| Titel: | Neuerungen an Trambahngeleisen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 463 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen an Trambahngeleisen.
                        Neuerungen an Trambahngeleisen.
                        
                     
                        
                           Französische Fachblätter sprechen viel und günstig von den Leon Francq'schen Rillenschienen für Trambahngeleise.
                              									Es sind dies, wie die Fig. 1 bis 3 ersehen lassen, Zwillingsschienen, d.h. sie bestehen
                              									aus zwei parallel nebeneinander gelegten 10 m langen Gegenschienen P und Q, die in Abständen
                              									von 2 zu 2 m durch Flacheisen F (Fig. 1), welche rechts wie links, nach vorn und
                              									rückwärts, zusammengenommen also mit vier aus Winkelblechen w hergestellten Flanschen versehen sind, sowohl untereinander als mit dem
                              									zweiten Schienenstrang des Geleises in steiferVerbindung stehen. Die Verbindung
                              									zwischen jedem Schienenstrang PQ und den beiden Winkeln
                              										w geschieht mittels vier Schraubenbolzen b und einer gewalzten, 360 mm langen Zwischenlasche Z. Je nach Belieben und Bedürfnis kann der
                              									Schienenstoss gleich mit einer der Querverbindungen des Geleises zusammengelegt oder
                              									getrennt für sich ausgeführt werden. Francq selber
                              									zieht es vor, sowohl aus wirtschaftlichen Gründen als um die Schwächung der
                              									Schienenstege durch weitere 4 oder 6 Bolzenlöcher zu ersparen, den Schienenstoss
                              									regelmässig mit dem mittleren Querverband zusammenzulegen, und zwar derart, dass
                              									ersterer abwechselnd nur für P oder für Q durchgeführt wird, demgemäss sich die Stösse im
                              									Geleise gleichsam wie die Sprossen einer Leiter verteilen. Aeussere Seitenlaschen
                              
                              									sind bei den Schienenstössen ebensowenig benutzt, wie bei den sonstigen Anschlüssen
                              									der Querverbände. Alles, was zum Schütze gegen Schraubenlockerung vorgesehen ist,
                              									besteht in den Ringplättchen aus weichem Eisen, welche unter den Schraubenmuttern
                              
                              
                              									der Verbindungsbolzen b eingelegt werden, die natürlich
                              									stets auf der Aussenseite der Schienenstränge ihren Platz erhalten. Das Profil der
                              									beiden Schienenstranghälften P und Q ist so gewählt, dass ihre halbbreitfüssigen
                              									Unterteile – in der Geraden wenigstens, sowie in flachen Bögen – dicht aneinander
                              									schliessen und zusammen ein ganz ansehnliches Auflager bilden, mit dem sie sowohl
                              									auf Quer- oder Längsschwellen, als auch unmittelbar auf guten Strassenuntergrund
                              									oder auf Untermörtelungen verlegt werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 464
                              Fig. 1.
                              
                           An der Oberkante sind die beiden Teilschienen P und Q in gleicher Höhe wagerecht abgegrenzt; zugleich ist
                              									die innere Schiene P bei c
                              									hakenförmig gekrümmt, was es mit sich bringt, dass der oberen Oeffnung der Rille des
                              									Schienenstranges die allergeringste Weite gegeben werden kann. Vermöge dieser beiden
                              									zuletzt angeführten Anordnungen ist den Strassenfuhrwerken das Ueberqueren des
                              									Tramwaygeleises wesentlich erleichtert und bis zu einem sehr spitzen Kreuzungswinkel
                              									anstandslos ermöglicht. Wo, wie etwa in schärferen Krümmungen der Bahnlinie, die
                              									Rille eine Erbreiterung erhalten muss, sind deshalb doch keine besonderen Schienen
                              									erforderlich, sondern die gewünschte Erweiterung wird lediglich mit Hilfe der
                              									Innenlaschen Z bewirkt, welche zu diesem Zwecke in
                              									mehreren verschiedenen Stärken bezw. Querschnittabmessungen angefertigt werden. Die
                              									Laschen Z haben nämlich an ihren beiden Hauptflächen
                              									der ganzen Länge nach, rechts wie links, symmetrisch drei rippenförmige
                              									Verstärkungen angewalzt, deren Dicke für die Hauptsorte so bemessen ist, dass die
                              									Füsse von P und Q, wie
                              									bereits weiter oben erwähnt wurde, genau aneinander treffen. Für die scharfen
                              									Krümmungen werden nun einfach Zwischenlaschen benutzt, bei welchen die Seitenrippen
                              									dem Bogenhalbmesser entsprechend stärker gehalten sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 464
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 464
                              Fig. 3.
                              
