| Titel: | Der Holländer. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 437 | 
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                        Der Holländer.
                        Von Professor Alfred Haussner in
                           									Brunn.
                        Der Holländer.
                        
                     
                        
                           Auch heute noch scheint der Ausspruch in Hoffmann's
                                 										Papierfabrikation berechtigt: „Trotz seiner Bedeutung, und obwohl schon
                                 										über 200 Jahre seit seiner Erfindung verflossen sind, wird der Holländer häufig
                                 										noch wenig verstanden und infolgedessen unrichtig gebaut.“ Und wenn wir etwa
                              									danach fragen, woher dies komme, wie diese Erscheinung zu erklären sei, so finden
                              									wir auf diese Frage eine treffende Antwort von Seiten eines MannesE. Rész: Vgl.
                                    											z.B. Papierzeitung, 1895 S. 3310.,
                              
                              									der durch seine Arbeiten gerade in dieser Richtung Anspruch auf Beachtung verdient.
                              										Rész sagt: So einfach der Holländer ist, so
                              									verwickelt wäre eine „Theorie“ desselben, und das wird wohl die Ursache sein,
                              									dass sich niemand daran gewagt hat.
                           In der That, trotz vereinzelter Versuche in dieses Gebiet weiter einzudringen, wie es
                              									etwa von JagenbergF. Jagenberg: Das Holländergeschirr in
                                          													Briefen an einen Papiermacher, 1890 (vgl. auch Papierzeitung, 1896 S.
                                       										730). in seiner urwüchsigen Schreibweise, von KirchnerVgl. Güntter-Staib's Wochenblatt. 1895 Nr.
                                    										46., Schacht und dem bereits genannten
                              										Rész (s. S. 235 d. Bd.) geschehen ist, scheint, so
                              									weit es wenigstens dem Schreiber dieses Aufsatzes bekannt ist, eine erschöpfendere
                              									Aufklärung hier noch nicht versucht oder noch nicht gelungen zu sein.
                           Schon gelegentlich meiner praktischen Studien in Papierfabriken lockten mich die
                              									Erscheinungen, wie sie beim Gange des Holländers auftreten, zu immer neuer
                              									Betrachtung, und es drängte mich fortwährend, eine Erklärung derselben im
                              									Zusammenhang mit den wichtigen Teilen des Holländers zu geben. Kleinere Versuche in
                              									den Fabriken, wie sie ohne Störung des Betriebes ausführbar waren, bahnten meine
                              
                              									bezüglichen Arbeiten an. Andere Versuche an einem kleinen Holländer im
                              									mechanisch-technologischen Laboratorium unserer Hochschule folgten, damit Hand in
                              									Hand gingen die rein theoretischen Untersuchungen, bis das Material zusammengetragen
                              									war, das die vorliegende Arbeit und damit einen Versuch ermöglichte, mit
                              									fortwährender Bezugnahme auf die durch den Holländer zu leistende Arbeit, Licht über
                              
                              									diese zu verbreiten, und zu auf wissenschaftlicher Grundlage ruhenden Angaben über
                              									die Hauptteile des Holländers zu gelangen.
                           Vorangestellt seien nur wenige Worte über das, was im Holländer eigentlich geleistet
                              									werden soll. Ausführlicheres kann in jedem Buche über Papierfabrikation nachgelesen
                              									werden. Die Erklärungen mögen durch eine an ältere, aber im wesentlichen an vielfach
                              
                              									auch noch heute im Gebrauche befindliche Holländerkonstruktionen gemahnende Skizze
                              										(Fig. 1 und 2)
                              									geleitet werden.
                           Aufgabe des Holländers ist: Zeug, Stoff zu mahlen, d.h.
                              									geeignetes Fasermaterial durch eine Art Schabprozess so weit zu verfeinern, dass ein
                              									zur Papierbereitung geeigneter Faserbrei erzielt wird. Das Schaben erfolgt hier
                              									zwischen den „Messern“
                              									G des „Grundwerkes“, welches meist festgelegt
                              									ist, einerseits, den „Messern“
                              									Q der nach der Pfeilrichtung gedrehten „Walze“
                              									P andererseits. Bei richtigerMesserstellung und
                              									Form wird wirklich zwischen Q und G geschabt, aber es werden auch Fasern durch die Walze
                              									mitgenommen, welche noch nicht genug zerkleinert sind. Solche müssen nochmals und
                              									immer wieder, so lange, bis sie genug zerkleinert sind, der Wirkung der Messer
                              									ausgesetzt, also von links (Fig. 1) nach rechts zur
                              									Walze zurückgeschafft werdenBei den sogen. Stoffmühlen, wie sie z.B. in den Aufsätzen des
                                    											Verfassers „Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation“ in Dinglers polytechn. Journal wiederholt
                                    											beschrieben und skizziert worden sind, ist dies häufig nicht notwendig, weil
                                    											durch eigentümliche Anordnung der Mühlen die Fasern gezwungen werden, so
                                    											lange zwischen den Messern zu verweilen, bis sie sämtlich ausreichend
                                    											zerkleinert worden sind..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 437
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 437
                              Fig. 2.
                              
