| Titel: | Die zweite internationale Automobilausstellung in Wien. | 
| Autor: | Stanislaus Winiarski | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 416 | 
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                        Die zweite internationale Automobilausstellung in
                           								Wien.
                        (23. Mai bis 6. Juni 1901.)
                        Von Ingenieur Stanislaus
                                 								Winiarski.
                        Die zweite internationale Automobilausstellung in Wien.
                        
                     
                        
                           Nachdem die heimische Automobilindustrie bereits einmal, im Vorjahre, eine
                              									allgemeine Automobilindustrieausstellung zu eröffnen unternommen hatte, drängte die
                              									rapide Entwickelung dieses jungen Zweiges der Verkehrstechnik zur Veranstaltung
                              									einer neuerlichen, internationalen Ausstellung. Von den beteiligten Kreisen, aber
                              									auch vom grossen Publikum sympathisch erwartet, fand die offizielle Eröffnung am 23.
                              									Mai unter dem kaiserl. Protektorate des Erzherzogs Salvator statt. Der zunächst liegenden Tendenz – Popularisierung des
                              									Zukunftsvehikels – hatte man durch die Anlage eines eigenen Korsos Rechnung
                              									getragen, auf dem die ausgestellten Systeme praktisch erprobt werden konnten – eine
                              									für das Laienpublikum, wie für die Aussteller gleich günstige Einrichtung.
                           Die Unterbringung der einzelnen Typen erfolgte weniger nach technischen Grundsätzen,
                              									als nach der Art des verfügbaren Raumes, welcher Umstand bekanntlich schon vielen
                              
                              									Ausstellungen nicht unwesentlich geschadet hat.
                           Die Beteiligung erfolgte, trotzdem der internationale Charakter der Ankündigung
                              									entsprechend in den Vordergrund hätte gerückt werden sollen, fast gänzlich von österreichischer Seite. Von einigen französischen
                              									Fabrikaten abgesehen, deren Vertrieb in Wien seit langem üblich ist, waren bloss
                              									Erzeugnisse des Wiener Platzes, von Automobilhändlern und -Fabrikanten, ferner von
                              									Industriellen, deren Artikel mehr oder weniger innig mit dem Automobilismus zu thun
                              									haben, ausgestellt.
                           Diese Bemerkung darf jedoch nicht mit einer geringschätzigen Note versehen werden.
                              									Vielmehr ist es den österreichischen Fabrikanten gelungen, Produkte auf den Markt zu
                              									bringen, die den Druck der französischen Konkurrenz leicht auszuhalten vermögen.
                              
                              									Hierzu gehören besonders Wagen grösserer Gattung und Lastwagen. Dafür behauptet die
                              										„Voiturette“ französischer Provenienz noch immer ihren Rang unter den
                              									leichten Vehikeln und dürftenicht sobald durch ein ähnliches Fabrikat
                              									nichtfranzösischen Ursprungs verdrängt werden können.
                           Eine bemerkenswerte Entwickelungshöhe hat das Elektromobil erreicht; haben sich doch
                              									bisher alle Typen – vom grossen, ungeschlachten Lastwagen bis zur elegantesten
                              									Voiturette – dem elektrischen Antrieb leicht anpassen lassen. Auch ist hinsichtlich
                              									ihrer Leistungsfähigkeit aller Zweifel verschwunden, seit ein derartiges Vehikel bei
                              									dem letzten „Exelberg“-Rennen eine Distanz von 4,2 km bei einer
                              									durchschnittlichen Steigung von 6% in 5 Min. 39 Sek. zurückgelegt hat. Und so liegt
                              									auch derzeit der Schwerpunkt und die Zukunft der österreichischen Automobilindustrie
                              									auf dem Gebiete der Elektromobilproduktion, wenn man notabene nicht vergisst, dass
                              									die zahlreichen Benzinmotorwagen, welche die Daimler
                                 										Kommanditgesellschaft hier in Oesterreich erzeugt, im Grunde genommen nicht
                              									als Leistung der österreichischen Technik betrachtet werden dürfen.
                           Merkwürdig ist es überhaupt, dass die Hauptbestandteile eines automobilen Gefährtes:
                              									der Motor, der Vergaser und die Zündung selten im Lande erzeugt werden.
                              									Wahrscheinlich wagt man es hier noch nicht, die bewährten deutschen und
                              									französischen Systeme herauszuforden. Und so vermag die zierlich stilisierte, im
                              
