| Titel: | Der sprechende elektrische Flammenbogen und die Versuche, denselben praktisch zu verwerten. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 486 | 
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                        Der sprechende elektrische Flammenbogen und die
                           								Versuche, denselben praktisch zu verwerten.
                        Der sprechende elektrische Flammenbogen und die Versuche, denselben
                           								praktisch zu verwerten.
                        
                     
                        
                           Bereits im Jahre 1897 beobachtete Dr. H. Simon,
                              									dass der Lichtbogen einer Gleichstrombogenlampe mit intensivem knatternden Geräusche
                              
                              									zu ertönen beginnt, wenn in der Nähe der Bogenlampenleitung und parallel oder nahezu
                              									parallel zu derselben eine zweite Leitung verläuft, welche von schwachen, aber
                              									intermittierenden Strömen durchflossen ist.
                           Angeregt durch diese höchst wahrscheinlich zufällige Entdeckung, führte Simon eine Reihe von Versuchen durch, welche ergaben,
                              									dass diese Erscheinung schon durch sehr schwache Induktionsströme hervorgerufen
                              									wurde, und der Flammenbogen selbst durch die naturgemäss minimen Induktionsströme
                              									einer Telephonleitung zum Ertönen gebracht werden konnte. Hierbei bediente er sich
                              									der in Fig. 1 dargestellten Anordnung. In derselben
                              									bedeutet B den Lichtbogen, M das Mikrophon, E die Mikrophonbatterie und
                              
                              										J eine Induktionsrolle oder einen Transformator zur
                              									Erhöhung der Induktionswirkung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 485
                              Fig. 1.
                              
                           Es zeigte sich nun zur Ueberraschung des Untersuchenden, dass der Flammenbogen nicht
                              									nur Klopfen, Pfeifen, Singen, Musizieren auf das Deutlichste übertrug, sondern auch
                              									selbst das gesprochene Wort verständlich wiederzugeben vermochte.
                           Die Lautwirkung als solche war hierbei jedoch so schwach, dass zur Wahrnehmung
                              									derselben mit Glastrichtern verbundene Hörrohre verwendet werden mussten.
                           In neuerer Zeit ist es nun einesteils durch Verwendung sehr empfindlicher Mikrophone,
                              									andernteils durch Ermittelung der günstigsten Versuchsbedingungen gelungen, die
                              									Wirkung so weit zu erhöhen, dass das Musizieren bezw. Sprechen der Flamme einer
                              									grösseren Zuhörermenge gut vorgeführt werden kann.
                           Ebenso wie als Empfänger, lässt sich der Flammenbogen auch als Geber verwenden. Es
                              									ist in diesem Falle nur die Mikrophonbatterie und das Mikrophon durch ein Telephon
                              									zu ersetzen.
                           Eine bedeutend vereinfachte Anordnung für diese Versuche wurde von Ernst Ruhmer in Berlin angegeben. Bei derselben wird
                              									sowohl der Transformator als die Mikrophonbatterie weggelassen, und direkt ein
                              									Zweigstrom der Lichtleitung, der durch einen entsprechenden Widerstand abgeschwächt
                              									ist, zur Speisung des Mikrophones verwendet. Diese Schaltung ist in Fig. 2 dargestellt, und bezeichnet hier B wieder den Lichtbogen und M das Mikrophon, wogegen der eingeschaltete Widerstand mit W hervorgehoben ist.
                           Weit bessere Resultate erzielt man mit der von W.
                                 										Duddell angegebenen Schaltung, bei welcher der Lampenstromkreis von dem
                              									Mikrophonstromkreise vollständig getrennt wird, und die Uebertragung der
                              									intermittierenden Ströme desselben auf den Lichtbogen unter Vermittelung eines
                              									Transformators erfolgt. Der Gesichtspunkt, von welchem hierbei ausgegangen wurde,
                              									war der, dass ein Uebergang des Gleichstromes des Bogenlampenstromkreises in die
                              									Mikrophonleitung und umgekehrt des intermittierenden Stromes der letzteren in den
                              
                              									Lampenstromkreis hintanzuhalten ist, damit die Wirkungen beider Stromkreise im
                              									Lichtbogen am besten zum Ausdruck gelangen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 485
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 485
                              Fig. 3.
                              
