| Titel: | Der Kanalofen und sein Wert für die Hüttenindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 444 | 
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                        Der Kanalofen und sein Wert für die
                           								Hüttenindustrie.
                        (Schluss von S. 421 d. Bd.)
                        Der Kanalofen und sein Wert für die Hüttenindustrie.
                        
                     
                        
                           Eine Neuerung der Firma Möller und Pfeifer in
                              
                              
                              									Berlin bezieht sich auf die Verwendung der Abhitze von Kanalöfen zu Trockenzwecken.
                              									Man hat bei den Kanalöfen, wie wir gesehen haben, zweierlei Abhitze zu
                              									unterscheiden, einmal die Abhitze, welche in den abziehenden Feuergasen enthalten
                              									ist, zweitens die Abhitze, welche die bereits gebrannten Steine enthalten. In
                              									manchen Fällen hat man darauf zu achten, dass die Feuergase mit den Trockenwaren
                              									nicht in Berührung treten, um chemische Einwirkungen ersterer auf letztere zu
                              									verhüten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 444
                              Fig. 17.
                              
                           Dann wird es sich empfehlen, die Abhitze der Brenngase besonders, und zwar unter
                              									Vermittelung von Heizregistern, in den Trockenanlagen zu verwenden, während die
                              									Luft, welche sich an den fertig gebrannten Produkten erwärmt hat, wegen ihrer
                              									Reinheit frei durch die Trockenräume geführt wird. Fig.
                                 										17 zeigt einen Grundriss des Brennkanals a b
                              									in Verbindung mit einem Trockenkanal ik. Aus ersterem
                              									werden die Feuergase mittels Exhaustors g ab- und durch
                              									die Heizregister des Trockenkanals derart durchgesaugt, dass sie von einem Ende des
                              									Kanals nach dem anderen in entgegengesetzter Richtung laufen, als die mit Waren
                              									beladenen Wagen, und das Trockengut durch die Wände der Heizregister hindurch
                              									erwärmen. Die in der Kühlzone des Kanalbrennofens an dem fertig gebrannten Gut sich
                              
                              
                              									erhitzende Luft wird dagegen durch einen besonderen Exhaustor f bei e abgesaugt und frei
                              									in den Trockenkanal eingeleitet, und zwar ebenfalls am heissen Ende
                              
                              									desTrockenkanals, so dass die erhitzte Luft mit den schon vorgetrockneten Waren
                              									in Berührung kommt, welche eine schärfere Austrocknung vertragen. In der Mitte des
                              									Trockenofens ist ein dritter Exhaustor h angeordnet,
                              									welcher die mit Wasserdampf gesättigte Luft aus dem Trockenkanale abführt. Der
                              									Exhaustor h zieht mehr Luft aus diesem Kanäle ab, als
                              									der Exhaustor f ihm zuführt. Es wird mithin bei
                              									geschlossenen Thüren des Trockenkanals am heissen Ende i ein Luftstrom durch die teilweise geöffneten Thüren k durch den kühleren Teil des Trockenkanals
                              									hindurchziehen bis zu den Saugöffnungen des Exhaustors h. Diese Trockenluft wird durch die Heizregister / erwärmt und dadurch
                              
                              									befähigt, Wasserdämpfe in genügender Menge aufzunehmen.
                           Ein Kanalofen, der nur Trockenzwecken dient, ist in den Fig.
                                 										18 bis 22 dargestellt. Die Schnitte AA BB CC sind Querschnitte nach den betreffenden
                              									Buchstaben im Längsschnitt EE. Schnitt DD ist ein Grundschnitt nach Linie DD in derselben Figur EE.
                              									Schnitt AA zeigt einen beladenen Wagen. Die Heizkanäle
                              									sind seitlich zu beiden Seiten sichtbar. Schnitt BB
                              
