| Titel: | Schnellbetrieb auf den Eisenbahnen der Gegenwart. | 
| Autor: | M. Richter | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 661 | 
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                        Schnellbetrieb auf den Eisenbahnen der
                           								Gegenwart.
                        Von Ingenieur M. Richter,
                           								Bingen.
                        (Fortsetzung von S. 362 d. Bd.)
                        Schnellbetrieb auf den Eisenbahnen der Gegenwart.
                        
                     
                        
                           Im Anschluss an diese allgemeinen Gesichtspunkte im Aufbau der heutigen
                              									Schnellzuglokomotive ist noch eine Frage zu behandeln, welche die Forderung des
                              									Schnellverkehrs aufwirft und welche demselben gegenüber eine äusserst wichtige
                              									Stellung einnimmt, nämlich die Frage nach dem
                           
                        
                           Brennstoff- und Wasserverbrauch.
                           Bisher wurden nur in flüchtigen Umrissen die Beziehungen zwischen aufgewendeter
                              									Energie und abgegebener Leistung gekennzeichnet; genauer wurden nur die Einflüsse
                              									behandelt, welchen diese Beziehungen ausgesetzt sind. Es wurde festgestellt, dass
                              									eine stark wechselnde Verquickung von allen möglichen Rücksichten bei der Wahl
                              									zwischen Leistungsfähigkeit und Sparsamkeit, d.h. in letzter Linie bei der
                              									Entscheidung: Geschwindigkeit oder Kraft? ihre Hand im Spiel hat und dass oft ein
                              									Vorteil durch eine ganze Reihe von Nachteilen erkauft werden muss, welche in dem
                              									gegebenen Fall weniger in Betracht kommen. Es waren dies lauter Umstände, welche
                              									beim elektrischen Fernwagen mit äusserer Stromzufuhr völlig wegfallen, womit
                              									allerdings nicht gesagt ist, dass der elektrische Betrieb überhaupt keine
                              									Schattenseiten aufzuweisen habe; im Gegenteil, er besitzt deren genug und wird
                              									vielleicht nach dem Zustandekommen der elektrischen Schnellbahnen noch neue, bisher
                              									unbekannte, entwickeln.
                           Lässt man die Art der erwähnten Einflüsse vorläufig ausser Betracht, so bleibt für
                              									die vorliegende Untersuchung der Umstand die Hauptsache, dass die Leistung der
                              									Maschine ein Erzeugnis der verbrannten Kohlenmenge ist. In dieser Form ausgedrückt,
                              
                              									umfasst der Satz zugleich auch naturgemäss alle anderen Darstellungen der
                              									Abhängigkeit zwischen Leistung und Verbrauch. Drückt man erstere als Funktion der
                              									Heizfläche und Tourenzahl aus, wie dies schon durch die Gleichung N = aH√n oben geschehen ist, so ist diese nur eine
                              									Zwischenstufe, durch welche an Stelle des Brennstoffverbrauchs selbst zwei
                              									verschiedene Maschinengrössen als Argumente der Leistung eingesetzt sind, und zwar
                              									solche, welche mit der Wärmeerzeugung und Wärmeaufnahme zu thun haben.
                           Die Frage aber, durch was der Koeffizient a in dieser
                              									Gleichung bestimmt sei, macht jedenfalls eine von den Grössen H und n ziemlich
                              									unabhängige Untersuchung nötig, so dass man als Grundlage den allgemeinen Satz
                              									benutzen muss:
                           Die Leistung der Maschine ist eine Funktion des Brennstoffverbrauchs.
                           Die bei der Verwandlung der Wärme in mechanische Arbeit (der Kohlenenergie in
                              									kinetische Energie) stattfindenden Vorgänge sind ja bekannt, man möge sich dieselben
                              									hier ins Gedächtnis zurückrufen; des Zusammenhangs wegen müssen sie an dieser Stelle
                              									betrachtet werden.
                           Durch die Verbrennung auf dem Rost wird eine gewisse Wärmemenge entwickelt, von der
                              									Heizfläche teilweise aufgenommen und zur Verdampfung des Wassers verwendet.Von
                              									da ab kann die Beobachtung des Vorgangs zwei Wege einschlagen, welche im Wesen sich
                              									decken, für die Berechnung aber verschiedenen Wert haben:
                           Entweder wird aus der ins Wasser übergetretenen Wärmemenge die entwickelte Dampfmenge
                              									berechnet, welche bei einer grösseren Zahl von Cylinderfüllungen in einer gewissen
                              									Zeit einer verlangten Leistung entspricht; oder es wird aus der ins Wasser
                              									übergetretenen Wärmemenge die mit dem entwickelten Dampf wieder abgehende Wärmemenge
                              									(in der gleichen Zeit) berechnet, welche bei der Expansion sich in Arbeit
                              									umsetzt.
                           Letztere Methode sei aus Gründen der Zweckmässigkeit zuerst benutzt.
                           
                              a) Brennstoffverbrauch.
                              Die Beziehung zwischen Brennstoffmenge und Maschinenleistung soll durch eine
                                 										Gleichung möglichst eng geknüpft werden, indem man den Weg der Wärme vom Rost
                                 										bis in die Cylinder verfolgt.
                              Es sei
                              
                                 
                                    R die Grösse der Rostfläche
                                    in qm,
                                    
                                 
                                    \frakfamily{B} die gesamte stündliche
                                       												Brennstoffmenge
                                     „  kg,
                                    
                                 
                                    \frakfamily{w} der absolute Heizeffekt des
                                       												Brennstoffs
                                     „  Kal./kg,
                                    
                                 
                                    ηf der Wirkungsgrad der Feuerung,
                                    
                                    
                                 
                                    ηh der Wirkungsgrad der Heizfläche,
                                    
                                    
                                 
                              so ist zu setzen \frakfamily{B}=R\,\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right), um eine Abhängigkeit von der
                                 										Grösse der Rostfläche R einerseits und von der auf
                                 										dem Quadratmeter der Rostfläche stündlich verbrennbaren Menge \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)
                                 										andererseits zu bekommen. Dann ist
                              
                                 
                                    die theoretisch entwickelte Wärmemenge
                                    R\,\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,\frakfamily{w}, 
                                    
                                 
                                    die thatsächlich entwickelte
                                    R\,\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,\frakfamily{w}\,\eta_f,
                                    
                                 
                                    die ins Kesselwasser wirklich aufgenommene
                                    R\,\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,\frakfamily{w}\,\eta_f\,\eta_k,
                                    
                                 
                              wobei ηfηh = nk den Gesamtwirkungsgrad des
                                 										Kessels bedeutet, so dass \frakfamily{W}=\eta_k\,\frakfamily{w}\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,R die zur Verdampfung verwertbare stündliche
                                 										Wärmemenge ist.
                              Der entwickelte Dampf enthält diese nicht vollständig; es ist die zur
                                 
                                 										Volumänderung beim Uebergang des Wassers in den gasförmigen Zustand nötige
                                 										Arbeit abzuziehen, soweit man dieselbe bei der Arbeitsleistung des Dampfes, d.h.
                                 										beim Freiwerden der in potentielle Energie übergegangenen latenten äusseren
                                 										Wärme nicht mehr zurück erhält. Es soll jedoch vorausgesetzt werden, dass das
                                 										Gegenteil der Fall ist oder dass wenigstens der geringfügige Unterschied
                                 										vernachlässigt werden kann, welchen die wirkliche Energieumsetzung der
                                 										theoretischen gegenüber in dieser Beziehung aufweist. Die Wärmemenge
                                 											\frakfamily{W} soll daher unverändert am Arbeitsprozess
                                 										beteiligt bleiben. Multipliziert man dieselbe mit dem kalorischen Arbeitsäquivalent
                                 										\frac{1}{A}=424, so wird nach Berücksichtigung von \eta_c=\frac{t'-t}{t'+273} (Wirkungsgrad des
                                 										Kreisprozesses, theoretisch) die „disponible“ Arbeit:
                              L_d=424\,\frac{t'-t}{t'+273}\,\eta_k\,\frakfamily{w}\,\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,Rmkg/Stunde.
                              Es sei ferner a der „ökonomische“
                                 										Wirkungsgrad, d.h. das Verhältnis der wirklich zu erwartenden Dampfleistung zur
                                 										disponiblen, so dass etwa \eta_c'=\alpha\,\frac{t'-t}{t'+273} als „wirklicher kalorischer
                                    											Wirkungsgrad“ zu bezeichnen wäre, dann wird die „indizierte“
                                 										Arbeit:
                              L_i=424\,\alpha\,\frac{t'-t}{t'+273}\,\eta_k\,\frakfamily{w}\,\left(\frac{\farkfamily{B}}{R}\right)\,Rmkg/Stunde.
                              Durch Division mit 3600 für die Sekunde und mit 75 für die Pferdestärke folgt
                                 										daraus die Leistung in Pferdestärken, welche der verbrannten Kohlenmenge
                                 										entsprechend, eine Stunde lang in jeder Sekunde abgegeben werden kann:
                              
                                 N_i=\frac{424}{3600\,\cdot\,75}\,\alpha\,\frac{t'-t}{t'+273}\,\eta_f\,\eta_h\,\frakfamily{w}\,\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)R\mbox{
                                    PS}.
                                 
                              Zur Vereinfachung zieht man die Konstanten zusammen:
                              
                                 \frac{424}{3600\,\cdot\,75}=0,00157.
                                 
                              Ferner kann günstigen Falls die Ausströmungstemperatur des Dampfes t = 100° gesetzt werden; auch in ungünstigen Fällen
                                 										ist der Fehler jedenfalls kein grosser, und kommt in dem Faktor a weit besser zur Beachtung. Es kann daher
                                 										geschrieben werden in allgemein gültiger Form:
                              
                                 N_i=0,00157\,\alpha\,\frac{t'-100}{t'+273}\,\eta_f\,\eta_h\,\frakfamily{w}\,\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,R\mbox{
                                    PS}.
                                 
                              Für einen gegebenen Brennstoff ist ferner w, der
                                 										absolute Heizeffekt (Kal./kg), eine Konstante. Dieselbe wechselt natürlich
                                 
                                 										unter verschiedenen Stoffen stark (Dulongsche bezw.
                                 
