| Titel: | Regelung aussenschlächtiger Radialturbinen mit Sauggefälle. | 
| Autor: | Wilh. Müller | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 619 | 
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                        Regelung aussenschlächtiger Radialturbinen mit
                           								Sauggefälle.
                        Von Wilh. Müller,
                           								Cannstatt.
                        Regelung aussenschlächtiger Radialturbinen mit
                           								Sauggefälle.
                        
                     
                        
                           I. Regulierung.
                           Die Ansprüche an eine rationelle Regulierung von Turbinen bezüglich Leistungsfähigkeit, Einfachheit und praktischer
                                 										Handhabung sind stetig gewachsen, insbesondere beim Betrieb
                              
                              									elektro-dynamischer Maschinen. Die Aufstellungsart ist in jedem einzelnen Falle für
                              
                              									die örtlichen Verhältnisse passend zu treffen, damit die
                              									Gesamtanlagezweckentsprechend ausfällt und nicht mehr Kosten wie nötig
                              									verursacht. Die einfachste Anordnung bietet, wie die Erfahrung beweist, die grösste
                              									Betriebssicherheit.
                           Regeleinrichtungen finden sich schon an Turbinen ältester Konstruktion. Fourneyron hatte bei seiner innenschlächtigen
                              									Radialturbine im Spalt eine Ringschütze (Spaltschieber) angeordnet, die bei
                              									verminderter Beaufschlagung herabgeschoben, bei ungeänderter
                              									Umfangsgeschwindigkeit des Laufrades an der Uebergangsstelle (am Spalt) plötzliche
                              									Geschwindigkeitsänderungen und damit Arbeitsverluste hervorruft, sofern das Laufrad
                              									unter Wasser arbeitet. Sobald der Spaltschieber in achsialer Richtung verschoben
                              
                              									wird und der Leitapparat demgemäss im Verhältnis der Verschiebung mehr oder weniger
                              									Wasser durchlässt, ändert die Vollturbine ihren Charakter und kann selbst zur
                              									Freistrahlturbine werden, sobald die Schliessung über eine bestimmte Grenze hinaus
                              									erfolgt. Hierzu tritt noch das Missverhältnis zwischen allen im Apparat herrschenden
                              									Geschwindigkeiten ein und passt die Schaufelform nicht für Aktionswirkung, vor allem
                              									eignet sich jedoch nicht das Saugrohr für den Wechsel in der Wirkungsweise.
                              									Ringschützen zeigen sich bei veränderter Beaufschlagung ebenso nachteilig wie das
                              									Verdecken der Leitkanäle bei jeder Art von Vollturbinen, gleichviel ob über oder
                              									unter Wasser arbeitend. Bei der Fourneyron-Turbine hat man durch Ausführung sogen.
                              										Etagenräder den Nachteil zu beseitigen gesucht. Die
                              									ganze Höhe des Laufradkranzes wird durch Zwischenböden geteilt, so dass dem
                              									Leitapparat zwei oder drei gleiche übereinander liegende Laufräder gegenüberstehen.
                              									Stufenartig angeordnete Laufräder gestatten ein rationelles Regulieren eigentlich
                              									nur im Verhältnis der Verteilung der einzelnen Etagen, alle Zwischenstellungen sind
                              									naturgemäss ungünstig. Dies wäre jedoch eine viel zu grobteilige Regelung, die sich
                              									ebensowenig für die schwankenden Wasserverhältnisse als für das wechselnde
                              									Kraftbedürfnis bei den heutigen Werkseinrichtungen eignen würde. Bei vollständig
                              									gehobenem Spaltschieber verbleiben im Laufrad unnötig viele Zwischenwandungen, die
                              									vermehrte Reibungsfläche verursachen und die Nutzleistung herabdrücken. Regelung auf
                              									jede Stellung ohne Zwischenstufen zwischen kleinster Wassermenge und voller
                              									Oeffnung, sowie weite Kanäle ist das Ziel einer richtig konstruierten
                              									Vollturbine.
                           Der Theorie entsprechend wäre die Kranzhöhe des Laufrades in gleicher Weise
                              									veränderlich auszuführen, wie die Austrittshöhe des Leitrades; alle dahin
                              									abzielenden Versuche sind jedoch sehr kompliziert und kostspielig ausgefallen.
                           Die freie Fläche rings um den Laufradkranz ist beim Spaltschieber meistens zu gross;
                              
