| Titel: | Feuersichere Baukonstruktionen. | 
| Autor: | Gustav Rauter | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 207 | 
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                        Feuersichere Baukonstruktionen.
                        Von Dr. Gustav Rauter.
                        (Fortsetzung von S. 190 d. Bd.)
                        Feuersichere Baukonstruktionen.
                        
                     
                        
                           Um nunmehr die Konstruktionen zu erwähnen, bei denen die Steine auf
                              									Eiseneinlagen reiten, so ist hier zunächst zu nennen die Beny'sche Decke (Fig. 52) (D. R. G. M.
                              									Nr. 43830 und 82857). Sie kann auch aus Hohlsteinen gemauert werden, ferner wird sie
                              									mitunter auch so ausgeführt, dass die Bandeisen, ähnlich wie die Drahtnetzstreifen,
                              									in einem Stück hin und her laufend genommen werden. Natürlich verteuert dies die
                              									Decke sehr, ohne indessen viel Zweck zu haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 206
                              Fig. 52. Beny'sche Decke.Fig. 53. Steindecke System Ackermann.
                              
                           Die horizontale Steindecke System Ackermann (Fig. 53) besteht aus porösen oder dichten Steinen mit
                              									profilierten Längsseiten und unten ausgesparter, tief eingreifender Nut, mit deren
                              									Hilfe sie auf einem flusseisernen Hohlträger reiten. Um ein gleichmässiges Aufsitzen
                              									der einzelnen Deckensteine zu ermöglichen, befinden sich in den Nuten noch besondere
                              									Auflageleisten, die einen genauen Anschlag gewährleisten sollen. Nach dem Einsetzen
                              									der Decke werden die Hohlträger und alle Fugen gut mit Cementmörtel ausgegossen. In
                              									der Form der Träger erinnert sie einigermassen an Fig. 26
                              									(Germaniadecke).
                           Die Decke nach Dabbert und Hütten (Fig. 54 und 55) ist
                              									eigentlich keine Steindecke mit Eiseneinlage mehr, vielmehr eine ausgemauerte
                              									Blechdecke. Auf einer ½ mm starken, gestanzten Blechtafel, die auf den Flanschen der
                              									Träger aufruht, und die mit Eisenstäben von 8 mm Durchmesser armiert ist, wird eine
                              									Schicht Ziegel mit Cementmörtel verlegt. Die Unteransicht der Decke wird jedenfalls
                              									sehr sorgfältig mittels einer anderen, dazu geeigneten Konstruktion zu
                              									verputzen sein, wenn man diese Decke als feuersicher betrachten soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 206
                              Decke nach Dabbert und Hütten.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 206
                              Fig. 56. Koenen'sche Rippendecke.
                              
                           Wenn wir nun zunächst zu den Betondecken übergehen, so
                              									ist zu bemerken, dass Cement ein Stoff ist, der das Eisen sehr gut vor Rosten
                              
                              
                              
                              									schützt, und der sich schon deshalb zur gleichzeitigen Verwendung mit Eisen
                              									besonders eignet. Zunächst sind hier die einfachen Betondecken zwischen ⌶-Trägern zu erwähnen (Fig.
                                 
                                 										4 bis 7). Da diese keine Eiseneinlagen
                              									haben, so können sie natürlich nicht mit sehr grossen Spannweiten ausgeführt werden.
                              									Ein Beispiel einer solchen Decke ist auch die Koenen'sche Rippendecke (Fig. 56), bei der zwischen 8 cm hohen, 25 cm voneinander entfernten
                              									Trägern Beton gewölbeartig, über die Träger weggehend, eingestampft wurde. Sie ist
                              									ein Vorläufer der gleich zu erwähnenden Koenen'schen
                              									Plandecke.
                           Ferner gehören hierher die Böcklen'schen Cementplatten,
                              									von denen das wegen der Spannweiten Gesagte besonders, namentlich da sie überdies
                              									noch an bestimmte Spannweiten gebunden sind, gilt. Sie scheinen keine ausgedehnte
                              									Anwendung gefunden zu haben. Näheres über sie findet sich in D. p. J. 1901 316 583.
                           Jedoch viel weiter verbreitet ist die Verwendung von Cement oder Beton mit
                              									Eiseneinlage. Hierbei nimmt bekanntlich 
                              									der Cement oder Beton die Druckspannungen, das Eisen dagegen die Zugspannungen
                              									auf. Derartige Anordnungen werden vielfach, obwohl nicht ganz mit Recht, unter dem
                              									Namen der Bauweise nach Monier zusammengefasst.
                              									Ursprünglich bettete man hierbei ein Gitter aus starkem Eisendraht in den Cement
                              									ein. Bei der weiteren Ausbildung dieser Konstruktionen – man nennt sie auch
                              
