| Titel: | Anlagen der französischen Eisenbahnen für das Wassernehmen der Lokomotiven während der Fahrt. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 527 | 
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                        Anlagen der französischen Eisenbahnen für das
                           								Wassernehmen der Lokomotiven während der Fahrt.
                        Anlagen der französischen Eisenbahnen für das Wassernehmen der
                           								Lokomotiven während der Fahrt.
                        
                     
                        
                           Mehr als 40 Jahre sind bereits verflossen, seitdem Ramsbottom, der damals die englische Nordwestbahn leitete, auf die Idee verfiel, zur Ersparung der den Zügen
                              									infolge des Wassernehmens erwachsenden Aufenthalte Einrichtungen zu schaffen, welche
                              									das Speisen der Lokomotiven während der Fahrt ermöglichen. Vorliegendenfalls geschah
                              									dies lediglich in dem Bestreben, für die 137 km lange Strecke von Chester nach Cholyhead
                              									eine kürzere Fahrzeit erzielen zu können als jede Konkurrenzbahn. Nach einer Reihe
                              									vorausgegangener sehr lehrreicher theoretischer Erwägungen und praktischer Versuche
                              									entstanden die ersten Anlagen auf der Strecke der North-Western-Railway zu Ende des Jahres 1862. Aus ähnlichen Gründen,
                              									nämlich lediglich zum Zwecke des Wettbewerbes, kamen Ramsbottom'sche Einrichtungen im Jahre 1873 auch nach Amerika, wo sie auf
                              									der Pensylvania-Railroad die erste Anwendung fanden.
                              									Seither wurden sie auf englischen und amerikanischen Eisenbahnen hie und da
                              									eingeführt, ohne jedoch den Weg nach dem europäischen Kontinent zu finden, wo ja die
                              									Knotenpunkte der Eisenbahnnetze verhältnismässigso dicht aneinander liegen.
                              									Erst neuerer Zeit sind es einige französische Eisenbahnen, die im Interesse der
                              									Beschleunigung direkter Anschlüsse zwischen Paris und verschiedenen
                              									Dampfschiffsrouten des Kanals und des Mittelmeeres der in Rede stehenden Methode der
                              									Wasserversorgung bei den fahrenden Zügen praktische Beachtung zugewendet haben.
                           Dabei handelt es sich vorläufig im allgemeinen bloss um Versuche bis in einem Falle
                              									der französischen Staatsbahnen, die auf ihrer Linie Paris-Royan in regelrechten Betrieb gestellte Einrichtungen besitzt,
                              									mittels denen sich zwei tägliche direkte Expresszüge während der Fahrt mit Wasser
                              
                              									versorgen, welche nur ein einziges Mal, nämlich in Thouars, d. i. 326 km von Paris bezw. 244 km vor Royan, anhalten, um die
                              									Lokomotive zu wechseln. Auf der benannten Strecke befinden sich nämlich für den
                              									gedachten Zweck sechs Wasserbecken – das sind drei für jede Zugrichtung – im
                              									laufenden Doppelgeleise und zwar je zwei unmittelbar anstossend an dem Bahnhofe Illiers, 115 km von Paris, dann zunächst der Station
                              										Chateau du Loir, 220 km von Paris, und an der Station
                              
                              										Villeneuve-la-Comtesse, 450 km von Paris. Jene
                              									sechs Punkte – die Abgangsstation und Endstation mit eingerechnet –, an welchen bei
                              									den bezeichneten Zügen ein Wassernehmen erfolgen kann, liegen sonach, von Paris aus
                              									gerechnet, 115, 105, 106, 124 und 120 km weit voneinander, oder, auf die
                              									Fahrtrichtung von Royan nach Paris bezogen, in Abständen von 120, 124, 106, 105 und
                              									115 km.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 527
                              Fig. 1.Querschnitt durch das Speisebecken (Französische
                                 										Staatsbahn).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 527
                              Fig. 2.Draufsicht an einer Stückverbindung des Speisebeckens.
                              
                           An den drei obenbezeichneten Wasserversorgungsstellen der offenen Strecke ist in
                              									jedes der beiden Geleise der Doppelbahn ein aus 4 mm starkem Stahlblech
                              									hergestelltes, 0,50 m hohes, offenes Speisebecken eingebaut. Dasselbe liegt genau in
                              
                              									der Mitte zwischen den beiden Schienensträngen des Geleises und besitzt auf eine
                              									Länge von 440 m die in Fig. 1 bis 5 dargestellte Anordnung und durchaus die gleiche
                              									Tiefe von 160 mm, während an den beiden Beckenenden der Gefässboden auf 48 m Länge
                              									mit 3  Steigung anläuft. Die Gesamtlänge jedes dieser am Oberrande durchaus
                              									wagerecht verlaufenden Speisebeckens beträgt, die beiden Anläufe mitgerechnet, 536
                              									m. Hiervon besteht der 440 m lange Hauptkörper aus 88 aneinander-genieteten Stücken
                              									von je 5 m Länge, während jeder der beiden Anläufe aus 10 ähnlichen, jedoch nur 4,80
                              									m langen Stücken zusammengesetzt ist. An der Aussenseite der beiden Längs wände
                              									wurde das Becken am Fusse durch die 7 mm starken 60,60 mm messenden Winkeleisen w (Fig. 1 u. 2) verstärkt, und zugleich auf den gewöhnlichen,
                              									hölzernen Querschwellen des Oberbaues durch die weitere Vermittelung von Klemmbacken
                              										k befestigt. Die vorerwähnten 108 Stücke, aus denen
                              
