| Titel: | Das System der Telegraphie ohne Draht von Professor Dr. Ferdinand Braun in Strassburg. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 805 | 
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                        Das System der Telegraphie ohne Draht von
                           
                           
                           								Professor Dr. Ferdinand Braun in Strassburg.
                        (Schluss von S. 789 d. Bd.)
                        Das System der Telegraphie ohne Draht von Professor Dr. Ferdinand
                           								Braun in Strassburg.
                        
                     
                        
                           Wie schon einleitend erörtert wurde, beziehen sich die Schattenseiten des
                              									Marconi-Senders auf folgende vier Punkte: I. ist der Wirkung durch Vergrösserung des
                              									Potentiales bezw. der Funkenstrecke eine bestimmte und bald erreichte Grenze
                              									gesetzt; II. ist der Kapazität des Luftleiters, soll er ungeschlossen bleiben, eine
                              									bestimmte Grenze gesetzt und lässt sich eine Steigerung der Fernwirkung nur durch
                              									Erhöhung der Geberstange erreichen, deren Schwierigkeit bereits hervorgehoben wurde;
                              									III. bedingt die Ladung des Gebers mit hohem Potentiale eine vorzügliche Isolation
                              									desselben, weil sonst die Ladung sofort verschwindet und der Geber versagt; endlich
                              									IV. werden die Schwingungen durch die Funkenstrecke stark gedämpft, wodurch keine
                              
                              
                              
                              									oder nur sehr geringe Resonanz im Empfänger hervorgerufen und ein Abstimmen zwischen
                              									Geber und Empfänger sehr erschwert wird.
                           Wenn sich auch diese Nachteile, welche jeder Geberanordnung mit kleiner Kapazität und
                              									Funkenstrecke anhaften, einigermassen dadurch umgehen lassen, dass man den Geber aus
                              									grossen Kapazitäten speist, so lässt sich doch nur dann gründliche Abhilfe schaffen,
                              									wenn man den Sender als funkenlose Leitung ausbildet, indem man die Schwingungen in
                              									demselben auf elektrodynamischem Wege, d.h. durch Induktion, erregt.
                           Auf diesem Grundprinzipe ist nun der neue Sender von Braun aufgebaut, womit er gleichzeitig die Speisung des Senders durch
                              									Zuführung aus grossen Kapazitäten verbindet. Er sucht aber auch die Länge der
                              
                              									erzeugten Wellen zu vergrössern, indem er die Entladung von Leydener Flaschen zur
                              									Erzeugung der elektrischen Wellen ausnutzt, deren Frequenz eine viel geringere ist
                              									als die der von einem Hertz'schen Oscillator erzeugten.
                              									Der Vorteil längerer Wellen ist darin gelegen, dass sich dieselben leichter beugen
                              									und daher Hindernisse zu umgehen vermögen, welche kürzere Wellen nicht mehr
                              									bewältigen können.
                           Die Schwingungsdauer der Wellen, die bei der Entladung eines Kondensators bezw. einer
                              									Flasche auftreten, berechnet sich theoretisch nach der Formel
                              										t=2\,\pi\sqrt{lc}, wobei t die
                              									Schwingungsdauer, l die Selbstinduktion und c die Kapazität bedeutet. Es müsste sich sohin die
                              									Energie durch Erhöhung des Potentiales beliebig erhöhen lassen, wenn nicht bei einer
                              									gewissen Schlagweite die oscillatorische Entladung verschwinden würde und der Funke
                              									nach der Bezeichnung von Hertz nicht mehr aktiv
                              									ist.
                           Schaltet man aber p Flaschen parallel und ladet man
                              									dieselben auf das Potential v, so ist die Energie, wenn
                              										c die Kapazität einer einzelnen Flasche bedeutet,
                              										w=\frac{1}{2}\,pcv, d. i. p mal
                              									grösser als die einer einzigen Flasche, deren Schwingungsdauer wird aber im
                              									Verhältnis von p vergrössert.
                           Bei Serienschaltung dieser Flaschen bleibt sich die Schwingungsdauer zwar gleich,
                              									aber deren Energie, welche sich durch w=\frac{1}{2}\,\frac{cv}{p}
                              									ausdrückt, wird kleiner als dieeiner gleich hoch geladenen Einzelflasche. Es
                              									liesse sich dies durch Vergrösserung von v allerdings
                              									wieder einbringen, allein dasselbe lässt sich, um oscillatorische Entladungen zu
                              									erhalten, nicht nach Belieben steigern.
                           Durch die dem Erfinder patentierte, in Fig. 12
                              									dargestellte Kaskadenanordnung lässt sich nun die Energie dennoch vergrössern, ohne
                              									dass der oscillatorische Charakter der Entladung und deren Schwingungsdauer
                              									beeinflusst wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 805
                              Fig. 12.
                              