                              									Bauweisen in armiertem Cement – hat die Eiseneinlage
                              									die verschiedensten Formen und Gestaltungen angenommen; sie wird aus Bandeisen,
                              									Rundeisen, einfachem und verdrehtem Quadrateisen, wie aus den verschiedensten
                              									Façoneisen angefertigt.
                           Was die Zumischungen anbetrifft, die man hierbei zu dem Cement macht, um Beton zu
                              									erhalten, so sind diese sehr verschieden. Am besten ist natürlich guter Kies; aber
                              									auch Schlacken werden sehr viel genommen. Vor letzteren ist indessen in der
                              									Beziehung zu warnen, dass man sie nicht in Verbindung mit Eisen bringen soll, denn
                              
                              									die Schlacken, mögen es nun Hochofenschlacken oder Feuerungsschlacken sein,
                              									enthalten fast immer einen grossen Gehalt an schädlichen Stoffen, namentlich an
                              									Schwefel, wodurch sie das damit in Berührung kommende Eisen zu zerstören geeignet
                              									sind. Man kann Schlackenbeton deshalb nur als Füllstoff über einer Lage von
                              									Kiesbeton verwenden, wobei eine Berührung mit Eisen durchaus ausgeschlossen ist.
                              									Sonst ist eben der Beton nichts, das der Erhaltung des Eisens förderlich ist,
                              									sondern vielmehr etwas, das seine Zerstörung herbeiführt. Besonders leicht im
                              									Gewicht ist eine Zumischung von Bimssand zu dem Beton, die sich für manche Zwecke
                              									eignen dürfte. Als Gewichte von verschiedenen Betonarten rechnet man 2000 bis 2400
                              									kg, dagegen von solchem mit Bimskies nur 1200 kg auf das Kubikmeter.
                           Von derartigen Beton-Eisendecken erwähnen wir zunächst Stolte's Stegcementdielen (D. R. P. Nr. 71351) (Fig. 57). Diese bestehen
                              
                              									aus quer von einem ⌶-Träger zum anderen reichenden
                              									Platten, die eine Reihe von Hohlräumen und dazwischen, in etwa ein Drittel ihrer
                              									Höhe, Einlagen von Bandeisen besitzen. Sie greifen mit Nut und Feder ineinander ein.
                              									Früher wurden sie auch nach dem System der Schrägverlegung (Fig. 12) verlegt, jedoch scheint man sie neuerdings wohl nur noch
                              									senkrecht zu den Trägern anzuordnen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 207
                              Fig. 57. Stolte's StegcementdielenFig. 58. Cementplatte System Siegwart.
                              