                              									gibt man aus konstruktiven Rücksichten genügend Spielraum, so tritt ein erheblicher
                              									Spaltverlust ein, der bei höheren Gefällen beträchtlich ausfallen kann; beschränkt
                              									man sich auf einen kleinen Abstand, so hat man mit lästigen Störungen (Einhängen und
                              									Einklemmen von Fremdkörpern), die bedeutende Hemmung und Abnutzung hervorrufen, zu
                              									kämpfen. Dies gilt besonders von Betriebsanlagen in waldreicher Gegend, oder von
                              									solchen, die unterhalb von Holzstofffabriken angelegt sind, wobei mit dem
                              									Betriebswasser Holzspäne ankommen.
                           Nagel und Kaemp in Hamburg haben eine korrekt wirkende
                              									Regulierung aller Leit- und Laufradkanäle bei ihren von innen beaufschlagten
                              									Radialturbinen an den Radkronen angebracht, welche die Pressstrahlturbinen dieses
                              									Systems zu einer der vollkommensten Turbinengattung erheben würde. Die praktische
                              									Durchführung der Kronenregulierung verursacht indessen bedeutende konstruktive
                              									Schwierigkeiten, sie erfordert sorgfältige Arbeit und bildet eine vielgliederige
                              									Einrichtung. Diese Turbine kann als eine vollkommen korrekt regulierte bezeichnet
                              									werden, solange es sich um die Verwendung mässiger Wassermengen unter Gefällen von
                              									nicht über 10 m handelt. Bei sehr beträchtlichem Wasserverbrauch dagegen, verbunden
                              									mit geringem Gefälle, somit da, wo die Abmessungen der Turbine bedeutend ausfallen,
                              									ist die Anwendung eines anderen Turbinensystems, das bei Teilbeaufschlagung ohne
                              									Effektverlust im Stauwasser arbeiten kann, vorzuziehen.
                           Bei Francis-Turbinen wird die Regulierung gewöhnlich
                              									durch Drehung der Leitschaufeln um feststehende Bolzen (Fig. 5 und 6), d.h. mittels eines
                              
                              									prinzipiell nicht einwandfreien Hilfsmittels bewirkt, indem die für einen guten
                              									Nutzeffekt wichtigen Faktoren, die absolute Eintrittsrichtung des Wassers und der
                              									Spielraum zwischen Leit- und Laufrad wesentlich verändert werden, während das
                              									Laufrad in Form und Weite der Kanäle unverändert bleibt. Zur etwaigen Abschwächung
                              									des resultierenden Fehlers wird eine sogen. mittlere Leitschaufelstellung für
                              									normale Beaufschlagungbestimmt. Auch hier befinden sich an der Regeleinrichtung
                              									zahlreiche bewegliche Teile, die starkem Verschleiss unterworfen sind. Dabei ist die
                              									Abnutzung fast nie eine gleichmässige, wodurch das ganze Leitschaufelnetz leicht
                              									ungenau wird und die Turbinen in der Leistung nachlassen. Erfolgt starke Schliessung
                              									der Leitzungen, so nähert man sich dem Punkte, wo die als Reaktionsrad gebaute
                              									Francis-Turbine zur Aktionsturbine überspringt. Thatsächlich sind auch bei
                              									weitgehender Schliessung die Nutzeffekte geringer, es tritt somit bei Kleinwasser
                              									auch noch eine prozentuale Abnahme der Leistung ein. Als weiterer Missstand ist zu
                              									bezeichnen, dass der Leitapparat nicht der Theorie entsprechend gebaut werden kann,
                              
                              									die Radebenen sind nach aussen scharfkantig und die drehbaren Schaufeln zeigen am
                              									Rücken die kropfartigen Erhebungen, in deren Innerem der Mitnehmerzapfen sitzt, was
                              									zu Strahlverzerrung und Kontraktion Veranlassung gibt. Um den Wassereintritt günstig
                              									zu beeinflussen, versieht man die Ränder des Leitapparates mit wulstenförmigen
                              									Ansätzen, ohne dadurch diese Uebelstände jedoch vollständig beseitigen zu können. In
                              									neuerer Zeit hat man aushilfsweise wieder zum Gitterschieber gegriffen, der weniger
                              									bewegliche Teile aufweist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 620
                              Drehbarer Schaufelkranz von Zodel.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 620
                              Fig. 4.Gitterschieber von Brockmann.
                              
