| Titel: | Der Holländer. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 556 | 
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                        Der Holländer.
                        Von Professor Alfred Haussner in
                           									Brünn.
                        (Fortsetzung von S. 541 d. Bd.)
                        Der Holländer.
                        
                     
                        
                           Anders liegt die Sache natürlich dann, wenn ohne Schädigung der günstigsten
                              									Bedingungen im grössten Teile des Troges unmittelbar vor der Walze durch eine
                              									eigene, richtig konstruierte Vorrichtung die Stoffgeschwindigkeit stark erhöht, und
                              									wegen gleichbleibender Trogbreite die Tiefe des Stoffstromes wesentlich verringert
                              									wird, wie es bei der neuen Füllner'schen Ausführung der
                              									Fall ist. Da ist es denkbar, dass man im freien Einströmen die Zellen füllt und auch
                              									den Stoss der Messer auf den eintretenden Stoff fast ganz vermeidet. Es ist nur
                              									notwendig, dem, den Stoff der Walze zuführenden, Kropfabfall vor der Walze geeignete
                              									Form, insbesondere dem letzten Element desselben den richtigen Winkel gegen den
                              									Walzenumfang und dafür geeignete Geschwindigkeiten zu geben.
                           In Fig. 33 sehen wir einen solchen Zuführboden, durch
                              									welchen bei U ein Stoffteilchen an den Umfang der Walze
                              									unter dem Winkel α gegen den Halbmesser UA mit der Geschwindigkeit vt herantritt. Bringen wir bei U die entgegengesetzte Walzenumfangsgeschwindigkeit vw an, so gibt
                              									die Resultierende des Geschwindigkeitsparallelogramms dann die relative und radiale
                              									Eintrittsgeschwindigkeit, wenn vw
                              									– vt . sinα.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 556
                              Fig. 33.
                              
                           Weil der Sinus eines Winkels immer kleiner als 1 ist, so müsste also die
                              									Zuflussgeschwindigkeit vt des Stoffes jedenfalls grösser als die
                              									Walzenumfangsgeschwindigkeit sein. Dass dies praktisch nicht ausführbar ist, wenn
                              									die Holländerwalzen des Mahlens halber ihre grossen Umfangsgeschwindigkeiten
                              									behalten, ist klar. Theoretisch also denkbar, praktisch aber nicht ausführbar ist
                              									bei Holländern der stosslose Stoffeintritt in die Zellen, wenn die Messer radial
                              									stehen. Etwas günstiger liegt die Sache dann, wenn die Messer schief gegen den
                              									Halbmesser stehen, aber leider verkehrt, wie in jener Schiefstellung, die man bei
                              									Walzenmessern findet, um den Ausfluss auf der Auswurfseite zu verbessern. Es bleibt
                              
                              									sonach nur zu wünschen, die thunlichst grösste radiale
                              									Eintrittsgeschwindigkeitskomponente bekommen. Wir sehen weiter oben in Fig. 33 Geschwindigkeitsparallelogramme,welche
                              									den wirklichen Verhältnissen mehr entsprechen, herausgezeichnet. Ein Blick auf die
                              									Figur bei U1 lässt
                              									sofort erkennen, dass die grösste radiale Geschwindigkeit folgt, wenn vt selbst
                              									radial gerichtet ist. Die radiale Komponente der relativen Geschwindigkeit U2V2 ist U1U3, in dem speziellen
                              									Fall vt selbst,
                              									während die radiale Komponente sonst nur vt . cosα, also
                              									thatsächlich kleiner als vt ist.
                           Ziehen wir durch U1 die
                              									Linie U1U*, welche ein so schief gestelltes Messer
                              									versinnlicht, wie es in der Praxis wegen des besseren Austrittes des Stoffes nicht
                              
                              									selten vorgeschlagen wird, so sehen wir sogleich, dass die Komponente der
                              
                              
                              									Geschwindigkeit, welche parallel zu U1U* fällt, grösser
                              									werden muss als die radiale, und zwar im Verhältnisse (1 : cosα). Allerdings gibt das selbst dann, wenn α = 20°, nur recht wenig aus, so dass es immerhin fraglich ist, ob man
                              									diesen Vorteil höher stellen soll, als das ungünstige Moment, dass bei der
                              									gezeichneten Schiefstellung der Messer sie gewiss beim Eintauchen mehr aufpatschen
                              									auf die Stoffoberfläche, wie die radial gestellten Messer.
                           Die Kurve K1*K2*, welche den Stoff
                              									bei schief gestellten Messern auch am besten unter dem Winkel α gegen den Halbmesser einleiten soll, würde dadurch
                              									etwas günstiger verlaufen, als für die radiale Messerstellung. Ob man allerdings den
                              									Einlauf so legen soll, wurde schon oben für die radiale Messerstellung als fraglich
                              									bezeichnet.
                           Um eine solche Eintrittsrichtung für den Stoff zu gewinnen, müsste allerdings die
                              									Zuführfläche statt nach K1K2 etwa nach
                              									der gestrichelten Linie K1*K2* geführt werden. Es bedürfte wohl der praktischen
                              									Versuche, um festzustellen, ob eine solche Form, welche den Stoff erst abwärts und
                              									dann wieder aufwärts zu fliessen veranlassen soll, nicht Unannehmlichkeiten wegen
                              
                              									der Natur des Stoffes mit sich bringt. Annäherungen an diese Ausbildung, wie
                              									wagerechtes Ende von K1K2 oder doch
                              									nur wenig unter die Wagerechte geneigt, vermöchten auf den ersten Blick weniger
                              									Bedenken zu erwecken. – Ob und unter welchen Bedingungen, wie gross insbesondere die
                              									Zuflussgeschwindigkeit vt sein müsste, um auch grosse (tiefe) Zellen
                              									voll zu füllen, kann Gleichung 35* für ε = 1 und φ1 = a ohne weiteres beantworten.
                           Nach all dem kann aber wohl gesagt werden, dass zum mindesten denkbar solche Verhältnisse sind, welche die volle Füllung der Zellen auf der
                                 										Einlaufseite erwarten lassen. Die Schwierigkeiten, diesen in gewissem Sinne
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 										idealen Zustandwirklich zu erreichen, wachsen aber mit der Stoffdicke und mit
                                 										der Walzenumfangsgeschwindigkeit.
                           