                              									jedes Speisebecken besteht, sind im allgemeinen einfach aneinandergestossen und so,
                              									wie es Fig. 2 in der Draufsicht und Fig. 3 (rechts) in der Ansicht ersehen lässt, durch
                              									einen im Profil des Beckens gebogenen, 75 mm breiten, 6 mm starken Blechstreifen
                              									überplattet und durch 52 Stück 10 mm starke, in Abständen von je 30 mm voneinander
                              									angeordnete Nieten verbunden. Nebst diesen gewöhnlichen Verbänden finden sich im
                              									mittleren Hauptteile – je 50 m voneinander entfernt – noch besondere
                              									Stückverbindungen von der in Fig. 3 bis 5 ersichtlich gemachten Anordnung, zu dem Zwecke, die
                              									allenfalls infolge von Temperaturänderungen in der Längsrichtung des Beckens
                              									auftretenden Ausdehnungen oder Zusammenziehungen unschädlich zu machen.
                           Man hatte ursprünglich allerdings daran gedacht, für den vorbezeichneten Zweck
                              									dieselben Feder- und Nutverbindungen mit Kautschukzwischenlagen anzuwenden, wie sie
                              									in der Regel seitens der amerikanischen Eisenbahnen benutzt werden, allein diese
                              									Dilatationen erwiesen sich weniger haltbar und zugleich nennenswert kostspieliger
                              									als die gewählte Form nach Fig. 3 bis 5. Ueberdies lassen die bisherigen Erfahrungen
                              									annehmen, dass man in betreff der Vorkehrungen für die Ausdehnung und
                              									Zusammenziehung eigentlich weiter gegangen sein dürfte, als es thatsächlich geboten
                              									war, denn es hätte anscheinendgenügt, einfach die Schraubennägel der
                              									Klemmbacken k (Fig. 1),
                              									mit welchen das Speisebecken an den Schwellen befestigt ist, weniger scharf
                              									anzuziehen, so dass den Winkeleisen w zur Längsbewegung
                              									noch ein wenig Luft geblieben wäre. Zu dieser Massnahme mochte man sich jedoch, eben
                              									der gehörigen Lagerhaftigkeit und Befestigung des Beckens halber, gleich von
                              									vornhinein nicht entschliessen; Man zog es vielmehr vor, für die Dilatation in jedes
                              									Becken neun, im Sinne der Fig. 3 bis 5 ausgeführte Stückverbindungen einzuschalten, deren
                              									Anordnung aus den Abbildungen ohne weiteres so klar hervorgeht, dass hierzu etwa nur
                              									noch zu erwähnen bliebe, dass die Winkelkragen B1 welche die Beckenteile A1 und A2 übergreifen, aus 3 mm starkem Stahlblech bestehen,
                              									und dass die Nieten des Verbandes, wie bei den weiter oben betrachteten gewöhnlichen
                              									Stückverbindungen, 10 mm stark und in Abständen von je 30 mm aneinandergereiht
                              									sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 527
                              Fig. 3.Längsschnitt der Verbindungen für die Dilatation.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 527
                              Fig. 4.Schnitt fg.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 527
                              Fig. 5.Draufsicht der Verbindungen für die Dilatation.
                              
                           Das Füllen der drei Speisebeckenpaare geschieht im selbstthätigen Wege derart, dass
                              
                              									fortlaufend mindestens so viel Wasser zugeführt wird, als erforderlich ist, den
                              									Wasserspiegel im Becken dauernd auf der gleichen Normalhöhe von 135 mm zu erhalten.
                              									Zu dem Ende besteht an jedem der drei in Frage kommenden Strecken eine besondere
                              									Verteilungsanlage (Fig. 6 und 7), welche beiläufig in der Längenmitte der
                              									Speisebecken errichtet und in einem eigenen, leichten Gebäude untergebracht ist. Zu
                              									diesem Verteiler gelangt das Wasser durch ein 200 mm starkes Rohr D (Fig. 7) aus dem
                              									Reservoir der nächsten Eisenbahnstation und durch die weitere Vermittelung der
                              									Zweigrohre D1 und D2, vorausgesetzt, dass
                              									die Hähne V1 und V2 offen sind, was für
                              									gewöhnlich immer der Fall ist, zu den Ventilen U1 bezw. U2. Die letztgenannten Ventile sind am Boden der aus
                              									Stahlblech bestehenden prismatischen Wasserbehälter A1 bezw. A2 angebracht, von denen jedes ungefähr 300 l Wasser
                              									aufzunehmen vermag. A1
                              									steht durch ein 200 mm starkes Rohr C1 mit dem Speisebecken G1 des Geleises S1S1 (Fig. 7) und A2 durch ein
                              									ebensolches Rohr C2 mit
                              