                           Wenn Francq'sche Geleise der hier geschilderten Form
                              									mittels elektrischen Betriebes befahren werden und als Rückleitungen zu dienen
                              									haben, kommen zur Sicherung der Leitungsfähigkeit Kupferüberbrückungen zur
                              									Benutzung, welche in zweierlei Anordnungen ausgeführt und in der Regel an einer der
                              									Querverbindungsstellen angebracht werden. Für gewöhnlich bringt man solche
                              									Kontaktsicherungen in Abständen von 5 zu 5 m, abwechselnd einmal im rechten, dann im
                              									linken Schienenstrang an. Bei der einen Form sind in der Zwischenlasche Z (Fig. 2) rechts und
                              									links konische Vertiefungen, mit der breiteren Basis nach innen, ausgespart, in
                              									welche eine mit Bolzenstumpf versehene Kupferscheibe k1 bezw. k2 verstaucht wird. Für die beiden Bolzenstumpfe sind
                              									in P und Q Löcher gebohrt,
                              									in welche die ersteren eingesteckt, und wo sie schliesslich von aussen her kalt
                              									vernietet werden. Eine zweite, einfachere Form besteht darin, dass an Z (Fig. 3) ein etwa 35
                              									mm breites Stück der Mittelrippe weggefräst ist, und hier als Ersatz je ein
                              									Kupferstreifen s1 bezw.
                              										s2 zwischen P und Z, sowie zwischen
                              										Z und Q eingeschoben
                              									wird, der den ganzen Hohlraum von der obersten Längsrippe von Z bis zur untersten vollständig ausfüllt, sobald die
                              									Bolzenschrauben gehörig festgezogen sind. Diese beiden
                              									Leitungssicherungen,welche den Vorzug besitzen, ganz geschützt im Inneren des
                              									Verbandes untergebracht zu sein, lassen sich leicht und rasch herstellen, namentlich
                              									die zweitangeführte Form; alle beiden Arten sollen sich gut bewähren, besonders aber
                              									die zuerst geschilderte. Ueberhaupt wird den in Rede stehenden Francq'schen Schienen bezw. Geleisen grosse
                              									Haltbarkeit, leichte Herstellung, besondere Lagerhaftigkeit, bequeme Anpassung an
                              									die Strassenpflasterung, und endlich noch der Vorzug nachgerühmt, dass sie dem
                              									Verkehr der Strassenfuhrwerke weit geringere Schwierigkeiten bereiten als die
                              									meisten anderen Rillenformen. Die Reinigung der Rille geschieht in gewöhnlicher
                              
                              
                              
                              									Weise regelmässig mit der Schabkrücke und, falls es etwa angezeigt erschiene, mit
                              									der Strassenschlauchspritze. Der Aufwand an Stahl und Eisen, wonach die Hauptkosten
                              									des Geleises leicht ausgemittelt werden können, belauft sich hinsichtlich eines
                              									vollständigen Stückes von 10 m Länge auf:
                           
                              
                                 560
                                 kg
                                 für
                                 2
                                 Schienenstranghälften
                                 
                                    Q,
                                    
                                 
                              
                                 450
                                 „
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                                    P,
                                    
                                 
                              
                                 54
                                 „
                                 „
                                 20
                                 Zwischenlaschen Z,
                                 
                                 
                              
                                 28
                                 „
                                 „
                                 5
                                 Verbindungsbleche F nebst den
                                    											Winkel-laschen w,
                                 
                              
                                 22
                                 „
                                 „
                                 40
                                 Schraubenbolzen samt Unterlagsringen.
                                 
