| Titel: | Die Quecksilberdampflampe von M. Cooper Hewitt. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 650 | 
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                        Die Quecksilberdampflampe von M. Cooper
                              								Hewitt.
                        Die Quecksilberdampflampe von M. Cooper Hewitt.
                        
                     
                        
                           Das amerikanische Institut der Elektroingenieure hält alljährlich eine
                              									Versammlung ab, welche mit einer Ausstellung verbunden ist, in welcher wichtige
                              									Neuerungen zur Vorführung gelangen. Bei der letzten dieser
                              
                              									Zusammenkünfte,welche am 12. April in der Columbia-Universität stattfand,
                              									erregten die leuchtenden Röhren von M. C. Hewitt die
                              									allgemeine Aufmerksamkeit.
                           Dieselben bestehen, wie aus den Fig. 1 bis 3 zu ersehen, aus einfachen oben erweiterten Glasröhren, in deren
                              									oberes und unteres Ende je eine Eisenelektrode eingeschmolzen ist, die die
                              									Drahtzuführung von aussen vermittelt. Am Boden der Röhre befindet sich eine geringe
                              									Quantität Quecksilber. Die Röhren werden, bevor sie zugeschmolzen werden, evacuiert
                              
                              									und zwar so weit, bis der innere Druck ungefähr 1 mm Quecksilber entspricht. Die
                              									Röhren haben eine Länge von 70 bis 140 cm und einen inneren Durchmesser von 2 bis 4
                              									cm, wobei die Länge und der Durchmesser derselben den Zwecken entsprechend nach
                              									Belieben abgeändert werden können.
                           Sobald die beiden Elektroden einer solchen Röhre mit einer Gleichstromquelle von
                              									bestimmter Spannung in Verbindung gebracht werden, beginnen dieselben ein helles
                              									Licht auszustrahlen, welches, dem Spektrum der Quecksilberdämpfe entsprechend, eine
                              									unangenehme bläulichgrüne Farbe hat, wodurch sich dasselbe für die praktische
                              									Verwendung nicht eignen würde, wenn es nicht gelungen wäre, dem Lichte durch
                              									Anwendung von dunkelroten Reflektorschirmen eine durchaus normale Färbung zu
                              									geben.
                           Hewitt hat nun bei seinen Versuchen konstatiert, dass
                              									die Spannung, welche erforderlich ist, um eine gerade cylindrische Röhre zum
                              									Erglühen zu bringen, der Länge der Röhre direkt, dem Querschnitte derselben hingegen
                              									umgekehrt proportional ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 651
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 651
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 651
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 651
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 651
                              
                           Die Differenz, welche sich aus den den Figuren beigesetzten Daten demgegenüber
                              									ergibt, erklärt Hewitt durch die Verschiedenheit der
                              									Quecksilberdämpfe, welche sich nicht als vollkommen rein erwiesen, sowie aus
                              									Ungleichförmigkeiten in dem Durchmesser der Röhren, die sich nicht beseitigen
                              									liessen.
                           Um die Beziehungen zwischen dem Ohm'schen Widerstande
                              									der Röhren und der Intensität des dieselben durchlaufenden Stromes festzustellen,
                              									wurden, wie dies aus Fig. 4 ersichtlich, zwei Röhren
                              									zusammen verbunden und denselben der Strom über zwei Widerstände getrennt zugeführt
                              									und von denselben gemeinsam abgeleitet. Aus den beigegebenen Zahlen zeigt sich, dass
                              									das Potential nahezu konstant bleibt, der Widerstand aber im umgekehrten
                              									Verhältnisse zur Stromstärke steht.
                           Aus Fig. 5, nach welcher
                              									an die positive Leitung eine Zusatzelektrode in der Mitte der Röhre eingeschaltet
                              									wurde, lässt sich der Einfluss der grösseren Dichtigkeit der Quecksilberdämpfe in
                              									der Nähe der negativen Elektrode erkennen, indem nach den beigegebenen Zahlen die
                              									Hauptmenge des eingeführten elektrischen Stromes, die untere der positiven
                              									Elektroden die Röhre durchfliesst, während der obere Teil einen der Länge des
                              									Röhrenstückes nicht proportionalen Spannungsverbrauch aufweist, was eben nur dem
                              									grösseren Widerstande der Quecksilberdämpfe in den oberen Partien der Röhre
                              									zugeschrieben werden kann.
                           Eine ähnliche Anordnung zeigt Fig. 6, nur ist in diesem
                              									Falle die Zusatzelektrode mit der negativen Elektrode durch einen Draht von
                              									vernachlässigbarem Widerstande verbunden. Nach den Messungen geht durch diesen Draht
                              									nur ein Strom von 0,02 Ampère hindurch, wiewohl die Spannungsdifferenz zwischen
                              									diesen beiden Punkten 44 Volt beträgt, und die Gesamtmenge des die Rohre
                              									durchfliessenden Stromes annähernd mit 3 Ampère bestimmt wurde.
                           Für die praktische Verwertbarkeit dieses von Hewitt
                              									eingehend studierten Phänomens ist nun erstens der Energiebedarf für die
                              									Normalkerze, ferner die Dauerhaftigkeit der Leuchtkörper selbst und drittens deren
                              									Anpassungsfähigkeit an die gegebenen Verhältnisse massgebend. Was nun den
                              									Wattverbrauch betrifft, so geben die graphischen Darstellungen in den Fig. 7 bis 9, welche
                              									sich auf Röhren von 140 cm Länge und 2,5 cm Durchmesser, von 90 cm Länge und 1,5 cm,
                              
