| Titel: | Vergleich zwischen einer elektrischen Lokomotive und einer Dampflokomotive. | 
| Autor: | Br. Böhm-Raffay | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 613 | 
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                        Vergleich zwischen einer elektrischen Lokomotive
                           								und einer Dampflokomotive.
                        Vergleich zwischen einer elektrischen Lokomotive und einer
                           								Dampflokomotive.
                        
                     
                        
                           Die Frage der Verwendung der Elektrizität als Betriebskraft auf den Linien der
                              									grossen Eisenbahnen hat heutzutage eine derartige Bedeutung und Wichtigkeit erlangt,
                              									dass die Erörterung derselben in den weitesten Kreisen das grösste Interesse
                              									erregt.
                           Vor wenigen Jahren noch sah man in der elektrischen Zugförderung lediglich eine
                              									Annehmlichkeit nicht nur für die Reisenden, sondern auch für die Bahnbediensteten
                              									und die Anwohner der Bahn wegen des Wegfalles der raucherzeugenden Dampflokomotive.
                              									Auch glaubte man eine bedeutend grössere Geschwindigkeit erreichen zu können. Heute
                              									aber sind es nicht diese Vorzüge allein, sondern auch technische und wirtschaftliche
                              
                              
                              									Vorteile des elektrischen Betriebes, welche gegenüber den ersteren hauptsächlich in
                              									den Vordergrund treten und diese Frage zu einer der zeitgemässesten und brennendsten
                              
                              									Tagesfragen gestalten.
                           So lange man nur den Gleichstrom als elektrische Betriebskraft kannte oder richtiger
                              									gesagt, so lange man nur den Gleichstromserienmotor als brauchbaren Antriebsmotor
                              									kannte, fielen die Vergleiche der elektrischen Zugförderung gegenüber- jener mit
                              									Dampf kraft nicht immer zu Gunsten der ersteren aus. Heute jedoch, wo wir in dem
                              									Dreiphasenmotor eine Antriebsmaschine besitzen, die den strengsten an eine
                              									Lokomotive zu stellenden Anforderungen in hohem Grade entspricht und derselbe die
                              									Anwendung sehr hoher Spannungen gestattet, wird ein Vergleich zwischen einer
                              									elektrischen Lokomotive und einer Dampflokomotive sich in ganz entscheidender und
                              									unzweifelhafter Weise ausführen lassen.
                           Im nachstehenden soll nun dieser Vergleich unter Benutzung der Ausführungen von Eugen Cserhati und von v.
                                    										Kando in L'Éclairage Electrique durchgeführt
                              									werden.
                           Betreffs der Zweckdienlichkeit eines derartigen Vergleiches muss daran erinnert
                              									werden, dass die Einführung des elektrischen Betriebes auf bestehenden Vollbahnen
                              									sich naturgemäss nur ganz allmählich vollziehen lässt, indem man nicht sofort das
                              									gesamte rollende Material in kürzester Zeit in Motorwagen umbauen wird, sondern –
                              									der gebieterischen Notwendigkeit Folge leistend und um mit dem elektrischen Betrieb
                              									überhaupt den Anfang machen zu können – damit beginnen wird, die Dampflokomotiven
                              									nach und nach durch elektrische Lokomotiven zu ersetzen.
                           Andererseits sind die wirtschaftlichen Vorteile des elektrischen Betriebes gegenüber
                              									dem Dampfbetriebe auf Vollbahnen in dem Falle, wenn die elektrische Energie durch
                              									Wasserkraft gewonnen werden kann, derart einleuchtend, dass wir uns bei dem
                              									Vergleiche nur auf den Fall beschränken wollen, dass die elektrische Energie für den
                              									Betrieb der elektrischen Lokomotive durch Dampfmaschinen in einem oder mehreren an
                              									der Bahnlinie gelegenen Elektrizitätswerken erzeugt werde. Von diesen
                              									Elektrizitätswerken nun werde der hochgespannte (etwa 3000 Volt) Dreiphasenstrom
                              									durch Oberleitungen oder durch dritte Schienen den Motoren der elektrischen
                              									Lokomotive zugeführt, wobei die Fahrschienen als dritte Leitung dienen.
                           1. Dampf- und Kohlenverbrauch. Der Dampfverbrauch
                              									einer gewöhnlichen Dampflokomotive beträgt für 1 PS/Std., gemessen am Umfange des
                              									Triebrades bei einem Füllungsgrade des Dampfcylinders von 0,1 bis 0,7 etwa 9 bis
                              									18,2 kg. Die Compoundlokomotiven neuester Bauart arbeiten wohl vorteilhafter und die
                              									Viercylinder-Compoundlokomotive der Nord français
                              
                              									verbraucht nur 8 kg Dampf für eine geleistete Pferdekraftstunde.
                           Unsere grossen feststehenden Compounddampfmaschinen, die mit Kondensation und
                              									überhitztem Dampf arbeiten, verbrauchen von einer Leistungsfähigkeit von 2000 PS an
                              									nur 5,5 kg trockenen Dampf für eine geleistete Pferdekraftstunde. Berücksichtigt man
                              									nun die bei der elektrischen Zugförderung unvermeidlichen Energieverluste: in den
                              									Generatoren, den Leitungen, den Transformatoren und endlich in den Motoren, so
                              									können wir mit einem Wirkungsgrad von 60 bis 70 % rechnen, so dass für eine am
                              									Triebradumfange der elektrischen Lokomotive geleistete Pferdekraftstunde sich ein
                              									Verbrauch von 5,5: 0,6 bis 5,5:0,7, das ist 8 bis 9 kg trockenen Dampf im
                              									Elektrizitätswerke ergibt. Es ist dies wohl nahezu dieselbe Ziffer, die wir vorhin
                              									für die Dampflokomotive angeführt haben, aber diese Ziffer gilt ausschliesslich für
                              									Lokomotiven bester und neuester Bauart, wie sie für die Beförderung von Express- und
                              									Schnellzügen in Verwendung stehen. Die Lokomotiven für geringere Geschwindigkeiten,
                              									Personenzug- und Güterzuglokomotiven verbrauchen infolge des grösseren
                              									Füllungsgrades ihrer Cylinder um die Hälfte mehr Dampf.
                           Dagegen verbraucht die elektrische Lokomotive stets die gleiche spezifische Menge
                              									Energie, wie gross auch ihre Geschwindigkeit sei, d.h. die elektrische Lokomotive
                              									eines Güterzuges arbeitet ebenso wirtschaftlich und vorteilhaft als jene eines
                              									Expresszuges.
                           Aber selbst angenommen, dass der Dampf verbrauch einer gewöhnlichen
                              									Personenzuglokomotive und einer elektrischen Lokomotive für eine geleistete
                              									Pferdekraftstunde derselbe sei, so ist doch der Verbrauch an Kohle bei der letzteren
                              									bedeutend geringer als bei der ersteren.
                           Jeder Maschinentechniker weiss sehr gut, dass der Wirkungsgrad eines Lokomotivkessels
                              