                           Eine andere, neuerdings empfohlene Cementplatte, ist die nach System Siegwart (Fig. 58), das aus
                              									Cementröhren mit Eiseneinlagen, letztere nach Art der noch zu erwähnenden Bauweise
                              									nach Hennebique (vgl. Fig. 87 und 88) bestellt.
                              									System Siegwart. Die Cementröhren sind vierkantig; sie sind an beiden Enden
                              									verschlossen, so dass der Hohlraum unzugänglich ist. Ob sie indessen einen Vorzug
                              									vor den Cementdielen nach Stolte haben, ist jedenfalls
                              									fraglich, da bei letzteren die Verteilung der Hohlräume und Eiseneinlagen doch wohl
                              									günstiger sein dürfte.
                           Cementplatten amerikanischen Ursprunges sind die nach dem System Mc Cabe (Fig. 59 und 60). Hierbei
                              									sind die Eiseneinlagen nicht in die Cementplatten selbst eingelegt, sondern je zwei
                              									aneinander grenzende Platten ruhen gemeinsam auf einem kleinen umgekehrten ⊤-Eisen auf, ähnlich wie bei den Ziegeldecken nach Donath und nach Czarnikow.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 207
                              Cementplatten System Mc Cabe.
                              
                           Wenn wir jetzt zu den Decken übergehen, die nicht aus einzelnen Platten
                              									zusammengesetzt sind, sondern gänzlich erst an Ort und Stelle hergestellt werden, so
                              									haben wir zunächst die von der Aktiengesellschaft für Beton-
                                 										und Monierbau in Berlin ausgeführten Konstruktionen der Koenen'schen Gewölbedecke
                              									(Voutenplatte) und der Koenen'schen ebenen Decke
                              									(Plandecke). Erstere (Fig. 61) enthält
                              									zwischen den Hauptträgern senkrecht zu diesen angeordnete, auf ihren oberen
                              									Flanschen aufliegende und dort verankerte, nach der Mitte zu durchgesenkte
                              
                              									Eisenstäbe. Dadurch, dass sie innerhalb des ebenen Teiles der Platten ungefähr in
                              									der Kettenlinie angeordnet sind, ermöglichen sie eine grosse Spannweite dieser
                              									Konstruktion. Sie wird vielfach so ausgeführt, dass die Unterflanschen der Träger
                              
                              									ungeschützt bleiben; jedoch ist auch hier eine thatsächliche Feuersicherheit nur zu
                              									erreichen, wenn dieser Unterflansch ebenfalls mit Cement oder einem sonstigen
                              
                              									Feuerschutz umkleidet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 207
                              Fig. 61. Koenen'sche Gewölbedecke.Fig. 62–64. Koenen'sche ebene Decke.
                              
                           Letzteres zu ermöglichen ist die Koenen'sche ebene Decke
                              										(Fig. 62
                              									bis 64)
                              									besser geeignet. Sie ist eine mit Rippen und Hohlräumen versehene Betoneisendecke,
                              									die mit einer, unterhalb der Träger durchgehenden, ebenen Decke verbunden ist. Unter
                              									den Rippen werden für gewöhnlich freitragende oder aufgehängte Holzleisten
                              									angeordnet (Fig.
                                 										63), wodurch eine bequeme Befestigung der ebenen Unterdecke erzielt wird.
                              									Besser ist es, die Holzleisten wegfallen zu lassen und die Unterdecke statt dessen
                              									an Haltern aus verzinktem Eisendraht zu befestigen, die in dem Rippenkörper fest
                              									einbetoniert sind (Fig. 64). In die Rippen der Tragplatten sind Eisenstäbe möglichst tief
                              									eingebettet, damit sie im Widerstandsmoment der Platte möglichst wirksam werden. Die
                              									hierdurch verringerte Druckbeanspruchung des Betons gestattet es, die obere Platte
                              									in leichterem Kies oder Bimskieselbeton auszuführen, während die das Eisen
                              									umhüllende Rippe in dichterer Mischung hergestellt wird. Die ebene Unterdecke ist
                              									von der eigentlichen Betondecke übrigens fast ganz unabhängig, insbesondere wird ein
                              									Reissen, den Trägern entlang, durch diese Konstruktion nicht hervorgerufen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 207
                              Spanneisendecke von Paul Zöllner und Co.
                              