                           Kann oder will man aus irgend welchen Gründen mit der Stoffkonzentration nicht
                              									so weit heruntergehen, dass der Stoff genügend beweglich bleibt (jene
                              									Stoffkonzentration, bei welcher noch die Füllung ganz nach Wunsch erreicht wird,
                              
                              									wäre in gewissem Sinne die günstigste), will man mit der Umfangsgeschwindigkeit
                              									nicht herunter gehen, so bleibt nichts anderes übrig, als auf volle Ausnutzung jener
                              
                              									Geschwindigkeit des Stoffes im Troge, die man noch durch die Walze allein zu
                              									erzielen vermöchte, zu verzichten, oder Zusatzteile zu geben, die naturgemäss
                              									Aufwendung von Arbeit verlangen, um volle Zellenfüllung und damit im Zusammenhang
                              									flotte Stoffbewegung im Troge zu erzielen. Jedenfalls haben
                                 										wir den Grund für gute oder schlechte Zirkulation ebensowohl an der
                                 										Einlaufseite, wie auf der Auslaufseite der Walze zu suchen. Gewöhnlich wird
                              									nur an letztere bei Erörterung der Frage der Stoffbewegung herangetreten, wie es
                              									unter anderem der weiter oben zum Teile abgedruckte Artikel von Rész ebensowohl im Text, wie in den Figuren erkennen
                              									lässt.
                           Zur Bestimmung der Ausflussmenge (Stoff aus den Zellen) ist etwa der folgende Weg zu
                              									benutzen. Die in den Zellen befindliche Stoffmenge, in ihrem Schwerpunkt
                              									konzentriert gedacht, erhält die Zentrifugalbeschleunigung rω2 und die Schwerkraftbeschleunigung
                              										g . sinφ, wenn die
                              									Zelle unter dem Winkel φ gegen die Wagerechte geneigt
                              									ist. Die Beschleunigung ist aber der erste Differentialquotient der Geschwindigkeit
                              										u nach der Zeit, somit ist:
                           
                              \frac{d\,u}{d\,t}=r\,\omega^2+g\,sin\,\varphi.
                              
                           Andererseits ist aber auch:
                           u=\frac{d\,x}{d\,t} oder d\,t=\frac{d\,x}{u},
                           wenn mit dx (entsprechend der
                              									Bezeichnung beim Einlauf) jene Abminderung des Zellinhaltes benannt wird, welche in
                              									der radialen Richtung durch das Ausfliessen eintritt. Es ist also auch:
                           u . du =
                              										(rω2 + g . sinφ) dx,
                           somit, wenn wir uns für die Schwerkraft die Neigung φ in einem Mittelwert konstant denken:
                           
                              \frac{u^2}{2}=(r\,\omega^2+g\,\cdot\,sin\,\varphi)\,x+C.
                              
                           Die Konstante folgt aus der Bedingung, dass für den Augenblick, wo die Zelle das
                              									Grundwerk verlässt, keine radiale Geschwindigkeit vorhanden, diese also Null, x aber gleich dem der grössten Füllung entsprechenden
                              									Werte aw ist.
                              										aw ist
                              									thatsächlich die volle Zelltiefe, wenn diese beim Einlauf ganz mit Stoff ausgefüllt
                              									wird. Sie bezeichnet die grösste Stofftiefe überhaupt, wenn volle Füllung nicht
                              									eintritt. Damit folgt:
                           \frac{u^2}{2}=(r\,\omega^2+g\,\cdot\,sin\,\varphi)\,(a_w-x) . . 41)
                           Wir sehen, dass wir uns diese Geschwindigkeit durch eine ideelle Druckhöhe erzeugt
                              									denken können, die gleich ist:
                           
                              h_i=\frac{r\,\omega^2}{g}\,(a_w-x)+(a_w-x)\,sin\,\varphi.
                              
                           Davon rührt der erste Teil von der Fliehkraft, der zweite von der Schwerkraft
                              									her.
                           Fliehkraft und Schwerkraft trachten den Stoff aus den Zellen zu bringen, der
                              									Ausflusswiderstand hindert dies. Wir bekommen sonach für ua als wirkliche
                              
                              									Ausflussgeschwindigkeit die Gleichung:
                           
                              \frac{(a_w-x)\,r\,\omega^2}{g}+(a_w-x)\,sin\,\varphi=\frac{{u_a}^2}{2\,g}+\zeta_e\,\cdot\,\frac{{u_a}^2}{2\,g},
                              
                           somit:
                           u_a=\sqrt{\frac{2\,g}{(1+\zeta_e)}\,\cdot\,\left(\frac{r\,\omega^2}{g}+sin\,\varphi\right)\,(a_w-x)} 41)
                           Suchen wir die Entleerung der Zelle mit Rücksicht auf die gleichzeitige Drehung zu
                              									finden, so ergibt sich für das Zeitdifferential einerseits, das Differential der
                              									Ausflussmenge andererseits, das Differential der Volumenverminderung in der Zelle,
                              									welche offenbar numerisch gleich gross sein soll, aber verkehrte Vorzeichen haben
                              									müssen, weil die Ausflussmenge von Zeitteilchen zu Zeitteilchen grösser,der
                              									Zellinhalt kleiner wird. Es folgt sohin für 1 m Walzenbreite die
                              									Differentialgleichung:
                           
                              -d\,x\,\cdot\,e_w=e_w\,\cdot\,\sqrt{\frac{2\,g}{1+\zeta_e}\,\cdot\,\left(\frac{r\,\omega^2}{g}+sin\,\varphi\right)\,(a_w-x)}\,\cdot\,d\,t.
                              
                           Wenn wir nun überlegen, dass für die üblichen grossen Walzengeschwindigkeiten die
                              									Fliehkraftwirkung jene der Schwerkraft bei weitem überwiegt, so können wir ganz wohl
                              									unter der Wurzel für w einen Mittelwert einführen, wie
                              									vorhin angenommen worden ist. Der Ausfluss beginnt, nachdem die Zelle das Grundwerk
                              									verlassen hat, somit bei einem Winkel φ0* gegen die Wagerechte, analog φ0 auf der
                              									Einlaufseite. Betrachten wir die Walzendrehung für den Ausfluss so lange, bis die
                              
                              
                              
                              
                              
                              
                              
                              									Zelle mit der Wagerechten den Winkel φ einschliesst, so
                              									ist der mittlere Winkel \frac{\varphi_0+\varphi}{2}. Dies unter der Wurzel für φ und für d\,t\,.\ .\ .-\frac{d\,\varphi}{\omega}
                              									gesetzt, ergibt:
                           
                              +d\,x=\sqrt{\frac{2\,g}{1+\zeta_e}\,\left(\frac{r\,\omega^2}{g}+sin\,\frac{[\varphi_0+\varphi]}{2}\right)\,(a_w-x)}\,\cdot\,\frac{d\,\varphi}{\omega}.
                              
                           Jetzt sind die Veränderlichen leicht trennbar und es folgt das allgemeine Integral
                              									dieser Differentialgleichung:
                           
                              -2\,\sqrt{\frac{(1+\zeta_e)}{2\,g}\,\cdot\,\frac{(a_w-x)}{\frac{r\,\omega^2}{g}+sin\,\frac{\varphi_0+\varphi}{2}}}+C=\frac{\varphi}{\omega}.
                              