                              									um vieles geringer ist, als der eines Stabilkessels. Während 1 kg Kohle im
                              									Lokomotivkessel, je nachdem die Lokomotive für kleinere oder grössere
                              									Geschwindigkeiten bestimmt ist, 5,46 bis 6,81 kg, also im Mittel 6,13 kg Dampf
                              									erzeugt, wird mit derselben Menge Kohle in einem Stabilkessel guter Bauart und bei
                              									gewöhnlicher regelrechter Feuerung 7,65 bis 7,95, im Mittel 7,8 kg Dampf, bei
                              									verstärkter Feuerung 6,88 bis 7,95, im Mittel 7,42 kg Dampf erzeugtDiese Thatsache erklärt sich sofort, wenn man
                                    											die Verhältnisse; unter denen die Verbrennung der Kohle in den beiden Fällen
                                    											stattfindet, untersucht. Bei den Stabilkesseln verbrennt man gewöhnlich auf
                                    											1 qm Rostfläche 50 und höchstens 100 kg Kohle in der Stunde. Bei der
                                    
                                    											Lokomotive steigt diese Menge aber auf 350 und 500 kg. Es ist nun klar, dass
                                    											die Verbrennung einer solchen Menge Kohle eine derartig starke Luftzufuhr
                                    											erfordert, dass die Verbrennungsgase mit sehr hoher Temperatur entweichen müssen,
                                    											infolgedessen der Wirkungsgrad beträchthlich herabgedrückt wird. – Nach den
                                    											Angaben des Taschenbuches Die Hütte beträgt der
                                    
                                    											Wirkungsgrad des besten Lokomotivkessels 60 %, jener eines Stabilkessels 78
                                    											%. Der Unterschied von 18 % ist gross genug, um bei den gegenwärtigen hohen
                                    											Kohlenpreisen in Berücksichtigung gezogen zu werden. Andererseits kann unter
                                    											den Stabilkesseln Kohle minderer Gattung, Braunkohle, Torf u.s.w. verfeuert
                                    											werden, während für die Dampflokomotive nur Kohle bester Sorte verwendet
                                    											werden kann. Es ergibt sich hieraus eine neue Quelle der
                                    										Ersparnis..
                           
                           Der Unterschied beträgt somit zu Gunsten der elektrischen Lokomotive 21 bis 17
                              									%, d.h. die elektrische Lokomotive für einen Schnellzug braucht nur 79 bis 83 % von
                              									der Menge Kohle, welche eine Schnellzugdampflokomotive zur Beförderung eines Zuges
                              									von demselben Gewichte verbrauchen würde. Der Vergleich wird für die elektrische
                              									Zugförderung noch vorteilhafter, wenn man Güterzuglokomotiven in Betracht zieht.
                              									Abgesehen von der besseren Ausnutzung der Kohle unter dem Stabilkessel, haben wir zu
                              									Gunsten der elektrischen Lokomotive einen um 25 bis 30 % geringeren Dampf
                              									verbrauch.
                           Ein ganz beträchtlicher Vorzug der elektrischen Zugförderung liegt ferner in dem
                              									Umstände, dass das Anheizen des Kessels entfällt. Ein Stabilkessel kann in der That
                              									mehrere Monate ohne Unterbrechung unter Feuer sein, während die Dampflokomotive fast
                              									jedesmal, wenn sie in Dienst genommen werden soll, angeheizt werden muss. Auch die
                              									Dampfhaltungskosten der gewöhnlichen Lokomotive bei einer kürzeren Unterbrechung des
                              									Fahrdienstes, die mitunter recht beträchtlich sein können, entfallen bei der
                              									elektrischen Lokomotive vollständig, denn. diese verbraucht nur dann elektrischen
                              									Strom, wenn sie arbeitet, und die Kosten der Haltung der Dampfspannung im
                              									Elektrizitätswerke sind unbedeutend, da die Wärmeverluste bei den Stabilkesseln ganz
                              									ausserordentlich klein sind gegenüber jenen bei dem gegen Ausstrahlung schlecht
                              									geschützten Lokomotivkessel.
                           Es besteht aber noch ein fernerer, ganz beträchtlicher Unterschied in den beiden
                              									Arten der Zugförderung, nämlich, was die Veränderlichkeit des Wirkungsgrades mit der
                              									Belastung anbelangt.
                           Der Wirkungsgrad einer Dampflokomotive ist am grössten, wenn sie mit einem mittleren
                              									Füllungsgrad und mit nicht verstärktem Feuer arbeitet. Aber sobald die
                              									Geschwindigkeit eine gewisse Grenze überschreitet, ist man genötigt, das Feuer zu
                              									verstärken, um die erforderliche Dampf menge erzeugen zu können. Alsdann sinkt aber
                              
                              									der Wirkungsgrad des Kessels. Andererseits muss, wenn man die Zuglast erhöht und
                              									eine gewisse Geschwindigkeit beibehalten will, die Dampffüllung vermehrt werden,
                              									wodurch wieder der Wirkungsgrad der Dampfmaschine vermindert wird. Man ersieht
                              									daraus leicht, dass die Dampflokomotive ganz ausserordentlich selten mit vereintem
                              									grössten Wirkungsgrade arbeiten kann; bald arbeitet die Dampfmaschine, bald der
                              									Dampfkessel unter ungünstigen Bedingungen.
                           Für die elektrische Lokomotive gestalten sich diese Verhältnisse viel befriedigender.
                              									Freilich muss man hier den zusammengesetzten Wirkungsgrad, der sich aus dem Produkte
                              									der Wirkungsgrade der einzelnen Teile, als Dampfmaschine, Generator, primäre und
                              									sekundäre Leitungen, Transformatoren und Motoren ergibt, in Betracht ziehen. Die
                              									nachstehende Tabelle zeigt die Abhängigkeit des Wirkungsgrades dieser Teile von der
                              									Belastung.
                           
                              
                                 
                                 
                                    Belastung
                                    
                                 
                              
                                 25 %
                                 50 %
                                 75 %
                                 100 %
                                 
                              
                                 Dampfmaschine
                                 80,0
                                 88,35
                                 89,00
                                 89,5
                                 
                              
                                 Dynamo
                                 81,0
                                 89,00
                                 91,75
                                 93,0
                                 
                              
                                 Transformator
                                 90,0
                                 94,60
                                 95,80
                                 96,5
                                 
                              
                                 PrimärleitungIn
                                          													dem eingangs erwähnten Artikel ist der Wirkungsgrad der Leitungen
                                          													mit abnehmender Belastung auch abnehmend angeführt und es stellen
                                          													sich demnach die Gesamtwirkungsgrade bei den verschiedenen
                                          													Belastungen auf 51,4, 65,6, 70,0 und 73,0. Das ist aber nicht
                                          													richtig; der Wirkungsgrad der Leitungen nimmt mit abnehmender
                                          													Belastung zu und erreicht bei der Belastung = Null den Wert 100 %.
                                          													Freilich wird dann keine Arbeit geleistet; aber es liegt in dem
                                          													Werte 100 % nichts Absonderliches. Sinkt die Belastung auf die
                                          													Hälfte, d.h. sinkt die Stromstärke bei konstant erhaltener Spannung
                                          													im Elektrizitätswerke auf die Hälfte, so beträgt der Verlust in der
                                          													Leitung nur ein Viertel des Verlustes bei Vollbelastung. Während
                                          													also die Belastung sinkt, nimmt der Verlust in der Leitung im
                                          													quadratischen Verhältnisse ab, demnach muss der Wirkungsgrad der
                                          													Leitung mit abnehmender Belastung zunehmen.
                                 98,7
                                 97,50
                                 96,30
                                 95,0
                                 
