| Titel: | Moderne Dampfkesselanlagen. | 
| Autor: | O. Herre | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 264 | 
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                        Moderne Dampfkesselanlagen.
                        Von O. Herre, Ingenieur und Lehrer.
                        (Fortsetzung von S. 234 d. Bd.)
                        Moderne Dampfkesselanlagen.
                        
                     
                        
                           Die Anwendung von Galloway-Röhren ist wegen der Befestigung nur im glatten,
                              									nicht im gewellten Flammrohr möglich. Um nun einen der wesentlichsten Vorzüge des
                              									Wellrohres, nämlich die grosse Elastizität in der Längsrichtung, mit den Vorteilen
                              									der Galloway-Röhren zu vereinigen, setzt man auch die Flammrohre aus
                              									Wellrohrschüssen und aus glatten Schüssen zusammen, wobei die Wellrohrschüsse die
                              									Feuerung, die glatten Schüsse die Galloway-Röhren aufnehmen.
                           Ein derartiger Zweiflammrohrkessel mit Ueberhitzer ist nach der Bauart der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Richard
                                 
                                 										Hartmann, Chemnitz, in den Fig. 73 bis 78
                              									wiedergegeben.
                           Jedes Flammrohr besteht aus einem Wellrohrschuss und fünf glatten Schüssen; in den
                              									ersten vier glatten Schüssen sind sieben Galloway-Röhren eingenietet.
                           Der Kessel hat 100 qm Heizfläche, etwa 2,9 qm Rostfläche und arbeitet mit 12 at
                              									Ueberdruck; er ist mit dem bekannten Leach-Apparat zur automatischen Beschickung des
                              									Rostes versehen.
                           Hinten ist in einer besonderen Heizkammer der Ueberhitzer eingebaut, der nach dem Schwörer'schen. System aus
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 265
                              Zweiflammrohrkessel mit Ueberhitzer der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Hartmann.Längsschnitt; Schnitt AB.
                              
                           
                           fünf hintereinander geschalteten, gerippten, gusseisernen Röhren besteht. Durch
                              									Drehung einer zweiteiligen grossen Klappe kann der Ueberhitzer in den Heizgasstrom
                              									ein- oder aus demselben ausgeschaltet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 266
                              Zweiflammrohrkessel mit Ueberhitzer der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Hartmann.Schnitt CD; Ansicht; Schnitt EFGH.
                              
                           In Fig. 73
                              									ist der Ueberhitzer ausgeschaltet gezeichnet. Die Heizgase gehen aus den
                              									Flammrohren, wie die Schnitte AB (Fig. 74), sowie EF und GH (Fig. 78) erkennen
                              									lassen, durch seitliche Kanäle in die Seitenzüge und aus diesen vorn in den
                              									Unterzug. Wird die Klappe verstellt, so müssen die Heizgase zwischen dem ersten
                              									und zweiten Zuge den Ueberhitzer passieren. Die Drehachse der Chamotteklappe ist
                              									hohl und steht behufs Kühlung mit dem Schornsteine in Verbindung.
                           Der Ueberhitzer, der etwa 50 qm Rippenheizfläche umfasst, gestattet, den Dampf um
                              									etwa 100° zu überhitzen.
                           Die Flammrohre haben 0,8 m Durchmesser, 16 mm Blechdicke und sind in der Längsnaht
                              									geschweisst, sowie maschinell geflanscht. Die Verbindung ist nach Adamson'scher Art mit Zwischenring bewirkt.
                           Der Mantel hat 2,2 m Durchmesser, 22 mm Blechstärke und ist in den Rundnähten
                              									zweireihig überlappt, in den Längsnähten dreireihig und doppellaschig genietet. Die
                              									Nietung geschieht, soweit es möglich ist, hydraulisch.
                           In den Fig.
                                 										79 und 80 ist noch eine Kesselanlage, bestehend aus zwei Zweiflammrohrkesseln
                              									von je 102 qm Heizfläche, nach den Ausführungen der Maschinenbauanstalt Humboldt, Kalk bei Köln, dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 266
                              Zweiflammrohrkessel von der Maschinenbauanstalt Humboldt.
                              
                           Das Flammrohr hat eine ähnliche konstruktive Durchbildung wie bei dem vorher
                              									besprochenen Kessel gefunden, indem auch hier der erste Flammrohrschuss aus Wellrohr
                              									besteht. Die übrigen glatten Schüsse sind konisch ausgeführt und in den Rundnähten
                              									einfach überlappt genietet. Die notwendige Versteifung wird durch fünf
                              									Galloway-Röhren gebildet. Nur hinter der Feuerbrücke ist der erste glatte Schuss
                              									durch Winkeleisenringe versteift, da hier kein Galloway-Rohr angeordnet ist. Jeder
                              									Kessel ist mit 
                              									einem besonderen von den Heizgasen bestrichenen Dampfsammler versehen.
                           Die wichtigsten Abmessungen sind:
                           