                           Für den Anfangszustand haben wir x in dem Ausmass, wie
                              									es der weitest gefüllten Zelle entspricht. Es wurde für den Einlauf bemerkt, dass
                              
                              									ein grösserer Zellenraum, als wie er für den im Holländer zu verarbeitenden Stoff
                              									sich aus der Betrachtung des Einlaufes ergibt, keinen Sinn hat. Gewiss ist aber
                              									auch, dass denn doch heute meist die Sache noch so liegt, dass in einem Holländer
                              									durchaus nicht immer derselbe Stoff verarbeitet wird, dass also die für einen
                              									bestimmten Stoff ermittelte radiale Zellenabmessung in einem anderen Falle nicht
                              									mehr entspricht, dass insbesondere für einen, den Bedingungen der Konstruktion nicht
                              									angepassten Fall die Zelle nicht voll gefüllt ist.
                           Wenn dies auch zutrifft, so ist aber doch jedenfalls die anfängliche, über dem Grund
                              									werk vorhandene und gefüllte Zellentiefe eine Konstante, welche mit dem ganzen
                              									Holländergange, wie er einmal eingeleitet worden ist, zusammenhangt, wie es auch
                              									schon oben für die Differenz (aw
                              									– x) benutzt wurde.
                           Bezeichnen wir deshalb diese radiale Abmessung mit aw, gleichgültig, ob die Zelle thatsächlich
                              
                              									ganz gefüllt ist oder nicht. Dann ist für den Anfangszustand x = aw und φ = φ0,
                              									wobei letzterer Wert aber nicht unter dem Wurzelzeichen einzusetzen ist, weil wir ja
                              									so vorgegangen sind, als ob für die Schwerkraftwirkung die Zelle einerlei (die
                              									mittlere) Neigung behielte. Dann bekommen wir, entsprechend geordnet:
                           \sqrt{a_w-x}=\frac{\varphi_0-\varphi}{2\,\omega}\,\sqrt{\frac{2\,g}{1+\zeta_e}\,\left(\frac{r\,\omega^2}{g}+sin\,\frac{\varphi_0+\varphi}{2}\right)} 42)
                           In dem rechten Gleichungsgliede erkennen wir deutlich die Verminderung, welche die
                              									ursprüngliche Zelltiefe durch den Ausfluss erfährt. Wir erkennen insbesondere (ω nur unter die Wurzel gebracht), dass mit wachsender
                              									Winkelgeschwindigkeit das Glied, welches von der Wirkung der Schwerkraft herrührt,
                              									verringert wird, also
                           
                              \sqrt{a_w-x}
                              
                           kleiner, somit x, den noch in der
                              									Zelle gebliebenen Rest charakterisierend, grösser, das Ausfliessen also ungünstiger
                              									wird, während das erste Glied unter der Wurzel rechts in dieser Richtung ganz
                              									ungeändert bleibt, wie es ja schliesslich nur natürlich ist, indem mit dem Anwachsen
                              									von ω wohl die Zeit für den Ausfluss herabgemindert, im
                              									selben Mass aber auch die Fliehkraft, der durch sie veranlasste radiale Druck nach
                              									aussen, erhöht wird. Wenn wir nun überlegen, dass das zweite Glied unter der Wurzel
                              									in Gleichung 42 bei den heute üblichen Verhältnissen ungemein klein im Verhältnis
                              									zum ersten ist, so dürfen wir behaupten, dass für den
                                 										Auslauf die Umfangsgeschwindigkeit nahezu gleichgültig ist. Damit fällt auch die
                                 										viel verbreitete Ansicht, dass wegen zu hoher Umfangsgeschwindigkeit der durch
                                 										die Walze gefasste Stoff aus den Zellen oft nicht zeitig genug heraus könne.
                                 										Nicht das ist es, warum solche Holländer schlecht „ziehen“, wenn sie eine
                                 										sehr hohe Umfangsgeschwindigkeit der Walze erhalten, dass der Stoff beim Auslauf
                                 										nicht rechtzeitig die Zellen verlassen kann, sondern das, dass die Zellen heim
                                 										Einlauf nicht genügend gefüllt werden, weil dafür nicht genug Zeit und
                                 										Gelegenheit vorhanden ist, wie die bezüglichen Ermittelungen bereits
                              									dargethan haben.
                           Beim Auslauf ist es sogar angängig, jene Zeit, jene Stellung in ganz annehmbaren
                              									Verhältnissen zu bestimmen, wo x = 0, d.h. die Zelle
                              									vollständig entleert worden ist.
                           Nach Gleichung 42 findet dies offenbar statt, wenn x =
                              									0, also
                           
                              \sqrt{a_w}=\frac{(\varphi_0-\varphi)}{2\,\omega}\,\sqrt{\frac{2\,g}{1+\zeta_e}\,\left(\frac{r\,\omega^2}{g}+sin\,\frac{\varphi_0+\varphi}{2}\right)}.
                              
                           Quadriert und etwas ausgerechnet erhalten wir die Bedingungsgleichung:
                           a_w=\frac{r}{2\,(1+\zeta_e)}\,(\varphi_0-\varphi)^2+\frac{g\,(\varphi_0-\varphi)^2}{2\,(1+\zeta_e)\,\omega^2}\,\cdot\,sin\,\frac{(\varphi_0+\varphi)}{2} 43)
                           Vernachlässigen wir das zweite Glied rechts des Gleichheitszeichens wegen seiner
                              									durch ω2 im Nenner
                              									veranlassten Kleinheit, so wird
                           a_w=\frac{g\,r}{2\,(1+\zeta_e)}\,(\varphi_0-\varphi)^2 . . . 43)
                           Daraus finden wir den Winkel, bei welchem für ein bestimmtes aw die Entleerung der Zelle
                              									bereits beendet ist,
                           \varphi=\varphi_0-\sqrt{\frac{2\,(1+\zeta_e)\,a_w}{r}} . . . 44)
                           Danach wird z.B. für ζe= 1, aw = 0,05 m, r = 0,5 m, φ0 = 60°, φ = 23°, so dass also noch weit unter der Wagerechten
                              									durch die Walzenmitte die Zelle bereits vollkommen entleert ist. ζe ist wohl nicht
                              									gerade klein angenommen worden. Doch kann es für sehr dicke Stoffe immerhin viel
                              									grösser ausfallen und damit φ kleiner werden.
                           Es sei hier Gelegenheit genommen, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass ζe (ebenso wie
                              									der Reibungskoeffizient ζr) keineswegs von der Geschwindigkeit
                              									unabhängig sind, während in vielen vorangegangenen Rechnungen so verfahren worden
                              									ist, als ob ζe
                              									konstant wäre. Es hätte die Berücksichtigung der Veränderlichkeit von ζe mit der
                              									Geschwindigkeit aber so viele Umständlichkeiten verursacht, zum mindesten die
                              									Uebersichtlichkeit so sehr gestört, dass deshalb davon abgegangen worden ist, jene
                              									Veränderlichkeit in den Rechnungen unmittelbar zum Ausdruck zu bringen. Es ist wohl
                              									aber selbstverständlich, dass die Werte, welche man für einen konstant nach einer
                              
