| Titel: | Die nördliche Ringlinie der Pariser Metropolitanbahn. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 399 | 
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                        Die nördliche Ringlinie der Pariser
                           								Metropolitanbahn.
                        Die nördliche Ringlinie der Pariser Metropolitanbahn.
                        
                     
                        
                           Seit unseren letzten eingehenden Berichten über die Bauausführungen und
                              									Betriebseinrichtungen der Pariser Metropolitanbahn
                              									(vgl. D. P. J. 1900 315 8
                              									und 549) ist die 10,663 km lange Hauptlinie Porte
                                 										Maillot-Porte des Vincennes am 19. Juli, die 1,56 km lange Abzweigung Étoile-Trocadéro am 2. Oktober, und die 1,83 km lange
                              									Teilstrecke Porte Dauphine-Étoile am 13. Dezember 1900
                              									dem öffentlichen Verkehr übergeben worden. Seit Februar 1901 hat man nun auch einen
                              									Teil des von der Metropolitangesellschaft errichteten
                              									Elektrizitätswerkes in Bercy fertig gestellt, so dass
                              									sich dasselbe bereits zur Hälfte an der Deckung des Strombedarfes für die
                              									Beleuchtungsanlagen und die Zugförderung der bisher eröffneten Linien beteiligt. Die
                              
                              									finanziellen Erfolge der neuen Bahn und namentlich jener der Hauptlinie Porte Maillot-Porte des Vincennes waren überraschend
                              									günstig, denn vom 19. Julibis letzten Dezember 1900 wurden daselbst über 15
                              									Millionen Personen befördert, wofür sich die Einnahmen auf 2600000 Frs. bezifferten.
                              									Besonders befriedigt der Umstand, dass auch seit dem Schlusse der Weltausstellung
                              									der Verkehr sich nicht abgeschwächt, sondern vielmehr stetig gehoben hat. Die
                              									durchschnittlichen Tageseinnahmen, welche verflossenen Jahres gegen Ende der
                              									Weltausstellung 16000 Frs. betrugen, sind im ersten Trimester laufenden Jahres auf
                              									22000 Frs. gestiegen. Da alle Anzeichen eines gesunden wirtschaftlichen Gedeihens
                              									schon bald nach der Betriebseröffnung der ersten Strecke unverkennbar und
                              									vielversprechend zu Tage traten, fand sich die Verwaltung der Metropolitanbahn
                              									veranlasst, den Weiterbau der sogen. nördlichen Ringlinie B, d. i. die Fortsetzung des fertigen Flügels Porte Dauphin-Étoile bis zur Place de la
                                 										Nation thunlichst zu beschleunigen. In der That sind die betreffenden Arbeiten bereits am
                              									27. Oktober 1900 aufgenommen worden, und müssen dieselben nach den bezüglichen
                              									Verträgen längstens bis Ende Juli 1902 vollendet sein, zu welchem Zeitpunkte die
                              									Betriebseröffnung dieser zweiten Hauptstrecke angesetzt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 400
                              Fig. 1.Situation der im Betriebe und im Bau befindlichen Linien der
                                 										Pariser Metropolitanbahn.
                              