                           Bei der Spanneisendecke von Paul
                                 										Zöllner und Co. (D. R. P. Nr. 119651) (Fig. 65 und 66) befinden
                              									sich schräg liegende Eiseneinlagen in der im allgemeinen ähnlich konstruierten
                              									Decke, Der wesentliche Unterschied von der Koenen'schen
                              									Gewölbedecke besteht darin, dass bei der Spanneisendecke den zu den Einlagen
                              									verwendeten Rundeisenstäben ein grosser Teil ihres Dehnungsvermögens durch
                              									Vorbeanspruchung auf Zug vorweggenommen wird. Diese Erzeugung einer Anfangsspannung
                              									erfolgt dadurch, dass die Stäbe erst in senkrechter Lage an den Trägeroberflanschen
                              									oder, beim Anstossen an Wände, an darin verankerten Flachschienen angehakt, hierauf
                              									dann erst in die endgültige Schräglage gerückt werden. Die Stangen sind demgemäss
                              									auch nicht durchhängend, sondern ganz eben gespannt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 207
                              Spanndecke nach Wayss.
                              
                           Die Spanndecke nach Wayss
                              										(Fig. 67
                              									und 68) (D.
                              									R. P. Nr. 109964) hat statt durchgehender Eiseneinlagen ein System von gegliederten,
                              									an Querbolzen angehakten, und so miteinander verbundenen Eisenstäben angeordnet.
                           
                           Bei der Betondecke nach System Holzer (D. R. P. Nr.
                              									78498) (Fig.
                                 										69 und 70) sind zwischen den Haupt-⌶-Trägern kleinere
                              										⌶-Träger angeordnet, die auf dem unteren
                              									Trägerflansche ersterer aufliegen oder über deren obere Flanschen weggehen, oder
                              									sonstwie dazwischen angeordnet sind. Unten sind Schilfrohrmatten angehängt, die
                              									einerseits den Cementkiesbeton tragen, andererseits von unten verputzt werden. Da
                              									der Deckenputz hierbei von den Trägern unabhängig ist, so wird das Durchscheinen der
                              									Hauptträger und das Auftreten von Rissen ihnen entlang vermieden. Das Rohrgewebe
                              									erlaubt es, die Decke ganz ohne Schalung herzustellen. Die Art und Weise, wie
                              									gegebenenfalls die Stege und Unterflanschen der Träger mit Betonformstücken
                              									bekleidet werden, ermöglicht die Bildung von Raum und Material sparenden
                              									Kassettendecken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 208
                              Fig. 69 u. 70. Betondecke nach System Holzer.Fig. 71. Decke nach System Columbian.
                              
                           Aehnlich dieser letzteren ist in gewisser Beziehung auch die amerikanische Decke nach
                              									System Columbian (Fig. 71). Hierbei sind
                              									die Einlageeisen an den oberen Flanschen der Deckenträger aufgehängt. Erstere haben
                              									im Querschnitt die Form eines Kreuzes mit zwei Querbalken. Die unteren Flanschen der
                              										⌶-Träger werden durch besonders geformte, an ihnen
                              									aufgehängte Betonstücke geschützt; die Aufhängeeisen sind in letztere eingegossen.
                              									Ausserdem ist die ganze, Konstruktion noch von unten sorgfältig verputzt.
                           Die Eisenfederdecke nach Johannes Müller (D. R. G. M. Nr. 17 230) (Fig. 72 bis 76) enthält
                              									zwischen den ⌶-Trägern hochkant gestellte
                              									Flacheisenstäbe, Tragestäbe genannt, mit dazwischen zickzackförmig angeordneten
                              
                              									Eisenbändern, sogen. Zickzackfedern, die ebenfalls aus hochkant stehenden Bandeisen
                              									hergestellt sind. In dies Eisengerippe wird auf einer etwa 2 cm darunter
                              									befindlichen Schalung der Beton fest eingestampft. Die Tragestäbe werden entweder
                              									auf die Unterflanschen der Träger eben oder nach oben gewölbt aufgelegt, oder sie
                              									werden über deren Oberflanschen glatt weggelegt, oder nach Art der Koenen'schen Gewölbedecken mit Einsenkung angebracht,
                              									im letzteren Falle auf den Flanschen verdreht aufgehakt. Die ganze Eisenkonstruktion
                              									wirkt wie eine federnde Matratze und ist jedenfalls für grosse Spannweiten sehr gut
                              									geeignet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 208
                              Fig. 72–76. Eisenfederdecke nach Müller.Fig. 77 und 78. Donath'sche Diagonaleisendecke.
                              
