| Titel: | Magnetelektrische Zündapparate für Explosionsmotoren. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 30 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Magnetelektrische Zündapparate für Explosionsmotoren.
                        Magnetelektrische Zündapparate für Explosionsmotoren.
                        
                     
                        
                           Die Versuche, für die Zündung des Gasgemisches bei Explosionsmotoren den
                              									elektrischen Funken zu benutzen, sind beinahe ebenso alt, als diese Motoren selbst.
                              									Anfangs entnahm man den zur Zündung erforderlichen Strom Elementen, doch konnte
                              									dieser wegen zu geringer Spannung nicht direkt zur Bildung eines Funkens für die
                              									Zündung verwendet werden. Man half sich deshalb damit, dass man die Spannung durch
                              									Induktionswirkung entsprechend steigerte, indem man den Strom durch geeignete
                              									Vorrichtungen unterbrechen liess und diese Stromstösse in die Primärwickelung einer
                              									grossen Induktionsspule schickte.
                           Die dadurch an den Klemmen der Sekundärspule auftretende Spannung genügt, um zwischen
                              									zwei isoliert in das Cylinderinnere eingeführte Spitzen, die sich in geringem
                              									Abstand gegenüberstehen, kleine Induktionsfunken überspringen zu lassen, welche dann
                              									die Explosion des Gasgemisches einleiten. Auf diese Art der Zündung soll jedoch hier
                              									nicht näher eingegangen werden, weil ihr verschiedene Mängel anhaften, die ihr
                              									Verwendungsgebiet mehr und mehr einschränken. Dagegen soll die zweite Art der
                              									elektrischen Zündung, bei welcher der erforderliche Strom auf mechanischem Wege
                              									erzeugt wird, eingehender behandelt werden, denn es hat sich diese Art der Zündung
                              
                              									sehr gut bewährt, sie kann seit ihrer Einführung wesentliche Fortschritte aufweisen,
                              									was von der Batteriezündung nicht gerade behauptet werden kann.
                           Zunächst möge auf den prinzipiellen Unterschied, der zwischen beiden Zündungsarten
                              									besteht, hingewiesen sein. Bei beiden wird der Zündfunke durch das Unterbrechen des
                              									Stroms erzeugt, und zwar wird jedesmal der Oeffnungsfunke benutzt. Wie schon oben
                              									bemerkt, konnte aber bei der Batteriezündung der Strom nicht direkt benutzt werden,
                              									sondern es musste durch die Induktionsspule die Spannung so gesteigert werden, dass
                              									beim Oeffnen des Primärstromkreises kleine Funken an den Enden der Sekundärwickelung
                              									auftraten.
                           Anders, wenn man die Erzeugung des Stroms durch maschinelle Einrichtungen bewirkt.
                              									Hier hat man es durch die Konstruktion des Stromerzeugers in der Hand, Spannung und
                              									Stromstärke so zu bemessen, dass durch die direkte Unterbrechung ein sehr kräftiger
                              									Funke entsteht. Während also im einen Falle die hohe Spannung nur kleine
                              									Induktionsfunken mit verhältnismassig geringer Wärmeentwickelung hervorbringt,
                              									entstehen im anderen Falle bei der direkten Unterbrechung durch die hohe Stromstärke
                              									sehr intensive Funken, mit bedeutender Licht- und Wärmeentwickelung, so dass dadurch
                              									auch noch Gemische mit Leichtigkeit entzündet werden, welche an explosiven Gasen
                              									verhältnismassig arm sind. Aus der Verschiedenheit der Funken bei den beiden
                              									elektrischen Zündsystemen erklärt sich auch der Umstand, dass ein Motor mit
                              									magnetelektrischer Zündung eine höhere Leistung gibt, als wenn er mit
                              									Batteriezündung versehen ist, denn es treten durch die kräftigen Funken des
                              									ersteren Systems viel schärfere Explosionen ein als durch die Induktionsfunken der
                              									Batteriezündung.
                           Was nun die Stromerzeuger selbst anbetrifft, so waren für deren Konstruktion
                              