                           Die im Bau begriffene, natürlich gleichfalls doppel-geleisige Linie beginnt, wie Fig. 1 ersehen lässt, an der bereits fertigen Station
                              										Place de l'Étoile, welche mit den beiden anderen,
                              									um 6 m höher liegenden, jedoch ebenfalls unterirdischen Stationen gleichen Namens
                              									der im Betrieb befindlichen Linien behufs Ermöglichung des Umsteigens durch Treppen
                              									und Stege in zweckdienlicher Verbindung steht. In der Fig.
                                 										1 sind die bereits eröffneten Strecken durch einfache volle Striche
                              									angezeigt, die im Bau begriffene nördliche Ringlinie B
                              									jedoch durch parallele Doppelstriche; davon erscheinen wieder die unterirdischen
                              									Teilstrecken durch die kettenförmigen Zwischenstriche besonders gekennzeichnet. So
                              									wie die Endstation Porte Dauphin des fertigen Stückes
                              									als birnförmige Schleife (en raquette) angelegt ist, so
                              									wird auch die zweite, an der Place de la Nation
                              									befindliche Endstation eine volle Umkehr bilden und sich an die gleichnamige
                              									Mittelstation der bestehenden Linie Porte Maillot–Porte des Vincennes genau in derselben Anordnung
                              									anschliessen, wie sich in der Station Place de L'Étoile
                              									die Endstation der Zweiglinie Étoile–Trocadéro an die gleichnamige Mittelstation der soeben
                              									genannten Hauptlinie (vgl. Fig. 12 auf S. 553 1900) angliedert. Ein Fahrgast, der
                              									von einer der beiden Hauptlinien auf die andere gelangen will, wird also unbedingt
                              									gezwungen sein, in einer der Stationen Place de
                                 										l'Étoile oder Place de la Nation umzusteigen.
                              									In der neuen Linie werden die schärfsten Bogen auch wieder, wie in den älteren
                              									Strecken den Halbmesser von 50 m besitzen, und ist für das Befahren dieser Kurven
                              									eine sehr verminderte Zuggeschwindigkeit behördlich vorgeschrieben. Etwa ein Fünftel
                              									der Baustrecke wird oberirdisch, ja im wesentlichen als Hochbahn, verlaufen, während
                              									die übrigen vier Fünftel als Untergrund- oder Unterpflasterbahnen ausgeführt sein
                              									werden. Der oberirdische Teil liegt zwischen den Kilometersteinen 4,1 und 6,1 und
                              									hat fast genau 2000 m Länge, wogegen die Gesamtlänge der im Bau stehenden Linie
                              									10539 m beträgt. Die Einschaltung eines oberirdischen Stückes war notwendig
                              									geworden, um über die Geleise derNordbahn und der Ostbahn hinweg zu gelangen,
                              									da bei einer Unterfahrung dieser beiden Bahnen durch die Metropolitanbahn letztere
                              									in zu grosse Tiefen gelangt wäre, was hinsichtlich der Wasserableitung, der Lüftung
                              									und der bequemen Anlage der Stationszugänge mit vielen Schwierigkeiten und
                              									Unzukömmlichkeiten verbunden gewesen wäre. Zudem ist die Lage des Geländes für den
                              									Anschluss der oberirdischen und unterirdischen Anlage sehr günstig, so dass die
                              									Länge der Uebergangsrampe vom Nullpunkte der Untergrundstrecke zum Viaduktniveau bei
                              									Benutzung von Steigungen zu 40% auf der einen Seite, zunächst des Boulevard Barbes (Fig. 2) nur 118
                              									m, und auf der anderen Seite am Boulevard Villette 170
                              									m beträgt. Man hat natürlich danach getrachtet, die Höhe des Hauptviadukts möglichst
                              									gering auszumitteln, doch war die geringste Durchlasshöhe hinsichtlich aller
                              									Strassen und Plätze, welche mit Fuhrwerken befahren werden, ebenso für alle
                              									Ueberbrückungen von Eisenbahnlinien von vorhinein mit 5,20 m behördlich
                              									vorgeschrieben. Als Hauptträger für die Viaduktfelder werden N-förmige
                              									Stahlblechträger mit parabolischer Obergurt und wagerechter Untergurt zur Anwendung
                              									kommen. Die 60 Viaduktöffnungen erhalten, da sie den jeweiligen örtlichen
                              									Bedürfnissen genau angepasst werden müssen, sehr ungleiche Spannweiten, und die
                              									letzten schwanken in der Regel zwischen 19,48 m und 27,60 m. Ausserdem sind aber
                              									noch an drei Stellen ganz abweichend weite Felder erforderlich, nämlich an der
                              									Uebersetzung am Boulevard Barbes ein solches mit 35,89
                              									m, an der Rue d'Aubervilliers eines mit 43,47 m und
                              									endlich behufs Ueberbrückung der Nordbahngeleise ein Feld mit 75,25 m
                              									Spannweite.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 400
                              Fig. 2.Uebergangsrampe von der Unterpflasterstrecke zur Hochbahnstrecke
                                 										am Boulevard Barbes; Boulevard de Rochechouart; Boulevard de la
                                 										Chappelle.
                              