                           Zu diesem Zwecke wurde in die mit dem Lichtbogen in Verbindung stehende Leitung der
                              									Sekundärspule des Transformators ein Kondensator oder eine Kapazität eingeschaltet,
                              									welche den Uebergang der intermittierenden Induktionswechselströme in den Lichtbogen
                              									auf dem Wege der statischen Induktion zwar gestattet, aber dem Uebergange des
                              									Gleichstromes in die Transformatorleitung ein unüberwindliches Hindernis
                              									entgegensetzt. Da nun weiter, wie bekannt ist, eine Selbstinduktion mit kleinem
                              									Widerstände (Drosselspule) einen Gleichstrom passieren lässt, einem Wechselstrom
                              									aber mehr oder minder den Weg versperrt, war es nur natürlich, dass in die
                              									Gleichstromleitung derartige Drosselspulen eingesetzt wurden. Bei der
                              									diesbezüglichen in Fig. 3 dargestellten Anordnung
                              									sind die Drosselspulen mit D und der Kondensator mit
                              										C bezeichnet. Die übrigen Bezeichnungen wurden den
                              										Fig. 1 und 2
                              									entsprechend gleichgehalten.
                           Um den Lichtbogen als Mikrophon zu benutzen, wird die etwas vereinfachte, in
                              										Fig. 4 dargestellte Schaltung verwendet, in
                              									welcher T das Empfangstelephon bezeichnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 486
                              Fig. 4.
                              
                           Dass diese Anordnung in verschiedener Weise abgeändert werden kann, zeigen die Fig. 5 bis 7. Die in
                              										Fig. 5 dargestellte Anordnung stammt von Simon, welcher dieselbe für jene Fälle anwendete, in
                              									welchen die Bogenlampe direkt von einer Dynamomaschine gespeist wird, indem sowohl
                              									die von ihm als von Dr. Reich durchgeführten Versuche
                              									zeigten, dass sich mit der in Fig. 1 dargestellten
                              									Schaltung zwar die ganz gleichen Resultate dann erzielen lassen, wenn der
                              									Flammenbogen von einer Akkumulatorenbatterie gespeist wird, und sich in der Leitung
                              									keine Selbstinduktion vorfindet; wenn letzteres jedoch der Fall ist und die Dynamo
                              									als Selbstinduktion von grosser Drosselwirkung zu betrachten ist, lässt sich die
                              									Anwendung des Duddell'schen Kunstgriffes in dieser oder
                              									jener Form nicht vermeiden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 486
                              Fig. 5.
                              
                           Bei der in Fig. 6 vorgeführten Anordnung, welche als
                              									eine Kombination der in Fig. 2 und 3 dargestellten anzusehen ist, ist ein Widerstand w und eine Selbstinduktion im Nebenschlusse zur
                              									Kapazität geschaltet. Diese Anordnung ergibt ganz gute Resultate. Als einfachste und
                              									zweckmässigste Schalteweise hat sich die in Fig. 7
                              									dargestellte erwiesen. Bei derselben wird ein Mikrophonkreis direkt vom Lampenstrome
                              									abgezweigt und innerhalb der beiden Abzweigepunkte der Lichtleitung ein Widerstand
                              									und eine Selbstinduktion eingeschaltet, so dass die durch das Mikrophon
                              									hervorgerufenen intermittierenden Ströme den Weg über den Lichtbogen nehmen
                              									müssen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 486
                              Fig. 6.
                              
                           Wie nun schon früher erwähnt und in der Schaltung Fig.
                                 										4 dargestellt wurde, kann auch der Flammenbogen selbst als Mikrophon
                              									ausgenutzt und die in demselben erregten Elektrizitätswellen in einem Telephon als
                              									Schallwellen aufgefangen, somit der Ton durch denselben übertragen werden. Da nun
                              									der Flammenbogen auf der einenSeite als Mikrophon, auf der anderen Seite als
                              									Telephon wirkt, stellt sich nun von selbst die Frage, ob es nun nicht möglich sei,
                              									den Flammenbogen sowohl als Sender als auch als Empfänger zu verwenden und der
                              									beiden Bindeglieder, Telephon und Mikrophon, gänzlich zu entbehren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 486
                              Fig. 7.
                              