                              
                                 SekundärleitungIn dem eingangs erwähnten Artikel ist der Wirkungsgrad der
                                          													Leitungen mit abnehmender Belastung auch abnehmend angeführt und es
                                          													stellen sich demnach die Gesamtwirkungsgrade bei den verschiedenen
                                          													Belastungen auf 51,4, 65,6, 70,0 und 73,0. Das ist aber nicht
                                          													richtig; der Wirkungsgrad der Leitungen nimmt mit abnehmender
                                          													Belastung zu und erreicht bei der Belastung = Null den Wert 100 %.
                                          													Freilich wird dann keine Arbeit geleistet; aber es liegt in dem
                                          													Werte 100 % nichts Absonderliches. Sinkt die Belastung auf die
                                          													Hälfte, d.h. sinkt die Stromstärke bei konstant erhaltener Spannung
                                          													im Elektrizitätswerke auf die Hälfte, so beträgt der Verlust in der
                                          													Leitung nur ein Viertel des Verlustes bei Vollbelastung. Während
                                          													also die Belastung sinkt, nimmt der Verlust in der Leitung im
                                          													quadratischen Verhältnisse ab, demnach muss der Wirkungsgrad der
                                          													Leitung mit abnehmender Belastung zunehmen.
                                 98,7
                                 97,50
                                 96,30
                                 95,0
                                 
                              
                                 Motoren
                                 79,5
                                 88,00
                                 89,50
                                 90,0
                                 
                              
                                 Zusammengesetzter Wirkungsgrad   ohne
                                    											Dampfmaschine
                                 56,5
                                 70,00
                                 72,80
                                 73,0
                                 
                              
                           Der Gesamtwirkungsgrad der Anlage ist daher selbst bei halber Belastung noch ein
                              									sehr guter. Nun wird es aber nur selten vorkommen, dass das Elektrizitätswerk und
                              									die elektrische Lokomotive gleichzeitig mit halber Belastung arbeiten, daher der
                              									Gesamtwirkungsgrad sich stets höher als 70 % stellen wird. Der tägliche Dienst in
                              									einem Elektrizitätswerke, das für ein ausgedehntes Bahnnetz elektrischen Strom
                              									liefert, kann in der That entweder auf Grund einer feststehenden Fahrordnung oder
                              									über rechtzeitige Weisungen der Hauptverkehrsstationen derart eingerichtet werden,
                              									dass die Anzahl der im Dienste stehenden Kessel und Maschinen stets der zu
                              									gewärtigenden Belastung der Linie, also dem Zugverkehr entspricht. Andererseits
                              									können auch die Motoren der Lokomotive je nach der Zugbelastung und den Strecken
                              									Verhältnissen entsprechend einzeln eingeschaltet oder ausgeschaltet werden. Beim
                              									Anfahren wird man alle Motoren zugleich arbeiten lassen, sobald jedoch die bestimmte
                              									Zuggeschwindigkeit erreicht ist, werden einige derselben abgeschaltet. Es arbeiten
                              									dann die unter Strom befindlichen Motoren mit voller Belastung bei grösstem
                              									Wirkungsgrad, während die Verluste, die der Leerlauf der anderen Motoren verursacht,
                              									ganz zu vernachlässigen sind, da sie mit den Achsen unmittelbar ohne
                              									Zahnradübersetzung verbunden sind.
                           2. Gewicht, Zugkraft und Reibungswiderstände.
                              									Vergleichen wir nun das Gewicht einer Dampflokomotive mit dem einer elektrischen
                              									Lokomotive von gleicher Leistungsfähigkeit.
                           Vor allem erfordert die elektrische Lokomotive keinen Tender, d.h. keinen Wasser- und
                              									Kohlenbehälter; es ergibt sich aus diesem Umstände allein schon eine
                              									Gewichtsverminderung von 20 bis 50 % und infolgedessen eine nicht unbedeutende
                              									Verringerung der ZugförderungskostenAuf einer
                                    											bestimmten Linie von 360 km Länge wurden im Jahre 1898 zurückgelegt 4217000
                                    											Lokomotivkilometer. Die Zahl der Tenderkilometer ist natürlich dieselbe.
                                    											Nimmt man das Gewicht eines Tenders im Mittel mit 20,1 t an, so ergibt sich
                                    											für diese Strecke und dieses Jahr eine nutzlose Leistung von 84761700
                                    											Tonnenkilometer. Auf derselben Linie haben die Selbstkosten für 1
                                    											Tonnenkilometer 0,444 kr. betragen; es ergibt sich daher für die Beförderung
                                    											der Tender eine jährliche Ausgabe von 376339 fl., das sind ungefähr 9 % der
                                    
                                    											jährlichen Gesamtauslagen von 4191000 fl.Es ist wohl richtig, dass die Zugförderungskosten nicht im einfachen
                                    											Verhältnisse mit der beförderten Last stehen und es ist daher der
                                    											vorstehende Prozentsatz wohl etwas zu hoch gegriffen. Aber es lässt sich
                                    											dies von einem anderen Gesichtspunkte aus darstellen, indem man nämlich
                                    
                                    											sagt, man hätte anstatt des toten Gewichtes der Tender mehr als 84 Millionen
                                    											Tonnenkilometer Nutzlast befördern können, ohne dass sich die
                                    											Zugförderungskosten erhöht hätten..
                           Aber noch mehr. Die elektrische Lokomotive selbst ist viel leichter als die
                              									Dampflokomotive. Die Leistungsfähigkeit der letzteren ist begrenzt durch die
                              									Dampfmenge, die der Kessel in der Zeiteinheit zu erzeugen vermag. Eine Lokomotive
                              									grosser Leistungsfähigkeit erfordert nun einen Kessel mit grossem Rost und grosser
                              									Heizfläche, dessen Gewicht allein schon das erforderliche Adhäsionsgewicht weit
                              									übersteigt, so dass kräftige Lokomotiven eigene Laufachsen erhalten müssen, die das
                              									tote Gewicht der Maschine zu tragen haben.
                           Die elektrische Lokomotive hat dagegen nur die Motoren und die elektrische Ausrüstung
                              									zu tragen, deren Gesamtgewicht, wenn es auch vielleicht manchesmal das unbedingt
                              									erforderliche Adhäsionsgewicht überschreiten sollte, doch zu dem letzteren in einem
                              
                              									sehr viel günstigeren Verhältnisse steht.
                           