                              									zeigt den Eintritt der Heizgase in die Heizkanäle, Schnitt CC den Uebertritt der Kühlluft unter den Rost. Aus Schnitt EE ist ersichtlich, wie die Kühlluft und die Heizgase
                              									durch eingebaute Zwischenwände (Zungen) gezwungen sind, eine schlangenförmige
                              									Bewegung anzunehmen. Durch Pfeile ist die Richtung der Bewegung angedeutet. Schnitt
                              										DD lässt den Uebergang von der Heiz- zur Kühlzone
                              									erkennen.
                           Zur Fortbewegung der mit dem Trockengut beladenen Wagen dient eine Hängebahn. Der
                              									Schlitz in der Decke, in welchem die Hängeeisen der Wagen geführt werden, wird durch
                              									Schleppschwänze geschlossen, welche von den Hängeeisen mitgeschleift werden.
                           Zur Förderung des Trockenprozesses werden nach einem Vorschlage von E. Cramer in Berlin an jedem Wagen dünne, senkrecht
                              									stehende Platten befestigt, deren äussere Gestalt dem Querschnitt des Trockenkanals
                              									entspricht. Die Platten sind aus Papier, Blech, Holz oder ähnlichen Stoffen
                              									hergestellt. Durch die Platten wird der ganze Ofenkanal in einzelne Zellen zerlegt,
                              									deren jede eine besondere Trockenkammer für sich darstellt. Die Zirkulation der Luft
                              									zwischen den
                              									einzelnen Zellen ist dadurch so gut wie vollständig aufgehoben. Eigentümlich ist nun
                              									die Beseitigung der aus den Thonwaren sich entwickelnden Wasserdämpfe. Dieselbe
                              									erfolgt nämlich erst dann, wenn das Trockengut eine höhere Temperatur angenommen
                              									hat. Es soll dadurch dem Reissen der Thonwaren, welches bei lebhafter
                              									Luftzirkulation im Trockenkanal schwer zu vermeiden ist, vorgebeugt werden. Denn es
                              									hat sich gezeigt, dass sich frisch geformte Thonwaren in nicht bewegter, bis zu
                              									einem gewissen Grade mit Feuchtigkeit gesättigter Luft ohne Schaden auf eine höhere
                              									Temperatur bringen lassen und dann ihr Wasser abgeben. Der Erfinder schreibt dem
                              									Verfahren die folgenden Vorteile zu:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 445
                              Fig. 18.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 445
                              Fig. 19.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 445
                              Fig. 20.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 445
                              Fig. 21.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 445
                              Fig. 22.
                              
                           Da eine Luftzirkulation im Ofen nicht stattfindet, können die Wasserdämpfe mit
                              									weniger Luft gemischt abgezogen oder durch den Schlitz im Gewölbe des Ofens zum
                              									Entweichen gebracht werden. Die Regulierung der Luft am Kanaleingang fällt fort. Die
                              
                              									Wärme des sich abkühlenden Trockengutes wird wie auch bei anderen Kanalöfen wieder
                              									nutzbar gemacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 445
                              Fig. 23.
                              
                           Braucht in Kanalöfen die Ware nur eingebracht, nicht aber allmählich fortbewegt zu
                              									werden, dann kann man eine beträchtliche Verminderung des Anlagekapitals dadurch
                              									erzielen, dass man die Transportwagen zweiteilig, nämlich mit abnehmbarem Oberteil
                              									anordnet (Fig. 30). Der Oberteil d ist durch ein Getriebe c
                              									heb- und senkbar eingerichtet. Zugleich sind in den Seitenwandungen des Ofenkanals
                              										a Konsolen e oder
                              									längslaufende Schienen angebracht, und zwar in einer solchen Höhe, dass die
                              									Wagenoberteile über sie hinwegstreichen. Sobald die Wagen an die richtige Stelle
                              									gelangt sind, wird der Oberteil so weit herabgelassen, dass er sich auf die Konsolen
                              									auflegt. Dannwerden die Stützen des Oberteils auf dem Wagen gänzlich
                              
