nachteil der
                              									Gasmaschine gegenüber der Dampfmaschine anerkannt werden, dass sie nicht wie diese
                              									im Eintakt und durch einfache Umstellung nicht auch rückwärts arbeiten kann.
                              									Namentlich muss die letztere Forderung an eine Schiffsmaschine ebenso unerlässlich
                              									gestellt werden, wie man dies z.B. auch von der Lokomotive oder von der Maschine des
                              									Motorwagens mit Recht verlangt, wenn anders den notwendigen Anforderungen der
                              									Manövrierfähigkeit genügt werden soll. Ob diese Bedingung bei der Gasmaschine sich
                              									verwirklichen lässt, soll hier zunächst unerörtert bleiben, und zum Schluss nach
                              									jeder Richtung hin beleuchtet werden, da dies eine reine Konstruktionssache ist, und
                              									daher im Bedarfsfalle auch in praktisch brauchbarer und durchführbarer Weise gelöst
                              									werden kann und wird.
                           Demnach wäre zu untersuchen, ob die Gefahren, welche eine den neuesten Erfolgen auf
                              									dem Gebiete des Gasmaschinenbaues gerecht werdende Gasmaschinenanlage von 20000 bis
                              									40000 Std./PS in den geschlossenen Schiffsräumen mit sich bringt, wirklich so gross
                              									sind, dass sie eine Verwendung der Gasmaschine als Schiffsmaschine von vornherein
                              									ausschliessen, oder ob diese Gefahren durch besonnene Konstruktion der ganzen Anlage
                              									so vermindert werden können, dass eine Gefahr für Personal und Material als gänzlich
                              									ausgeschlossen erscheint. Würde man gezwungen sein, eine Gaserzeugungsanlage alter
                              									Art mit Retorten und Gasbehälter zu verwenden, so müsste man, ganz abgesehen von den
                              									damit thatsächlich verbundenenGefahren, schon wegen des Raummangels auf einem
                              									Schiff von der Verwendung einer darauf sich stützenden Gasmaschinenanlage als einer
                              									technischen Utopie absehen. Dagegen gibt es drei zur Erzeugung von brauchbarem
                              									Kraftgas zum Treiben von Grossgasmaschinen dienende Methoden, bei denen die Retorten
                              