                                 										Verbandsformel) und schwankt zwischen 2500 Kal./kg für Holz und 11500 Kal. für
                                 										Petroleum, so weit es sich um die für Lokomotiven gebräuchlichen Brennstoffe
                                 										handelt. Die am meisten verwendete Steinkohle hat im Mittel einen Heizeffekt von
                                 											w = 7500; ziemlich konstant ist auch ηf = 0,8 zu
                                 										setzen, so dass die allgemeine Gleichung, welche für alle Einzelfälle immer noch
                                 										zu Recht besteht, die Form annimmt:
                              
                                 N_i=9,4\,\alpha\,\frac{t'-100}{t'+273}\,\eta_h\,\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,R\mbox{ PS}.
                                 
                              Dem beabsichtigten Zweck gemäss stellt diese Gleichung den unmittelbaren
                                 										Zusammenhang zwischen der stündlichen Brennstoffmenge und der Dampfleistung in
                                 										den Cylindern her. Als Hauptargumente enthält die rechte Seite eine blosse
                                 										Konstruktionsgrösse der Maschine, nämlich die Grösse der Rostfläche R, sowie die auf jedem Quadratmeter der letzteren
                                 										verfeuerbare Brennstoffmenge \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right); im übrigen wird die Leistung weniger
                                 										durch die noch auf der rechten Seite beteiligten Grössen beeinflusst.
                              Die durch die Gleichung dargestellte Beziehung zwischen
                                 											\frakfamily{B} und N ist
                                 										durchaus keine einfache, wenn dies auch auf den ersten Blick so erscheinen
                                 										möchte; von Proportionalität ist mindestens keine Rede. Diese wäre nur
                                 										vorhanden, wenn alle Grössen rechts bis auf eine konstant wären; aber nicht
                                 
                                 
                                 										einmal bei einer gegebenen Lokomotive ist dies der Fall. Die Begründung dafür
                                 										liegt eben wieder in der Abhängigkeit, in welche der Kessel durch das
                                 										Auspuffgebläse der Dampfmaschine gegenüber versetzt werden musste, um das zu
                                 
                                 										erfüllen, wozu er berufen war.
                              Setzt man eine bestimmte Lokomotive, d.h. eine bestimmte Grösse R der Rostfläche als gegeben voraus, so bestehen
                                 										unter den übrigen Grössen der rechten Seite selbst die verschiedenartigsten
                                 										Abhängigkeitsbeziehungen, für welche sich vielleicht Gleichungen auffinden
                                 										liessen. Die Sache wird aber für diese selbst, sowie im allgemeinen immer wieder
                                 
                                 										dadurch verwickelt, dass die auftretenden Koeffizienten des betreffenden
                                 										Ausdrucks nur selten Konstanten,meistens aber an sich schon Funktionen
                                 										irgend einer anderen Grösse darstellen, manchmal auch von mehreren solchen.
                              Dieser Wirrwarr von Einflüssen, denen die Einzelglieder der obigen Hauptgleichung
                                 										ausgesetzt sind, ist mit dem Lokomotivorganismus unzertrennbar verbunden, ist so
                                 										zu sagen seine Existenzbedingung und findet sich bei keiner stationären Anlage.
                                 
                                 										Als letztes, innerstes Argument aller dieser Beziehungen müsste naturgemäss
                                 										wieder die Tourenzahl n sich erweisen.
                              Behandelt man die Gleichung vom Standpunkt des Schnellbetriebs aus, wo \frac{N}{R}
                                 										möglichst gross (im Interesse der Geschwindigkeit),
                                 										\frac{\frakfamily{B}}{N} aber möglichst klein (im Interesse der
                                 										Sparsamkeit) ausfallen soll, so sind vielleicht folgende Punkte von besonderer
                                 										Wichtigkeit.
                              Die Vergrösserung von Ni links ist ermöglicht durch
                                 										gleichzeitige Vergrösserung aller Veränderlichen rechts, soweit nicht die
                                 										Veränderung einer derselben eine Verschlechterung einer anderen zur Folge hat.
                                 										Vorausgesetzt also, dass für die Aufnahme der auf dem Rost entwickelten Wärme in
                                 										den Kessel gesorgt ist, kommt es darauf an, möglichst viel Wärmeeinheiten in der
                                 										Zeiteinheit zu erzeugen und diese, der Voraussetzung gemäss, möglichst gut
                                 										auszunutzen. Es stehen daher einander gegenüber die Grösse
                                 
                                 											\frakfamily{B} einerseits als Wärmeerzeuger, die Grössen
                                 											α, ηh
                                 										u.s.w. als Faktoren der Wärmeaufnahme andererseits.
                              Zunächst die Wärmeerzeugung. Setzt man alles übrige für einen gewissen Moment
                                 										konstant, so wächst N mit R, d.h. ohne Rücksicht auf die übrige Konstruktion der Lokomotive ist
                                 										die Leistung um so höher, je grösser die Rostfläche ist, weil die Menge des
                                 
                                 
                                 										stündlich verbrennbaren Heizmaterials steigt. Es müsste demnach möglich sein,
                                 										aus der kleinsten Maschine, z.B. der Dampfmaschine einer Strassenlokomotive, die
                                 										höchsten Leistungen, etwa bis 1000 PS zu bekommen, wenn nur für die Erzeugung
                                 										der nötigen Wärmemenge durch eine grosse Rostfläche gesorgt wäre, abgesehen von
                                 										der grossen zur Aufnahme dienenden Heizfläche. Der Kessel wäre allein die
                                 										Bedingung, sobald die Maschine mit ihrer geringen Kraft eine ungeheure
                                 										Geschwindigkeit vereinigt. Dass die Lokomotivmaschine nicht etwa wie die Laval'sche Dampfturbine für dieselbe sich eignet,
                                 										und dass so hohe Touren durch Vermittelung des Blasrohres eine unliebsame
                                 										Wirkung auf den Kessel haben, thut nichts zur Sache der theoretischen
                                 										Möglichkeit.
                              Die Hauptsache ist: für grosse Leistung grosse Rostfläche, vorausgesetzt
                                 										genügende Röhrenheizfläche zur Aufnahme der Wärme; je mehr Kilogramm Kohle
                                 										stündlich verbrannt, d.h. in Wärmeeinheiten umgesetzt werden können, um so
                                 										besser; denn es ist \frakfamily{B}=\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,R, wobei \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) vorläufig als unverändert
                                 										gelten soll.
                              Die ganze Entwickelung der Lokomotive lässt sich in diesem Sinn auffassen als ein
                                 										Wachstum des Kohlenverzehrapparates, welches von einer steigenden Verbesserung
                                 										der Einrichtungen zur Verkleinerung der Energieverluste begleitet war. So ist
                                 										man allmählich auf Rostflächen von 8 und Heizflächen von 380 qm gekommen,
                                 										jedenfalls ungeheure Zahlen gegenüber denen der „Rocket“ von 1829 mit
                                 										ihren 12,8 qm Heizfläche. Es galt weiter nichts, als mit dem wachsenden Verkehr
                                 										dadurch Schritt zu halten, dass man die verbrennbare stündliche Kohlenmenge
                                 										durch Vergrösserung des Kessels erhöhte, nachdem die üblichen Kessel sich am
                                 										Maximum ihrer Leistungsfähigkeit angelangt zeigten, und die Vergrösserung des
                                 										Kessels ist es heute noch, worauf die meisten Erscheinungen hinauslaufen. Sie
                                 										ist in dem Augenblick erforderlich, wo der Kessel trotz allen Fütterns mit
                                 										Kohlen zur Erzeugung der Wärmemenge nicht mehr ausreicht; durch Vorspann einer
                                 										zweiten Lokomotive mit ihrer oft für den Zweck unnötigen Dampfmaschine kann
                                 										deshalb dem zu schwachen Kessel der ersten nachgeholfen werden, wenn auch sehr
                                 										unökonomisch.
                              Der beliebigen Vergrösserung der Rostfläche sind natürlich enge Grenzen gezogen
                                 										durch die Bauart der Lokomotive an sich, und zwar ist die zwischen die Rahmen eingezwängte
                                 
                                 										Lage der Feuerbüchse lange Zeit das unübersteigbare Hindernis gewesen. Dann ist
                                 										es die Verankerung der Feuerbüchse und ihre Verbindung mit dem Langkessel,
                                 										welche konstruktive Bedenken in den Weg legen, ebenso macht die Anbringung des
                                 										Führerstandes bei zu grosser Feuerbüchse Schwierigkeiten; die Beschickung des
                                 										Rostes wird um so schwieriger, je länger dieser ist; ebenso erschwert sich die
                                 										Herbeischaffung der nötigen Luftmenge mit wachsender Brennstoffmenge.
                              Da ferner die Heizfläche keine unbegrenzte, sondern eine ziemlich beschränkte
                                 										Fähigkeit hat, die vom Rost kommende Wärme aufzunehmen, so muss bei grösserer
                                 										Rostfläche auch eine grössere Heizfläche vorgesehen werden, und zwar ist das
                                 										Verhältnis \frac{H}{R} für eine Maschinengattung ziemlich unveränderlich, was bei
                                 										der Berührung der „Wärmeaufnahme“ weiter oben schon vorausgesetzt wurde.
                                 										Jede Lokomotive ist an ihre Leistung eng gebunden, und soll diese dauernd oder
                                 										stark vergrössert werden, so ist eben für die Ermöglichung des höheren
                                 										Kohlenverbrauchs ein grösserer Kessel erforderlich, und es ist nur durch die
                                 										enormen Verbesserungen in der Wärmeausnutzung zu
                                 										erklären, dass trotzdem das Lokomotivgewicht nicht in demselben Mass gestiegen
                                 										ist wie die Leistung, ebenso wenig, als der Kohlenverbrauch mit der letzteren
                                 