                           Im allgemeinen beträgt das Gewicht für eine nutzbar abgegebene Pferdekraft bei
                              									der Dampflokomotive 100 bis 110 kg, während dasselbe bei der elektrischen Lokomotive
                              									nur 66 kg erreicht und bei Motorwagen sogar auf 33 kg sinkt. Es ist daher das tote
                              									Gewicht bei der elektrischen Zugförderung um 40 bis 70 % geringer als wie bei der
                              									Dampflokomotive.
                           Die elektrische Lokomotive besitzt einen weiteren grossen Vorzug vor der
                              									Dampflokomotive in betreff des Adhäsionskoeffizienten. Während man im letzteren
                              									Falle nur auf eine Zugkraft von höchstens 16 % des Nutzgewichtes rechnen kann, kann
                              									man im ersteren Falle mit Sicherheit 25 bis 30 % in Rechnung stellen.
                           Die Erfahrung bestätigt diese Behauptung vollends. So hat z.B. die elektrische
                              									Lokomotive der Linie Baltimore-Ohio in einem besonderen Falle eine Zugkraft von 30 t
                              									(27210 kg) entwickelt; ihr eigenes Gewicht betrug 90 t (81630 kg). In einem anderen
                              									Falle wurde in den Lieferungsbedingnissen für eine elektrische Lokomotive
                              									vorgeschrieben, dass sie im stande sein soll, einen Zug von 90 t (ohne Lokomotive)
                              									auf einer Steigung von 1 % und in einer Gegenkrümmung von 150 m anzufahren. Bei den
                              									amtlichen Versuchen mit der fertigen Lokomotive ergab sich, dass die Lokomotive 13 t
                              									wog und den Zug unter den vorangeführten Verhältnissen ohne Sand zu streuen kräftig
                              									anfuhr und mit einer Geschwindigkeit von 6 bis 7 km in der Stunde weiter beförderte.
                              									Die Lokomotive hatte zwei Achsen, deren eine nur angetrieben wurde. Die Zeitdauer
                              									der Beschleunigung ist wohl nicht angegeben, aber wenn man annimmt, dass dieselbe 2
                              									Minuten betrug – was wohl reichlich bemessen ist –, so ergibt sich unter Benutzung
                              									der bekannten Formel eine Zugkraft im Augenblicke des Anfahrens von 2615 kg. Nimmt
                              									man ferner an, dass das Lokomotivgewicht auf die beiden Achsen gleichmässig verteilt
                              									war, so erhält man einen Adhäsionskoeffizienten von 39 %.
                           Ein so hoher Adhäsionskoeffizient ist natürlich von allergrösster Wichtigkeit,
                              									insbesondere für die Beförderung von schweren Güterzügen auf Linien mit starken
                              									Steigungen, wo die erforderliche Zugkraft oft ganz beträchtlich werden kann. Nun,
                              									eine elektrische Lokomotive erfordert selbst in solchen ungünstigen Verhältnissen
                              									keine Erhöhung ihres Eigengewichtes.
                           Die Ursache dieser sonderbaren, wiederholt festgestellten Thatsache ist erstens in
                              									dem Umstande gelegen, dass das am Umfange des Triebrades wirkende Drehmoment bei der
                              									elektrischen Lokomotive während einer Umdrehung stets unverändert bleibt, während
                              									dasselbe bei der Dampflokomotive sich mit der Stellung der Kurbel ändert, und zwar
                              									steht der geringste Wert der während einer Umdrehung ausgeübten Zugkraft zum
                              									grössten Werte im Verhältnisse von 1 : 2. Nun ist aber für das Anfahren der
                              									geringste Wert der Zugkraft in Rechnung zu ziehen, während andererseits das
                              									Adhäsionsgewicht so gross sein muss, dass bei dem Auftreten des grössten Wertes der
                              									Zugkraft kein Schleifen der Räder stattfindet. Für gleiches Anfahrdrehmoment muss
                              									demnach das Adhäsionsgewicht der Dampflokomotive um mindestens 50 % grösser als
                              									jenes der elektrischen Lokomotive seinDieser
                                    											Vergleich fällt noch viel günstiger für die Elektrizität aus, wenn man
                                    											anstatt einer elektrischen Lokomotive einen Wagen mit eigenen Motoren in
                                    											Betracht zieht, denn in diesem Falle bildet die elektrische Ausrüstung nur
                                    											einen Teil der ehedem erforderlichen toten Last. So wiegt die elektrische
                                    											Ausrüstung eines Motorwagens der Valtellina-Linie bei einer
                                    											Leistungsfähigkeit von 600 PS nur 20 t..
                           Eine andere Ursache der Erhöhung des Zugkoeffizienten scheint in dem Stromübergang
                              									von den Rädern zu den Schienen gelegen zu sein. Zur Bestätigung dieser Behauptung
                              									mögen einige der auf der Linie Baltimore-Ohio erhaltenen Ergebnisse angeführt
                              
                              									werden. Nach Mitteilungen von N. H. Heft, Vorstand der
                              									elektrischen Abteilung der New York, New Haven und Hartford
                                 										Railroad, am Internationalen Eisenbahnkongress in Paris 1900 hat die
                              									elektrische Lokomotive auf dieser Linie, deren Gewicht 95 t1 t = 907,2 kg. beträgt, zu
                              									wiederholten Malen eine Zugkraft von 27 t entwickelt. Einer Mitteilung im Street railway Journal zuFolge hat dieselbe
                              									Lokomotive in unwiderlegbarer Weise ihre Ueberlegenheit gegen die Dampflokomotive in
                              									folgender Art dargethan. Die elektrische Lokomotive zog auf der Steigung von 0,8 %
                              									zwei Kohlenzüge, bestehend aus 44 beladenen Wagen von je 37 t, das sind somit 1636
                              									t, mit drei nicht arbeitenden Dampflokomotiven zu je 70 t, das sind 210 t; hierzu
                              									kommt noch das Eigengewicht der elektrischen Lokomotive mit 96 t, so dass sich eine
                              									Gesamtlast von 1944 t ergibt. Nun ereignete es sich, dass der Zug auf der Steigung
                              									zerriss. Nach der Wiedervereinigung der beiden Zugsteile brachte die elektrische
                              									Lokomotive den 1944 t schweren Zug auf der Steigung von 0,8 % allein wieder in
                              									Gang.
                           Der Zugkoeffizient auf dieser Linie beträgt nach früher ausgeführten Versuchen auf
                              									der horizontalen Strecke 3 kg für 1 t. Der gesamte Zugwiderstand betrug daher in
                              									diesem Falle (8 + 3) . 1944 : 1000 = 21,4 t. Nun ist es bekannt, dass zum Anfahren
                              									gewöhnlich eine 2,25mal grössere Zugkraft als jene während der Fahrt ausgeübte
                              									erforderlich ist. Wenn wir die Anlaufzugkraft nur l,5mal grösser nehmen, so ergibt
                              									sich, dass die elektrische Lokomotive eine Zugkraft von mindestens 32,1 t entwickeln
                              									musste. Diese Schlussfolgerung ist übrigens durch die ganz bedeutende Stromstärke
                              									von 2200 Ampère, welche die vier Motoren der Lokomotive aufnahmen, erhärtet. Es muss
                              									besonders betont werden, dass sich das Anfahren ohne das geringste Schleifen der
                              									Räder vollzog, was ein Beweis dessen ist, dass, trotzdem die Lokomotive eine
                              									Zugkraft gleich einem Drittel ihres Eigengewichtes entwickelte, die Grenze der
                              									Adhäsion noch nicht erreicht war. Beim Anfahren ging von jedem der acht Räder ein
                              									Strom von 270 Ampère in die Schienen über. Diese Stromstärke scheint zu genügen, um
                              									jede Feuchtigkeit von den Schienen zu beseitigen und sie stets in trockenem Zustand
                              									zu erhalten.
                           Auch die Reibungswiderstände sind bei der elektrischen Lokomotive ganz beträchtlich
                              									geringer als bei der Dampflokomotive. Die vielen beweglichen Teile bei der letzteren
                              									und ganz besonders die gekuppelten Achsen erhöhen die Reibungswiderstände auf das
                              									Doppelte jener der Wagen. Bei der elektrischen Lokomotive treten nur
                              									Reibungswiderstände in den beiden Lagern jeder Achse und in der elastischen
                              									Kuppelung des Motorankers mit dem Rade auf, welch letztere Reibung aber
                              									verschwindend klein ist.
                           Wie gross die Reibungswiderstände einer Dampflokomotive mit Tender sind, lässt sich
                              									am besten aus einer diesbezüglichen Veröffentlichung von Leitzmann entnehmen. Wie wir weiter oben angeführt haben, verbrauchte die
                              									Viercylinderlokomotive der Nord français 8 kg Dampf für
                              