                              
                              									dem Speisebecken G2 des
                              									Geleises S2S2 (Fig. 6 u. 7) in
                              									Verbindung. Von jedem der Rohre C1 und C2 zweigt ein offenes, nach rückwärts geführtes Nebenrohr Q1 bezw. Q2 ab, welches in der
                              									Regel durch den Wechsel w1 bezw. w2
                              
                              
                              									abgesperrt ist, wogegen die Wechsel W1 und W2 in den Hauptrohren C1 und C2 während des Betriebes stets offen stehen. Nur wenn
                              									eines der Speisebecken, beispielsweise G1, vollständig ausser Betrieb gesetzt und entleert
                              									werden soll, wird zuvörderst der Hahn V1 abgedreht, sodann der Wechsel W1 gleichfalls
                              									geschlossen und dafür w1 geöffnet, worauf das gesamte Vorratwasser des Beckens G1 bei der Rohröffnung
                              										y1 in einen
                              									gemauerten Kanal und dann weiter in den Eisenbahngraben abfliesst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 528
                              Fig. 6.Selbstthätige Speiseanlage (Draufsicht).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 528
                              Fig. 7.Selbstthätige Speiseanlage (Schnitt CD).
                              
                           Was nun die selbstthätigen Regulierungsvorrichtungen anbelangt, so bestehen dieselben
                              									aus zwei neben A1 und
                              										A2 angebrachten,
                              									von denselben jedoch vollständig abgeschiedenen Behältern R1 und R2, welche zwar die nämliche Länge besitzen wie A1 und A2, sonst aber
                              									beträchtlich schmäler und seichter sind als diese. B1 und B2 stehen durch je eine 75 mm starke Rohrleitung O1 bezw. O2 mit dem zugehörigen
                              									Speisebecken G1 bezw.
                              										G2 in Verbindung,
                              									weshalb also im Behälter R1 stets derselbe Wasserstand vorhanden ist wie im Becken G1 und in R2 derselbe
                              
                              									Wasserstandwie in G2. Die Einmündungspunkte der Rohre O1 und O2 befinden sich in den Speisebecken 20 m hinter den
                              									Einmündungspunkten der bezüglichen Speiserohre C1 und C2, wie es Fig. 6
                              									kennzeichnet. Die eigentliche Reguliervorrichtung, welche rücksichtlich des Beckens
                              										G1 in Fig. 8 besonders dargestellt und hier der Deutlichkeit
                              									willen in grösserem Massstabe ausgeführt ist, besteht hauptsächlich aus dem schon
                              									weiter oben erwähnten Ventil U1, bei dem die Zweigleitung D1 der von der Eisenbahnstation kommenden
                              									Wasserleitung D in den Behälter A1 einmündet. U1 bleibt verschlossen, solange der bei
                              										x drehbare Hebelarm L1 die in Fig.
                                 										8 gezeichnete Lage besitzt, d.h. solange L1 durch das Gewicht von K1 niedergezogen ist. Wird diese Belastung
                              									jedoch so gering, dass das am zweiten Arm des Hebels L1 angebrachte Gegengewicht P1 wirksam werden kann,
                              									dann hebt sich die Kegelklappe von U1 und das von D1 kommende Wasser gewinnt ungehemmten Zufluss durch
                              										A1 und das Rohr C1 zum Speisebecken.
                              									Das Gewicht K1 ist ein
                              									viereckiges, zu unterst kappenförmig zugespitztes Blechgefäss, das 5 l Wasser zu
                              
                              									fassen vermag und an der tiefsten Stelle seines Bodens ein 6 mm weites Loch als
                              									Ausflussöffnung besitzt. Im Behälter B1 ist seiner ganzen Breite nach eine blecherne
                              									Scheidewand B1
                              									eingesetzt, deren oberer Rand r genau in der Höhe des
                              									normalen Wasserstandes des Speisebeckens liegt. Von dem durch B1 aus dem Behälter B1 abgeschiedenen Teile
                              