                              									entsprechend dem eigenartigen Zweck verschiedene Gesichtspunkte massgebend, die
                              									vielleicht auf den ersten Blick nicht recht verständlich erscheinen. Es sei aber
                              									hier gleich darauf hingewiesen, dass an einen solchen Stromerzeuger auch wesentlich
                              									andere Anforderungen gestellt werden als an eine Dynamomaschine für Licht- oder
                              									Kraftabgabe. Vor allem kommt hier der grosse Unterschied in der Umdrehungszahl beim
                              									Ingangsetzen und während des Betriebs des Motors in Betracht. Dieser Umstand führt
                              									auch zu der eigentümlichen Konstruktion des Antriebs des Zündapparates bei
                              									stationären Motoren, bei welchen diese Apparate schon seit langer Zeit Anwendung
                              									finden. Dann aber mussten die Apparate möglichst einfach sein, insbesondere mussten
                              									solche Teile vermieden werden, welche sich sehr rasch abnutzen und sehr empfindlich
                              									gegen Staub, Oel u. dgl. sind. Deshalb war von vornherein die Verwendung von
                              									Kollektoren und Bürsten ausgeschlossen und damit gleichzeitig die Erzeugung von
                              									Gleichstrom. Dies hatte ohne weiteres zur Folge, dass auch von der elektrischen
                              									Erzeugung des magnetischen Feldes der Stromerzeuger abgesehen werden musste. Der
                              
                              									Verwendung von Elektromagneten für die Erregung stand auch der Umstand entgegen,
                              									dass der Ankerstromkreis das eine Mal vollständig kurz geschlossen ist, während er
                              									das andere Mal ganz offen ist. Es wäre also weder Hauptstrom noch
                              
                              									Nebenschlusswickelung angängig gewesen. Als einzige Möglichkeit blieb die Verwendung
                              									von Stahlmagneten übrig und diese sind es, welche bis heute ausschliesslich zu den
                              									Zündapparaten mit mechanischem Antrieb verwendet werden.
                           Um die Herstellung des Apparates möglichst einfach zu gestalten, wählte man die Form
                              
                              									der Siemens'schen magnetelektrischen Maschine mit dem
                              										⌶-Anker und man ist bis heute nicht von diesem Modell
                              									abgegangen.
                           Das Magnetsystem des Zündapparates besteht aus zwei bis vier kräftigen Stahlmagneten
                              										(Fig. 1) in Hufeisenform c, deren Pole mit seitlichen Polschuhen b
                              									versehen sind. Zwischen diesen ist der Anker a mit
                              									seiner Wickelung angeordnet. Bei der Drehung des Ankers in dem starken magnetischen
                              									Feld werden in seiner Wickelung d elektrische Ströme
                              									induziert, und zwar sind diese Ströme proportional der sekundlichen Aenderung der
                              									das Ankereisen durchfliessenden magnetischen Kraftlinien. Man wird also um so
                              									stärkere Ströme erhalten, je schneller man den Anker dreht bezw. je stärkere Magnete
                              									man verwendet. Die im Anker induzierte elektromotorische Kraft, welche diese Ströme
                              									hervorruft, ist am grössten, wenn die den Anker durchsetzenden Kraftlinien ihre
                              									Richtung wechseln, d.h. wenn durch den Anker überhaupt keine Kraftlinien gehen. Dies
                              									ist der Fall in der gezeichneten 
                              
                              									Stellung des Ankers. Je mehr er sich aus dieser Lage herausdreht, desto kleiner
                              									wird die elektromotorische Kraft, die Ströme nehmen entsprechend ab, um in der
                              									wagerechten Lage des Ankers, d.h. wenn alle Kraftlinien durch denselben gehen,
                              									überhaupt Null zu werden. Von da ab nehmen sie wieder zu, sie durchfliessen aber die
                              									Wickelung in umgekehrter Richtung und erreichen ein zweites Maximum, wenn der Anker
                              									senkrecht steht, also wenn er sich um 180° gedreht hat.
                           Bei einer vollen Umdrehung des Ankers erreicht der induzierte Strom also zweimal sein
                              									Maximum und zweimal wird er gleich Null.
                           Diese Eigenschaft der magnetelektrischen Zündapparate, dass sie Wechselstrom
                              									erzeugen, muss besonders bei der Unterbrechung beachtet werden, denn man erhält
                              									natürlich keine Funken, wenn man den Strom unterbricht, während er seine Richtung
                              									wechselt, d.h. während er gleich Null ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 31
                              Fig. 1.
                              
