| Titel: | Der neue Edison-Akkumulator. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 470 | 
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                        Der neue Edison-Akkumulator.
                        Der neue Edison-Akkumulator.
                        
                     
                        
                           Wie bei allen von Edison geschaffenen Neuerungen
                              									wusste auch diesmal die Tagespresse Wunderdinge über diesen neuen Akkumulator,
                              									welcher in Bezug auf seine Qualitäten alles bisher Bestehende übertreffen soll, zu
                              									berichten, während die technischen Zeitschriften sich diesbezüglich nur auf kurze
                              									Notizen beschränkten, in welchen zumeist Zweifel über den Wert dieser Erfindung zum
                              									Ausdrucke gelangten, oder die Angaben der Tagespresse in ihren Details widerlegt
                              									wurden.
                           Auch jetzt, wo die Details dieser Neuerung einigermassen bekannt sind, muss ein
                              									allgemein skeptisches Verhalten der berufenen Fachorgane, gegenüber den angeblichen
                              									Vorteilen, konstatiert werden.
                           Eigentlich hat man es jedoch mit zwei voneinander grundsätzlich verschiedenen
                              									Neuerungen zu thun, indem die für die zwei in Betracht kommenden Akkumulatorentypen
                              									verwendeten Materialien ganz verschiedene sind und nur in der äusseren Form eine
                              									gewisse Aehnlichkeit aufweisen.
                           Das ältere Patent bezieht sich auf einen Kupfer-Kadmiumakkumulator, bei welchem, von
                              									den Untersuchungen Lalande und Chaperon's ausgehend,
                              									das Zink in den Akkumulatoren von Desmazures-Commelin de
                                 										Baillache durch Kadmium ersetzt wurde. Bei diesem Akkumulator ist die
                              									negative Elektrode oder der positive Pol des Elementes aus rotem Kupferoxydul und
                              									die positive Elektrode oder der negative Pol aus Kadmium gebildet, wobei als
                              									Elektrolyt eine Lösung kaustischer Soda oder Natronlauge verwendet wird.
                           In diesem Sinne ist dieser neue Akkumulator mit dem von Schmidt und Junger in ihrem schwedischen Patente beschriebenen als
                              									identisch anzusehen.
                           Die Verbesserungen, welche Edison durchgeführt zu haben
                              
                              									behauptet, beziehen sich auf die nachfolgenden Punkte, und zwar 1. Verwendung von
                              									sehr fein verteiltem Kupfer, durch welches sich, wie es scheint, wasserfreie Oxyde
                              									oder Anhydrite desselben bilden, sonach das Auftreten von in der kaustischen Lauge
                              									löslichen Oxydhydraten vermieden wird. 2. Verhinderung von lokalen Aktionen im
                              									Innern des Elementes, wie solche sonst durch Kupferniederschlag auf die positive
                              
                              									Elektrode entstehen müssten, wenn sich ein Teil des Kupferoxydes im Elektrolyte
                              									löst. 3. Infolgedessen Vermeidung von porösen Umhüllungen der negativen Elektrode
                              									zum Zwecke der Hintanhaltung solcher Kupferanlagerungen, und 4. Verminderung der
                              									Flüssigkeit im Akkumulator selbst, wodurch sich das Gewicht der Batterien auf
                              									weniger als die Hälfte des Gewichtes von gleich leistungsfähigen Bleiakkumulatoren
                              
                              									herabdrücken lassen soll.
                           Besonderes Augenmerk wurde seitens Edison's der
                              									Präparation der für den Akkumulator zur Verwendung gelangenden Materialien gewidmet
                              									und gibt das Patent eine detaillierte Beschreibung der hierbei vorzunehmenden
                              									Manipulationen. Nach den Beobachtungen von Edison soll
                              									Kupferoxyd in äusserst fein verteiltem Zustande ganz besondere Eigenschaften
                              									erhalten. Um dasselbe nun in diesem Zustande zu gewinnen, wird reines Kupferkarbonat
                              									durch Wasserstoff bei möglichst niederer Temperatur reduziert. Die niedere
                              									Temperatur soll eine Grundbedingung sein,indem sonst die Dichtigkeit des
                              									Kupfers eine viel grössere und soll in dessen Wirksamkeit eine geringere wird.
                           Das Kadmium wird in reinem faserigen und äusserst fein verteilten Zustande durch
                              									Elektrolyse einer Sulfatlösung derselben unter Anwendung einer grossen Stromdichte
                              									erhalten. Als Kathode wird hierbei ein feiner Platinfaden, als Anode eine Platte aus
                              									Kadmiummetall verwendet. Der sich an diese Platte anlegende Niederschlag wird von
                              
                              
                              
                              									Zeit zu Zeit abgenommen und in Wasser gewaschen, um die an demselben haftende
                              									Sulfatlösung auszulaugen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 469
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 469
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 469
                              Fig. 3.
                              