                              									fortgezogen, und das Untergestell zurückgerollt. Letzteres kann nun zur Beförderung
                              									anderer Waren, die auf andere Oberteile gelagert sind, benutzt werden, so dass man
                              									mit einem Wagenuntergestell den Transport sämtlicher Waren zum Kanalofen bewältigen
                              									kann. Zum Herausschaffen des fertigen Gutes wird das Wagenuntergestell wieder unter
                              									die einzelnen Oberteile geschoben, letztere werden durch das Getriebe gehoben, auf
                              									die auf dem Untergestell angebrachten Stützen gesetzt und ausgefahren.
                           Das Verfahren, dessen Urheber Dr. H. Herzfeld in Berlin
                              									ist, bringt den weiteren Vorteil mit sich, dass die Wagenuntergestelle durch
                              									strahlende Ofenwärme nicht geschädigt werden können.
                           Am Eingang dieses Aufsatzes war als Merkmal des Kanalofens hingestellt, dass der
                              
                              									Ofenkanal stets geradlinig gerichtet ist. Nur Oefen, welche dieser Forderung
                              									entsprechen, bezeichnet die Technik als Kanalöfen. Indessen sind auch Kanalöfen
                              
                              									bekannt, deren Kanal einen ringförmigen Verlauf nimmt. Die ringförmige Anordnung
                              									besitzt den Vorzug, dass die fahrbare Unterlage für das Brenn- oder Trockengut
                              									während ihres ganzen Umlaufs benutzt werden kann. Dagegen müssen die Wagen bei
                              									Kanalöfen mit geradlinigem Kanal nach dem Durchgange durch den Ofen wieder in ihre
                              									erste Stellung zurückgebracht werden. Kein geringerer als William Siemens hat zuerst einen derartigen Ofen konstruiert, welcher sich
                              									durch seine sehr einfache Bedienung auszeichnet. Der Ofen ist in Fig. 23 im horizontalen Querschnitt und zwar nach der
                              									Linie EF (Fig. 26), in
                              										Fig. 26 in einem Schnitte nach der Linie AB (Fig. 23), in Fig. 24 in einem Schnitte nach der Linie CD (Fig. 23), in Fig. 25 in einem Schnitte nach der Linie GH (Fig. 23)
                              									dargestellt. Fig. 29 zeigt einen vertikalen Schnitt
                              									durch einen Generator, Fig.
                                 										27 und 28
                              									Schnitte nach den Linien CD und E F GH (Fig. 29).
                           Die Sohle des Ofens wird durch eine ringförmige Tafel a
                              									gebildet, die mit Rädern b auf einem Geleise ruht.
                              									Bewegt wird die Tafel entweder mit der Hand oder durch Maschinenkraft mittels eines
                              
                              
                              									Zahnrades d, welches in einen an der Unterseite der
                              									Tafel befestigten Zahnkranz eingreift (Fig. 25).
                           Der Ofen zerfällt in drei Abteilungen, den Vorwärmer I,
                              									in welchem die Gegenstände langsam erhitzt werden, den Brennraum II, in welchem dieselben der Einwirkung der Flamme
                              									ausgesetzt sind, und den Raum III, in welchem sich die
                              									Gegenstände abkühlen. Das Gewölbe des Ofens und die Seitenmauern bilden keinen
                              									vollständig geschlossenen Ring, sondern lassen eine Stelle IV gegenüber dem Brennraume frei, an welcher man die zu behandelnden
                              									Gegenstände einsetzt und sie nach der Behandlung entfernt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 445
                              Fig. 24.
                              
                           Im Brennraume ist die Decke des Ofens erhöht; nach beiden Enden hin nimmt sie
                              									allmählich oder stufenweise ab. Zur Regelung der Wärme im Ofen sind eine Reihe von
                              									Oeffnungen f in der Decke des Vorwärm- und des
                              									Abkühlungsraums angebracht. Sie sind mit Regulierschiebern versehen. Demselben
                              									Zwecke dienen die Thüren g, welche beide Enden der
                              									Kammern verschliessen.
                           Der Ofen wird in folgender Weise betrieben. Die zu brennenden Gegenstände
                              									werden in der Abteilung IV eingesetzt. Dann wird die
                              