                           Die in Fig. 13 dargestellte Anordnung der
                              									Kondensatoren, bei welchen der eine Belag des Kondensators von dem anderen möglichst
                              									vollständig umschlossen ist, und bei welcher die Kapazität der Zuleitungsdrähte und
                              									Funkenkugeln gegenüber der Kapazität jedes einzelnen Kondensators verschwindet, hat
                              									sich hierbei am besten bewährt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 805
                              Fig. 13.
                              
                           Verbindet man nun die Belegungen, wie dies Fig. 13
                              									darstellt, abwechselnd miteinander und nimmt der erste Kondensator eine
                              									Elektrizitätsmenge + e auf, so wird eine genau gleiche
                              									Menge – e induziert, sich daher + e auf dem zweiten Kondensator ansammeln u.s.f., wodurch
                              
                              									sich alle Kondensatoren bezüglich der Ladung gleich sind und auch bei Zutreffen
                              									aller übrigen Bedingungen die genau gleichen Potentialdifferenzen aufweisen müssen.
                              									Beträgt sohin die Potentialdifferenz eines einzelnen Kondensators v, so müssen p Flaschen
                              									hintereinander geschaltet eine Potentialdifferenz von pv besitzen und deren Energie w=\frac{1}{2}\,pcv
                              									betragen, d.h. p mal grösser sein als die einer
                              									einzelnen Flasche. Die Schwingungsdauer wird hierdurch, weil sich jede Flasche in
                              									sich ausgleicht, keine Aenderung erfahren.
                           Mit Hilfe dieser Anordnung ist es daher möglich, durch beliebige Vermehrung der
                              									Flaschen die Energie nach Bedarf vergrössern zu können, ohne dass hierdurch die
                              									oscillatorische Wirkung der Funken nachteilig beeinflusst wird.
                           Die induktive Erregung des Senders wird durch die in Fig.
                                 										14 und 15 vorgeführten schematisch
                              									dargestellten Anordnungen erreicht. Die Schwingungen des Entladestromkreises werden
                              									hierbei durch eine Induktionsrolle bezw. durch einen Transformator auf den Sender
                              									übertragen und wird
                              									hierdurch erreicht, dass sowohl die Schwingungen des primären als auch des
                              									sekundären Stromkreises nur sehr schwach gedämpft werden und sich die Schwingungen
                              									so abgleichen lassen, dass die Schwingungsamplitude im Sender durch Resonanz
                              									bedeutend vergrössert werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 806
                              Fig. 14.
                              
                           Da die Schwingungen des Senders trotz ihrer hohen Potentiale, wie sich aus den
                              									Versuchen von Tesla erweist, physiologisch nahezu
                              									unwirksam sind, verschwindet auch die Gefahr einer körperlichen Schädigung und
                              
                              									stellen sich auch an die Isolation des Senders viel geringere Anforderungen, indem
                              									demselben elektrostatische Ladungen nicht zugeführt werden. Die Schwingungen im
                              									Primärkreise werden aber durch mangelhafte Isolierung des Senders überhaupt nicht
                              									beeinflusst, wodurch ein vollkommenes Versagen, wie dies beim Marconi'schen Sender vorzukommen pflegt, nahezu
                              									ausgeschlossen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 806
                              Fig. 15.
                              
