| Titel: | Ableitung eines zweifach statisch unbestimmten Bogenträgers aus einem dreifach statisch unbestimmten Bogenträger. | 
| Autor: | G. Ramisch | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 725 | 
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                        Ableitung eines zweifach statisch unbestimmten
                           								Bogenträgers aus einem dreifach statisch unbestimmten Bogenträger.
                        Von Prof. G. Ramisch,
                           								Breslau.
                        Ableitung eines zweifach statisch unbestimmten Bogenträgers aus
                           								einem dreifach statisch unbestimmten.
                        
                     
                        
                           I.
                           Der S. 534 d. Bd. untersuchte Stabzug ist dreifach statisch unbestimmt. Für die
                              									statisch unbestimmten Kräfte X und Y und das statisch unbestimmte Kräftepaar vom Moment
                              										M1, welche
                              									veranlassen, dass einerseits neben dem Punkte B auch
                              									der Punkt A festliegt und andererseits der in A eingeklemmte Stab neben dem in B eingeklemmten Stabe seine Richtung nicht ändert,
                              									erhielten wir, wenn wir der Kürze wegen
                           \int\limits_A^BM\ .\ d\sigma=U . . . . . .
                              									1)
                           \int\limits_A^BM\ .\ y\ .\ d\sigma=V . . . . . .
                              									2)
                           und
                           \int\limits_A^BM\ .\ x\ .\ d\sigma=W . . . . . .
                              									3)
                           setzen, die Worte:
                           X=-\frac{V}{T_x} . . . . . . 4)
                           Y=+\frac{W}{T_y} . . . . . . 5)
                           und
                           M_1=\frac{U}{\sigma} . . . . . . 6)
                           Man vergleiche die Formeln mit den auf S. 534 und 535 unter 18, 19 und 20
                              									angegebenen.
                           Hierbei ist der Schwerpunkt 8 des Stabzuges als
                              									gemeinschaftlicher Angriffspunkt der Kräfte X und Y zu nehmen.
                           Diese Formeln gelten offenbar auch dann, wenn anstatt des Stabzuges ein Bogen
                              									genommen wird, denn letzterer kann ja als ein Stabzug mit unendlich vielen und
                              									unendlich kleinen Seiten angesehen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 725
                              Fig. 1.
                              
                           Die Bestimmungen von U, V, W, Tx und Ty beziehen sich bekanntlich auf ein rechtwinkliges
                              									Koordinatenkreuz, dessen Achsen X0 und Y0 sind, S zum
                              									Koordinatenanfangspunkt haben und wofür
                           
                              \int\limits_A^Bx\ .\ y\ .\ d\sigma=0
                              
                           ist. Die Y0-Achse
                              									möge in Fig. 1 den Bogen in J0 treffen, wobei J0
                              									der Schwerpunkt des geschnittenen Querschnittes vom
                                 										Bogen ist. Man nehme jetzt J0 zum Anfangspunkt eines anderen rechtwinkligen
                              									Koordinatenkreuzes an, welches dieselbe J0-Achse hat, die neue X0-Achse muss demnach zu der X0-Achse parallel sein.
                              									Wir nennen die Koordinaten irgend eines Bogenquerschnittschwerpunktes C in Bezug auf das neue Koordinatenkreuz y' und x, so ist, wenn y der Abstand des Punktes C von der X0-Achse ist und J0S mit e
                              									bezeichnet wird
                           
                              y'+y=e.
                              
                           Es ergibt sich dann:
                           
                              V=\int\limits_A^BM\ .\ y\ .\ d\sigma=\int\limits_A^BM\,(e-y')\ .\
                                 										d\sigma
                              
                           aus der Gleichung 2. Hieraus folgt:
                           
                              V=e\int\limits_A^BM\ .\ d\sigma-\int\limits_A^BM\ .\  y'\ .\
                                 										d\sigma,
                              
                           oder auch mit Rücksicht auf die Gleichung 1:
                           V=e\ .\ U-\int\limits_A^BM\ .\ y'd\sigma . . . .
                              									. 7)
                           Ferner ist:
                           
                              T_x=\int\limits_A^By^2\ .\ d\sigma=\int\limits_A^B(e-y')^2\ .\
                                 										d\sigma,
                              
                           d.h.
                           