                              									karrikaturfreien Linienzug der Wiener Sezession gehaltene „Karosserie“ den Fachmann über die Herkunft des Motors nicht
                              									hinwegzutäuschen: ein kurzer Blick belehrt ihn, dass der Motor in den Werkstätten
                              									von Dion, Darracq, Peugeot, Boyer oder Buchet das Licht der Welt erblickte.
                           Einem kulturhistorisch denkwürdigen, ehrwürdigen Gaste hatte die Automobilausstellung
                              									ihr Gastrecht gewähren müssen: dem ersten, von dem Wiener Mechaniker und fruchtbaren
                              									Erfinder Siegfried Markus gebautes Automobil aus dem
                              
                              									Jahre 1875. Wie alle Pfadfinder der Technik hatte auch Markus sein einsames Martyrium durchzumachen gehabt. Was man Salomon de Caus, was man Cuvot, Watt und Stephenson andichtete und
                              									zufügte, blieb ihm – wenn auch nur die erste Zeit – nicht erspart. Doch konnte der
                              									gebrechliche, schwer leidende Mann schliesslich das Emporblühen einer durch ihn
                              									inaugurierten Industrie vor seinem Dahinscheiden noch miterleben. Die konstruktiven
                              									Details des ersten Motorwagens sind im Prinzip die heute üblichen: Der Markus-Wagen
                              									hat einen Benzinmotor mit elektrischer Zündung, eine Geschwindigkeitsübersetzung,
                              									ein solides Untergestell, eine Lenkvorrichtung mit Schnecke. Diesem scheinbar ganz
                              									vollkommenen Vehikel fehlte nur eine technologische Neuerung der Gegenwart: die
                              
                              									Pneumatiks. Ihr Mangel bedeutete eigentlich die Lebensunfähigkeit des von Markus mit seltener Genialität erdachten Fahrzeuges.
                              									Die etwas plumpe Schwerfälligkeit der ganzen Konstruktion ist lange nicht so
                              									bedeutungsvoll, da man heute Lastfuhrwerke der gedrungendsten Bauart sich ganz
                              									tüchtig auf dem Pflaster der Grossstadt behaupten sieht.
                           Der Benzinmotor, der wie eine längst erloschene Leiche auf dem Wagen aufgebahrt
                              									liegt, war entschieden ein Schnellläufer; darauf weist die grosse Uebersetzung auf
                              									der Hinterradachse entschieden hin. Und die Idee eines schnelllaufenden Motors (den
                              										Daimler dann für seine Zwecke praktisch
                              									vervollkommnete) war der Angel- und Ausgangspunkt für die Entwickelung des modernen
                              									Automobilismus.
                           Im übrigen ist dieses Automobiltorso eine lehrreiche Studie, welche zeigt, welche
                              									Organe noch zu schaffen und zu disponieren waren, um dieses starre Skelett zu einem
                              									lebendigen Organismus umzugestalten: Das Differentialgetriebe, die Achsstummeln auf
                              									der Vorderradachse, die Vorrichtung zum Wechseln der Geschwindigkeiten und die
                              									Pneumatiks. Diese sind leider noch immer die subtilsten Organe des ganzen
                              									Fahrzeuges, die sich wahrscheinlich nur durch ihre relative Billigkeit gegenüber den
                              									übrigen Ersatzmitteln in der Technik behaupten. Es ist darum recht interessant zu
                              									vernehmen, dass die internationale Automobilausstellung in Wien einige elastische
                              									Konstruktionen ausstellt, die den heiklichen und für Strapazen auf schlechten
                              									Landstrassen durchaus ungeeigneten Gummi schlauch durch eine sinnreiche Anordnung
                              									von Bogen- und Spiralfedern innerhalb eines (die Radfelge von aussen
                              									umschliessenden) Stahlmantels zu ersetzen bestimmt sind. Die Erfindung ist neu und
                              									noch nicht erprobt. Dabei ist der praktische Wert derartiger Radausrüstungen noch
                              									durch ihre Dauerhaftigkeit bei täglicher Verwendung nachzuweisen. Ein denselben
                              									Zwecken dienendes System führt den Namen „Velofer“ und wird an einem Fahrrad demonstriert. Prinzipiell lässt
                              