                           Da die Vergrösserung der Resonanz eine günstigere Ausnutzung der Energie des
                              									Primärkreises ermöglicht, kann im Vergleiche mit anderen Sendern bei
                              									gleichbleibender Energie eine viel intensivere Wirkung erzielt werden.
                           Durch die geringe Dämpfung der Schwingungen sind auch die Grundbedingungen für eine
                              
                              									elektrische Abstimmung zwischen Sender und Empfänger gegeben und wird auch das
                              									Gebiet der verwendbaren Schwingungszahlen wesentlich erweitert, was speziell für die
                              									Zwecke der Abstimmung einen grösseren Spielraum gewährt.
                           Eine vermutete Schwierigkeit war, da die Länge der erzeugten Wellen bei diesem Sender
                              									eine grössere sein muss, als bei dem Sender von Marconi, dass der Kohärer auf diese Wellen nicht ansprechen werde. Die
                              									Voruntersuchungen ergaben jedoch ein äusserst günstiges Ergebnis.
                           Um bei dieser Gebermethode eine rationelle Ausnutzung der angewendeten Energie zu
                              									erreichen, ist es notwendig, dass möglichst alle magnetischen Kraftlinien des
                              									primären Kreises die sekundären Wickelungen umgreifen, was durch passende
                              									Dimensionierung der Spulen erreicht wird. Da jedoch das freie Geberende mitsamt der
                              									Spule, in welcher die Schwingungen erregt werden, sowie deren Umgebung, d. i. den
                              									Primärdrähten und den Kondensatoren, ein einziges schwingendes System bildet, wird
                              									dessen Amplitude für eine bestimmte Schwingungszahl des primären Kreises ihr Maximum
                              									erreichen, und ist auch, da die Dämpfung des Primärkreises bei den zur Verwendung
                              									gelangenden grossen Kapazitäten eine verhältnismässig kleine ist, die
                              									Resonanzbeziehung eine stark ausgesprochene. Um nun diese Resonanzwirkung voll
                              									auszunutzen, müssen die elektrischen Dimensionen für die verschiedenen Geberhöhen
                              									und Formen im vornhinein ermittelt werden, da erst bei Zusammenstimmung aller Teile
                              									die volle Fernwirkung und eine günstige Energieausnutzung zu erzielen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 806
                              Fig. 16.
                              
                           Die soeben besprochene einfachste Anordnung des Gebers kann in der verschiedensten
                              									Weise abgeändert werden. So lassen sich dem Sender Schwingungen
                              									bedeutendgrösserer Amplitude zuführen, wenn man, wie dies in Fig. 16 schematisch dargestellt ist, dieselbe
                              									Primärschwingung auf mehrere parallel geschaltete Erregerspulen induzierend
                              									einwirken lässt. Sind beispielsweise x gleiche
                              									Induktionsspulen parallel geschaltet, so verringert sich die ganze Selbstinduktion
                              
                              									auf den xten Teil. Um daher an der Schwingungszahl
                              									nichts zu ändern, braucht man nur die Kapazität auf das xfache zu erhöhen, wodurch die primäre und zugleich die sekundäre Energie,
                              									d. i. die des Senders, in nützlicher Weise auf das xfache erhöht wird.
                           Dieses Prinzip der induktiven Erregung findet dort, wo es sich um Erzeugung von
                              
                              									Schwingungen in einem Hertz'schen Plattenoscillator
                              									handelt, Anwendung. Auch hier ist, da Funken und Dämpfung, wie solche durch die
                              									elektrostatische Erregung bedingt sind, hinwegfallen, die Möglichkeit einer
                              									elektrischen Abstimmung gegeben. Die diesbezügliche Anordnung lässt sich aus Fig. 16 entnehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 806
                              Fig. 17.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 806
                              Fig. 18.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 806
                              Fig. 19.
                              