                              T_x=e^2\ .\ \sigma+\int\limits_A^By'^2\ .\
                                 										d\sigma-2\,e\int\limits_A^By'd\sigma
                              
                           Hierin ist \int\limits_A^By'd\sigma=c\sigma, so dass wir auch
                              									haben, wenn wir noch der Kürze wegen
                           \int\limits_A^By'^2\ .\ d\sigma=(T)_x . . . . .
                              									. 8)
                           setzen:
                           
                              T_x=(T)_x–c^2\ .\ \sigma.
                              
                           Es entsteht nunmehr aus der Gleichung 4:
                           X=-\frac{e\ .\ U-\int\limits_A^BM\ .\ y'\ .\
                                 										d\sigma}{(T)_x-c^2\ .\ \sigma} . . . . . . 9)
                           Wir stellen jetzt die Bedingung, dass die Kraft X die
                              									X°-Achse zur Kraftlinie haben soll. Unter diesen Umständen muss
                           
                              M_1=X\ .\ e
                              
                           sein. Aus den Gleichungen 6 und 9 ergibt sich:
                           
                              \frac{U}{\sigma}=-\frac{e^2\ .\ U}{(T)_x-e^2\ .\
                                 										\sigma}+e\,\frac{\int\limits_A^BM\ .\ y'd\sigma}{(T)_x-e^2\sigma}
                              
                           oder auch:
                           
                              U\ .\ (T)_x=e\ .\ \sigma\int\limits_A^BM\ .\ y'\ .\ d\sigma.
                              
                           
                           Wir erhalten daher weiter aus der Gleichung 9:
                           
                              X=-\frac{eU-\int\limits_A^BMy'd\sigma}{(T)_x-\frac{e\ .\ U\ .\
                                 										(T)_x}{\int\limits_A^BM\ .\ y'd\sigma}},
                              
                           woraus nach einer kleinen Umformung entsteht:
                           X=\frac{\int\limits_A^BM\ .\ y'd\sigma}{(T)_x} .
                              
                              									. . . . . . 10)
                           Man kann J0 zum
                              									Angriffspunkt der Kraft Y statt dem Punkte S nehmen, ohne dass ein neues Kräftepaar zum Vorschein
                              									kommt. Da die oben gefundene Kraft X in der X°-Achse wirkt, so kann auch J0 zum Angriffspunkt dieser Kraft genommen
                              									werden. Es geht daher die Mittelkraft von X und Y durch den Punkt J0 und nebenbei ist kein Kräftepaar wirksam.
                              									Praktisch lässt sich dies dadurch bewirken, dass man im Punkte J0 ein Gelenk anbringt,
                              										so dass wir es nunmehr mit einem zweifach statisch
                                 										unbestimmten Bogenträger zu thun haben.
                           Haben wir es also mit einem Bogenträger zu thun, welcher bei A und B eingespannt ist, und welcher bei J0 ein Gelenk enthält,
                              									so dass für eine durch J0 gehende Schwerachse und eine dazu senkrecht stehende Achse
                           
                              \int\limits_A^B x\ .\ y'd\,\sigma=0
                              
                           ist, so werden durch irgend welche Belastung zwei senkrecht zu
                              									einander stehende in diesen Achsen wirkende Kräfte, welche also J0 zum Angriffspunkt
                              									haben, hervorgebracht, welche
                           
                              Y=\frac{\int\limits_A^B\,\cdot\,x\,\cdot\,d\,\sigma}{T_y}
                              
                           bezw.
                           
                              X=\frac{\int\limits_A^B M\,\cdot\,y'd\,\sigma}{(T)_x}
                              
                           sind. Die Zähler davon sind abhängig von der äusseren
                              									Belastung, die Nenner sind aber unabhängig davon; denn sie bedeuten Trägheitsmomente
                              									der Verbindungslinie der Querschnittsschwerpunkte des Bogenträgers in Bezug auf die
                              										X°- und Y0-Achse.
                           Weiter sehen wir, dass die Kraft Y unabhängig vom
                              									Gelenke ist, denn sie ändert den Wert nicht, wenn das Gelenk nicht vorhanden
                              										istHierauf hat schon
                                    												Müller-Breslau in der Abhandlung: „Elastizitätstheorie der Tonnengewölbe“
                                    											in der Zeitschrift für Bauwesen, 1881,
                                    											aufmerksam gemacht..
                           