                           Diese Idee wurde auch, sofort nach Bekanntwerden dieser im vorstehenden kurz
                              									skizzierten Eigenschaften des Flammenbogens, von J. H.
                                 										West zum Ausdruck gebracht. Es ist dies nun auch thatsächlich der Fall,
                              									allein die praktische Durchführung begegnet manchen Schwierigkeiten, indem die
                              									Wirkung des Flammenbogens als Mikrophon eine relativ geringe ist, und es schon bei
                              									der Anordnung eines Telephons als Empfänger (Fig. 4)
                              
                              									notwendig wird, die Schallwellen energisch auf den Flammenbogen zu konzentrieren und
                              									gleichzeitig, um eine entsprechende Lautwirkung zu erhalten, ein lautsprechendes
                              									Telephon in Anwendung zu bringen. Hierzu ist noch zu bemerken, dass, um die
                              									günstigsten Bedingungen für die Durchführung derartiger Experimente zu erhalten, ein
                              									sehr weiter Abstand der beiden Lampenkohlen, also ein sehr langer Lichtbogen
                              									erforderlich ist, welcher bei allzu intensiver Erschütterung durch die auf ihn
                              									einwirkenden Schallwellen leicht ausgeblasen wird, so dass auch in diesem Falle
                              									besondere Vorkehrungen getroffen werden müssen, um dies zu verhindern.
                           Die hierfür anzuwendende Schaltungsanordnung zeigt Fig.
                                 										8.
                           Bei der in Fig. 9 dargestellten Anordnung wird
                              									zwischen den beiden Feldmagneten der Dynamomaschine ein Transformator mit einem
                              									Mikrophonstromkreis eingeschaltet und hierdurch bedingt, dass der Feldmagnetstrom
                              									den Schwankungen des Mikrophonstromes folgt. Es entsteht hierdurch eine diesen
                              									Schwankungen entsprechende Oscillation der E. M. K. der
                              									Dynamomaschine und müssen demnach alle in das Netz eingeschalteten Bogenlampen das
                              									wiederholen, was in das Mikrophon hineingegeben wird.
                           Auf diese Weise lassen sich von dem Maschinenhause aus Nachrichten nach allen Punkten
                              									des Netzes gleichzeitig verbreiten und ist selbst eine musikalische Uebertragung
                              									denkbar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 486
                              Fig. 8.
                              
                           Selbstredend muss hierbei das Mikrophon so situiert werden, dass es durch die
                              									Geräusche und Erschütterungen des Maschinenraumes nicht beeinflusst wird.
                           Da diese Schwankungen der E. M. K. der Dynamomaschine
                              									durch die Mikrophonströme, entsprechend der geringen Intensität der letzteren, nur
                              									äusserst geringe sein können, ist auch in keiner Weise zu befürchten, dass hierdurch
                              									das gute Brennen der Lampen Einbusse erleidet.
                           Zu Fig. 9 sei noch bemerkt, dass in derselben in
                              									Ergänzung der
                              									Bezeichnungen A den Anker und F die Feldmagnetwickelungen der Maschine darstellen.
                           Bevor nun auf weitere Erscheinungen, die unter bestimmt gegebenen Verhältnissen im
                              									Lichtbogen auftreten, und die mit den bereits bekannt gegebenen Erscheinungen in
                              									ursächlichem Zusammenhange stehen, übergegangen wird, sei der Versuch unternommen,
                              									die Ursachen, welche die Lautübertragung durch den Lichtbogen bedingen, so Weit die
                              									bisherigen Forschungen reichen, klarzulegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 487
                              Fig. 9.
                              