                           Hierher zählt auch die Regelung für Radialturbinen nach D. R. P. Nr. 91931 von Louis Zodel in Mailand mit drehbarem, innerhalb des
                              									feststehenden Leitschaufelrades liegendem Schaufelkranz und die Anordnung von
                              
                              									federnden Blechschaufeln (Fig.
                                 										1 bis 3). Die
                              									Verstellungsvorrichtung leidet an dem Uebelstand, dass durch teilweises Absperren
                              									des Zuflusses durch die zwischen die Leitöffnungen sich einschiebenden gusseisernen
                              									Zungen Wasserstösse entstehen, was den Wirkungsgrad besonders unter halber
                              									Beaufschlagung stark beeinträchtigt. Die Zodel-Regulierung ändert zwar nicht die
                              									Winkel im Leitapparat, veranlasst aber strahlverzerrende Bänke an den Wandungen der
                              									Kanäle. Der Apparat setzt eigentlich feines, eisfreies Wasser voraus, damit keine Einklemmungen
                              									stattfinden und die beweglichen Zungen in ihre normale Stellung zurücklaufen
                              									können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 621
                              Fink'sche Drehschaufeln von Voith.
                              
                           Ein Teil der amerikanischen Turbinen wird ebenfalls mittels drehbarer Spaltschieber
                              									reguliert. Im Interesse einer guten Turbinenregulierung sind die Erbauer bestrebt,
                              									diesen drehbaren Schaufelkranz so schmal wie möglich zu konstruieren, es kann somit
                              
                              									dessen Widerstandsfähigkeit nicht genügend gross gewählt werden.
                           C. Brockmann in Osnabrück verwendet als
                              									Reguliervorrichtung für aussen beaufschlagte Radialturbinen einen Gitterschieber,
                              									der bis zu gewissen Grenzen anwendbar ist (Fig.
                                 									4).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 621
                              Fig. 10.Stellwerk für Turbinenregler von Gjers.
                              
                           Um bei Bewegung der Fink'schen Drehschaufeln die
                              									Nachteile der gleitenden Reibung der Mitnehmerstifte durch Anwendung reiner
                              									Zapfenreibung zu vermeiden, werden von J. M. Voith in
                              
                              									Heidenheim nach D. R. P. Nr. 99590 sowohl die Leitschaufeln, als auch der
                              									gemeinschaftliche Regulierring mit Gelenkzapfen versehen und die zusammengehörigen
                              									Zapfen durch je eine kurze Lenkstange verbunden (Fig. 7 bis 9).
                           Damit keine Fremdkörper zu den bewegten Teilen gelangen können, ist die ganze
                              									Gelenkverbindung zwischen Regulierring und den Leitschaufeln entweder in einer
                              									taschenförmigen Erweiterung der Leitschaufeln oder in einer durch die Leitschaufel
                              									verdeckten Aussparung des Regulierringes untergebracht. Ueberhaupt ist es bei allen
                              