                              
                           Demnach sind im ganzen 1114 kg Eisen und Stahl erforderlich
                              									und der laufende Meter Francq-Geleise wiegt mithin 111,4 kg.
                           Eine vielversprechende Zukunft scheint, soweit die bisherigen Erfahrungen reichen,
                              									einer neuen Scheinig-Hofmann'schen
                              									Schienenstossverbindung in Aussicht zu stehen, mittels welcher die
                              									zusammentreffenden Schienenenden in einer Weise steif und haltbar aneinander gefügt
                              									werden, dass einseitige Durchbiegungen am Stosse in der That vollständig
                              									ausgeschlossen sind. Das entspräche eben der idealen Aufgabe aller
                              									Schienenstossverbindungen, denn nur unter der Bedingung eines vollständig glatten,
                              									sich ohne Niveauänderung, d.h. ohne Schienenabbiegung vollziehenden Radüberganges an
                              
                              									den Schienenstössen wird die Oberbauunterhaltung eine wirtschaftliche, die
                              									Schienenabnutzung eine geringe, und die während der Fahrt auftretende üble,
                              									stossende Rückwirkung auf Fahrzeuge und Fahrgäste ein Minimum. Als das Aeusserste,
                              									was in dieser Richtung erreicht wurde, galt bisher die Verschweissung der
                              									Schienenenden, ein Verfahren, das aber trotz seiner unleugbaren aussergewöhnlichen
                              									Vorzüge doch auch seine Schattenseiten besitzt, und im allgemeinen nur bei
                              									schwächeren Schienenprofilen gut benutzt werden kann. Mit der
                              									Schienenstossschweissung hat das Scheinig-Hofmann'sche
                              									Verfahren immerhin etwas Verwandtes, doch entbehrt letzteres aller Schwierigkeiten
                              									bei der Schienenauswechselung, während es gleichzeitig weitaus billiger als das
                              									erstere und für jedes Schienenprofil anwendbar ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 464
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 464
                              Fig. 5.
                              
                           Die genannte Verbindung besteht nur aus drei Teilen, nämlich aus einer Unterlagplatte
                              										AA (Fig. 4), einem
                              									Klemmbackenstücke B und einem Keil C. Die Breite dieser drei aus Guss- und Martin-Stahl
                              									hergestellten Teile ist natürlich mehr oder minder vom Schienenprofil abhängig,
                              									beträgt aber für A bei Breitfussschienen im allgemeinen
                              									das Doppelte des Schienenfusses. Ebenso hängt die Länge der Verbindungsstücke von
                              									der Höhe und Schwere der Fahrschienen ab, sowie davon, ob die
                              									Schienenstossverbindung auch noch durch Laschen und Schraubenbolzen verstärkt ist,
                              
                              									wie es Fig. 5 zeigt, was namentlich dort vorkommen
                              									kann, wo bestehende Geleise durch die neuen Stossverbindungen vervollkommnet werden
                              									sollen. In diesen zuletzt gedachten Fällen macht man die Stücke AA und B 16 cm und G etwa 17,5 cm lang; sollen jedoch bei Schienen, wie
                              									sie auf Strassenbahnen für gewöhnlich in Verwendung kommen, bloss neue
                              