                              
                              
                              									Durchmesser bezw. von 145 cm Länge und 2 cm Durchmesser beziehen, ausreichenden
                              									Aufschluss. Nach denselben schwankt der Wattverbrauch für die Normalkerze, je nach
                              									der aufgewendeten Spannung und Stromstärke, zwischen 0,32 bis 0,65 Watt, was
                              									praktisch als ein sehr günstiges Ergebnis angesehen werden kann, nachdem der
                              									Minimalverbrauch einer Glühlampe 2 Watt pro Kerze beträgt, wobei derlei
                              									niederwattige Lampen eine sehr kurze Lebensdauer aufweisen und nur dort verwendet
                              									werden, wo die Stromkosten sehr hohe sind, während man es unter normalen
                              
                              									Verhältnissen vorzieht, 3 bis 3½wattige Glühlampen zu verwenden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 651
                              Fig. 7.
                              
                           Es würde dies, wenn die Lampen in Bezug auf die Dauerhaftigkeit und Gleichmässigkeit
                              									der Lichtemission gleichfalls entsprechen, worüber bislang noch keine Erfahrungen
                              
                              									vorliegen, einen vollständigen Umschwung des Beleuchtungswesens bedeuten, indem die
                              									Lichteinheit bei normalen Strompreisen so billig zu stehen kommen würde, dass keine
                              									der bisherigen Beleuchtungsarten, mit Ausnahme des elektrischen Bogenlichtes, mit
                              									derselben zu konkurrieren vermöchte.
                           Ueber die Dauerhaftigkeit der Lampe selbst fehlen selbstredend alle Anhaltspunkte.
                              									Die vorhergehenden Versuche und Studien über das in Rede stehende Phänomen, welche
                              									zur Konstruktion der Arons'schen Quecksilberlampe
                              									führten, lassen hier Zweifel auftauchen, indem die von Arons verwendeten Röhren nur eine sehr kurze Lebensdauer von höchstens 2
                              									Stunden zeigten. Es lässt sich dies auch leicht erklären, indem die Röhren auf eine
                              									sehr hohe Temperatur gebracht werden müssen, ehe der Quecksilberdampf zu leuchten
                              									beginnt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 651
                              Fig. 8.
                              
                           Das Spektrum des leuchtenden Quecksilberdampfes besteht aus einer Anzahl von Linien
                              									in den gelben, grünen und blauen Partien des Spektrums, doch enthält es keine roten
                              									Linien, wodurch sich auch die blaugrüne Farbe des Lichtes erklärt. Da nun eine
                              									künstliche Färbung dieses Lichtes gelungen sein soll, so dürfte dieser Umstand wohl kein Hindernis für
                              