                              									Tafel a so weit gedreht, dass das Brenngut in den
                              									Vorwärmraum I eintritt. Nun schliesst man die Thüren
                              										g. Nach einiger Zeit, wenn die Vorwärmung
                              									stattgefunden hat, wird eine neue Beschickung auf die Tafel gesetzt und weiter
                              									gedreht. Dadurch kommt die erste Beschickung in eine heissere Zone des Vorwärmraums
                              									und die zweite an die bisherige Stelle des ersten. In dieser Weise wird mit der
                              									Drehung der Tafel und dem Einsetzen neuer Ware fortgefahren. Die Gegenstände
                              									gelangen dadurch nacheinander in den Brenn- und den Abkühlungsraum. Natürlich müssen
                              									die Längen der drei Abteilungen des Ofens in einem solchen Verhältnisse zu einander
                              									stehen, dass die Gegenstände in jeder eine angemessene Zeit verweilen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 446
                              Fig. 25.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 446
                              Fig. 26.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 446
                              
                           Die Beheizung des Ofens erfolgt durch eine eigentümliche Regenerativgasfeuerung. Die
                              									Gaserzeuger werden wie gewöhnlich in Gruppen von zwei oder vier gebaut. Die Kohlen
                              									werden durch eine Oeffnung h, welche sich in der Mitte
                              									des Gewölbes nahe der Hinterwand befindet, auf eine kegelförmige Fläche i geschüttet. Letztere verteilt die Kohlen gleichmässig
                              									über die Rostfläche. Die Kegelfläche i ist aus
                              									Mauerwerk oder Eisen hergestellt. Ist sie aus Eisenblech gefertigt, dann befestigt
                              									man sie mittels der Haken k an der Mauer, so dass sie
                              									leicht entfernt und erneuert werden kann. Im übrigen haben die Gaserzeuger die
                              									gewöhnliche Form eines viereckigen Schachtes, der unmittelbar über dem -Hoste etwas
                              									eingezogen ist.
                           Die vier Regeneratorkammern rrr1r1 liegen nicht unmittelbar zusammen wie in den
                              									gewöhnlichen Regenerativgasöfen, sondern werden in zwei Gruppen von je einem Luft-
                              
                              									und einem Gasregenerator gebaut und nehmen, wie aus Fig.
                                 										23 hervorgeht, die Wechselklappen zwischen sich auf.
                           Bei einer anderen Ausführungsart ringförmiger Kanalöfen ist der Herd mit der
                              
                              									inneren Ringwand fest verbunden und dreht sich mit ihr an der äusseren Ringwand
                              									vorbei. Es handelt sich um eine neue Konstruktion von H.
                                 										Sturm zu Paris. In den beigegebenen Figuren ist der Ofen in drei
                              									Ausführungsformen zur Darstellung gebracht, und zwar bedeutet Fig. 31 den senkrechten
                              									Schnitt eines Ofens mit einer Herdplatte, die auf einem Spurzapfen ruht, nach Linie
                              										AZB der Fig. 33,
                              										Fig. 32 einen
                              									senkrechten Schnitt nach Linie CD der Fig. 33 durch den Heizraum, Fig. 33 eine Oberansicht des Ofens, teilweise im Schnitt, wobei letzterer
                              									durch verschiedene Ebenen geht. Die Teile zwischen den Radien KL und MP, RS und TU stellen die Oberansicht dar, der Teil zwischen den
                              									Radien MP und HS einen
                              									wagerechten Schnitt nach Linie NO der Fig. 32, der Teil
                              									zwischen den Radien TU und VX einen wagerechten Schnitt nach Linie IJ
                              									der Fig. 31, der Teil
                              									zwischen den Radien VX und QY einen wagerechten Schnitt nach Linie GH
                              									der Fig. 31, und
                              									endlich der Teil zwischen den Radien QY und KL einen Schnitt nach Linie HF der Fig.
                                 										31.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 446
                              Fig. 29.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 446
                              Fig. 30.
                              
