| Titel: | Kinematische Untersuchung eines kreisförmigen Bogenträgers mit Kämpfergelenken, letztere verbunden durch eine Stange. | 
| Autor: | G. Ramisch | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 597 | 
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                        Kinematische Untersuchung eines kreisförmigen
                           								Bogenträgers mit Kämpfergelenken, letztere verbunden durch eine Stange.
                        Von Prof. G. Ramisch,
                           								Breslau.
                        Kinematische Untersuchung eines kreisförmigen Bogenträgers mit
                           								Kämpfergelenken.
                        
                     
                        
                           Der kreisförmige Bogenträger möge in B0 ein festes und in A0 ein parallel zu mn bewegliches Auflager haben. Er sei ferner an allen Stellen von
                              									derselben Stärke und von demselben Stoffe, d.h. für alle Querschnitte desselben sind
                              
                              									das Trägheitsmoment J und der Elastizitätsmodul E konstant. Die kreisförmige Verbindungslinie der
                              									Querschnittsschwerpunkte habe r zum Halbmesser und 2
                              										φ0 zum
                              									Mittelpunktswinkel. Die Gerade MO teilt dieselbe in
                              									zwei symmetrische Hälften, so dass sie zu der Stange A0B0, vom Querschnitte F1 und dem Elastizitätsmodul E1 senkrecht steht.
                              									Dann soll noch mn zur Geraden A0B0 parallel sein. Indem der Bogen mit q für die Längeneinheit gleichförmig belastet ist, so
                              									ist die Gesamtlast, wenn wir A0B0
                              									= 2 l setzen, gleich 2 l .
                                 										q. Also sind die beiden Auflagerdrücke in A0 und B0 einander gleich und parallel aber entgegengesetzt
                              									gerichtet zu 2 l . q; nennen wir sie bezw. A und B, so haben wir die
                              									Gleichung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 597
                              
                           
                              A = B = q . l.
                              
                           In A0 sei noch parallel
                              									zu mn eine Kraft X
                              									angebracht, vorläufig sei sie unbestimmt, so dass wir erst später über dieselbe
                              									verfügen wollen.
                           C sei ein beliebiger Querschnittsschwerpunkt des Bogens
                              									und seine Abstände von MO und A0B0 seien bezw. x und y.
                           Das Biegungsmoment für den Punkt C ist nun
                           
                              A\,\cdot\,(l-x)-q\,\cdot\,(l-x)\,\cdot\,\frac{l-x}{2}+X\,\cdot\,y.
                              
                           Setzen wir es Mc
                              									und A = q . l, so entsteht
                           
                              M_c=q\,l\,(l-x)-q\,\frac{(l-x)^2}{2}+X\,\cdot\,y=q\,\cdot\,\frac{l^2-x^2}{2}+X\,\cdot\,y.
                              
                           Bildet CM mit OM den Winkel
                              										φ, so ist
                           l = r .
                                 										sinφ0 und x =
                              										r . sinφ
                           und endlich ist
                           y = rcosφ – rcosφ0 = r (cosφ – cosφ0).
                           Wir erhalten daher
                           M_c=q\,\cdot\,\frac{r^2}{2}\,(sin^2\,\varphi_0-sin^2\,\varphi)+X\,r\,\cdot\,(cos\,\varphi-cos\,\varphi_0) 1)
                           Die Querkraft in C bezeichnen wir mit Q, so ist
                           Q = A – q (l – x) = q . x = qr . sinφ.
                           Dieselbe zerlegen wir in Seitenkräfte parallel zur Tangente im Punkte C des Bogens und normal dazu. Erstere ist Q . sinφ und letztere ist Q .
                                 										cosφ. Erstere ist die Längskraft für den Querschnitt in C und bringt eine Längenveränderung des Bogenelementes
                              
                              
                              
                              
                              
                              
                              
                              
                              