                              									vorangegangenen Schätzung angenommenen Wert von ζe erhält, nach Art der Regula falsi verbessert
                              									werden sollen, wenn sich nach Erhalt des Resultates bedeutendere Unterschiede gegen
                              									die für ζe
                              									angenommene Geschwindigkeit erkennen lassen.
                           Insbesondere mag hervorgehoben werden, dass nach Gleichung 41 ua, die radiale
                              									Austrittsgeschwindigkeit des Stoffes, mit der Umfangsgeschwindigkeit der Walze
                              									ungemein wächst. Demgemäss wird aber auch ζe grösser, allerdings nur langsam, weil die
                              									vierte Wurzel der Geschwindigkeit bei ζe einwirkt. Aber immerhin kann es merklich
                              									werden bei den hohen Fasergehalten, welche heute so gerne mit einer gewissen
                              									Berechtigung gewählt werden. Daraufhin hätte es dann eher einen Sinn zu sagen, dass
                              									hohe Walzengeschwindigkeiten den Austritt des Stoffes aus den Zellen ungünstig
                              
                              									beeinflussen.
                           Es sei aber ausdrücklich schon jetzt hervorgehoben, dass für die gewöhnlich
                              									vorkommenden Verhältnisse mit nicht allzu dicken Stoffen, wie eine einfache
                              
                              									Kontrollrechnung mit den Formeln für ζe ziffermässig zu überzeugen vermag, auch
                              									dieser Einfluss sekundär ist und das oben kursiv gedruckte im wesentlichen aufrecht
                              
                              									bleibt.
                           Suchen wir aber, um die Sache so weit wie thunlich klar zu legen, etwas Näheres über
                              									diesen Zusammenhangzwischen dem Fasergehalt und der Geschwindigkeit der Walze
                              									zu erfahren.
                           Die äusserste Zellenstellung, bei welcher wir noch Vorteil
                                 										von dem abgeschleuderten Stoff erwarten dürfen für den Zug im Holländer, ist
                                 										jene, bei welcher der ausgeworfene Stoff noch eine von der Lotrechten nach links
                                 											(Fig. 34) abweichende Richtung durch die
                                 										Walzendrehung empfängt. Diese Richtung folgt aber aus der Zusammensetzung
                              									der radialen mit der Umfangsgeschwindigkeit. Wenn wir nun annehmen, dass über die
                              									Wagerechte hinaus noch Stoff in der Zelle sich befindet, so besitzt dieser Stoff
                              									nach Gleichung 41 eine relative Radialgeschwindigkeit, welche deshalb, weil offenbar
                              										x mit fortschreitender Drehung immer kleiner wird,
                              									für die bei U (über der Wagerechten) gezeichnete Lage
                              									einem grössten Werte nahe gekommen ist, so dass also die radiale Geschwindigkeit UR verhältnismässig gross ist. UT, die tangentielle Umfangsgeschwindigkeit der Walze, hat ihren einmal
                              									angenommenen Wert, die Resultierende von UT und UR, d.h. US, kann für den
                              									äussersten Fall nur lotrecht gerichtet sein, denn schon dann ergibt sich keine
                              									Geschwindigkeitskomponente in wagerechter Richtung, welche allein das Uebertreten
                              									über den Kropf B veranlassen kann. Schon mit der
                              									Richtung US fällt der abgeschleuderte Stoff in sich
                              									selbst zurück, gelangt also nicht über den Kropf.
                           Weil (tgSUT= [ua : vw] = tgφ*) ist,
                              									so fällt φ1* um so
                              									grösser aus, je grösser ua gegen vw wird, d.h. je grösser die relative,
                              									radiale Austrittsgeschwindigkeit wird, desto mehr können die Zellen über die
                              									Wagerechte sich erheben und doch noch Stoff über den Kropf liefern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 558
                              Fig. 34.
                              
                           ua wird aber
                              
                              									nach Gleichung 41 grösser, je kleiner ζe, der Stoffwiderstand gegen den Austritt,
                              									wird. ζe wird
                              									aber kleiner, je dünner der Stoff wird, ungemein viel grösser bei dickeren Stoffen,
                              									so dass dabei unbedingt sehr kleine Geschwindigkeiten angewendet werden müssen, wenn
                              									überhaupt noch merkbare Bewegung möglich sein soll.
                           Daraus folgt aber, dass gerade bei den dickeren Stoffen,
                              									wo wir noch fürchten müssen, dass Stoff in den Zellen über die Wagerechte
                              									hinaufgeschleppt werde (die dünneren Stoffe lassen dies nach dem speziellen
                              									Beispiel, welches gegeben worden ist, nicht befürchten), die
                                 										radiale Austrittsgeschwindigkeit so Mein wird, dass selbst für die wagerechte
                                 										Lage von UR (Fig. 34) die Resultierende US kaum
                                 										von der Lotrechten nach links abweicht, also weiterhin auch keinen Stoff mehr
                                 										über den Kropf schafft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 558
                              Fig. 35.
                              
                           Noch ist es denkbar, dass durch eine vielfach empfohlene und in den meisten
                              									Handbüchern über Papierfabrikation erwähnte Lagenänderung der Messer wesentliche
                              									Abhilfe gebracht werde: durch die Schiefstellung der Messer
                                 										gegen den Messer und gegen den Umfang, wie es in Fig. 35 skizziert ist.
                           
                           Zweifellos ist, dass die durch die Schwerkraft veranlasste Beschleunigung
                              									grösser wird, wenn die Messer unter dem Winkel a gegen
                              									den Radius geneigt sind. Erinnern wir uns aber, wie gering der Einfluss der
                              									Schwerkraft gegenüber der Fliehkraft ist, so gering, dass eine geringe Verbesserung
                              									der Wirkung der Schwerkraft auch nicht in die Wagschale fällt. In der Formel für die
                              									radiale Austrittsgeschwindigkeit würde nur statt des mittleren Winkels \frac{{\varphi_0}^{\ast}+\varphi}{2}
                              									treten \left(\frac{{\varphi_0}^\ast+\varphi}{2}+\alpha\right).
                           Weil nun nur der Sinus dieses Winkels weiteren Einfluss nimmt, so verschwindet er
                              									thatsächlich gegen die Wirkung der Fliehkraft, so dass ua kaum geändert auch dann folgt,
                              									wenn die Messer schief gegen den Halbmesser stehen.
                           Auch wirkt die Fliehkraft, welche ja radial die Teilchen aus den Zellen drängt, nur
                              									mehr mit einer Komponente bei schiefgestellten Messern. Auch dies führt dazu, dass
                              									durchaus keine grössere Austrittsgeschwindigkeit folgt, als bei radial gestellten
                              									Messern.
                           Denken wir uns aber, es verlasse bei U (Fig. 35) ein Teilchen die Zelle schon über der
                              									Wagerechten A B. Dann bekommt dieses Stoffteilchen die
                              									tangentielle Walzen- und die zu dem Messer parallele Austrittsgeschwindigkeit UT und UR. Deren
                              									Resultierende ist US. Soll diese an der Grenze noch
                              									lotrecht stehen, so folgt aus dem Geschwindigkeitsparallelogramm der Winkel TUS = φ1*:
                           ua : vw
                              									= sinφ1* : cos (α – φ1*)
                           und näherungsweise:
                           
                              tg\,{\varphi_1}^\ast=\frac{u_a}{v_w}\,\cdot\,cos\,\alpha\,\left(1+\frac{u_a}{v_w}\,\cdot\,sin\,\alpha\right).
                              