                           Der unterirdische Teil der neuen Linie wird durchweg als ausgemauerter Tunnel
                              									durchgeführt, genau nach den Normalprofilen der älteren Linie (vgl. Fig. 2 und 3 auf
                              									S. 550 und Fig. 6 auf S. 552 1900), ausgenommen natürlich zunächst den beiden
                              									Nullpunkten der unterirdischen Strecken, wo auf der einen Seite am Boulevard Barbes oder vielmehr de
                                 										Rochechouard ein 122 m langer Einschnitt liegt, von dem 55 m gedeckt und
                              
                              									die anderen 67 m offen sind, während auf der anderen Seite, d. i. am Boulevard Villette der Einschnitt eine Länge von 168 m erhält,
                              									wovon 96 m offen und 72 m gedeckt sein werden. Diese Einschnitte haben durchweg ein
                              
                              									konkaves Sohlengewölbe zwischen zwei senkrechten Futtermauern und eine lichte Breite
                              									von 6,70 m. Die Stärke der beiden Seitenmauern beträgt vom Fusse bis zur Höhe von 4
                              									m, d. i. bis 2,50 m über Schienenhöhe, in der Regel 1,50 m und weiter hinauf 1,00 m,
                              									doch ergeben sich hierin nach Massgabe der Gesamthöhe der Mauern und ihrer
                              									Inanspruchnahme durch den Deckenrost oder durch Brücken mannigfache kleine
                              									Abweichungen. Je nachdem der gedeckte Einschnitt unter einer Lastenstrasse oder
                              
                              									unter einer Geh- und Reitallee hinläuft, sind die Deckenkonstruktionen, deren
                              									Querschnitt aus Fig. 3
                              									und Fig. 4 erhellt,
                              									stärker oder leichter gehalten. Ersteren-falls beträgt die Minimalhöhe von der
                              									Schienenoberkante der Fahrgeleise bis zur Untergurt der Hauptdeckenträger 3,555 m,
                              									anderenfalls 3,805 m. In beiden Fällen wird die Decke von I-förmigen, 7,20 m langen Querträgern getragen, die bei der stärkeren
                              									Anordnung in Abständen von 3 m aufeinander folgen und aus einem Wandblech von
                              
                              									700.12, vier Winkelblechen von 120.120.12 und zwei oder auch mehreren Gurtungen von
                              									300. 9 mm bestehen, während die Querträger der schwächeren Decken 5 m weit
                              									auseinander liegen und aus einem Wandblech von 700. 10, vier Winkelblechen von
                              									100.100.10, und zwei oder mehreren Gurtungen von 250.10 mm gebildet sind. Als
                              									Auflager für diese Träger dienen in die Futterwände eingemauerte Granitquadern von
                              									30 cm Höhe, 60 cm Breite und 120 cm Länge. Zwischen den Querträgern werden in
                              									Abständen von je 1,18 m I-förmige Blechträger eingenietet, welche aus einem
                              									Wandblech von 500.10, vier Winkelblechen von 80.80.9 und zwei oder mehreren
                              
                              									Gurtungen von 200. 8 mm bestehen. Die von den Längsträgern und Querträgern
                              									gebildeten rechteckigen Rostmaschen werden mit 25 cm langen und 22 cm breiten
                              									Pressziegeln in Portlandcementmörtel ausgewölbt. Bis zur äusseren Scheitelhöhe
                              									dieser Gewölbe wird dann auf dieselben Beton gebracht und das Ganze schliesslich
                              
                              									noch mit einer 12 cm dicken Cementgussschichte abgedeckt. Erst auf diese letzte
                              									Schale kommt dann der gewöhnliche Strassengrund mit seiner Abpflasterung. Das
                              									Bodengewölbe der Einschnitte bildet an der Innenfläche einen Kreisbogen von 20,57 m
                              									Halbmesser, ruht auf einer wagerechten, 9,7 m breiten Basis und ist an dem genau in
                              									der Mittelachse des Einschnittes liegenden Scheitel 50 cm dick. Gleich wie in den
                              									Seitenwänden der laufenden Tunnels sind auch in jenen der Einschnitte von 25 zu 25 m
                              									Rettungsnischen eingebaut, welche zum Aufenthalte und Schütze der auf den Strecken
                              									beschäftigten Bediensteten, sowie zur Unterbringung verschiedener Apparate,
                              
                              									Materialien und Werkzeuge dienen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 401
                              Querschnitt der gedeckten Einschnitte. unter Lastenstrassen; unter Geh- und
                                 										Reitalleen.
                              