                           Aehnlich ist die Konstruktion der Donath'schen
                                 										Diagonaleisendecke (Fig. 77 und 78). Hierbei
                              									werden senkrecht zu den eisernen Trägern ⌶-, ∟- oder umgekehrte ⊤-Eisen je
                              									2 bis 3 cm hoch in Abständen bis zu 50 cm verlegt Diese Eisen erhalten unter sich
                              									eine Diagonalversteifung durch Bandeisen. Unten wird ein Rohr- oder Drahtgewebe
                              									befestigt, das zur Aufnahme der ersten Mörtelschicht bestimmt ist. Hierauf wird dann
                              									schichtenweise Beton aufgebracht und eingestampft.
                           Bei der einfachen Beton-Eisendecke nach Jul. Donath (Fig. 79 und 80) dagegen
                              									besteht die Einlage zwischen den Trägern nur aus Band- oder S-Eisen ohne gegenseitige Versteifung.
                           Die sogen. Spiral-Eisen-Betondecke, erfunden von
                              									Architekt Franz Habrich in Hagen (Fig. 81 und 82), besteht
                              									aus Beton mit Einlage von schraubenförmig verdrehtem Bandeisen, die ähnlich wie die
                              									Einlage in Fig.
                                 										73 bis 76 auf den unteren oder oberen Trägerflanschen, eben oder gewölbt verlegt
                              									wird. Die Unverschiebbarkeit der Eiseneinlage in sich selbst wird hier nicht durch
                              
                              									Aneinanderfügen verschieden gerichteter Eisenteile, sondern durch die Verdrehung des
                              									Eisens bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 208
                              Fig. 79 und 80. Beton-Eisendecke nach Donath.Fig. 81 und 82. Spiral-Eisen-Betondecke von Habrich.Fig. 83 und 84. Decke nach Golding.Fig. 85. Decke nach Feketehazy.Fig. 86. Decke System Gutzeit.
                              
                           Die Decke nach Golding (D. R. P. Nr. 89516) (Fig. 83 und
                              										84) ist
                              									eigentlich mehr auf Brückenbauten u. dgl. als auf den Hochbau berechnet. Sie ist
                              									gekennzeichnet durch die Einspannung von Bögen aus breitem ⋃-Eisen zwischen die Widerlager. Auf diese Bögen wird eine Betonfüllung
                              									aufgebracht, die im Verein damit einen Träger bildet. Hierdurch entsteht in
                              									Gemeinschaft mit den ursprünglichen Widerlagern ein ringsum umschlossenes, die
                              									eigentliche Decke tragendes Feld.
                           Eigentümlich ist die Decke nach Feketehazy (D. R. P. Nr.
                              									104290) (Fig.
                                 										85). Sie besteht aus mit Eiseneinlagen armierten Kragträgern aus Beton,
                              									die zwischen sich mit ebenen Platten überdeckte Zwischenräume haben, durch die nach
                              									der Fertigstellung die Lehrbögen herausgenommen werden sollen. Die drehend auf die
                              									Deckenträger wirkenden Kräfte sollen durch die zugfest ausgebildete untere
                              									Deckenfläche aufgenommen werden. Von einer Einführung dieser Decke in das Bauwesen
                              									hat nichts verlautet; auch ist die ganze Anordnung wenig dazu einladend.
                           Das System Gutzeit (D. R. P. Nr. 82853) (Fig. 86) enthält
                              									zwischen den Hauptträgern gerade oder gekrümmte, stangenartige Zwischenträger, die
                              									aus einem Eisenkern bestehen, um den herum durchlochte Körper beliebigen
                              									Querschnitts aufgereiht sind, etwa nach Art einer Perlschnur. Darüber wird dann
                              									Beton aufgebracht. Ob dies System weitere Anwendung gefunden hat, ist fraglich,
                              									zumal das Patent auch schon erloschen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 208
                              Bauweise Hennebique.
                              