                           Nach Prof. Dr. H. Th. Simon, welcher diesen Gegenstand
                              									bisher am eingehendsten verfolgte, sollen die übergelagerten schnellen
                              									Stromänderungen mit denselben gleichen Schritt haltende Aenderungen der Joul'schen Wärme im Flammenbogen hervorrufen. Diese
                              									Aenderungen der Joul'schen Wärme bedingen nun dieselben
                              									entsprechenden Aenderungen des Volumens der leitenden Gase des Lichtbogens, die sich
                              									naturgemäss in der umgebenden Luft als Schallwellen ausbreiten müssen. Nach
                              									diesbezüglich ausgeführten Messungen soll ein Stromstoss, wie solcher durch eine
                              									Stimmgabelschwingung im Mikrophon hervorgerufen wird, eine Temperaturerhöhung des
                              									Flammenbogens um ca. 0,3 °C. bedingen. Hieraus liessen sich nun die Volums- und
                              									Dichtigkeitsschwankungen der Gase im Flammenbogen berechnen, welche sich mit den bei
                              									den Schallwellen gemessenen Schwankungen in guter Uebereinstimmung befanden.
                           Diese Anschauung bezw. Erklärung der Ursachen wurde vielfach bestritten und suchte
                              									namentlich Ingenieur L. Baumgardt die im sprechenden
                              									Flammenbogen auftretenden Vorgänge dadurch zu erklären, dass sich der Flammenbogen
                              									im magnetischen Felde der Erde befindet, wodurch er eine wenn auch kleine Ablenkung
                              									erfährt. Da nun die Grösse dieser Ablenkung der Stromstärke proportional ist, müsste
                              									dieser Flammenbogen bei Oscillationen der Stromstärke diesen Oscillationen genau
                              									folgen, welche sich natürlich wieder auf die umgebende Atmosphäre übertragen werden
                              									und die Lautwirkungen gleichfalls als erklärlich erscheinen lassen. Wäre nun diese
                              									Anschauung richtig, so müssten sich mit einem Flammenbogen in einem stärkeren
                              									magnetischen Felde viel kräftigere Wirkungen hervorrufen lassen. Da nun die von Simon im Vereine mit Baumgardt und Dr. Reich in dieser Richtung
                              									hin durchgeführten Versuche ein vollständig negatives Resultat ergaben, erscheint
                              									diese Erklärung hinfällig.
                           Hingegen dürften die Schlussfolgerungen, die F. Braun
                              									aus den Simon'schen Versuchen gezogen hat, die von
                              									letzterem gegebene Erklärung bestätigen. Er wies nämlich darauf hin, dass sich
                              									theoretisch die Intensität einer solchen Wärmewirkung beliebig steigern lassen muss.
                              									Die Joul'sche Wärme ist bekanntlich dem Produkte aus
                              									dem Quadrate der Stromstärke und des Widerstandes proportional. Wächst nun der Strom
                              									um eine kleine Grösse di, so ist die auftretende Joul'sche Wärme nicht mehr wi2, sondern gleich w (i + di)2
                              									= wi2 + 2 widi + wdi2, was so viel besagt, dass die Zunahme der Joul'schen Wärme nicht bloss dem Stromzuwachs di, sondern auch dem ursprünglichen Strome proportional
                              									ist, sohin die Wirkung im Flammenbogen um so grösser sein muss, je stärker man den
                              									Bogenlampenstrom wählt.
                           Wenn nun auch das Vorhandensein eines richtigen Ohm'schen Widerstandes im Flammenbogen noch zweifelhaft ist, wiewohl die
                              									neueren Duddell'schen Versuche einensolchen zu
                              									bestätigen scheinen, und andererseits eingehende Versuche in dieser Richtung noch
                              									nicht durchgeführt wurden, so lassen doch die bisherigen rohen Erfahrungen den
                              									Schluss zu, dass eine Vergrösserung der Stromstärke thatsächlich die Lautwirkung des
                              									Flammenbogens günstig beeinflusst, wodurch die Erklärungen von Simon eine kräftige Stütze finden.
                           Für die Durchführung der einschlägigen Versuche sind eine Reihe von
                              									Vorsichtsmassregeln erforderlich; so ist es von grossem Vorteile, möglichst lange
                              									Flammenbogen zu haben. Duddell war der erste, welcher
                              									Flammenbogen bis zu 10 cm Länge verwendete, wiewohl sich auch mit Flammenbogen von 2
                              									bis 3 cm ganz zufriedenstellende Ergebnisse erzielen lassen. Der Auswahl der
                              									Lichtkohlen ist grosse Aufmerksamkeit zu widmen, und haben sich für diese Zwecke
                              									Dochtkohlen oder besser noch mit Salzen imprägnierte Kohlen (Bremer'sche Kohlen) am besten bewährt. Unter Umständen gelingen jedoch
                              									die Versuche bei Verwendung von nicht imprägnierter Homogenkohle ganz gut.
                           Um möglichst grosse Amplituden der durch das Mikrophon erregten Elektrizitätswellen
                              									zu erzielen, ist es wünschenswert, im Mikrophonstromkreise eine möglichst hohe
                              									Stromstärke anzuwenden. Allein hier kann leider eine gewisse Grenze nicht
                              									überschritten werden, weil sich bei zu hoher Stromstärke zwischen den Elektroden des
                              									Mikrophones leicht Lichtbogen bilden, die das Mikrophon verbrennen und unwirksam
                              
                              									machen. Die Versuche, widerstandsfähigere Mikrophone für diese Zwecke zu
                              									konstruieren, haben bisher leider noch zu keinem vollständig befriedigenden
                              									Ergebnisse geführt. Am besten haben sich für diese Zwecke bisher lautkräftige
                              									Kohlenkörner-Mikrophone erwiesen, die ausserdem noch den Vorteil haben, dass das
                              									Kohlenklein leicht und in einfacher Weise erneuert werden kann.
                           Der weitere Verfolg dieser Versuche hat zur Erkenntnis einer Reihe von neuen
                              									Thatsachen geführt, die ebenfalls das allgemeine Interesse zu erwecken berufen sind
                              									und grosse Bedeutung sowohl für die Elektrotechnik als auch die Physik besitzen
                              									dürften.
                           Schaltet man, wie dies bereits Duddell angegeben hat
                              										(Fig. 10), parallel zu einem Flammenbogen einen
                              									Stromkreis von geringem Widerstände mit einer Selbstinduktion D1 und einer Kapazität
                              										C ein, so beginnt der Flammenbogen und zwar
                              									ziemlich laut mit einem reinen Tone zu ertönen. Die Höhe des Tones ist von der Länge
                              									des Lichtbogens und dem Werte der Kapazität und der Selbstinduktion abhängig und
                              									kann daher durch Aenderung derselben nach Belieben variiert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 487
                              Fig. 10.
                              