                           Die Träger der aktiven Masse oder die Elektrodenplatten bilden dünne perforierte
                              									Nickelplatten, auf welche, wie dies aus Fig. 1 bis
                              										3 erhellt, in regelmässigen Abständen eine Reihe
                              									achtkantiger Tröge, gleichfalls aus perforiertem Nickelblech bestehend, in der Weise
                              									aufgesetzt sind, dass sie nur über eine Seite derselben hervorstehen. Die dünnen
                              									Tragplatten sind an ihren Enden nach oben und unten zu mit Verlängerungen versehen,
                              									in welche Löcher geschlagen sind, durch welche die einzelnen Platten mittels eigener
                              									isolierter Bolzen in dem gegenseitigen richtigen Abstande erhalten werden. Die obere
                              									Verlängerung dieser Platten dient als Stromabnehmer und wird in die daselbst
                              									vorgesehene Oeffnung ein Bolzen durchgetrieben, der alle Platten gleicher Polarität
                              									leitend verbindet. Dieser Bolzen geht durch die Wandungen des Troges, welcher die
                              									Platten aufnimmt, und endet ausserhalb desselben in eine Einschalteklemme.
                           Das auf die früher schon beschriebene Weise präparierte Kupferoxyd wird nun unter
                              									leichtem Druck in Form von Pastillen gebracht, die sich den Ausmessungen des Innern der an die
                              									Nickelplatten anzuheftenden Tröge in der Weise genau anpassen, dass sie sich in
                              									diese Tröge leicht einsetzen lassen, deren Raum aber vollständig ausfüllen. Die auf
                              									diese Weise präparierten positiven Platten werden nunmehr in einer nach aussen
                              									abgeschlossenen Büchse durch 6 bis 7 Stunden einer Temperatur von 260 ° ausgesetzt,
                              									wodurch sich das rote Kupferoxydul in schwarzes Kupferoxyd verwandelt. Hierbei ist
                              									darauf zu achten, dass die Temperatur nicht über diese Grenze steigt, weil sonst die
                              
                              									Dichtigkeit des Materials erhöht wird. Diese Platten werden hierauf elektrolytisch
                              									behandelt, um das Kupferoxyd zu metallischem Kupfer zu reduzieren.
                           In ähnlicher Weise wird das durch den vorhergehenden Prozess erhaltene Kadmium zu
                              									Pastillen geformt und in die Tröge der negativen Platten eingefüllt.
                           Die Tröge, in welche die auf diese Weise präparierten Platten eingesetzt werden, sind
                              									aus Nickel oder aus im Innern vernickeltem Eisen hergestellt. Dieselben können nach
                              									aussen hin vollkommen abgeschlossen sein und genügt eine ganz kleine Oeffnung im
                              									Deckel, um den Gasen, welche sich nahe dem Ende der Ladung bilden, einen Abzug zu
                              									verschaffen. Als Elektrolyt wird eine 10%ige Lösung von reiner kaustischer Soda
                              									verwendet.
                           Der sich bei der Ladung und Entladung abspielende chemische Vorgang ist ein sehr
                              									einfacher. Im normalen Zustande ist das Kadmium oxydiert, während das Kupfer
                              									metallisch bleibt. Wird das Element geladen, so findet vorerst eine Zersetzung des
                              									Wassers statt, wodurch sich Kupferoxyd bildet und das Kadmiumoxyd zu metallischem
                              									Kadmium reduziert. Bei der Entladung bildet sich wieder Kadmiumoxyd und metallisches
                              									Kupfer.
                           Nach Edison's Angaben bedarf dieser Akkumulator nur sehr
                              									geringer Mengen des Elektrolytes, um die vorgeschriebenen Reaktionen aufrecht zu
                              									erhalten, und sollen die positiven und negativen Platten unter Zwischenlage von mit
                              									der Flüssigkeit imprägnierten Asbestplatten zusammengepresst und so auf einen sehr
                              									engen Raum beschränkt werden können.
                           Da das spezifische Gewicht der verwendeten Materialien ein bedeutend geringeres ist
                              									als das des Bleies und der Bleipräparate, können alle Dimensionen bei gleicher
                              									Leistungsfähigkeit viel geringer gehalten werden, und muss sohin das Gewicht dieser
                              									Akkumulatoren, nachdem dieselben ausserdem nur sehr geringer Mengen von
                              									Elektrolytflüssigkeit bedürfen, bedeutend geringer werden.
                           Die elektromotorische Kraft dieses Akkumulators wird mit 0,44 Volt angegeben, eine
                              									Ziffer, die befremdend wirkt, da sich Kadmium in der Spannungsreihe ziemlich nahe
                              									dem Zink anreiht, und die ähnlichen Akkumulatoren von Desmazures-Commelin de Baillache, bei welchen nur das Kadmium durch Zink
                              
                              									ersetzt ist, eine Spannung von 1 Volt ergeben sollen, sohin eine derartige
                              									Herabminderung der Spannung ziemlich unwahrscheinlich erscheinen lässt.
                           Ueber den inneren Widerstand, die Lade- und Entladestromstärke, sowie über den
                              									Spannungsabfall bei der Entladung und den Wirkungsgrad' fehlen alle Angaben. Soweit
                              									dies nach dem chemischen Vorgange beurteilt werden kann, wird jedoch der Nutzeffekt
                              
                              
                              									eher grösser als kleiner sein, wie bei den Bleiakkumulatoren, indem sich hier keine
                              									Zwischen Verbindungen bilden, während bei letzteren die Bildung von Bleisulfat einen
                              									erhöhten Spannungsabfall bedingt und den Wirkungsgrad namentlich bei grösseren
                              									Entladestromstärken ungünstig beeinflusst.
                           Hiergegen dürften die Beschaffungskosten, wie sich schon aus der Verwendung der
                              									teueren Rohmaterialien und aus der komplizierten Präparierung derselben ergibt,
                              									wesentlich höher sein als die der Bleiakkumulatoren.
                           Ueber die Haltedauer dieser neuen Sammlerbatterien im praktischen Betriebe fehlen
                              									selbstredend noch die Erfahrungen. Aus alledem zieht sich der Schluss, dass dieser
                              									neue Sammler, wenn er die sonstigen angegebenen Vorzüge auch wirklich besitzt, mit
                              									dem Bleisammler kaum in jenen Fällen, wo grosse Wirksamkeit bei geringem
                              									Eigengewicht, wie bei den elektrischen Selbstfahrern gefordert wird, in wirksamen
                              									Wettbewerb einzutreten vermag, weil die geringe elektromotorische Kraft die
                              									fünffache Anzahl der Zellen erfordert, um die gleiche Spannung wie bei dem
                              