                           Das lässt sich nun am einfachsten wohl so ausführen, dass man
                              									mittels eines geeignet erzeugten Gefälles den reichlich mit Wasser versehenen Stoff
                              									von links gegen rechts zurückfliessen lässt. Natürlich muss der Stoffstrom der Walze
                              									ausweichen, so dass sich die aus den Fig. 1 und 2 erkennbare Form für den „Trog“, in dem der
                              									Stoff zu kreisen hat, fast von selbst ergibt, um den Stoff seitlich der Walze von A über B nach CFG zu leiten. Dies
                              									ist jedoch nicht unbedingt nötig. Man kann, wie es bei den sogen.
                              										„Untergrundholländern“ geschieht, den Stoff auch unter der Walze zurückführen, wie die Fig.
                                 										3 erkennen lässt. Der Stoff wird oberhalb des Grundwerkes G erfasst, zwischen der Walze P und dem Grundwerk G durchgezogen, bei K ausgeworfen und gelangt bei BCD vorüber wieder zum Grundwerk G
                              									zurück.
                           
                           In beiden kurz gekennzeichneten Fällen sehen wir als unbedingt notwendig die
                              									drei Hauptteile: i. den Trog
                              									zur Aufnahme und richtigen Leitung des Stoffs, 2. die
                              										Messerwalze oder Walze
                              									kurzweg, und 3. das Grundwerk, wobei Walze und Grundwerk vor allem die Stoffverkleinerung zu
                                 										besorgen haben. Eine andere Aufgabe der Walze, welche sie recht und schlecht
                                 										sehr häufig noch mit besorgt, ist die Erzeugung des oben für die Stoffbewegung
                                 										als notwendig erkannten Gefälles. Wie diese Aufgaben erfüllt werden, bezw.
                              									erfüllt werden sollen oder können, sei vorerst für jeden Hauptteil gesondert so weit
                              									wie möglich erörtert. Es wird sich aber dabei zeigen, wie schon die kurze
                              									Vorbetrachtung des Arbeitsganges ahnen lässt, dass jeder Hauptteil die anderen
                              									massgebend beeinflusst, weshalb dann als Schluss die für die einzelnen Hauptteile
                              									gewonnenen Resultate zusammengefasst werden müssen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 438
                              Fig. 3.
                              
                           
                        
                           I. Der Trog.
                           
                              a) Allgemeine
                                    										Betrachtungen.
                              Es ist immerhin denkbar, dass man sich genügend Zeug für die Papierbereitung etwa
                                 										durch Handarbeit, durch fortgesetztes Zerkleinern von kleinen Fasermengen
                                 										verschafft. Die japanische Hausindustrie macht es so. Da ist es auch
                                 										begreiflich, dass der Trog für solche Zwecke keine besonderen Sorgen verursacht.
                                 										Wie viel Menschenarbeit wird aber dabei
                                 										aufgebraucht, wie ist man an die Fertigkeit der einzelnen gebunden, um schönen,
                                 
                                 										genügend gleichmässigen Stoff in hinreichender Menge zu bekommen! Wie einfach
                                 										sieht sich dagegen das mit den Fig. 1 bis 3 erläuterte mechanische Verfahren an. Sind die
                                 										Bedingungen einmal richtig gewählt, so kann man sich ganz gut vorstellen, dass
                                 										die grosse Menge der Fasern, welche als eine „Füllung“ in den Trog
                                 										eingetragen wird, mit grosser Sicherheit zu einem sehr gleichmässigen
                                 										Mahlungszustand gebracht werden kann, ohne dass weitgehende menschliche Arbeit
                                 										geleistet werden müsste. Man hat den Stoff so lange kreisen zu lassen, bis die
                                 										Fasern sämtlich genügend verfeinert worden sind.
                              Soll das aber zuverlässig geschehen, so muss der Trog
                                    											gewisse Bedingungen erfüllen. Er hat 1. so geräumig zu sein, dass die
                                 
                                 										Stoffmenge, welche gleichzeitig bearbeitet werden soll, die Füllung, auch
                                 										wirklich Platz findet, ohne dass der Trog überläuft; 2. soll seine Gestalt
                                 										derart sein, dass die Stoffströmung ununterbrochen gleichmässig unter möglichst
                                 										kleinem Arbeitsaufwand unterhalten werden kann.
                              Was die Aufnahme der Füllung anbelangt, so liegt die Lösung dieser Frage recht
                                 										einfach. Es muss der Rauminhalt der je nach der allgemeinen Trogform für den
                                 										Stoff verfügbaren Räume so bemessen werden, dass sie den Stoff fassen können.
                                 