                              									und die Gasometer gänzlich wegfallen, nämlich Erzeugung von Generatorgas mittels
                              									zwei hintereinander geschalteter Generatoren, von Dowson-gas und Wassergas. Bisher
                              									hat man diese Gaserzeuger mit Ueberdruck arbeiten lassen und das erzeugte Arbeitsgas
                              									den Arbeitscylindern der Gasmaschine unter Ueberdruck zugeführt. Dies würde in einem
                              									Schiffe bei Undichtigkeiten der Gasleitung allerdings Gasausströmung bedingen und
                              									daher Anlass zu unliebsamen Gasexplosionen geben können, die den
                              									Dampfkesselexplosionen, was Gefährlichkeit anbetrifft, nicht nachstehen dürften.
                              									Indessen ist man nicht gezwungen, die oben genannten Gaserzeuger mit Ueberdruck
                              									arbeiten zu lassen, sondern kann dieselben, wie dies ja bei dem
                              									Gaserzeugungsverfahren mittels Retorten zur Vermeidung von Explosionen geschieht,
                              									indem man die ganze Retorte in einen infolge des Schornsteinzuges unter Unterdruck
                              									stehenden Feuerungsraum bringt, mittels Unterdruck arbeiten lassen; denn dann fällt
                              									das Ausströmen des Gases aus den Leitungen in die Schiffsräume und somit jede
                              									Explosionsgefahr fort, wie die von der bekannten Deutzer
                                 										Maschinenfabrik gebauten Gasmaschinenanlagen mit zwei hintereinander
                              									geschalteten Generatoren im Dauerbetrieb längst gezeigt haben.
                           Beim Arbeiten mit Pressgasgeneratoren für Generator–, Dowson- oder Wassergas, wie
                              									dies beim Mewes-Motor geschehen soll, kann jedoch, wie jedem
                              									Gasmaschinenkonstrukteur ohne weiteres klar ist, nur dadurch überhaupt Gas erzeugt
                              									werden, dass durch Absaugen der Arbeitscylinder Betriebsgas entnimmt, dadurch ein
                              									kleiner Unterdruck, dem Verbrauch entsprechend, hinter dem Generator erzeugt und so
                              									eine der verbrauchten Gasmenge gleiche Menge Kraftgas infolge Nachströmens von
                              									Pressluft in den Generator entwickelt wird. Man kann auch in gleicher Weise wie bei
                              									der Deutzer Maschinenanlage arbeiten und das abgesaugte Kraftgas nach Abkühlung beim
                              									Arbeiten im Viertakt in dem Arbeitscylinder direkt verwenden oder auch wie beim
                              									Mewes-Motor in einem besonderen Kompressor auf die erforderliche Höchstspannung
                              									bringen.
                           Zieht man beim Vergleich der beiden fraglichen Maschinengattungen auch die Raum- und
                              									Gewichtsverhältnisse in Betracht, die ja ohne Widerrede bei Handels- und
                              									Kriegsschiffen von ausschlaggebender Bedeutung für die Leistungsfähigkeit und den
                              									Wert des Schiffes sind, so steht die Dampfmaschine hinter der Gasmaschine weit
                              									zurück. Legen wir beispielsweise die Verhältnisse bei dem
                              									Doppelschraubenschnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Grosse“ (Norddeutscher Lloyd) zu Grunde.
                           Die Abmessungen dieses Schiffes sind nach D. p. J. 1900
                              										315 3:
                           
                              
                                 Länge über Deck
                                 197,7
                                 m
                                 
                              
                                 Länge zwischen den Perpendikeln
                                 190,5
                                 „
                                 
                              
                                 Breite auf Spanten
                                 20,1
                                 „
                                 
                              
                                 Tiefe im Raum
                                 13,1
                                 „
                                 
                              
                                 Tiefgang beladen in Süsswasser
                                 8,534
                                 „
                                 
                              
                                 Ladefähigkeit bei 8,534 m Tiefgang
                                 5250
                                 t
                                 
                              
                                 Verdrängung bei 7,314 m Tiefgang
                                 17300
                                 „
                                 
                              
                                          „             „  7,619  „       „
                                 18200
                                 „
                                 
                              
                                          „             „  7,924  „       „
                                 19100
                                 „
                                 
                              
                                          „             „  8,229  „       „
                                 19970
                                 „
                                 
                              
                                          „             „  8,534  „       „
                                 20880
                                 „
                                 
                              
                           Die Maschinenanordnung beansprucht 105 in von der ganzen Schiffslänge, also über die
                              									Hälfte der Schiffslänge. Das Fassungsvermögen der sämtlichen Kohlenräume beträgt
                              									5838 cbm, dasjenige der Süsswasserbehälter für Kesselspeisen im Doppelboden 234 cbm,
                              									das Kesselvolumen rund 1500 cbm, so dass der von der gesamten Dampfmaschinenanlage
                              									beanspruchte Raum über 7500 cbm, also mehr als ein Drittel der Wasserverdrängung bei
                              									grösstem Tief gange beträgt.
                           Bei der Benutzung von 30 Gasmaschinen à 1000 PS würde nach den mit solchen
                              									Grossgasmaschinen gemachten Erfahrungen ein wirtschaftlicher Wirkungsgrad von 24%,
                              									also ein doppelt so hoher wie bei den besten Dampfmaschinen unserer Marine sicher
                              									erreicht werden. Dadurch würde das Fassungsvermögen der Kohlenräume auf die Hälfte
                              									vermindert oder bei Beibehaltung derselben der Wirkungsbereich des Schiffes
                              									verdoppelt werden. Ferner können die Kesselräume, 1500 cbm, nutzbringend verwendet
                              									werden, da die Kessel bei den Gasmaschinen ganz fortfallen. Es werden somit bei der
                              									Gasmaschine für gleiche Leistungsfähigkeit mindestens 4400 cbm gespart, also beinahe
                              									ein Viertel der Wasserverdrängung des Schiffes. Dieser Vorteil ist ein so
                              									wesentlicher, dass die Schiffsmaschinenbauer mit aller Kraft und mit unermüdlicher
                              									Ausdauer danach streben müssen, dass die Hindernisse, welche der Verwendung der
                              									Grossgasmaschine als Schiffsmaschine heute noch im Wege stehen, fortgeräumt und
                              									überwunden werden. Das bequemste, wenn nicht einzige Mittel, das zur brauchbaren
                              									Lösung dieses wichtigen Problems führen kann, ist nach meinem Dafürhalten die
                              
