| Titel: | Der Holländer. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 491 | 
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                        Der Holländer.
                        Von Professor Alfred Haussner in
                           									Brünn.
                        (Fortsetzung von S. 474 d. Bd.)
                        Der Holländer.
                        
                     
                        
                           
                              
                                 
                                 3. Krümmungs- und Kontraktionswiderstände.
                                 
                              Nachdem nunmehr die Gesetze für die Reibung, in bestimmte Formeln gefasst, als
                                 										ermittelt gelten können, auch für sehr verschiedene Stoffgehalte und
                                 										Geschwindigkeiten, erübrigt noch die Bestimmung des Gesetzes für die Krümmungs-, sowie die Kontraktionswiderstände.
                              Wir finden in den Tabellen über die Versuche eine grosse Zahl von Werten für das
                                 										Strömen durch die Rohrkombination E + B, worin B der Krümmer ist. Wenn wir von den Werten für E + B die bezüglichen
                                 										für E allein abziehen, was ja nach dem
                                 										Vorangegangenen ohne weiteres ausführbar ist, so erhalten wir Zahlen, in welchen
                                 										nur der Krümmungs-, der Reibungs- und der Kontraktionswiderstand für B allein enthalten ist. Den Reibungswiderstand
                                 										daraus auch zu eliminieren, unterliegt nach dem eben Vorausgegangenen keinen
                                 										Schwierigkeiten; somit sind Werte, welche den Krümmungs- und
                                 										Kontraktionswiderstand zusammen enthalten, unschwer zu bekommen. Wie sollen nun
                                 
                                 										diese getrennt werden?
                              Wenn die einschlägigen, soeben beschriebenen Rechnungen mit den Zahlen aus den
                                 										Tabellen ausgeführt werden, so zeigt sich sofort, dass für den Krümmer
                                 										Widerstandshöhen erhalten werden, die verhältnismässig klein sind. Ueberdies ist
                                 										nicht zu zweifeln, dass durch das Kombinieren mehrerer Versuchswerte, von denen
                                 										ja jeder mit einem gewissen unvermeidlichen Fehler behaftet ist, die bezüglichen
                                 										Widerstandshöhen, welche für den Krümmer allein sich ergeben (ohne Reibung),
                                 										weniger genau sind als die bezüglichen Einzelwerte, welche für den Krümmer
                                 										benutzt worden sind. Weiters mag hervorgehoben werden, dass sich die Kontraktionserscheinungen beim Krümmer am meisten
                                    											dem beobachtenden Auge zeigten, und zwar desto auffallender, je dicker der
                                    											Stoff wurde. Möglicherweise sind trotz der eigentümlichen Form von E in dem Widerstand für Rohr E allein auch, nach dem Folgenden aber jedenfalls
                                 										geringe Kontraktionswiderstände, besonders für die dickeren Stoffe, enthalten.
                                 										Doch ganz unvergleichlich mehr war Kontraktion beim Krümmerausfluss zu
                                 										bemerken.
                              Somit dürfen wir einen nicht ganz unbedeutenden Teil des Widerstandes, welcher
                                 										summarisch für Krümmungswiderstand, vermehrt um den Kontraktionswiderstand, sich
                                 										ergibt, der letztgenannten Ursache zuschreiben. Dann ist aber auch zu erkennen,
                                 										dass der Krümmungswiderstand für die gangbaren Stoffgattungen sich nicht sehr
                                 										bedeutend über jenen bei reinem Wasser erhebt. Folgende Betrachtung dürfte
                                 										geeignet sein, diese aus den Versuchswerten folgende Thatsache näher zu
                                 										begründen und zu einer für die vorliegenden Bedingungen brauchbaren Formel für
                                 										den Krümmungswiderstand zu führen.
                              Der Krümmungswiderstand rührt von einer fortwährenden Ablenkung der Stoffteilchen
                                 										aus der Geraden her. Bei unseren Papierstoffen im Holländer haben wir so viel
                                 										Wasser, dass ein gegen Biegung, selbst bei ausserordentlich hohen
                                 										Stoffprozenten, ungemein wenig widerstandsfähiger Körper entsteht, so dass wir
                                 										gewiss anders zu schliessen haben, als für die Biegung fester Körper.
                              Bei der Krümmung findet aber eine innere Verschiebung der Teilchen, also auch
                                 										innere Reibung statt, welche sich je nach Faserart und Konzentration verschieden
                                 										gross gezeigt hat. Das was diesbezüglich auf das Wasser allein zu rechnen ist,
                                 
                                 										haben ja bereits andere, ältere Untersuchungen klargestellt. Nur das für das
                                 										Fliessen der Fasern im Stoffe Zuzufügende zu ermitteln, ist hier unsere
                                 										Aufgabe.
                              Es sei in Fig. 9A – D ein gekrümmter Kanal, in welchem Stoff
                                 										fliessen soll. Denken wir uns irgend eine, mit den Kanalwänden konzentrische
                                 										Stoffschichte, welche vom mittleren Radius r die
                                 										Entfernung x besitzen und mit der der
                                 										Widerstandshöhe entsprechenden Druckhöhe gepresst werden soll. Dann ist für den
                                 										Zentriwinkel β die Länge, an welcher die
                                 										Stoffteilchen beim Fliessen in dieser Schichte im Krümmer sich reiben:
                              
                                 \frac{\beta^{\circ}}{180^{\circ}}\,\cdot\,\pi\,\cdot\,(r+x).
                                 