                                 										Dabei darf naturgemäss nicht vergessen werden darauf, dass die Walze merklich
                                 										Raum beansprucht, und dass die Oberfläche des Stoffes während der Arbeit,
                                 										während also der Stoff fliesst, unbedingt geneigt sein, somit hinter der Walze
                                 										höher als vor der Walze stehen muss. Wir sehen dem auch in der einfachen Fig. 1 Rechnung getragen, indem links die Trogwand
                                 										etwas höher als rechts ist.
                              Sofort erkennen wir aber auch, dass die endgültige Erledigung dieser Frage erst
                                 										nach der Dimensionierung der Walze und nach Auffindung des notwendigen Gefälles,
                                 										somit erst später möglich ist, und hier die allgemeinen Angaben über die
                                 										Raumbestimmung genügen müssen.
                              Im unmittelbaren Zusammenhang mit der Beschaffenheit des Troges stehen die
                                 										Bedingungen, die Stoffströmung gleichmässig und unter möglichst kleinem
                                 										Arbeitsaufwand zu unterhalten.
                              Bei der Stoffströmung sind ganz unvermeidlich verschiedene Widerstände zu
                                 										überwinden. Auch ist eine gewisse Arbeit zu leisten, um den Stoff überhaupt in
                                 										Bewegung zu bringen.
                              
                                 Die Widerstände bestehen 1. in einer Art Reibung an den
                                    											Wänden des Troges; 2. in Krümmungswiderständen u. dgl.
                                 
                              Die Reibung an den Wänden des Troges besteht darin,
                                 										dass die Flüssigkeitsteile an den Wänden adhärieren und beim Strömen
                                 										vorbeigezogen werden müssen. Begreiflicherweise wird die Grösse der Reibung sich
                                 										abhängig zeigen von der Beschaffenheit der Wände, aber auch von jener des
                                 										Stoffs. Somit ist in dieser Richtung als Einfluss nehmend zu erkennen die Art
                                 										des Materials des Troges, sein Rauhigkeitsgrad, beim Stoffe die Art der Fasern,
                                 										die Konzentration der Eintragung und die Fähigkeit derselben mehr oder weniger
                                 
                                 
                                 										an den Trogwänden aus bestimmtem Material zu adhärieren.
                              Es sind also, bis auf die Konzentration unserer hier zu behandelnden Flüssigkeit,
                                 										ganz dieselben Grundursachen, welche die Wasserreibung beim Fliessen von Wasser
                                 										in Gerinnen oder Röhren veranlassen. Daher dürfte es als statthaft zugegeben
                                 										werden, wenn für die Bewegung des Stoffes jene Resultate, die durch zahlreiche
                                 										Versuche für Wasser bereits gefunden worden sind, als Grundlage für unsere
                                 
                                 										Erörterungen benutzt und nur dem hier vorkommenden besonderen Material
                                 										entsprechend ausgestaltet werden.
                              Man findet nun in irgend einem der Handbücher für HydraulikVgl. z.B. des Ingenieurs Taschenbuch: „Die Hütte“.:
                              h_r=\zeta_r\,l\,\frac{u}{F}\,\frac{v^2}{2\,g} . . . . . . 1)
                              In dieser Gleichung bedeutet hr dasjenige Gefälle, welches nur dafür
                                 										vorhanden sein muss, dass die Flüssigkeit den Reibungswiderstand überwinde,
                                 										während sie mit der Geschwindigkeit v fliesst,
                                 										dabei einen Weg l zurücklegt und einen
                                 										Gerinneumfang u im Querschnitt F bespült. g bedeutet
                                 										die Acceleration der Schwere = 9 . 8 m. Der Bruch \frac{v^2}{2\,g} ist die sogen.
                                 										Geschwindigkeitshöhe, d.h. jene Höhe, welche notwendig wäre, um, ganz abgesehen
                                 										von allen Nebenwiderständen, die Geschwindigkeit v
                                 										zu erzeugen (z.B. bei einem festen Körper durch freien Fall). ζr ist
                                 										jener Koeffizient, welcher die nur praktisch (durch Versuche) zu ermittelnden
                                 										Einflüsse, wie Art des Materials, Rauhigkeit desselben u. dgl., in sich
                                 										begreift.
                              Wenn wir nun diese Formel auf die Anwendbarkeit für unseren Fall untersuchen, so
                                 										zeigt uns die Ueberlegung folgendes:
                              Die Reibungshöhe wird desto grösser, je länger der Weg ist, den der Stoff zu
                                 										fliessen hat, und je grösser der benetzte Umfang wird, weil in beiden Fällen die
                                 										Menge der Berührungsstellen zwischen Stoff und Trogwandungen ganz proportional
                                 										mit l und u wächst. Je
                                 										grösser aber für den gleichen Umfang der diesem entsprechende durchströmte
                                 										Querschnitt F wird, desto mehr Stoff geht an
                                 										demselben Umfang u vorüber, so dass sich der diesem
                                 										Umfange entsprechende Widerstand auf eine grössere Stoffmenge verteilt, also
                                 										auch hier der Reibungswiderstand verkehrt proportional dem durchflossenen
                                 										Querschnitt anzunehmen ist. Endlich können wir wohl vorläufig, entsprechend
                                 										vielen Analogien, den Bewegungswiderstand proportional dem Quadrat der
                                 										Geschwindigkeit annehmen, mit welcher die Bewegung vor sich geht, so dass also
                                 										auch das Glied mit v2 für unseren Fall zulässig erscheint. Somit bleibt nur ζr als
                                 										dasjenige Glied, in welches wir die Besonderheiten unseres Falles hineinzulegen
                                 										bezw. Versuchsresultate zu ermitteln hätten.
                              Die Krümmungswiderstände bieten auch Anlass zu
                                 										vorerst rein theoretischer Erörterung. Stützen wir unsere Betrachtung auf die
                                 										Grundlage, welche die Weissbach'sche FormelVgl. Rühlmann,
                                          													Hydromechanik, S. 511. für gekrümmte Rohre gibt.
                                 										Danach ist die Krümmungswiderstandshöhe:
                              h_k=\zeta_k\,\cdot\,\frac{\beta^{\circ}}{90^{\circ}}\,\cdot\,\frac{v^2}{2\,g} und \zeta_k=A+B\,\cdot\,\left(\frac{a}{2\,r}\right)^{\frac{\tau}{2}} 2)
                              wobei für Wasser A = 0,131,
                                 