                                 										Schritt gehalten hat. Gewicht und Verbrauch sind langsamer gestiegen als die
                                 										Leistung, d.h. die Verhältnisse \frac{L}{N} und \frac{\frakfamily{B}}{N} (Anzahl Tonnen des
                                 										Dienstgewichts pro Pferd und Anzahl Kilogramm Kohlen pro Pferdestunde) sind
                                 										immer kleiner geworden, besonders auffallend das erstere, dessen reziproker Wert
                                 										\frac{N}{L}=\frac{a\,H\,\sqrt{n}}{L} als „Geschwindigkeitswert“ bezeichnet worden ist. Bei der
                                 											„Rocket“ war:
                              N = 15 PS, L = 7,5 t, also \frac{N}{L}=2
                                 										PS/t.
                              Bei den neuesten Schnellzuglokomotiven der New Yorker Zentralbahn ist:
                              N = 1500 PS, L = 75 t, also \frac{N}{L}=20
                                 										PS/t.
                              Der Wert der Lokomotive hat sich verzehnfacht neben der zehnmaligen Steigerung
                                 										des Gewichts, so dass die hundertmalige Leistung resultiert. Es folgt daraus die
                                 										für den Schnellbetrieb sehr wichtige Thatsache:
                              Eine Vergrösserung der Rost- und Heizfläche ist zwar mit einer Steigerung des
                                 										Dienstgewichts, aber auch gleichzeitig mit einer solchen des
                                 										Geschwindigkeits(Leistungs-)wertes verbunden, so dass die erzielbare
                                 										Gesamtleistung im Produkt der beiden Zunahmen wächst. Es entspricht dies dem
                                 										Ausdruck N=\left(\frac{N}{L}\right)\,L, wo die Faktoren \left(\frac{N}{L}\right) und L gleichzeitig fortwährend wachsen. Die Gründe für die Möglichkeit
                                 										dieser Entwickelung sind eingehend besprochen worden.
                              Die Kleinheit der ganzen Anlage im Verhältnis zur Leistung ist bei der
                                 										Dampflokomotive das bewundernswerteste, solange man die damit verknüpften
                                 										Nachteile ausser acht lässt: der arme Heizer hat, gerade bei den heutigen
                                 										Schnellzügen, bis aufs Blut zu kämpfen, um seinen Posten auszufüllen; die
                                 										Injektoren haben keinen Augenblick Ruhe, solange der Zug sich im
                                 										Beharrungszustand befindet. Aber was ist da zu machen? Man soll mit der
                                 										Kleinheit der Anlage nur so weit heruntergehen, als es die Beschränkung der
                                 
                                 										toten Last und der Achsdrücke verlangt, darf aber in diesem Bestreben auch nicht
                                 										zu viel thun.
                              Der Kessel soll immerhin so gross sein und einen solchen Wasserraum haben, dass
                                 										die Speisung nur mit Unterbrechung und nicht dauernd stattzufinden hat. Denn
                                 										abgesehen davon, dass das fortwährende Zuströmen kalten Wassers einen dauernden
                                 										Spannungsverlust im Kessel bedingt(man denke nur an das Hilfsmittel des
                                 										Heizers, sich durch Ingangsetzen des Injektors vor unliebsamem Steigen des
                                 										Dampfdrucks zu schützen), dass ferner der Betrieb des Injektors einen grossen
                                 										Wärmeaufwand verursacht, für welchen man nur teilweise entschädigt wird, ist ein
                                 										Kessel mit grossem Wasserraum als guter Kraftspeicher zu betrachten, indem immer
                                 										nur ein Teil der entwickelten Wärmemenge verbraucht, der Rest aber zur
                                 										gelegentlichen Aushilfe, wie z.B. bei plötzlicher Mehrarbeit als Reserve stets
                                 										vorhanden ist, wie sie sich beim Befahren von Steigungen oder beim
                                 											„Anlaufnehmen“ nötig zeigt.
                              Hierher gehören die Versuche der preussischen Staatsbahn mit Kesseln von grossem
                                 										Wasserraum (z.B. bei der ⅗ gek. Hagans'schen
                                 										Tenderlokomotive), ferner der Paris-Orléansbahn, wo die Polonceau'schen Lokomotiven 15 at Kesseldruck, aber nur 11 at
                                 										Arbeitsdruck haben, was mit Reduzierventil erreicht wird, so dass die
                                 										zurückbleibenden 4 at eine Energiereserve darstellen. In gewissem Mass ist
                                 										übrigens bei jeder Lokomotive eine solche Reserve vorhanden, so lange der
                                 										Regulator nicht ganz geöffnet ist, also infolge der Drosselung des Dampfes ein
                                 										Spannungsabfall desselben eintritt.
                              Wird auf diese Art der Heizer geschont bezw. von unnötiger Arbeit entlastet, so
                                 										hat andererseits die Vergrösserung der Rostfläche für ihn eine, wenn auch
                                 										geringe, Mehraufgabe zur Folge, welche in Anbetracht dessen, dass sie eine sehr
                                 										grosse Steigerung der Maschinenleistung ermöglicht, nicht in Frage kommt; ebenso
                                 										wenig können unterhalb einer gewissen Grenze andere Bedenken der Entwickelung
                                 										der Rostfläche vorläufig ernstliche Hindernisse bereiten. Unter gewöhnlichen
                                 										Umständen ist so allmählich die Rostfläche bis auf etwa 3 qm gewachsen; eine
                                 										Neigung des Rostes nach vorn, sowie die Anbringung von Klapprosten erleichtert
                                 										die Beschickung.
                              In Belgien und Amerika jedoch haben mit Rücksicht auf die Art des Brennstoffes
                                 										zunächst, dann aber auch auf die Grösse der erreichbaren Leistung schon längst
                                 										Konstruktionen der Feuerbüchse Platz gegriffen, durch welche die Rostfläche auf
                                 										das Doppelte, ja auf das Dreifache des Betrages von höchstens 3 qm gebracht
                                 										worden ist. Es handelte sich zunächst um die Verwendung minderwertiger Kohle für
                                 										die Lokomotiven, d.h. solcher, welche entweder keinen scharfen Luftzug verträgt
                                 										infolge ihrer Feinheit, wie z.B. Anthrazitstaubkohle, oder zur Verbrennung eine
                                 										sehr grosse Luftmenge braucht infolge ihres Gehaltes an vergasbaren
                                 										Bestandteilen, wie bei sehr bituminöser Kohle; kurz, schwacher Luftzug und
                                 										grosse Luftmenge erfordern eben eine grosse Rostfläche, um so mehr, wenn die
                                 										Kohle nicht backt.
                              Neuerdings aber ist der ursprüngliche Zweck in den Hintergrund getreten; die
                                 
                                 
                                 										grosse Feuerbüchse wird auch für gewöhnliche Kohle berechnet, weil sie das
                                 										einzige Mittel ist, die Leistung weit über das bisher erreichte Mass zu
                                 										steigern, entsprechend der stündlich verzehrbaren Kohlenmenge.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 663
                                 Fig. 16.Feuerkiste, System Belpaire.
                                 
                              Die belgische Feuerkiste, System Belpaire, ist die
                                 										älteste, verbreitetste und bekannteste Ausführung dieser Art. Die sehr niedrige
                                 										Feuerkiste ist über die Rahmen gelegt und dadurch einer starken Verbreiterung
                                 										(bis zu 2,8 m) zugänglich gemacht, welche infolge der geringen Raddurchmesser am
                                 										Hinterende der Maschine sich an keine Spurweite zu binden braucht. Dabei besitzt die
                                 										Kiste (übrigens mit flacher Decke) noch eine ansehnliche Länge; im Vorderteil
                                 										sitzt eine vertikale Feuerbrücke, welche den gegen die Rohrwand anschliessenden
                                 										Raum zu einer Verbrennungskammer macht. Rostfläche bis 5,7 qm (Fig. 16).
                              Als „Belpaire'sche“ Feuerbüchse bezeichnet
                                 										man übrigens allgemein jede Feuerbüchse, wo die Decken des Mantels und der Kiste
                                 										vollständig eben und parallel sind, ohne Rücksicht auf die Lage des Ganzen
                                 
                                 										zwischen oder über den Rahmen.
                              In Amerika ist man noch viel weiter gegangen als in Belgien. Die Feuerbüchse,
                                 										System Wootten, hat sich seit 1877 rasch viele
                                 										Anhänger erobert; in sehr vielen Ausführungen findet sie sich an Personen wie an
                                 										Güterzuglokomotiven. Bei ihrer enormen Grösse (Rostfläche bis 8,5 qm) hat sie
                                 										besondere eigentümliche Konstruktionsformen der ganzen Lokomotive erfordert und
                                 										durch das äusserliche Gepräge schon die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.
                              Um an Länge zu sparen, welche immerhin schon bis 3,5 m beträgt, ist für die Weite
                                 										der Feuerbüchse die volle Breite der Lokomotive ausgenutzt; um die gewünschte
                                 
                                 										Ausdehnung erhalten zu können, ist der Rost über die Rahmen bezw. über die Räder
                                 										gelegt, so dass bei hinterer Triebachse die Höhe der Kesselachse über den
                                 										Schienen eine ganz erstaunliche wird (im jüngsten Fall 3025 mm). Im Gegensatz zu
                                 											Belpaire ist die Decke sowohl der inneren Kiste
                                 										wie des Mantels gewölbt, was seine theoretischen Vorteile hat und auch im
                                 										Interesse der leichteren Verbindung des Führerstandes mit dem Heizerstand liegt.
                                 										Ersterer hat nämlich seinen Platz ror der
                                 										Feuerbüchse, welche keinen Raum übrig lässt, über dem Langkessel in der
                                 										Längsmitte der Lokomotive erhalten müssen. Obwohl das Heizen bezw. die
                                 
                                 										Beschickung des Rostes nur in grossen Zwischenräumen, allerdings auch in grossen
                                 										Massen, zu geschehen hat, so ist der Heizer nicht um seine Arbeit zu beneiden;
                                 										der Gang von seinem Sitz über das Trittbrett längs der Höhe der Feuerkiste ist
                                 										eine gefährliche Sache.
                              Die ältere Ausführung weist eine in den Langkessel eingebaute Verlängerung der
                                 										Feuerbüchse, eine Verbrennungskammer auf, welche durch eine Feuerbrücke vom Rost
                                 										getrennt ist; die neuere dagegen besitzt dieselbe nicht mehr und ist als „modifiziertes System Wootten“ bekannt. Der
                                 										Rost ist wohl stets Schüttelrost (Fig. 17).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 664
                                 Fig. 17.Feuerbüchse, „modifiziertes System Wootten“.
                                 