                              									in C hervor. Nennen wir sie L, so folgt aus den beiden letzten Gleichungen
                           L = qr . sin2φ . . . . . . 2)
                           Die von Q . cosφ hervorgebrachte Veränderung der Fasern
                              									des Querschnittes in C ist so gering, dass wir sie
                              									vernachlässigen wollen, indem wir den Querschnitt als sehr klein im Verhältnis zu
                              									den anderen Ausmessungen des Bogens voraussetzen wollen.
                           Bezeichnen wir noch mit F den überall konstanten
                              									Querschnitt des Bogens; so ist, weil r . dφ das Element der Schwerpunktfaser ist, die in C von L hervorgebrachte
                              									Längenveränderung desselben nach dem Hooke'schen
                              									Gesetze gleich
                           
                              \frac{L\,\cdot\,r\,\cdot\,d\,\varphi}{F\,\cdot\,E}=\frac{q\,r^2\,\cdot\,sin^2\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi}{F\,\cdot\,E}.
                              
                           Ferner bringt noch X eine Längen Veränderung dieses
                              									Elementes hervor und dieselbe ist nach dem Hooke'schen
                              
                              									Gesetze
                           
                              \frac{X\,\cdot\,cos\,\varphi\,\cdot\,r\,\cdot\,d\,\varphi}{F\,\cdot\,E}.
                              
                           Erstere ist eine Verkleinerung und letztere eine Vergrösserung dieses Elementes.
                              									Beide zusammen bringen demnach die Verlängerung
                           
                              \lambda=\frac{X\,\cdot\,cos\,\varphi\,\cdot\,r\,\cdot\,d\,\varphi}{E\,F}-\frac{q\,r^2\,\cdot\,sin^2\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi}{F\,E}
                              
                           hervor. Hierdurch wird erzeugt eine Vergrösserung der
                              									Entfernung der Punkte A0 und B0 und
                              									zwar ist dieselbe gleich λ . cosφ. Bezeichnen wir sie mit Δl, so erhält
                              									man
                           
                              \Delta\,l=\frac{X\,\cdot\,r}{F\,\cdot\,E}\,\cdot\,cos^2\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi-\frac{q\,r^2}{F\,E}\,\cdot\,sin^2\,\varphi\,cos\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi.
                              
                           So können wir Δl für alle Querschnitte zwischen A0 und B0 bilden und sie
                              									sämtlich zusammenzählen. Nennen wir die Summen σ, so
                              									entsteht
                           
                              \sigma=2\,\left(\frac{X\,\cdot\,r}{F\,\cdot\,E}\,\int\limits_0^{\varphi_0}\,cos^2\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi-\frac{q\,r^2}{F\,E}\,\int\limits_0^{\varphi_0}\,sin^2\,\varphi\,\cdot\,cos\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi\right).
                              
                           Nun ist
                           
                              cos^2\,\varphi=\frac{cos\,2\,\varphi+1}{2};
                              
                           
                           also
                           
                              \int\limits_0^{\varphi_0}\,cos^2\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi=\int\limits_0^{\varphi_0}\,\frac{cos\,2\,\varphi}{2}\,\cdot\,d\,\varphi+\int\limits_0^{\varphi_0}\,\frac{d\,\varphi}{2}
                              
                           
                              =\int\limits_0^{\varphi_0}\,\frac{cos\,2\,\varphi\,\cdot\,d\,2\,\varphi}{4}+\int\limits_0^{\varphi_0}\,\frac{d\,\varphi}{2}
                              
                           d.h.
                           
                              \int\limits_0^{\varphi_0}\,cos^2\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi=\frac{1}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}
                              
                           und
                           
                              \int\limits_0^{\varphi}\,sin^2\,\varphi\,\cdot\,cos\,\varphi\,d\,\varphi=\frac{sin^3\,\varphi_0}{3}.
                              