                                 											B = 1,848 ist.
                              
                              Wenden wir das für unsere Zwecke an. Die Ueberlegung spricht auch hier
                                 										dafür, den Krümmungswiderstand als proportional mit dem Ablenkungswinkel und dem
                                 										Quadrate der Geschwindigkeit anzunehmen. Die Besonderheiten sind also in ζk zu
                                 										legen. Dieser Koeffizient stellt sich als eine Summe dar, in welcher das erste
                                 										Glied unabhängig, das zweite Glied nicht ganz einfach abhängig vom Verhältnis
                                 										der Kanalweite (oder Rohrlichte) a zum
                                 										Krümmungsradius r ist. Hier werden wir den Hebel so
                                 										anzusetzen haben, um durch Versuchswerte den Koeffizienten ζk der
                                 
                                 										Strömung von Fasern in der Krümmung anzupassen.
                              
                           
                              b) Versuche über
                                    											Stoffströmung.
                              Nach diesen unabhängig von der Natur des Materials gelösten Fragen seien die
                                 										Koeffizienten, in welchen nach der früher erfolgten Auseinandersetzung die
                                 										Besonderheiten der angewendeten Materialien hineinzulegen sind, näher betrachtet
                                 										bezw. auf die einschlägigen Versuche eingegangen. Für die Wandungen wurden die
                                 										beiden gangbarsten Materialien, Gusseisen und Cement, für den Stoff verschiedene
                                 											HalbstoffeFür die
                                       												kostenlose Ueberlassung von Versuchsmaterialien sei auch an dieser
                                       												Stelle gedankt: Herrn Papierfabrikanten Karger in Aloisthal und der Witkowitzer Eisenhüttengewerkschaft. Die Firma Pittel und Brausewetter lieferte
                                       												freundlichst zu den Selbstkosten ein cementgefüttertes Eisenrohr, was
                                       												ebenfalls bestens dankend vermerkt sei. benutzt, welche zu
                                 										verschiedenen Konzentrationsgraden mit Wasser versetzt wurden.
                              Ausgehend von der Anschauung, dass etwas absolut Genaues nach dieser Richtung
                                 										keinesfalls erzielbar, aber auch für praktische Zwecke nicht notwendig ist, weil
                                 										der wirkliche Betrieb unausweichlich eine Reihe von Verschiedenheiten bedingt,
                                 										die unmöglich alle genau berücksichtigt werden können, so dass Mittelwerte aus
                                 										Versuchen ganz wohl genügen können, ja genügen müssen, wurde auf besondere
                                 										Feinheiten nicht eingegangen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 439
                                 Fig. 4.
                                 
                              Wenn ich die Stoffströmung in so weiten Kanälen, wie sie bei Holländern
                                 										vorkommen, hätte unmittelbar prüfen wollen, so wären die Versuche meiner Ansicht
                                 
                                 										nach wegen der dabei zu behandelnden grossen Massen unnötigerweise erschwert
                                 										worden. Was soll denn geschehen? Wir wollen näherungsweise den Reibungswiderstand beim Fliessen zwischen dem Stoff
                                 
                                 										und den Wänden bestimmen, die ihn bei seiner Bewegung einschliessen. Wenn wir
                                 										nun die dabei Einfluss nehmenden Faktoren, wie weiter oben auseinander gesetzt,
                                 										entsprechend berücksichtigen, können ganz wohl kleinere Querschnitte benutzt
                                 										werden, wenn diese nur so gross sind, um Bedenken wegen möglicher Verstopfung
                                 										nicht aufkommen zu lassen. Ueberprüfungen in wirklichen Holländerkanälen fanden
                                 										allerdings auch statt.
                              Deshalb wurden Rohre verwendet, welche an ein grösseres Gefäss mit Stoff
                                 										geschlossen wurden, wie die schematische Fig. 4
                                 										im allgemeinen erkennen lässt. Genauer zeigt Fig.
                                    											5 die benutzten Rohre. Wir bemerken, dass vorerst ein konischer
                                 										Stutzen JJ1, dann
                                 