                           Bei den dicken Stoffen, wo (ua : vw) notgedrungen
                              									sehr klein wird, folgt auch φ1* so klein, dass man thatsächlich praktisch
                              									von einem Nullwert sprechen kann.
                           Bei dünnen Stoffen brauchen wir aber die Neigung der Messer gegen den Halbmesser
                              									nicht, weil da ohnehin der Stoff früh genug auch bei radial gestellten Messern aus
                              									den Zellen treten kann.
                           Erinnern wir uns noch daran, dass auch beim Eintritt des Stoffes in die Zellen gerade
                              									diese Art der Schiefstellung der Messer keineswegs unbedingt erwünscht ist, wie
                              									ausdrücklich hervorgehoben worden ist, so folgt zwingend der Schluss, dass die
                              									gewiss mehr Umstände in der Herstellung verursachende Schiefstellung der Messer
                              									gegen den Halbmesser nicht bloss eine nennenswerte Bedeutung nicht beanspruchen
                              									darf, sondern dass es mehr als fraglich ist, ob sie nicht zu verwerfen sei.
                           Es ist also nach all diesem wirklich nur der Winkel φ0* als jenen Raum charakterisierend anzusehen,
                              									innerhalb dessen Stoff aus den Zellen über den Kropf geliefert wird. Je grösser dieser Grundwerkswinkel also, ganz allgemein
                                 										gesagt, wird, desto mehr Zeit ist vorhanden, dass Stoff aus der Walze über den
                                 										Kropf gelangt.
                           Bei den Korschilgen-Holländern, über die auch weiter
                              									oben von Rész ein drastisches Urteil gegeben worden
                              									ist, dehnt sich das Grundwerk beinahe bis zur Kropfoberkante aus, so dass also φ0*, der Winkel,
                              									innerhalb dessen überhaupt noch der Stoffaustritt zu beachten ist, allzu klein wird,
                              									um selbst in grösserer Menge an der Einlaufseite gefassten Stoff beim Auslauf
                              									abzugeben. Dies scheint dem Verfasser klipp und klar der Grund für den schlechten
                              									Zug der Korschilgen-Holländer zu sein, ohne dass es notwendig ist, die
                              									Kropfverengerung bezw. -erweiterung, auf He überdies noch zurückzukommen ist, als
                              									allein verantwortlich für den schlechten oder guten „Zug“ hinzustellen.
                           Wenn wir nun also als äussersten Fall nur so lange Stoffaustritt zu beachten haben,
                              									als die Zelle mit ihrem Untermesser in die wagerechte Lage kommt, so erhalten wir
                              									aus Gleichung 44 für φ = 0 die Bedingungsgleichung
                           {\varphi_0}^\ast=\frac{2\,(1+\zeta_e)\,a_w}{r} . . . . . . 45)
                           welche den grösstmöglichen Stoffaustritt charakterisiert, d.h.
                              									die Bedingung festlegt, unter welcher die Zelle vollständig leer wird, bis sie in
                              									die wagerechte Lage kommt. Der Winkel φ0* kann wohl so
                              									ziemlich, wenigstens für ähnliche Holländerkonstruktionen, als konstant angesehen
                              									werden, während die anderen Grössen immerhin, auch beiderselben Holländertype,
                              									veränderbar sind. Bringen wir die vorige Bedingungsgleichung auf eine andere Form,
                              									so erhalten wir:
                           
                              \frac{a_w}{r}=\frac{{\varphi_0}^\ast}{2\,(1+\zeta_e)}
                              
                           oder auch:
                           \zeta_e=\frac{{\varphi_0}^\ast}{2\,\frac{a_w}{r}}-1 . . . . . 45*)
                           Wir schliessen daraus: Für einen gegebenen Stoff, der mit
                                 										bestimmter Geschwindigkeit bewegt werden soll (konstantes ζe), soll das Verhältnis zwischen Zellentiefe und Halbmesser der
                                 										Walze ein bestimmtes sein, oder auch anders gesagt: bei sonst gleichen Verhältnissen erfordert eine grössere Füllung in den Zellen
                                 										grösseren Walzenhalbmesser, oder auch bei grösserem
                                 										Walzenhalbmesser kann unter sonst gleichen Umständen eine grössere Stoffmenge
                                 										aus jeder Zelle abgeworfen werden, so dass sie noch über den Kropf gelangt;
                              									andererseits kann ζe, also auch die Stoff dicke desto grösser werden,
                                 										je kleiner das Verhältnis zwischen Zellentiefe und Walzenhalbmesser wird, je
                                 										grösser also für eine bestimmte Zellentiefe der Walzenhalbmesser wird; sehr
                                 										dicke Stoffe bedürfen deshalb zu ihrer rationellen Verarbeitung unbedingt sehr
                                 										grösser Walzen. Es ist dies um so mehr hervorzuheben, weil bei kleinen
                              									Holländern doch das Grundwerk nicht proportional verkleinert werden kann, um die
                              									nötige Messerzahl herauszubringen, weshalb bei diesen der Winkel φ0* eher kleiner als
                              									bei den grossen Holländern wird. Für die in der neueren Zeit
                                 										immer mehr der Verarbeitung zugeführten dicken Stoffe sind somit die grossen
                                 										Holländer geradezu eine Notwendigkeit.
                           Beide Umstände: dicke Stoffe und grosse Holländer ziehen aber Massenfabrikation
                              									unausweichlich nach sich, so dass der Zug hierzu, besonders wenn auch noch das auf
                              									den Kraftbedarf Bezügliche, schon Vorangegangene, bedacht wird, nur erklärlich
                              									ist.
                           Die Frage nach der Ausgestaltung des Kropfbogens BK kann
                              									nunmehr, nachdem Ein- und Ausfluss aus den Zellen behandelt worden ist, ohne
                              									besondere Schwierigkeiten erledigt werden.
                           Schon gelegentlich Erörterung der Frage über die Ausdehnung des Winkels φ0* bezw. der
                              									auffallend weitausgedehnten Grundwerke nach System Korschilgen ist Erwähnung davon gethan worden, dass man Platz zwischen der
                              									Walze und dem Kröpfe braucht. Damit ist aber auch eigentlich das, was hier nur
                              									ausdrücklich gesagt werden soll, streng genommen schon berührt worden.
                           Der Raum zwischen Kropf und Walze hat für die Ableitung des
                                 										aus den Zellen geflossenen Stoffes zu sorgen. Es muss genügend Raum
                              									vorhanden sein, damit der Stoff mit jener Geschwindigkeit, die er beim Abfliegen von
                              									der Walze besitzt, wirklich abströmen kann, nicht durch einen zu engen Querschnitt
                              