                           Also ist
                           \sigma=2\,\left(\frac{X\,r}{F\,\cdot\,E}\,\cdot\,\left[\frac{1}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}\right]-\frac{q\,r^2}{F\,\cdot\,E}\,\cdot\,\frac{sin^3\,\varphi_0}{3}\right) 3)
                           Je nachdem σ positiv oder negativ ist, bedeutet sie eine
                              									Verlängerung bezw. Verkürzung der Strecke A0B0.
                           Nennen wir dγ den Winkel, um welchen sich der
                              									Querschnitt mit dem Schwerpunkte C um denselben infolge
                              									der Belastung dreht, und ds das Bogenelement r . dφ bei C, so kann
                              
                              									man
                           
                              M_c=E\,\cdot\,J\,\cdot\,\frac{d\,\gamma}{d\,s}=E\,J\,\cdot\,\frac{d\,\gamma}{r\,\cdot\,d\,\varphi}
                              
                           setzen, wenn, wie wir vorausgesetzt haben, die
                              									Querschnittsabmessungen sehr klein im Verhältnis zu denen der übrigen Abmessungen
                              									des Bogens sind. Es ergibt sich also aus der Gleichung 1:
                           
                              E\,J\,\cdot\,\frac{d\,\gamma}{r\,\cdot\,d\,\varphi}=q\,\frac{r^2}{2}\,(sin^2\,\varphi_0-sin^2\,\varphi)+X\,\cdot\,r\,(cos\,\varphi-cos\,\varphi_0).
                              
                           Infolge dieser Drehung legt der Punkt A0 den Weg A0C . dγ senkrecht zu
                              										A0C zurück. Denselben zerlegen wir in zwei Komponenten,
                              
                              
                              
                              
                              
                              									von denen die eine mit A0B0
                              									zusammenfällt und gleich y . dγ ist. Die andere ist senkrecht zu A0B0 und ist gleich (l – x) .
                                 										dγ. Letztere Komponente kommt nicht in Betracht, weil ja das Auflager A0 senkrecht zu mn unbeweglich ist. Erstere Komponente y . dγ, welche wir Ar
                              									nennen wollen, ist eine Verlängerung der Strecke A0B0 und es entsteht
                              									jetzt aus der vorigen Gleichung
                           
                              E\,\cdot\,J\,\cdot\,\frac{\Delta\,\tau}{y\,\cdot\,r\,\cdot\,d\,\varphi}=q\,\frac{r^2}{2}\,(sin^2\,\varphi_0-sin^2\,\varphi)
                              
                           
                              +X\,\cdot\,r\,(cos\,\varphi-cos\,\varphi_0).
                              
                           Da jedoch
                           
                              y = r (cosφ – cosφ
                              0
                              )
                              
                           ist, so entsteht weiter
                           
                              E\,\cdot\,J\,\cdot\,\Delta\,\tau=2\,\frac{q\,r^4}{2}\,(sin^2\,\varphi_0-sin^2\,\varphi)\,(cos\,\varphi-cos\,\varphi_0)\,d\,\varphi
                              
                           
                              +X\,r^3\,(cos\,\varphi-cos\,\varphi_0)^2\,\cdot\,d\,\varphi.
                              
                           Diese Gleichung für Δτ können wir für alle Querschnitte
                              									zwischen A0 und B0 bilden und sämtliche
                              										Aτ addieren. Bezeichnen wir mit τ die Summe, so ergibt sich
                           
                              E\,\cdot\,J\,\cdot\,\tau=2\,\cdot\,\left(\frac{q\,r^4}{2}\,\int\limits_0^{\varphi_0}\,(sin^2\,\varphi_0-sin^2\,\varphi)\,(cos\,\varphi-cos\,\varphi_0)\,d\,\varphi\right
                              
                           
                              \left+X\mbox{ }r^3\,\int\limits_0^{\varphi_0}\,(cos\,\varphi-cos\,\varphi_0)^2\,\cdot\,d\,\varphi\right).
                              
                           Es ist
                           
                              \int\limits_0^{\varphi_0}\,(sin^2\,\varphi_0-sin^2\,\varphi)\,(cos\,\varphi-cos\,\varphi_0)\,d\,\varphi
                              
                           
                              =\int\limits_0^{\varphi_0}\,sin^2\,\varphi_0\,cos\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi-\int\limits_0^{\varphi_0}\,sin^2\,\varphi\,cos\,\varphi\,d\,\varphi-\int\limits_0^{\varphi_0}\,sin^2\,\varphi_0\,cos\,\varphi_0\,d\,\varphi
                              