                              									Stossverbindungen ohne Laschen und Schraubenbolzen hergestellt werden, dann erhalten
                              									die Teile AA und B eine
                              									Länge von 20 cm und der Keil G eine solche von 22 cm.
                              									Bei der Herstellung einer der in Rede stellenden Verbindungen werden zuvörderst die Stösse
                              									der beiden Nachbarschienen, nachdem diese an ihren Enden entsprechend der
                              									Verbindungslänge gereinigt werden, dicht aneinander gebracht und sodann wird das
                              									Klemmbackenstück B an den Schienenfuss fest
                              									angeschoben, derart, dass die Längsmitte von B mit der
                              									Stossfuge der Schienen zusammenfällt. Weiter erfolgt auf der anderen Seite, genau
                              									gegenüber von B, das ähnliche Anlegen der vorher in
                              									einer Feldschmiede mittels Holzkohlen rotglühend gemachten Unterlagplatte AA. Dieses Anlegen geschieht mit Hilfe von
                              									Schmiedezangen und namentlich eines eigens angeordneten, mit zwei bogenförmigen
                              									Klauen versehenen Presshebels. Letzterer, eigentlich eben nichts anderes als ein
                              									grösserer Geissfuss, wird mit der einen, etwas schärfer eingebogenen Klaue bei n unter dem Schienenkopfe angelegt und mit der zweiten
                              									Klaue gegen m gestemmt; durch Niederdrücken des
                              
                              									Geissfusshebels schiebt also der betreffende Arbeiter die Klemmbacke der glühenden
                              									Unterlagplatte AA mit grosser Kraft auf den
                              									Schienenfuss, während gleichzeitig ein zweiter Arbeiter den Keil C
                              									„kalt“ zwischen A und B eintreibt. Vermöge des gewählten Keilquerschnittes werden nicht nur die
                              
                              									Klemmbacken von A und B
                              									dicht auf den Schienenfuss gepresst und zu einem einzigen Ganzen vereinigt, sondern
                              									gleichzeitig auch die Platte AA gegen oben gedrückt, so
                              
                              									dass ein vollständig gleichmässiges Auflager für die Schienenenden gesichert ist. Um
                              									diese beiden Wirkungen zu erzielen, ist eben der Winkel β (Fig. 4), Welcher die Fuge zwischen B und G bildet, kleiner
                              									gewählt als 90°, und der die Stossfuge zwischen A und
                              										G bestimmende Winkel a
                              									wieder etwas kleiner angeordnet als β. Die feste
                              									tadellose Verbindung wird übrigens selbstverständlich nicht bloss durch den Keil an
                              									sich, sondern insbesondere durch die Zusammenziehung der erkaltenden Unterlagplatte
                              										AA mit bewirkt. Von dem Augenblicke an gerechnet,
                              									in welchem die rotglühenden Unterlagplatten aus der nebenstehenden Feldschmiede
                              									entnommen werden, bis zur Vollendung des Verbandes dauert die ganze Arbeit 2½ bis
                              									höchstens 3 Minuten. Schienenstossverbindung aus 20 cm langen Unterlagplatten
                              									erfordern keine weiteren Nebenverbindungen aus Laschen und Schraubenbolzen, und
                              									erhöhen bei alledem die Festigkeit und Widerstandsfähigkeit des Geleises im
                              									allgemeinen, namentlich wenn – was als Regel durchgeführt werden soll und sich
                              									sozusagen von selbst ergibt – jener Teil des Verbandes, in welchen der Keil
                              