                        
                           II.
                           Die Kräfte X und Y lassen
                              									sich auch folgenderrnassen unabhängig von der bisherigen Untersuchung ganz elementar
                              									finden.
                           Der bei A und B
                              									eingespannte Bogenträger, welcher bei J0 ein Gelenk enthält, sei nur mit P belastet. Löst man das Gelenk bei J0, so entstehen zwei
                              									Bögen, welche bei A bezw. B eingespannt sind, im übrigen aber ein freies Ende J0 je haben.
                           Jeder dieser Bögen ist daher statisch bestimmt. Man bringe aber in J0 an jeden Bogen die
                              									Kräfte X und Y bezw. X1 und Y1 an, welche die
                              									Beseitigung des Gelenkes ersetzen, und zu diesem Zwecke gewissen, später zu
                              									bestimmenden Bedingungen Folge leisten sollen. Zunächst muss
                           
                              X=X_1
                              
                           und dann
                           
                              Y=Y_1
                              
                           sein.
                           Es sei C1 ein beliebiger
                              									Querschnittsschwerpunkt des Bogens, J0B sind seine
                              									Entfernungen von X1 und
                              										Y1 bezw. y1 und x1 so ist das
                              									Biegungsmoment dafür:
                           
                              M=-M_0+X_1y_1+Y_1x_1.
                              
                           Hierbei ist M0 das
                              									Moment von P; hat also C1 von P die Entfernung p, so ist M0 = P . p. Für alle
                              									Punkte zwischen J0 und
                              									dem Schnittpunkte der Kraft P mit dem Bogen ist daher
                              										M0 = 0. Bezeichnet
                              
                              									man mit E den Elastizitätsmodul, mit J das Trägheitsmoment und mit ds das Bogenelement bei C1 so ist bekanntlich
                              										M=EJ\,\cdot\,\frac{d\gamma}{ds}. Darin ist noch dγ der unendlich kleine Winkel, mit welchem sich der
                              									Bogenteil J0C1 um C1 infolge der
                              									Belastung dreht, wenn der Bogen nur bei C1 elastisch ist. Wir haben daher:
                           
                              E\,\cdot\,J\,\frac{d\gamma}{ds}=-M_0+X_1y_1+Y_1x_1=0
                              
                           Hieraus folgt, wenn man \frac{ds}{E\,\cdot\,J}\,\cdot\,J_c=d\sigma
                              									setzt, wobei Jc ein
                              									beliebiges, aber konstantes Trägheitsmoment ist:
                           J_c\,\cdot\,d\gamma=-M_0\,\cdot\,d\sigma+X_1y_1d\sigma+Y_1x_1d\sigma
                              									. . . 1)
                           Bezeichnet man die Strecke C1J0 mit r, so legt dabei der Punkt J0 den Weg r .
                                 										dγ zurück, welchen man in Komponenten parallel zu X1 und Y1 zerlege. Diese Komponenten sind bezüglich:
                           d\sigma_x=y_1\,\cdot\,d\sigma und
                              										d\sigma_y=x_1\,\cdot\,d\sigma.
                           Diese Gleichung bilde man für alle Schwerpunkte des Bogens von J0 bis B und erhält, wenn man sämtliche dσx und
                              									sämtliche dσy
                              									addiert und
                           
                              \int\limits_{J_0}^Bd\sigma_x=\sigma_x
                              
                           und
                           
                              \int\limits_{J_0}^Bd\sigma_y=\sigma_y
                              
                           setzt:
                           J_c\,\cdot \,\sigma_x=-\int\limits_{J_0}^BM_0\,\cdot\,y_1d\sigma+X_1\int\limits_{J_0}^B{y_1}^2\,\cdot\,d\sigma+Y_1\int\limits_{J_0}^Bx_1y_1d\sigma
                              									2)
                           J\ .\
                                 										\sigma_y=-\int\limits_{J_0}^BM_0x_1\,\cdot\,d\sigma+X_1\int\limits_{J_0}^Bx_1y_1d\sigma+Y_1\int\limits_{J_0}^B{x_1}^2\,\cdot\,d\sigma
                              									3)
                           Auf gleiche Weise findet man die Komponenten des Weges von J0, welche dieser Punkt infolge der
                              									Elastizität des Bogens AJ0 zurücklegt. Nennen wir σx' und σy' die Komponenten, so ist:
                           J_c\,\cdot\,{\sigma_x}'=X\int\limits_{J_0}^Ay'^2\,\cdot\,d\sigma+Y\int\limits_{J_0}^Axy'd\sigma
                              									. . 4)
                           und
                           J_c\,\cdot\,{\sigma_y}'=X\int\limits_{J_0}^Axy'd\sigma+Y\int\limits_{J_0}^Ax^2\,\cdot\,d\sigma
                              									. . 5)
                           Das negative Integral von vorhin fällt beiderseits fort, weil ja der Bogenteil AJ0 von keiner
                              									gegebenen Belastung beansprucht wird. In den letzten Gleichungen muss man X = X1 und Y = Y1 setzen. Die Kräfte
                              										X1 und Y1 haben nun die
                              									Bedingung zu erfüllen, dass
                           