                           Die zur Ueberbrückung der Viaduktfelder benutzten Halbparabelträger haben an den
                              									Oeffnungen mit Spannweiten unter 30 m einfache, an den mit grösseren Spannweiten
                              									hingegen Doppelfachwerke. Ersterenfalls liegen die Fahrgeleise zur Herabminderung
                              									des Geräusches und der Stösse in gewöhnlicher Weise auf kreosotgetränkten
                              									Querschwellen in einem Kiesbette, das auf Querträgern errichtet ist; letzterenfalls
                              									wird man jedoch, um die Belastungzu verringern, die Schienenstränge unmittelbar
                              									auf eichenen Längsschwellen anbringen. Die Konstruktionen der Ueberbrückungen in den
                              									schmäleren Viaduktfeldern werden im wesentlichen ganz ähnlich wie die
                              									Einschnittdecken ausgeführt, d.h. die als Seitenträger angeordneten Hauptträger sind
                              									durch Querträger rostartig verbunden, und die auf diese Weise entstehenden Kassetten
                              									mit Formenziegel in Cementmörtel eingewölbt, dann mit Beton überstampft und
                              									schliesslich mit einer 2 cm starken Cementgussschichte abgedeckt. Für die
                              									Unterbringung des Schotterbettes sind auf den ebenerwähnten Einwölbungen parallel
                              									zur Brückenachse schmale FuttermauerchenDiese
                                    											Ausführungsform ist eigentümlich; um so interessanter wird es sein,
                                    											seinerzeit zu erfahren, wie sich die durch die Zwischenmauerungen doch ganz
                                    											aussergewöhnlich versteiften Brückenbahnen zu den unvermeidlichen Stössen
                                    											und Schwingungen verhalten werden, welche die Zugsfahrten an und für sich
                                    											oder auch plötzliche bedeutende Temperaturänderungen mit sich bringen.Anm. d. Red. aufgebaut, welche eine
                              									wasserdichte, im Durchschnitte 50 cm hohe Rinne von 5,00 m lichter Weite bilden, in
                              									der an den tiefen Stellen Abflussröhren für das Regenwasser eingesetzt sind, die
                              									gemeinsam mit Röhren kommunizieren, welche sich im Inneren der Brückenpfeiler
                              									befinden und die Niederschläge nach abwärts in die Strassenkanäle führen. Sämtliche
                              									Viaduktbrücken erhalten auf beiden Längsseiten neben den Hauptträgern 70 cm breite,
                              									aus geriffelten Blechplatten hergestellte und mit Geländer versehene Gangsteige, die
                              									auf Konsolträgern ruhen, welche an die Hauptkonstruktion genietet sind. Bei den ganz
                              									langen Brücken werden die eichenen Längsschwellen, auf welchen die Schienenstränge
                              									ruhen, von Querträgern getragen, die ihrerseits auf den Hauptträgern ruhen. Zwischen
                              									den Geleisen und den Hauptträgern wird die Brückenbahn entweder aus Längsbohlen
                              									hergestellt, welche auf den eisernen Querträgern aufgesattelt werden, oder aus
                              									geriffelten Eisenplatten wie die seitlichen Gangsteige. Mauerwerk gibt es auf den
                              									langen Brücken keines. Die Viaduktpfeiler werden je nach der Oert-lichkeit entweder
                              									aus Quadermauerwerk oder aus Eisensäulen hergestellt und der Architektur der
                              									Umgebung künstlerisch angepasst.
                           Im ganzen sind auf der 10,539 km langen Baustrecke 19 unterirdische und 4 längs des
                              									Viaduktes oberirdisch angelegte Stationen in Aussicht genommen, die im Durchschnitte
                              									500 m voneinander entfernt liegen. Diese Stationsdistanz ist also um etwa 125 m
                              									kleiner als jene in der zuerst fertig gestellten Linie Porte
                                 										des Vincennes-Porte Maillot. Eingedenk der
                              									Erfahrungen, welche auf den Betriebsstrecken bereits gemacht wurden, und die dahin
                              									gehen, dass Stationen mit Blechrostdecken möglichst zu vermeiden seien, hat man auf
                              									der neuen Strecke nur die einzige Haltestelle Rue de
                                 										Borne mit Eisendecke durchgeführt, weil die daselbst zur Verfügung stehende
                              									Profilhöhe eben nur zu einer solchen flachen Eindeckung hinreichte; alle übrigen
                              									unterirdischen Stationen werden eingewölbt und nach demselben Normale (vgl. Fig. 5
                              									S. 551 und Fig. 6 S. 552; 1900) ausgeführt, wie auf den fertigen Linien, nur mit dem
                              									Unterschiede, dass die Höhe vom Sohlenscheitel bis zum Firstscheitel des
                              									Tunnelquerschnittes um 20 cm grösser gewählt ist, als in den gleichartigen Stationen
                              									der Betriebsstrecken. Auch werden die Gewölbe und sonstigen Wände der neuen
                              									Stationen ebenfalls mit weissglasierten Ziegeln ausgeführt werden, was sich
                              									hinsichtlich des Lichtes und der Reinlichkeit vorzüglich bewährt hat, so dass die
                              									Beeinträchtigung lebhaft bedauert werden muss, welche die treffliche Wirkung dieser
                              									Anordnung vielfach durch eine Menge von Ankündigungstafeln, Wandkarten u. dgl.
                              									erfährt. Die Länge der Stationen bezw. der Bahnsteige beträgt überall 72 m und die
                              									Breite der letzteren, deren Niveau nur 15 cm unter dem der Ein- und Austrittssohle
                              									an den Wagen liegt, 4,10 m. Auch die Station Rue de
                                 										Borne gleicht im wesentlichen dem alten Normale (vgl. Fig. 7 und 9 auf S.
                              									551 und Fig. 8 auf S. 552; 1900) und weist nur in einigen geringfügigen Einzelheiten
                              									der Deckenkonstruktion kleine Abweichungen auf. Das Querprofil dieser Station ist
                              									vom vorgenannten Normale nur durch eine um 18 cm grössere Höhe und eine um
                              