                              
                              									Bleisammler zu erhalten.
                           Diese Erkenntnis scheint Edison auch bewogen zu
                              									haben, seine Studien noch weiter auszudehnen. Sein Hauptbestreben war dahin
                              									gerichtet, das Kupferoxyd, welches bisher in der Mehrzahl der Elemente den zur
                              									Durchführung der chemischen Prozesse im Innern derselben erforderlichen Sauerstoff
                              									lieferte, durch ein anderes entsprechendes Material zu ersetzen. Unter den bekannten
                              									Metallen sind es namentlich Quecksilber und Silber, welche aus ihren
                              									Sauerstoffverbindungen den Sauerstoff leicht abgeben und daher als Ersatz für das
                              									Kupfer in Betracht gezogen werden können. Sie konnten jedoch aus dem Grunde keine
                              									Verwertung finden, weil sich bei deren Anwendung in alkalischen Elektrolyten gewisse
                              									Schwierigkeiten ergeben und namentlich Silber in dem Elektrolyte teilweise löslich
                              									ist. Ausserdem bildet der Preis dieser Materialien ein Hindernis für deren
                              									allgemeine Verwertung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 470
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 470
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 470
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 470
                              Fig. 7.
                              
                           Während seinen Untersuchungen ist es Edison nach seinen
                              									Angaben, wir folgen hier der Beschreibung des am 27. April 1. J. herausgegebenen
                              									englischen Patentes Nr. 2490, gelungen, ein Element zu finden, welches den
                              									Sauerstoff bei der Entladung viel leichter abgibt als Quecksilber, hierbei
                              									verhältnismässig billig, von geringem Gewichte und grosser Dauerhaftigkeit und im
                              									Elektrolyte fast absolut unlöslich ist.
                           Es ist ihm auch gelungen, ein neues oxydierbares Element für die Anwendung in
                              									derartigen Batterien zu finden, welches geringes Gewicht hat und dessen
                              									Erzeugungskosten verhältnismässig nieder sind.
                           Diese beiden neuen Elemente werden zweckmässig gemeinsam zur Bildung von
                              									Sammlerzellen verwendet; wiewohl dieselben selbstverständlich unabhängig von
                              									einander in anderen Kombinationen Verwertung finden können.
                           
                           In vorstehender Fig. 4 ist eine Vorderansicht der
                              									Platten gegeben, innerhalb welcher diese neuen Elemente oder aktiven Massen
                              									untergebracht werden. Dieselben bilden eine Art von Taschen oder Behältnissen und
                              									erscheint in der Zeichnung die Vorderwand teilweise abgebrochen. Fig. 5 zeigt einen Schnitt dieser Platte in der
                              									Richtung der strichpunktierten Linie. In Fig. 6 sind
                              									zwei derartige Platten, welche die Kombination einer einfachen Zelle darstellen, in
                              									Draufsicht gezeichnet, während Fig. 7 die Details in
                              									einem Stücke des vergrösserten Schnittes genauer ersichtlich werden lässt.
                           Die gesamte Platte ist aus einem Nickelrahmen mit zwei horizontalen und vier
                              									vertikalen Hippen gebildet, die von einem um dasselbe gebogenen äusserst dünnen
                              									Nickelblatte von ungefähr 0,125 mm Wandstärke umgeben sind. In die durch die Rippen
                              									des festen Rahmens gebildeten Hohlräume wird die aktive Masse eingebettet. Die die
                              									Platte abschliessenden dünneren Nickelbleche sind durchlöchert und können diese
                              									Löcher zwar durchgestanzt werden, aber es ist besser, sie bloss durchzudrücken, so
                              									dass sie nach innen Buckeln bilden, indem hierdurch die Berührungsfläche zwischen
                              									Metall und aktivem Materiale wesentlich vergrössert wird. Die einzelnen Löcher sind
                              									in einem Abstande von 0,75 mm neben- und übereinander angeordnet. Zur Herstellung
                              									der Platten wird Nickel deshalb verwendet, weil es in einer alkalischen Lösung unter
                              
                              									dem Einflüsse des elektrischen Stromes nicht oxydiert. Es unterliegt jedoch keinem
                              									Anstände, an Stelle desselben sorgfältig und vollkommen mit Nickel plattiertes Eisen
                              
                              									zu verwenden, oder den eigentlichen Tragrahmen für die aktive Masse aus Hartgummi
                              									oder einem anderen indifferenten Materiale herzustellen.
                           Auf der Aussenseite dieser Platten ist ferner eine Anzahl von isolierenden Plättchen
                              
