| Titel: | Elektrische Regulatoren für Dampfmaschinen. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 745 | 
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                        Elektrische Regulatoren für
                           								Dampfmaschinen.
                        Von Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Fortsetzung und Schluss von S. 373 d.
                           
                           
                           								Bd.)
                        Elektrische Regulatoren für Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Eine Abänderung an dem auf S. 376 d. Bd. besprochenen Regulator von Willems zeigt Fig. 15.
                              									Die Stange des Kolbensp1 und diejenige des Schiebers p liegen nicht
                              									mehr in derselben Achse, sondern es sind diese Stangen parallel zu einander angeordnet und
                              									mit einem gemeinschaftlichen Hebel x gelenkig
                              									verbunden. Derselbe trägt eine Rolle, die sich auf einen seitlichen Ansatz am
                              									Eisenkern b des Elektromagneten stützt. Man erhält
                              
                              									damit eine Art Differentialbewegung des Kolbenschiebers, welche beliebige
                              									Einstellungen des Dampfeinlassorgans gestattet. Diese Differentialbewegung wendet
                              										Willems auch in Fällen an, wo mehrere
                              									Dampfmaschinen zur gemeinsamen Stromerzeugung in einer grösseren elektrischen
                              									Zentrale aufgestellt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 746
                              Fig. 15.Regulator von Willans.
                              
                           Jede Maschine wird dann von einem hydroelektrischen Regulator
                              									beeinflusst, dessen Bauart sich von dem vorbesprochenen nur dadurch unterscheidet,
                              									dass, wie Fig. 16 erkennen lässt, die Stange d des Kolbenschiebers inmitten einer die Eisenkerne a1b1 zweier Solenoide
                              									miteinander verbindenden horizontalen Stange c
                              									aufgehängt ist. Das eine der Solenoide (a) wird von
                              									einem von den Klemmschrauben der Dynamo abgenommenen Zweigstrom umflossen, so dass
                              									die Stellung seines mittels Feder a2 aufgehängten Eisenkerns a1 von der jeweiligen elektrischen
                              									Spannung abhängig ist. Das andere Solenoid (b) dagegen
                              									ist in eine von einer der Klemmschrauben der Dynamo nach dem Hauptstrom führende
                              									Leitung eingeschaltet. Die Stellung des zugehörigen, mittels Feder b2 aufgehängten
                              									Eisenkerns hängt in diesem Falle von dem durch diese Dynamo gelieferten Teilbetrage
                              									der gesamten Arbeit ab. Für gewöhnlich bewirkt das Solenoid a die Geschwindigkeitsregelung des Motors allein. Das andere Solenoid b ist fast stets ausser Thätigkeit; es wird sogar durch
                              									eine die Spannung der Feder b2 ausgleichende Vorrichtung b0 am unteren Teile des Eisenkerns festgelegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 746
                              Fig. 16.Hydroelektrischer Regulator von Willans.
                              
                           Erreicht aber die Arbeit der Dynamo diejenige Grenze, die
                              									zweckmässig von ihr nicht überschritten werden darf, so bewegt sich der Eisenkern
                              										b1 abwärts und
                              									verhütet damit jede weitere Beschleunigung des Motors, ohne dass die Spannung
                              									anden Klemmschrauben der Dynamo die durch das Solenoid a1 festgesetzte Grenze erreicht.
                           Der hydraulische Kolbenschieber lässt sich wohl auch durch einen kleinen Elektromotor
                              									ersetzen, der das Einlassorgan mittels einer in einer festen Mutter beweglichen
                              									Schraubenspindel bethätigt. Die Stange d (Fig. 16) trägt dann ein Metallstück, welches bei
                              									seiner Auf- oder Abwärtsbewegung mit Kontakten zusammentrifft, die eine Drehbewegung
                              									des Elektromotors in dem einen oder anderen Sinne ermöglichen.
                           Willans, Hartnell und Crompton haben versucht, die Wirkung eines gewöhnlichen
                              									Zentrifugalkraftregulators mit derjenigen eines elektrischen Regulators zu
                              									vereinigen.
                           Der Zentrifugalregulator i (Fig. 17) ist mittels des Schwinghebels i0 mit einem Hebel l
                              
                              									gelenkig verbunden, dessen unteres gegabeltes Ende p
                              									über den Zapfen einer mit der Spindel m des
                              									Einlassorgans unveränderlich verbundenen Schiene greift. Es ist ferner die an der
                              									Gelenkverbindung von i0
                              									mit l – bei k –
                              									exzentrisch angreifende Stange b0 andererseits an einen den Eisenkern b des Solenoids a mit der
                              									Stange c verbindenden Schwinghebel t angeschlossen. Um die Reibungen des Kernes b bei seiner Bewegung zu verringern, ist derselbe
                              									mittels eines biegsamen Bandes l1 aufgehangen. Die Stange c führt gleichzeitig den Schieber des zur Verstellung des Einlassorgans
                              									dienenden Dampfcylinders d und denjenigen des zur
                              									Vernichtung der bei der Bewegung der Ventilspindel m
                              									auftretenden Stösse dienenden Wassercylinders g.
                              									Mittels des Apparates wird eine doppelte Differentialbewegung hervorgerufen:
                              									diejenige durch den Schwinghebel t und die durch das
                              									vom Schwinghebel i1,
                              									dem Hebel l und der exzentrischen Gelenkverbindung k gebildete System.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 746
                              Fig. 17.Zentrifugalregulator von Willans, Hartnell und Crompton.
                              