                              									Turbinenregulierungen erste Bedingung, dass das regelnde Glied, sei es Schieber,
                              									Zunge oder Klappe, eine verdeckte Gleitbahn erhalte, damit Fremdkörper von den
                              									reibenden Flächen abgehalten sind. Die kropfartige Anschwellung der Leitschaufeln
                              									bringt eine unnötige Eisenmasse ins Leitrad, verursacht ausserdem
                              									Unregelmässigkeiten in der Wasserbewegung und schädliche Wasserdrosselung. Glatter,
                              									freier Wassereintritt ist für guten Effekt eine Grundbedingung.
                           Beim hydraulischen Stellwerk für Turbinenregler von Samuel
                                 										Gjers in Arboga (D. R. P. Nr. 87438) ist, wie allgemein gebräuchlich, ein
                              									Druckcylinder vorhanden, welcher mittels eines Kolbens auf einen das Leitrad
                              									umschliessenden Gitterringschieber wirkt. Zu diesem Zweck hat man bisher ein von der
                              									Turbine getriebenes Pendel, oder eine Pumpe und einen Druckcylinder verwendet, der
                              									in Verbindung mit der Pumpe steht und dessen Kolben mit dem ausbalanzierten Schieber
                              									verbunden ist. Der vorliegende Regelungsschieber wird mittels des wechselnden
                              									Druckes in den Leitkanälen der Turbine bethätigt. Der Druck in den genannten Kanälen
                              									steht nämlich in einem gewissen Verhältnis zu der Geschwindigkeit der Turbine, so
                              									dass der Spaltdruck in dem Masse zu- oder abnimmt, wie die Geschwindigkeit des
                              									Turbinenrades vermehrt oder vermindert wird. Um mittels dieses Druckes den Schieber
                              									zu regeln, ist also erforderlich, einen der Leitkanäle durch eine Rohrleitung mit
                              									dem vorher erwähnten Cylinder in Verbindung zu setzen, mit dessen Kolben der
                              									Regelungsschieber verbunden ist, und dies bildet auch das Wesentliche der Erfindung.
                              									Das Kugelpendel oder die Pumpe wird somit durch die Rohrleitung vermieden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 621
                              Stellwerk für Turbinenregler von Gjers.
                              
                           Fig. 10 zeigt die Anlassvorrichtung im Schnitt, wobei
                              									oben (linke Seite der Figur) ein Teil des Laufrades und Leitrades zur Darstellung
                              									gebracht ist. Fig. 11
                              									und 12 zeigen Schnitte
                              									durch die das Leitrad umschliessenden Ringschieber und das damit verbundene
                              									Triebwerk.
                           Die Schaufeln des Laufrades sind durch eine Zwischenwand in zwei Abteilungen x und x1 geteilt, ebenso die Kanäle des Leitrades in zwei
                              
                              									Abteilungen AA1
                              
                              										(Fig. 11). Die
                              									beiden Ringschieber, welche mit Oeffnungen versehen sind, die den Abteilungen AA1 entsprechen,
                              									gestatten die Beaufschlagung dadurch zu regeln, dass man dieselben entsprechend dreht. Der
                              									Ringschieber Y wird zum Anlassen mittels Handkraft
                              									geöffnet. Durch Drehung des Laufrades entsteht alsdann in den Schaufeln infolge der
                              									Fliehkraft ein Gegendruck für das durch die Leitkanäle einströmende Wasser und in
                              									gleichem Verhältnis, in dem die Geschwindigkeit wächst oder abnimmt, vermehrt oder
                              									vermindert sich auch der Gegendruck, welcher den Ringschieber Y1 regelt.
                           Der Ringschieber Y wird also von Hand eingestellt,
                              									wogegen Y1 selbstthätig
                              									wirkt, um die zur Erhaltung einer gleichen Drehgeschwindigkeit erforderlichen
                              									Wassermengen durchzulassen.
                           Eine Turbine mit dieser Regelanordnung wurde auf der Weltausstellung in Paris 1900
                              									vorgeführt.
                           Um Undichtwerden der Verschlüsse und erhebliche Effektverluste durch Wasserverluste
                              									zu vermeiden, versehen die Firmen Gebr. Fischer in
                              									Wiener-Neustadt, C. Brockmann in Osnabrück und B. Schmidt in Zell (Baden) die aussenschlächtige
                              									Radialturbine mit einer Regulierung durch Drehklappen auf je zwei Schaufeln. Die
                              									Bewegung dieser Drehklappen erfolgt von „Voll“ bis „Geschlossen“ in
                              									der Weise, dass eine Klappe nach der anderen geöffnet oder geschlossen werden kann.
                              									Bei den meist angewendeten Schieberregulierungen und Drehschaufeln kann es sehr oft
                              									vorkommen, dass wegen eines in das Laufrad gelangten Fremdkörpers das Schliessen des
                              									Schiebers oder überhaupt jede Mitbewegung, somit ein ferneres Regulieren der Turbine
                              									unmöglich gemacht wird, bis das Hindernis beseitigt ist. Beim Oeffnen schwemmt der
                              									Wasserstrom alle Gegenstände ins Laufrad, woselbst sie entweder stecken bleiben,
                              									oder, sofern es harte Körper sind, eine Zerstörung des Schaufelapparates
                              									herbeiführen können. Gegen solche Vorkommnisse haben Gebr.
                                 										Fischer eine Sicherheitseinrichtung getroffen. Am Ende einer jeden
                              									Leitschaufel ist eine gusseiserne Klappe angebracht, welche den Leitkanal gänzlich
                              									abschliessen kann. Die Achse dieser Klappe verlängert sich nach oben ausserhalb des
                              									Rades und endigt mit zwei an ihr mittels Stellschrauben befestigten Regulierhaken;
                              									die an den Klappen angebrachten Ansätze legen sich beim Oeffnen an die Leitschaufeln
                              									an und verhindern eine weitere Bewegung derselben, während sie andererseits durch
                              									den Ring des Hakens am Zugehen verhindert sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 622
                              Regeleinrichtung von Beché.
                              