                              									1 PS/Std., gemessen am Triebrade. Wenn man jedoch die Dampfmenge bestimmt, die für
                              									eine am Zughaken des Tenders gemessene Pferdekraftstunde erforderlich ist, so erhält
                              									man 20 kg. Dieser bedeutende Unterschied in den beiden Ziffern lässt die Grösse der
                              									Uebertragungs- und Reibungswiderstände klar erkennen.
                           Noch ein wichtiger Punkt wäre hervorzuheben. Die Zugkraft der Dampflokomotive hängt
                              									bei gleichem Gewicht von der Fahrgeschwindigkeit ab. Es findet dieser Umstand seine
                              									Erklärung darin, dass durch das rasche Entweichen des Dampfes ein kräftiger Luftzug
                              									entsteht, der die Verbrennung einer beträchtlichen Menge Kohle auf einem
                              									verhältnismässig kleinen Roste ermöglicht. Lokomotiven geringer Geschwindigkeit
                              									werden daher nicht gleiche Mengen Kohlen wie Schnellzuglokomotiven verbrennen können
                              									und bleibt daher ihre Leistungsfähigkeit zurück.
                           Bei der elektrischen Lokomotive nun ist die Zugkraft von der Geschwindigkeit
                              									vollständig unabhängig. Bei jedweder Geschwindigkeit entwickelt der Motor eine
                              									gegenelektromotorische Kraft von solcher Grösse, dass die den Wert der Zugkraft
                              									bestimmende Stromstärke unverändert bleibt. Die elektrische Lokomotive ist daher
                              									auch von diesem Gesichtspunkte aus viel vollkommener als die Dampflokomotive.
                           3. Unterhaltungskosten der Lokomotive.
                           a) Kessel. Der Kessel bildet den heiklichsten Teil einer
                              									Dampflokomotive; er erfordert häufig Ausbesserungen. Die vielen aufeinander
                              									folgenden starken Erhitzungen und Abkühlungen verursachen im Metall
                              									Molekularbewegungen, welche rasche Zerstörung des Kessels bewirken. Die Hitze im
                              									Feuerraum und in den Siederöhren ist ausserordentlich hoch, bei jedem Aufbringen von
                              									Brennmaterial tritt kalte Luft in den Feuerraum, was natürlich sehr schädlich ist. –
                              									Das Speisewasser enthält zumeist Unreinigkeiten, welche gleichfalls sehr viel zum
                              									raschen Untauglichwerden des Kessels beitragen. Die Wasserreinigungsverfahren sind
                              
                              									schwierig und wenig verlässlich, so dass wenige Eisenbahngesellschaften davon
                              									Verwendung machen.
                           Beim Stabilkessel liegen diese Verhältnisse viel günstiger, daher die Unterhaltung
                              									desselben geringer ist. Der Stabilkessel ist während des grössten Teiles des Tages
                              									im Betriebe und seine Abkühlung findet nach dem Abstellen infolge des die Wärme
                              									schlecht leitenden Mauerwerkes nur sehr langsam statt. Das Speisewasser kann immer
                              									einer Reinigung unterzogen werden, so dass aus diesem Umstande kein Kesselschaden zu
                              									befürchten ist. Was die Einbringung des Brennmaterials anbelangt, so kann dieselbe
                              									selbstthätig erfolgen, wodurch nicht nur an Brennmaterial gespart, sondern auch der
                              									schädliche Eintritt von kalter Luft in den Feuerraum verhindert wird, infolgedessen
                              									auch wieder eine Ersparnis in den Unterhaltungskosten sich ergibt.
                           b) Dampfmaschine. Die Maschine der Dampflokomotive ist
                              									stets dem Staub, Regen und Schnee ausgesetzt, was die Abnutzung der bewegenden Teile
                              									erhöht. Da die Auspuffleitung in die Rauchkammer ausmündet, ist es unmöglich zu
                              									verhindern, dass nicht Verbrennungsrückstände in die Cylinder angesaugt werden,
                              									welche natürlich eine rasche Abnutzung desselben bewirken.
                           Die Maschinen eines Elektrizitätswerkes befinden sich dagegen in weiten gut
                              									erleuchteten, gut gelüfteten und äusserst rein gehaltenen Hallen, in denen weder
                              									Staub noch Feuchtigkeit vorhanden ist. Eine Maschine, die sich unter so günstigen
                              
                              									Verhältnissen befindet, arbeitet natürlich viel längere Zeit, ohne Ausbesserungen zu
                              									erfordern, als wie die Maschine einer Dampflokomotive. –
                           Was die Motoren der elektrischen Lokomotive anbelangt, so ist deren heutige Bauart
                              									eine derartige, dass ihr empfindlichster Teil, die Armatur, staub- und wasserdicht
                              									in ein metallisches Gehäuse eingeschlossen ist, so dass weder Oel, noch Wasser oder
                              									Staub zu ihr gelangen können. Es sind nur zwei Lager, drei Schleifringe und die
                              									Bürsten vorhanden, welch letztere allein einer Abnutzung unterliegen, die aber auch,
                              									da sie gegen Staub geschützt sind, sich nur langsam vollzieht. Die Ausbesserung
                              									eines elektrischen Motors erfordert übrigens nicht viel Zeit, da alle Teile
                              									auswechselbar sind und ein schadhafter Teil rasch ersetzt werden kann.
                           Die Abnutzung der Kuppelung des Motors mit der Achse kann durch Härten der
                              
                              									beweglichen Teile, insbesondere des Drehzapfens und seiner Pfanne auf das geringste
                              									Mass vermindert werden; übrigens ist ihre gegenseitige Bewegung nur gering.
                           Die Reifen der Triebräder einer Dampflokomotive nutzen sich infolge der wechselnden
                              									Tangentialkraft ungleichmässig ab; sie werden unrund. Da diese Kraft bei der
                              									elektrischen Lokomotive stets gleichmässig wirkt, ist die Abnutzung der Radreifen
                              									nicht nur vollständig gleichmässig, sondern auch beträchtlich geringer.
                           Ausserdem unterliegen die Räder einer Dampflokomotive und ihres Tenders einer
                              
                              									bedeutenden Abnutzung durch die mechanische Bremsung, insbesondere auf Linien mit
                              									grossen Neigungen. Bei der elektrischen Lokomotive kommt die mechanische Bremse nur
                              									beim Anhalten in Verwendung, während die Verringerung der Geschwindigkeit bei der
                              									Fahrt durch die elektrische Bremsung erfolgt; es ist daher die Abnutzung der Räder
                              