                              \sigma_x+{\sigma_x}' =0
                              
                           und
                           
                              \sigma_y+{\sigma_y}' =0
                              
                           sind; denn dann ist ein Gelenk bei J0 möglich.
                           Wir erhalten deshalb:
                           
                              -\int\limits_{J_0}^BM_0y\,\cdot\,d\sigma+X_1\int\limits_A^By^2\,\cdot\,d\sigma+Y_1\int\limits_A^Bxyd\sigma=0.
                              
                           und
                           
                              -\int\limits_{J_0}^BM_0xd\sigma+X_1\int\limits_A^Bxy\,\cdot\,d\sigma+Y_1\int\limits_A^Bx^2\,\cdot\,d\sigma=0.
                              
                           Hierbei ist, wie vorher:
                           
                              \int\limits_A^Bx^2\,\cdot\,d\sigma=T_y
                              
                           und
                           
                              \int\limits_A^By^2\,\cdot\,d\sigma=(T)_x.
                              
                           Sind nun die X°- und Y0-Achse so gewählt, dass dafür
                           
                              \int\limits_A^Bxyd\sigma=0
                              
                           
                           ist, so ergibt sich:
                           
                              X_1=\frac{\int\limits_{J_0}^BM_0\,\cdot\,y\,\cdot\,d\sigma}{(T)_x}
                              
                           und
                           
                              Y_1=\frac{\int\limits_{J_0}^BM_0\,\cdot\,x\,\cdot\,d\sigma}{T_y}.
                              
                           Die Werte sind genau so, wie vorhin, es reichen die Grenzen der Integrale in den
                              									Zählern aber nur zwischen J0 und B, weil der rechte Teil des
                              									Bogenträgers allein belastet ist.
                           Bilden wir auch \int\limits^A_{J_0}d\gamma und
                              										\int\limits^B_{J_0}d\gamma und setzen dieselben γ' und γ, so erhält man
                              									aus der Gleichung 1 dieses Abschnittes:
                           
                              J_c\,\cdot\,\gamma=-\int\limits_{J_0}^BM_0d\sigma+X_1\int\limits_{J_0}^By_1d\sigma+Y_1\int\limits_{J_0}^Bx_1\,\cdot\,d\sigma
                              
                           und
                           
                              J_c\,\cdot\,\gamma'=X_1\int\limits_{J_0}^Ay'd\sigma+Y_1\int\limits_{J_0}^Ax\,\cdot\,d\sigma.
                              
                           Es ist nun γ + γ' der
                              									Winkel, um welchen sich die Bogenteile AJ0 und BJ0 bei J0 infolge der Belastung gegenseitig verändern. Wir
                              									nennen y0 diesen
                              
                              
                              
                              
                              									Winkel. Ist die Y0-Achse noch eine Schwerachse, so ist:
                           
                              \int\limits_A^By\ .\ d\sigma=\sigma\ .\ e,
                              
                           wobei
                           
                              \sigma=\int\limits_A^B\frac{J_0}{E\ .\ J}\ \cdot\ ds
                              
                           ist. Ferner ist:
                           