                              Die zugehörige Stoffgeschwindigkeit sei vx.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 490
                                 Fig. 9.
                                 
                              Die um dx entfernt liegende Nachbarschichte hat eine
                                 										um dvx
                                 
                                 										davon verschiedene Geschwindigkeit, so dass die beiden Nachbarschichten relativ
                                 										aneinander sich verschieben mit der Geschwindigkeit dvx längs eines Weges
                              
                                 l=\frac{\beta^{\circ}}{180}\,\cdot\,\pi\,\cdot\,(r+x).
                                 
                              Benutzen wir nun diesen Weg und diese Geschwindigkeit, um mit Hilfe der
                                 										allgemeinen, den Stoffgattungen bereits angepassten Gleichung 1** für die
                                 										Reibungswiderstandshöhe die Grösse der inneren, durch die Krümmung veranlassten
                                 										Reibung zu finden.
                              Die Gleichung 1** lautet nun allgemein:
                              
                                 h_r=\left[\frac{A\,p^2}{v^2}+\zeta_r\right]\,\cdot\,l\,\cdot\,\frac{u}{F}\,\cdot\,\frac{v^2}{2\,g}.
                                 
                              Was haben wir nun in unserem Falle für die in dieser Gleichung vorkommenden
                                 										Grössen zu setzen?
                              A und p sind gewiss
                                 										ohne weiteres, wie sie bereits erklärt worden sind, zu verwenden. ζr wäre
                                 										wohl abzüglich des für Wasser folgenden Wertes, weil wir nur das für die Fasern
                                 										Zusätzliche bestimmen wollen, also statt ζr... ζr – 0,00593 zu setzen. Statt l kommt (r+x)\,\pi\,\cdot\,\frac{\beta^{\circ}}{180}. Für u...2y, wenn wir sogleich die unendlich
                                 										kleine Breite dx an der Stelle x vernachlässigen und nur die eine Kanalhälfte
                                 										berücksichtigen, einerseits einen offenen Kanal im Auge habend, andererseits
                                 										deshalb, weil durch Berücksichtigung der zweiten Hälfte, wie sofort erprobt
                                 										werden kann, kein anderes Schlussresultat erreicht wird. F muss gesetzt werden y . dx. Somit
                                 										bleibt nur noch v. In der Formel 1** ist wohl v an beiden Orten, wo es vorkommt, als dieselbe
                                 										Grosse gedacht. Geht das aber auch hier an?
                              In dem Gliede mit A und ζr hat v die Aufgabe, den Einfluss der allgemeinen Strömungsgeschwindigkeit
                                 										auf die Lagerung der Fasern auszudrücken, somit wird es hier angezeigt sein, für
                                 
                                 
                                 
                                 											v in dem Gliede mit A den Wert vx einzusetzen. Anders aber in dem
                                 										Schlussfaktor. Dort hat v die Aufgabe, den durch
                                 										das Vorübergehen mit der Geschwindigkeit v
                                 										entstehenden Widerstand festzulegen.
                              In diesem Sinne ausgelegt, haben wir aber dann für das Vorübergehen zweier
                                 										Nachbarschichten im Krümmer offenbar dvx zu nehmen.
                              Unter diesen Voraussetzungen wird dann die durch innere Verschiebung sich als
                                 										zusätzlich ergebende Widerstandshöhe für den Krümmer und für mit Fasern versetztes
                                 										Wasser:
                              
                                 h_r'=\left[\frac{A\,p^2}{v^2}+\zeta_r-0,00593\right]\,\cdot\,\pi\,(r+x)\,\cdot\,\frac{\beta^{\circ}}{180}\,\cdot\,\frac{2\,y}{y\,\cdot\,d\,x}\,\cdot\,\frac{(d\,v_x)^2}{2\,g}.
                                 
                              In dieser Gleichung sehen wir nun auf den ersten Blick, mag vx nach
                                 										irgend einem Gesetz von x abhängig sein, sofern es
                                 										nur eine stetige Funktion ist, die wohl vorausgesetzt werden darf, so ist
                                 										deshalb, weil dvx im Zähler im Quadrat, dx im Nenner nur
                                 										in der ersten Potenz vorkommt, die auf diese Weise für die zusätzliche innere
                                 										Reibung ermittelte Widerstandshöhe unendlich klein. Somit können wir wohl ausreichend genau für die vorkommenden Stoffe
                                    											dieselbe Widerstandshöhe in den Krümmungen annehmen, wie für Wasser:
                                 										Gleichung 2.
                              Was nun die noch in Frage kommenden Kontraktionswiderstände anbelangt, so ist es wohl angezeigt, nochmals
                                 										auf die Entstehungsweise der bisher ermittelten Koeffizienten zurückzukommen.
                                 										Wir haben die Reibung in dem geraden Rohr C u.
                                 										dergl. bestimmt dadurch, dass wir von der Widerstandshöhe für die
                                 										Rohrkombination E + B
                                 										+ C jene für E + B abgezogen haben. Bei B haben wir Kontraktion ebensowohl wie beim Ausfluss aus C. Weil nun die bezüglichen Ausflussöffnungen nahe
                                 										übereinstimmen, darf wohl in beiden Fällen die Kontraktion nahe gleich genommen
                                 