                                 
                                 										ein Krümmer J1K, und dann ein gerades, cylindrisches Rohr KK1 angeschlossen
                                 										werden konnte. Die Verbindung geschah mit Hilfe von Flanschen und Schrauben.
                                 										Thunlichst genaues Uebereinstimmen der Rohröffnungen beim Anschluss wurde
                                 										dadurch erzielt, dass in die eine Rohröffnung vor Anschluss des folgenden Rohres
                                 										ein passender Holzdorn so eingeführt wurde, dass ein hinreichendes Stück
                                 										desselben vorstand, über dieses wurde dann das folgende Rohr geschoben, mit dem
                                 										vorhergehenden verschraubt und sodann der Zentrierdorn herausgezogen. Kleine
                                 										Zulegekeile halfen über die geringen Verschiedenheiten in den Rohrdurchmessern
                                 										hinweg, so dass dadurch so gute Anschlüsse erreicht wurden, dass für die
                                 										Stücklungsstellen wohl anzunehmen war, dass durch sie nicht nennenswerte
                                 										Widerstände hervorgerufenwürden. Wasserverluste hinderten Gummiplatten,
                                 										welche beim Zusammenschliessen zwischen die Flanschen gebracht wurden.
                              Ueber die Beschaffenheit der Rohre sei bemerkt, dass das konische Ansatzrohr JJy (Fig. 5)
                                 										bearbeiteter Rotguss, der Krümmer J1K gewöhnlicher
                                 										Eisenguss ist, während die geraden Stücke KK1 entweder als gewöhnliche Eisengussrohre oder
                                 										als mit Cement gefüttertes Eisenrohr in Verwendung traten. Ueberdies wurden die
                                 										Eisenrohre roh und dann auch mit roter Miniumfarbe gestrichen bei den Versuchen
                                 										benutzt und im letzteren Falle in der Bezeichnung durch einen Stern von den
                                 
                                 										rohen Rohren unterschieden.
                              Die Bezeichnungen der Rohre in den Tabellen über die Versuche und die wichtigsten
                                 										Abmessungen sind die folgenden:
                              Konisches Rohr JJ1
                                 											(Fig. 5). Bezeichnung: E, Durchmesser oben 70 mm, unten 42 mm im Lichten,
                                 										Länge 85 mm; bei J1
                                 										kurzer Uebergang vom Konus zum Cylinder.
                              Krümmer J1K. Bezeichnung: B,
                                 										mittlerer Durchmesser im Lichten 41,53 mm, Länge 230 mm, Krümmungsradius 130 mm,
                                 										Krümmungswinkel 89°.
                              Gerade Rohre KK1
                                 										(Gusseisenrohre). Bezeichnung: A, mittlerer
                                 										Durchmesser 41,65 mm, Länge 230 mm; C, mittlerer
                                 										Durchmesser 39,34 mm, Länge 2,05 m; D, mittlerer
                                 										Durchmesser 39,4 mm, Länge 2,05 m; cementgefüttertes Eisenrohr, mittlerer
                                 										Durchmesser 43,6 mm; Bezeichnung F, Länge 2,075
                                 										m.
                              Um für das cementgefütterte Eisenrohr wegen des doch etwas grösseren Durchmessers
                                 										bei K (Fig. 5)
                                 										keinen merklichen Absatz zu bekommen, und um bei dem Ausziehen des oben
                                 										erwähnten Zentrierdornes Beschädigungen leichter zu vermeiden, wurde bei K ein nur wenige Centimeter langes Metallfutter in
                                 										das Cementrohr gekittet.
                              Für irgend eine Rohrzusammenstellung müsste nun, wenn man nach Fig. 4 ausfliessen lässt, ohne Nebenwiderstände
                                 										die Ausflussgeschwindigkeit folgen: v = √2gh.
                              Wie für gewöhnliche Flüssigkeiten, insbesondere Wasser, bekannt, wird diese
                                 										Gleichung aber wegen der mannigfachen Nebenwiderstände nicht erfüllt, zu deren
                                 										Ueberwindung ein gewisser Anteil der thatsächlich vorhandenen Druckhöhe
                                 										verbraucht wird, so dass für die wirklich erzielte Geschwindigkeit v1 nur eine
                                 										Druckhöhe h1 mit
                                 
                                 										der Beziehung v1 =
                                 											√2gh1
                                 										verbleibt, wobei h > h1. Der Unterschied (h – h1) ist durch die Nebenwiderstände aufgezehrt zu
                                 										denken, kann demnach als Widerstandshöhe allgemein bezeichnet werden.
                              Im besonderen wird ein gewisser Anteil des Gefälles verbraucht zur Ueberwindung
                                 										des Krümmungswiderstandes, der Reibung an den Rohr wänden u. dgl.
                              Wenn diese nun für die besonderen Materialien, mit denen wir es beim Holländer zu
                                 										thun haben, ermittelt werden sollten, so ist wohl zu bedenken, dass wir es nicht
                                 										mit einfachen Flüssigkeiten zu thun haben, sondern unter Umständen ein schon als
                                 										Brei zu bezeichnender Körper zu fliessen hat. Doch ist bei den in der
                                 										Papiermacherpraxis vorkommenden Fällen so viel Wasser mit den festen Stoffen
                                 										vereinigt (5 % Fasern ist schon sehr viel), dass wir wohl nicht verkennen
                                 										dürfen, dass die Verschiebung der Teilchen im Inneren des Stoffstromes mehr
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 										Widerstand verursachen werde, als beim Wasser, dass aber doch genug von dem
                                 										letzteren im Stoff vorhanden ist, um die Beweglichkeit der festen Stoffteile
                                 										noch nach ähnlichen Gesetzen, wie für das Wasser vor sich gehen zu lassen.
                                 										Ueberdies ist wohl für die Praxis die summarische Angabe des Widerstandes,
                                 										gleichgültig, ob dies innerer Widerstand sei, oder ob er, wie bei der
                                 										Wandreibung, aussen verursacht werde, als Hauptsache zu betrachten. Wenn nun im
                                 										folgenden z.B. von Reibungswiderstand kurzweg gesprochen wird, so mag dies mit
                                 										Bezug auf das eben Gesagte aufgefasst werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 439
                                 Fig. 5.
                                 