                           
                           Fig. 34 ist ein
                              									senkrechter Schnitt nach Linie A1Z1B1 der Fig. 35 eines Ofens
                              									gleicher Bauart, dessen Herdplatte aber auf konischen Rollen ruht. Fig. 35 ist die
                              									Oberansicht dazu, teilweise im Schnitt, wobei letzterer wieder durch verschiedene
                              									Ebenen geht. Der Teil zwischen den Rollen K1Z1 und M1Z1 ist eine Oberansicht des Ofens, wobei die
                              
                              									querlaufenden Stützbalken fortgenommen gedacht sind, der Teil zwischen den Rollen
                              										K1Z1 und T1Z1 ein wagerechter
                              									Schnitt nach Linie C2D2 der Fig. 34, der Teil
                              									zwischen den Radien H1S1 und Z1B1 ein wagerechter
                              									Schnitt nach Linie A2B2 derselben
                              
                              
                              									Figur, der Teil zwischen den Radien H1S1 und Z1B1 ein wagerechter Schnitt nach Linie C2D2 der Fig. 34, der Teil
                              									zwischen den Radien Z1B1 und Z1L1 ein wagerechter
                              									Schnitt unmittelbar über den Laufrollen, und endlich der Teil zwischen den Radien
                              										Z1T1 und Z1L1 ein
                              									Horizontalschnitt nach Linie E2F2 der Fig. 35. Fig. 36 ist ein
                              									senkrechter Schnitt des Ofens nach Linie P1Z1 der Fig. 35. Fig. 37 stellt eine
                              									Einzelansicht (in vergrössertem Massstabe) der inneren beweglichen senkrechten Wand
                              									des drehbaren Herdes dar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 447
                              
                           Die Fig. 38 und 39
                              									zeigen in einem senkrechten Schnitt und einem Querschnitt in verschiedenen Ebenen
                              									wie vorhin eine dritte Ausführungsform des Ofens als Muffelofen, bei welchem der
                              									bewegliche Herd auf gewöhnlichen cylindrischen Rollen gelagert ist.
                           Der neue Ofen besitzt in der feststehenden Schachtwand 11 die Feuerung 17. Das Brenngut befindet
                              									sich auf der drehbaren Herdplatte 1, die mit der
                              									inneren Wand 2 fest verbunden ist und sich mit einem
                              									genügenden Spielraum gegen die feststehende Aussenwand 11 bewegen kann. Die Decke 3 kann entweder
                              									beweglich sein, wie in den Fig. 31 und 32, und in diesem Falle mit der beweglichen Innenwand 2 ein Ganzes bilden, oder sie kann feststehen, wie in
                              									den Fig. 34, 36 und 38, und dann mit der äusseren Wand 11 ein Ganzes bilden. Die Abdichtung erfolgt durch die
                              									Sandverschlüsse 1213. Die Sandrinnen sind entweder mit
                              									dem beweglichen Herde 1 2 oder mit der feststehenden
                              									Schachtwand 11 des Ofens, und die entsprechenden
                              									Abschlusswände 14 15 dann entweder mit der festen Wand
                              									oder mit der Herdplatte verbunden.
                           Die Herdplatte 1 des Ofens kann hohl sein, und die
                              									Höhlung zur Durchführung der Brenngase dienen (Fig. 32 und 34). Der Erfinder hat
                              									unterhalb dieser Zugkanäle noch einen Hohlraum 19
                              									angelegt, der mit der Aussenluft durch Oeffnungen 20 in
                              									Verbindung steht. In diesen Hohlraum wird ungelöschter Kalk oder ein anderes
                              									hygroskopisches Material gebracht, um die Schwaden zu binden, die sichaus der
                              									frischen Ware entwickeln. Dieses Material soll nach jedem Durchgange durch die
                              									heisse Zone des Ofens sein Hydratwasser wieder verlieren. Der Erfolg erscheint aber
                              									zweifelhaft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 447
                              Fig. 33.
                              
                           Um Veränderungen der feuerbeständigen inneren Futterwand 2 zu verhüten, und ihre freie Ausdehnung zu ermöglichen, stellt man sie
                              									vorteilhaft aus Ziegelsteinen (sichtbar im wagerechten Schnitt Fig. 33 nach Linie EF der
                              										Fig. 37) her, die
                              									mit Feder und Nut ineinander gesetzt und ohne Bindemittel und nicht zu dicht
                              									zusammengefügt sind. Falls zwei Futtermauern 2 und 25, eine innere und eine äussere, vorhanden sind, wie
                              									dies in den Fig. 31 bis
                              										33 dargestellt ist, empfiehlt es sich, sie aus
                              									demselben Grunde nicht miteinander zu verbinden.
                           