                                 										werden, weshalb bei dem geschilderten Vorgang zur Bestimmung der
                                 										Reibungswiderstandshöhe, also schematisch: (E + B) + C – (E + B), die Kontraktion eliminiert worden ist.
                              Wenn wir dagegen den Ausfluss durch E und B bezüglich miteinander vergleichen, so tritt
                                 										sofort ein Unterschied zu Tage, wie schon berührt worden ist. Bei Wasser fanden
                                 										wir für den Ausfluss aus E gar keinen, also auch
                                 										keinen Kontraktionswiderstand, was bei der eigentümlichen Gestalt des Rohres JE nicht ungereimt ist. Auch bei den
                                 										Stoffausflüssen konnte durch den unmittelbaren Augenschein Nennenswertes an
                                 										Kontraktion nicht beobachtet werden. Bei dem Ausfluss aus der Mündung von B hingegen war Kontraktion unverkennbar
                                 										vorhanden.
                              Wenn somit nach dem schematischen Vorgang: (E + B) – E die für B
                                 										summarisch in Betracht kommenden Widerstandshöhen gerechnet werden, so sind in
                                 										den so erhaltenen Werten zweifellos die Kontraktionswiderstände enthalten. Was
                                 										deren Grösse anlangt, so unterliegt es keinem Anstände, für die Kontraktion auf
                                 										analogen Wegen, wie sie nunmehr bereits wiederholt benutzt worden sind, Werte
                                 										aus den Versuchsresultaten zu finden, nachdem sämtliche Widerstände ausser dem
                                 										Kontraktionswiderstand nach dem Vorangegangenen bestimmbar sind.
                              Thun wir dies für die verschiedenen Stoffe wirklich, so finden wir Werte, die, an
                                 										und für sich nicht besonders gross, auch bei dicken Stoffen sich von jenen für
                                 										den Kontraktionswiderstand beim Ausfluss von Wasser kaum unterscheiden.
                              Kleinere Unterschiede kommen um so weniger in Betracht, als zweifellos infolge
                                 										der wiederholten Subtraktionen von Werten, welche für sich mit kleinen Fehlern
                                 										behaftet sind, naturgemäss merklichere Fehler in den errechneten, wenn auch aus
                                 										den Versuchswerten abgeleiteten Kontraktionswiderständen vermutet werden müssen.
                                 										Bedenken wir auch noch, dass ein Grund für die Vergrösserung des
                                 										Kontraktionswiderstandes bei den Stoffen gegenüber dem Wasser nur darin zu
                                 										suchen wäre, dass eine innere Verschiebung der Fasern statthat infolge der
                                 										Kontraktion, dass aber die hierfür aufzuwendende Widerstandshöhe, wie wir aus
                                 										einem ganz ähnlichen Grunde bei dem Krümmungswiderstand gesehen haben, nur sehr
                                 										klein sein kann und infolgedessen gegen die relative Grösse des
                                 
                                 										Kontraktionswiderstandes für Wasser vernachlässigbar ist bei unseren Rechnungen,
                                 										die von vornherein im praktischen Anwendungsfalle absolute Genauigkeit
                                 
                                 										ausschliessen, so dürfte es als zulässig anerkannt werden, dass bei unseren Papierstoffen, wie sie im Holländer (mit etwa 93 bis 97%
                                    											Wasser, um einen häufigeren Fall herauszugreifen) laufen, die
                                    											Kontraktionswiderstände so wie bei Wasser bemessen werden.
                              Damit wird man auch für die verschiedenen Formen der Ausflussöffnungen leicht,
                                 										gemäss den für Wasserbereits bekannten Versuchsresultaten, annähernd
                                 										richtig vorzugehen in der Lage sein.
                              
                           
                        
                           d) Das Querprofil der günstigsten
                                 										Trogformen.
                           Bevor die für verschiedene Fälle gefundenen Widerstandskoeffizienten benutzt werden,
                              									seien jene Schlüsse gezogen, welche als allgemein gültig aus Formel 1 sich ziehen
                              									lassen. Wir bemerken in Formel 1, dass unter sonst gleichen Umständen das Verhältnis
                              									\frac{u}{F} die Widerstandshöhe h beeinflusst, so dass,
                              									um durch genügend rasches Fliessen den Stoff nicht zum Absetzen kommen zu lassen,
                              									bei bestimmter Geschwindigkeit v, also bestimmter in
                              									der Zeiteinheit fortzuschaffender Stoffmenge, bestimmtem Trogmaterial und bestimmter
                              									Länge des zu durchfliessenden Weges, h, also auch der Arbeitsaufwand zur Ueberwindung der Reibung ein Minimum
                                 										wird, wenn
                              									\frac{u}{F}
                              									ein Minimum wird. Weil der Arbeitsaufwand zur
                              									Ueberwindung dieses Nebenwiderstandes gar nicht unwesentlich ist, wie die besonderen
                              									Zahlen in den Tabellen über die Stoffströmung darthun, so empfiehlt sich die
                              									Trogform, welche aus der obigen Bedingung für \frac{u}{F} sich ergibt, ganz von
                              									selbst, weil man damit bedeutend Arbeit spart, ohne dass es sozusagen etwas
                              									kostet.
                           Es sei in Fig. 10
                              									AB irgend eine krummlinige Begrenzung eines
                              									Trogquerschnittes und mit Rücksicht auf Polarkoordinaten mit dem Ursprung 0 die dreieckige Fig. OAB
                              									ein Flächenelement ΔF. Dann ist:
                           O\,A\,B=\Delta\,F=O\,A\,C+A\,C\,B=\frac{\varrho^2}{2}\,\cdot\,\Delta\,\varphi+\varrho\,\cdot\,\Delta\,\varphi\,\cdot\,\Delta\,\varrho,
                           wenn OA = ϱ und OB = OC + CB = ϱ + Δϱ gesetzt wird. Wir sehen, dass das Flächenelement
                              									deshalb, weil Fläche ACB = ϱ .
                                 										Δϕ . Δϱ als kleine Grösse zweiter Ordnung gegen Fläche O\,A\,C=\frac{\varrho^2}{2}\,\cdot\,\Delta\,\varphi als
                              									kleine Grösse erster Ordnung verschwindet, gleichzusetzen ist:
                           
                              \Delta\,F=\frac{\varrho^2}{2}\,\cdot\,\Delta\,\varphi.
                              