                              
                              									sich beiden Ideen eine günstige Zukunft prognostizieren.
                           Obgleich in der Automobiltechnik noch ein ganzer Rattenkönig von Problemen und
                              									Aufgaben seiner Lösung harrt, bemühen sich die Konstruktionsfirmen noch immer
                              									herzlich wenig um die eigentlichen Kernfragen des Automobilismus, sondern suchen
                              									durch Hervorhebung auffallender Neuerungen ihr Modell als charakteristisch
                              
                              
                              									erscheinen zu lassen. Hieraus erklärt es sich, dass mancher Bestandteil vielfach
                              									variiert auftritt und unter allen Ausführungen stets denselben latenten Fehler
                              									aufweist. Als Beispiel erwähne ich die Vorrichtung für den Wechsel der
                              									Geschwindigkeit, die sogen. „Uebersetzung“. Es gibt bekanntlich ebensoviel
                              									Uebersetzungen als Konstruktionsfirmen, ohne dass auch nur eine die Aufgabe, um die
                              									es sich handelt, als endgültig gelöst erkennen lässt. Alle diese zahllosen
                              									Geschwindigkeitswechsler haben dieselben Nachteile:
                           1. Sehr beschränkte Variabilität (gewöhnlich stehen nur zwei oder vier
                              									Geschwindigkeiten zur Disposition);
                           2. Ruckweises Anfahren;
                           3. Ruckweises Uebergehen (bei Kurven);
                           4. Unsicherheit während der Umschaltung;
                           5. Enorme Kraftverluste; und
                           6. Komplizierte Konstruktion.
                           Thatsächlich ist eine richtige, zweckmässige Uebersetzung noch zu erfinden.
                           Etwas günstiger ist es um die Zündung bestellt: der Flammen-und der Glührohrzündung
                              									hat man endgültig valet gesagt, so dass gegenwärtig nur
                              									die elektrische und die elektromagnetische Zündung miteinander auf den Ringplatz
                              									treten. Eine automatische Zündvorrichtung, die ohne jegliches Gestänge arbeitet, ist
                              									übrigens bereits patentamtlich angemeldet worden, gelangte aber infolge kleiner
                              									Hindernisse industrieller Natur nicht zur Ausstellung; ihre Publizierung in den
                              									Fachblättern steht aber bald bevor.
                           Die Kraftübertragung bildet bekanntlich ein praktisch noch immer nicht gelöstes
                              									Problem. Die Riementransmission, die in allen stabilen industriellen Betrieben fast
                              									allein herrscht, ist vom Automobilismus ausgeschlossen. Obwohl Markus sie schon im Jahre 1875 heranzuziehen versuchte,
                              									und Daimler etwas später in seinen ersten Versuchen, so
                              									verschwand sie dennoch sehr bald von der Bildfläche. Die Betriebsunsicherheit ist
                              									die Ursache dieser Erscheinung, die auch manchen technisch Versierten frappieren
                              									dürfte, der nicht die Entwickelung des Automobilismus praktisch selbst durchgemacht
                              									hat. Eben das Unabgeschlossene der Transmissionsfrage
                              									ist es, das den Konstrukteuren heute noch viel individuellen Spielraum gewährt,
                              									wodurch es sich – nebenbei bemerkt– erklärt, dass das Automobil keine
                              									einheitliche Type bisher hat erreichen können.
                           Bekanntlich hatte Daimler den Riemenantrieb durch einen
                              									Kettenantrieb ersetzt; die heutigen Konstrukteure, besonders die österreichischen,
                              									bemühen sich aus betriebstechnischen Gründen die Kraftübertragung mit dem
                              									Schnelligkeitswechselgetriebe, resp. Differentialgetriebe in eine rationelle
                              									Verbindung zu bringen.
                           Die schönste und wahrscheinlich aussichtsreichste Lösung dieser typischen Frage
                              									bildet das System Lobner-Porsche, bei welchem die
                              									Elektromotoren der Elektromobile unmittelbar in den Vorderrädern angeordnet sind;
                              									hierbei ist der Anker des Motors in den Rädern selbst angebracht, während der
                              									Magnetstern mit der Magnetenachse fest verbunden ist. Durch diese geistvolle
                              									Anordnung ist das Differentialgetriebe und jedes andere energieaufzehrende
                              									Zwischenmittel der Kraftübertragung erspart, wobei im übrigen der Verlust an
                              									Akkumulatorenstrom kaum 15% beträgt – bekanntlich der grösste bisher erzielte
                              									Nutzeffekt.
                           Bei den übrigen Typen herrscht im allgemeinen die Kettentransmission vor, doch
                              									begegnet man noch immer häufig den „Cardau's“.
                              									Interessant ist die von der neugegründeten Fabrik „Celeritas“ exponierte Konstruktion des
                              									Geschwindigkeitswechslers. Die Kette, welche die Kraft auf die Hinterradachse
                              									überträgt, ist hier zwar beibehalten worden, doch stehen die Zahnräder beständig im
                              									Eingriff und laufen leer. Im Inneren der Zahnräderachse befindet sich eine
                              									verschiebbare Nut, mittels welcher der Lenker eines der Zahnräderpaare einschaltet.
                              									Das Umschalten der Geschwindigkeiten erfolgt also geräuschlos, aber die Hauptfehler
                              									der Zahnräderübersetzung, nämlich ihre Gebrechlichkeit bei Steigerung der
                              									Geschwindigkeit und die enormen Energieverluste, sind nicht umgangen.
                           Eine andere Neuigkeit aus der Gruppe der Krafttransmissionen bedeutet die Erfindung
                              									von Karl Gräf. Ausgehend von dem praktisch erwiesenen
                              									Bedürfnis, dass der Vorderradantrieb sehr viele Vorteile bietet, zerlegt Gräf die Vorderachse in fünf Teile (zwei Achsstummeln, zwei Gelenkkuppelungen und die Achse) an
                              									Stelle der bislang üblichen zwei (die beiden
                              									Achsstummeln und die Achse). Hierbei haben die Gelenkkuppelungen den Zweck, die
                              									Vorderräder durch die Vorderradachse anzutreiben, auch wenn dessen Drehebene durch
                              									die Drehung nach links oder rechts gerichtet wird. Hier ist also Antrieb und Lenkung
                              