                           
                              +\int\limits_0^{\varphi_0}\,sin^2\,\varphi\,cos\,\varphi_0\,d\,\varphi
                              
                           
                              =sin^3\,\varphi_0-\frac{1}{3}\,sin^3\,\varphi_0-\frac{1}{2}\,\cdot\,\varphi_0\,\cdot\,sin\,2\,\varphi_0\,sin\,\varphi_0
                              
                           
                              +\frac{\varphi_0}{2}\,cos\,\varphi_0-\frac{1}{4}\,sin\,2\,\varphi_0\,cos\,\varphi_0
                              
                           
                              =\frac{2}{3}\,\cdot\,sin^3\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}\,cos\,\varphi_0\,cos\,2\,\varphi_0-\frac{1}{2}\,sin\,\varphi_0\,cos^3\,\varphi_0.
                              
                           Weiter ist
                           
                              \int\limits_0^{\varphi_0}\,(cos\,\varphi-cos\,\varphi_0)^2\,d\,\varphi=\int\limits_0^{\varphi_0}\,cos^2\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi-2\,cos\,\varphi_0\,\int\limits_0^{\varphi_0}\,cos\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi
                              
                           
                              +cos^2\,\varphi_0\,\int\limits_0^{\varphi_0}\,d\,\varphi=\frac{1}{4}\,sin\,2\,\varphi_0
                              
                           
                              +\frac{\varphi_0}{2}-2\,cos\,\varphi_0\,sin\,\varphi_0+\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0
                              
                           
                              =\frac{\varphi_0}{2}-\frac{3}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0.
                              
                           Es ergibt sich jetzt
                           
                              E\,\cdot\,J\,\cdot\,\tau=2\,\left[\frac{q\,r^4}{2}\,\left(\frac{2}{3}\,sin^3\,\varphi_0\right\right
                              
                           
                              \left+\frac{\varphi_0}{2}\,cos\,\varphi_0\,cos\,2\,\varphi_0-\frac{1}{2}\,sin\,\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0\right)
                              
                           \left+X\,r^3\,\left(\frac{\varphi_0}{2}-\frac{3}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0\right)\right] . 4)
                           Hier ist τ eine Vergrösserung oder Verkleinerung, je
                              									nachdem es positiv oder negativ ist.
                           Wir können nun σ und τ
                              									addieren und setzen wir s die Summe, so ist
                           
                              s=2\,\left\{\frac{X\,r}{F\,E}\,\left(\frac{1}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}\right)-\frac{q\,r^2}{F\,E}\,\frac{sin^3\,\varphi_0}{3}\right
                              
                           
                              +\frac{q\,r^4}{2}\,\left(\frac{2}{3}\,sin^3\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}\,cos\,\varphi_0\,cos\,2\,\varphi_0-\frac{1}{2}\,sin\,\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0\right)
                              
                           \left\cdot\,\frac{1}{E\,\cdot\,J}+X\,r^3\,\left[\frac{\varphi_0}{2}-\frac{3}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0\right]\,\cdot\,\frac{1}{E\,J}\right\} 5)
                           Dann bringt noch die Kraft X eine Verlängerung der
                              									Stange A0B0 hervor, welche nach
                              									dem Hooke'schen Gesetze
                           
                              \frac{X\,\cdot\,2\,l}{F_1\,E_1}=\frac{X\,\cdot\,2\,\cdot\,r\,sin\,\varphi_0}{F_1\,\cdot\,E_1}
                              
                           ist. Infolge der Temperaturzunahme um t° C. vergrössert sich
                              									der Stab um t . ε1 . 2 l = 2 tε1rsinφ0 und das
                              									Bogenelement bei C um εt . r .
                                 
                                 										dφ; wenn εt
                              									und ε die Ausdehnungskoeffizienten des Stabes bezw.
                              									Bogens sind. Mit dem Bogenelement vergrössert sich der Stab um
                           
                              εtrcosφdφ,
                              
                           also der ganze Stab um
                           
                              2\,\varepsilon\,t\,\cdot\,r\,\int\limits_0^{\varphi_0}\,cos\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi=2\,\varepsilon\,t\,r\,\cdot\,sin\,\varphi_0.
                              