                              									im letzteren Falle eine beträchtlich geringere.
                           Aus dem Vorstehenden geht zur Genüge hervor, dass der Ersatz der Dampflokomotive
                              									durch den elektrischen Betrieb auch den Vorteil mit sich bringt, dass die
                              									Reparaturwerkstätten verringert werden können, dass auch in der Anzahl der
                              									Lokomotiven eine Verminderung eintreten kann, und dass die Ausbesserungen weniger
                              									häufig und rascher bewerkstelligt sein werden bei der elektrischen Lokomotive als
                              									wie bei der Dampflokomotive.
                           c) Wagen. Da der Anlauf der Dreiphasenmotoren
                              									langsam und sanft vor sich geht, auch der Gebrauch der mechanischen Bremsung weniger
                              									häufig erfolgt, so wirkt die elektrische Zugförderung auch günstig auf die
                              									Unterhaltung der Wagenkasten, d.h. auf die Unterhaltungskosten des gesamten
                              
                              									rollenden Materials. Auch wird für die innere Ausstattung und den Anstrich der Wagen
                              									die Abwesenheit des Rauches nur vorteilhaft sein.
                           d) Ausrüstung. Die Anzahl der Triebachsen bei der
                              
                              									Dampflokomotive ist durch die Konstruktion derselben selbst beschränkt, während bei
                              									der elektrischen Lokomotive es keinem Anstände unterliegt, an jeder Achse einen
                              									Motor anzubringen. Es ist wohl richtig, dass man kürzlich auch Dampflokomotiven mit
                              									zwei Drehgestellen von je zwei oder drei gekuppelten Achsen erbaut hat, deren jedes
                              									seine besondere Dampfmaschine besitzt. Es ist dies wohl ein beträchtlicher
                              									Fortschritt im Lokomotivbau, aber die Lösung ist schwerfällig und nicht besonders
                              									glücklich wegen der durch das Vorhandensein zweier Maschinen erhöhten
                              
                              									Unterhaltungskosten und der schwierigen Anordnung der Dampfzufuhr- und
                              									Auspuffleitungen. Eine elektrische Lokomotive kann dagegen sehr gut mit zwei
                              									Drehgestellen von je zwei oder drei Achsen erbaut werden; es werden in diesem Falle
                              									die Tragfedern länger und elastischer, als wenn jede Achse ihren Motor trägt.
                           Die Bewegung der hin und her gehenden Massen einer Dampflokomotive bringt diese
                              									selbst in schädliche Bewegungen (Schlingern, Stampfen u.s.w.), welche bekanntlich
                              									sehr nachteilige Wirkungen auf den Zustand des Geleises und auf das Oberbaumaterial
                              									ausüben. – Die elektrische Lokomotive hat dagegen gar keine schädlichen Bewegungen,
                              									da ihre Motoren nur Drehbewegungen vollführen.
                           In Summa, der Gang der elektrischen Lokomotive ist ruhig, ihr Gewicht ist gering,
                              									ihre Tragfedern sind elastischer, so dass das Geleise und das Material durch sie
                              									viel weniger beansprucht werden, als durch die Dampflokomotive. Endlich ist es nur
                              									zu wohl bekannt, wie sehr die Unterhaltung des Geleises in Tunnels durch die
                              									Rauchentwickelung der Dampflokomotive erschwert ist; man ist daher genötigt, in
                              									langen Tunnels besondere Lüftungsvorrichtungen herzustellen. Bei der elektrischen
                              									Zugförderung ist jede Lüftung unnötig.
                           4. Kosten der Bedienung. Die Handhabung der
                              									Regulierapparate einer elektrischen Lokomotive oder eines Motorwagens ist
                              									ausserordentlich einfach und erfordert keinen besonders gelernten Maschinisten. Ein
                              									einziger Führer genügt für jeden Zug, während die Bedienung der Dampflokomotive
                              									unbedingt zwei Personen erfordert.
                           Dagegen könnte man wohl einwenden, dass der Führer der elektrischen Lokomotive durch
                              									irgend einen Unfall unfähig werden könne, den Fahrdienst ordnungsmässig zu versehen
                              									und dann niemand da wäre, um ihn zu ersetzen. Aber es ist derart unwahrscheinlich,
                              									dass ein Führer so plötzlich dienstunfähig werde, um nicht noch in der Lage sein zu
                              									können, den Zug anzuhalten, dass es nicht gerechtfertigt wäre, den Führerposten
                              									ständig doppelt zu besetzen. Uebrigens sind die Stationen mit besonderen
                              									Stromunterbrechern ausgerüstet, um jeden Zug anhalten zu können. Andererseits kann
                              									eine Verfügung und Einrichtung getroffen werden, durch welche dem Zugführer selbst
                              
                              									die Möglichkeit geboten ist, im Falle einer Gefahr den Zug anzuhalten.
                           Eine thatsächliche Ersparnis in den Personalkosten ist daher durchaus möglich.
                           5. Rückgewinnung der elektrischen Energie. Wie bekannt
                              									ist, bleibt die Umdrehungszahl eines Dreiphasenmotors bei jeder Belastung nahezu
                              
                              									unverändert. Wenn nun durch irgend eine äussere Ursache diese Umdrehungszahl erhöht
                              									wird, so wird der Motor selbstthätig Generator und entsendet Strom in das
                              									Leitungsnetz. Diese Eigenschaft der Dreiphasenmotoren ist von grösster Wichtigkeit
                              									für die elektrische Zugförderung auf grossen Linien.
                           Wenn nämlich ein Zug im Gefälle fährt und sich seine Geschwindigkeit infolge der auf
                              
                              									ihn wirkenden Schwerkraft ein bestimmtes Mass überschreitet, wird der Zug durch, die Motoren
                              									der elektrischen Lokomotive selbstthätig gebremst. Aber die Energie der lebendigen
                              									Kraft wird dabei nicht durch Schleifschuhe gewöhnlicher Bremsen in Wärme umgesetzt,
                              									sondern sie wird in der Form elektrischer Ströme wiedergewonnen, die in die
                              									Leitungen zurückgesendet und den in der Bergfahrt begriffenen Wagen zugeführt wird.
                              									Auf diese Weise wird die beim Befahren der Steigung verausgabte elektrische Energie
                              									zum grössten Teile bei der Thalfahrt wieder rückerhalten; der Verlust hängt nur vom
                              									Wirkungsgrad der Motoren und der Leitung ab. Die Zugförderungskosten vermindern sich
                              