                              Sollten Zahlen für die Widerstände gefunden werden,
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 440
                                 Wasser; Nr.; Gefälle in mm beim
                                    											Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-; Querschnitt; Zeit; Sek.;
                                    											Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel; Geschwindigkeitshöhe;
                                    											Summarische Widerstandshöhe Mittel; mit Versuch
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 440
                                 Leinen; Stoff; Nr.; Gefälle in
                                    											mm beim Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-; Querschnitt; Zeit;
                                    											Sek.; Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel; Geschwindigkeitshöhe;
                                    
                                    											Summarische Widerstandshöhe Mittel
                                 
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 441
                                 Baumwolle; Nr.; Stoff; Gefälle
                                    											in mm beim Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-; Querschnitt;
                                    											Zeit; Sek.; Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel;
                                    											Geschwindigkeitshöhe; Summarische Widerstandshöhe Mittel
                                 
                              welche das Fliessen verschiedener Stoffgattungen
                                 
                                 										unter gewissen Bedingungen verursacht, so mussten sie entsprechend hervorgerufen
                                 										und beobachtet werden. Für den Stoff wurde mittels eines Schopper'schen Apparates genau der Trockengehalt des jeweilig
                                 										verwendeten Stoffes bestimmt, dann eine genau abgemessene Wassermenge
                                 										hinzugethan, so dass der Stoffgehalt mit genügender Sicherheit angegeben werden
                                 										konnte. Um Unsicherheiten in der Trockengehaltsbestimmung nach Möglichkeit
                                 										auszuschliessen, wurden die Stoffteile, welche getrocknet werden sollten, aus
                                 										den verschiedensten Gegenden eines Stoffpaketes entnommen und gemeinsam
                                 										getrocknet. Um durch Absetzen des Stoffes im Troge nicht in Gefahr zu kommen,
                                 										merkliche Fehler zu machen, wurde nahezu fortwährend gerührt.
                              Längere oder kürzere Wegstücke konnten leicht durch entsprechendes Auswechseln
                                 										der Rohre und beliebiges Gruppieren derselben erzielt werden.
                              Die Feststellung des Höhenunterschieds h (Fig. 4) erfolgte durch Nivellieren, hin und
                                 										zurück, wobei sich meist nur Unterschiede von 1 mm, oft vollkommene
                                 										Uebereinstimmungen ergaben. Also auch hier waren Fehler merklicherer Art
                                 										eigentlich ausgeschlossen.
                              Etwas anderes war es aber mit der Veränderung desGefälles während der
                                 										Versuchsausführung. Ursprünglich sollte durch vorsichtiges Nachgiessen in den
                                 										Trog die Ausflussmenge möglichst genau ersetzt werden. Doch bot die Ausführung
                                 										dieses Gedankens zu viel Widerwärtigkeiten, so dass davon abgesehen und das
                                 										Sinken des Flüssigkeitsspiegels im Troge um so eher zugelassen wurde, als
                                 										innerhalb gewisser Grenzen der Fehler, welcher dadurch begangen wird, so klein
                                 										ausfällt, dass man mit Rücksicht auf die übrigen unvermeidlichen
                                 										Versuchsungenauigkeiten darüber hinwegsehen kann. Der Beweis ist unschwer zu
                                 										erbringen.
                              Bedeutet Q die Ausflussmenge für die Zeit t, so lässt sich das Differential von Q für einen bestimmten Augenblick und für den
                                 										unendlich kleinen Zeitraum dt bei konstant zu
                                 										denkendem Gefälle h (während dt) leicht doppelt ausdrücken und solcherart eine
                                 										Differentialgleichung gewinnen. Es ist nämlich für den Ausflussquerschnitt f : dQ = μ . f . v. dt, wenn μ den Ausflusskoeffizienten und v die Ausflussgeschwindigkeit bedeutet, die
                                 										veränderlich, während dt aber als konstant
                                 										anzusehen ist. Andererseits muss aber die ausgeflossene Menge gleich dem Abgange
                                 										im grossen Gefäss sein, dessen wagerechter Querschnitt F sein möge, d.h. es ist auch: dQ = F .
                                    											dh. Weil dies einer Verminderung der Gefällshöhe h entspricht, haben wir seinen negativen Wert dem
                                 										obigen gleich zu setzen, somit wird:
                              dQ = – F . dh = μ . f . v . dt = μ . f
                                    											. √2gh . dt.
                              Daraus folgt:
                              
                                 d\,t=-\frac{F}{\mu\,\cdot\,f}\,\cdot\,\frac{d\,h}{\sqrt{2\,g\,h}}.
                                 