                              									5 befestigt, welche eine gegenseitige Berührung der einzelnen Platten, wenn
                              									dieselben in die Flüssigkeit eingesenkt werden, verhindert.
                           Um nun zu den neuen Elementen, die hier verwendet werden, überzugehen, sei im
                              									vornehinein erwähnt, dass das eine der Elemente nichts anderes als in besonderer
                              									Weise präpariertes Eisen ist, das andere hingegen eine höhere Oxydationsstufe des
                              									Nickels als Nickeloxyd darstellt.
                           Die Darstellung des Eisens wird wie folgt beschrieben: Eisenmonosulfid (einfach
                              									Schwefeleisen) wird so fein verrieben oder zerquetscht, dass die einzelnen Teilchen
                              									durch ein Sieb, welches ungefähr 6,4 Oeffnungen pro qmm hat, hindurchgehen. Das auf
                              									diese Weise gewonnene Pulver wird nun mit Flockengraphit, dessen Flocken etwas
                              									grösser als die Oeffnungen der perforierten dünnen Nickelplatten sind und zwar in
                              
                              									dem Verhältnisse von 8 Gewichtsteilen Schwefeleisen und 2 Gewichtsteilen Graphit,
                              									sehr innig vermischt. Dieses Gemisch wird sodann mit einer 20%igen Lösung von
                              									Aetzkali benetzt, und nach erfolgter Durchfeuchtung mit einem passenden Instrumente
                              									in die noch unbedeckten Rahmen eingestrichen und festgestampft.
                           Hierauf wird über die Masse eine 6 bis 7 mm dicke Schicht flockiger Asbestfasern
                              									gelegt und das Ganze durch die bereits mehrfach erwähnte dünne Nickelplatte gegen
                              									aussen abgeschlossen. Diese Nickelplatte, welche über den ganzen Rahmen gebogen ist,
                              									wird an ihrem oberen Ende, wie dies aus Fig. 4 bis
                              										7 ersichtlich ist, durch über den Rahmen
                              									geflochtene Nickeldrähte 7 festgehalten.
                           Das auf diese Weise geformte Element wird nun der elektrolytischen Oxydation in einer
                              									Kalilaugelösung unterworfen, wobei sich Eisenoxydhydrat bildet und der freiwerdende
                              									Schwefel mit der Kalilösung zu einem hier nicht näher bezeichneten Salze
                              									(wahrscheinlich Einfach-Schwefel-Kalium. D. V.) verbindet. Die Diffusion dieses
                              									Salzes aus der Masse wird durch zeitweisen Wechsel der Stromrichtung wesentlich
                              									erleichtert.
                           Das Element ist nun zum Gebrauche fertig, wobei, damit es zur stromabgebenden Wirkung
                              									gelangen kann, das Eisenoxydhydrat zu metallischem Eisen reduziert werden muss, was
                              
                              									durch die Ladung dann erfolgt, wenn in das Element die den hierbei freiwerdenden
                              									Sauerstoff aufnehmende negative Elektrode eingesetzt ist.
                           Das auf diese Weise erhaltene Eisenoxyd nimmt an Masse zu und übt mit Graphit
                              									gemischt einen beträchtlichen Druck auf die Abschlusswände des Elementes
                              									ausverhindert aber gleichzeitig eine Veränderung des ursprünglichen Zustandes
                              									der Masse selbst dann, wenn sich bei Ueberladung Gase im Innern derselben
                              									entwickeln. Der Gebrauch des Eisenmonosulfides ermöglicht es, die grössten Mengen
                              									Eisenoxydes auf einen möglichst geringen Raum zusammenzudrängen und dasselbe in jene
                              									Form zu bringen, durch welche es auf elektrolytischem Wege leicht zu metallischem
                              									Eisen reduziert werden kann.
                           Getrocknete Oxyde von Eisen lassen sich in keiner Weise durch den elektrischen Strom
                              									reduzieren. Schwammiges Eisen, wie solches durch Reduktion verschiedener Eisensalze
                              									mittels Wasserstoffs erhalten werden kann, zeigt ein geringes Oxydationsvermögen,
                              									Eisenoxydhydrate sind ungeheuer mässig und, wenn nicht getrocknet, sehr schwer zu
                              									behandeln. Getrocknet zeigen sie einen grossen Widerstand gegen die elektrolytische
                              									Einwirkung des elektrischen Stromes. Thatsächlich ist die einzige Form von
                              									Eisenoxyd, welche sich auf diesem Wege in den metallischen Zustand überführen lässt,
                              									die aus dem Monosulfid auf dem angegebenen Wege gewonnene, da das durch längeres
                              									Kochen von gewöhnlichem Eisenoxydhydrat mit Wasser zu gewinnende Monohydrat sich
                              