                              Die Vorteile der Wootten'schen Feuerbüchse sind,
                                 
                                 										neben ihren kleinen belanglosen Nachteilen, unbestritten. Die Maschine des
                                 											„Atlantic Flyer“, welche als das Muster einer leistungsfähigen
                                 										Schnellzuglokomotive in jeder Beziehung gelten muss, indem ihre Leistungen bis
                                 										jetzt von keiner Maschine der Welt übertroffen worden sind, ist ebenfalls nach
                                 											Wootten ausgestattet, und die Bauanstalt Baldwin, Philadelphia, überträgt mit
                                 										Recht die Verdienste dieser Lokomotive auf die Feuerbüchse.
                              Manchmal sind aber doch die erwähnten Nachteile schwerer empfunden worden und
                                 										haben zu manchen Modifikationen geführt, als deren letztes Ergebnis die sogen.
                                 											„weite Feuerbüchse“ zu betrachten ist.
                                 										Dieselbe ist bedeutend tiefer als die Wootten'sche,
                                 										und zwar ist dies dadurch ermöglicht, dass man an das Hinterende der
                                 										Maschineeine Laufachse bezw. ein Räderpaar von geringem Durchmesser in
                                 										äussere Rahmen gelegt hat. Die obere Breite der Büchse ist bei der gewölbten
                                 										Decke so gering, dass der Führerstand seinen gewöhnlichen Platz wieder erhalten
                                 										kann. Der Rost ist zwar nicht ganz so gross wie bei Wootten, aber immer noch so, dass bei der leichten Beschickung wohl
                                 										die gleiche Brennstoffmenge stündlich verbrannt werden kann. Die Rostfläche
                                 										beträgt bis 4,5 qm und ist nur mit Rücksicht auf die Grösse der erzielbaren
                                 										Leistung, nicht aber auf die Art des Brennmaterials so gewählt (Fig. 18).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 316, S. 664
                                 Fig. 18.Weite Feuerbüchse.
                                 
                              In Europa, ausserhalb von Belgien, hing bisher die Möglichkeit einer
                                 										Verbreiterung der Feuerbüchse von der Lage der Rahmen und dem Durchmesser der
                                 										Hinterräder ab, so dass Güterzuglokomotiven mit äusserem Rahmen mit sämtlichen
                                 										Achsen vor der Feuerbüchse im Vorteil waren. Die Hochlegung des Kessels und die
                                 										Stützung des Führerstandes durch eine Laufachse hat indessen neuerdings auch die
                                 										europäische Schnellzuglokomotive der Einführung der weiten Feuerkiste zugänglich
                                 										gemacht (z.B. auf der Pfalzbahn).
                              Ist damit der günstige Einfluss von R auf Ni
                                 										nachgewiesen, so kommt in zweiter Linie in Betracht der damit zusammenhängende
                                 										Faktor \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right), die auf jeden Quadratmeter der Rostfläche verfeuerbare
                                 										Brennstoffmenge. Dieselbe ist eine Konstante, solange die Umstände dieselben
                                 										sind, nämlich die Anstrengung des Heizers und des Blasrohrs, solange also diese
                                 										beiden Eingriffe in die Grösse \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) sich das Gleichgewicht halten.
                                 										Dieselbe kann voranschläglich thatsächlich konstant \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}=400^{\mbox{ kg}}/_{\mbox{qm}}\right) gesetzt werden,
                                 										als Durchschnitt einer Reihe von Veränderlichen, welche von jenen beiden
                                 										Eingriffen abhängig sind, und nur daraus erklärt sich die (aus der Gleichung
                                 										\frakfamily{B}=\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,R nicht ersichtliche) Möglichkeit des Wachstums von
                                 											\frakfamily{B} mit R.
                              Die Hauptgleichung würde nun eine Proportionalität zwischen den Grössen R und Ni bedingen, wenn die Veränderlichkeit
                                 										der Grössen \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) und nh unbeachtet bliebe; die Leistung würde
                                 										in gleichem Mass wachsen wie die Rostfläche, was natürlich keineswegs zutrifft.
                                 										In Wirklichkeit darf die Gleichung \frakfamily{B}=\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,R nicht mit der Form y = a . x verglichen
                                 										werden, stellt also keine aufsteigende Gerade dar, sondern eine anfangs rasch,
                                 										dann aber immer langsamer steigende Kurve; die stündliche Brennstoffmenge wächst
                                 
                                 										langsamer als die Rostfläche, daher muss \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) immer kleiner werden, je
                                 										grösser R, obwohl der Zähler
                                 											\frakfamily{B} mit R
                                 										ebenfalls wächst.
                              
                              Die Begründung liegt in der erwähnten Abhängigkeit der verbrennbaren
                                 										Brennstoffmenge von der Thätigkeit des Heizers einerseits und der des Blasrohrs
                                 										andererseits.
                              Die Leistungsfähigkeit des Heizers zunächst ist es, gegen deren Erlahmung die
                                 										Fähigkeiten des Kessels bezüglich der Beschaffung der erforderlichen Luftmenge
                                 										zur Verbrennung und der Wärmeaufnahme machtlos zurücktreten müssen, und zwar ist
                                 										diese Erlahmung gerade durch die Vergrösserung der Rostfläche bedingt. Wie schon
                                 										gesagt, wird die Beschickung der Rostfläche mit ihrer Vergrösserung immer
                                 										schwieriger, der Heizer ist immer weniger im stande, die grosse Kohlenmenge zu
                                 										bewältigen, und wenn auch infolge seiner vermehrten Anstrengung die gesamte
                                 										Menge etwas steigt, so fällt dafür die auf den Quadratmeter entfallende Menge,
                                 										und bei einer gewissen Grenze der Anstrengung kann überhaupt keine weitere
                                 										Steigerung der Gesamtmenge \frakfamily{B} eintreten; von da
                                 										ab ist die Leistung der Maschine von der Grösse des Rostes unabhängig; jede
                                 										Vergrösserung desselben ist von da ab für ein bestimmtes Brennmaterial zwecklos;
                                 										nur die Verdoppelung der Heizmannschaft würde dann dieser Erlahmung der Grösse
                                 										\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) abhelfen.
                              Was in zweiter Linie die Leistungsfähigkeit der Feuerung selbst betrifft, so
                                 										steigt dieselbe jedenfalls mit der eingeführten Luftmenge, und diese selbst bei
                                 										der Lokomotive mit der Zahl der Auspuffschläge im Kamin, welche in der
                                 										Zeiteinheit erfolgen, d.h. in anderen Worten: mit der Tourenzahl. Bezeichnet man
                                 										die Grösse \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) als „Forcierungsziffer“, so kann gesagt werden:
                                 										die Forcierungsziffer wächst mit der Tourenzahl; und diese Thatsache ist es ja
                                 										ausschliesslich, worauf der Gegensatz zwischen Lokomotiv- und stationärem Kessel
                                 										beruht, und welche in der Gleichung \frac{N}{H}=a\,\sqrt{n} eine nur in der Form
                                 										verschiedene, im Wesen aber gleiche Darstellung erhalten hat.
                              Wenn auch noch andere Einflüsse als die Tourenzahl auf die Grösse der
                                 										eingesogenen Luftmenge bezw. der Luftverdünnung im Kamin vorhanden sind, wie
                                 										z.B. der Blasrohrquerschnitt und die Stellung des Blasrohrs, die Form desselben,
                                 										die Kaminform und Kaminhöhe, die Grösse der Rauchkammer u.s.w., so ist die Zahl
                                 										(von der Tourenzahl abhängig) und Stärke (von der Füllung abhängig) der Auspüffe
                                 										doch bei weitem der Hauptfaktor, durch welchen erst die Abgabe einer grossen
                                 										Leistung von einer kleinen Anlage erzielt wird.
                              Fasst man die beiden Thatsachen zusammen, so kann gesagt werden:
                              die Forcierungsziffer \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) fällt bei grösserer Rostfläche R und wächst mit der Tourenzahl n.
                              Stellt man diese Verbindung der Thätigkeiten des Heizers und des Blasrohrs durch
                                 										eine Gleichung dar, so wäre die Form etwa
                              
                                 \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{a\,n}{b+R},
                                 
                              wobei allerdings die Konstanten a und b von Fall zu Fall bestimmt werden
                                 										müssten. Für die heutigen Verhältnisse ist nun: \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=300 bis 550 kg
                                 										pro Quadratmeter und Stunde, wofür bei normalem Betrieb stets \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=400\mbox{ kg} im Mittel bisher gesetzt worden ist.
                              Auf Grund vieler Versuchsergebnisse kann sehr passend gewählt werden: a = 12, b = 3, so dass
                                 										sich ergibt:
                              
                                 \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{12\,n}{3+R},
                                 
                              im normalen Betrieb als Durchschnitt und für Tourenzahlen
                                 											n > 100.
                              Bei besonderer Forcierung kann a auf 15 bis 18
                                 										getrieben werden, so dass die Ziffer im Maximum den anderthalbfachen Wert
                                 
                                 
                                 