                              									eingetrieben ist, durchweg auf die Aussenseite der Geleise verlegt wird, wobei es
                              									zur Erleichterung der Montierungs- oder Demontierungsarbeiten auch noch
                              									empfehlenswert erscheint, die sämtlichen Keilköpfe des einen Schienenstranges der
                              									Anfangsstation und jene im zweiten Schienenstrange desselben Geleises der Endstation
                              									zuzukehren.
                           Es bedarf kaum eines besonderen Hinweises, dass, wie bereits weiter oben
                              									hervorgehoben wurde, die gleichzeitige Anwendung des Scheinig-Hoffmann'schen Verbandes mit jedem der landläufigen Laschen
                              									Verbindungen keine Schwierigkeit bietet, dem Geleise aber für alle Fälle
                              									ausserordentlich zum Vorteil gereichen wird. Sind die Stosslaschen des
                              									Bolzenverbandes flach oder überhaupt am Fussende nicht besonders verstärkt, wie es
                              									das in Fig. 5 gekennzeichnete Vignol-Schienenbeispiel
                              									zeigt, so wird einfach nach Fertigstellung der Scheinig-Hofmann'schen Stossverbindung in gewöhnlicher Weise die
                              									Schraubenbolzenverbindung durchgeführt. Haben die zu verwendenden Verbindungslaschen
                              									jedoch unten eine Ausbiegung oder eine angewalzte Rippe, welche der Fussplatte AA und dem Klemmbackenstück B im Wege stünde, so wird dieselbe einfach auf die erforderliche Breite
                              									abgemeisselt, weggefräst, abgestanzt o. dgl., und bei der Herstellung der
                              									Schienenstossverbindungen wieder dieselbe Reihenfolge eingehalten, wie im
                              									vorbesprochenen Falle. Kurz, der Scheinig-Hofmann'sche
                              									Verband lässt sich – lediglich abgesehen von Anordnungen eisernen Oberbaues – jedem
                              									System breitfüssiger Schienen anpassen und zum ersichtlichen Vorteil der Geleise
                              
                              									beiordnen. Auch kann die Scheinig-Hofmann'sche
                              									Schienenstossverbindung stets wieder mit Hilfe eines Setzhammers unter Aufwendung
                              									weniger kräftiger Hammerschläge durch Zurücktreiben des Keiles ohne jegliche
                              									Deformation der einzelnen Teile gelöst werden, so dass sich die letzterenohne
                              									weiteres für neue Verbindungen wieder verwenden lassen. Alle diese Umstände sind so
                              									günstig, dass sie auch von Seite der über den Charakter von Trambahnen
                              									hinausreichenden Eisenbahnanstalten Beachtung verdienen, um so mehr als sich auch
                              									solchen Bahnen die Kosten für die neuen Stossverbände voraussichtlich durch die
                              									wirtschaftlich günstigen Rückwirkungen auf die Oberbau- und Wagenunterhaltung
                              									ehestens hereinbringen würden.
                           Nach den seitens der Linzer elektrischen Tramway
                              									bekanntgegebenen Daten stellen sich die Kosten der Verbandausführung – Arbeit und
                              
                              									Holzkohlenverbrauch – pro Stück auf 17,5 Pfg. Die Beschaffungskosten eines
                              									vollständigen Verbandes belaufen sich ab Stahlwerk für 16 cm lange Sätze auf rund 8
                              									Mk., für 20 cm lange auf 11,65 Mk. Die Teile A und B bestehen aus Gussstahl von 56 kg Festigkeit und 10
                              									bis 12 ‱ Dehnung; die Keile sind aus Martinstahl hergestellt. Scheinig-Hofmann'sche Schienenstossverbindungen sind
                              									unseres Wissens zur Zeit auf der elektrischen Pässlingbergbahn und bei der Linz-Urfahr
                                 										elektrischen Stadtbahn eingeführt, bei einer Reihe anderer Bahnen, darunter
                              									auch auf den Linien der Münchener
                                 										Trambahnaktiengesellschaft werden damit Versuche gemacht.
                           Es darf schliesslich eines Vorzuges der geschilderten Schienenverbindungen nicht
                              
                              
                              									vergessen werden, durch den sie besonders allen jenen elektrischen Bahnen wertvoll
                              									gelten darf, welche sich der Geleise als Rückleitung oder sonstwie als Stromführung
                              									bedienen. Die Scheinig-Hofmann'sche Anordnung stellt
                              									sich nämlich, vorausgesetzt, dass die Schienenenden vor der Herstellung der
                              									Verbindung gehörig gereinigt worden sind, erfahrungsmässig weit leitungsfähiger
                              									heraus, als die gewöhnlichen, mit Kupferüberbrückungen versehenen
                              									Laschenverbindungen. Diesen Umstand hat Oberingenieur E.
                                 										Hutter auch durch vergleichende Messungen festgestellt. Die hergebrachten
                              									oder sonst eben unerlässlichen Kupferüberbrückungen können sonach bei den Scheinig-Hofmann'schen Schienenstossverbindungen ohne
                              									weiteres wegbleiben, vorausgesetzt, dass die bisherigen freilich noch ziemlich
                              									jungen Erfahrungen auch in späterer Zeit gleich günstig bleiben, was mit grosser
                              									Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt werden darf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 465
                              Fig. 6.
                              