                              									zwar auch reduzieren, aber infolge seiner schwammigen Beschaffenheit nicht in jenen
                              									Quantitäten in die Hohlräume der Rahmen einführen lässt, wie das erwähnte Hydroxyd.
                              									Durch die Erzeugung des Eisenoxydes aus dem Monosulfide wird dasselbe eben in der
                              									benötigten kompakten Form erhalten und lässt sich auch durch den elektrischen Strom
                              									vollständig reduzieren.
                           Da weiteres, fein verteiltes, auf die angegebene Art erhaltenes Eisen durch die
                              									elektrolytische Behandlung keine lösliche Verbindung bildet, ist das oxydierende
                              									Element nach der Angabe Edison's absolut permanent und
                              									wird auch das Elektrolyt bei jedem Zustande des Arbeitens der Zelle in keiner Weise
                              									verändert.
                           Das Sauerstoff aufspeichernde Element beruht auf der von Edison ausgehenden Entdeckung, dass sich die niederen Oxyde von Kobalt und
                              									Nickel, mit einem Leiter in Verbindung gebrachtem einer alkalischen Lösung unter dem
                              									Einflüsse des elektrischen Stromes fast vollständig auf eine höhere Oxydationsstufe
                              									bringen lassen, welche Oxyde wieder unter gegebenen Verhältnissen den aufgenommenen
                              									Sauerstoff leicht abgeben und in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren.
                           Dies führte zu der Konstruktion des neuen Sauerstoff aufspeichernden Elementes,
                              									welches bei grosser Kapazität viel geringeres Gewicht und grössere Beständigkeit
                              									haben soll, als irgend eines der bisher für diese Zwecke gebrauchten Elemente. Weder
                              									Kobalt- noch Nickeloxyd ist in einem alkalischen Elektrolyte löslich, auch geben
                              									beide annähernd die gleiche Spannung, so dass beide gleich gut anwendbar sind, doch
                              									gibt Edison dem Nickel wegen seines geringeren Preises
                              									den Vorzug.
                           Er schlägt zu diesem Zwecke Nickeloxydhydrat aus einer seiner Lösungen nieder,
                              									trocknet diesen Niederschlag nach vorherigem Auswaschen langsam an der Luft,
                              									pulverisiert ihn dann und presst ihn durch Siebe, bei welchen ungefähr 6,4 Maschen
                              									auf den qmm gehen. 7 Gewichtsteile des so gewonnenen pulverförmigen Hydrates werden
                              									hierauf mit 3 Gewichtsteilen Flockengraphit innig gemischt, hierauf mit einer
                              									geringen Menge Wassers angefeuchtet und das so gewonnene Gemisch in die Rahmen
                              									eingefüllt, wobei jedoch stets nur geringe Quantitäten zu gleicher Zeit genommen
                              
                              									werden dürfen und sofort gründlich festgestampft werden müssen. Ist die Masse in den
                              									Rahmen eingefüllt, so wird dieselbe auf die ganz gleiche Weise, wie dies bei dem
                              									Eisenelement beschrieben wurde, mit einer Asbestlage überdeckt und hierauf die
                              									Abschlussplatte durch Nickeldraht befestigt.
                           Diese Platten werden sodann in einer Kaliumoxydhydratlösung durch längere Zeit der
                              									Einwirkung eines elektrischen Stromes von einer Stromdichte von ungefähr 8
                              									Milliampères pro qcm der Oberfläche ausgesetzt, wodurch die höhere Oxydationsstufe
                              									des Nickels gebildet wird. Ist dieser Oxydationsprozess vollendet, so ist auch das
                              									Element gebrauchsfertig.
                           Die Beimischung von Graphit zur aktiven Masse bezweckt, eine möglichst grosse
                              									Kontaktoberfläche zu erhalten, was notwendig ist, weil sich die elektrolytische
                              									Oxydation und
                              									Reduktion nicht weit von der leitenden Oberfläche, mit welcher das Oxyd in Berührung
                              
                              									steht, ausbreitet, wiewohl die höheren Oxyde von Nickel und Kobalt Leiter zu sein
                              									scheinen. Da Graphit sich gegenüber der Einwirkung sowohl des Lade- als auch des
                              									Entladestromes indifferent bezeigen soll, ferner zwischen Graphit und den Oxyden
                              									keine Lokalwirkung entsteht, erweist sich dieses Material, welches nebenbei eine
                              
                              									grosse Leitungsfähigkeit besitzt, für die angedeuteten Zwecke als am besten
                              									geeignet.
                           Die Anwendung von Nickelhydraten an Stelle anderer Nickelverbindungen wird aus dem
                              									Grunde vorgezogen, weil sie leicht herzustellen sind und durch Aufsaugen der
                              									Flüssigkeit innerhalb der Elemente anschwellen, hierdurch einen innigen Kontakt mit
                              									den leitenden Metallteilen herstellen, vollkommen gleichmässig bleiben, und
                              									elektrolytisch nicht in den metallischen Zustand überführt werden können.
                           Die beiden hier beschriebenen Elemente werden am besten gemeinsam verwendet, wobei
                              									eine 25%ige wässerige Lösung von Kaliumhydroxyd als Elektrolyt dient. Entsprechend
                              									dem allmählichen Herabgehen der chemischen Reaktionen während der Entladung, sowie
                              									dem Wechsel des Widerstandes in den aktiven Massen ist die Spannung einer derartigen
                              									Zelle eine schwankende, doch beträgt dieselbe im Durchschnitt 1 Volt und steigt
                              
                              									frisch geladen bis 1,38 Volt. Diese Batterie kann überladen, vollständig entladen
                              									und in entgegengesetzter Richtung geladen werden, ohne Schaden zu leiden. Ebenso
                              									soll starke Gasentwickelung keinen Einfluss auf den ursprünglichen Zustand der
                              									Elemente ausüben. Die Platten werden unter der Einwirkung des elektrischen Stromes
                              									nicht oxydiert, und ist der ganze Vorgang unabhängig von der Stärke der Lösung, so
                              									dass die Batterie von grosser Dauer und bemerkenswert geringem Gewichte ist.
                           Entgegen der vorstehenden Beschreibung wird die Herstellung der Elektroden dieser
                              									Eisen-Nickelsammlerzelle in einem von A. E. Kennelly im
                              									amerikanischen Institute der Elektroingenieure abgehaltenen Vortrage abweichend
                              