                                 										erreicht. Einige Beispiele zeigen die Anwendung.
                              1. 1/4 gek. Schnellzuglokomotive der
                                    											Midlandbahn (England).
                              Es ist
                              R = 2,27 qm
                              n = 215 (bei 97 km/Std.),
                              somit
                              \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{12\,\cdot\,215}{3+2,27}=\frac{2580}{5,27}=490kg/qm-Std.
                              \frakfamily{B}=490\,\cdot\,2,27=1060kg/Std.
                              2. 2/4
                                 										gek. Schnellzuglokomotive der preuss.
                                    										Staatsbahnen.
                              Es ist
                              R = 2,3 qm
                              n = 240 (bei 90 km/Std.),
                              somit
                              \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{12\,\cdot\,240}{3+2,3}=\frac{2880}{5,3}=545kg/qm-Std.
                              \frakfamily{B}=545\,\cdot\,2,3=1260kg/Std.
                              3. ¾ gek. Schnellzuglokomotive der Schweizer
                                    											Zentralbahn.
                              Es ist
                              R = 1,73 qm
                              n = 260 (bei 75 km/Std.),
                              somit
                              \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{12\,\cdot\,260}{3+1,73}=\frac{3120}{4,73}=660kg/qm-Std.
                              \frakfamily{B}=660\,\cdot\,1,73=1140kg/Std.
                              4. ⅖ gek. Schnellzuglokomotive des „Atlantic
                                       												Flyer“.
                              Es ist
                              R = 7,1 qm
                              n = 280 (bei 113 km/Std.),
                              somit
                              \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{12\,\cdot\,280}{3+7,1}=\frac{3360}{10,1}=335kg/qm-Std.
                              \frakfamily{B}=335\,\cdot\,7,1=2390kg/Std.
                              5. ⅗ gek. Schnellzuglokomotive der österr.
                                    											Staatsbahn.
                              Es ist
                              R = 3,1 qm
                              n = 260 (bei 90 km/Std.),
                              somit
                              \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{12\,\cdot\,260}{3+3,1}=\frac{3120}{6,1}=510kg/qm-Std.
                              \frakfamily{B}=510\,\cdot\,3,1=1580kg/Std.
                              Selbstverständlich sollen diese Zahlen nur einem guten Voranschlag bei der
                                 										Bemessung der wahrscheinlichen Leistung dienen; im
                                 										übrigen enthalten sie keine Nötigung oder Vorschrift und die Glieder a und b sind einer
                                 										willkürlichen Veränderung unterhalb der Leistungsgrenze des Heizers sehr
                                 										zugänglich.
                              Für Güterzuglokomotiven sind etwas andere Werte einzusetzen, indem die geringere
                                 										Zahl der Dampfschläge bei diesen durch grössere Stärke zum Teil ausgeglichen
                                 										wird.
                              Die Formel gibt übrigens gute, oft überraschend zutreffende Resultate, welche bei
                                 
                                 										der Vergleichung verschiedener Bauarten ebenso brauchbar sind, wie der
                                 											„Geschwindigkeitswert“. Diejenige Lokomotive, welche die grösste Zahl
                                 										\frakfamily{B}=\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,R aufweist, ist entschieden die stärkste der zu untersuchenden Reihe;
                                 										unter den fünf vorigen Beispielen ist dies die Maschine des „Atlantic
                                    
                                    											Flyer“ mit \frakfamily{B}=2390
                                 										kg/Std.
                              Als erreichbares Maximum ist wohl anzunehmen (für einen Heizer):
                              \frakfamily{B}=2500 kg stündlich,
                                 
                                 										\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=750 kg/qm stündlich.
                              Darüber hinaus ist doppelte Heizmannschaft erforderlich;
                                 										somit würden diese Zahlen die Leistungsgrenze einer Lokomotive in sich enthalten
                                 
                                 										bei einem Heizer und bei normaler Anstrengung; jedenfalls eine wichtige
                                 										Thatsache, welche bei der Ausbildung der Dampflokomotive für den Schnellbetrieb
                                 										ein Wörtchen mitredet.
                              Soll die Leistung noch weiter gesteigert werden mit Zuhilfenahme eines zweiten
                                 										Heizers, so ist auch eine Vermehrung der Vorräte notwendig, welche auf zwei
                                 										Arten zu
                                 										erreichen ist: entweder durch vermehrte Kosten für die Anlage von weiteren
                                 										Kohlenstationen, womit auch die Zahl der Aufenthalte sich vermehren würde; dies
                                 										ist also sofort zu verwerfen; oder durch grössere Vorratsräume auf der Maschine,
                                 										d.h. schwerere Tender, wodurch eine Steigerung der toten Last bedingt ist neben
                                 
                                 										der enormen Vergrösserung, welche die Maschine selbst an toter Last infolge der
                                 										höheren Leistung erfährt, also: eine Erniedrigung des kommerziellen
                                 										Wirkungsgrades ist die einzige. Möglichkeit im Dampfschnellbetrieb. Es deckt
                                 										sich dies hier wieder mit den in früheren Abschnitten geschehenen Ausführungen
                                 										und musste des Zusammenhangs wegen noch einmal berührt werden.
                              Im Kapitel „Dampfkessel“ gibt die Hütte für
                                 										die Forcierungsziffer die weniger empirische Formel
                              
                                 \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{4680\,m\,v}{L},
                                 
                              wobei
                              m=\frac{R_0}{R} das Verhältnis der freien Rostfläche zur gesamten
                                 										(1/4 bis ½),
                              v (bei Lokomotiven bis 4 m/Sek.) die
                                 										Windgeschwindigkeit auf dem Rost,
                              L die zur Verbrennung von 1 kg
                                 										Brennstoff thatsächlich erforderliche Luftmenge in Kilogramm (für Steinkohle 15
                                 										kg).
                              Was die Luftmenge betrifft, so findet sich stöchiometrisch:
                              
                                 L_0=11,7\,C+35,2\,\left(H-\frac{O}{8}\right)
                                 
                              theoretisch, wobei
                              
                                 
                                    C der Kohlenstoff-H der Wasserstoff-O der Sauerstoff-
                                    Gehalt (in %) des Brennstoffes ist.
                                    
                                 
                              Mit Berücksichtigung des Wirkungsgrades der Feuerung wird empirisch etwa L = 1,35 L0 die durchschnittliche praktisch nötige
                                 										Luftmenge für 1 kg.
                              Die obige Forcierungsformel hat gegenüber der ganz empirischen, welche an fünf
                                 										Beispielen gezeigt worden ist, keinen Vorteil. Es ist schwierig, die
                                 
                                 										Zuggeschwindigkeit v für eine gegebene Lokomotive
                                 										passend zu wählen bezw. zu finden; jedenfalls hängt sie von der Tourenzahl ab
                                 										(und steigt mit dieser). Ein Beispiel:
                              Es sei
                              m = 0,4,
                              v = 4 m/Sek. (höchstens),
                              L = 14,
                              somit
                              \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{4680\,\cdot\,0,4\,\cdot\,4}{74}=535kg/qm-Std.
                              Dabei ist auch zu bedenken, dass v um so geringer,
                                 										je grösser m, weil vom freien Rostquerschnitt die
                                 										Stärke des Zuges abhängt. Die Konstante 4680 scheint daher etwas zu klein, da
                                 										sonst so grosse Werte wie
                              \frac{\frakfamily{B}}{R}=750kg/Std.
                              gar nicht zu erreichen wären.
                              Steht so die Grösse \frakfamily{B} unter der inneren
                                 										Einwirkung ihrer Bestandteile \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) und R,
                                 										so sind bei den übrigen Faktoren der Hauptgleichung ähnlich verwickelte
                                 										Beziehungen im Spiel.
                              Der Koeffizient a zunächst, der „ökonomische
                                    											Wirkungsgrad“ der Expansion, gibt den Prozentsatz der thatsächlich in
                                 										Arbeit übergegangenen Wärmemenge zu der beim reinen Carnot'schen Kreisprozess möglichen Arbeit an; er ist also das
                                 										Verhältnis der indizierten Arbeit zur disponiblen:
                              
                                 \alpha=\frac{L_i}{L_d}.
                                 
                              Diese Grösse ist natürlich äusserst veränderlich infolge der vielen ungünstigen
                                 										Einflüsse, denen der Kreisprozess unterliegt; sie kann zahlenmässig nur von Fall
                                 										zu Fall durch Versuche mit Kalorimeter und Indikator für eine einzige Anlage
                                 										gültig ermittelt werden. Es kann dahernichts allgemein gültiges als
                                 										Mittelwert dafür angeschlagen werden; es ist nur möglich, den erreichbar
                                 										günstigsten Wert, nämlich α = 0,6 etwa zu benutzen
                                 										und dann auch unter der berechneten Leistung Ni die mögliche Höchstleistung zu
                                 										verstehen.
                              Die Grösse von α wird durch die sogen. äussere und
                                 										innere Abkühlung wesentlich beeinflusst. Hierzu gehören unmittelbare Dampf-,
                                 										also Kraftverluste, durch Undichtheiten der Expansionsräume; ferner
                                 										Energieverluste durch Wärmeleitung und -strahlung, Spannungsabfälle u.s.w. Durch
                                 										richtige Steuerung, wärmedichte Verkleidungen, sowie durch das Verbundsystem
                                 										kann α auf der Höhe erhalten werden.
                              Der bisher nicht zur Geltung gekommene Vorteil des Verbundsystems ist gerade
                                 										durch diesen Faktor α, sowie den Begleiter
                                 										\frac{t'-100}{t'+273} eingeführt. Die Kohlenersparnis der Verbundlokomotiven beträgt
                                 										bekanntlich etwa 15 % durchschnittlich gegenüber dem Zwillingssystem. Bei im
                                 										übrigen gleichen Umständen muss somit in unserer Hauptgleichung diese Ersparnis
                                 										durch a auszudrücken sein; vorausgesetzt α = 0,6 sei richtig als Maximalwert, d.h.
                                 										jedenfalls nur für Verbund, so ist α' = 0,85 α = 0,85 . 0,6 = 0,51 für Zwilling, so dass bei
                                 										diesen mit derselben Brennstoffmenge eine um 15 % niedrigere Leistung erzielt
                                 										wird als bei ersteren.
                              Ganz gleich verhält es sich mit dem Koeffizienten a
                                 										der Gleichung \frac{N}{H}=a\,\sqrt{n}; es ist a' = 0,39 für
                                 										Zwilling und a = 0,46 für Verbund, so dass
                                 										\frac{a'}{a}=\frac{0,39}{0,46}=85%. Es wird also mit derselben Heizfläche bei Verbund eine um 15 %
                                 										höhere Leistung erzielt als bei Zwilling, was bei gleichen Kesselverhältnissen
                                 										beider Systeme die vorige Beziehung \frac{\alpha'}{\alpha}=85% wieder darstellt. Diese
                                 										Uebereinstimmung ist um so mehr, als das Verhältnis \frac{a'}{a} aus sehr vielen
                                 										Untersuchungen sich ergeben hat, als ein Beweis für die richtige Wahl von
                                 										\frac{\alpha'}{\alpha} anzusehen.
                              Werden die beiden Werte a' und a verwendet, sowie \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{12\,n}{3+R} in die Hauptgleichung
                                 										eingesetzt, so gewinnt diese die Form:
                              