                              									tritt ein Abflussrohr t1 heraus, das senkrecht über dem Eimer K1 mündet, derart, dass alles durch t1 ablaufende Wasser
                              									unmittelbar in das benannte Gefäss gelangt. Sobald also der Wasserstand im
                              									Speisebecken das Normale überschreitet, tritt Ueberfallwasser über B1 und fliesst dann durch t in den Eimer K1, der sich auf diese Weise mit Wasser füllt und
                              									bald so schwer geworden ist, dass er das Ventil U1 verschliesst. Nunmehr hört der Zufluss in das
                              									Speisebecken auf und deshalb bald hinterher als natürliche Folge auch das Abfliessen
                              									des Ueberfallwassers durch t nach K1. Aus dem Eimer läuft
                              									aber das Wasser aus dem Loche n unausgesetzt ab, und so
                              									tritt daselbst schliesslich nach dem Verlaufe von ungefähr 10 Minuten, welche Zeit
                              									der Eimer zur genügenden Entleerung in Anspruch nimmt, wieder jene
                              									Gewichtsverminderung ein, die P1 zur Wirksamkeit kommen lässt, so dass U1 sich öffnet und
                              									neuerlich Wasser in das Speisebecken gelangt, bis dort die Füllung einen so hohen
                              									Stand erreicht, dass wieder so viel Ueberfallwasser in den Eimer gelangt, als zur
                              									Durchführung des Ventilverschlusses erforderlich ist. In dieser Weise setzt sich das
                              									Oeffnen und Schliessen des Ventils U1 also unausgesetzt weiter fort, wobei zeitweilig
                              									wohl auch Ueberschüsse in das Speisebecken gelangen können, weshalb die beiden
                              									Längswände des letzteren in der normalen Wasserlinie, d. i. 25 mm unter dem
                              									Beckenrande, mit kleinen, viereckigen Löchern versehen sind, durch welche der
                              									gedachte Ueberschuss abfliesst, um sich in dem Kiesbett des Geleises zu verlaufen.
                              									Dass das selbstthätige Füllen des zweiten Speisebeckens G2 (Fig. 7)
                              									und das Entleeren desselben in ganz gleicher Weise erfolgt, wie dies obenstehend
                              									hinsichtlich des Beckens G1 geschildert wurde, bedarf wohl keines weiteren Hervorhebens.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 529
                              Fig. 8.Reguliervorrichtung zur selbstthätigen Speisung (Französische
                                 										Staatsbahn).
                              
                           So sehr diese an sich einfache, übrigens schon bei anderweitigen, älteren
                              									Wasserhaltungsanlagen in Anwendung gekommene Reguliervorrichtung zum selbstthätigen
                              									Füllen der Speisebecken für den ersten Augenblick besticht und den Schein besonderer
                              									Zweckdienlichkeit besitzt, so hat die Französische
                                 										Staatsbahn doch keine günstigen Erfahrungen damit gemacht. Wenn ein Zug
                              									sich aus dem Speisebecken mit Wasser versehen hat, dauert es immer erst 25 bis 35
                              									Minuten, bevor der normale Wasservorrat wieder beschafft ist, ein Zeitaufwand, der
                              									hinsichtlich der Zugsfolge zu Schwierigkeiten führen kann. Dieser Uebelstand darf
                              									vorläufig freilich noch als ganz gegenstandslos gelten, da täglich nach jeder
                              									Richtung nur ein einziger Zug die Strecke passiert, welcher während der Fahrt Wasser
                              									nimmt, und da der Verkehr dieser beiden Züge während des Winters überdem eingestellt
                              									ist. Um so schwerer fallen die nennenswerten Kosten ins Gewicht, welche der
                              									selbstthätigen Fülleinrichtung schon deshalb anhaften, weil bei denselben grosse
                              									Mengen Wassers teils für den Betrieb der Reguliervorrichtung aufgewendet werden
                              									müssen, zum Teil aber ganz nutzlos verloren gehen. Die Einrichtung soll auch
                              									sonstige Unzuträglichkeiten aufweisen und namentlich heiklig und empfindlich
                              									sein.
                           Für den Dienst der oben erwähnten Expresszüge sind im ganzen sechs Lokomotiven der
                              									französischen Staatsbahnen eingerichtet. Diese in Amerika erbauten Maschinen, von
                              									denen verflossenen Jahres eine in Vincennes auf der
                              									Ausstellung war, sind lediglich für Personeneilzügebestimmt; sie haben vier
                              									gekuppelte Triebräder von 2,14 m Durchmesser und in voller Dienstesausrüstung
                              									ungefähr das Gewicht von 35 t. Der zugehörige zweiachsige Tender ist für das
                              									Wassernehmen während der Fahrt mit einem 330 mm weiten Füllrohr ausgestattet, das
                              									bei Passierung des Speisebeckens mit seinem unteren Mundstück 75 mm tief in das
                              									Wasser eintaucht und hierbei beiläufig 8 cbm Wasser in den Tender befördert,
                              									vorausgesetzt, dass die Fahrgeschwindigkeit des Zuges 58 bis 60 km/Std. beträgt.
                              									Das untere knieförmige Ende des Füllrohres ist nach einem aus dem Jahre 1894
                              									herrührenden Muster der Pensylvania-Railroad
                              									eingerichtet, d.h. es hängt in einem Gelenke und wird von Spiralfedern in einer
                              									Normallage hochgehalten, bei welcher das Mundstück des Rohres das Fahrgeleise
                              									durchwegs ohne Anstand passieren kann. Sobald ein Zug, der Wasser nehmen soll, ein
                              									Speisebecken erreicht, hat der Führer oder Heizer der Lokomotive mittels eines am
                              									Führerstand angebrachten federnden Hebels, der eine Zugstange mit Zugwinkel bewegt,
                              									das besagte Knie 55 mm nach abwärts zu drücken, d.h. ins Wasser zu tauchen und
                              									sodann den Stellhebel wieder loszulassen. Das Knie kann jetzt nicht mehr in seine
                              									Ruhelage nach oben zurückkehren, weil die Kraft der aufwärtsziehenden Federn durch
                              									den Widerstand des ins Mundstück einströmenden Wassers überwunden wird. Das Knie
                              									wird vielmehr auf diese Weise selbstthätig bis zur Tiefe von 75 mm unter den
                              									Wasserspiegel niedergezogen, d. i. so weit als es eben ein Anschlag des Gelenkes
                              									gestattet. Wenn dann am Ende des Speisebeckens das Wasser zunehmend seichter wird,
                              									hört im gleichen Masse der Druck des Wassers auf das Knie auf und die Federn heben
                              									dasselbe sonach wieder in die Normallage zurück.
                           Da die vorläufig in Betracht kommenden Züge nur des Sommers und in Tageszeiten
                              									verkehren, wo die schon vermöge der unmittelbaren Nachbarschaft bekannter Bahnhöfe
                              									gut gekennzeichneten Speisebecken weithin sichtbar sind, so hat man bisher keinen
                              									Anlass gefunden, Anfang und Ende der Becken zur Erinnerung des Maschinenpersonals
                              									mit besonderen Signalen zu versehen. Ebenso sind wegen eines allfälligen Vereisens
                              									des Vorratwassers in den Becken zur Zeit keine Massnahmen erforderlich und demnach
                              									auch nicht vorgesehen. Die von der Firma Dyle und
                                 										Bacalan gelieferten und hergestellten Speisebecken haben durchschnittlich
                              									pro laufenden Meter rund 30 Frcs. gekostet. Der Preis jeder einzelnen
                              									Reguliervorrichtung an den selbstthätigen Füllanlagen beträgt 200 Frcs.,
                              									ausschliesslich der Rohrleitungen samt Wechsel, Windkessel und Hähne, des Gebäudes,
                              									der gemauerten Rohr- und Abflusskanäle und der Aufstellungsarbeiten, die für sich zu
                              									berechnen sind und für deren Kosten uns keine näheren Angaben vorliegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 529
                              Fig. 9.Querschnitt des Speisebeckens (Paris-Lyon-Mittelmeerbahn).
                              