                              
                              									gleichzeitig auf der Vorderradachse vereint. Obgleich ein Proberesultat noch nicht
                              									vorliegt, lässt sich diesem originellen Gedanken die praktische Verwendbarkeit nicht
                              									gut absprechen. Die Umbildung der Vorderachse scheint überhaupt ein heute gern
                              									bearbeitetes Problem zu sein; sie charakterisiert z.B. auch das Elektromobil Goebel-Knoller, bei dem die Vorderachse ganz eliminiert
                              									ist und die beiden Achsstummeln mittels zweier übereinanderliegender starker Federn
                              									verbunden werden. Durch diese Disposition ist es möglich geworden, die „Chassis“ ohne gekröpfte Achsen zu gebrauchen,
                              									in eine genügende Tiefe zu versetzen.
                           Sämtliche ausgestellte Typen haben die Motoren vorne
                              									angeordnet. Dies scheint ein bereits von allen Konstrukteuren adoptiertes
                              									Dispositionsschema zu sein, so dass es um so mehr wunder nehmen muss, zu sehen, dass
                              									eine renommierte Firma, die als eine der ersten den Bau von Automobilen unternommen
                              									hatte und die Pariser Weltausstellung 1900 rühmlich beschickt hat, deren Motor
                              									(Modell 1901) nach rückwärts zu verlegen, sich nicht hat entschliesen können. Dies
                              									muss um so komischer wirken, als die Firma es nicht unterlassen hat können, den
                              									bekannten Motor „hut“
                              									vorne anzubringen, um damit das autoritative Schema des
                              									vornliegenden Motors (allerdings nur formal) offiziell
                              									anzuerkennen. Dieselbe Firma bringt übrigens noch immer Automobile, deren Formgebung
                              									und Rahmenbildung viel zu sehr an die seligen Zeiten der Wagenmeisterinnungen
                              									erinnert. Die Technik ist heute im Brückenbau, im Maschinen- und Bauwesen zur
                              									Ansicht durchgedrungen, dass einfache, ehrliche
                              
                              									Betonung des konstruktiven Organismus zum mindesten ästhetisch höher steht, als die
                              
                              									Ausfüllung maschineller Skelettteile durch das heterogene Element der dekorativen
                              