                           Es sind aber auch Anordnungen des Senders möglich, bei welchen derselbe direkt, also
                              									nicht mehr induktiv erregt wird, und bei welchen trotzdem den gestellten
                              									Anforderungen Rechnung getragen ist. Die Hauptformen, wie solche von Braun bereits im Jahre 1898 angegeben wurden,
                              									erscheinen in den Fig. 17 bis 19 wiedergegeben. Es handelt sich hierbei
                              									hauptsächlich darum, einen Schwingungskreis aus Kapazitäten von solcher Grösse
                              									herzustellen, als es sonst die gegebenen Bedingungen, in erster Reihe aber die durch
                              									den Sender bestimmte oder sonst gewünschte Schwingungszahl gestatten. Diese
                              									Schwingungen entladen sich in einen Schliessungsbogen, an welchen der Sender
                              									angelegt ist, wobei auch ein Punkt des Bogens an die Erde angelegt werden kann.
                           Die Wirkungsweise dieser Anordnungen erklärt sich nun folgendermassen: Bei der
                              									Entladung schwankt die elektrische Spannung auf allen Punkten des Schliessungsbogens
                              									periodisch hin und her, wobei die Amplitudendifferenz zwischen zwei Punkten, deren
                              									Verbindungsstück kapazitätslos ist, von dem Werte der zwischen ihnen gelegenen
                              									Selbstinduktion abhängt. Werden nun Wellen in den Sender entsendet, so werden
                              									dieselben am Ende desselben reflektiert und versetzen denselben in stehende
                              									Schwingungen, wenn deren Periode mit der Eigenschwingung des Senders übereinstimmt.
                              									Die hierbei ausgestrahlte Energie wird aus dem Schwingungskreise, wie aus einem
                              
                              									Reservoir, nachgeliefert. Da die Schwingungen aus einem solchen mit grossen
                              									Kapazitäten ausgerüsteten Kreise erfahrungsgemäss schwach gedämpft sind, ist auch
                              									hier der Anforderung schwach gedämpfter Senderschwingungen Rechnung getragen.
                           Wenn auch die Herstellung einer Erdverbindung nicht ausgeschlossen ist, ergibt sich
                              									zu Gunsten der erdlosen Schaltung, wie sie in Fig. 16
                              									vorgeführt wurde, der Vorteil, dass dieselbe auf benachbarte Telephonstationen nicht
                              									störend einwirkt.
                           Dass sich eine weitere Reihe von Kombinationen und Variationen dieser Sender
                              									ausgestalten lassen, ist selbstredend, wie denn auch Braun eine stattliche Anzahl derselben zur Veröffentlichung brachte. Auf
                              									deren Reproduktion wird jedoch, als mit dem eigentlichen Prinzipe nur in losem
                              									Zusammenhange stehend, verzichtet.
                           Um eine konstante Wirkung zu erzielen, ist es notwendig, dem Erregerstromkreise bezw.
                              									den in denselben eingeschalteten Kondensatoren oder Flaschen stets neue Energie zuzuführen
                              									oder dieselben zu laden, was durch eine beliebige Elektrizitätsquelle, zumeist durch
                              									einen Induktor oder einen Wechselstromtransformator erfolgt. Die Anordnung, welcher
                              									sich dermalen bei den Versuchen in Cuxhaven bedient wird, ist in den Fig. 20 und 21
                              									vorgeführt, wobei Fig. 20 die Sender- und Fig. 21 die Empfängeranordnung darstellt. In denselben
                              									ist die Stromquelle mit s, die Funkenstrecke mit f, die Flaschenbatterien mit b, die Primärwickelung des Transformators für die Wellenströme mit p1, die
                              									Sekundärwickelung mit p, die Senderstange mit g und die Auffangstange des Empfängers mit a, der Kohärer mit k, das
                              									Empfangsrelais mit r und die in den Lokalstromkreis
                              									geschaltete Batterie mit x bezeichnet. Wie sich aus den
                              									Darstellungen ergibt, ist sowohl der Sender als der Empfänger nicht geerdet, sondern
                              									vielmehr in der Form eines Hertz'schen
                              									Plattenoscillators ausgebildet, wobei die Sender- bezw. Auffangstange den einen
                              									Flügel und eine Blechtafel q von etwa 2 qm und einer
                              									Kapazität von 0,0004 Mf. den zweiten Flügel bildet. Die Uebertragung der
                              									einlangenden Wellen auf den eigentlichen Empfänger oder Kohärer erfolgt, ähnlich wie
                              									dies bereits Lodge vorher in Vorschlag gebracht hat,
                              									gleichfalls durch induktive Uebertragung und stellt der Kohärerstromkreis
                              									gleichfalls einen vollkommenen Plattenoscillator, jedoch ohne Funkenstrecke dar. Die
                              									Blechflügel q q1q2 dieser Oscillatoren
                              									sind vollkommen isoliert aufgehängt. Auffang- und Senderstange sind je 40 m hoch,
                              									und entspricht dies genau 1/4 der entsendeten Wellenlängen. Hierdurch wird eine gute
                              									Resonanz zwischen Sender und Empfänger erzielt und die Wirkung dementsprechend
                              									vergrössert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 807
                              Fig. 20.
                              