                           Der zugehörige Umfang ist aber A B. Während nun in dem
                              									Flächenelement OAB gegenüber dem Kreissektor OAC das sehr kleine Flächenstück ACB nicht zur Geltung kommt, bewirkt dieses doch, dass
                              									das Kurvenelement AB (Hypothenuse in dem als
                              									rechtwinkeliges Dreieck zu betrachtenden Flächenstück ABC) grösser ist, als AC (Kathete). Dies gilt
                              									solange, als die Ursache nicht beseitigt, d.h. AB mit
                              										AC zusammenfällt oder, anders gesagt, aus der
                              									allgemeinen Kurve ein Kreis mit dem Mittelpunkt O wird.
                              									Die Nutzanwendung für uns liegt darin, dass für eine gegebene Fläche die Kreislinie
                              									den kleinsten Umfang besitzt, ein Satz, der ja nicht neu ist, aber doch beim
                              									Holländerbau, abgesehen von einzelnen, ganz neuen und ganz vereinzelten
                              									Konstruktionen, nicht angewendet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 491
                              Fig. 10.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 491
                              Fig. 11.
                              
                           Die vorteilhafteste Querschnittsform für die Trogkanäle ist
                                 										somit zweifellos der Kreis, bei offenen Kanälen der Halbkreis mit Rücksicht auf die Ausführung und die Bedienung, bei
                              									geschlossenen Kanälen der volle Kreis.
                           Für eine gegebene Querschnittsgrösse, durch welche in der Zeiteinheit eine bestimmte
                              									Stoffmenge strömen soll, ist es aber deshalb keineswegs gleichgültig, ob ein Halb-
                              									oder voller Kreis angewendet wird. Denn bedeutet r den
                              									Halbmesser des vollen Kreises, B jenen des Halbkreises
                              									für die Fläche F, so muss sein:
                           r^2\,\pi=F=\frac{1}{2}\,R^2\,\pi, also auch r^2=\frac{1}{2}\,R^2oder R = √2r.
                           
                           Die bezüglichen Umfange sind dann:
                           
                              
                                 für
                                 den
                                 Vollkreis:
                                 2rπ,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Halbkreis:
                                 Rπ = √2rπ =
                                    												1,4rπ,
                                 
                              
                           so dass der offene Halbkreis rund 30% günstiger gegen das
                              									geschlossene Rohr sich stellt.
                           Sehen wir uns noch die bei Holländerkanälen gangbarste Querschnittsform, die
                              									rechteckige, etwas näher an. Für einen gegebenen Querschnitt F, durch welchen in der Zeiteinheit eine bestimmte Stoffmenge fliesst,
                              									bekommen wir Fig. 11:
                           
                              F = x . y.
                              
                           Der benetzte Umfang ist:
                           u = x +
                              										2y.
                           Aus der Gleichung, für F den Wert für x gesetzt, folgt:
                           
                              u=\frac{F}{y}+2\,y.
                              
                           Weil das eine Glied mit wachsendem y sich vermindert,
                              									das andere aber mit y gerade proportional ist, so muss
                              									ein gewisser Wert von y für gegebenes F vorhanden sein, der den benetzten Umfang u zu einem Minimum macht. Suchen wir den ersten
                              									Differentialquotienten von u nach y und setzen wir diesen dann gleich Null, so folgt:
                           \frac{d\,u}{d\,y}=\frac{F}{y^2}+2=0, also 2y2= F oder y=\sqrt{\frac{F}{2}}.
                           Weil aber auch F = x . y, so ist auch 2y2
                              									= x . y, also 2y = x oder y=\frac{x}{2}, ein ebenfalls schon für Wasser
                              									bekanntes, nichtsdestoweniger aber für unsere Zwecke hochinteressantes und ganz
                              									wertvolles Resultat.
                           Für offene rechteckige Holländerkanäle ist also womöglich die
                                 										wagerechte Breite des Stoffstromes doppelt so gross wie die Tiefe zu
                                 										halten. Das geschieht aber vieler Orten durchaus nicht, trotzdem fast nur
                              									Vorteile damit verknüpft sind. Nehmen wir an, dass für dieselbe Stoffmenge in der
                              									Zeiteinheit, also für denselben Querschnitt F und unter
                              									sonst ganz gleichen Umständen in einem Holländer x :
                              										y = 2 : 1, in einem anderen x = y gemacht werde, so folgen die benetzten Umfänge
                           
                              
                                 für x = 2y
                                 u = x + 2y = 2x,
                                 
                              
                                 für x = y
                                 U = x + 2y = 3x.
                                 
                              
                           Durch die Fläche ausgedrückt, folgt in beiden Fällen:
                           
                              F = x . y.
                              