                              
                              									die Verwertung dieses Lichtes bilden.
                           Was nun die Anpassungsfähigkeit an die gegebenen Verhältnisse betrifft, so unterliegt
                              									es nach den vorhergehenden Erläuterungen, wonach die erforderliche Spannung durch
                              									die Länge und den Durchmesser der das Quecksilber enthaltenden Röhre gegeben ist,
                              									keinem Zweifel, dass es gelingen muss, nicht nur die Röhren einer gegebenen Spannung
                              									genau anzupassen, sondern auch die Lichtemission innerhalb gewisser Grenzen dem
                              									Bedarfe entsprechend zu bestimmen. Wie nun die Darstellungen in Fig. 7 bis 9 zeigen,
                              									ist die Lichtmenge, welche eine solche Röhre ausstrahlt, eine sehr bedeutende, und
                              									bleibt es daher fraglich, ob eine Lichtverteilung in dem Sinne, wie solche den
                              									grossen Vorzug der Glühlampen bildet, praktisch zu ermöglichen ist, da mit der
                              									Verkürzung der Röhren und Verengerung des Querschnittes derselben, kaum so weit
                              									gegangen werden kann, um Lampen von nur 50 Kerzen zu erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 652
                              Fig. 9.
                              
                           Es wird sonach diese Lampe, sofern, und dies muss immer wieder von neuem betont
                              									werden, dieselbe sich überhaupt als praktisch erweist, jenes Mittelglied zwischen
                              									Bogen- und Glühlampe bilden, wie solches für gewisse Zwecke der Beleuchtung schon
                              									lange vergeblich gesucht wird.
                           Eine Betrachtung der Lichtkurven sowie der beigegebenen Zahlen zeigt sofort, dass die
                              									Lichtmenge, welche von einer Lampe ausgestrahlt wird, sich durch Vergrösserung der
                              
                              									aufgewendeten Energie, gleichfalls aber nicht im proportionalen Verhältnisse
                              									vergrössert und dass von einem gewissen kritischen Punkte, bei welchem die grösste
                              									Lichtmenge pro aufgewendete Energieeinheit erzielt wird,durch Steigerung der
                              									Spannung der Wattverbrauch für die erzielte Kerze immer grösser wird.
                           Dieser kritische Punkt liegt für die Röhre, deren Lichtkurve in Fig. 7 dargestellt wird, bei einer Spannung von etwas
                              									über 70 Volt und werden hierbei für die Normalkerze 0,38 Watt verbraucht. Steigert
                              									man die Spannung bis auf 135 Volt, so zeigt sich ein mehr als doppelt so grosser
                              									Wattverbrauch, d. i. 0,65 Watt pro Normalkerze, während die Lichtmenge sich um etwa
                              									50 % erhöht.
                           Diese Thatsache lässt sich wohl nur dadurch erklären, dass der Widerstand der
                              									Quecksilberdämpfe, ähnlich so wie jener der festen Metalle, bei steigender
                              									Temperatur zunimmt und sohin der gesteigerte Energieaufwand zum grösseren Teile zur
                              									Ueberwindung dieses erhöhten Widerstandes erforderlich wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 652
                              Fig. 10.
                              
                           Da nun diese Wechsel der Lichtstärken schon bei ganz geringen Spannungsschwankungen
                              									auftreten, dürfte sich auch hierin eine Schwierigkeit für die praktische Anwendung
                              									ergeben, indem die Aufrechterhaltung einer konstanten Spannung in einem wechselnd
                              									belasteten Leitungsnetze, trotz aller Reguliervorrichtungen, nahezu unmöglich ist
                              									und kleine Spannungsschwankungen niemals zu vermeiden sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 652
                              Fig. 11.
                              
                           Hewitt, welcher sich mit der Untersuchung der
                              									physikalischen Eigenschaften dieser Lampe auf das eingehendste befasst hat, spricht
                              									sich selbst über die praktische Bedeutung dieser Neuerung sehr zurückhaltend aus,
                              									wiewohl er deren Verwertung gleichfalls in Aussicht genommen zu haben scheint, indem
                              									er zwei Formen von Lampen zur Ausstellung brachte, welche dazu bestimmt sind, in
                              									Stromkreisen von 110 Volt eingeschaltet zu werden. Diese Lampen, deren
                              									Energieverbrauch mit 0,5 Watt für die Normalkerze angegeben wird, sind in den Fig. 10 und 11
                              									dargestellt.
                           Lassen sich nun aus diesen Untersuchungen vorläufig weittragende praktische Erfolge
                              									nicht voraussehen, so sind hierdurch jedoch, und darin liegt die Bedeutung der
                              									Neuerung, neue Wege geöffnet, längs welcher sich die Forschungen zu bewegen haben,
                              									und ist nicht daran zu zweifeln, dass die Ergebnisse derselben sowohl für die
                              									Theorie als auch die Praxis grossen Nutzen bringen werden.