                           Wir müssen nunmehr zu s hinzu addieren
                           
                              \frac{2\,X\,\cdot\,r\,sin\,\varphi_0}{F_1\,E_1}+2\,t\,\varepsilon_1\,r\,sin\,\varphi_0+2\,\varepsilon\,t\,r\,\cdot\,sin\,\varphi_0.
                              
                           Die ganze Summe muss nun 0 sein, damit der Punkt A0
                              									unbeweglich wird. Hieraus folgt, wenn wir noch die
                              									Summe vorher durch 2 dividieren:
                           
                              \frac{X\,r}{F\,\cdot\,E}\,\left(\frac{1}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}\right)-\frac{q\,r^2}{F\,\cdot\,E}\,\cdot\,\frac{sin^3\,\varphi_0}{3}
                              
                           
                              +\frac{q\,r^4}{2\,\cdot\,E\,\cdot\,J}\,\left(\frac{2}{3}\,sin^3\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}\,cos\,\varphi_0\,cos\,2\,\varphi_0-\frac{1}{2}\,sin\,\varphi_0\,\cdot\,cos^2\,\varphi_0\right)
                              
                           
                              +\frac{X\,r^2}{E\,J}\,\left(\frac{\varphi_0}{2}-\frac{3}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0\right)+\frac{X\,r\,sin\,\varphi_0}{F_1\,E_1}
                              
                           
                              +t\,r\,sin\,\varphi_0\,(\varepsilon_1+\varepsilon)=0.
                              
                           Aus dieser Gleichung lässt sich endlich die Kraft X
                              									bestimmen, welche die Unbeweglichkeit des Auflagers A0 veranlasst. Wir haben zunächst
                           
                              X\,\cdot\,\left[\frac{r\,\cdot\,sin\,\varphi_0}{F_1\,\cdot\,E_1}+\frac{r}{E}\right
                              
                           
                              \left[\frac{\frac{1}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}}{F}+\frac{r^2}{J}\,\left(\frac{\varphi_0}{2}-\frac{3}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0\right)\right]
                              
                           
                              =\frac{q\,r^2}{E}\,\left\{\frac{sin^3\,\varphi_0}{3}-\frac{r^2}{2\,J}\right
                              
                           
                              \left\cdot\,\left(\frac{2}{3}\,sin^3\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}\,\cdot\,cos\,\varphi_0\,\cdot\,cos\,2\,\varphi_0-\frac{1}{2}\,sin\,\varphi_0\,\cdot\,cos^2\,\varphi_0\right)\right\}
                              
                           
                              -t\,r\,\cdot\,sin\,\varphi_0\,(\varepsilon_1+\varepsilon).
                              
                           
                           Wir setzen
                           
                              \frac{E\,J\,\cdot\,sin\,\varphi_0}{F_1\,E_1\,\cdot\,r^2}+\frac{\left(\frac{1}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}\right)\,J}{F\,r^2}
                              
                           
                              +\left(\frac{\varphi_0}{2}-\frac{3}{4}\,sin\,2\,\varphi_0+\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0\right)=u''
                              
                           und
                           
                              \frac{J}{F\,r^2}\,\cdot\,\frac{sin^3\,\varphi_0}{3}
                              
                           
                              -\frac{1}{2}\,\left(\frac{2}{3}\,sin^3\,\varphi_0+\frac{\varphi_0}{2}\,cos\,\varphi_0\,cos\,2\,\varphi_0-\frac{1}{2}\,sin\,\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0\right)=u'
                              