                              									dargestellt. Nach derselben haben die einzelnen Platten oder Elemente ursprünglich
                              									genau dieselbe Form wie die der eingangs beschriebenen Kupfer-Kadmiumakkumulatoren,
                              									nur dass hier die Träger und die Tröge aus nickelplattierten Stahlplatten gefertigt
                              									sind. Auch die Art und Weise der Einbringung der aktiven Masse in die Tröge oder
                              									Büchsen ist ganz die gleiche. Die Tröge oder Büchsen, welche die aktive Masse voll
                              									umschliessen, werden nun in die Zwischenräume der Platte, in welche sie genau
                              									einpassen, eingesetzt und hierauf die gesamte Platte in einer hydraulischen Presse
                              									einem Drucke von 100 t unterworfen. Durch diesen Druck schliessen sich nicht nur die
                              									Büchsen ganz genau, sondern werden auch deren Metallseiten über die angrenzenden
                              									Vertiefungen in den Stahlrahmen gezwängt, so dass sich das Ganze zu einer einzigen
                              									soliden und harten Stahlplatte zusammenfügt und eine gut leitende Verbindung
                              									zwischen der aktiven Masse und dem Gitterrahmen hergestellt wird. Die auf diese
                              
                              									Weise hergestellte Platte hat eine Gitterdicke von 0,36 mm und eine Taschendicke von
                              									2,5 mm und stellt dies eine normale Platte dar.
                           Die in eine Zelle abwechselnd eingesetzten elektropositiven und elektronegativen
                              									Platten werden gegenseitig durch zwischengelegte Hartgummiplättchen isoliert.
                           Bezüglich des chemischen Vorganges, der sich in dieser Sammlerzelle abspielt, führt
                              										Kennelly an, dass der negative Pol oder das
                              									positive Element, welches dem Zink einer primären Zelle entspricht, hier aus Eisen,
                              
                              									der positive Pol oder das negative Element, dem Kupfer oder der Kohle einer solchen
                              									Zelle entsprechend, aus einem Superoxyd des Nickels, das die Formel NiO2 haben dürfte, gebildet wird. (Es dürfte diese
                              									Verbindung eher das Sesquioxyd des Nickels Ni3O4 sein. D. V.) Das Elektrolyt besteht aus einer 10
                              									bis 40%igen Lösung von Kalihydrat, welche erst bei – 30 ° C. gefriert.
                           In der entladenen Zelle haben wir im positiven Elemente Eisenoxydhydrat, im negativen
                              									Elemente Nickeloxyd oder Nickeloxydul. Der Ladestrom reduziert nun die
                              									Eisenverbindung zu schwammigem, metallischem Eisen, führt den hierbei freiwerdenden
                              									Sauerstoff zu dem Nickeloxyde oder Oxydul, welches nun in die höhere
                              									Oxydationsstufe(Nickelsuper- oder Sesquioxyd) übergeht. Der ladende Strom trägt
                              									dementsprechend den Sauerstoff, der chemischen Affinität entgegenwirkend, vom Eisen
                              									zum Nickel und sammelt die Energie in dem reduzierten Eisen, welches in der Ruhe vom
                              									Elektrolyte nicht angegriffen wird.
                           Bei der Entladung geht der Strom vom positiven Pole des Elementes über den äusseren
                              									Stromkreis zum negativen Pole und von diesem wieder im Innern des Elementes zum
                              									positiven Pole zurück. Der Sauerstoff wandert nun dem Strome entgegen, vom Nickel
                              									zum Eisen, wodurch ersteres in eine niedrigere Oxydationsstufe zurückgeführt,
                              									letzteres hingegen oxydiert wird. In nicht geschlossenem Zustande der Zelle bleibt
                              									dagegen der durch die Ladung geschaffene Zustand stabil.
                           Das Elektrolyt beteiligt sich hierbei an dem Prozesse in keiner Weise und hat nur die
                              									Aufgabe, den freiwerdenden Sauerstoff aufzunehmen und dem anderen Pole zuzuführen.
                              									Die Menge des Elektrolytes kann daher, da dasselbe keine aktive Rolle spielt, sehr
                              									weit reduziert werden, wohingegen die Menge des Elektrolytes im Bleiakkumulator,
                              									weil demselben eine sehr wichtige Rolle bei den sich im Innern desselben
                              									vollziehenden komplizierten Vorgängen zufällt, eine ganz bestimmte und ziemlich
                              
                              									bedeutende sein muss, unter welche, will man nicht die Wirksamkeit der Zelle
                              									beeinträchtigen, nicht herabgegangen werden darf. Man glaubt, dass das Gewicht der
                              									Lösung bei diesem neuen Sammler in der Praxis nur 20 % des Gewichtes der Platten
                              									oder 14% des totalen Zellengewichtes sein wird.
                           Das Element soll unmittelbar nach der Ladung eine Entladespannung von 1,5 Volt und
                              									nach vollständiger Entladung eine solche von 1,1 Volt haben, was höher ist, als Edison in seinem Patente selbst angibt, nämlich 1,38
                              									und 1 Volt.
                           Würde sich die Nickelverbindung absolut neutral erweisen, so dass bei der Oxydation
                              									und Desoxydation derselben weder Energie gebunden noch entwickelt würde, müsste die
                              									an den Klemmen auftretende Spannung, der Eisen und Sauerstoff zukommenden
                              									Spannungsdifferenz, d. i. 1,47 Volt, entsprechen.
                           Bei exothermischem Verhalten der Nickel-Sauerstoffverbindung müsste sich die Spannung
                              									verringern, bei endothermischem Verhalten hingegen vergrössern.
                           Zieht man jedoch den Durchschnitt aus den beiden obigen Angaben, so ist anzunehmen,
                              									dass sich diese Nickel-Sauerstoffverbindung vollständig passiv verhält, und wir es
                              									hier nur mit einem Eisen-Sauerstoffelement zu thun haben.
                           Von mehr praktischem Werte sind die Angaben über die Kapazität und die
                              									Leistungsfähigkeit dieser Zellen. Nach denselben wird als normaler Entladungsstrom
                              									0,93 Ampères pro 1 qcm der Gesamtoberfläche der Platten angegeben.
                           Die Sammelkapazität einer Zelle auf die Gewichtseinheit bezogen soll 30,85
                              									Wattstunden pro 1 kg betragen. Dementsprechend müsste eine Zelle, welche eine
                              									Kilowattstunde abzugeben vermag, ein Gewicht von 32,4 kg besitzen.
                           Sind diese Angaben richtig, was ja bei der bekannten Wertschätzung, welcher sich
                              									dieser bekannte Elektrotechniker allenthalben erfreut, anzunehmen ist, so wäre das
                              									Leistungsverhältnis, auf das Gewicht bezogen, ein sehr günstiges, indem bekanntlich
                              									das bei Bleiakkumulatoren erforderliche Gesamtgewicht für die Leistung einer
                              									Kilowattstunde zwischen 55 bis 130 kg schwankt, wobei jedoch noch zu berücksichtigen
                              									ist, dass die Haltedauer der geringgewichtigen Bleiakkumulatoren, insbesondere wenn
                              									dieselben stark wechselnd beansprucht werden, eine äusserst kurze ist, während
                              