                              									daher auf grossen Linien durch diese Thatsache ganz beträchtlich und man braucht in
                              									Anbetracht dessen bei der Projektierung neuer Bahnen aus Betriebsrücksichten sich
                              									nicht zu scheuen, stärkere Steigungen in Anwendung zu bringen. Es ist daher auch das
                              									Anlagekapital für eine elektrische Bahn geringer als wie für eine Dampfbahn.
                           Die Tandemschaltung zweier Induktionsmotoren gestattet, die Geschwindigkeit auf die
                              									Hälfte zu vermindern, ohne dass der Wirkungsgrad der Motoren ein geringer wird. Man
                              									kann daher ohne Widerstandsregulierung mit zwei verschiedenen Hauptgeschwindigkeiten
                              									fahren. Wenn nun ein Zug mit voller Geschwindigkeit fährt und man schaltet die
                              									Motoren in Tandem, so wird die dem Unterschiede der beiden Geschwindigkeiten
                              									entsprechende lebendige Kraft des Zuges gleichfalls in Form elektrischer Energie
                              									rückgewonnen, wobei die Geschwindigkeit ohne Anwendung mechanischer Bremsen sich auf
                              									die Hälfte vermindert. Die auf diese Weise rückgewonnene elektrische Energie ist
                              									theoretisch gleich drei Vierteilen der für die Beschleunigung des Zuges vom
                              									Stillstande bis zur erreichten vollen Geschwindigkeit aufgewendeten Energie,
                              									natürlich abgesehen von den Verlusten in den Motoren und in der Leitung.
                           Diese Eigenschaft der Induktionsmotoren erweist sich als ganz besonders vorteilhaft
                              									auf Stadtbahnen mit vielen Haltestellen und starkem VerkehrDie Tandemschaltung der Induktionsmotoren
                                    											entspricht der Serienschaltung bei den Gleichstrommotoren und werden
                                    											hierdurch dieselben Vorteile wie bei dem bekannten Serien-Parallelsystem
                                    											erreicht. Bei der Tandemschaltung ist nur ein Motor an die Leitung
                                    											angeschlossen; der induzirende Teil des zweiten Motors erhält Strom aus dem
                                    											induzierten Teil des ersten Motors; der induzierte Teil des zweiten Motors
                                    											ist kurz geschlossen. Durch die gemeinschaftliche Belastung sind die Achsen
                                    											der beiden Motoren mechanisch gekuppelt..
                           6. Vorteile der elektrischen Zugförderung vom Standpunkte des
                                 										Verkehrs. Diese Vorteile sind die nachstehenden:
                           a) Die Sicherheit der Reisenden ist eine unvergleichlich höhere, denn die Züge können
                              									weder in die Stationen einfahren, noch sie verlassen, bevor nicht der betreffende
                              									Geleiseabschnitt in den elektrischen Stromkreis eingeschaltet ist. Diese
                              									Einschaltung erfolgt durch den diensthabenden Verkehrsbeamten selbst, daher ein
                              									Uebersehen oder eine Nachlässigkeit des Führers nicht die Ursache eines Unfalles
                              									sein kann.
                           b) Die geringeren Zugförderungs- und Unterhaltungskosten bieten die Möglichkeit, die
                              									Zahl und die Geschwindigkeit der Züge je nach der Stärke des Verkehrs entsprechend
                              									zu erhöhen. Die Fahrzeit wird dadurch, dass eine Maschinenbedienung (Wasser- und
                              									Kohlenaufnahme) entfällt, noch ausserdem bedeutend verkürzt.
                           c) Die Erhöhung der Geschwindigkeit einer Dampflokomotive lässt sich nur durch
                              									Vergrösserung des Kessels, also durch Vermehrung des Eigengewichtes erzielen, was
                              									zur weiteren Folge hat, dass eine Geleiseverstärkung erforderlich wird.
                           Der Anzahl der Triebachsen ist bei der elektrischen Lokomotive keine so enge Grenze
                              									gezogen, wie bei der Dampflokomotive. Es lässt sich daher bei ersterer eine
                              									Vergrösserung der Geschwindigkeit ohne Vermehrung der Achsenbelastung erzielen,
                              
                              									infolgedessen auch eine Veränderung der bestehenden Geleise nicht erforderlich
                              									ist.
                           d) Die so wichtige Frage der Zugbeleuchtung ist mit einem Schlage gelöst, sobald man
                              
                              									die Elektrizität als Triebkraft verwendet. Die Beleuchtung des Zuges könnte durch
                              									zwei besondere Stromkreise erfolgen. Der eine wäre an denLinienstrom (unter
                              									entsprechender Spannungserniedrigung) angeschlossen und würde derselbe die
                              									Beleuchtung besorgen, so lange die Lokomotive unter Spannung sich befindet. Der
                              									zweite Stromkreis, der die Signallampen enthält, würde durch eine kleine
                              
                              									Akkumulatorenbatterie mit Strom versorgt werden.
                           Da die durch häufiges Anfahren der Züge hervorgerufenen Belastungsschwankungen in der
                              									Generatorstation die Beleuchtung der Stationen ungünstig beeinflussen könnten, wird
                              									es sich empfehlen, in den Stationen kleine Umformerstationen mit einer
                              
                              									Pufferbatterie zu errichten, welche den für die Stationsbeleuchtung erforderlichen
                              									Gleichstrom zu liefern hätten.
                           Mit dem Linienstrome könnten die Ladekrane, Aufzüge, Drehscheiben, Schiebebühnen und
                              									allenfalls auch auf der Strecke Werkzeugmaschinen zur Unterhaltung des Geleises
                              									betrieben werden.
                           e) Es gibt sicherlich keinen Reisenden, der es nicht empfunden hätte, wie unangenehm
                              									der Rauch, Kohlenstaub u.s.w. der Dampflokomotive ist, wenn man der Hitze wegen
                              									veranlasst ist, die Wagenfenster zu öffnen. Alsbald sind Sitzbänke und Kleider mit
                              									Asche und unverbrannten Kohlenteilchen bedeckt, Gesicht und Hände werden
                              										geschwärztSo z.B. bilden auf
                                    											der längs hohen Mauern und in Tunnels sich hinziehenden Wiener Stadtbahn die
                                    											Rauchbelästigung und der Aschenflug eine grosse Plage; es ist unbedingt
                                    											geboten, vor dem Niedersetzen den Sitzplatz zu reinigen oder sich ein Tuch
                                    											unterzulegen, wenn man nicht Gefahr laufen will, die Kleider zu
                                    											verderben.. Es ist dies für den Ingenieur vielleicht nur ein
                              									Uebelstand von nebensächlicher Bedeutung, für die Reisenden ist er aber von
                              									ausserordentlicher Wichtigkeit und es ist wohl zweifellos, dass man eine durch
                              									Elektrizität betriebene, reinliche Linie, auf der man nicht durch Kohlenstaub und
                              									qualmende Rauchwolken, die auch oft die schönsten Aussichten verdecken, belästigt
                              									ist, vorziehen wird.
                           Endlich gibt es beim elektrischen Betrieb keinen Funkenflug; derselbe bildet
                              									bekanntlich bei der Dampflokomotive eine nicht unbedeutende Gefahr und die
                              									Eisenbahngesellschaften sind daher verpflichtet, einen ziemlich breiten Streifen
                              									beiderseits ihrer Linie gegen Feuersgefahr zu schützen. Wenn die Bahn durch Wälder
                              									führt, muss ein breiter Streifen Waldes abgeholzt werden. – Beim elektrischen
                              									Betrieb entfällt der in vielen Beziehungen sowohl für die Eisenbahngesellschaften
                              									als für die Anrainer so lästige sogen. „Feuerrayon“ und
                              										„Bauverbotsrayon“. In Wäldern können die Bäume so nahe an die Bahn
                              									reichen, als Sicherheits- und Fernsichtsverhältnisse es gestatten, was jedenfalls
                              									eine Bahnfahrt auch sicherlich angenehmer macht. Es sind dies keineswegs gering zu
                              									schätzende Vorteile des elektrischen Betriebes.
                           7. Erhöhung der Geschwindigkeit der Züge. Wie schon
                              									gesagt worden ist, kann die Geschwindigkeit der Züge bei elektrischem Betriebe
                              									erhöht werden, ohne dass eine Verstärkung des Oberbaues erforderlich ist. Die
                              									Geschwindigkeitserhöhung ist wohl unerlässlich, da sie in der Allgemeinheit als der
                              									erste und wesentlichste Vorteil der elektrischen Zugförderung betrachtet wird;
                              									immerhin aber sind derselben gewisse Grenzen gezogen, da die Zugwiderstände mit dem
                              									Quadrate der Geschwindigkeit wachsen. Bei Ueberschreitung einer gewissen Grenze in
                              									der Geschwindigkeit ergibt sich nämlich, dass das Bisschen Zeit, das damit gewonnen
                              									wird, durch den für die Ueberwindung des durch den im Quadrat der Geschwindigkeit
                              									zunehmenden Luftwiderstand vergrösserten Zugwiderstandes erforderlichen vermehrten
                              									Energiebedarf viel zu teuer erkauft wird. Rechnet man dazu die vermehrten
                              									Unterhaltungskosten für das Geleise und das rollende Material, so kommt man zu dem
                              									Schlusse, dass die Forderung nach einer Erhöhung der Geschwindigkeit über 100 oder
                              									höchstens 120 km in der Stunde nicht gerechtfertigt ist.
                           8. Die elektrische Zugförderung vom Standpunkte der
                                 										Strategie. Man hat gegen die vollständige Umwandelung des Dampfbetriebes in
                              