                           Es ist auf diese Weise möglich, mittels passend abgestimmter Selbstinduktionen und
                              
                              									Kapazitäten, welche durch eine entsprechende Tastatur abwechselnd in den Stromkreis
                              									eingeschaltet werden, den Flammenbogen als musikalisches Instrument zu benutzen.
                              									Allerdings machen sich bei Ein- und Ausschalten der Tasten gewisse Tonschwankungen
                              
                              									bemerkbar, die die Reinheit der zum Vortrage zu bringenden Melodie einigermassen
                              									ungünstig beeinflussen. Dieser Nachteil wird sich jedoch bei exakter Ausführung der
                              									Tastatur wohl beseitigen lassen.
                           Prof. W. Peukert ist es gelungen, durch alleinige
                              									Anwendung eines Kondensators von bestimmter Kapazität – er benutzte für seine
                              									Untersuchungen einen Kondensator von 7,7 Mikrofarad – ganz ähnliche Wirkungen zu
                              									erzielen. Der Lichtbogen hatte eine Länge von etwa 0,75 mm und konnte innerhalb
                              									enger Grenzen geändert werden, in welchem Falle auch sofort eine Aenderung der
                              									Tonhöhe bemerkbar wurde. Ueber eine gewisse Länge des Bogens hinaus hörte das Tönen
                              									desselben vollkommen auf, um sich sofort wieder bemerkbar zu machen, wenn die
                              									ursprüngliche Länge
                              
                              									desselben von neuem hergestellt wurde. – Diese Erscheinung lässt sich nun in der
                              									Weise erklären, dass durch die abwechselnden Ladungen und Entladungen des
                              									Kondensators Wechselströme entstehen, die über den Lichtbogen verlaufen und in
                              
                              									demselben periodische Stromschwankungen erzeugen, die nun wieder auf die den
                              									Lichtbogen bildende Gassäule in bekannter Weise einwirken und zur Bildung von
                              									Schallwellen anregen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 488
                              Fig. 11.
                              
                           Von Peukert durchgeführte Messungen zeigten, dass die
                              
                              									erzeugten Induktionswechselströme im Kondensatorenstromkreis bei relativ niederer
                              									Spannung eine sehr grosse Intensität, bis zu 19 Ampère, und eine ausserordentlich
                              									hohe Frequenz, bis 9223 in der Sekunde, hatten. Durch diese Anordnung ist sonach ein
                              									äusserst einfaches Mittel zur Erzeugung starker Wechselströme von hoher Frequenz und
                              									niedriger Spannung gegeben. Die bisherigen Wechselströme hoher Frequenz, unter dem
                              
                              									Namen Tesla-Ströme bekannt, zeigten infolge ihrer Erzeugungsart auch immer sehr hohe
                              									Spannungen (bis zu 500000 Volt).
                           Mit den so erhaltenen Wechselströmen lassen sich nun auch die für Wechselströme
                              									charakteristischen Versuche ausführen. Wurde in den Kondensatorstromkreis, wie dies
                              										Fig. 11 zeigt, ein zu einem Bügel gebogener
                              									dicker Eisendraht F geschaltet und die beiden Zinken
                              									dieses Bügels durch Glühlampen g überbrückt, so
                              									begannen, sobald der Stromkreis durch den Taster T
                              									geschlossen wurde, nicht nur die Lampen zu brennen, sondern auch der Lichtbogen zu
                              									ertönen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 488
                              Fig. 12.
                              