                              
                              									ebensoviel geringere Breite unterschieden.
                           
                           Die Stationen auf dem Viadukte bestehen, wie auch Fig.
                                 										2 erkennen lässt, aus je fünf Brückenöffnungen, von denen die zwei
                              									Endfelder je 15,07 m und die drei mittleren Felder jedes 15,09 m Spannweite
                              									aufweisen. Jeder der fünf Brückenroste der Station besitzt fünf untereinander durch
                              									Querträger, Bänder und Windschliessen verbundene Hauptträger, von denen die drei
                              									inneren die ausgemauerten Rostmaschen tragen, auf welchen das Kiesbett mit den
                              									beiden Fahrgeleisen ruht. Von diesen drei Längsträgern tragen die beiden seitlichen
                              									auch noch gemeinsam mit zwei weiteren rechts und links um 3,925 m nach aussen
                              									liegenden Trägern die Dachstuhlsäulen und Untergerüste oder Untermauerungen der
                              									beiden Bahnsteige und der Glaswände, mit welchen die Längsseiten und die Stirnseiten
                              									der Bahnsteige bis zum Rande des Wellblechdaches abgeschlossen sind. Unter der
                              									Fahrbahn und unter den Bahnsteigen sind die Trägerroste in ähnlicher Weise gewölbt
                              									ausgemauert und übermauert, wie es weiter oben hinsichtlich der Viaduktbrücken
                              									bereits besprochen wurde. Die mit der Bahnachse parallel laufenden fünf Hauptträger
                              									der Stationen sind, wie an den übrigen Brücken des Viaduktes, halbparabolische
                              									Fachwerksträger, jedoch relativ stärker und auch dadurch unterschieden, dass an
                              									ihnen die Obergurt wagerecht, die Untergurt parabolisch ist. Die zu den Bahnsteigen
                              									führenden zwei Treppen sind seitlich untermauert und werden aus armiertem Cementguss
                              									ausgeführt. Uebertrittsstege sind natürlich keine vorhanden. Während die
                              									abschliessenden Pfeiler in den beiden Endfeldern der Viaduktstationen stets der
                              									vollen Breite nach aus Quadermauerwerk hergestellt werden, bestehen die inneren
                              									Tragpfeiler in der Regel aus je fünf gusseisernen, auf massiv ausgemauerten
                              									Fundamenten stehenden Doppelsäulen, welche untereinander durch Sprengbögen versteift
                              									und in einheitliche Verbindung gebracht sind.
                           Es ist nicht uninteressant, schliesslich auch den Ziffern der Kostenvoranschäge für
                              									die Bauausführung der neuen Linie und den betreffenden Abschlüssen mit den
                              									Bauunternehmungen etwas näher zu treten. Wie bei den früheren Ausführungen der
                              									Metropolitanlinien sind es, was die unterirdischen Strecken anbelangt, auch diesmal
                              									wieder die vielen Verlegungen von Wasserleitungen und Stadtkanälen, welche,
                              									nennenswerte Schwierigkeiten darbietend, die Herstellungsfristen verlängern und die
                              