                           Als die Verbesserung einer alten, von Demerbe schon Ende
                              									der siebziger Jahre für Pferdebahnen angegebenen Schienenform, stellt sich eine
                              									Anordnung dar, nach welcher im Jahre 1894 ein 6 km langes Stück der Bradforder Stadtbahn ausgeführt worden ist, und für die
                              									laut Mitteilung des Engineering, welcher wir auch im
                              									nachstehenden folgen, die günstigsten Erfahrungen vorliegen sollen. Bei dieser
                              									Anordnung, welche Fig. 6 durch einen Querschnitt der
                              									Schienenstossverbindung erläutert, besitzen die mit einer Rille versehenen
                              									Fahrschienen S, ähnlich wie Schienen für eisernen
                              									Oberbau mit Längsschwellen, die Form eines umgestürzten Troges, der auf einer aus
                              									Beton hergestellten Untermauerung oder, besser gesagt, Längsschwelle B ruht, welche unmittelbar auf dem Strassengrund,
                              									nämlich auf den in den englischen Städten allgemein üblichen Betonkörper M der Strasse ausgeführt wird. Diese gemauerten
                              
                              									Schwellen erhalten zuförderst nur jene Höhe, welche sie haben müssen, um den beiden
                              									Schienenfüssen n1 und
                              										n2, sowie den in
                              									der Abbildung nicht ersichtlich gemachten die Spurweite sichernden Querverbindungen
                              									des Geleises das gehörige Auflager zu gewähren. Sind die Querverbindungen
                              									(Spurstangen) verlegt, erfolgt erst darüber das Auslegen der Fahrschienen S, deren Hohlräume sodann nach genau durchgeführtem
                              									Richten unter Beihilfe eigener Werkzeuge mit Beton derart ausgefüllt oder
                              									ausgegossen werden, dass hierdurch homogene Längsschwellen unter den Schienen
                              									entstehen, die mit den letzteren sozusagen einen einzigen Körper bilden. Hierin
                              									liegt eben das Neue und Verbesserte, denn thatsächlich sollen die bisherigen
                              									Erfahrungen nachgewiesen haben, dass die mit Beton ausgefüllten Demerbe-Fahrschienen, obwohl ihr Gewicht pro laufenden
                              									Meter bloss 29,3 kg beträgt, ohne jeglicher Gefahr einer Deformation dem stärksten
                              									Raddrucke zu widerstehen vermögen. So konnte beispielsweise im Herbste verflossenen
                              										Jahres eine der
                              									1894 verlegten Denterbe'schen Schienen gelegentlich
                              									einer Untersuchung erst durch wiederholte, mit einem schweren Hammer ausgeführte,
                              									kräftige Schläge von der Betonschwelle losgelöst werden und selbst nach dem
                              									gewaltsamen Aufheben blieb noch ein beträchtlicher Teil des eingegossenen Cementes
                              									im Schienenhohlraume festsitzend zurück. Obwohl für die Unterhaltung des
                              									betreffenden Geleises seit den sechs Jahren des Bestandes gar nichts gethan worden
                              									war, zeigten sich bei obiger Untersuchung doch alle Teile desselben, nämlich
                              									Schiene, Stossverbindungen und Spurstangen, im tadellosesten Zustande. Der in Bradford zur Verwendung gekommene Beton bestand aus
                              									einer Mischung von vier Teilen Granitgriess und einem Teil Portlandcement.
                           Sehr einfach sind auch die Schienenstossverbindungen; dieselben bestehen nämlich
                              									lediglich aus einer sattelförmigen, stählernen 23,4 kg schweren Stosslasche U (Fig. 6), die genau in
                              									das innere Profil der Fahrschiene S passt, und auf der
                              									die Enden der beiden aneinanderzufügenden Fahrschienen im gleichen Ausmasse
                              									aufliegen. Etwa 10 cm und 20 cm vor und hinter der Stossfuge der Schienen, welche
                              									einfach durch möglichst enges Aneinanderrücken der Schienenstösse entsteht, wobei
                              									auf die Dilatation weiter keine Rücksicht genommen wird, befinden sich in den
                              