                           Aber für x = 2y ist F=x\,\cdot\,\frac{x}{2}=\frac{x^2}{2}, also x2 = 2 F
                              									und
                           x = √2 F,
                              									somit u = 2x – 2√2 F= 2,8 F.
                           Und für x = y ist F = x2, somit x = √F, also:
                           U = 3x =
                                 										3√F.
                           Durch Vergleich der beiden letzterhaltenen Resultate erkennen wir einen Unterschied
                              									von fast 7% zu Gunsten des Seitenverhältnisses x = 2y.
                           Ausserdem wird aber auch das Gewicht des Troges im selben Verhältnis kleiner, wenn
                              										x = 2y, indem das
                              									Gewicht rund gleichzusetzen ist: u. δ. 1. γ, wenn δ die Dicke, y das
                              									spezifische Gewicht und l die aufgewickelte Länge des
                              									Trogmaterials bedeutet, also das absolute Gewicht sich als proportional zum Umfange
                              									darstellt. Nur die Bodenfläche, welche für x = 2y beansprucht wird, ist grösser als für x = y, indem in dem einen Fall x = √2F = 1,4 F,
                              									in dem anderen Fall x = √F,, somit hier etwa 30 % kleiner als im ersten Fall wird.
                           Etwas anders liegt es bei ganz geschlossenen, rechteckigen Kanälen. Da ist wohl auch
                              										F = x . y, aber u =
                              										2x + 2y = (x + y).
                              									Setzen wir hier für x den Wert ausgedrückt durch F, so folgt:
                           
                              u=2\,\left(\frac{F}{y}+y\right).
                              
                           Auf das Minimum untersucht, kommt:
                           \frac{d\,u}{d\,y}=2\,\left(-\frac{F}{y^2}+1\right)=0, somit y2 = F und
                           y = √F =
                                 										√x.y, also x = y.
                           Geschlossene und ganz gefüllte rechteckige Kanäle erhalten also am besten
                              									quadratischen Querschnitt. Annäherungen an diese Form wurden von mir beobachtet.
                           Fragen wir uns nun aber auch, wie sich unter sonst gleichen Umständen, also besonders
                              									für gleichen Querschnitt, der offene rechteckige Querschnitt mit dem kleinsten
                              									Umfang und der quadratische, geschlossene Kanal sich verhalten, weiters beide zum
                              									Kreisquerschnitt.
                           Beim günstigsten, offenen Rechtecksquerschnitt ist nach früher:
                           u = 2x
                              									und x = √2F, somit u = 2√2F = 2,8√F.
                           Beim geschlossenen Quadratkanal ist:
                           u = 4x
                              									und x = √F, somit u = 4√F.
                           Es zeigt sich auch hier wieder, dass der offene Rechteckskanal dem geschlossenen
                              									(beide mit Minimumumfang) hinsichtlich des Reibungswiderstandes um 30% überlegen
                              									ist, ganz ähnlich wie es für die Kreisform gefunden worden ist. Darin liegt meiner Ansicht nach für viele Konstruktionen der
                                 										Untergrundholländer ein höchst bedenkliches Moment, das schwerlich als
                              									genügend kompensiert durch den geringeren Raumbedarf erachtet werden kann. In dem verhältnismässig grossen Reibungswiderstand im
                                 										geschlossenen und voll gefüllten Untergrundkanal ist die Ursache für das
                                 										Steckenbleiben des Stoffs bei vielen derartigen Konstruktionen, für den
                              									grossen Arbeitsaufwand für die Stoffbewegung bei anderen zu suchen. Dass in
                              									Untergrundholländern geeigneter Konstruktion gut gemischt werden kann, besser als in
                              									vielen Holländern mit wagerechtem Stoffumlauf, sei an dieser Stelle nur
                              									andeutungsweise berührt.
                           Der Vergleich zwischen kreisrunden und rechteckigen Kanälen stellt sich so:
                           Beim Halbkreis ist R2π = 2F, also:
                              									R=\sqrt{\frac{2\,F}{\pi}}, somit:
                           U = Rπ = √2πF
                                 										= 2,5√F.
                           Beim Vollkreis ist r2π = F, also r=\sqrt{\frac{F}{\pi}}, somit:
                           u = 2rπ =
                              										2√πF = 3,5√F.
                           Beim offenen Rechteck (mit Minimumumfang) nach oben:
                           u = 2,8√F.
                           Beim geschlossenen Quadrat nach oben:
                           U = 4√FVergl. Papierzeitung 1895, S. 3310..
                           Der Halbkreis ist zweifellos allen anderen Querschnitten
                                 										überlegen. Hierauf folgt aber sofort das offene Rechteck, dann der Vollkreis mit
                                 										bedeutendem Unterschied gegen die vorigen und endlich am ungünstigsten erscheint
                                 										das geschlossene Quadrat. Dabei sei ausdrücklich hervorgehoben, dass nur
                              									die relativ günstigsten jeder Querschnittsart verglichen worden sind. Obwohl sich
                              									auch so schon teilweise sehr bedeutende Unterschiede zeigen, würden diese noch
                              									ungleich grösser sein, wenn andere Verhältnisse, die nach. dem Vorangegangenen für
                              									unsere Zwecke von vornherein ungünstig liegen, herausgegriffen würden.
                           Nur. um die Sache vollständig deutlich zu beleuchten, sei, obwohl es aus dem bereits
                              									Gesagten herausgelesen werden kann, bemerkt, dass die Bodenfläche, welche der
                              									allergünstigste, der halbkreisförmige, Querschnitt beansprucht, noch etwas grösser
                              									als beim günstigsten rechteckigen ist. Denn nach Obigem ist beim rechteckigen
                              									Querschnitt die Bodenbreite x = √2F = 1,4√F, beim Halbkreis
                              									aber 2\,R=2\,\sqrt{\frac{2\,F}{\pi}}=1,6\,\sqrt{F}, so dass also die Bodenfläche des Holländers mit Rechteckskanal um
                              									etwa 12% kleiner als jene für den Halbkreiskanal ausfällt, trotzdem aber das
                              									Troggewicht etwas kleiner im letzteren Falle sich ergibt, weil eben der benetzte
                              									Querschnittsumfang beim Halbkreis kleiner als beim flächengleichen Rechteck ist.
                           Was das Querprofil in der Krümmung anlangt, so lassen
                              