                              
                              									Kosten vermehren. Vier verschiedene Nutz- und Trinkwasserleitungen werden an ebenso
                              									vielen Punkten von der neuen Metropolitanlinie getroffen und die hieraus
                              									erwachsenden Kosten sind mit 2875000 Frs. veranschlagt, wovon 245000 Frs. für
                              									gleichzeitig durchzuführende Verbesserungen an den Wasserleitungsanlagen dem
                              									Wasserversorgungsfonds der Stadt Paris zur Last fallen. Auch anlässlich der
                              									erwähnten notwendig werdenden Aenderungen an dem städtischen Kanalisierungsnetze
                              									sind gleichzeitig verschiedene örtliche Verbesserungen dieser Anlagen beschlossen
                              									und es entfallen aus diesem Grunde von dem für Kanalumlegungen veranschlagten
                              									Hauptbetrage von 3981800 Frs. auf die Bahngesellschaft 3144500 Frs. und auf die
                              									Stadt Paris 837300 Frs. Für die Instandsetzung der beim Baue geschädigten
                              									öffentlichen Strassen, Gas-, Telegraphen-, Telephonleitungen oder sonstige
                              									Wiederherstellungen hat man 450300 Frs. vorgesehen.
                           Die gesamten Herstellungsarbeiten, ausgenommen die Fahrgeleise, die elektrischen und
                              									alle übrigen Betriebseinrichtungen, sind in neun Unternehmerlose – wovon auf den
                              									oberirdischen und die beiden unterirdischen Teile der Baustrecke je drei entfallen –
                              									geteilt und gegen Minderantrag vergeben worden. Die Gestehungspreise stellen sich
                              									für alle neun Lose zusammen auf 18586938 Frs., was pro laufenden Meter
                              									durchschnittlich 1758,07 Frs. ausmacht. Das billigste Angebot liegt für das erste,
                              									gleich an die Place de Étoile grenzende Los der
                              									unterirdischen Strecken vor mit 1227,80 Frs. pro laufenden Meter, und das teuerste
                              									für das mittlere Los der Viaduktstrecke mit3549,19 Frs. pro laufenden Meter.
                              									Alles zusammen belaufen sich nach Obigem lediglich die reinen Baukosten, zu welchen
                              									auch noch der Betrag von 3735000 Frs. für die Personal-, Aufsichts- und
                              									Steuerkontis, sowie für aussergewöhnliche Auslagen zuzurechnen kommen, auf 29629200
                              									Frs., wonach sich der Einheitspreis pro laufenden Meter auf 2811,38 Frs. stellt. Die
                              									bisher eröffneten nahezu 14 km langen Strecken haben zusammen lediglich für die
                              									reine Bauausführung 36 941 000 Frs. gekostet, d. i. pro laufenden Meter 2646,22
                              									Frs., und also um 165,16 Frs. oder beiläufig 6,3% weniger als die neue Strecke kosten wird. Dieses Ergebnis steht im
                              									direkten Widerspruch mit dem, was man nach allem hätte voraussetzen müssen, erklärt
                              									sich aber leicht aus dem Umstände, dass die Viaduktstrecken fast zwei- bis dreimal
                              									teurer werden, als die unterirdischen. Bei der Bauvergebung der alten Strecken waren
                              									seitens der Bauunternehmer gegenüber den Voranschlägen nur Angebote von höchstens
                              									5,2% Nachlass vorgelegen, während für die neue Linie die Nachlassangebote für
                              