                              
                                 Flammrohrdurchmesser
                                 800,0
                                 mm
                                 
                              
                                 Wandstärke im Flammrohr
                                 15,0
                                   „
                                 
                              
                                 Länge des Flammrohrs
                                 10,86
                                 m
                                 
                              
                                 Durchmesser des Kesselmantels
                                 2,30
                                  „
                                 
                              
                                          „             „   Dampfsammlers
                                 1,00
                                  „
                                 
                              
                                          „             „   Dampfdomes
                                 0,70
                                  „
                                 
                              
                                 Wandstärke im Mantel
                                 18,5
                                 mm
                                 
                              
                                          „          „  Dampfsammler
                                 12,0
                                   „
                                 
                              
                                          „          „  Dampfdom
                                 15,0
                                   „
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 2,88
                                 qm
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 267
                              Zweiflammrohrkessel von der Aktiengesellschaft Fitzner und Gamper.
                              
                           Jeder Kessel ruht auf vier Böcken, von denen einer fest ist, während die übrigen drei
                              									auf Rollen liegen, um der Wärmeausdehnung des Kessels folgen zu können. Der
                              									Dampfsammler steht durch einen Stutzen von 0,5 m Durchmesser mit dem Hauptkessel in
                              									Verbindung und stützt sich im übrigen mit zwei Böcken auf dem Mantel des letzteren
                              									ab.
                           Die Heizgase ziehen durch die Flammrohre nach hinten, hierauf in auf- und
                              									absteigenden Zügen, die durch gemauerte Zungen gebildet werden, am Mantel nach vorn
                              									und von hier aus nach oben, um den Dampfsammler im letzten Zuge zu heizen.
                           Eine eigenartige Flammrohrausbildung zeigt der in den 
                              									Fig. 81 bis
                              										83
                              									dargestellte Zweiflammrohrkessel, welcher auf der letzten Ausstellung in Paris von
                              									der Aktiengesellschaft W. Fitzner und K. Gamper, Sielce
                              									in Russland, ausgestellt wurde.
                           Der Kessel hatte 106 qm Heizfläche, 12 at Betriebsspannung, 2,3 m Manteldurchmesser
                              									und 10 m Länge; die Flammrohre besitzen eine lichte Weite von 0,9 m; der Mantel
                              									besteht aus fünf Schüssen mit je einer Längsnaht in dreifacher Doppellaschennietung;
                              									die Rundnähte sind doppelt, in Ueberlappung und hydraulisch genietet; die Flammrohre
                              
                              									sind geschweisst, aus je 2 m langen Trommeln hergestellt,dwelche mittels Adamson'scher Umflanschungen miteinander verbunden
                              									sind; sie besitzen in je 500 mm Entfernung ringförmige, aus dem vollen Bleche
                              									ausgepresste Wülste, welche nach folgendem eigenartigen Verfahren, Gamper-Maciejewski, hergestellt werden und zur
                              									Versteifung des Flammrohres und zur Erzielung einer gewissen Elastizität dienen.
                           Das in der Längsnaht geschweisste Rohr wird, sich über Gasfeuern drehend, an den
                              									Wulststellen rotwarm gemacht; die Wulstbildung erfolgt dann in jedem gewünschten
                              									Masse durch hydraulisches Zusammenpressen des Rohres in der Längsachse und
                              									gleichzeitiges Einlassen gepresster Luft in das an beiden Enden dicht mittels
                              									Deckeln verschlossene Rohr. Der ganze Herstellungsvorgang soll einschliesslich 
                              									des Erwärmens für jeden Wulstring nur 6 bis 9 Minuten Zeit beanspruchen.
                           Statt der sonst üblichen konischen Galloway-Röhren sind hier im oberen Teile der
                              									Flammrohre gebogene Gamper'sche Zirkulationsröhren
                              
                              									eingeschweisst. Dieselben sollen grössere Elastizität gegen Druck und Temperatur
                              									besitzen. Da sie die untere Flammrohrhälfte freilassen, so kann das Flammrohr auch
                              									leichter befahren werden.
                           Bei Landkesseln werden selten mehr als zwei Flammrohre in einem Kessel untergebracht.
                              									Nur wo eine starke Forcierung des Kessels notwendig ist, wie bei Schiffskesseln,
                              									muss man zur Unterbringung einer relativ grossen Rostfläche auch drei und vier
                              									Flammrohre anwenden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 268
                              Dreiflammrohrkessel von Berninghaus.
                              