                           Der durch die Unterbrechung des Stroms entstehende Funken bezw. Lichtbogen ist um so
                              									grösser, je grösser die Stromstärke ist und je schneller die Unterbrechung erfolgt.
                              									Besonders ist die letztere Bedmngung sehr zu beachten.
                           Damit nun die Zündung im richtigen Augenblick erfolgt, muss der Zündapparat sowohl
                              									als auch die Unterbrecher Vorrichtung in entsprechender Weise mit dem Motor
                              									verbunden werden. Da die im Anker induzierten Ströme, wie oben angeführt, von seiner
                              
                              									Geschwindigkeit abhängen, so liegt es im Interesse einer gleichmässigen und
                              									zuverlässigen Funkengebung, dass diese Geschwindigkeit eine möglichst konstante ist.
                              									Diese Forderung kann bei normalem Betrieb des Motors leicht erfüllt werden, dagegen
                              									gestalten sich die Verhältnisse beim Inbetriebsetzen desselben recht ungünstig.
                           Die stationären Motoren müssen am Schwungrad angetrieben werden. Die dadurch
                              									erreichte Geschwindigkeit beträgt kaum ein Zehntel der normalen
                              									Betriebsgeschwindigkeit; es müsste also der Zündapparat, wenn er direkt vom Motor
                              									angetrieben würde, schon bei ein Zehntel seiner normalen Geschwindigkeit
                              									zündkräftige Funken geben. Diese Forderung ist aber bei allen mechanischen
                              									Stromerzeugern ohne eine besondere Regulierung nicht erfüllbar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 31
                              Fig. 2.
                              
                           Aus diesem Grunde sah man bei stationären Motoren von dem direkten rotierenden
                              									Antrieb der Zündapparate ab, man erteilte dem Anker die zur Erzeugung eines
                              									genügenden Stromes erforderliche Geschwindigkeit durch eine gespannte Feder, so dass
                              									diese Bewegung vollständig unabhängig von der Umdrehungszahl des Motors ist und der
                              									Motor nur das Spannen der Feder zu bewerkstelligen hat.
                           Die Einrichtung einer solchen Zündungsanordnung zeigt Fig.
                                 
                                 										2.
                           Auf der Steuerwelle a des Motors befindet sich ein
                              									Daumen o. dgl. b, der den auf der Achse des ⌶-Ankers sitzenden Winkelhebel c mitnimmt und ihn nach ungefähr 30° Ablenkung
                              									freigibt; während des Mitnehmens ist die am zweiten Schenkel des Winkelhebels
                              
                              									befestigte Federbüchse d gespannt worden, diese reisst
                              
                              									nun den freigegebenen Winkelhebel und mit diesem den Anker des Apparates lebhaft
                              									zurück und erzeugt dadurch in der Wickelung desselben einen Stromstoss, der
                              									vollständig unabhängig ist von der Geschwindigkeit, mit welcher der Daumen b den Winkelhebel c
                              									ablenkte.
                           Damit nun die Unterbrechung des Stromes im Augenblick der grössten Intensität des
                              									Stromstosses erfolgt, ist die Einrichtung so getroffen, dass die Unterbrechung von
                              									dem Winkelhebel c aus bethätigt wird.
                           Die Unterbrechungsvorrichtung selbst, der sogen. Zündflansch (Fig. 3), hat folgende Einrichtung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 31
                              Fig. 3.
                              
                           Durch den Flanschkörper ist der bewegliche Doppelhebel f
                              									geführt, dessen innerer Schenkel h durch Federkraft
                              									gegen den Stift i gezogen wird. Die Dichtung dieses
                              									Hebels nach aussen erfolgt durch den eingeschliffenen konischen Kopf desselben. Der
                              									Stift i ist durch Email, Speckstein, Porzellan, Glimmer
                              									o. dgl. gegen den Flansch isoliert und steht durch eine isolierte Leitung mit dem
                              									einen Pol des Zündapparates in Verbindung. Der andere Pol liegt an dem Apparatkörper
                              									selbst, so dass er durch den Motorkörper mit dem Zündhebel f in Verbindung steht. Der durch die Unterbrechung des Stromes entstehende
                              									Funken ist, wie wir vorn sahen, um so kräftiger, je schneller diese erfolgt; man
                              									reisst deshalb den Zündhebel h durch einen Schlag auf
                              									den äusseren Hebel g vom isolierten Zündstift ab und
                              									benutzt hierzu die Kraft des durch die Federbüchse zurückgerissenen Winkelhebels,
                              									indem man (Fig. 2) das Abschlagstängchen c mit dem Winkelhebel verbindet. Sobald nun der Anker
                              									des Apparates mit grösster Geschwindigkeit durch die vertikale (Zünd-) Stellung
                              									eilt, trifft das Stängchen e auf den Hebel g und reisst dadurch den Zündhebel h mit grösser Geschwindigkeit von dem Zündstift i ab, so dass die Unterbrechung im Augenblick grösster
                              									Induktion und (durch den vorherigen Kurzschluss bedingt) grösster Stromstärke
                              									erfolgt.
                           Dieses System der Zündung ist schon seit langer Zeit bei den stationären Motoren im
                              									Gebrauch und wird auch heute noch fast durchweg verwendet. Trotzdem treten bei einer
                              									derartigen Anordnung manche Uebelstände zu Tage, die grösstenteils in der
                              									Konstruktion des Apparates selbst liegen. Die Beanspruchung der Federn ist zumal bei
                              