                           Es ist schwer einzusehen, welche Vorzüge dieser Regulator gegenüber den
                              									vorbesprochenen weit einfacheren indirekt wirkenden Willans-Regulatoren besitzen
                              									soll!
                           Der elektrische Regulator von Westinghouse besteht aus
                              									einer Drahtspule a (Fig.
                                 										18), in der ein mittels nachstellbarer Feder c aufgehängter Eisenkern b gleitet. Letzterer
                              									trägt eine Stange e, deren unteres Ende in Gestalt
                              									eines Schiebers ausgebildet ist. Dieser gestattet bei seiner Bewegung den Zutritt
                              									eines Dampfstrahls auf die eine oder andere Fläche des zur Steuerung des
                              									Einlassorgans dienenden, durch eine Feder im Gleichgewicht gehaltenen Kolbens g. Zufolge der geringen Abmessungen des Schiebers
                              									werden die Bewegungen des Kolbens g nahezu stossfrei
                              									ausfallen.
                           Westinghouse konstruierte auch einen elektrischen
                              									Regulator, in dem der Dampf durch einen Strahl Druckwasser ersetzt wird; zur Bildung
                              									des letzteren dient eine kleine rotierende Pumpe.
                           Neville suchte die Wirkung eines direkten elektrischen
                              									Regulators dadurch zu verbessern, dass er die Aenderungen der Kesselspannung zur
                              									Verstellung des Einlassorgans mitbenutzte. Er vereinigte mit anderen Worten einen
                              									Druckregulator mit einem solchen mit elektrischer Wirkung.
                           Fig. 19 zeigt die zu dem Zwecke getroffene
                              									Einrichtung. Der
                              									obere Teil des Apparates bildet den vorbesprochenen elektrischen Regulator von Richardson (s. S. 376 d. Bd.). Der die zwei Eisenkerne
                              										cd verbindende Steg c1d1 trägt unter Zwischenschaltung eines uni den Zapfen
                              										k drehbaren Hebels gh
                              									das Ventil v. Am Punkte l
                              									des genannten Hebels wirkt der unter Kesseldruck stehende Kolben eines kleinen
                              									Cylinders n, während die andere Fläche des Kolbens dem
                              									Drucke der Atmosphäre oder auch der Spannung des Dampfes im Schieberkasten
                              									ausgesetzt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 747
                              Fig. 18.Elektrischer Regulator von Westinghouse.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 747
                              Fig. 19.Druckregulator mit elektrischer Wirkung von Neville.
                              
                           Menges stellte sich im Jahre 1887 die Aufgabe, beim Ein-
                              									oder Ausschalten elektrischer Lampengruppen die Oeffnung des Dampfeinströmventils
                              									augenblicklich entsprechend verändern zu können. Diese Idee wurde im Jahre 1890 von
                              										Ledieu weiter vervollkommnet.
                           Wie Fig. 20 erkennen lässt, steht der
                              									Zentrifugalkraftregulator c durch einen Hebel d, eine zweiteilige vertikale Stange e und eine Kurbel f mit
                              									dem Einlassorgan in Verbindung.Der obere Teil der Stange e trägt einen Elektromagnet e1, der ein am unteren Teile befestigtes
                              									Eisenstück e2 anzieht.
                              									Dieser magnetischen Anziehung wirkt die Schraubenfeder e3 entgegen. Für gewöhnlich und so lange
                              									der den Elektromagnet umfliessende Strom konstant ist, wirkt der
                              									Zentrifugalregulator genau so, als wenn er mit dem Einlassorgan starr verbunden
                              									wäre. Letzteres wird in diesem Falle vom Regulator der jeweiligen Kesselspannung
                              									entsprechend eingestellt. Wird aber z.B. eine im Nebenschluss liegende Lampengruppe
                              									eingeschaltet, so fällt der Widerstand im Leitungsnetz; die einer gewissen
                              									Geschwindigkeit des Motors entsprechende Stromstärke steigt und der infolgedessen
                              									ebenfalls steigende Magnetismus des Elektromagneten zieht das Eisenstück e2 um einen weiteren
                              									Betrag an, womit auch der Durchgangsquerschnitt für den Arbeitsdampf eine
                              									Vergrösserung erfährt, ohne dass sich der Ausschlag der Regulatorkugeln hierbei
                              									ändert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 747
                              Fig. 20.Regulator von Ledieu.
                              
                           Der Motor wird zufolge der getroffenen Anordnung, unabhängig von dem jeweiligen
                              									elektrischen Kraft verbrauch, stets mit konstanter Geschwindigkeit arbeiten.