                              									sich folgende allgemeine Schlüsse ziehen.
                           Nach der Formel 2 schliessen wir, dass ein thunlichst
                           
                           kleiner Ablenkungswinkel vorteilhaft ist. Leider ist beim Holländer ein kleiner
                              									Winkel β nicht erreichbar, von Ausnahmsfällen
                              									abgesehen, kommen beim wagerechten sowohl, wie beim lotrechten Stoffumlauf durch das
                              									System begründete Krümmungen um 180° vor, so dass \frac{\beta^{\circ}}{90^{\circ}}=2 die Regel ist. Die
                              									Geschwindigkeit v hängt mit der Stoffbewegung überhaupt
                              									zusammen, ist also hier als eine gegebene Grösse anzusehen.
                           Weil auch die Abmessung a, wie schon nachgewiesen, von
                              									der Rücksicht auf die zu bewegende Stoffmenge beherrscht wird, bleibt nur der
                              									Krümmungsradius r oder das Verhältnis a : r, dessen Grösse den
                              									obwaltenden Umständen noch angepasst werden kann. Ganz allgemein können wir, wie
                              									wohl ohne weiteres eingesehen werden dürfte, sagen: je grösser r, desto kleiner der Krümmungswiderstand. Aber nicht
                              									bloss praktische Ausführungsrücksichten stehen der Nutzbarmachung dieser Erwägung
                              									entgegen, sondern auch Gründe theoretischer Natur.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 493
                              Fig. 12.
                              
                           Es sei in Fig. 12
                              									A – F die innere, F – K
                              									die äussere Trogbegrenzung an einer Krümmung, L – Q der
                              									mittlere Flüssigkeitsfaden, O der Krümmungsmittelpunkt.
                              									Der Stoff fliesse nach der durch die Pfeile angedeuteten Richtung. Indem wir die
                              									Bewegung des mittleren Flüssigkeitsfadens, also die Bewegung in der Linie LQ vorerst betrachten, ist OM =
                                 										ON= OP = r, während die Kanalbreite a aus der
                              									bezüglichen Cote ersehen werden kann.
                           Die Vergrösserung von r lässt deutlich die Vergrösserung
                              									des gekrümmten Weges MNP erkennen. Mit diesem wächst
                              									aber für dieses Wegstück nach dem weiter oben Gesagten die Reibung, andererseits
                              									jedoch sinkt mit grösserem r der Krümmungswiderstand,
                              									woraus der Schluss zu ziehen ist, dass ein gewisser
                                 										Krümmungshalbmesser die Summe von Krümmungs- und Reibungswiderstand zu einer
                                 										kleinstmöglichen macht. Dass dann dieser Halbmesser, sofern nicht besondere
                              									Gründe dagegen sprechen, gewählt werden soll, ist klar.
                           Betrachten wir zuerst den Fall, dass der Querschnitt für den Stoffstrom in der
                              									Krümmung nicht geändert werden soll. Dann ist a als
                              									gegeben anzusehen und es ist die Summe von Reibung und Krümmungswiderstandshöhe:
                           S={\zeta^\ast}_r\,l\,\frac{u}{F}\,\frac{v^2}{2\,g}+\left(A+B\,\left[\frac{a}{2\,r}\right]^{\frac{7}{2}}\right)\,\cdot\,\frac{\beta^{\circ}}{90}\,\cdot\,\frac{v^2}{2\,g} 13)
                           auf das Minimum zu untersuchen.
                           Denken wir uns den gemeinsamen Faktor mit v
                              									herausgehoben, so muss für das Minimum von S auch der
                              									zweite Faktor ein Minimum werden, d.h. es genügt zu untersuchen:
                           
                              \begin{array}{rcl}S_1&=&{\zeta^\ast}_r\,l\,\frac{u}{F}+\frac{\beta^{\circ}}{90}\,\cdot\,\left(A+B\,\left[\frac{a}{2\,r}\right]^{\frac{7}{2}}\right)\\&=&{\zeta^\ast}_r\,\cdot\,l\,\cdot\,\frac{u}{F}+2\,\left(A+B\,\cdot\,\left[\frac{a}{2\,r}\right]^{\frac{7}{2}}\right)\end{array}
                              
                           wenn für β um so eher der wohl
                              									meist vorkommende Wert = 180° gesetzt wird, weil doch der Weg, welcher für einen
                              									anderen Fall zu nehmen ist, vollständig offen vorliegt. Bezeichnen wir den
                              									Halbmesser r für das Minimum von S1 mit x, drücken wir weiters l
                              									als Halbkreisumfang durch x aus, so kommt:
                           S_1={\zeta^\ast}_r\,\pi\,\frac{u}{F}\,x+2\,\left(A+B\,\cdot\,\left[\frac{a}{2\,x}\right]^{\frac{7}{2}}\right) . 14)
                           Zur Auffindung des Minimums den ersten Differentialquotienten gleich Null gesetzt,
                              									folgt:
                           