                           Als Neuerung ist anzusehen, dass auch im Empfangsstromkreis Flaschenbatterien
                              									eingestellt sind. Für den Sender kommen etwa 64 Flaschen zur Verwendung. Der zur
                              									Verwendung gelangende Kohärer weicht in seiner Anordnung etwas von den sonst im
                              									Gebrauche stehenden ab. Derselbe ist in Fig. 22 zur
                              									Anschauung gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 807
                              Fig. 21.
                              
                           Auf die Hartgummihülse h sind zwei Metallfassungen
                              									aufgesetzt, in welche ein Muttergewinde zur Aufnahme der beiden Stahlschrauben s1 und s2 eingeschnitten ist.
                              									Eine dritte seitliche Stahlschraube s dient zum
                              									Festklemmen der Schraube s1 nach erfolgter Einstellung derselben. Als frittendes Pulver wird
                              									zertrümmerter Stahl, welcher sich nach den vorhergehenden Versuchen als das
                              									geeignetste Material für die in Rede stehenden Zwecke erwiesen haben soll,
                              									verwendet. Diese Anordnung ermöglicht eineäusserst genaue Einstellung des
                              									Kohärers auf jede gewünschte Empfindlichkeit. Die von dem Kohärer abgehenden Drähte
                              									stehen hierbei nicht direkt mit den beiden Kontaktschrauben in Verbindung, sondern
                              									werden indirekt, wie sich dies aus Fig. 23 ergibt,
                              									durch auf die Fassungen aufsitzende Klemmen mit denselben leitend verbunden. Dieser
                              									Kohärer bedarf ebenso wie alle Kohärer mit Metallpulver zur Entfrittung einer
                              									leichten Erschütterung, weshalb in den Morse-Stromkreis ein Klopfer in der
                              
                              									bekannten, aus Fig. 22 ersichtlichen Weise
                              									eingeschaltet wird. Der Morse-Apparat ist in Fig. 22
                              									mit Mo und der Klopfer mit Kl und die Lokalbatterie mit y
                              									bezeichnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 807
                              Fig. 22.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 807
                              Fig. 23.
                              
                           Es erübrigt, nachdem das Prinzip der neuen Anordnung im wesentlichen klargelegt
                              									erscheint, nur mehr noch, auch einige Daten über die praktische Seite dieser
                              									Neuerungen zu bringen. Trotzdem die Versuche noch nicht als abgeschlossen betrachtet
                              
                              									werden können, lassen die bisherigen Ergebnisse der Erprobung dieser Art von
                              									drahtloser Telegraphie Vielversprechendes für die Zukunft erhoffen.
                           Die Vorteile der induktiven Erregung und die hierdurch erzielte Verbesserung in der
                              									Ausnutzung der primären Energie lassen sich aus dem in nachstehender Tabelle
                              									durchgeführten Vergleiche mit dem Marconi-Sender am besten ersehen.
                           