                              									zu noch grösserer Geschwindigkeit, als sie dem Stoff durch die Walze ohnehin schon
                              									erteilt wird, und damit zu einer Pressung gegen den aus den Zellen tretenden Stoff
                              									und zu einem neuen Widerstand gegen das Austreten aus den Zellen gezwungen wird.
                              									Verbreiterung des aus den Zellen kommenden Stoffstromes und damit eine wesentlich
                              									kleinere Stoffgeschwindigkeit längs des Kropfes ist wohl wegen der Kürze des Weges
                              									und der Zeit, die hierfür zur Verfügung steht, bis der Stoff über den Kropf gelangt,
                              									nicht zu erwarten. Man denke nur daran, dass ein aus einem Gefäss fliessender
                              									Flüssigkeitsstrahl keineswegs sogleich nach allen Seiten beliebig sich ausbreitet,
                              									er hält noch zusammen und mag man an die Ausflussöffnung ein noch so weites Rohr, um
                              									die Geschwindigkeit des Strahles herabzudrücken, anschliessen, der Erfolg bleibt
                              									aus, weil sich der Strahl dem zur Verfügung gestellten Querschnitt nicht anpasst, er
                              									fliesst ein tüchtiges Stück weiter, so, als ob das Rohr gar nicht vorhanden wäre,
                              									wie sich Verfasser durch unmittelbaren Versuch mit Ansatzrohren überzeugen konnte.
                              									Verfasser bedauert in dieser Richtung, mit Rész in
                              									seinen oben abgedruckten Ansichten nicht übereinstimmen zu können. Aber es ist ja
                              									ohnehin der Kropfweite genug, wenn wir nur die Geschwindigkeit des aus den Zellen
                              									strömenden Stoffes durch allzu engen Kropfkanal nicht erhöhen wollen; Erhöhung der
                              									Geschwindigkeit des Stoffes zwischen Kropf und Walze wird von Rész mit Recht als ein arger Fehler bezeichnet. Rechnen
                              									wir etwas nach.
                           Aus den Zellen strömt an der Zellentiefe gemessen (aw
                              									– x), dies multipliziert mit ew, der Zelleneröffnung, gibt die
                              									Menge Stoff pro Meter Walzenbreite, welche eine Zelle abliefert. Multiplizieren wir
                              									mit mw, der
                              									Zahl der Zellen an einem Umfange, und mit n, der
                              									Umdrehungszahl der Walze pro Minute, so bekommen wir die Stoffmenge, welche in der
                              									Minute (durch 60 dividiert, die Stoffmenge in der Sekunde) die Kropfweite ek zu
                              									durchströmen hat. Mit welcher Geschwindigkeit?
                           Die Austrittsgeschwindigkeit an der Zellenmündung ist deshalb etwas grösser als die
                              									Walzenumfangsgeschwindigkeit, weil die Austrittsgeschwindigkeit die Resultierende
                              									aus der Umfangs- und der radialen Geschwindigkeit ist (US in Fig. 34).
                           Durch die Ablenkung des Stoffes aus der geraden Richtung, in welcher er abfliegt,
                              									durch die Reibung an den allerdings relativ kurzen Kropf wänden wird jedenfalls
                              									etwas von der lebendigen Kraft des ausgeworfenen Stoffes verbraucht. Nehmen wir
                              									näherungsweise an, es sei dies gerade jene Vergrösserung, welche US gegen UT (Fig. 34) erfuhr, so dass also der Stoff nur mit der
                              									Umfangsgeschwindigkeit vw abfliegend zu denken ist.
                           Weiters wird aber auch der Stoff auf die Kropfoberkante emporgehoben, so dass ein
                              									nennenswerter Anteil der lebendigen Kraft zur Leistung dieser Arbeit verbraucht
                              									wird. So viel beobachtet werden konnte, bildet die am Kropf aufwärts strömende Masse
                              									einen zusammenhängenden Stoffstrom, so dass wir wohl annehmen dürfen, die
                              									Stoffteile, welche von tief unten abfliegend mehr, von weiter oben abfliegend
                              									weniger an Hubhöhe zu leisten haben, verlieren im ganzen Strom entsprechend der
                              									mittleren
                           Höhe \frac{h_k}{2} an lebendiger Kraft, also an Geschwindigkeit.
                           Es wird somit die Geschwindigkeit, mit welcher die Stoffteile bei B vorüberfliessen,
                           v_k=\sqrt{{v_w}^2-g\,h_k} . . . . . 46)
                           Es sei hier Gelegenheit genommen, auf den Fall nach Fig.
                                 										28
                              									(freier Austritt) zurückzukommen. Wir haben dabei
                              									offenbar die Sorge wegen des Austrittes durch die Kropferöffnung ek nicht zu
                              									hegen, weil sie gar nicht da ist: der Stoff tritt frei heraus. Infolgedessen
                              									entleeren sich die Zellen leichter als beim Kropf (dass dieser unter Umständen nicht
                              									unbedenklich ist, soll in der „Zusammenfassung“, Teil IV, noch berührt
                              									werden) und es resultiert beim freien Austritt infolge desselben, weil der Stoff
                              									schon in der Nähe des Grundwerkes ausspritzt, eine grössere
                              									Geschwindigkeitskomponente in der Richtung des Trogbodens, womit dann durch
                              									Geschwindigkeit in ähnlicher Weise die Stoffbewegung unterstützt wird, wie sie durch
                              									das Gewicht, den Druck des über den Kropf gehobenen Stoffes bei Fig. 27, veranlasst wird.
                           Bei der Benutzung des Kropfes setzen wir die im ausgeschleuderten Stoffe enthaltene
                              									lebendige Kraft in Druckarbeit um, wir heben das Gewicht des Stoffes über den Kropf,
                              									damit es dann, langsam herabsinkend, die Stoffströmung erzeuge, während im Fall des
                              									freien Austrittes auf die Wirkung unmittelbar durch die Geschwindigkeit der
                              									austretenden Stoffmasse gerechnet wird.
                           In diesem Sinne ist also vom mechanischen Standpunkte der freie Austritt zweifellos
                              									der einfachere. Ob die Wirkung, grösstenteils durch ruhigen Druck, wie er durch die
                              									Verwendung des Kropfes erreicht wird, bei dem Holländer die in jedem Fall günstigere
                              									ist, mag dahin gestellt bleiben. Der Verfasser möchte da zu einem allgemeinen
                              									Ausspruche nicht Veranlassung nehmen.
                           Kehren wir nun zu dem allgemeineren Falle, der Verwendung des Kropfes, zur Gleichung
                              									46 zurück.
                           Diese benutzend, bekommen wir für die Kropfweite die Bedingungsgleichung:
                           