                              \frac{d\,S_1}{d\,x}={\zeta^\ast}_r\,\pi\,\frac{u}{F}-7\,\cdot\,B\,\left(\frac{a}{2}\right)^{\frac{7}{2}}\,\cdot\,x^{-\frac{9}{2}}=0,
                              
                           oder:
                           
                              {\zeta^\ast}_r\,\pi\,\frac{u}{F}\,\cdot\,x^{\frac{9}{2}}=1,14\,a^{\frac{7}{2}}
                              
                           somit:
                           x=\left(\frac{0,364\,\cdot\,a^{\frac{7}{2}}}{{\zeta^\ast}_r\,\cdot\,\frac{u}{F}}\right)^{\frac{2}{9}} . . . . . 15)
                           Für den Halbkreis als Kanalquerschnitt ist:
                           
                              \frac{u}{F}=\frac{4}{a},\ F=\frac{\pi}{8}\,a^2,
                              
                           somit wird dann:
                           
                              x=\left(\frac{0,364\,a^{\frac{9}{2}}}{4\,{\zeta^\ast}_r}\right)^{\frac{2}{9}}=\left(\frac{0,364}{4\,{\zeta^\ast}_r}\right)^{\frac{2}{9}}\,\cdot\,a=\left(\frac{0,091}{{\zeta^\ast}_r}\right)^{\frac{2}{9}}\
                                 a
                              
                           =0,94\,\left(\frac{1}{{\zeta^\ast}_r}\right)^{\frac{2}{9}}\,\sqrt{F} . . . . . 16)
                           Für den günstigsten rechteckigen Querschnitt (Seitenverhältnis x : y = 1 : 2) wird:
                           
                              F=\frac{a^2}{2},\ \frac{u}{F}=\frac{4}{a},
                              
                           somit auch hier:
                           x=\left(\frac{0,091}{{\zeta^\ast}_r}\right)^{\frac{2}{9}}\,\cdot\,a=0,83\,\left(\frac{1}{{\zeta^\ast}_r}\right)^{\frac{2}{9}}\,\cdot\,\sqrt{F} . 17)
                           wobei aber nicht zu übersehen ist, dass a in Gleichung 16 für gegebenes F einen anderen Wert besitzt, wie a in
                              
                              									Gleichung 17.
                           Bevor die Versuchsangaben für ζ*r zu ganz bestimmten Werten für die
                              
                              									günstigsten Krümmungshalbmesser benutzt werden, sind wir doch schon in der Lage
                              									allgemein zu sagen, dass unter sonst gleichen Umständen der rechteckige Kanal den
                              									kleineren Krümmungshalbmesser bedingt. Auf den ersten Blick sieht das vielleicht
                              									etwas befremdlich aus. Wenn wir aber überlegen, dass der rechteckige Querschnitt
                              									grössere Reibung als der Halbkreis verursacht, so ist einzusehen, dass beim Rechteck
                              									das Minimum für die Summe aus Krümmungs- und Reibungswiderstand früher als beim
                              									Halbkreis erreicht wird.
                           Solcherart würde hinsichtlich des beanspruchten Platzes gewiss, wie schon für die
                              									Reibung bemerkt, der Rechteckskanal dem mit Halbkreis voranzustellen sein. Doch, was
                              									die Kleinheit der für die Ueberwindung der Nebenwiderstände verbrauchten Arbeit
                              									anbelangt, bleibt der Halbkreisquerschnitt allen anderen überlegen.
                           Gehen wir auf besondere Fälle ein, unsere Versuchsresultate benutzend, so sehen wir
                              									auf den ersten Blick, dass für jeden Stoff, ja bei demselben Stoff für jede
                              									bestimmte Konzentration ein anderer günstigster Krümmungshalbmesser sich ergibt,
                              