                              Die konstanten Faktoren gesondert, folgt:
                              
                                 d\,t=-\frac{F}{\mu\,\cdot\,f\,\cdot\,\sqrt{2\,g}}\,\cdot\,h^{-\frac{1}{2}}\,\cdot\,d\,h.
                                 
                              Also:
                              
                                 t=-\frac{2\,\cdot\,F\,\cdot\,h^{\frac{1}{2}}}{\mu\,\cdot\,f\,\cdot\,\sqrt{2\,g}}+C.
                                 
                              Haben wir nun am Anfange des Versuches die Gefällshöhe h1, am Ende des
                                 										Versuches h2, so
                                 										wird:
                              t=\frac{2\,F}{\mu\,f\,\cdot\,\sqrt{2\,g}}\,\cdot\,(\sqrt{h_1}-\sqrt{h_2}) . . . . 3)
                              Dies ist die genaue Formel für die Ausflusszeit mit Berücksichtigung des
                                 										veränderlichen Gefälles. Denken wir uns nun aber näherungsweise den Ausfluss mit
                                 										der mittleren Gefällshöhe konstant, so zeigt sich folgendes. Es ist:
                              Q = F . (h1– h2) = μ . f . v . t = μ . f . √2gh . t;
                              
                                 h=\frac{h_1+h_2}{2}.
                                 
                              Daraus folgt:
                              
                                 t=\frac{F}{\mu\,\cdot\,f}\,\cdot\,\frac{h_1-h_2}{\sqrt{2\,g\,h}}
                                 
                              =\frac{2\,F}{\mu\,\cdot\,\sqrt{2\,g}}\,\cdot\,(\sqrt{h_1}-\sqrt{h_2})\,\cdot\,\frac{\sqrt{h_1}+\sqrt{h_2}}{2\,\sqrt{h}} . 4)
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 442
                                 Cellulose.; Nr.; Stoff; Gefälle
                                    											in mm beim Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-; Querschnitt;
                                    											Zeit; Sek.; Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel;
                                    
                                    											Geschwindigkeitshöhe; Summarische Widerstandshöhe Mittel; Als Kontrolle yu
                                    											(203) (204) ausgeführt
                                 
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 443
                                 Holzschliff; Nr.; Stoff;
                                    											Gefälle in mm beim Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-;
                                    											Querschnitt; Zeit; Sek.; Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel;
                                    											Geschwindigkeitshöhe; Summarische Widerstandshöhe Mittel
                                 
                              Wenn wir 4 mit 3 vergleichen, so sehen wir als Unterschied nur den letzten
                                 										Faktor in 4. Dieser Faktor ist aber nahe gleich der Einheit, wenn (h1 – h2) gegenüber h nicht zu gross ist. Denn es ist:
                              
                                 \frac{\sqrt{h_1}+\sqrt{h_2}}{2\,\sqrt{h}}=\frac{\sqrt{h+\frac{h_1-h_2}{2}}+\sqrt{h-\frac{h_1-h_2}{2}}}{2\,\sqrt{h}}
                                 
                              
                                 =\frac{\sqrt{1+\frac{h_1-h_2}{2\,h}}+\sqrt{1-\frac{h_1-h_2}{2\,h}}}{2}.
                                 
                              Ist nun \frac{h_1-h_2}{2\,h} kleiner als die Einheit, so folgt, nach dem binomischen
                                 										Lehrsatze die beiden letztgeschriebenen Wurzelausdrücke in eine unendliche Reihe
                                 										aufgelöst gedacht:
                              
                                 \frac{\sqrt{h_1}+\sqrt{h_2}}{2\,\sqrt{h}}=\left(\frac{1}{2}+\frac{1}{8}\,\frac{h_1-h_2}{h}-\frac{1}{64}\,\left[\frac{h_1-h_2}{h}\right]^2+.\,\cdot\,.\right)
                                 
                              
                                 +\left(\frac{1}{2}-\frac{1}{8}\,\frac{h_1-h_2}{h}-\frac{1}{64}\,\left[\frac{h_1-h_2}{h}\right]^2-\right)
                                 
                              
                                 =1-\frac{1}{32}\,\left(\frac{h_1-h_2}{h}\right)^2+.\,\cdot\,.
                                 