                              (a_w-x)\,\cdot\,e_w\,\cdot\,m_w\,\cdot\,\frac{n}{60}=e_k\,\cdot\,v_k,
                              
                           also:
                           e_k=(a_w-x)\,e_w\,\cdot\,m_w\,\cdot\,\frac{n}{60\,v_k} . . . 47)
                           Wenn wir die vollkommene Entleerung der Zelle erwarten dürfen, wird x = 0, daher:
                           e_k=a_w\,\cdot\,e_w\,\cdot\,m_w\,\cdot\,\frac{n}{60\,v_k} . . . . 47*)
                           Z.B. für aw =
                              									0,05 m = ew,
                              										mw = 60,
                              										n = 100, vk = 5 m wird ek = 0,05 m, also gleich 5 cm, ein
                              									Wert, welcher ganz gut mit den durch die tastende Erfahrung gefundenen Werten
                              									übereinstimmt. Nahe proportional zu vk wächst aber auch nach Gleichung 46 unter
                              									sonst gleichen Umständen n, so dass wir ziemlich
                              									ähnliche Werte in allen Fällen zu erwarten haben, aber auch deutlich erkennen, wie
                              									und wie sehr auch die Kropfweite von der ganzen übrigen Holländeranordnung
                              
                              									beeinflusst wird.
                           Formen wir Gleichung 47* noch etwas um, so zeigt sich noch folgendes:
                           
                              e_k=a_w\,\cdot\,e_w\,\cdot\,\frac{2\,R\,\pi}{e_w+s_w}\,\cdot\,\frac{n}{60\,v_k},
                              
                           wenn wir für mw den Wert setzen. Nun ist aber auch:
                           
                              \frac{2\,R\,\pi\,\cdot\,n}{60}=v_w,
                              
                           somit ist:
                           e_k=a_w\,\cdot\,\frac{e_w}{e_w+s_w}\,\cdot\,\frac{v_w}{v_k}=a_w\,\cdot\,\frac{1}{1+\frac{s_w}{e_w}}\,\cdot\,\frac{v_w}{v_k} 47**)
                           Hier sehen wir ck nur abhängig von der gefüllten Zellentiefe aw, dann von dem Verhältnis
                              									zwischen Zelleneröffnung und Messerstärke, sowie dem Verhältnis von Walzenumfangs-
                              									und Kropfgeschwindigkeit (vw
                              									: vk). aw kann wohl
                              									nach allem, was darüber gesagt worden ist, als für die gewählte Stoffgattung bei
                              									gegebener Walzengeschwindigkeit, ebenso als eine Konstante angesehen werden, wie das
                              									Verhältnis (ew
                              									: sw). Es bleibt sonach nur das Verhältnis zwischen vw und vk. Nach
                              									Gleichung 46 wird vk um einen Betrag kleiner als vw, der der Kropfhöhe entspricht.
                           Wird die Walze nun grösser und behält die gewählte
                                 										Umfangsgeschwindigkeit bei, so wird wegen des mit dem Walzendurchmesser in der
                                 										Begeh wachsenden Kropfes vkMeiner als früher, somit wird ekgrösser (wenn auch nicht proportional zum Walzenhalbmesser)
                                 										bei grösseren Walzen. Denken wir uns für vk aus Gleichung 46 den Wert in Gleichung
                              									47** gesetzt und durch vw Zähler und Nenner dividiert, so erkennen
                              									wir, dass ek
                              									für grössere Walzenumfangsgeschwindigkeit Meiner (wenn
                              									auch keineswegs verkehrt proportional zu vw) wird und
                                 										umgekehrt. Es sei aber ausdrücklich bemerkt, dass sich Verfasser dabei
                              									wirklich Holland er walzen mit verhältnismässig bedeutender Umfangsgeschwindigkeit
                              									und keine Schöpfräder vorstellt. (Man vgl. Hoffmann,
                                 										Handbuch S. 97).
                           Beim Grundwerke beginnt erst der Austritt aus den Zellen, denn wenn schon über dem
                              									Grundwerke Nennenswertes austreten würde, so wäre ja keine Rede davon, dass die
                              									Walze mit ihrem Gewichte auf dem Grund werke aufruhen, mittels dieses Gewichtes
                              									schaben würde. Es scheint dem Verfasser, trotz des absprechenden Urteils, welches
                              									von Strohbach in seiner schon erwähnten Broschüre über
                              									diese „veraltete“ Ansicht gefällt wird, doch ganz widersinnig, dass in dem
                              									zweifellos verhältnismässig engen Spalt zwischen Walze und Grundwerk eine gegen den
                              									Zelleninhalt merklich in die Wagschale fallende Stoffmenge aus den Zellen fliesse.
                              									Gewiss, die Fliehkraft übt eine (allerdings häufig überschätzte) Pressung nach
                              									aussen, also bei den Zellen über dem Grundwerk gegen dieses aus. Aber wenn diese
                              									Pressung wirklich je so hoch steigen sollte, um dem Stoff einen nennenswerten
                              									Austrittquerschnitt gegen das Grund werk zu eröffnen, so ist das Gewicht der Walze
                              									ausbalanziert und es hört das Mahlen auf. Denn ohne Pressung kein Mahlen.
                           Beim Halbzeugmahlen, wo durch grosse Zeugstücke, welche zwischen Grundwerk und Walze
                              									durchgerissen werden, notwendigerweise dort, wo sich gerade das Zeugstück nicht
                              									befindet, ein grösserer Zwischenraum, also auch ein grösserer Spalt für das
                              									Austreten aus den Zellen eröffnet, soll nicht die Möglichkeit (wenn auch die
                              									Wahrscheinlichkeit) des Austretens des Stoffinhaltes der Zellen in merklicherer
                              									Menge durch die Fliehkraft geleugnet werden.
                           