                           Die Bauweise Hennebique (Fig. 87 und 88) beruht
                              									auf der Bildung von ⊤-Formen, in deren Schenkel Rundeisen
                              									eingebettet liegen, die miteinander durch Haken von Bandeisen verbunden sind. Es
                              									will überhaupt die Anwendung von ⊤-Trägern vermeiden und
                              									diese durch Träger aus in der besprochenen Weise armiertem Cement ersetzen. Auch
                              									sogar die Pfeiler sollen durch Cementsäulen gebildet werden, in die Rundeisen
                              									eingebettet sind. Gerade diese Bauweise bedarf bei ihrem verhältnismässig nur sehr
                              									schwachen Eisengerüst äusserst sorgfältiger Berechnung 
                              									und ganz besonders gewissenhafter Ausführung, so dass sie in Deutschland nur
                              									wenig, in Berlin z.B. noch gar nicht ausgeführt ist. In der Schweiz hat sie jedoch
                              									eine grössere Anzahl von Ausführungen zu verzeichnen, aber doch auch dort in letzter
                              									Zeit, anlässlich eines grösseren Bauunfalles, zu erneuerten Erwägungen über ihre
                              									Sicherheit Veranlassung gegeben. Ihr ähnlich sind die in Frankreich gebräuchlichen
                              									Systeme Bernard und Cottacin.
                           Die Möller'sche Trägerdecke
                              										(Fig. 89) hat ebenfalls Träger, die wesentlich
                              
                              									aus Beton bestehen, und zwar in Fischbauchform. Ihre zu Tage liegenden eisernen, aus
                              									Flacheisen bestehenden Zuguntergurte sind durch kurze aufgenietete Quer--Eisen mit ihnen verankert. Wegen ihrer unvorteilhaften
                              									Unteransicht finden sie im Hochbau nur wenig Verwendung. Die ganze Anordnung ähnelt
                              									der bereits besprochenen Konstruktion nach Golding,
                              									welch letztere aber wohl den Vorzug zu verdienen scheint. Beide haben aber
                              									jedenfalls den Nachteil, dass das die Querträger zusammenhaltende Eisen offen
                              									daliegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 209
                              Fig. 89. Möller'sche Trägerdecke.
                              
                           Die Deckenkonstruktion nach Deumling (D. R. P. Nr.
                              									82931), auch Hängedecke genannt (Fig. 90), besteht aus
                              									zwei oder mehreren übereinander ausgespannten Drahtnetzen, die durch
                              									Aussteifungsglieder in gleichen Abständen voneinander gehalten und schliesslich mit
                              									Beton umgössen sind. Es wird indessen bei dieser Konstruktion ein ziemlicher Zug auf
                              									die Umfassungswände ausgeübt werden, so dass die Ausführung wohl nur in bestimmten
                              									Fällen rätlich sein wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 209
                              Fig. 90. Deumling's Hängedecke.Fig. 91. Decke aus Wellblech.Fig. 92. Bombierte Wellblechdecken.
                              
                           Decken aus Wellblech (Fig. 91), die das
                              									Wellblech unten frei zeigen, oben aber mit Beton ausgegossen sind, trifft man häufig
                              									an. Da indessen das Blech in seiner ganzen Fläche frei liegt, so könnte im
                              									Ernstfalle nur die Betonkonstruktion allein tragfähig bleiben, was indessen um so
                              									weniger zu erwarten ist, als man sie einmal mit Rücksicht auf das Wellblech
                              									natürlich recht schwach nimmt, und da zweitens auch noch in diesen Fällen die
                              									Unterflanschen der ⌶-Träger unverkleidet zu bleiben pflegen. Das Gleiche, wie von
                              									den geraden gilt auch von den bombierten
                                 										Wellblechdecken (Fig. 92).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 209
                              Fig. 93. Konstruktion nach Baley.
                              