                              									höheren Tourenzahlen eine sehr grosse, so dass Brüche derselben nicht selten
                              									vorkommen. Insbesondere kommen diese bei der Feder leicht vor, welche den Stoss der
                              									mit grösser Geschwindigkeit zurückschwingenden Massen des Ankers, Winkelhebels
                              									u.s.w. auszuhalten hat.
                           Eine weitere Schwierigkeit bietet die Stromabnahme vom oscillierenden Anker. Wie
                              									schon oben bemerkt, liegt das eine Ende der Ankerwickelung am Ankerkörper selbst,
                              									während das andere Ende an einem isoliert durch die hintere Achse geführten Bolzen
                              									liegt, gegen welchen durch Federdruck ein kleiner Bolzen des auf den Apparat
                              									isoliert aufgesetzten Stromabnehmers gepresst wird. Während diese letzte
                              									Stromüberleitung vom beweglichen Anker zum festen Stromabnehmer selten zu Störungen
                              									Veranlassung gibt, kommen solche verhältnismässig häufig bei der Ueberleitung des
                              									Stromes von der Achse des Ankers zu den Lagern des Apparates vor. Da die letzteren
                              									natürlich geschmiert werden müssen, so bildet sich leicht, besonders bei Verwendung
                              									eines dickflüssigen Oeles eine vollständig isolierende Oelschicht zwischen der
                              
                              									Ankerachse und den Lagern, welche zu Versagern Veranlassung gibt.
                           Als ein ganz wesentlicher Fortschritt war es deshalb 
                              									zu bezeichnen, als die Firma Robert Bosch in
                              									Stuttgart ihre patentierte Bosch-Zündung auf den Markt brachte. Bei dieser ist der
                              									Anker a (Fig. 4) mit
                              									seiner Wickelung im Apparat fest angeordnet, während die Aenderung der den Anker
                              									durchsetzenden Kraftlinien durch eine pendelnde Hülse erfolgt, die aus zwei radial
                              									angeordneten eisernen Cylindersegmenten bb besteht. In
                              									der wagerechten Stellung der Hülse ist die Anzahl der durch den Anker gehenden
                              									Kraftlinienzahl gleich Null, weil dieselben in dem Augenblick ihre Richtung
                              									wechseln, es ist also in dieser Stellung die in der Ankerwickelung induzierte
                              									elektromotorische Kraft ein Maximum, so dass die Unterbrechung in diesem Augenblick
                              									zu erfolgen hat. Diese Angabe ist allerdings nur theoretisch richtig, in
                              									Wirklichkeit dauert es eine Weile, bis die in neuer Richtung verlaufenden
                              									Kraftlinien die durch die Remanenz des Ankereisens bedingten entgegengesetzt
                              									gerichteten Kraftlinien überwunden haben. Die induzierte elektromotorische Kraft
                              									erreicht infolgedessen ihr Maximum später, so dass der intensivste Funke dann
                              									erhalten wird, wenn die Hülse schon einige Grade über die Mittelstellung
                              									hinausgeeilt ist (vgl. Fig. 4).
                           Bei dieser Zündung ist das Gewicht der im Apparat selbst schwingenden Teile etwa auf
                              									ein Fünftel reduziert, so dass die Federn, welche das Zurückreissen des beweglichen
                              									Systems bewirken, bedeutend geringer beansprucht werden, als bei den Apparaten mit
                              									schwingendem Anker. Auch genügt schon eine Ablenkung der Hülse um etwa 20°, um einen
                              									genügenden Stromstoss zu erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 32
                              Fig. 4.
                              