                              									den elektrischen Betrieb sehr oft eingewendet, dass, wenn im Falle eines Krieges
                              
                              									einige Leitungen abgerissen oder das Elektrizitätswerk zerstört werden würde, ein grosser
                              									Bereich eines Eisenbahnnetzes vollständig brach gelegt sein würde.
                           Nun ist es aber keine so einfache Sache, Arbeitsleitungen, die sich unter einer
                              									Spannung von 3000 Volt oder gar Speiseleitungen unter 20000 Volt Spannung zu
                              
                              									zerstören. Man muss dazu über besondere Werkzeuge, Leitern, Kautschukhandschuhe
                              									u.s.w. verfügenWarum sollte sich
                                    											der Feind nicht mit diesen Gegenständen bereits vorgesehen haben? Uebrigens
                                    											dürfte sich die Zerstörung der Leitungen einfacher und gefahrloser durch
                                    											Zerschiessen bewerkstelligen lassen.; auch erfordert eine solche
                              									Arbeit zum mindesten dieselben Vorbereitungen als wie zum Zerstören der Geleise.
                              									Andererseits ist aber die Wiederherstellung einer Leitung rascher bewerkstelligt als
                              									die eines Geleises.
                           Dann wird man aber auch die Elektrizitätswerke nicht an den Reichsgrenzen oder am
                              									Ende der Eisenbahnlinie, sondern 60 bis 80 km im Inneren des Landes errichten. Wenn
                              									sich eines dieser Werke in einer feindlichen Angriffen besonders ausgesetzten Lage
                              									befinden sollte, kann man es ja mit Befestigungen versehen.
                           Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, dass die grossen wirtschaftlichen und
                              									technischen Vorzüge des elektrischen Betriebes bald die Eisenbahnverwaltungen aller
                              									Länder bestimmen werden, denselben allmählich auf ihren gesamten Linien einzuführen,
                              									so dass in kurzem Angreifer und Verteidiger unter denselben Bedingungen kämpfen
                              									werden. Und was übrigens den Betrieb einer Linie auf feindlichem Gebiete anbelangt,
                              									so wird es immer möglich sein, denselben durch die auch in Friedenszeit in Dienst
                              									und in Vorrat gehaltenen Dampflokomotiven zu bewerkstelligen.
                           9. Der Dienst im Elektrizitätswerke. Die
                              									Leistungsfähigkeit eines Elektrizitätswerkes, das die elektrische Energie für ein
                              
                              									ausgedehntes Eisenbahnnetz mit starkem Verkehr zu liefern hat, dürfte 10000 bis
                              									15000 PS zu betragen haben. Die Ueberwachung muss daher sowohl theoretisch
                              									gebildeten, als praktisch wohl erfahrenen Ingenieuren übertragen werden.
                           Die Dampfkessel müssen bezüglich ihrer Bedienung unter beständiger Beaufsichtigung
                              									stehen und müssen die Betriebsverhältnisse als: Heiztemperatur, Gehalt der
                              									Verbrennungsgase, Luftzug u.s.w., durch die vollkommensten Instrumente und Apparate
                              									festgestellt werden, um den höchsten Wirkungsgrad der Kesselanlage zu
                              									erreichen.Auch das Speisewasser muss einer ständigen Untersuchung unterworfen
                              									sein.
                           Desgleichen müssen die Dampfmaschinen häufigen Indikatorproben unterzogen werden, so
                              									dass Fehler sofort entdeckt und beseitigt werden können.
                           Auf diese Weise wird der Wirkungsgrad des Elektrizitätswerkes ein hoher und der
                              
                              									Betrieb ein wirtschaftlicher sein.
                           Schlussfolgerungen. Die Vorteile der elektrischen
                              									Zugförderung gegenüber dem Dampfbetrieb lassen sich nach dem Vorstehenden wie folgt
                              
                              
                              									zusammenfassen:
                           Ersparnis an Dampf bis 50 %; Ersparnis an Kohle mindestens 25 %. Bedeutend geringeres
                              									Gewicht der elektrischen Lokomotive. Günstigerer Adhäsionskoeffizient.
                           Rückgewinnung der elektrischen Energie bei der Thalfahrt. Geringere
                              									Unterhaltungskosten des rollenden Materials, daher kleinerer Wagenpark. Einfachere
                              
                              									und kleinere Reparaturwerkstätten. Ersparnis in den Personalkosten.
                           Erhöhte Sicherheit des Betriebsdienstes. Durchführung eines starken Verkehrs mit
                              
                              									kleineren Zugseinheiten mit grösserer Geschwindigkeit. Beibehaltung der bestehenden
                              									Geleise für Züge mit erhöhter Geschwindigkeit. Gute Beleuchtung der Wagen und
                              									Stationen. Gänzliche Abwesenheit von Rauchbelästigung und Funkenflug. Möglichkeit
                              									der Verwendung von Wasserkräften.
                           Diesen unwiderleglichen Vorteilen gegenüber steht die einzige, aber freilich
                              
                              									gewichtige Einwendung, dass die Einrichtung eines Bahnnetzes für den elektrischen
                              									Betrieb ein bedeutendes Anlagekapital erfordert.
                           Dieser Umstand kann aber die allgemeine Einführung des elektrischen Betriebes weder
                              									verhindern, noch aufhalten, denn es werden sich – wie es in Italien der Fall ist –
                              									sicherlich auch an anderen Orten Gesellschaften bilden, die entweder ein ganzes
                              									Bahnnetz unter festgesetzten Bedingungen selbst betreiben, oder welche nur die
                              									elektrische Energie liefern, während die Bahneigentümer die elektrische Ausrüstung
                              									der Linie herstellen und sich mit dem erforderlichen rollenden Materiale versorgen
                              									werden.
                           Die Ueberlegenheit des elektrischen Betriebes gegen jede andere Betriebsart ist wohl
                              									durch die elektrischen Strassenbahnen zur Genüge dargethan. Aber die Anwendung
                              									dieser Betriebsart war bisher auf Vollbahnen nicht möglich, da es kein
                              									entsprechendes System gab. Heute jedoch ist diese Frage gelöst; das System, studiert
                              									bis in seine kleinsten Einzelnheiten, besteht nunmehr und hat sich bestens bewährt –
                              									nichts mehr steht daher seiner allgemeinen Anwendung entgegen.
                           
                              Br. Böhm-Raffay.