                           Das Schliessen der Klappen wird durch eine am beweglichen
                              									Regulierkranz befestigte Feder bewirkt, welche hinter dem Ringhaken angebracht ist
                              									undmit einem Stift oben über den Ring hervorragend, auf die höher gelegenen
                              									Haken der Klappenachsen einwirkt, d.h. dieselben mit sich ziehend, die Klappen
                              									schliesst. Tritt eine Stockung ein, so springt der Stift der Feder über den Haken
                              									der betreffenden Klappe weg, es bleibt diese letztere zwar offen, doch bewegt sich
                              									der Kranz unbehindert weiter, so dass alle folgenden Kanäle wieder geschlossen
                              									werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 622
                              Fig. 18.Regelapparat „Phönix“-Turbine.
                              
                           Sämtliche Einströmungszellen werden der Reihe nach entweder vollständig geöffnet oder
                              									ganz geschlossen, wodurch eine für den Effekt der Turbine nachteilige Drosselung und
                              									führungsloses Springen des Wassers vermieden sind. Bedingung bleibt jedoch, dass ein
                              									möglichst dichter Verschluss der Einströmungszellen stattfindet. Die Einrichtung
                              									erweist sich jedoch als nicht genügend betriebssicher, weil das richtige
                              									Funktionieren von Zufälligkeiten abhängig wird. Turbinen werden leider höchst selten
                              									nachgesehen, besonders nicht bei Frostwetter. Eine Turbine soll nicht partiell
                              									(einseitig) geschlossen werden, wenn die saugende Wassersäule an ihr hängt, sondern
                              									alle Kanäle müssen gleichzeitig und im nämlichen Verhältnis verändert werden.
                           Die Regelung für Radialturbinen von Jean Beché in
                              									Hückeswagen (D. R. P. Nr. 103096) mit von einem Ring aus verstellbaren Leitschaufeln
                              									ist dadurch gekennzeichnet, dass die äussere Begrenzung eines Ansatzes der Schaufeln
                              									zentrisch zur Drehachse der Schaufeln verläuft, dergestalt, dass der zur Drehung der
                              									Schaufeln dienende Ring von diesen Segmenten geführt wird und bei der Drehung darauf
                              									abrollt. Die Drehachse für die Schaufeln bilden die Bolzen c, welche in den Flanschen a und b gelagert sind. Bei Bewegung der
                              									Schaufeln verschieben sich die Rollen g in den
                              									Schlitzen h. Der Ring i
                              									hat an diesen Rollen jedoch keine genügende Führung, ist gegen seitliche
                              									Verschiebung somit nicht gesichert. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, sind an den
                              									Schaufeln die Ansätze k angebracht, deren äussere
                              									Begrenzung ein zentrisch mit der Drehachse der Schaufeln verlaufendes
                              									Kreisbogenstück bildet. Gegen diese Fortsätze legt sich der Drehring, so dass
                              									derselbe von diesen Bogensegmenten geführt wird. Zur Bewegung des Ringes dient ein
                              									Zahnrad, welches in einen am Ring befestigten Zahnkranz eingreift (Fig. 13 bis 17).
                           Auch hier begegnen wir einer vielgliederigen, umfangreichen Vorrichtung, durch welche
                              									sich die Turbine weit hinausbaut, d.h. einer breiten Wasserkammer bedarf.
                           Eine Einrichtung mit einzeln angeordneten Lauf- und Leitradschaufeln (D. R. G. M. Nr.
                              									110588) besteht darin, dass mit Kopfflanschen b (Fig. 18) versehene, gegossene Schaufeln a einzeln an den Laufradkranz c befestigt werden und dass am Leitrad einzelne mit Zapfen i angeordnete Schaufeln d
                              									durch Hebel h und Mechanismus (Zahnrad mit Zahnsegment
                              									und Drehscheibe) behufs Oeffnen und Schliessen der Turbine im unteren und oberen
                              									Leitradkranz g und f hin
                              									und her bewegt werden können.
                           Wie aus der Abbildung ersichtlich, veranlasst dieser Regelapparat eine bedenkliche,
                              									weitgehende Aenderung der Eintrittswinkel und grossen Spalt zwischen den beiden
                              									Schaufelkränzen bei starker Schliessung der Leitschaufeln. Im übrigen ist diese
                              									amerikanische Turbine („Phönix“) der modernen Francis-Turbine im Prinzip sehr
                              