                           Ausserdem ist die Stromableitung eine vollständig sichere, weil kein Stromübergang
                              									von beweglichen Teilen zu festen Klemmen u.s.w. mehr stattfindet. Das eine Ende der
                              
                              									Wickelung führt an eine auf den Anker isoliert aufgesetzte Klemme c, während das am Ankerkörper liegende andere Ende
                              									durch die feste Verbindung zwischen Anker und Apparat mit diesem direkt in
                              									Verbindung steht. Es sind also bei der Bosch-Zündung die geschilderten Mängel
                              
                              									teilweise vollständig beseitigt, teilweise doch sehr reduziert.
                           Trotzdem bei den stationären Motoren der rotierende Antrieb der Zündapparate aus den
                              									schon angeführten Gründen nicht anwendbar war, so fehlte es doch nicht an Versuchen,
                              									rotierende Zündapparate zu bauen. Doch kamen diese Apparate nicht über die
                              									Versuchsperiode hinaus, da es an Erfahrungen über den Bau solcher Apparate fehlte,
                              									und die bisher verwandten Apparate sich für rotierenden Antrieb nicht bewährten.
                              									Auch das Magnetmaterial war für die rotierenden Apparate weniger brauchbar als für
                              									oscillierende.
                           Bisher war nur von der Zündung stationärer Motoren die Rede; das Verlangen nach einer
                              									zuverlässigen und einfachen Zündung machte sich aber erst recht geltend, als man zum
                              									Bau der schnelllaufenden Automobilmotoren überging. Bei diesen waren die
                              									Anforderungen wesentlich andere als bei stationären Motoren, man war also gezwungen,
                              									auch andere Konstruktionen für die Zündungsanordnung zu schaffen. Da die
                              									Automobilmotoren mit sehr hohen Umdrehungszahlen arbeiten, so müssen sie sich auch
                              									entsprechend leicht andrehen lassen. Man kann also beim Andrehen eine höhere
                              									Geschwindigkeit erreichen, so dass man schon bei direktem zwangsläufigem Antrieb der
                              									Zündapparate zündkräftige Funken erhält. Der einfachste Antrieb dieser Art wäre
                              									natürlich der rotierende gewesen. Da aber diese Apparate nach dem oben Gesagten
                              									nicht über das Versuchsstadium hinaus waren, so blieb es zunächst bei der
                              									Verwendung des oscillierenden Antriebs (Fig. 5).
                           Dieser erfolgt meist von einer auf der Steuerwelle des Motors sitzenden Kurbel aus,
                              									diese steht durch eine Kurbelstange mit einem auf der Achse des Apparates sitzenden
                              									Hebel in Verbindung und erteilt hierdurch der Hülse eine schwingende Bewegung. Bei
                              									diesem Antrieb machte sich die Ueberlegenheit der Bosch-Zündung recht geltend, denn
                              									es würde sich das Gewicht des Ankers mit Wickelung bei 1000 Schwingungen in der
                              									Minute recht unliebsam bemerkbar machen, während die Hülse ohne Anstand durch ein
                              									schwaches Gestänge bethätigt werden kann.
                           Durch Verwendung der zwangsläufig pendelnden Apparate war dann auch die Schwierigkeit
                              									behoben, welche den Apparaten mit Schnappvorrichtung eigen ist, dass der Apparat mit
                              									dem Zündflansch mechanisch verbunden werden musste. Die Unterbrechung konnte vom
                              
                              									Apparatantrieb getrennt werden (Fig. 5).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 32
                              Fig. 5.
                              
                           Man konnte nun den Apparat ohne Rücksicht auf die Lage des Zündflansches aufstellen.
                              									Die Unterbrechung selbst erfolgte meist von der Steuerwelle aus durch eine
                              									Nockenscheibe a, welche einen Hebel b ablenkt und
                              									abschnappen lässt, worauf dieser gegen den äusseren Hebel des Zündhebels c schlägt und dadurch die Unterbrechung bewirkt.
                              									Selbstverständlich muss der Antrieb so eingestellt sein, dass der Hebel b in dem Augenblick den Zündhebel abreisst, wo der im
                              									Anker induzierte Strom sein Maximum erreicht hat.
                           Es hat sich diese Zündungsanordnung bei Automobilmotoren recht gut bewährt,
                              									insbesondere eignet sie sich sehr gut für solche Motoren, bei denen die
                              									Geschwindigkeitsregulierung durch Veränderung des Zündzeitpunktes erfolgt.
                           Es tritt nämlich nicht nur bei der Unterbrechung des Stromes während des Durchganges
                              									der Hülse durch die Zündstellung ein kräftiger Funken auf, sondern auch vor und nach
                              									dieser Stellung ist die induzierte elektromotorische Kraft so gross, dass man
                              									ungefähr während eines Drehwinkels von etwa 30°, an der Antriebswelle des Apparates
                              									gemessen, genügende Funken erhält.
                           Da der Verwendung des rotierenden Antriebes bei den schnelllaufenden Automobilmotoren
                              									nur praktische Schwierigkeiten in der Ausführung der Apparate entgegenstanden, so
                              									wurde von Seiten der Konstrukteure derartiger Zündapparate alles aufgeboten, um
                              									diese Schwierigkeiten zu beheben. Nachdem man genügende Erfahrungen gesammelt und
                              									das Material in entsprechender Weise verbessert hatte, gelang es auch, rotierende
                              									Zündapparate in befriedigender Weise herzustellen. Da diese Apparate sich aus denen
                              									mit oscillierendem Antrieb entwickelten, so sind sie auch in der Ausführung ganz
                              