                              									Schienenwänden, sowie in der Verbindungslasche U
                              									vierkantige Löcher, durch welche als Abschluss der Schienenstossverbindung zwei
                              									stählerne Keilnägel K1
                              									und K2 übereinander,
                              									einer von rechts, einer von links, durch die noch feuchte Betonmasse getrieben
                              									werden. Diese Nägel werden schliesslich an ihrem schwachen, durch und über die
                              									Schienenwand hinausreichenden Ende umgebogen und mit einem Presshebel fest an die
                              
                              									Aussenwand der Schiene festgepresst.
                           Zur Sicherung der Geleisweite dienen die schon oben erwähnten, aus stehendem
                              
                              									Flacheisen hergestellten Spurstangen, welche an ihren beiden Enden zum Erfassen
                              									derSchienenfüsse n1 und n2 mit
                              									zwei Schlitzen versehen sind, von denen der äussere die genaue Stärke und Schräge
                              									des äusseren Schienenfusses besitzt, wogegen der innere Schlitz wohl die Schräge des
                              									inneren Schienenfusses aufweist, dabei aber etwa dreimal so weit als die
                              									Schienenwand stark ist. Jener Spielraum, der nach dem Aufsetzen der Schienen auf die
                              									Spurstangen im inneren, breiteren Schlitz entsteht und der schon deshalb vorgesehen
                              									sein muss, um die Schienen in die Spurkranzschlitze überhaupt hineinbringen zu
                              									können, wird mittels eines Keiles aus weichem Stahl scharf verklemmt. Schienen,
                              									Laschen und Spurstangen werden schon in der Fabrik für die gerade Bahn, sowie für
                              									die Krümmungen jener Halbmesser, welche bei der Bradforder
                                 										Stadtbahn im Gebrauch stehen, zurecht gebracht bezw. den betreffenden
                              									Geleis weiten entsprechend geschlitzt.
                           Da das Demerbe-Geleise in der That nur aus wenigen Teilen und zwar nur aus Teilen
                              
                              									besteht, an denen weder Schrauben noch Muttern vorkommen, so erklären sich hieraus
                              									leicht die geringen Anforderungen an Unterhaltung, welche man der Anordnung
                              									nachrühmt. Angeblich soll aber auch die Herstellung sich sehr billig stellen und
                              									rascher als bei anderen Trambahngeleisen ausgeführt werden können, was doch nur
                              									relativ richtig sein dürfte, schon mit Rücksicht auf den Umstand, dass die
                              									Strassenpflasterung immer erst der Schräge der Schienenfusswände angepasst werden
                              									muss. Gerade in diesen schrägen Fugen zwischen Schienen und Pflastersteinen lag nach
                              									den alten, mit Demerbe- und ähnlichen Schienen gemachten Erfahrungen ein erheblicher
                              										UebelstandVgl. Blum, Zentralblatt der Bauverwaltung vom 11.
                                    											Mai 1901, Nr. 37, S. 235., der vorliegendenfalls wohl nur dadurch
                              									abgeschwächt und beseitigt werden konnte, wenn die Betonschwellen sich wirklich
                              									einerseits mit dem Strassengrund, andererseits mit der Schiene zu einem einzigen,
                              									fest zusammenhängenden Körper bindet.