                                 N_i=\left.{{58}\atop{68}}\right\,>\,\frac{t'-100}{t'+273}\,\eta_h\,\frac{R\,n}{3+R}\,<\,\left{{\mbox{für Zwilling}}\atop{\mbox{für
                                    Verbund.}}}\right
                                 
                              Zum Voranschlag verwendet, führt die Gleichung auch in dieser Form sehr rasch zu
                                 										Resultaten, welche mit Beobachtungen im täglichen Betrieb übereinstimmen.
                              Der nächste Faktor \frac{t'-100}{t'+273} ist schon an anderer Stelle behandelt worden.
                                 										Wiederholt sei nur, dass auf die Erhöhung desselben die Verbundwirkung ebenfalls
                                 										abzielt, indem bei den letzteren ein möglichst hohes t' (Einströmtemperatur), d.h. möglichst hohe Eintrittsspannung ohne
                                 										Nachteil ausgenutzt werden kann, während bei Zwillingswirkung ein zu hohes
                                 
                                 										Temperaturgefälle von Nachteil ist infolge der Eintrittskondensation und
                                 										Nachverdampfung.
                              Ist Q=\frakfamily{B}\,\cdot\,\frakfamily{w}\,\cdot\,\eta_k die in die
                                 										Cylinder eintretende stündliche Wärmemenge, so ist der davon in Arbeit
                                 										übergehende Teil theoretisch:
                              
                                 A\,\cdot\,L_d=\frakfamily{B}\,\frakfamily{w}\,\eta_k\,\eta_c=Q\,\cdot\,\eta_c
                                 
                              d.h.
                              
                                 L_d=\frac{Q}{A}\,\eta_c=\frac{Q}{A}\,\left(\frac{t'-100}{t'+273}\right)
                                 
                              wo
                              
                                 A=\frac{1}{424}
                                 
                              oder
                              
                                 L_d=\frac{Q}{A\,T'}\,(t'-t)
                                 
                              als „disponible Arbeit“ (stündlich).
                              
                              Dieser thermodynamische Vorgang ist ganz analog dem hydrodynamischen
                              E = Gh = γV (H' – H)
                              als „theoretische Arbeit“ (sekundlich).
                              Es entspricht sich hierbei
                              (H' – H) = h . . . . . . 1)
                              als „Gefäll“ schlechtweg (Druckhöhenunterschied =
                                 										Höhendifferenz zwischen Ober und Unterwasserspiegel).
                              γV = G . . . . . . . 2)
                              als „Wassergewicht“,
                              (T' – T)
                              als „Temperaturgefälle“ (Temperaturunterschied =
                                 										Höhendifferenz zwischen Eintritts- und Austrittstemperatur).
                              
                                 424\,\frac{Q}{T'}
                                 
                              als „Wärmegewicht“ nach den Bezeichnungen von Zeuner.
                              Die Arbeit muss daher um so grösser sein, je grösser 1) das Gefälle und 2) das
                                 										Gewicht pro Zeiteinheit ist.
                              Analog der arbeitenden Wassermenge verhält sich die arbeitende Wärmemenge. Der
                                 										Arbeitsprozess muss erfolgen mit möglichst viel Kalorien in der Zeiteinheit
                              
                                 \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,R\,\frakfamily{w}\,\eta_k=Q,
                                 
                              weshalb die Faktoren
                              
                                 \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right),\ R,\ \frakfamily{w},\ \eta_k=\eta_f\,\eta_h,
                                 
                              so hoch als möglich zu treiben sind, und mit möglichst
                                 										grossem Gefälle t' – t, weshalb der Dampfdruck und
                                 										die Expansion bis an die erreichbare Grenze zu steigern sind.
                              Endlich findet sich als letzte wesentliche Veränderliche in der Gleichung N = f(R) noch die Grösse ηh.
                              Bei der Betrachtung des Kesselwirkungsgrades
                              ηk = ηfηh
                              verdient auch ηf einige Erwähnung, obwohl als Konstante
                                 										(0,8) schon in der Gleichung enthalten. Der Wirkungsgrad der Feuerung schwankt
                                 										ebenfalls ziemlich zwischen 0,7 und 0,9, und ist nicht nur von der Art des
                                 										Brennstoffs, sondern auch von anderen Umständen abhängig.
                              Zunächst ist die Verbrennung um so vollständiger, je mineralischer der Brennstoff
                                 										ist, somit ηf für Koks, Anthrazit u.s.w. höher, als für bituminöse Kohle.
                              Dann ist der Zweck der Rauchverzehrungsapparate nicht nur die Bewahrung des
                                 										reisenden Publikums vor Qualm und Schmutz, sondern die vollständigere
                                 										Verbrennung, d.h. die Erhöhung von ηf. Worin sollte auch der Nutzen dieser
                                 										Einrichtung bestehen, wenn er nicht in einem Glied der Leistungsgleichung zum
                                 										Ausdruck käme? Da ferner durch die Rauchverbrennung das Einrussen der Siederohre
                                 										vermieden wird, so ist der Wärmedurchgang durch dieselben in das Kesselwasser
                                 										keiner Verschlechterung ausgesetzt, d.h. für die Konstanthaltung von ηh
                                 										ebenfalls gesorgt. Die Rauchverbrennung ist also für jüngere Kohlensorten,
                                 										welche für sich das ηf herabdrücken würden, vorzüglich
                                 										geeignet, um ηf zu heben.
                              Die Schärfe des Luftzugs endlich ist eine weitere Einwirkung auf die Verbrennung.
                                 										Dieselbe ist um so vollständiger, je ruhiger und gleichmässiger der Zug, am
                                 
                                 										besten daher mit dem Hilfsbläser. Auch diese Thatsache ist in der Gleichung
                                 										\frac{N}{H}=a\,\sqrt{n} ausgedrückt; die Leistung wächst mit besserer Verbrennung, d.h.
                                 										höherer Tourenzahl und zwar besser bei Verbundlokomotiven als bei Zwilling, was
                                 										der Faktor a ausspricht; ebenso bei grossem Rost
                                 										als bei kleinem, weil bei ersterem der Luftzug schwächer ist. Die grosse
                                 										Tourenzahl ist natürlich nur dann von gutem Einfluss, wenn sie mit
                                 										gleichzeitiger Verkleinerung der Füllung verbunden ist, sonst erfolgt das oft zu
                                 										beobachtende Fortreissen des Feuers durch die Siederohre und das Kamin, d.h. der
                                 										Funkenflug, welcher auf keinen Fall für ein gutes Zeichen hinsichtlich ηf gelten
                                 										darf.
                              ηf steigt
                                 										somit durch Verwendung von mageren Kohlensorten durch grosse Rostflächen, hohe
                                 										Tourenzahlen bei kleinen Füllungen, durch Verbundwirkung und durch
                                 										Rauchverzehrung; alles dies ist zu berücksichtigen und gelegentlich an Stelle
                                 										des günstigen Mittels von 0,8 auch0,85 bis 0,9 für ηf einzusetzen, d.h. die
                                 										rechte Seite der Hauptgleichung mit \frac{8,5}{8} bis \frac{9}{8} zu multiplizieren,
                                 										im übrigen aber immerhin ηf = 0,8 als wahrscheinlichstes Mittel
                                 
                                 										beizubehalten.
                              Nun zu ηk.
                                 										Ueber diesen sehr einflussreichen Faktor gibt es längst Tabellen, welche aber
                                 										nur Grenzwerte angeben, innerhalb derer noch genügend Spielraum für Zweifel
                                 										hinsichtlich der Wahl gelassen ist. Die Hütte gibt
                                 										z.B. unter „Lokomotivkessel“ an:
                              
                                 
                                    ηh = 0,60 bis 0,70 für Schnellzug-ηh = 0,65 bis 0,75 für
                                       													Güterzug-ηh = 0,70 bis 0,75 für
                                       												Gebirgs-
                                    Lokomotiven.
                                    
                                 
                              Wie die Wahl zwischen den Grenzen zu erfolgen hat, das zeigt der Vergleich der
                                 										Lokomotivarten: die untere Grenze ist 0,6 für Schnellzug-, die obere 0,75 für
                                 										Gebirgsmaschinen (eine übrigens sehr weite Differenz). Ohne weiteres zeigt sich
                                 										hierbei wieder die Tourenzahl als Argument; je höher die Tourenzahl, um so
                                 
                                 										kleiner ηh.
                                 										Die Gründe für diese Thatsache lassen sich etwa folgendermassen beleuchten:
                              Die Fähigkeit der Heizfläche, die vom Rost kommende Wärme aufzunehmen, ist nur
                                 										eine ganz bestimmte, und einer Steigerung um so weniger zugänglich, je mehr sie
                                 										beansprucht wird; ηh muss daher mit grösserem
                              
                                 \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)=\frac{a\,n}{b+R}
                                 
                              sinken. Ist der stündliche Wärmedurchgang in Kal./qm
                                 										konstant, so wird von der Wärme um so mehr verloren gehen, je mehr erzeugt
                                 										wird.
                              Bezeichnet man \left(\frac{\frakfamily{B}}{H}\right)=\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,\left(\frac{R}{H}\right) als „Anstrengungsgrad“ der Heizfläche, kann
                                 										gesagt werden:
                              Anstrengungsgrad und Wirkungsgrad der Heizfläche stehen zu einander im Gegensatz;
                                 										eine Vergrösserung des einen bedingt eine Verkleinerung des anderen.
                              Andererseits wird natürlich von der erzeugten Wärme um so mehr aufgenommen
                                 										werden, je grösser die sich bietende Heizfläche ist. Die vorige Gleichung
                                 										enthält diese Thatsache bereits in dem reziproken Wert \frac{R}{H}; je grösser
                                 											H, um so kleiner \left(\frac{\frakfamily{B}}{H}\right), um so grösser
                                 										wieder ηh.
                                 