                              									gleich wie diese: zwischen den Polschuhen (Fig. 1)
                              									rotiert der die Wickelung tragende Anker, bei jeder Umdrehung erreicht die in der
                              									Wickelung erzeugte elektromotorische Kraft zweimal ein Maximum, zweimal wird sie
                              									Null. Die Stromabnahme erfolgt in gleicher Weise wie bei den gewöhnlichen
                              									oscillierenden Apparaten, nur ist hier die Stromweiterleitung vom Anker zu den
                              									Lagern noch leichter Störungen ausgesetzt, weil durch die Drehung des Ankers eine
                              									stärkere Schmierung der Lager erforderlich wurde. Ferner erwärmt sich der rotierende
                              									Anker infolge der Ummagnetisierungsarbeit ziemlich mehr als der schwingende, so dass
                              									die für die Isolation der Wickelung verwendeten Materialien, wie Paraffin u.s.w.,
                              									weich und herausgeschleudert werden. Dadurch wird die Wickelung lose 
                              									und es kommt öfters vor, dass einzelne Drähte ihre Lage ändern und so zu
                              									Kurzschlüssen u.s.w. innerhalb der Wickelung Veranlassung geben.
                           An der Unterbrechung wurde durch den rotierenden Antrieb des Ankers nichts geändert,
                              									die Verstellung des Zündzeitpunktes kann während eines Winkels von etwa 45°, an der
                              									Apparatachse gemessen, erfolgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 33
                              Fig. 6.
                              
                           Nachdem die Zündapparate mit rotierendem Anker nunmehr schon seit einigen Jahren
                              									Verwendung gefunden haben, kann man heute im grossen und ganzen sagen, dass dieser
                              									Antrieb die auf ihn gesetzten Hoffnungen nicht ganz erfüllt hat. Wenigstens geht die
                              
                              									Einführung dieser Apparate nur sehr langsam vor sich und es haben diejenigen Pinnen,
                              									welche rotierende Apparate verwandten, die unangenehme Erfahrung machen müssen, dass
                              									namentlich ein ungewöhnlich frühzeitiges Auslaufen der Lager auftrat. Dieses ist
                              									aber hervorgerufen durch den Umstand, dass der Strom von der Ankerachse in die Lager
                              									geht, wobei die entstehenden Funken die Lager ausbrennen.
                           Aus diesem Umstände und der bei Verwendung solcher rotierender Apparate notwendigen
                              									Anwendung von Stromabnehmern ist es erklärlich, dass die oscillierenden Apparate von
                              									vielen Firmen beibehalten wurden, trotzdem es für jeden Konstrukteur etwas
                              