                           Der Ohm'sche Widerstand des Eisenbügels war mit 0,013
                              									Ohm bestimmt, es hätte daher, da die unterste Lampe eine 10 Volt-Lampe war, um
                              									dieselbe mit Gleichstrom zum Erglühen zu bringen, durch den Bügel ein Strom von 769
                              									Ampère hindurch gesendet werden müssen. Dies erklärt sich durch die
                              									Impedanzerscheinung, nach welcher sich der Widerstand eines Leiters bei Durchgang
                              									von Wechselströmen hoher Frequenz anscheinend wesentlich erhöht. Diese Erscheinung
                              									wird dadurch erklärt, dass solche Ströme gar nicht in das Innere der Leiter
                              									eintreten, sondern nur an der Oberfläche derselben fliessen. Der Nachweis hierfür
                              									lässt sich leicht erbringen, wenn man beispielsweise den Eisenbügel im
                              									vorhergehenden Beispiele (Fig. 11) durch ein
                              									Eisenband, dessen innerer Widerstand bedeutend grösser ist als der des Eisendrahtes,
                              									das aber auch eine bedeutend grössere Oberfläche hat, in der Weise überbrückt, dass
                              									eine Stromteilung stattfinden muss. Indiesem Falle verlöschen sämtliche Lampen
                              									sofort, da die Spannungsdifferenz in dem Eisenbügel erheblich kleiner geworden ist,
                              									als dieselbe nach dem Ohm'schen Gesetze sein
                              									sollte.
                           Peukert hat auch die elektro-induktive Abstossung durch
                              									derartige Wechselströme zur Darstellung gebracht, und zu diesem Zwecke in den
                              									Kondensatorstromkreis eine aus 2 mm starkem isolierten Kupferdrahte hergestellte
                              									Spule Sp, mit 6 Windungslagen zu je 14 Windungen (Fig. 12) geschaltet, und diese Spule über einen aus
                              
                              									dünnen parallelen Eisendrähten gebildeten Kern K von
                              									230 mm Länge geschoben. Sobald diese Spule eingeschaltet ist, bewirkt sie durch die
                              									Selbstinduktion sofort eine Aenderung der Tonhöhe des Flammenbogens, indem die
                              									Schwingungszahl des Wechselstromes eine andere wird.
                           Schiebt man die Spule längs des Eisenkernes auf und ab, so treten infolge der stets
                              									wechselnden Selbstinduktion periodische Aenderungen der Tonhöhe des Flammenbogens
                              									auf, und hat man hierdurch ein weiteres Mittel, die Tonhöhe desselben beliebig zu
                              									regulieren. Ein über den Eisenkern geschobener Aluminiumring B wird von der Spule abgestossen und über dem Eisenkern freischwebend
                              									erhalten, wobei sich das Aluminium stark erhitzt. Ein aus dünnem Kupferbleche
                              									hergestellter Ring, welcher hierbei gleichfalls schwebend erhalten wird, erhitzt
                              									sich so stark, dass er glühend wird.
                           In ähnlicher Weise lassen sich auch alle von E. Thomson
                              									ausgeführten Versuche wiederholen, ohne dass es hierzu einer Wechselstrommaschine
                              									bedarf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 488
                              Fig. 13.
                              
                           Durch die in Fig. 13 dargestellte Anordnung lässt sich
                              									das Pfeifen eines Lichtbogens auf den anderen übertragen. Haben die beiden
                              									Lichtbogen gleiche Länge und schliesst man den Kondensatorstromkreis der ersten
                              									Lampe, so beginnen beide Lampen gleichzeitig zu ertönen.
                           Es stellt sich nun die Frage, ob die Eigenschaft des Flammenbogens der
                              