                              									Schönthuerei – ganz abgesehen davon, dass es einem Automobilisten auf der Fahrt kaum
                              									angenehm sein kann, ein richtiges Motorelement hinter irgend einem ästhetischen
                              									Ausbruch einer Tapeziererphantasie entdecken zu müssen. Hoffentlich werden wir das
                              									Verschwinden all dieser Mylord-, Wechselcoupékästen und Familienlandauer bald
                              									verzeichnen können und nur mehr Vehikeln zu erblicken haben, die mit aufgeschlagenem
                              									Visier den Motor bekennen, der sie bewegt.
                           Andererseits haben einige Firmen es wohl verstanden, die edlere Art der Wiener
                              									Sezession den konstruktiven Haupterfordernissen harmonisch unterzuordnen. Hierdurch
                              									gelangt mehr Freiheit in den Gesamtkörper, die auch den Beschauer nicht mehr so
                              									verletzt, wie der Anblick eines für den Zug durch Pferde bestimmten, aber
                              									geisterhaft nicht durch Pferde fortbewegten Wagens.
                           Von den übrigen Ausstellungsobjekten ist wenig zu sagen. Der übliche Apparat, der
                              									alle derartigen Spezialausstellungen begleitet, konnte nicht fehlen. Diesmal
                              									handelte es sich um Karosserien, Pneumatiks, Akkumulatorenbatterien,
                              									Zündvorrichtungen, Benzin-, Oelbehälter und sonstige Bestandteile der
                              									Motorfahrzeuge. Hierüber zu referieren wird man gerne erlassen. Doch sei eines
                              									höchst interessanten Ausstellungsobjektes gedacht, das mit der Technik des
                              									Automobilismus nur lose zusammenhängt, aber an und für sich bedeutungsvoll zu sein
                              									scheint. Es ist dies ein mit einer Dynamo gekuppelter Dion-Motor zur Ladung der entspannten Akkumulatoren. Die Anlage ist auf
                              									einem fahrbaren Gestell montiert und derart leicht transportabel. Für stabile Zwecke
                              									ist eine ähnliche Anordnung ausgestellt, welche eine leicht zu bedienende, einfache,
                              									billige und höchst kompendiöse Lichtanlage für die elektrische Beleuchtung von
                              									Villen und ausserhalb der Zentrale gelegener kleiner Lokalitäten darstellt. Hier
                              									können mit einem vierpferdigen Dion-Motor in Verbindung
                              									mit einer Dynamo von 8000 Watt recht gut 40 bis 50 Glühlampen resp. 5 bis 8
                              
                              									Bogenlampen betrieben werden. Was eine derartige, nur 1,5 qm Flächenraum in Anspruch
                              									nehmende (!), leicht transportable Lichtanlage für die Lösung der Beleuchtungsfrage
                              									bedeutet, ist wohl von vornherein klar. Eine dritte Anlage dieser Kategorie versieht
                              									statt der Dynamo ein Pumpwerk.
                           In letzter Linie muss noch ein Vehikel Erwähnung finden, das kulturhistorisch deshalb
                              									Interesse hervorruft, weil es einZurückgehen zu den ersten Versuchen des
                              									automobilen Verkehrs bedeutet. Dieses wagt nämlich – und zwar von ganz nennenswertem
                              									Erfolge begleitet – die „Risch Locomobile Company of
                                    											America“, die, ganz wie in den seligen Zeiten der Dampfeilwägen,
                              									ein veritables Dampfautomobil ausstellt. Dieses mit vier indizierten Pferdestärken
                              									laufende „Iron-horse“ kann nach Steigerung des
                              									normalen Betriebsdruckes von 11 auf 18 at zu einer Leistung von 6 bis 7 Pferden
                              									gebracht werden. Es besitzt keine Uebersetzung, arbeitet mit einem vollkommen
                              									geräuschlos funktionierenden zweicylindrigen, doppeltwirkenden Motor mit
                              									Kulissensteuerung und kleiner Wasserpumpe. Allgemein gepriesen, kann dieses
                              									merkwürdige Produkt amerikanischer Projektierungskunst doch nicht als fehlerlos
                              									klassifiziert werden: Der geringste Grad von Kesselsteinbildung ist im stande die
                              									subtile Konstruktion des aus fast 3000 feinen Kupferröhren bestehenden Generators
                              									direkt zu zerstören. Ausserdem ist der Wasserverbrauch sehr hoch – etwa 100 l auf je
                              
                              									45 km –, ein um so unangenehmerer Nachteil, als das Speisewasser aus dem eben
                              									angeführten Grunde fast chemisch rein sein muss, und daher – wie man hier mit
                              									bescheidenem Witze sagt – „aus der Apotheke erst geholt werden muss“. –
                              									Immerhin eine fruchtbare neue Idee, d.h. eine neue, alte Idee. Aber der
                              									Automobilismus dürfte trotzdem andere Wege einschlagen.