                           Doch dann, wenn der Stoff in Form von Halbzeug oder noch mehr beim Granzzeug die
                              									Fasern so gleichmässig und schon fein verteilt enthält, ist nach allem, was der
                              									Verfasser beobachten konnte, thatsächlich Abdichtung zwischen Walze und Grundwerk
                              									anzunehmen. Denken wir nur an die Schwerbeweglichkeit der Papierstoffe, an das
                              									ausserordentliche Anwachsen der Widerstände bei höheren Fasergehalten und hohen
                              									Bewegungsgeschwindigkeiten, wie es durch die vom Verfasser ausgeführten Versuche
                              									unleugbar festgelegt worden ist. Denken wir daran, wie schwer infolgedessen der
                              									Stoff aus den offenen Zellen tritt, so kann nach dieser durch Zahlen gestützten
                              									Ueberlegung kaum ein Zweifel daran aufkommen, dass zwischen Grundwerk und Walze
                              									keineswegs eine merkliche Stoffmenge (zum mindesten beim Ganzstoffmahlen) entflieht.
                              									Dann haben wir aber für die Ausgestaltung des Kropfbogens
                                 										KB (Fig. 34) die Bedingung einzuhalten, dass
                              									er beim Grundwerke zur sicheren Führung des austretenden Stoffes thunlichst nahe an
                              									die Walze herantrete, ein toter Winkel dürfte keineswegs gut sein, und allmählich
                              									verlaufend oben bei B diejenige Entfernung zwischen
                              									Kropf Oberkante und Walze einhalte, welche nach der Gleichung 47, 47* notwendig ist.
                              									Eine andere Bedingung ist nach Ansicht des Verfassers durchaus nicht vorhandenIn der jüngst erschienenen Arbeit von Ereky (S. 235 d. Bd.) ist auf wohl als
                                    											vollständig misslungen zu bezeichnende Art und Weise für die Kropfbegrenzung
                                    												KB die logarithmische Spirale gerechnet
                                    											worden. Es ist im Interesse der allgemeinen Wertschätzung technisch
                                    											wissenschaftlicher Forschung zu bedauern, dass von falschen Voraussetzungen
                                    											ausgegangen wird. Ereky macht, um auf jene Form
                                    											zu kommen, die unzulässige Annahme, dass der Stoff von der Walze beherrscht
                                    											werde, auch dann, nachdem er die Zellen bereits verlassen hat. Er rechnet
                                    											nämlich so, dass die Zentrifugalbeschleunigung rω2 auch noch gelte, wenn der
                                    											Stoff nicht mehr in den Walzenzellen sich befindet, nicht mehr durch die
                                    											Messer zum Kreisen mit der Walze gezwungen wird. Hat der Stoff die Walze
                                    											einmal verlassen, ist er mit der Resultierenden aus der Umfangs- und der
                                    											radialen Geschwindigkeit abgeschleudert worden, so hat er nur die Tendenz,
                                    											die dieser Geschwindigkeit entsprechende Wurflinie zu beschreiben, was er
                                    											dann auch ohne weiteres thut, wenn man keinen Kropf (Fig. 28) ausführt (oder auch über demselben).
                                    											Dagegen kommt Ereky zu einer Kropfweite in
                                    											seiner Fig. 7, die bedauerlicherweise
                                    											geradezu das abfällige Urteil der Praktiker gegen solche
                                    												„Theoretiker“ herausfordert. Ein einfacher Versuch hätte Ereky belehren müssen, dass das Resultat der
                                    											fehlerhaften Annahme vollständig falsch ist. In ähnlicher Weise finden sich
                                    											meist in der Ereky'schen Arbeit Ansichten
                                    
                                    											ausgesprochen, welche die Vermutung aufkommen lassen, dass Ereky die Holländer nicht eingehend genug
                                    											angesehen hat..
                           Bevor wir dieses Kapitel verlassen, sei nur noch auf einen hochinteressanten Umstand,
                              									der sich aus unseren Gleichungen mit Bezug auf Ein- und Auslauf aus den Zellen
                              									konstatieren lässt, ausdrücklich hingewiesen.
                           Wir fanden, dass wir viel eher darauf rechnen können, dass sich die Zellen sehr
                              									vollkommen entleeren, als wie darauf, dass sie sich ordentlich füllen. Insbesonders
                              									ist hierfür die Trägheit des Stoffes mit Bezug auf hohen Fasergehalt, wie es aus
                              									Gleichung 39 sogleich zu ersehen ist, ungemein bedenklich. Aber wenn wir dickeren
                              
                              
                              									Stoff befördern, so befördern wir gleichzeitig eine grössere Fasermenge; so könnte
                              									man auf den ersten Blick meinen.
                           Doch ist dies nur bis zu einer von der Art des Stoffes, sowie von der Bauart des
                              									Holländers bestimmten Grenze richtig.
                           Das in einer Zelle enthaltene Fasergewicht, welches schliesslich befördert wird, ist
                              									annähernd pro Meter Walzenbreite aw . ew. 10 p für p % Fasergehalt.
                           Denken wir uns nun für aw die Werte aus Gleichung 40 und 39 gesetzt,
                              									so sehen wir sogleich, dass das in einer Zelle enthaltene Fasergewicht regiert wird
                              									von dem Prozentgehalt p im Zähler, aber auch im Nenner,
                              									weil ζe mit p wesentlich grösser wird unter sonst gleichen
                              									Umständen, d.h. es gibt einen von der Stoffart und von der
                                 										Holländerkonstruktion abhängigen günstigsten Fasergehalt in dem Sinne, dass
                                 										dabei die grösstmögliche Fasermenge befördert wird, daher eine weitere
                              									Erhöhung der Konzentration und damit des Stoffwiderstandes und der für dessen
                              									Ueberwindung aufzuwendenden mechanischen Arbeit, wenigstens mit Bezug auf den
                              									Stoffkreislauf, keinen Sinn hat.
                           Bei den gewöhnlichen Holländerformen, dort, wo insbesonders unmittelbar vor der Walze
                              									keine Stoffschiebevorrichtung eingeschaltet und dadurch vt wesentlich grösser als sonst
                              									erzwungen wird, hat in Gleichung 40 eigentlich nur x0 den massgebenden Einfluss. Setzen wir für diesen
                              									Fall näherungsweise aw
                              									= x0, für x0 den Wert aus
                              									Gleichung 39, vernachlässigen wir dann das sehr kleine Glied mit x1, fassen wir weiters
                              									alle Glieder, die von p unabhängig sind, zusammen, so
                              									bemerken wir, dass die von der Walze geförderte Fasermenge
                                 										ein Maximum wird, wenn
                              									\frac{p}{(1+\zeta_e)}
                              									ein Maximum wird. Das Maximum folgt, wenn wir den
                              									ersten Differentialquotienten nach p gleich Null
                              									setzen, also:
                           (1+\zeta_e)-p\,\frac{d\,\zeta_e}{d\,p}=0 . . . . 48)
                           Die Entwicklung für die verschiedenen Stoffe hat nun gar keinen Anstand, weil ζe aus
                              									Gleichung 5* bis 8* bekannt ist, und führt auf eine quadratische Gleichung nach p, so dass thatsächlich der
                                 										günstigste Fasergehalt als annähernd rechnerisch bestimmbar anzusehen
                                 									ist.
                           Uebt das zweite Glied in Gleichung 40, also die erzwungene hohe Zulaufgeschwindigkeit
                              
                              									den grössten Einfluss aus, so ist zweifellos, dass diese auch von der Dicke des
                              									Stoffes mitbedungen wird, insbesondere in dem Sinne, dass vt kleiner wird mit dem dickeren
                              									Stoffe. Wir hätten also dann sinngemäss nach dem Obigen das Produkt (vt . p) auf das Maximum zu untersuchen, um den günstigsten
                              									Fasergehalt für diesen Fall zu finden, vt kann aber nur dann annähernd richtig,
                              									allerdings mit Benutzung der ermittelten Widerstandsformeln gefunden werden, wenn
                              									die Detailanordnung für die Partie vor der Walze vorliegt. Zweifellos ist aber hier
                              									der Weg gekennzeichnet, wie der Frage theoretisch zu Leibe gegangen werden kann. Die
                              
                              									solcherart gewonnenen Angaben, die gewiss einer Korrektur mit Bezug auf die in
                              									wirklicher Ausführung so verschiedenen Verhältnisse bedürfen, indem ja die in
                              									Gleichungen gefassten Versuchswerte kaum anders als für bestimmte mittlere
                              									Bedingungen gefunden werden können, liefern einen zuverlässigen Anhaltspunkt, um
                              									damit die endgültige Ausführung durch wenige Kontrollversuche zur am besten
                              									entsprechenden machen zu können.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)