                           Seit längerem macht die Paris-Lyon-Mittelmeerbahn mit
                              									der in Rede stehenden Wasserversorgung nach englischen Mustern Versuche, aus welchem
                              									Anlasse sie auf ihrer Strecke Aisy-Montbard, 238 km von
                              									Paris, ein Probespeisebecken errichtet hat. Dieses besitzt dieselbe Anordnung, wie
                              									einige auf der Lancashire and Yorkshire-Railway schon
                              									seit 1894 praktisch angewendete Speisebecken und bildet einen 458 mm weiten, 153 mm
                              									hohen Behälter aus Stahlblech, der, wie Fig. 9
                              									ersehen lässt, an den beiden Oberrändern mit 50 mm breiten Pratzen auf hölzernen,
                              									mittels Kopfschrauben s1 und s2 an
                              									den gewöhnlichen hölzernen Querschwellen des Fahrgeleises befestigte Längsschwellen
                              										L1 und L2 aufliegt. Die
                              									gesamte Länge des durchwegs in wagerechter Strecke verlegten Beckens beträgt 567 m,
                              									wovon jedoch nur ein mittleres Stück von 457 m die gleichmässige Höhe von 133 mm
                              									besitzt, während an
                              									den beiden Enden je 55 m mit einer Steigung bezw. mit einem Gefälle von 2,8 ‰ schräg
                              									verlaufen. Die einzelnen Stücke, aus dem das Speisebecken zusammengesetzt ist, sind
                              									an den Stössen einfach durch einen Blechstreifen überplattet und durch zwei Reihen
                              									Nieten, ähnlich wie in Fig. 2, wasserdicht
                              									miteinander verbunden. Sonderverbindungen für die Dilatation sind nicht vorhanden,
                              									weshalb denn auch die Pratzen des Beckens auf den Unterlagen L1 und L2 keine besondere Befestigung erhalten haben,
                              									sondern nur lose aufliegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 530
                              Fig. 10.Querschnitt des Wasserturmes beim Speisebecken
                                 										(Paris-Lyon-Mittelmeerbahn).
                              Normalniveau des Speisebeckens;
                                 										Höhe der Schienenoberkante; Ueberfallhöhe.
                              
                           Da in der Nähe eine Wasserstation nicht zur Verfügung stand, so musste für das
                              									Speisebecken eine solche eigens errichtet werden, wozu die nächst der in Betracht
                              									kommenden Bahnstrecke an günstiger Stelle vorüberfliessende Brenne gute Gelegenheit bot. Beiläufig in der Längsmitte des Speisebeckens
                              									hat man gleich neben dem Bahnkörper einen kreisrunden Wasserturm (Fig. 10) erbaut, der statt einer Abdeckung das 8,50 m
                              									weite, 2,60 m hohe Reservoir BB aus Stahlblech trägt,
                              									wohin das Vorratwasser mittels einer ganz nahe am Flussufer in einer Bude
                              									aufgestellten fünfpferdigen Dampfpumpe durch das Rohr D
                              									zugeführt wird. Im unteren, gemaserten, beiläufig 3,5 m hohen und 7,7 m weiten Raume
                              									des Turmes befinden sich der Verteiler nebst jener Vorrichtung, mit welcher das
                              									Nachfliessen des Wassers in das Becken selbstthätig geregelt wird, sowie die
                              									Wechsel, Windkessel und Hähne der sämtlichen im Wasserturm einmündenden bezw. von da
                              									ausgehenden Rohrleitungen. Zu den letzteren zählt eine 200 mm starke Leitung C, welche die Aufgabe hat, das Wasser aus dem Reservoir
                              										B dem Speisebecken zuzuführen und sich zu diesem
                              									Zwecke ausserhalb des Turmes in zwei Zweige C1 und C2 spaltet, welche fast bis zu den beiden Enden des
                              