                                 										Fasst man diese beiden Einflüsse zusammen, so ergibt sich:
                              Der Wirkungsgrad der Heizfläche ηh ist um so grösser, je kleiner der
                                 										Anstrengungsgrad ηh, d.h. je kleiner die Forcierungsziffer
                                 										\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) und je grösser das Verhältnis der Heizfläche zur Rostfläche
                                 										\frac{H}{R}.
                              Unmittelbar mit der Grösse \frac{\frakfamily{B}}{H} hängt die spezifische Leistung \frac{N}{H}=a\,\sqrt{n}
                                 										zusammen, welche doch nur ebenfalls eine Anstrengung darstellt, und über deren
                                 										Beziehung zu ηh genau dasselbe gilt wie für \frac{\frakfamily{B}}{H}, um so mehr, wenn man ohne
                                 										weiteres N als transformiertes
                                 											\frakfamily{B} ansieht. Also:
                              Je mehr \frac{N}{H}, um so niedriger ηh. Noch besser ist dies zu erkennen,
                                 										wenn man \frac{N}{H} durch die rechte Seite a√n ersetzt, so dass nun ηh von der Tourenzahl abhängig
                                 										ist: je grösser n, um so kleiner ηh! Wie
                                 										oben.
                              Eine andere etwas abgekürzte Art der Beweisführung für diesen Satz wäre folgende:
                                 										Mit n wächst \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right), daher auch \left(\frac{\frakfamily{B}}{H}\right).
                                 										Der schärfere Zug verursacht aber eine grössere Durchflussgeschwindigkeit der
                                 										Gase in den Siederöhren, so dass zur Wärmeabgabe geringere Zeit vorhanden ist.
                                 										Dem entsprechend hat man eine schlechtere Wärmeausnutzung, was an der höheren
                                 										Endtemperatur der Gase beim Verlassen der Rauchkammer sich bemerklich macht.
                              
                              Für den Schnellbetrieb von spezieller Wichtigkeit ist daher die Gleichung
                                 										\frac{\frakfamily{B}}{H}=\left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right)\,\left(\frac{R}{H}\right). Sie enthält wieder, wie so viele andere Beziehungen, einen
                                 										Widerspruch zwischen kommerziellem und ökonomischem Wirkungsgrad, d.h. zwischen
                                 										Leistung und Verbrauch.
                              Die Steigerung von \left(\frac{\frakfamily{B}}{R}\right) ist der erreichbaren Leistung wegen geboten, aber
                                 										mit Erniedrigung von ηh verknüpft.
                              Die Verminderung von \left(\frac{H}{R}\right) ist der Beschränkung der toten Last wegen, d.h.
                                 										zur Hebung des kommerziellen Wirkungsgrades, geboten, aber wieder mit
                                 										Erniedrigung des ηh verbunden.
                              Was ist da zu thun? Es bleibt nur der Ausweg, einen so unbequemen Faktor wie ηh gar
                                 										nicht zu berücksichtigen, sondern unentwegt nur auf die absolute Grösse der
                                 										Leistung zu sehen, und wenn es auch mit immer höheren Kosten, mit immer
                                 										geringerer Rentabilität geschieht. Ein Charakteristikum der Dampflokomotive!
                              Sollte für ηh eine empirische Formel aufgestellt werden, so müsste dieselbe die
                                 										Form haben:
                              
                                 \eta_h=x\,\left(\frac{H}{R}\right)\,\left(\frac{R}{\frakfamily{B}}\right)=x\,\left(\frac{H}{R}\left)\,\frac{b+R}{a\,n},
                                 
                              wo x noch zu bestimmen wäre,
                                 										eine bei der grossen Zahl von Zufälligkeiten und dem Mangel an
                                 										Versuchsergebnissen ziemlich heikle Aufgabe.
                              Besser ist die zwar umständliche, aber einwandsfreie theoretische Berechnung von
                                 											ηh, wie
                                 										sie die Hütte unter „Dampfkessel“
                                 										zusammenstellt und zwar in zwei Arten, von denen eine immerhin noch
                                 
                                 										verhältnismässig einfach zu betrachten ist:
                              Der Wirkungsgrad der Heizfläche ist das Verhältnis der in das Wasser thatsächlich
                                 										übergehenden Wärme zu der auf dem Roste erzeugten, und setzt sich deshalb
                                 										zusammen aus der Summe der Verhältnisse der durch Strahlung und der durch
                                 										Leitung in die Heizfläche übergegangenen zu der Gesamtwärme.
                              Ist σ das Strahlungsverhältnis, so ist 1 – σ der zur Leitung verfügbare Teil, von dem eine
                                 										gewisse Wärmemenge beim Durchgang durch die Siederöhren wirklich abgegeben wird,
                                 										indem die Verbrennungstemperatur T'' auf dem Rost
                                 										in die Abgangstemperatur T in der Rauchkammer
                                 										übergeht. Es ist daher
                              
                                 \frac{T'-T}{T'+273}
                                 
                              der Wirkungsgrad der Wärmeleitung, somit
                              
                                 (1-\sigma)\,\frac{T'-T}{T'+273}
                                 
                              der durch Leitung aufgenommene Betrag und
                              
                                 \eta_h=\sigma+(1-\sigma)\,\frac{T'-T}{T'+273}
                                 
                              das gesamte Güteverhältnis.
                              Dabei müssen die Temperaturen T'' und T berechnet werden. Es sei
                              w der absolute Heizeffekt des
                                 										Brennstoffs (Kal./kg),
                              k der
                                 											„Wärmedurchgangskoeffizient“, d.h. der Wärmedurchgang in Kal. pro
                                 										Stunde und Quadratmeter für 1° Temperaturdifferenz zwischen Feuer und
                                 										Wasser,
                              cp die spezifische Wärme der Gase bei
                                 										konstantem Druck,
                              L die thatsächliche Luftmenge pro
                                 										Kilogramm Brennstoff,
                              \frakfamily{B} die stündliche gesamte
                                 										Brennstoffmenge (kg),
                              H die innere Heizfläche (qm),
                              t die Temperatur des Wassers im
                                 										Kessel,
                              wobei im besonderen k = 30
                                 											Kal./qm-Std., cp = 0,24, σ
                                 										= 0,25, so ist
                              
                                 T'=\eta_f\,\frac{(1-\sigma)}{(1+L)}\,\frac{\frakfamily{w}}{c_p}
                                 
                              Verbrennungstemperatur auf dem Roste,
                              
                                 T=t+{(T'-t)_e}^{-\frac{H}{\Theta}}
                                 
                              Abgangstemperatur in der Rauchkammer, wobei
                              
                                 \Theta=\frakfamily{B}\,(1+L)\,\frac{c_p}{k}
                                 
                              den Wärmedurchgangsverlust stündlich, und
                              e = 2,71828...
                              die Basis der natürlichen Logarithmen bedeutet.
                              Die Anwendung dieser Formeln sei an einem Beispiel gezeigt, im übrigen aber auf
                                 										die Tabelle der Rauchkammertemperaturen in der Hütte verwiesen. Es sei
                              ηf = 0,8, w
                                 										= 7500, L = 15,
                              so wird
                              
                                 T'=0,8\,\frac{1-0,25}{1+15}\,\cdot\,\frac{7500}{0,24}=0,8\,\cdot\,\frac{0,75}{16}\,\cdot\,31200=1170^{\circ}
                                 
                              auf dem Rost. Ferner sei
                              t = 190°, H = 120 qm, \frakfamily{B}=1250,
                              so wird
                              
                                 \Theta=1250\,(1+15)\,\frac{0,24}{30}=125\,\cdot\,16\,\cdot\,0,08=160,
                                 
                              so dass
                              
                                 T=190+(1170-190)\,2,71828^{-\frac{120}{160}}
                                 
                              
                                 =190+\frac{980}{2,71828^{\frac{120}{160}}}
                                 
                              
                                 =190+\frac{980}{2,12}=190+462=652^{\circ}
                                 
                              in der Rauchkammer, somit
                              
                                 \eta_h=0,25+(1-0,25)\,\frac{1170-652}{1170-273}
                                 
                              
                                 =0,25+0,75\,\cdot\,\frac{518}{1170}=0,25+0,27
                                 
                              also
                              ηh = 0,52.
                              Die Zunahme von ηh mit wachsendem H, sowie fallendem
                                 
                                 
                                 											\frakfamily{B} zeigt sich sehr deutlich durch die
                                 										Stellung dieser Grössen im Zähler und Nenner des Exponenten von e.
                              Was oben hinsichtlich des „Anstrengungsgrades“ allgemein festgestellt
                                 										wurde, hat seine Bestätigung erhalten und lässt sich in der scharfen Form
                                 										ausdrücken:
                              Güterzuglokomotiven sind im ökonomischen Vorteil gegenüber Schnellzuglokomotiven,
                                 										und zwar einerseits wegen ihrer verhältnismässig grösseren Heizfläche,
                                 										andererseits wegen ihrer geringeren Tourenzahl (\frac{\frakfamily{B}}{H} kleiner, ηh
                                 										grösser).
                              Schnellzuglokomotiven mit grösseren Triebrädern sind im ökonomischen Vorteil
                                 										gegenüber solchen mit niederen wegen ihrer geringeren Tourenzahl; die
                                 										Sparsamkeit der englischen Lokomotiven mit ungekuppelter Triebachse und sehr
                                 										hohen Triebrädern ist jedenfalls nicht nur auf den verminderten Eigenwiderstand,
                                 