                           Zur Beobachtung des Arbeitsganges im Ofen sind in gewissen Abständen Schaulöcher
                              										27 (Fig. 31 und 32) vorgesehen.
                              									Demselben Zwecke dienen die Oeffnungen 21.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 448
                              
                           Der bewegliche Herd kann auf verschiedene Art unterstützt werden. Bei der
                              									Ausführungsform nach den Fig.
                                 										31 bis 33 wird der ganze Herd mit seiner
                              									Innenwand 2 und der Decke 3 von einem Eisengerippe getragen, das sich um eine zentrale Welle 5 dreht. Letztere läuft an ihrem unteren Ende in einen
                              
                              									Zapfen 6 aus und ruht mit demselben in einem Spurlager
                              									7, auf dessen Grundplatte sich eine stählerne Lagerpfanne 8 befindet. Am oberen Ende dreht sich die Welle 5 mit ihrem Zapfen 9 in einer mit Rollen
                              									versehenen, im Holzwerk befestigten Büchse 10.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 448
                              
                           Der Betrieb des Ofens gestaltet sich ähnlich wie der des Siemens'schen Ofens. Die Waren werden den auf der Feuerung 17 entwickelten, zur Esse 22 ziehenden Feuergasen langsam entgegengeführt. Der Schieber 24 regelt den Zug des Schornsteins; die Schieber 23 (Fig. 33 und 35) sperren den
                              									Einsetzraum, der zugleich Aussetzraum ist, vom Ofenkanal ab. In der Ausführungsform,
                              									welche die Fig. 34 bis
                              										37 zeigen, bewegt
                              									sich der ganze Herd 1 auf konischen Rollen 30, die selbst auf einer geeignet geformten Bahn 31 laufen. Der untere Teil des Herdes ist durch ein
                              										Gerippe32 und durch wagerechte Zugstangen 33 von regelbarer Länge versteift. Diese Versteifungen
                              									sind auf Drehringen 34 35 befestigt, die sich um eine
                              
                              
                              
                              									senkrechte zentrale Stütze 36 bewegen. Die Decke 3 des Ofens, der hier fest angeordnet ist, wird mittels
                              									der Kränze 40 durch die Träger 37 mit den Tragschienen 38 39 gehalten. Die
                              										Fig. 37 zeigt eine
                              									andere Ausführungsform der inneren Futtermauer, die hier aus hohlen Formsteinen 2 und 26 gebildet ist. Die
                              									in den Fig. 38 und 39
                              									dargestellte dritte Ausbildungsart des Ofens ist ein Muffelofen. Die Decke wird hier
                              									durch eine Reihe von Pfosten 37 gehalten, welche
                              									zugleich das obere Gerüst des Ofens tragen und ausserdem Stützpunkte für die Achsen
                              										42 abgeben. Die Achsen 42 haben Rollen 43 44, welche dazu dienen,
                              									die bewegliche Herdplatte zu führen, welche durch Rollen 45
                                 										45 getragen wird. Die Decke 3 des Ofens ist
                              
                              									hier hohl gemacht, wie das die Fig. 38 zeigt. Durch
                              									diese Höhlung streichen die zur Beheizung des Retortenraumes dienenden Brenngase,
                              									und zwar in dem Raume zwischen der Feuerung 17 und dem
                              									Schornstein 22. Ein zweiter Schornstein 47 dient zur Ableitung der heissen Luft, die den sich
                              
                              
                              									nach dem Brande abkühlenden Waren entsteigt.
                           Die zuletzt erwähnte Ausführungsform des Sturm'schen Kanalofens als
                              									Muffelofen lehrt, dass die Beheizung der Muffel zu wünschen übrig lässt. Die Flamme
                              									wird hier nur in Zügen in der Decke des Ofens geführt. Deshalb stellt der Muffelofen
                              									von L. Regout in Mastricht, welcher eine allseitige
                              									Bespülung der Retorte durch die Feuergase gestattet, und sich infolgedessen
                              									vorzüglich zum Ausglühen und Emaillieren von Metallen, Legierungen u.s.w. eignet,
                              									einen wesentlichen Fortschritt dar. Die Fig. 40 zeigt eine
                              									Oberansicht mit teilweisem Querschnitt dieses Ofens, Fig. 41 einen Schnitt
                              									durch den Ofen an der Stelle der Feuerung in vergrössertem Massstabe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 449
                              Fig. 38.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 449
                              Fig. 39.
                              