                              
                              									Speisebeckens laufen, um dort in dasselbe ganz ähnlich einzumünden, wie die
                              									gleichnamigen Leitungen bei der Staatsbahnanlage (Fig.
                                 										6 und 7) mit dem Unterschied, dass die in
                              										Fig. 10 mit C1 und C2 bezeichneten Rohre vorläufig nicht getrennt an
                              									zwei verschiedenen Speisebecken, sondern gemeinsam nur an einem und demselben Becken
                              									angeschlossen sind. In dem Hauptspeiserohr G ist bei
                              										V ein Klappenventil eingebaut, das von aussen durch
                              									eine Kurbel bewegt werden kann, die mit dem längeren Arm H1 eines 1,80 m langen zweiarmigen
                              									Drehhebels durch eine hinsichtlich ihrer Länge regulierbare Gelenkstange in
                              									Verbindung steht. Der zweite, kürzere Arm H2 des eben erwähnten Drehhebels ist an einem grossen
                              									Schwimmer S befestigt, der sich in dem prismatischen
                              									Blechbecken B auf- und niederbewegen kann. Letzteres
                              									kommuniziert mit dem Speisebecken auf der Bahnstrecke durch das Rohr A, von dem zwei 75 mm weite Rohre abzweigen, die in
                              
                              									Entfernungen von 200 m, rechts und links vom Wasserturm, gleichfalls im Speisebecken
                              									münden. Im Behälter B wird demgemäss der Wasserstand
                              									stets derselbe sein wie im Speisebecken; die Lage des Hebels H1H2 ist nun selbstverständlich so eingestellt, dass er
                              									vermöge seiner Verbindung mit V dieses Ventil so lange
                              									verschlossen hält, als der Schwimmer S nicht unter das
                              									Niveau des Speisebeckenshinabsinkt. So lange in B
                              									der normale Wasserstand oder ein höherer Wasserstand vorhanden ist, in welch
                              									letzterem Falle das Ueberwasser durch das Rohr Q aus
                              
                              										B abfliesst, bleibt also V geschlossen; sinkt jedoch im Speisebecken bezw. in B der Wasserstand, dann hebt sich H1 und lässt, V öffnend, frisches Wasser durch C bezw. C1 und C2 in das Speisebecken gelangen. Während dort die
                              									vorgeschriebene Wasserhöhe durch den Zufluss wieder erreicht wird, besorgt der in
                              										B ansteigende Schwimmer auch wieder den Verschluss
                              									von V. Um das durch einen Zug benutzte Speisebecken
                              									wieder ordnungsmässig zu füllen, bedarf der geschilderte, selbstthätige Verteiler 20
                              									bis 30 Minuten Zeit.
                           Auch diese Durchführungsart, der selbstthätigen Wasserversorgung erweist sich nicht
                              									so widerstandskräftig und verlässlich als es wünschenswert wäre, doch kommt ihr
                              									Betrieb nicht so teuer wie bei der Staatsbahneinrichtung, weil nur wenig Wasser
                              									nutzlos verloren geht. Nach den in beiden Fällen gemachten Wahrnehmungen liesse sich
                              									schliessen, es sei immerhin einfacher und sicherer, das Nachfüllen der Speisebecken
                              									irgend einem zunächst des Beckens aufgestellten Bahn-, Signal- oder Ueberwegwärter
                              									zu überantworten, wie dies bei einigen amerikanischen Eisenbahnen geschieht. Der
                              									betreffende Bahnwärter hat ein Wasserreservoir mit einer Vorrichtung, wie man sie an
                              									Flüssigkeitsbehältern angebracht findet, die zum Vornehmen des Aichens dienen. Durch
                              									die Handhabung eines Hebels dieser Vorrichtung wird das Ausfliessen einer genau
                              									bemessenen Menge von Flüssigkeit bewirkt. Die Aufgabe des Bahnwärters besteht also
                              									lediglich darin, nach jedem Zuge, der das Speisebecken benutzt hat, eine federnde
                              									Schützenstange zu ziehen und wieder loszulassen, wodurch er aus dem Reservoir genau
                              									so viel Wasser ins Speisebecken abfliessen macht, als ein Zug im Maximum aus diesem
                              									zu entnehmen vermag; ein etwaiger Ueberschuss von Wasser, der auftreten kann, wenn
                              									ein Zug weniger Wasser genommen hätte als er sollte, fliesst aus Ueberfalllöchern
                              									der Beckenwände ab. Damit der Bahnwärter aufs Nachfüllen nicht vergessen kann,
                              									bringt jeder vorüberfahrende Zug ein elektrisches Fortläutewerk zur Auslösung, das
                              									solange läutet, bis der Bahnwärter seiner vorgedachten Obliegenheit entsprochen hat,
                              									oder das Läutewerk mit der Hand abstellt. Zur Nachfüllung des Speisebeckens sind bei
                              									der Bedienung desselben durch einen Bahnwärter nach vorstehender Anordnung nicht
                              									ganz 7 Minuten erforderlich.
                           In welcher Weise die Versuchstender der Paris-Lyon-Mittelmeereisenbahn ausgestattet sind, lassen Fig. 11 und 12 des Näheren ersehen.
                              									Das Füllrohr F liegt wie gewöhnlich in der Längsachse
                              									des Tenders und besitzt einen trapezförmigen Querschnitt, der sich vom
                              									Einflussmundstück M bis zum Knie K verengt und dann nach oben hin sich bis zum
                              									Ausflussmundstück M2
                              									wieder bis zu der maximalen Höhe von 275 mm und einer Breite von 440 mm erweitert.
                              