                              
                                 Strom im Induktor
                                 Relative elektromagnetische Energie
                                 
                              
                                 Marconi-Schaltung
                                 Induktive Erregung
                                 
                              
                                      2   Ampère
                                   8
                                 26
                                 
                              
                                      2½    „
                                 10
                                 40
                                 
                              
                                      4       „
                                 10
                                 55
                                 
                              
                                      6       „
                                 10
                                 62
                                 
                              
                           Nach diesen Angaben zeigt sich, dass bereits die anfängliche Energie bei der
                              
                              									induktiven Erregung bedeutend grösser ist als bei der direkten Erregung, und dass
                              									dieselbe fortwährend ansteigt, während die dem Marconi-Sender zugeführte
                              									Schwingungsenergie bald ihre Grenze erreicht, und eine Vergrösserung der primären
                              									Energie über eine gewisse Grenze auf die Wirkung ohne Einfluss bleibt. In der
                              									zweiten Tabelle sind die Ergebnisse der Parallelversuche gegen die Marconi-Schaltung
                              									verzeichnet. Die Masthöhen waren hierbei 29 und 31 m. Alle mit der beschriebenen
                              									induktiven Erregung versendeten Zeichen kamen bei gut dimensionierten Apparaten an,
                              									während bei der Marconi-Schaltung von etwa 450 Zeichen kein einziges von der
                              									Beobachtungsstation beobachtet werden konnte, trotzdem die Energiezufuhr bis zur
                              									äusserst erreichbaren Grenze getrieben wurde und die übrigen Bedingungen strenge
                              									gleich gehalten wurden.
                           
                              
                                 
                                 ErreichteEntfernung(e)
                                 Masthöhen
                                 Produkt (p)derMasthöhen
                                 RelativeTragweite\frac{e}{p}\,10^3
                                 
                              
                                 km
                                 m
                                 m
                                 
                              
                                 Methodeder
                                    											induk-tivenLadung
                                 Silvana-Kugel-    bakeElbe
                                    											I-Kugel-    bakeHelgoland-Ku-    gelbake
                                 32,032,063,0
                                 15,030,031,0
                                 292929
                                 435870900
                                 743769
                                 
                              
                                 Marconi-Geber
                                 Borkum-Borkum-    FeuerschiffNordamerikan.    Kriegsmarine
                                 32,013,5
                                 40,013,5
                                 3839
                                 1520526
                                 2125
                                 