                           Dagegen vermeidet die in Amerika übliche Konstruktion nach Baley (Fig. 93) den Uebelstand der
                              									gewöhnlichen Wellblechdecken, indem sie Stahlblech mit schwalbenschwanzförmiger
                              									Faltung benutzt, so dass auch der unten anzubringende
                              									Putz einen genügenden Halt findet, und das Blech der Einwirkung des Feuers entzogen
                              									wird.
                           Gleichfalls amerikanischen Ursprungs ist das Streckmetall
                                 										nach Golding (Fig. 94 bis 96), das
                              									neuerdings aber auch in Deutschland in grossen Mengen hergestellt wird, und zwar
                              									nach D. R. P. Nr. 84345. Fig. 94 zeigt ein Stück
                              									dieses Streckmetalls. Die Anfertigung geschieht in der Weise, dass eine Blechtafel
                              									gleichzeitig mit Schlitzen versehen und auseinander gezerrt wird, ohne jedoch dabei
                              									an Breite einzubüssen. Hierdurch kann man aus einer Blechtafel eine bedeutend
                              									grössere Länge an Streckmetall herstellen. Da dessen Oberfläche keine Ebene mehr
                              									bildet, sondern etwa treppenförmig gebrochen ist, so bietet es für den Verputz von
                              
                              									Decken, für Wandkonstruktionen u.s.w. einen sehr guten Halt. Fig. 95 und 96 zeigen
                              									zwei mit diesem Metall hergestellte Deckenkonstruktionen, deren sich noch eine ganze
                              									Reihe aufführen liessen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 209
                              Fig. 94. Streckmetall nach Golding.
                              
                           Ein Zwischending zwischen diesem und dem gewöhnlichen Wellblech ist das sogen. gezerrte Wellblech (Fig. 97 und 98), das als
                              									Träger von Betonkonstruktionen jedenfalls vor dem gewöhnlichen Wellblech seine
                              									Vorzüge hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 209
                              Metalldeckenkonstruktionen.
                              
                           Die Konstruktion, die unter dem Namen Terrast bekannt
                              									ist (D. R. P. Nr. 100914 und 100730) (Fig. 99),
                              									besteht in ihrer hier interessierenden Ausführungsform aus einem über die Träger mit
                              									ein Zehntel Durchhängung gespannten, verzinkten Drahtgewebe von grösserer
                              									Maschenweite, über das man festes Papier legt. Hierauf wird Beton aufgebracht. Die
                              									Eigentümlichkeit dieses Verfahrens liegt in der Anwendung des Papiers, das dazu
                              									dient, den Beton vor dem Durchfallen durch das Drahtnetz zu sichern, ihm aber die
                              									Bildung von Ausbuckelungen zu gestatten, wodurch eine Verschiebung verhindert wird.
                              									Das Drahtnetz wird auf diese Weise die Zugspannungen aufnehmen. Die Decke kann durch
                              									diese Herstellungsweise ohne Verschalung aufgebracht werden. Unter die Träger wird
                              									dann noch eine beliebige andere feuersichere Decke, etwa ein verputztes Drahtnetz,
                              									untergebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 209
                              Gezerrte Wellblechdecke.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 209
                              Fig. 99. Terrastdecke.
                              
                           Selbstverständlich ist gerade bei allen Konstruktionen aus Eisen und Beton eine
                              									durchaus sorgfältige Herstellung Hauptbedingung für ihre Haltbarkeit, Tragfähigkeit
                              									und Feuersicherheit. Lässt man sie ohne genügende Aufsicht durch irgend einen
                              									beliebigen Maurermeister oder Unternehmer herstellen, so ist es nicht zu verwundern,
                              									wenn man nicht mit ihnen zufrieden ist. Auch hier heisst es, dass nichts geschehen
                              									soll, nur damit etwas geschehen sei, sondern nur, um einen bestimmten Zweck auch
                              									wirklich zu erreichen.
                           
                              (Schluss folgt.)