                           Der Ofen besteht, wie auch die zuletzt genannten Oefen, aus einem ringförmigen Kanal.
                              
                              									Der Teil BC, welcher dem Feuer direkt ausgesetzt ist,
                              									wird aus feuerfesten Steinen aufgebaut, ebenso die Teile AB und CD, welche nur schwächeres Feuer
                              									auszuhalten haben. Die Teile DE und AF sind aus Eisenplatten hergestellt. Der Teil EF wird offen gehalten. Er dient zum Einsetzen und
                              									Herausnehmen der Ware, die Teile ED und DG zum Vorwärmen, BG zum
                              									Brennen und BA und AF zum
                              									Abkühlen.
                           Die Feuerung a ist unterhalb der Muffel
                              										angeordnet(Fig.
                                 										41). Die auf den Rosten b entwickelten
                              									Heizgase schlagen gegen den festen Boden c der Muffel,
                              									steigen hierauf zu beiden Seiten derselben durch die Kanäle d in den Kanal e oberhalb der Muffel, fallen
                              									durch die Kanäle t (Fig. 40), welche rings
                              									um die Muffel angeordnet sind, herab, steigen in ihnen wieder hoch und entweichen,
                              									nachdem sie nochmals diesen Weg gemacht haben, schliesslich in den Kanal f. Die Kanäle t sind als
                              									Doppelkanäle ausgeführt, welche schraubenförmig um die Muffel bis zum Kamin führen.
                              									In der Muffel bewegt sich eine durchgehende ringförmige Bahn aus Stahlschienen h, welche stellenweise durch Traversen i verbunden sind, und mit Stäben n, die zum Tragen des Brennguts dienen, überdeckt
                              									werden können. Die Stahlschienen ruhen auf Rollen k,
                              									welche sich auf Achsen l befinden. Letztere sind
                              									drehbar in festen Lagern am Ofen angeordnet. Die Rollen finden sich auch unter dem
                              									festen Boden c der Muffel und ragen durch kleine
                              									Einschnitte in demselben nur zu einem sehr kleinen Teile in die Muffel hinein,
                              									weshalb eine Schädigung der Rollen nicht zu befürchten ist. Dort, wo sich der
                              									Feuerraum befindet, dürfen natürlich Rollen nicht eingelegt werden. Der ringförmige
                              									Boden der Muffel wird mittels des Zahnrad antrieb es q
                              										(Fig. 40)
                              									fortbewegt. Letzteres dreht eine Welle, die eine Kettentrommel trägt. Die Kette der
                              									Trommel wird mittels Haken an eine der Traversen i angehakt, nimmt also bei der
                              									Drehung des Getriebes die Bodenplatte mit.
                           Der Betrieb des Muffelofens ist folgender. Nachdem die Waren im Teil EF auf der Bodenplatte aufgestellt sind, wobei sie
                              									durch die Stäbe p gegen Umfallen geschützt werden,
                              									kommen sie infolge der Drehung der Bodenplatte zuerst in den Teil DC der Muffel und werden hier vorgewärmt. Bei der
                              									weiteren Drehung gelangen sie in den Teil CB, in
                              									welchem das eigentliche Brennen vor sich geht, dann in den Teil BA, in welchem sie bereits zum Teil, und schliesslich
                              									in den Teil AF, in welchem sie gänzlich abkühlen,
                              									worauf sie im Teil EF entfernt werden.
                           Ein Werfen der Bahn infolge der einseitigen Erhitzung ist dadurch vermieden, dass die
                              									beiden Stahlschienen h durch die Traversen i aus Gusseisen starr verbunden sind. Einer Ausdehnung
                              									der Bahn steht kein Hindernis entgegen, weil die Achsen der Tragrollen k genügend Spielraum in ihren Lagern besitzen, um sich
                              									mit der Bahn seitlich verschieben zu können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 449