                              Würde nun im grossen Gefässe die Flüssigkeit selbst so weit sinken, dass
                                 										\frac{h_1-h_2}{h}=\frac{1}{3}, so wäre der Fehler in 4 gegen den richtigen Wert in 3 kaum ⅓ %, so
                                 										dass also für unsere Versuche ohne weiteres der Vorgang eingehalten werden kann,
                                 											die Versuche so auszuwerten, als ob sie bei
                                    											unveränderlicher Ausflussgeschwindigkeit, entsprechend der mittleren
                                    											Gefüllshöhe, stattgefunden hätten. Zweifellos wird dadurch die Arbeit
                                 										wesentlich vereinfacht, ohne merkliche Fehler zu veranlassen.
                              Zu beobachten war dann noch die Zeit für jeden Versuch. Dabei wurde so
                                 										vorgegangen, dass nach der Bestimmung von Gefälle u. dgl., kurz allem, was nach
                                 										dem Vorausgeschickten früher gemessen werden konnte, ein Mann auf ein Zeichen
                                 										hin den verschlossen gewesenen Ausflussquerschnitt frei gab, während ein zweiter
                                 										Mann auf dasselbe Zeichen hin einen Chronographen laufen liess, der
                                 										Sekundenfünftel unmittelbar abzulesen gestattete. Auf ein zweites Zeichen
                                 										schloss der eine Mann die Ausflussöffnung und der andere setzte den
                                 										Chronographen still. Während des Versuches floss der Stoff in ein geeignetes
                                 										Gefäss, in welchem die thatsächliche Ausflussmenge sehr gut bestimmt werden
                                 
                                 										konnte.
                              Diese durch die gemessene Ausflusszeit und den mittleren Rohrquerschnitt
                                 										dividiert, ergab dann die Geschwindigkeit vi, mit welcher der Stoffstrom sich im
                                 										Rohre bewegt hatte.
                              Es sei durchaus nicht verhehlt, dass hier merklichere Fehlerquellen liegen
                                 										können. Bei der Bestimmung der Ausflussmenge selbst ist wohl nichts zu fürchten,
                                 										wie ohne weiteres zugegeben werden dürfte, aber die Zeit, welche auf dem
                                 										geschilderten Wege erhalten wurde, kann relativ recht ungenau sein. Einerseits
                                 										ist eine grössere absolute Genauigkeit als auf ⅕, Sekunde wegen der
                                 										Uhrenkonstruktion nicht möglich, und das kann fühlbar werden, indem die meisten
                                 										Versuche etwa 6 bis 7 Sekunden dauerten. Andererseits war genaues
                                 										Zusammenarbeiten nötig, damit die durch die erwähnten Zeichen veranlassten
                                 										Arbeiten wirklich gleichzeitig erfolgten. Dies zu gewährleisten, wurde durch
                                 										fleissige Einübung erstrebt. Endlich ist zu berücksichtigen, dass bei
                                 										plötzlicher Eröffnung die Flüssigkeit erst in Bewegung geraten musste, was ja
                                 										auch etwas Zeit beanspruchte, wofür allerdings aus der Form der Ausflussparabel
                                 										festgestellt werden konnte, dass anscheinend in weniger als ⅕ Sekunde die
                                 										Ausflussgeschwindigkeit normal wurde. Dadurch aber, dass fast für jede der
                                 										Bedingungen wenigstens drei Versuche ausgeführt und daraus Mittelwerte bestimmt
                                 										worden sind, nachdem auffallend abweichende als fehlerhaft weggelassen worden
                                 										waren, ist die Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass auch diese Fehler so weit wie
                                 										möglich eliminiert sind. Diese Mittelwerte, welche von den Versuchswerten in
                                 										äusserst seltenen FällenAbweichungen bis zu 7 %, meist nur etwa 3 % oder
                                 										noch weniger, aufwiesen, sind in den nachfolgenden Tabellen
                                 										zusammengetragen.
                              Aus der Geschwindigkeit vi, mit welcher der Stoff sich
                                 
                                 
                                 										thatsächlich im Rohre bewegt hatte, und welche, wie eben vorher erläutert, aus
                                 										den Versuchswerten leicht zu ermitteln ist, konnte dann die zugehörige
                                 
                                 										Geschwindigkeitshöhe h_i=\frac{{v_i}^2}{2\,g}, d.h. jene Höhe gefunden werden, welche bei
                                 										Abwesenheit aller Nebenwiderstände die Geschwindigkeit vi hervorrufen würde. Somit
                                 										ist zu schliessen, dass die Differenz h – hi, d.h. mittlere thatsächliche
                                 										Gefällshöhe weniger jener Höhe, welche nur zur Erzeugung der thatsächlichen
                                 										Flüssigkeitsgeschwindigkeit vi gebraucht zu denken ist, jenen Anteil
                                 										des Gefälles ergibt, der zur Ueberwindung der Nebenwiderstände in der
                                 										Rohrleitung bei der Geschwindigkeit vi angenommen werden muss, so dass also
                                 										die Nebenwiderstandshöhe, welche alle während des Fliessens wirkend gewesenen
                                 										Neben widerstände in sich begreift, aus der Gleichung folgt: hw
                                 										= h – hi.
                              Diese gefundenen Mittelwerte stehen nun auch in den Tabellen S. 440 bis 443.
                                 										Voran ist Wasser, allen übrigen insofern gemeinsam, als Wasser den Zustand für 0
                                 										% Stoff kennzeichnet. Dann kommen die Werte getrennt für die einzelnen
                                 
                                 										Stoffgattungen, deren Verhalten untersucht worden ist.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)