                              									gerade für die Edison-Akkumulatoren grosse
                              									Widerstandsfähigkeit als besonderer Vorteil angegeben wird.
                           Die niedrigste normale Entladungs-Energiemenge pro Totalgewicht der ganzen Zelle ist
                              									8,82 Watt pro 1 kg, was einer normalen Entladezeit von 3½ Stunden entspricht,
                              									dieselbe kann aber auch ohne Anstand mit 26,46 Watt erfolgen. Ueber die
                              									Entladungsverhältnisse geben die beiden Entladungskurven einer Experimentalzelle
                              										(Fig. 8 und 9)
                              									interessante Auskünfte. Die Entladung wurde in beiden Fällen durch Regulierung
                              									der Stromstärke mittels regulierbarer Widerstände für die ganze Dauer gleich
                              									erhalten und betrug die Entladungsstromstärke in dem einen Falle 42,5, im anderen
                              									Falle 75 Ampère. Wie sich nun aus den beiden Kurven ergibt, sinkt die
                              									Klemmenspannung zu Beginn ziemlich rasch, um sodann durch längere Zeit in nahezu
                              									einer Geraden abzufallen, und erst ziemlich nahe beim Schlusse der Entladung rascher
                              									auf die unterste Grenze überzugehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 473
                              Fig. 8.
                              
                           Bemerkenswert ist, wenn man Kurve Fig. 8 und Fig. 9 vergleicht, dass sich das Nutzergebnis bei
                              									Entladung mit grösserer Stromstärke bedeutend günstiger stellt, als bei der
                              									Entladung mit der geringeren Stromstärke, was den bisherigen Erfahrungen, wonach
                              									dasselbe bei Vergrösserung der Entladestromstärke stetig sinkt, im Widerspruche zu
                              									stehen scheint.
                           Ueber die Ladestromstärke und Ladespannung sind ebensowenig Angaben zu finden, wie
                              									über den Wirkungsgrad oder das Verhältnis zwischen eingelieferter und
                              									wiedergegebener Energiemenge.
                           Ob die Aufgabe, die sich Edison bei Konstruktion dieser
                              									Zelle gestellt hat, nämlich eine Zelle zu schaffen, welche folgende Eigenschaften
                              									besitzt: 1. Nichtabnutzung durch den Gebrauch, 2. grosse Sammelkapazität pro
                              									Gewichtseinheit, 3. Fähigkeit rasch entladen und geladen zu werden, 4.
                              									Widerstandsfähigkeit gegen fahrlässige Behandlung und 5. Billigkeit, hiermit jedoch
                              									gelöst erscheint, bleibt mehr als fraglich, wenn auch zugestanden werden muss, dass
                              									wenn die Angaben auf Thatsächlichem fussen, hierdurch ein weiterer wesentlicher
                              
                              									Fortschritt auf dem Gebiete des Akkumulatorenbaues zu verzeichnen ist.
                           Betrachtet man diese Punkte einzeln und für sich, so zeigt sich bei näherem Eingehen
                              									auf die Vorgänge 5 im Innern des Elementes bei Ladung und Entladung, dass eine
                              									fortwährende Ausdehnung und Zusammenziehung der aktiven Massen stattfinden muss,
                              									indem dieselben einesteils Sauerstoff aufnehmen, andernteils abgeben und hierdurch
                              									ihr Volumen verändern. Der wechselnde Druck dieser Massen auf die umgebende
                              									Umhüllung wird, wenn dieselbe auch eine grosse Elastizität besitzt, doch im Laufe
                              									der Zeit deformierend auf dieselbe einwirken und deren endliche Zerstörung bedingen.
                              									Desgleichen scheint sich der Graphit nicht, wie angenommen wird, vollkommen inaktiv
                              									zu verhalten, indem nachgewiesen erscheint, dass an den Elektroden Kohlenoxydgas
                              									auftritt, welches doch nur von einer Oxydation des Graphites herrühren kann. Durch
                              									diese Zerstörung des Graphites muss nun der Akkumulator in seiner Leistung
                              									zurückgehen, um endlich ganz unwirksam zu werden. Auch dürfte an den
                              