                              									Bestechendes hat, anstatt der oscillierenden eine rotierende Bewegung verwenden zu
                              									können. Besonders ins Gewicht fallend war dabei noch der Umstand, dass sich die
                              									Lager der oscillierenden Apparate ganz ausgezeichnet hielten.
                           Inwieweit die in neuester Zeit herausgekommene „rotierende“ Bosch-Zündung
                              									diese Uebelstände beseitigt, bleibt abzuwarten, doch steht heute schon so viel fest,
                              									dass dieser' neue Apparat mit rotierender Hülse manche Vorzüge aufweist, die seine
                              									Verwendung sehr vorteilhaft erscheinen lassen. Wir werden nachher bei der
                              									Beschreibung der Wirkungsweise des Apparates auf die Sache zurückkommen und wollen
                              									hier nur bemerken, dass ein Ausbrennen der Lager bei diesen Apparaten
                              									konstruktionsgemäss von vornherein ausgeschlossen ist.
                           Die rotierende Bosch-Zündung (Fig. 6) besitzt ebenso
                              									wie die Zündung mit pendelnder Hülse einen feststehenden Anker, der die Wickelung
                              									trägt. In dieser Wickelung wird durch eine aus zwei radial angeordneten
                              									Cylindersegmenten bestehende eiserne Hülse, welche zwischen Anker und Polschuhen
                              									rotiert, die für die Erzeugung der Funken nötige elektromotorische Kraft
                              									induziert.
                           Während beim Apparat mit schwingender Hülse der Anker durch seitliche Lappen direkt
                              									an den Seitenplatten des Apparates befestigt werden kann, weil die Hülse sich nur
                              									50° maximal dreht, erforderte die Befestigung des Ankers beim neuen Apparat
                              									besondere Vorkehrungen. Anker und Hülse bilden ein zusammenhängendes System, so dass
                              									der Anker erst nach dem Abnehmen eines Hülsendeckels herausgenommen werden kann. Der
                              									Anker besitzt ähnlich wie die Anker der Apparate ohne Hülse zwei seitliche Deckel
                              									mit Achsen; von diesen letzteren ist die eine kürzere in einer Ausbohrung der Achse
                              									des vorderen Hülsendeckels (Antriebsseite) gelagert, während die andere durch die
                              									vollständig durchbohrte Achse des hinteren Hülsendeckels hindurch geführt ist. Das
                              									vorragende Ende dieser Achse wird durch den Hebel h
                              									umfasst und festgehalten, dieser Hebel dient zur Fixierung der Lage des Ankers.
                           Es ist schon oben darauf hingewiesen worden, dass die Schmierung der rotierenden
                              									Zündapparate eine reichlichere sein muss als die der oscillierenden; bei der neuen
                              									Bosch-Zündung ist deshalb auch besondere Sorgfalt auf die Schmierung der Lager
                              									verwendet worden, es werden die Lager entweder mit Ring- oder mit Dochtschmierung
                              									versehen. Da ausserdem das Gewicht der rotierenden Hülse nur etwa ein Viertel von
                              									dem des rotierenden Ankers beträgt und ein Stromdurchgang von der Achse zum Lager
                              									nicht stattfindet, so dürften sich bei diesem Apparat auch bei den höchsten
                              									Geschwindigkeiten kaum Anstände mit der Schmierung ergeben.
                           Die Stromabnahme von der Wickelung des Ankers erfolgt durch feste Verbindungen. Durch
                              									die hintere Achse des Ankers, welche zentral durchbohrt ist, führt ein mit Hartgummi
                              									isolierter Stift, welcher das eine Ende der Wickelung mit der Klemme k verbindet. Das andere Ende liegt wie bei den anderen
                              									Apparaten am Ankerkörper selbst und steht durch den Hebel h in leitender Verbindung mit dem Apparatkörper.
                           Man hat also hier, wie bei der pendelnden Bosch-Zündung, den grossen Vorteil, dass
                              									keine Stromabnehmer gebraucht werden.
                           Damit die Magnetisierung eine möglichst intensive ist, sind statt der einfachen
                              									Magnete genau aufeinander passende Doppelmagnete verwandt worden, wie sie neuerdings
                              									auch für die oscillierende Bosch-Zündung benutzt werden.
                           Die Entstehung der durch die Bewegung der Hülse im feststehenden Anker erzeugten
                              									elektrischen Ströme sei an den nachstehenden Figuren erläutert (Fig. 7).
                           Wie schon eingangs bemerkt, ist die induzierte elektromotorische Kraft proportional
                              									der sekundlichen Aenderung der Anzahl der Kraftlinien, welche den Anker
                              									durchmessen.
                           Ihre Richtung hängt ab von der Richtung der Kraftlinien, sowie von der Art der
                              									Aenderung, d.h. von der Zu- oder Abnahme derselben.
                           Abbildung 1 zeigt die Stellung der Hülse, bei welcher die Kraftlinien vom Nordpol
                              									links ausgehend von oben nach unten durch den Anker verlaufen, und zwar geht in
                              									dieser Stellung der Hülse ein Maximum von Kraftlinien durch den Anker. Die Aenderung
                              									der Kraftlinienzahl in der Zeiteinheit ist in diesem Augenblick gleich Null, mithin
                              									wird auch in der Wickelung des Ankers kein Strom induziert. Bei Abbildung 2 hat sich
                              									die Hülse um 45° aus dieser Stellung nach links gedreht; die beiden Hülsensegmente
                              									schliessen die Seitenteile des Ankers magnetisch kurz, so dass durch das Joch des
                              									Ankers keine Kraftlinien verlaufen, von Stellung I zu
                              									Stellung II hat also eine Abnahme der Kraftlinien zahl
                              									von einem Maximum auf Null stattgefunden, es wurde also auch im Anker ein Strom in
                              									einer bestimmten Richtung induziert. Da die Kraftlinien im Anker im Augenblick der
                              									Stellung II ihre Richtung wechseln, so ist die
                              									Induktion in diesem Augenblick eine maximale.
                           Stellung III entspricht der Stellung I mit dem Unterschied, dass nunmehr die Kraftlinien in
                              									maximaler Anzahl von unten nach oben durch den Anker verlaufen, die Induktion bei
                              
                              									dieser Stellung ist wieder gleich Null.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 33
                              Fig. 7. Stellung I. Stellung II. Stellung III. Stellung IV.
                              