                              									ähnlich.
                           Das öftere Verschlammen der Schuhe in den Zwischenkronen von Francis-Vollturbinen und
                              									das Nichtdichthalten der Federliderungen an denselben legen den Gedanken nahe, das
                              									Abschützen des Wassers innerhalb des Laufrades, also an die Austrittsstelle zu
                              									verlegen. In dem cylindrisch ausgedrehten Ansätze f des
                              
                              									Laufrades schiebt sich bei der während des Betriebes verstellbaren Regulierung von
                              										Hugo Luther, Braunschweig (D. R. P. Nr. 3462), ein
                              									gusseiserner und aussen mit einer Messingblechschicht umgebener Ring i je nach Bedarf kolbenartig auf und ab, so dass durch
                              									Niederschieben desselben die ringsum aus dem Turbinenrad abfallende Wasserschicht in
                              									ihrer Höhe verringert, beim Aufziehen derselben aber vergrössert wird.
                           Damit das Saugrohr wirken kann, ist über das Turbinenrad c und die Armkreuze g und m eine zweiteilige Haube gelegt, die, auf dem
                              									Leitapparate g ruhend, die bewegliche Nabe n mit mehreren Dichtungsringen umschliesst und so das
                              									Oberwasser vom Inneren der Turbine trennt (Fig. 19 bis 21).
                           Die Abschützung an den Ausmündungen des Turbinenrades
                              									ist für Vollturbinen wohl das einzig Richtige, denn alle bisher bekannt gewordenen
                              									Regelkonstruktionen am äusseren Umfang des Rades sind mehr oder weniger
                              									Drosselklappen, die den Wasserstrahl aufwirbeln, den Druck des Wassers verringern
                              									und den Nutzeffekt herabziehen.
                           Ist bei vorbeschriebener Konstruktion die Schütze teilweise geschlossen, so geht der
                              									Wasserstrahl unten glatt durch, der volle Druck liegt im Rad, es entsteht jedoch ein
                              									Effektverlust durch das in der oberen Abteilung des Laufrades befindliche tote
                              									Wasser.
                           In ähnlicher Weise ist die Anordnung einer hydraulischen Abschützung von A. Linnenbrügge in Hannover (D. R. P. Nr. 75124)
                              									mittels eines oder zweier miteinander durch Kanäle verbundener Cylinder parallel und
                              									symmetrisch zur Turbinenachse ausgeführt (Fig. 22 bis 25). Der Kolben am Fusse
                              