                              									woraus schon hier der Schluss zwingend folgt, dass nicht
                                 										jeder (an und für sich noch so gut gebaute) Holländer für jeden Stoff gleich gut
                                 										verwendbar, dass Spezialisierung zu empfehlen ist. Ein dunkles Gefühl mag
                              									allerdings manche Holländerkonstrukteure, manche Holländermüller bei der Arbeit
                              									geleitet habenVergl. z.B. Papierzeitung 1896, S. 194..
                              									Allerdings verwischen sich die Unterschiede vielfach deshalb, weil in der
                              									Papiermacherpraxis Stoffmischungen die Regel bilden.
                           Nehmen wir nur zwei besondere Fälle heraus. Nach Gleichung 9* ist ζ*r, für 3%
                              									Stoff (Cellulose) = 2,63, für 2% Stoff ist ζ*r = 1,17, wenn 0 = 0,1 m. Daraus ergibt sich
                              									der günstigste Krümmungshalbmesser im ersten Falle x =
                              									0,48 a, im zweiten Falle x
                                 										= 0,57 a, somit noch kennbar verschieden. Es
                              									ist das ja auch keineswegs unnatürlich, indem im ersten Falle der Reibungswiderstand
                              									(für gleiche Wege) weitaus grösser ist infolge höherer Konzentration, und daher mehr
                              									auf kleineren Weg zu sehen ist. Die verschieden hohe
                                 										Stoffkonzentration und damit in der Regel langsames Fliessen sind es in erster
                                 										Linie, welche diesen Krümmungshalbmesser stark beeinflussen, weil bei
                              									höheren prozentuellen Fasergehalten und kleinen Geschwindigkeiten ζ*r sehr rasch
                              									wächst. Aber erst bei den höheren Stoffgehalten werden die Verschiedenheiten in den
                              									verschiedenen Fasermaterialien etwas fühlbarer, weil wegen des Exponenten 2/9 in der Formel
                              									für den günstigsten Krümmungsradius nur grössere Unterschiede in dem Wert für ζ*r die Grösse
                              									von x merklich beeinflussen, wie die beiden
                              									ausgerechneten Beispiele unmittelbar erkennen lassen.
                           Uebrigens lassen die beiden besonderen Werte für den günstigsten Krümmungshalbmesser
                              									deutlich erkennen, dass für die gewöhnlichen Fälle, so wie es die tastende Erfahrung
                              									herausgefunden und so wie es in einer ungeheueren Zahl von Holländerkonstruktionen
                              									wirklich gemacht wird, Krümmungshalbmesser näherungsweise gleich der halben
                              									Kanalweite, thatsächlich für die einfachen Fälle und die hohen Konzentrationen noch
                              									gut entspricht. Es ist eben das Glied mit A in ζ*r, welches
                              									die Krümmungsradien infolge ausserordentlichen Anwachsens des Reibungswiderstandes
                              									so sehr herabdrückt, wenn die Stoffgeschwindigkeit relativ niedrig ist.
                           Damit ist aber auch ein Fingerzeig gegeben, um womöglich Abhilfe zu bringen, denn
                              									Abhilfe wäre mit Rücksicht auf die zu leistende Arbeit sehr zu wünschen. Infolge des
                              									kleinen Krümmungsradius ergibt sich nämlich an der inneren Seite des Kanals ein
                              									hohes relatives Gefälle und infolge desselben eilen die
                                 										inneren Stoffpartien den aussen liegenden nicht bloss wegen des an der inneren
                                 										Seite kürzeren Weges, sondern auch infolge bedeutend grösserer Geschwindigkeit
                                 										ungemein vor, gelangen solcherart öfter unter die Walze, werden mehr
                              									zerschabt und die Folge ist ungleichmässiger Stoff, wenn nicht besondere Gegenmittel
                              									angewendet werden.
                           Abhilfe scheint nun nach den vorliegenden Versuchen, wie schon kurz angedeutet, durch
                              
                              									höhere Stoffgeschwindigkeit in der Krümmung erzielbar. Sei es, dass durch irgend
                              									eine mechanische Vorrichtung grössere Stoffgeschwindigkeit erzwungen wird, was bis
                              									zu einem gewissen Grade, wie bei der Betrachtung des Längenprofils dargethan werden
                              
                              									soll, vorteilhaft sein kann, sei es, dass durch Verengung des Kanals in der Krümmung
                              									höhere Stoffgeschwindigkeit örtlich veranlasst werde. Darauf ist diezaghafte,
                              									in Fig. 2 bei LVergl. Max Schubert, Die Praxis der
                                       												Papierfabrikation. Berlin 1898. punktiert angedeutete
                              									Abrundung zurückzuführen, wie auch die aus der Praxis
                                 										gemachten Vorschläge, den Kanal aussen nicht nach einem Kreise, dessen
                                 										Mittelpunkt am Ende der Trogscheidewand liegt, zu begrenzen, sondern etwa
                              									so, wie die Fig. 13Vergl. Papierzeitung, 1896 S. 194, dann Hofmann's Papierfabrikation z.B. und
                                    												Dingler, S. 235 d. Bd., wo Ereky mit dem Anschein, thatsächlich aber ohne
                                    											Begründung, diese alte Erfahrungsregel wiedergibt. erkennen
                              									lässt. Allerdings kann da nicht verhehlt werden, dass ein solcher Vorgang auch sein
                              									Bedenkliches hat, indem notgedrungen, um die grössere Geschwindigkeit in der
                              									Verengung herauszubringen, wenn sie auch allmählich gegen den Kanal, in welchem'
                              									sich die Fig. 13. Walze nicht befindet, vorgenommen
                              									wird, eine gewisse Anstauung vorher eintreten muss, wodurch das Seitenverhältnis im
                              									Querschnitt ins Ungünstige geändert, grösserer Reibungswiderstand hervorgerufen
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 494
                              Fig. 13.
                              
                           Gleichmässige Erhöhung der Stoffgeschwindigkeit bis an ein
                                 										gewisses Mass, auf welches noch im folgenden zurückzukommen ist, dürfte somit das einzige Mittel sein, welches wirkliche
                                 										Abhilfe bis zu einem gewissen Grade verspricht. Denken wir uns, es wäre
                              									möglich, die Stoffgeschwindigkeit auf 0,3 m zu bringen. Dann wird für die übrigen
                              									oben angegebenen Bedingungen der günstigste Krümmungsradius x = 0,77 a (3% Stoff), 0,92 a (2% Stoff). Diese Resultate sehen nun wesentlich
                              									günstiger aus. Es folgt dann an der Mittelwand auch schon ein ganz merklicher Bogen
                              									mit 0,27 bezw. 0,42 Kanalbreite Radius, somit auch kein so ausserordentlich grosses
                              									relatives Gefälle und damit im Zusammenhang nicht so rasches Voreilen der Fasern,
                              
                              
                              									welche in der Nähe der Mittelwand fliessen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)