                              									Gleichstrombogenlampe, unter dem Einflüsse elektrischer Wellen zu ertönen, ein
                              									Charakteristiken derselben ist, oder ob auch andere Flammen die gleiche Eigenschaft
                              									zeigen. Hier kann auf die Versuche von Ruhmer verwiesen
                              									werden, welchem es gelungen ist, die Flamme des Bunsenbrenners und überhaupt jede
                              									Flamme zum Sprechen zu bringen, wodurch der Nachweis erbracht ist, dass die
                              									Einwirkung elektrischer Wellen auf die Gasaureole jeder Flamme die gleiche bleibt
                              									und die Einrichtung nur den jeweiligen Verhältnissen und Umständen angepasst werden
                              									muss.
                           Das praktische Ergebnis dieser interessanten Erscheinungen ist dermalen noch gleich
                              									Null zu betrachten, allein es eröffnen sich für die Zukunft vielversprechende
                              									Aussichten. Der raschen Verbreitung von Nachrichten nach allen Punkten eines
                              									elektrischen Beleuchtungsnetzes ist hierdurch die Bahn gebrochen. Allerdings
                              									beschränkt sich diese Vermittlung vorläufig nur auf die mit Bogenlampen versehenen
                              									Empfangsstellen; allein da, wie. vorhin gesagt, auch alle anderen Gattungen von
                              									Flammen zum Mitsprechen gebracht werden können, dürfte es praktisch nicht allzu
                              									schwierig sein, durch eine entsprechende Ausgestaltung des Erregungsnetzes auch
                              									diese Flammen in das Vermittelungsnetz einzubeziehen. Allerdings wird die Lautintensität
                              									dieser kleineren Flammen, da ja hier der eigene Betriebsstrom nicht zur Mitwirkung
                              									herangezogen wird, eine viel geringere sein als die des Lichtbogens einer
                              									Bogenlampe, aber dieselbe dürfte, insbesondere wenn es gelingt die Schallwellen
                              									konzentriert auf einen Punkt zu leiten, immer noch ausreichend sein, um eine
                              									vollkommen verlässliche Schallübertragung zu ermöglichen. Es ist ja hier nicht immer
                              									notwendig, die Aufmerksamkeit des Zuhörers unmittelbar zu erregen. Derselbe wird
                              									vielmehr, wie das bei der Budapester Telephonzeitung
                              									der Fall ist, sobald er sich über etwas informieren will, sich zum Empfangsapparate
                              									begeben und von demselben nach vorhergehender Einschaltung die Nachricht, die eben
                              									im Gange ist, abnehmen. Ob ein wirkliches Bedürfnis nach einer solchen Art der
                              									Nachrichtenvermittelung vorhanden ist, bleibt fraglich, da der einzige Fall einer
                              									dermalen bestehenden, auf ähnlichen Grundsätzen aufgebauten Vermittelungsanstalt,
                              									nämlich der Budapester Telephonzeitung, trotz der
                              									unleugbaren Erfolge, welches dieses Unternehmen erzielt hat, und des Anklanges,
                              									welches sich dasselbe noch heute in den Kreisen der Bevölkerung erfreut, anderweitig
                              									noch keine Nachahmung fand. Allerdings wurden seitens einer Reihe
                              									unternehmungslustiger Personen Versuche angebahnt, ähnliche Einrichtungen in anderen
                              									Städten, so auch namentlich in Wien, ins Leben zu rufen, allein die seitens der
                              									massgebenden Behörden gestellten Bedingungen liessen, wenn denselben in allen
                              									Punkten entsprochen werden wollte, eine Rentabilität eines solchen Unternehmens im
                              									vorhinein als ausgeschlossen erscheinen.
                           Da es unter Verwertung der sprechenden Flamme für die gleichen Zwecke ebenfalls eines
                              									ausgedehnten Leitungsnetzes bedarf und nicht anzunehmen ist, dass für die Errichtung
                              									eines solchen günstigere Bedingungen als für ein einseitiges Telephonnetz zu
                              									erreichen sein werden, dürfen die Hoffnungen in dieser Beziehung nicht allzu hoch
                              									gespannt werden.
                           Hingegen dürfte der sprechende Flammenbogen insofern eine grosse praktische Bedeutung
                              									gewinnen, als sich derselbe, wie aus den Versuchen des Prof. Dr. H. Th. Simon und Ruhmer's
                              									hervorgeht, thatsächlich zur Durchführung einer drahtlosen Telephonie ausnutzen
                              									lässt. Die Grundlage hierfür hat Prof. Graham Bell mit
                              
                              									seinem Radiophon, später Photophon genannten Apparate, schon vor Jahren festgelegt.
                              									Er benutzte die Eigenschaft einer Selenzelle, unter dem Einflüsse des Lichtes den
                              									Leitungswiderstand proportional der Intensität der Bestrahlung zu verändern, dazu,
                              									den Widerstandswechsel in der Selenzelle unter dem Einflüsse der wechselnden
                              									Bestrahlung zum Ansprechen eines Fernhörers in der Weise auszunutzen, dass er diese
                              									Zelle in einen Stromkreis mit einer Batterie und einem Fernhörer einschaltete,
                              									wodurch jede Widerstandsveränderung der Selenzelle im Fernhörer wahrgenommen werden
                              									konnte. Zur Hervorrufung der Lichtundulationen warf er vorerst die parallel
                              									gerichteten Strahlen einer Bogenlampe auf eine spiegelnde Membrane, die am Ende
                              									eines Sprachrohres befestigt war. Die von dieser Membrane reflektierten Strahlen
                              									wurden nun dem Empfänger zugeführt, welcher die bei Schwingung der Membrane
                              									undulierenden Lichtwellen in der erwähnten Weise in Schallwellen umsetzte. Zur
                              									Erhöhung der Wirksamkeit wurden die parallel einlangenden Lichtstrahlen auf einen
                              									Hohlspiegel geworfen,welcher dieselben auf die im Brennpunkte desselben
                              