                           so entsteht
                           X=+\frac{u'\,\cdot\,q\,\cdot\,r-t\,\cdot\,E\,\frac{J}{r^2}\,(\varepsilon_1+\varepsilon)}{u''} . . 6)
                           Hiermit ist X berechnet. Dieser Wert stimmt nach einer
                              									kleinen Umformung mit dem von Prof. Müller-Breslau auf Seite 142 der Neueren Methoden der Festigkeitslehre und der Statik der
                                 										Baukonstruktionen genau überein. Nur sei bemerkt, dass sich in der Formel
                              									für u'' ein Druckfehler befindet; denn es muss heissen:
                              									2\,\frac{J}{F_0\,r^2}\,sin\,\varphi_0 statt: \frac{2\,J}{F\,\cdot\,r^2}\,sin\,\varphi_0. Wir haben hier Bogen und Stange von verschiedenen
                              									Stoffen angenommen, weshalb in unseren Formeln die verschiedenen Elastizitätsmodul
                              									und Ausdehnungskoeffizienten vorkommen. Müller-Breslau
                              									empfiehlt, die Temperatur der Stange unverändert zu lassen, so dass sich nur der
                              									Bogen um t° erwärmt; es ist dann ε1 = 0 zu setzen, doch soll ein Unterschied der
                              									Temperaturen von Bogen und Stange von t = ± 10° bis ±
                              									15° in Rechnung gestellt werden. Endlich sei noch bemerkt, dass der Wert von X hier und bei Müller-Breslau verschiedene Vorzeichen hat, was daher rührt, dass die
                              									Pfeilrichtungen von X entgegengesetzt angenommen worden
                              									sind. Weil der Querschnitt des Bogens im Verhältnis zu den übrigen Abmessungen
                              									desselben als sehr gering angenommen worden ist, so können in den Formeln für u' und u'' alle von
                              									\frac{J}{F\,r^2} abhängigen Glieder vernachlässigt werden.
                           Ist die Hälfte des Bogens mit q für die
                              									Längeneinheit belastet, so ist die Kraft hierfür X_1=\frac{1}{2}\,\frac{u'}{u''}\,\cdot\,r\,q; wenn wir die Temperatur
                              									unberücksichtigt lassen. Ist unter diesen Umständen die andere Hälfte mit q1 für die
                              									Längeneinheit belastet, so ist die Kraft jetzt X_2=\frac{1}{2}\,\frac{u'\,\cdot\,r}{u''}\,\cdot\,q_1. Sind also beide Hälften,
                              									die eine mit q und die andere mit q1 für die
                              									Längeneinheit belastet, so ergibt sich mit Berücksichtigung der
                              									Temperaturveränderung
                           X=\frac{1}{2}\,\cdot\,\frac{u'}{u''}\,r\,(q+q_1)\,\pm\,t\,\cdot\,E\,\cdot\,\frac{J}{r^2}\,\cdot\,\frac{\varepsilon+\varepsilon_1}{u''} . 7)
                           wobei das obere Vorzeichen für die Temperaturabnahme und das
                              									untere für die Temperaturzunahme gültig ist.
                           Nachdem X ermittelt worden ist, findet man das Moment
                              										Mc an
                              									irgend einer Stelle des Bogens mittels der Gleichung 1. Die Längskraft in irgend
                              									einem Querschnitte, z.B. in C ist
                           
                              N = qr . sin
                              2
                              φ – Xcosφ,
                              
                           wie sich aus den betreffenden Gleichungen leicht erblicken
                              									lässt.
                           Die Spannungen in den äussersten Faserschichten ermittelt man endlich mittels der
                              									bekannten Festigkeitsformeln für Biegung und Zug oder Druck.
                           Zur Berechnung der Maximalspannungen wäre wohl geeignet, Tabellen von X für q = 1 anzufertigen,
                              									wenn man, was ja gestattet ist, die Glieder mit dem Beiwert \frac{J}{F\,r^2}
                              									vernachlässigt, also
                           
                              u''=\frac{\varphi_0}{2}-\frac{3}{4}\,sin^2\,\varphi_0+\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0
                              
                           und
                           
                              u'=-\frac{1}{3}\,sin^3\,\varphi_0-\frac{\varphi_0}{4}\,cos\,\varphi_0\,cos\,2\,\varphi_0+\frac{1}{4}\,sin\,\varphi_0\,cos^2\,\varphi_0
                              
                           setzt, wobei auf die Temperatur vorläufig keine Rücksicht
                              									genommen wird. Da das von der Stange herrührende Glied \frac{E\,\cdot\,J\,\cdot\,sin\,\varphi_0}{F_1\,E_1\,\cdot\,r^2} auch den Beiwert
                              									\frac{J}{r^2} hat, so kann es überhaupt unbeachtet gelassen werden.