                           Bei Stellung IV hat sich die Hülse um 135° aus ihrer
                              									Anfangsstellung I herausgedreht. Da jeder der beiden
                              									Seitenteile des Ankers durch die Hülse mit jedem Polschuh magnetische Verbindung
                              									hat, so fliessen durch das Joch des Ankers keine Kraftlinien. Es ist also von
                              									Stellung III bis IV eine
                              
                              									Abnahme der Kraftlinienzahl von einem Maximum bis Null eingetreten und dadurch im
                              									Anker ein Strom induziert worden. Die Richtung dieses Stromes ist umgekehrt wie bei
                              
                              									Stellung II, weil die Richtung der Kraftlinien eine
                              									andere war. Wie bei Stellung II wechselt auch hier die
                              									Richtung der Kraftlinien, die Induktion ist eine maximale.
                           Bei einer weiteren Drehung der Hülse um 45° ist wieder Stellung I erreicht, so dass in diesem Augenblick die Induktion
                              									im Anker wieder Null geworden ist.
                           
                           Aus vorstellendem ergibt sich, dass bei der rotierenden Bosch-Zündung der im
                              									Anker induzierte Strom während einer vollen Umdrehung der Hülse viermal sein Maximum
                              									erreicht, und zwar tritt das Maximum je nach einer Viertelumdrehung auf. Man erhält
                              									also bei jeder Umdrehung der Hülse vier Funken und diese Eigenschaft macht die neue
                              									Bosch-Zündung für Viercylindermotoren und solche Zweicylindermotoren, die mit um
                              									180° versetzten Kurbeln arbeiten, sehr wertvoll. Man war bei diesen Motoren bisher
                              									darauf angewiesen, den Zündapparat (ob rotierend oder oscillierend) von der
                              									Hauptwelle aus anzutreiben, weil bei jedem Takt des Motors bezw. beim ersten und
                              									zweiten eine Zündung notwendig war. Erhält aber der Zündapparat von der Hauptwelle
                              									seinen Antrieb, so ist die Verstellbarkeit des Zündzeitpunktes in Beziehung auf die
                              
                              									Kolben- bezw. Kurbelstellungen nur halb so gross, als wenn der Apparat von der
                              									Steuerwelle aus angetrieben wird, vorausgesetzt, dass nur die Unterbrechung
                              									verstellt wird.
                           Diese Verstellung ist aber in vielen Fällen nicht ausreichend, ganz abgesehen davon,
                              									dass die hohen Geschwindigkeiten beim Antrieb des Apparates von der Hauptwelle aus
                              									manche Nachteile mit sich bringen. Die rotierende Bosch-Zündung dagegen kann
                              									ohne weiteres auch bei diesen Motoren von der Steuerwelle aus angetrieben werden,
                              									weil sie pro Umdrehung vier Funken gibt. Dabei kann die Verstellung des
                              									Zündzeitpunktes innerhalb 35° an der Antriebswelle, in diesem Fall Steuerwelle, oder
                              
                              									70° an der Hauptwelle erfolgen. Für die bezeichneten Motoren wird sich also die
                              									rotierende Bosch-Zündung in ganz hervorragender Weise eignen, zumal sie auch sonst
                              									speziell gegenüber dem Apparate mit rotierendem Anker wesentliche Vorteile
                              									bietet.
                           Wenn im vorstehenden die für die Zündung von Explosionsmotoren gebräuchlichen
                              									magnetelektrischen Apparate ziemlich eingehend behandelt wurden, so ist damit das
                              									Kapitel der magnetelektrischen Zündung noch lange nicht erschöpft. Es würde zu weit
                              									führen, auf die Einzelheiten der verschiedenen Zündungsanordnungen näher einzugehen,
                              									denn es gibt eine ganze Anzahl von Konstruktionen der einzelnen Teile, z.B. des
                              									Zündflansches und der Unterbrechervorrichtung mit und ohne Verstellung.
                           Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass uns die erforderlichen Unterlagen und Zeichnungen
                              									von der Firma Robert Bosch in Stuttgart in der
                              									liebenswürdigsten Weise zur Verfügung gestellt wurden.