                              
                              									Viaduktstrecken auf 22,20 bis 24,48 und für unterirdische Strecken auf 15 bis 23,90%
                              									gestiegen sind. Diese gleichfalls überraschende Erscheinung ist auf zwei Ursachen
                              									zurückzuführen, in erster Linie jedoch auf den lebhaften Wettbewerb, in welchen
                              									gerade zur massgebenden Zeit die nach der Ausstellung, dann nach Vollendung der
                              									neuen Paris-Orleansbahnstrecken, der Courcell-Linie und einer Reihe anderweitiger
                              
                              									grosser Arbeiten frei gewordener Bauunternehmungsfirmen sich einzulassen Gelegenheit
                              									und wirtschaftliche Gründe hatten. Zum Teile erklären sich die nennenswerten
                              									Nachlassangebote auch durch den Rückgang der Eisen- und Stahlpreise in Frankreich,
                              									der voraussichtlich längere Zeit anhalten dürfte. Eben dieser Umstand bringt es auch
                              									mit sich, dass die Nachlässe für die neuen Untergrundstrecken wesentlich geringer
                              									ausgefallen sind als für die Viaduktstrecken; ein zweiter Grund hierfür ist der,
                              
                              									dass das aus den unterirdischen Streckenteilen zu beseitigende Erdreich in den
                              									meisten Losen auf weite Entfernungen weggeschafft werden muss und fast durchweg nur
                              									mittels Karren abgeführt werden kann.
                           Die Ersteher von Baulosen mussten sich hinsichtlich der Arbeitsorganisation
                              									verpflichten, ihrem gesamten Arbeiterstand in der Woche mindestens einen Tag zur
                              									Erholung vollkommen frei zu geben, und an keinem Werksorte mehr fremde Arbeiter
                              									einzustellen als höchstens zehn. Die Minimallöhne sind nach dem von der Stadt Paris
                              									aufgestellten Satze vom 1. November 1882 zu bemessen und die Arbeitsstunden
                              									innerhalb eines Tages dürfen zehn nicht überschreiten. Von diesen Einschränkungen
                              									darf nur in dringenden Notfällen und nach eingeholter ausdrücklicher Zustimmung der
                              										Metropolitanbahn abgegangen werden. Den
                              									Unternehmern waren nach der erfolgten Begebung 3 Monate Frist gewährt, um die
                              									Ausführungsarbeiten vorzubereiten, die – je nach den Losen – in 16 bis 20 Monaten
                              									vollendet sein müssen. Im Falle der Ueberschreitungen des vereinbarten
                              									Ausführungstermin es werden die betreffenden Unternehmer für jedes Los mit 500 Frs.
                              									täglicher Geldstrafe belegt, wogegen sie denselben Betrag als Prämie für jeden Tag
                              									gutgeschrieben erhalten, um welchen sie die Bauausführung vor Ablauf des Terminos
                              									fertig übergeben. Für die sechs unterirdischen Baulosstrecken sind zuvörderst in
                              
                              									grösseren oder geringeren Entfernungen voneinander Schächte angelegt worden, welche
                              									zum Wegschaffen des Schuttes und zum Einbringen des Baumaterials dienen; Zahl und
                              									Ort dieser Schächte wird von der Bahnverwaltung bestimmt, die dafür verantwortlich
                              									ist, dass störende Behinderungen des Strassenverkehrs hintangehalten bleiben.
                           Zur Zeit sind nun die in Rede stehenden Arbeiten bereits im regsten Gange und so weit
                              									eingeleitet oder gediehen, dass die rechtzeitige Vollendung zum festgesetzten
                              									Termin, d. i. bis Ende November des Jahres 1902, ganz zuverlässig gewärtigt werden
                              									darf.