                              
                           Zu diesen Angaben sei nur noch erläuternd bemerkt, dass das Produkt der Masthöhen
                              									annähernd der erreichbaren Entfernung proportional sein soll.
                           Die diesem Vergleiche zu Grunde gelegte Regel für die Berechnung der
                              									Tragweite kann jedoch nur als eine annähernde bezeichnet werden. Es ist jedoch aus
                              									den angeführten Zahlen zweifellos zu ersehen, dass die Tragweite des Braun'schen Senders trotz eines unempfindlichen
                              									Empfängers diejenige des Senders von Marconi, für
                              									welchen ein empfindlicherer Empfänger zur Anwendung gelangte, um etwa das 2½fache
                              									übertrifft, was mit Rücksicht darauf, dass die Einrichtung sicher noch nicht auf dem
                              									Höhepunkte der Entwickelung angelangt ist, sicher einen bedeutenden Schritt nach
                              									vorwärts bedeutet.
                           Die Ausgangspunkte für die Weiterentwickelung und Erhöhung der Leistungsfähigkeit der
                              									Methode sind bereits gegeben, indem man die ausgestrahlte Energie dadurch steigern
                              									kann, dass man mehrere Primär- und ebenso die Sekundärspulen parallel schaltet und
                              									gleichzeitig die Kapazität der Kondensatoren erhöht. Auch lassen sich richtig
                              									dimensionierte Apparate in Reihe schalten und hierdurch die Spannungen ebenfalls
                              									erhöhen.
                           Durch die hierbei stattfindende Entladung von Kondensatoren in Induktionsspulen, die
                              									den Sender entweder direkt speisen oder ihre Energie auf den funkenlosen Sender
                              									induktiv übertragen, werden nicht nur sehr reine, schwach gedämpfte Schwingungen
                              									erzeugt, sondern es gelangen hierbei unzweifelhaft auch lange elektrische Wellen zur
                              									Ausstrahlung in den Raum. Hierdurch sind aber auch wieder alle Anhaltspunkte für
                              									eine abgestimmte Telegraphie gegeben. Da die Wellen den Empfänger längere Zeit
                              									hindurch anregen, wie schnell verlaufende Schwingungen, entstehen, wie sich
                              									experimentell nachweisen lässt, sehr scharf ausgesprochene Resonanzen. So leuchtet
                              									eine Geissler-Röhre in einem auf grössere Entfernung durch Maschenentladung erregten
                              									Kreise hell auf, sobald derselbe abgestimmt war. Es lässt sich nun darauf, wenn man
                              									die Masche durch einen Kohärer ersetzt, eine abgestimmte Telegraphie aufbauen,
                              									allein da sich eine derartige Einrichtung äusserst empfindlich gegen äussere
                              									Einflüsse erweist und auch der Resonanzbezirk noch nicht mit der nötigen Schärfe
                              									abgrenzen lässt, wurde die Lösung derAufgabe in anderer Weise durchzuführen
                              									gesucht. Die hierbei zur Anwendung gelangenden Mittel bestehen darin, abzustimmen
                              									und gleichzeitig die Empfänger Wirkung zu erhöhen. Sieht man davon ab, die Energie,
                              									die ein Empfänger aufnimmt, so gross als möglich zu machen, und wird die vom
                              									Empfänger angesammelte Energie als gegeben betrachtet, so muss das Bestreben dahin
                              									gehen, die einlangende Energie auf den empfangenden Apparat so zu konzentrieren,
                              									dass sie demselben möglichst ganz zu gute kommt. Dies lässt sich nun in ähnlicher
                              									Weise wie bei den Lichtwellen, deren Energie beispielsweise in den Sammellinsen
                              									konzentriert werden kann, erreichen. Durch diesbezügliche eingehende Versuche wurde
                              									nun nachgewiesen, dass die elektrische Energie, die den Empfänger passiert, auf den
                              									zwanzig- und mehrfachen Wert konzentriert werden kann. Die Empfangsapparate lassen
                              									sich nun auf eine gegebene Schwingung ausserordentlich scharf abstimmen und vermögen
                              									schon sehr geringe Aenderungen der Abstimmung die in den Empfangsapparaten
                              									konzentrierte Energie wesentlich herabzusetzen, so dass der Empfänger nicht mehr auf
                              
                              									dieselbe anzusprechen vermag. Damit ist auch das Problem der Multiplextelegraphie
                              									gelöst und können mehrere Depeschen, die von verschiedenen Wellenlängen herrühren,
                              									durch denselben Empfängerdraht den entsprechend abgestimmten Empfängern zugeführt
                              									und sohin auch gleichzeitig aufgenommen werden.
                           Wenn nun auch durch diese das eingehendste Studium und gründliche Kenntnis der
                              									Gesetze der Wellenbewegung bezeugenden Versuche noch nicht das Endziel erreicht ist,
                              									und mit Rücksicht auf die kurze Dauer der Versuche und die trotz allen
                              									Entgegenkommens der massgebenden Kreise sich entgegenstemmenden Hindernisse auch
                              									nicht erreicht werden konnte, so sind dieselben als eine bedeutende Etappe zur
                              									endlichen Erreichung des anzustrebenden Zieles einer allen billigen Anforderungen
                              									Rechnung tragenden drahtlosen Telegraphie zu bezeichnen, indem die Wege gebahnt
                              									sind, auf welchen sich die weiteren Forschungen zu bewegen haben werden.