                              									Diese Anordnung hat den besonderen Zweck, nach obenhin die Geschwindigkeit des
                              									einströmenden Wassers zu vermindern, damit es nicht allzu rasch in den Behälter
                              									stürzt, was man mit Rücksicht auf die sonst hierdurch auftretenden
                              
                              									Unzuträglichkeiten zu vermeiden wünscht. Der schaufeiförmige, unterste Teil des
                              									Mundstückes M1 besteht
                              									nach amerikanischem Muster aus leichtem, dünnen Blech, damit es durch ein
                              									allfälliges Streifen an Steinen oder an sonstigen Hindernissen während der Fahrt
                              									eben nur leicht verbogen oder abgerissen wird, ohne die betreffenden Stösse in
                              									gefährlicher Weise auf die übrigen Rohrteile zu übertragen. Auch ist die Anbringung
                              									so durchgeführt, dass sich ein allenfalls nötig werdender Ersatz leicht, bequem und
                              									rasch bewerkstelligen lässt, und auch keine nennenswerten Kosten verursacht. Die
                              									senkrechte Höhe der Einflussöffnung am Mundstücke M1 beträgt 312 mm, doch taucht letzteres nur 50 mm
                              									tief ins Wasser. Bei einer Zugsgeschwindigkeit von beiläufig 66 km/Std. beträgt
                              									die aus dem Speisebecken in den Tender gelangende Wassermenge immerhin 8 cbm, wie
                              									bei den Lokomotiven der Französischen Staatsbahn. Die
                              									senkrechte Hubhöhe beläuft sich für das durch die Füllröhre F in den Tender strömende Wasser auf 1,75 m, d. i. mehr als es sonst für
                              									die gewöhnlichen Tender der Eilzugsmaschinen erforderlich wäre. Man hat nämlich für
                              									die Züge, welche
                              									auf der Strecke Wasser nehmen sollten, von vorhinein neue Tender mit grösseren bezw.
                              									höheren Wasserbehältern in Aussicht genommen und also auch die Versuchstender
                              									bereits in diesem Sinne eingerichtet. Vom eigentlichen Mundstück M1 ist der im untersten
                              									Drittel des Füllrohres von n nach abwärts führende Teil
                              									auf einer Achse x drehbar, die durch zwei an der
                              									vorderen Tenderbrust befestigte Gestellstangen i1 und i2 gehalten wird und durch einen Kurbelarm z mit einer Schieberstange H in Verbindung gebracht ist. Diese letztangeführte Vorrichtung wirkt
                              									durch ihr Gewicht und ihre Lage dergestalt auf das Rohrstück nM1, dass dasselbe stets umgekippt ist,
                              									wobei sich das Ende n nach abwärts und das Ende M1 nach aufwärts kehrt.
                              									Auf diese Art kann also das Mundstück überall anstandslos die Strecke passieren.
                              									Sobald jedoch der Zug ein Speisebecken erreicht hat, zieht der Lokomotivführer die
                              									Handhabe von H an sich, wodurch das Mundstück gedreht
                              									und bei M1 ins Wasser
                              									gesenkt und zugleich der Rohranschluss bei n
                              									hergestellt wird. Eben des letzteren Umstandes willen hat die Stange an bestimmter
                              									Stelle eine Falle, in welche eine Klinke einschnappt, die das Hebelwerk nebst dem
                              									Mundstück M1 in der
                              									richtigen Verschlusslage festhält. Diese Klinke muss vor dem Verlassen des
                              									Speisebeckens wieder rechtzeitig ausgehoben werden, damit das Mundstück in seine
                              									gesicherte Ruhelage zurückfallen kann. Wird das versäumt, so erfolgt eine jener
                              
                              									Beschädigungen des Mundstückes, welche weiter oben schon angedeutet wurden und wegen
                              									dessen hauptsächlichst das dünne, biegsame Blech zur Ausführung des Endstückes
                              									gewählt ist. Um das während des Wassernehmens beim Mundstück auftretende arge
                              									Spritzen unschädlich zu machen, durch welches sonst der Unterboden des
                              									Tenderkastens, das Gestell, die Achsen und die Räder viel zu leiden haben, sind
                              									verschiedene Schutzbleche namentlich an jenen Stellen angebracht, wo das Eindringen
                              									von Wasser besonders nachteilig wirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 531
                              Zum Wassernehmen während der Fahrt eingerichteter Tender
                                 										(Paris-Lyon-Mittelmeerbahn).
                              Längsschnitt; Vorderansicht
                              