                                 										sondern auch auf den weniger forcierten Betrieb zurückzuführen.
                              Der Lokomotivbau ist infolgedessen gezwungen, mannigfache Kompromisse
                                 										abzuschliessen, zwischen den praktischen Grössen von η (mit dem Brennstoffverbrauch), w1 (mit der Wirtschaftlichkeit der Zagförderung)
                                 										und w2 (mit der
                                 										Grösse der Anlage bezw. der möglichen Geschwindigkeit zusammenhängend) die beste
                                 										Wahl zu treffen, was heutzutage auch in einer nach allen Seiten hin
                                 										befriedigenden Weise geschieht, so lang nicht die kommerziellen Vorteile die
                                 										ökonomischen überwiegen; in diesem Fall haben stets die letzteren
                                 										zurückzutreten.
                              ηh wird
                                 										übrigens seine Veränderlichkeit noch in folgendem in anderer Weise geltend
                                 										machen, wo es sich um die erzielte Verdampfung handelt; diese muss von denselben
                                 										Umständen beeinflusst werden, wie ηh selbst.
                              Da somit bei höheren Geschwindigkeiten der Faktor ηh in der Hauptgleichung
                                 										fällt, so muss das Produkt N langsamer steigen als
                                 										der Kohlenverbrauch, woraus folgt:
                              Eine Vergrösserung der Leistung bedingt eine Erhöhung des Kohlenverbrauchs für
                                 
                                 										die Leistungseinheit, so dass grössere Geschwindigkeiten teurer sind als
                                 										kleinere. Die Schnellzuglokomotive wird somit um so unrentabler, je mehr von ihr
                                 										verlangt wird, und zwar sowohl in finanzieller wie in kommerzieller
                                 										Hinsicht.
                              Ist endlich Ni berechnet, so bestimmt sich die sogen. „Nutzleistung“ der
                                 										Maschine (am Triebradumfang) zu
                              Ne = ηm
                                 										Ni,
                              
                              wo ηm der maschinelle Wirkungsgrad ist. Die
                                 											Hütte gibt dafür unter
                                 											„Lokomotivmaschine“ eine Tabelle, welche dieses ηm in
                                 										Abhängigkeit von der Füllung setzt. Die Berechtigung dafür ist augenscheinlich:
                                 										je grösser die Füllung und je geringer die Tourenzahl, um so gleichmässiger der
                                 										Druck im Gestänge. Auffallend ist nur, dass die Tabelle die Zahl der gekuppelten
                                 										Achsen nicht besonders berücksichtigt, mit welcher doch die Reibung bedeutend
                                 										wächst; dass ferner die Verflachung des Druckes nicht durch die Verstärkung
                                 										desselben mit zunehmender Füllung ausgeglichen ist. Ferner ist zu beachten, dass
                                 										das Verbundsystem ebenfalls eine Verflachung des mittleren Druckes in jedem
                                 										Cylinder bewirkt, dass also auch bei diesem, wenn keine Vermehrung des
                                 
                                 										Triebwerks damit verknüpft ist, ηm höher sein muss. Ganz ausser acht
                                 
                                 										gelassen ist daher auch der sicher sehr günstige mechanische Wirkungsgrad
                                 										ungekuppelter Lokomotiven. Die Tabelle gibt, jedenfalls nur für sehr groben,
                                 										häufig fehlerhaften Voranschlag:
                              
                                 
                                    
                                    Schnellzug-lokomotive
                                    Personen-zuglokom.
                                    Güterzug-lokomotive
                                    Gebirgs-lokomotive
                                    
                                 
                                    Füllungsgrad ε
                                    0,2
                                        0,3
                                        0,4
                                    0,5
                                    
                                 
                                    Druckverhältnis \frac{p_i}{p}
                                    0,5
                                        0,6
                                        0,7
                                    0,8
                                    
                                 
                                    Wirkungsgrad ηm
                                    0,7
                                        0,73
                                        0,76
                                    0,8
                                    
                                 
                              Die Tabelle scheint sehr alten Ursprungs zu sein; heutzutage sind die
                                 										Unterschiede der Bauarten, die hier aufgezählt sind, verschwunden. Unter welche
                                 										Abteilung würde z.B. die ⅗ gek. Schnellzuglokomotive der Gotthardbahn fallen?
                                 										Von jeder Kategorie besitzt sie eine Eigenschaft.
                              Der Gesamtwirkungsgrad η des Lokomotivorganismus,
                                 										der „wirtschaftliche Wirkungsgrad“ setzt sich nun zusammen:
                              η = ηfηhα
                                 										. ηc . ηm;
                              im günstigsten Fall sei
                              ηf = 0,9; ηh = 0,75; α = 0,6; ηc = 0,21; ηm = 0,75,
                              somit
                              η= 0,9 . 0,75 . 0,6 . 0,21 . 0,75
                                 										= 0,064; \frac{\eta}{\eta_m}=0,084.
                              Im besten Fall gibt also eine Lokomotive 8,4 % bezw. nur 6,4 % (!) der aufgewendeten Kohlenenergie als indizierte bezw.
                                 											„Nutzleistung“ wieder ab, meistens aber noch ziemlich viel
                                 										weniger.
                              Von w
                                 										Kal./kg erhält
                                 										man nur ηw
                                 										. 424 als Arbeit; 1 kg Kohle, welches theoretisch bei w = 7500 Kal. eine Arbeit von 424 . 7500 = 3180000 mkg entwickeln
                                 										könnte, gibt bei Verwendung in einer Lokomotive nur 204000 mkg (rund den 16.
                                 										Teil) ab.
                              Verbrennt bei ziemlich scharfem Betrieb (entsprechend einer stündlichen
                                 										Kohlenmenge von 1800 kg) 1 kg in 2 Sekunden (im ganzen), so ist die daraus
                                 										folgende Leistung im besten Fall:
                              
                                 N=0,5\,\cdot\,204000\,\cdot\,\frac{1}{75}=1360\mbox{ PS}_{\mbox{e}}.
                                 
                              Als äusserst mögliche Leistung einer Dampflokomotive der Gegenwart würde für
                                 											\frakfamily{B}=2400 kg stündlich und bester Wirkung,
                                 										sowie normaler Bauart, sich ergeben
                              N = 1800 PSe.
                              Für gewöhnlich wird die Leistung stets unter dieser Grenze bleiben, so dass die
                                 										Zahl 1800 PSe gegenwärtig die Möglichkeit des
                                 										Dampfbetriebes nach oben abschneidet.
                              Der schon oft aufgetretene „kommerzielle“ Wirkungsgrad muss hier ebenfalls
                                 										noch erwähnt werden.
                              Bei der Dampflokomotive ist es, wenn einmal glücklich 6,4 % der
                                 										Kohlenenergie höchstens auf die Schienen gelangen, nicht einmal möglich, diese
                                 										6,4 zur Beförderung von Nutzlast zu verwenden; der Krafterzeuger und sein
                                 										Vorratwagen, d.h. Maschine und Tender, laufen eben mit und verbrauchen noch
                                 										einen Teil der Energie für sich zur Ueberwindung des äusseren Widerstandes. Da
                                 										Kraftweg und Lastweg in der Zeiteinheit hierbei gleich gross sind, so fallen sie
                                 										bei der Beurteilung weg. Bezeichnet man das ganze Zuggewicht mit G, das Gewicht von Maschine und Tender mit M, so ist als „Nutzlast“ im weiteren Sinn
                                 										das Zuggewicht hinter dem Tender Q = G – M zu betrachten;
                                 										denn um das Gewicht der zur Beförderung der Reisenden und der Fracht dienenden
                                 										Wägen kommt auch der elektrische Betrieb nicht herum; nur läuft bei diesem das
                                 										Gewicht M nicht mit, so dass dieser Aufwand an
                                 										Kraft wegfällt.
                              Als „kommerzieller Wirkungsgrad“ (η') ist
                                 										daher nach Wegfall der Geschwindigkeiten das Verhältnis der Nutzlast zur
                                 
                                 										Gesamtlast zu bezeichnen; somit, weil
                              
                                 \frac{Q}{G}=\frac{G-M}{G}=1-\frac{M}{G},
                                 
                              wird
                              
                                 \eta'=1-\frac{M}{G}.
                                 
                              In algebraischer Form etwas Selbstverständliches; je kleiner M (M wird aber nur im
                                 										elektrischen Betrieb = 0) oder je grösser G, um so
                                 										grösser η' (G kann
                                 										aber nicht ∞ werden). Es muss also \frac{M}{G} möglichst klein sein, eine
                                 										Forderung, die nicht im Schnellbetrieb, sondern nur im Kraftbetrieb zu erfüllen
                                 										ist, eine bekannte Ueberlegenheit der Güterzuglokomotive einerseits und des
                                 										elektrischen Fernwagens mit äusserer Stromzufuhr andererseits über die
                                 										Schnellzuglokomotive; die Formel verlangt Zugkraft an Stelle von
                                 										Geschwindigkeit.
                              Setzt man das Verhältnis der Nutzlast zur toten Last \frac{Q}{M}=m, so wird
                              
                                 \eta'=\frac{m}{m+1}.
                                 
                              Ist der Zug hinter dem Tender m = 3 mal so schwer
                                 										als die Lokomotive, so ist \eta'=\frac{3}{3+1}=0,75.
                              Im Schnellzug ist m = 4 (höchstens, meistens nur m = 2 bis 3), somit η'
                                 										= 0,8; so dass
                              ηη' = 0,064 . 0,8 =
                                 										0,051
                              im besten Fall für die Beförderung der Nutzlast gilt.
                              Vergleichung mit dem elektrischen Betrieb. Es sei
                                 										der Wirkungsgrad der Feuerung ηf = 0,9; der Heizfläche ηh = 0,8;
                                 										der thermische ηc = 0,29 (bei Kondensation); der kalorische α = 0,8; der mechanische ηm = 0,8; der elektrische (der Dynamo)
                                 											ηd =
                                 										0,9; der Leitung ηl = 0,85; des Transformators ηt = 0,97;
                                 										des Motors η0 =
                                 										0,9; der kommerzielle η' = 1, so wird der
                                 										gesamte
                              η = ηf . ηh . ηc . α . ηm . ηd . ηl . ηt . η0 .
                                 											η'
                              = 0,9 . 0,8 . 0,29 . 0,8 . 0,8 . 0,9 . 0,85 . 0,97 . 0,9 .
                                 										1,
                              somit
                              η = 0,089.
                              Die 9 % des elektrischen Betriebes sind immer noch viel höher als die 5 % des
                                 										Dampfbetriebs, wenn auch bei ersterem gesagt werden muss: es ist nicht alles
                                 										Gold, was glänzt.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)