                              \int\limits_A^Bx\ .\ d\sigma=0
                              
                           Also ergibt sich:
                           J_c\,\cdot\,\gamma_0=-\int\limits_A^BM_0\,\cdot\,d\sigma+X_1\,\cdot\,\sigma\,\cdot\,e
                              									. . . . . 6)
                           Wie wir sehen, ist dieser Winkel unabhängig von der Kraft Y1.
                           Setzt man die Werte von X1 und Y1 in
                              									die Gleichungen 2, 3 und 6 ein, so kann man einerseits den wirklichen Weg durch
                              									Zusammensetzung der Komponenten σx und σy, welchen der Punkt J0 zurücklegt, und andererseits den Winkel
                              										γ0, um welchen sich
                              									das Gelenk bei J0
                              									infolge der Belastung dreht, ermitteln. Der Winkel y0 ist dabei mit dem Bogenmasse zu bestimmen. Setzt
                              									man die Kräfte X1 und
                              										Y1 zusammen, so
                              									erhält man den Kämpferdruck Wa für das Auflager A, und die Kräfte X1 und Y1 mit
                              										P zusammengesetzt ergeben den Kämpferdruck Wb für das
                              									Auflager B. Beide Kämpferdrucke gehen im allgemeinen
                              										nicht durch A bezw.
                              										B. Gingen sie aber durch A und B hindurch, so genügten anstatt der
                              
                              									Einspannung in diesen Punkten einfache Gelenke und wir hätten es dann mit einem
                              									statisch bestimmten Systeme zu thun.
                           
                        
                           III.
                           Obige Untersuchung geschah unter der Vernachlässigung der Längenveränderungen, welche
                              									von den Kräften senkrecht zu den Bogenquerschnitten hervorgebracht werden; da sie
                              
                              									einen geringen Einfluss für die Grössen von X1 und Y1 haben, so ist die Vernachlässigung gerechtfertigt.
                              									Es soll für eine Anwendung vorausgesetzt sein, dass überall sowohl E als auch J = Jc konstant sein
                              									sollen. Es ergibt sich dann:
                           
                              d\sigma=\frac{ds}{E}.
                              
                           Ferner soll der Bogen überall sehr schwach gekrümmt sein, so dass man unbedenklich
                              										ds = dx setzen kann, und dann
                           
                              d\sigma=\frac{dx}{E}
                              
                           ist. Wir haben hierdurch:
                           
                              (T)_x=\int\limits_A^By'^2\,\cdot\,\frac{dx}{E}
                              
                           und
                           
                              T_y=\int\limits_A^B\frac{x^2\,\cdot\,dx}{E}.
                              
                           Weiter ist:
                           
                              Y_1=\frac{\int\limits_{J_0}^BMx\,\cdot\,dx}{\int\limits_A^By'^2\,\cdot\,dx}
                              
                           und
                           
                              X_1=\frac{\int\limits_{J_0}^BMy'\,\cdot\,dx}{\int\limits_A^Bx^2\,\cdot\,dx}
                              
                           Setzt man in Fig. 2 die Strecke
                              										AB=l, also AY_0=BY_0=\frac{1}{2}, so
                              									ist:
                           
                              \int\limits_A^Bx^2\,\cdot\,dx=2\int\limits_0^{\frac{1}{2}}x^2\,\cdot\,dx=2\,\cdot\,\frac{1}{3}\,(\frac{l}{2})^3=\frac{l^3}{12}.
                              
                           Die Momentenfläche ist ein rechtwinkliges Dreieck GBH
                              									mit den Seiten a und Pa,
                              									wenn a der Abstand des Punktes B von P ist. Wie wir sehen, ist
                              										\int\limits^B_{J_0}Mx\,\cdot\,dx nichts anderes, als das
                              									statische Moment des Dreiecks GBH in Bezug auf die Y0-Achse als
                              									Momentenachse. Dieses Integral ist demnach gleich:
                           
                              \frac{1}{2}\,\cdot\,a\,\cdot\,Pa\,\cdot\,\left(\frac{l}{2}-\frac{a}{3}\right)=\frac{1}{12}\,Pa^2\,(3\,l-2\,a).
                              
                           Es entsteht daher:
                           Y_1=\frac{Pa^2\,(3\,l-2\,a)}{l^3} . . . . I)
                           Unter der Bedingung also, dass man ds = dx setzen darf,
                              									ist diese Kraft unabhängig von der Form des
                              									symmetrischen Bogens.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 727
                              Fig. 2.
                              
                           Wir gehen jetzt zur Bestimmung von X1 über und setzen dabei voraus, dass die Form des
                              									Bogens ein schwach gekrümmter Kreisbogen von der Höhe h
                              									und dem Radius r ist.
                           Es ist zunächst
                           
                              \left(\frac{l}{2}\right)^2=h\,(2\,r-h)
                              
                           und dann:
                           
                              x^2=y'\,(2\,r-y').
                              