                              									Berührungspunkten zwischen den Stahlplatten des Rahmens und den nickelplattierten
                              									Trögen ebenso eine Zerstörung auftreten wie bei den Bleiträgern im Akkumulator. Sind
                              									daher auch alle Bedingungen so günstig als möglich, so kann doch von einer absoluten
                              
                              									Nichtabnutzung durch den Gebrauch nicht die Rede sein.
                           Was nun die Sammelkapazität pro Gewichtseinheitbetrifft, so ist dieselbe
                              									jedenfalls als günstig zu betrachten. Die bisherigen Erfahrungen sind jedoch nur an
                              
                              									neuen derartigen Zellen gesammelt. Findet jedoch die Zerstörung des Graphites
                              									wirklich statt, so wird ein Sinken der Kapazität und ein Steigen des inneren
                              									Widerstandes hiermit Hand in Hand gehen, wodurch die anfänglich günstigen Ergebnisse
                              									nicht für die Dauer aufrecht zu erhalten sind.
                           Wie lange dieser Umwandlungsprozess währt, lässt sich nur auf Grund länger währender
                              									Erfahrungen ermitteln.
                           Die Fähigkeit, rasch geladen oder entladen zu werden, welche hier durch viele und
                              									dünne Platten erreicht wird, ist zwar vorhanden, doch muss dieselbe mit
                              									fortschreitender Zerstörung des Graphites, welche die Leistungsfähigkeit
                              									beeinflusst, ebenfalls nach und nach zurückgehen.
                           Die Widerstandsfähigkeit gegen fahrlässige Behandlung ist zwar in grösserem Masse
                              									vorhanden, allein auch dieser sind durch die Vorgänge im Innern des Akkumulators
                              									gewisse Grenzen gesetzt und wird zu häufiges Ueberschreiten der zulässigen
                              									Stromstärke sowohl beim Laden als Entladen das erwähnte Zerstörungswerk nur
                              									befördern.
                           In Bezug auf den Preis hofft Edison zwar durch geeignete
                              									rationelle Fabrikation mit dem Bleiakkumulator konkurrieren zu können; allein es ist
                              									auch, wenn dies zutrifft, der Erfolg kein sehr grosser, da der Bleiakkumulator
                              									einmal untauglich geworden, noch immer einen gewissen Wert beibehält, indem das
                              									Material desselben immer wieder verwertet werden kann. Ein untauglich gewordener Edison-Akkumulator dürfte hingegen kaum mehr eintragen
                              									als den Preis von altem Eisen, da ein Rückgewinn der Nickelpräparate mit grösseren
                              									Auslagen verbunden sein dürfte, als deren Wert beträgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 473
                              Fig. 9.
                              
                           Als schwerwiegendster Nachteil dieses Akkumulators dürfte jedoch dessen geringer
                              									Nutzeffekt zu bezeichnen sein, welcher kaum mit 50%, bei rascher Ladung aber noch
                              									viel geringer anzunehmen ist. Es ergibt sich dies aus der Erwägung, dass die
                              									chemische Verwandtschaft des Eisens zum Sauerstoff eine viel innigere ist, als die
                              									des Bleies, somit zum Zerlegen der Eisen-Sauerstoffverbindung eine viel grössere
                              									Energiemenge erforderlich sein wird, wobei die Verluste durch Erwärmung relativ
                              									grössere werden müssen als bei einer Verbindung, die ihren Sauerstoff leichter
                              									abzugeben vermag.
                           Auch in Bezug auf die elektrolytische Wirkung des Stromes scheint ein Irrtum
                              									vorzuwalten, indem die Annahme, es wirke das Elektrolyt nur als Kanal für den
                              									Sauerstoff, welcher von einer der Elektroden zur anderen wandelt, den allgemein
                              									bekannten Gesetzen der Elektrolyse direkt widerspricht.
                           Es muss hier ebenso wie bei allen derartigen Prozessen vorerst das Kalkhydrat zerlegt
                              									werden, dessen Zersetzungsprodukte auf das Wasser einwirken, welches nunmehr
                              									Sauerstoff an die neue Elektrode abgibt, während der freiwerdende Wasserstoff das
                              									Eisen reduziert und mit dem entnommenen Sauerstoff neuerlich Wasser bildet.
                           Ein abschliessendes Urteil über den neuen Akkumulator lässt sich allerdings noch
                              									nicht fällen, indem Erfahrungsdaten überhaupt noch nicht vorliegen, während doch nur
                              									die praktische Erfahrung, unterstützt von eingehendenwissenschaftlichen
                              									Untersuchungen, einen sicheren Schluss zu ziehen gestattet. Aber selbst wenn dieser
                              									neue Akkumulator alles das hält, was demselben angerühmt wird, dürfte derselbe den
                              									altbewährten Bleiakkumulator nicht aus allen seinen Anwendungsgebieten zu verdrängen
                              									vermögen. Hingegen scheint demselben, sofern er nur ausreichende
                              									Widerstandsfähigkeit erweist, um einige Hunderte von Ladungen und Entladungen
                              									auszuhalten, ohne wesentliche Einbusse an seinen Qualitäten zu erleiden, ein grosses
                              									Feld der Verwertung überall dort gesichert, wo grosse Kapazität und grosse
                              									Widerstandsfähigkeit gegen abnorme Beanspruchung bei geringem Gewichte erfordert
                              									wird, Anforderungen, welchen der Bleiakkumulator wenigstens dermalen noch nicht
                              									Rechnung zu tragen vermag.