                              									der Spursäule ist mit dem Ringschützen bezw. Leitrade fest verbunden, so dass
                              									letztere gehoben, wenn das Druckwasser unter, und gesenkt werden kann, wenn es über
                              									den Kolben gelassen wird. Diese hydraulische Reguliervorrichtung besitzt den Vorzug,
                              									mit den übrigen Teilen der Turbine in der ausführenden Fabrik angefertigt, sowie
                              									gemeinsam transportiert und aufgestellt werden zu können, während die Zuleitung des
                              									Presswassers am Ort der Aufstellung bewirkt werden muss.
                           Die Einströmungszellen sollten in der Weise geöffnet oder geschlossen werden, dass
                              									eine für den Effekt der Turbine nachteilige Wassereinschnürung vermieden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 623
                              Abschützung von Luther.
                              
                           Diesen Anforderungen entspricht die Regelung für
                              									Pressstrahlturbinen(D. R. P. Nr. 117465) von Ferd.
                                 										Rucss in Baienfurt (Württemberg) in vorzüglichem Masse, da dieselbe bis zur
                              									Reaktionsstelle am Ende des Laufradkanales keine Drosselung veranlasstVgl. S. 283 d. Bd..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 624
                              Hydraulische Abschützung von Linnenbrügge.
                              
                           Für grosse Wassermengenund beträchtliche
                              									Turbinenabmessungen eignen sich weite Kanäle und Veränderlichkeit des
                              									Reaktionsgrades, somit Klappenregulierungen, die während des Ganges von Null bis
                              									ganzer Oeffnung leicht und rasch bewegt werden können, am besten, sie ergeben den
                              									grösstmöglichen Nutzeffekt bei partieller Beaufschlagung. Bei Wahl des Regelsystems
                              									entscheidet der Grad der Partialität und das System des Schaufelapparates, wonach
                              									sich die geeignetste Methode der Regelung zu richten hat. Von Einfluss hierauf
                              									bleibt noch die Berücksichtigung der Effektverluste, die durch die Art der Regelung
                              									für den Nutzeffekt entsteht. Klappen, Flachschieber, schwingende Zungen,
                              									Rundschützen, Gitterschieber, drehbare Schaufeln u.s.w. sollen eine verdeckte
                              									Gleitbahn besitzen und sich deren Ausführung durch Einfachheit und mässige
                              									Herstellungskosten auszeichnen. Ferner sind die Gefällshöhe, die
                              									Beaufschlagungsrichtung, die absolute Grösse der Turbine ausschlaggebend bei der
                              									Entscheidung über diese Frage. Als weitere massgebende Faktoren können gelten: für
                              									welchen Betrieb die Turbine dient und welche Kraft im Maximum aus- bezw.
                              
                              									eingeschaltet wird, ebenso wie gross die zulässige Geschwindigkeitsdifferenz sein
                              									darf.
                           Vor allem sollte darauf Bedacht genommen werden, dass Vollturbinen, die mit
                              
                              									Sauggefälle arbeiten, am ganzen Umfange gleichmässig auswerfen und besonders, dass
                              									das Laufrad genaue Schaufelteilung hat, infolgedessen die Durchflussgeschwindigkeit in ein und demselben Leitkanal während einer ganzen Umdrehung des Laufrades dieselbe bleibt und stets in allen Kanälen beider Räder die
                                 										nämliche ist. Diese Eigenschaft mangelte der Vollturbine bis jetzt noch in
                              									vielen Fällen, denn im Guss kommen die Räder mit sehr ungleichen Kanalweiten zu
                              									stände. Bei der Aktionsturbine hat diese Unvollkommenheit weniger zu sagen, bei
                              									Vollturbinen, besonders mit Saugrohr aber sehr viel und ist dies ein Umstand,
                              									welcher der Vollturbine zu rationeller Ausgestaltung zu verhelfen berufen ist. Die Vollturbine oder Reaktionsturbine ist die natürlichste
                                 										Turbine und passt allein für das Saugrohr; sie
                              									muss das ideale Ziel im Turbinenbau sein!
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)