                              
                              
                              
                              									Konstruktion einer vernünftigen rotierenden Gasmaschine, da dann die
                              									Manövrierfähigkeit der Gasmaschine derjenigen der Dampfmaschine mindestens
                              									ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen wird. Ob man dabei das Kolben- oder
                              									Turbinenprinzip zu Grunde legt, ist ziemlich belanglos, wenn nur auf die
                              									Anforderungen, welche der vorliegende Verwendungszweck vorschreibt, gebührend unter
                              									Wahrung der Einfachheit der Konstruktion und des wirtschaftlichen Wirkungsgrades
                              									Rücksicht genommen wird. Eine rotierende Kolbengasmaschine dürfte, da in den
                              									rotierenden Dampfmaschinen so zahlreiche Vorbilder vorliegen, wohl ebenfalls mit
                              									günstigemErfolg sich herstellen lassen, wenn man sich auf die bei den grossen
                              									Schiffsmaschinen üblichen Tourenzahlen einschränkt.
                           Anhaltspunkte für die Cylinderdimensionen der Gasmaschinen erhält man, wenn man
                              									beachtet, dass die 1000pferdigen Oechelhäuser-Gichtgasmaschinen der Ascherslebener Maschinenbau-Aktiengesellschaft, welche
                              									im Zweitakt arbeiten, einen Cylinderdurchmesser von 935 mm haben. Nimmt man für die
                              									Gasmaschine den Kolbenhub ebenfalls gleich 1750 mm wie bei den Kolben der
                              									Dampfcylinder von „Kaiser Wilhelm der Grosse“, so würde für die gleiche
                              									Kolbenfläche wie bei den sämtlichen Dampfcylindern dieses Schiffes die Gasmaschine
                              									eine Leistung von
                           (1,322 + 2,282 + 2 . 2,452)
                              										0,9352 mal 1000 PS,
                           d.h. von rund 22000 PS besitzen. Die Cylinder würden also
                              									etwas grössere Durchmesser erhalten müssen, während bei im Eintakt arbeitenden
                              									Gasmaschinen, wie z.B. beim mit niedriger Höchsttemperatur arbeitenden Mewes-Motor,
                              									die Cylinderdimensionen erheblich kleiner werden.
                           Was die Feuerungsanlage anlangt, so. wird dieselbe nach den vielfachen Erfahrungen
                              									mit Generatoren und Wassergasöfen ebenfalls kleiner, worauf hier nur kurz
                              									hingewiesen sein mag.
                           Die Gasmaschine ist also in jeder Beziehung der Dampfmaschine bezüglich der
                              
                              									Verwendbarkeit für Schiffe bedeutend überlegen, sofern es gelingt, die Gasmaschine
                              									ebenso manövrierfähig wie die Dampfmaschine zu gestalten. Dass dies möglich ist,
                              									beweisen im kleinen die Maschinen der Motorwagen.