                           Wir dürfen in den Klammern h und y' gegen 2 r vernachlässigen und erhalten
                              										\frac{l^2}{4}=2\,r\,h und x^2=2\,r\ .\ y'.
                              									Deshalb ist:
                           
                              y'=4\,h\,\frac{x^2}{l^2}.
                              
                           Es ergibt sich nunmehr:
                           
                              \int\limits_A^By'^2\,\cdot\,dx=2\int\limits_0^{\frac{l}{2}}\left(4\,h\cdot\frac{x^2}{l^2}\right)^2\cdot
                                 										dx
                              
                           
                              =2\cdot\frac{16\,h^2}{l^4}\cdot\frac{\left(\frac{l}{2}\right)^5}{5}=\frac{h^2\,\cdot\,l}{5}.
                              
                           Dann ist:
                           
                              \int\limits_{J_0}^BMy'\,\cdot\,dx=\int\limits_0^{\frac{l}{2}}M\,\cdot\,4\,h\cdot\frac{x^2}{l^2}\cdot
                                 										dx=\frac{4\,h}{l^2}\int\limits_0^{\frac{l}{2}}x^2\,\cdot\,dx\,\cdot\,M.
                              
                           
                           Dieses Integral ist das Trägheitsmoment des Dreiecks GBH in Bezug auf die Y0-Achse. Das Trägheitsmoment dieses Dreiecks in
                              									Bezug auf eine zur Y0-Achse parallele Schwerachse ist bekanntlich:
                           
                              J_1=\frac{1}{36}\,Pa^4
                              
                           und in Bezug auf die Y0-Achse selbst:
                           
                              J_1+Pa\cdot\frac{a}{2}\cdot\left(\frac{l}{2}-\frac{a}{3}\right)^2=\frac{1}{36}\,Pa^4+\frac{Pa^2}{2}\,\left(\frac{l}{2}-\frac{a}{3}\right)^2.
                              
                           Wir erhalten deswegen:
                           
                              \frac{4\,h}{l^2}\int\limits_0^{\frac{l}{2}}M_0x^2dx=h\cdot\frac{Pa^2}{6\,l^2}\,(2\,a^2+3\,l^2-4\,al).
                              
                           Also ist:
                           X_1=\frac{5}{6}\cdot\frac{Pa^2}{hl^3}\,(2\,a^2+3\,l^2-4\,al)
                              									. . . II)
                           Ferner ist:
                           
                              \int\limits_{J_0}^BM_0d\sigma=\frac{1}{E}\cdot\int\limits_0^{\frac{l}{2}}M_0\,\cdot\,dx.
                              
                           Dieses Integral ist gleich dem Inhalte des Dreiecks
                              
                              										GBH=\frac{1}{2}\,Pa^2. Dann ist
                              										\sigma\,\cdot\,c=\frac{1}{E}\cdot se, worin
                              										c=r\left(1-\frac{l}{s}\right) ist. Wir erhalten deshalb:
                           
                              s\ .\ e=\frac{1}{E}\,(s-l)\ .\ r.
                              
                           Aus der Gleichung 6 des zweiten Abschnittes erhält man nun:
                           
                              E\,\cdot\,J_0\,\cdot\,\gamma_0=\frac{1}{2}\,Pa^2\left(\frac{5}{3}\cdot\frac{2\,a^2+3\,l^2-4\,al}{hl^3}\cdot
                                 										r\cdot [s-l]-1\right).
                              
                           Auf gleiche Weise findet man aus den Gleichungen 2 und 3 des zweiten Abschnittes σx und σy, doch müssen
                              									vorher die zwischen die Grenzen J0 und B reichenden
                              									Integrale auf ähnliche Weise wie die bisherigen bestimmt werden.
                           Zu gleichem Ergebnis gelangt auf anderen Wegen Müller-Breslau in dem Buche: Die neueren Methoden der
                                 										Festigkeitslehre u.s.w., S. 143 bis 148. Hier ist auch angegeben, wie man
                              									die Kämpferdruckumhüllungskurve mittels der Kämpferdrucklinie zeichnen kann, deren
                              									hohe Bedeutung für die Theorie der gefährlichsten Belastung bekannt ist. Für die
                              									Konstruktion der Kämpferdrucklinie befindet sich eine Tabelle zur Bestimmung der
                              									Ordinaten gegebener Abscissen.