                           Als letzte unter den französischen Eisenbahnen, welche Versuche mit dem Wassernehmen
                              									der Züge während der Fahrt vornimmt, ist die Französische
                                 										Nordbahn anzuführen, welche für diesen Zweck in der Nähe ihrer Station Chauny sowie nächst der Station Longueau, auf der Linie Paris-Calais, je ein Speisebecken angelegt hat.
                              									Dieselben sind nach Ausdehnung, Form und Konstruktion ganz den Speisebecken der Französischen Staatsbahn nachgebildet, doch hat man
                              									hier darauf verzichtet, Verbindungen für die Dilatation einzuschalten. Dafür wurde
                              									die Befestigung der seitlichen Winkeleisen (ww
                              									Fig. 1) so angeordnet, dass dieselben gleich wie das
                              									Blechbecken, rücksichtlich etwaiger Längenausdehnungen oder Zusammenziehungen, in
                              									keiner Weise gehemmt sind. Es bewährt sich diese Massnahme weit besser, als die
                              									steife Befestigung bei den Staatsbahnspeisebecken. Dauernd wirkende, selbstthätige
                              									Wasserverteilersind seitens der Nordbahn nicht angewendet, sondern das
                              
                              									Nachfüllen der Speisebecken geschieht ganz befriedigend nach der weiter oben
                              									geschilderten amerikanischen Methode, durch je einen Bahnwärter mit Hilfe einer zur
                              
                              									nächsten Wasserstation geführten Rohrleitung und eines selbstthätigen Masshahnes.
                              									Die Versuchslokomotiven der Nordbahn haben an den Tendern dieselben Füllrohre und
                              									Mundstücke, wie die bezüglichen Lokomotiven der Staatsbahn, und ist hierüber weiter
                              
                              									nichts hervorzuheben.
                           Im grossen ganzen sind die Erfahrungen der französischen Eisenbahnen in Angelegenheit
                              									des Wassernehmens während der Fahrt der Züge weder über die alten, längst bekannten
                              									Wahrnehmungen der englischen und amerikanischen Eisenbahnen hinausgelangt, noch
                              									überhaupt besonders ermutigend, sondern eher ungünstig als günstig. Die Sache ist
                              									zuvörderst kostspieliger, als sie sich äusserlich anlässt, hat empfindliche
                              									Nachteile für den Bestand und die Unterhaltung des Oberbaues, wo und wie immer nur
                              									Speisebecken angelegt sein mögen, und bringt auch für die Fahrzeuge, nämlich
                              									namentlich für die Lokomotiven und Tender, manche Unzuträglichkeiten mit sich. Nicht
                              									selten bietet schon die Ausmittelung der zur Anlage von Speisebecken geeigneten,
                              									genügend langen, wagerechten Strecken an zweckdienlichen, mit Wasser versehenen
                              									Punkten seine Schwierigkeiten u.s.w. Der wundeste Punkt scheint übrigens noch immer
                              
                              									im Mundstücke des Füllrohres an den Tendern zu liegen, da es trotz vieler ernster
                              									Versuche bisher nicht gelingen wollte, für dasselbe eine Anordnung zu finden, durch
                              									welche es von der fortwährenden Gefahr der gewaltsamen Zerstörung einigermassen
                              									bewahrt und so weit selbstthätig gemacht würde, dass es seitens des
                              									Lokomotivpersonals keiner nennenswerten Beaufsichtigung und Handhabung bedarf. Die
                              									Verhältnisse der grossen Eisenbahnnetze des europäischen Kontinentes sind zudem, wie
                              									schon eingangs erwähnt wurde, gar nicht danach, die Aufwendung sehr kostspieliger
                              									und unbequemer Konkurrenzmittel, wozu immerhin auch das Wassernehmen der Züge
                              									während der Fahrt gehören würde, anzufordern oder auch nur zu rechtfertigen. Wenn
                              									trotzdem vor wenigen Jahren die alte Erfindung Ramsbottom's von Seiten der französischen Eisenbahnen wieder aufgenommen
                              									worden ist, so scheint hierfür weit weniger irgend ein wirtschaftlicher oder
                              									eisenbahnpolitischer, wirklich zwingender Grund als die letztverflossene Pariser
                              									Weltausstellung anlassgebend gewesen zu sein, da diese Eisenbahnverwaltungen solche
                              									Gelegenheiten – man kann immerhin sagen „löblicherweise“ – nie vorübergehen
                              									lassen, um auch in ihren Betrieben irgend etwas Neues oder Besonderes für die aus
                              									der Ferne heranziehenden Fachleute als Pièce resistance
                              
                              									einzuschieben. In einigen Jahren wird sich ja zeigen, ob und wieviel Ernst hinter
                              									den Versuchen steckt.