                              									gelegene Selenzelle konzentrierte.
                           Da nun bei dem sprechenden Lichtbogen mit den Temperaturschwankungen auch
                              									Lichtschwankungen verbunden sind, die den betreffenden Schallwellen genau
                              									entsprechen, bedarf es der Hilfsquellen eines Mikrophones überhaupt nicht mehr. Das
                              									von der Bogenlampe ausgehende Licht, welches mit Recht als sprechendes Licht
                              									bezeichnet werden kann, lässt sich durch einen Scheinwerfer leicht auf weite
                              									Entfernungen übertragen, dort konzentrieren und auf die Selenzelle werfen, und durch
                              									dieselbe, welche auch auf die geringsten Lichtschwankungen anspricht, in der
                              									bekannten Weise in Schallwellen umwandeln. Eine Anordnung zur Durchführung der
                              									Lichttelephonie zeigt Fig. 14, in welcher hh1 zwei Hohlspiegel
                              									und s die Selenzelle bezeichnen, wobei die übrigen
                              
                              									Bezeichnungen den vorhergehenden gleichgehalten wurden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 489
                              Fig. 14.
                              
                           Nachdem die Versuche ein durchaus greifbares Resultat ergaben und sich eine eigens
                              									präparierte Selenzelle als hinreichend empfindlich erwies, um den Schreibmagneten
                              									eines Telegraphones zu beeinflussen, wurden auch Versuche unternommen, die
                              
                              									photophonisch einlangenden Gespräche magnetisch zu registrieren, welche, wenn auch
                              									die auf diesem Wege aufgenommenen Magnetophonogramme an Deutlichkeit noch manches zu
                              
                              									wünschen übrig liessen, doch erwiesen, dass das Poulsen'sche Telegraphon als Photographophon eine Zukunft habe.
                           Man ist aber noch weiter gegangen und hat versucht, die einlangenden Phonogramme
                              									photographisch festzuhalten, und ist dies Ruhmer nach
                              									manchen vergeblichen Versuchen auch vollkommen gelungen. Er lässt zu diesem Zwecke
                              									das Licht der Lampe auf einen schnellbewegten lichtempfindlichen Film wirken und
                              									nimmt dadurch die Lichtschwankungen photographisch auf. Ist der Film hierauf
                              									entsprechend entwickelt und fixiert, so lässt sich das auf diese Weise festgehaltene
                              									Bild der Lichtschwankungen beliebig oft in der Weise akustisch reproduzieren, dass
                              									man den bewegten Filmstreifen durchleuchtet und das durchscheinende Licht auf eine
                              									Selenzelle wirft, welche in bekannter Weise mit Telephon und Batterie verbunden
                              									ist.
                           Für derartige Versuche empfiehlt es sich, als Lichtsender keine lautsprechende
                              									Bogenlampe zu verwenden, sondern einen sogen. stummen Lichtbogen, welcher die
                              									Lichtschwankungen ebensogut aufweist. Ein derartiger Lichtsender findet sich in der
                              									bekannten Arons-Lampe, welche einen Lichtbogen zwischen Quecksilberelektroden im
                              									luftleeren Raume liefert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 489
                              Fig. 15.
                              
                           Zur Aufnahme der Schallwellen empfiehlt es sich, das Telephon in Verbindung mit einer
                              									Kapazität parallel zur Selenzelle zu schalten, um hierdurch zu verhindern, dass der
                              									von der Batterie gelieferte Strom das Telephon mit durchfliesst. Diese Art der
                              									Anordnung ist in Fig. 15 dargestellt und ohne weitere
                              									Erklärung verständlich.
                           Die Perspektive, die sich durch diese Versuche, die doch nur den Anfangspunkt der
                              									Entwickelung darstellen, für die Praxis eröffnet, ist eine geradezu glänzende.
                              									Speziell der Phototelephonie dürfte insbesondere für nautische Zwecke eine grosse
                              
                              									Zukunft vorausgesagt werden. Allerdings bedarf es noch einer grossen Summe von
                              									Arbeit, um das
                              									erstrebte Ziel zu erreichen, aber die Wege sind bereits vorgebahnt, und dem
                              									nimmermüden Streben der Forscher wird es sicherlich bald gelingen, die sich noch
                              
                              									entgegenstellendenHindernisse zu beseitigen, und so in den grossen Bau der
                              									wissenschaftlichen Erkenntnis einen weiteren mächtigen Gedenkstein einzufügen.