                           Die Firma Ewald Berninghaus in Duisburg hatte nun auf
                              									der Weltausstellung 1900 in Paris auch einen Dreiflammrohrkessel (Fig. 84 und 85)
                              
                              									ausgestellt.
                           Diese Konstruktion führt zu grossen Manteldurchmessern, daher auch zu grossen
                              									Blechstärken; wenn man bedenkt, welche Schwierigkeiten sich bei hartem Speisewasser
                              									bei der Kesselreinigung zwischen Flammrohr und Mantel eines Zweiflammrohrkessels
                              									ergeben, wird man zugeben müssen, dass die Grundbedingung der Anwendung des
                              									Dreiflammrohrkessels eine vorgängige gute chemische Wasserreinigung sein müsste, da
                              									die Anlage dreier so nahe bei einander liegenden Flammrohre die Möglichkeit einer
                              									gründlichen Reinigung derselben wesentlich beeinträchtigt. Auch dürfte die
                              									Rostbeschickung der in verschiedenen Niveaux liegenden Roste den Heizer bald
                              									ermüden.
                           Die Erbauer dieser, durch ihre riesige Grösse auffallenden Type bezeichnen die
                              									Produktionsfähigkeit einer grossen Menge trockenen Dampfes als den Hauptvorteil
                              									ihrer Anwendung. Der Kessel besitzt eine Heizfläche von 125 qm, eine Rostfläche von
                              									4,16 qm und eine Verdampfungsoberfläche von 22 qm; sein Manteldurchmesser beträgt
                              									2,500 m, sein aus fünf Schüssen durch Ueberlappung der Rundnähte zusammengenieteter
                              									Mantel ist 11,00 m lang, die Böden sind gewölbt. Die beiden oberen Flammrohre haben
                              									vorn einen Durchmesser von 870, rückwärts von 700 mm, das untere besitzt eine lichte
                              									Weite von 700 bezw. 560 mm; den Hauptkessel überlagern noch zwei Vorwärmer. Der
                              									Kessel ist für 12 at Ueberdruck gebaut.
                           Nach Angabe der Erbauer vermag er in der Stunde und auf den Quadratmeter leicht 30
                              									bis 35 kg Dampf zu erzeugen, so dass ein solcher Kessel bei einer stündlichen
                              									Gesamterzeugung von rund 4000 kg Dampf den Betrieb einer modernen 800pferdigen
                              									Maschine aufrecht erhalten könnte.
                           Von der Firma G. Kuhn in Stuttgart-Berg, werden auch
                              									Flammrohrkessel mit Tenbrink-Feuerung nach Fig. 86 und 87
                              									gebaut.
                           Das Feuerrohr dieses Kesselsystems ist in seinem vorderen Teil erweitert, so dass
                              									dasselbe als Feuerbüchse einen geneigten Rost und ein Querrohr als Feuerbrücke
                              									aufnehmen kann. Man hat daher bei diesem Kesselsystem eine vollkommene Innenfeuerung
                              									mit Rückbrennung. Hinter dem Querrohr treten die heissesten Gase in das mit
                              									Galloway-Röhren durchkreuzte oder aus Wellblech hergestellte Flammrohr, sie berühren
                              									also auf einem langen Wege nur direkte Heizflächen.
                           Das in die Feuerbüchse eingebaute Querrohr, welches als Flammenwender und Feuerbrücke
                              									die rauchverzehrende Rückbrennung herbeiführt, ist nach beiden Seiten konisch
                              									erweitert, um einen raschen Abzug der Dampf blasen und ein lebhaftes Nachströmen des
                              									Wassers zu erzielen; auch wird dadurch eine Ablagerung von Schlamm im Querrohr
                              									verhindert. Das Querrohr ist von aussen durch eine seitliche Einsteigeöffnung leicht
                              									zu befahren und bietet, weil rund und durchaus geschweisst, der Stichflamme
                              									keinerlei Angriffspunkte.
                           
                           Der Rost liegt auf seiner ganzen Breite und Länge nach vorn ganz frei; die
                              
                              									Zufuhr von Luft ist infolgedessen eine durchaus ungehinderte. Die Roststäbe können
                              									sich daher fortwährend abkühlen, wodurch deren Haltbarkeit die gleiche ist, wie bei
                              									einem guten Planrost.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 269
                              Flammrohrkessel von Kuhn.
                              
                           Bei der Bauart der Maschinenfabrik Esslingen (Fig. 88 und
                              										89) wird
                              
                              									dem Flammrohrkessel eine besondere Quervorlage, ähnlich wie bei den Walzenkesseln
                              										Fig. 27
                              									bis 32,
                              									gegeben. Letztere steht durch Stutzen mit dem Flammrohrkessel in Verbindung.
                              									Hierdurch wird auch die Wasserzirkulation in ähnlicher Weise gefördert, wie bei den
                              
                              									Walzenkesseln mit Quervorlage.
                           Im allgemeinen ist die Wasserzirkulation der Flammrohrkessel keine besonders starke.
                              									Beim Seitrohrkessel wird durch den einseitigen Einbau des Flammrohres und durch die
                              									besondere Heizgasführung (vgl. den Wellrohrkessel Fig. 51 bis 54) eine
                              									gewisse Wasserzirkulation erreicht, indem das Wasser auf der engeren Seite stärker
                              									erwärmt wird als auf der weiteren Seite. Es bildet sich demnach eine Bewegung um das
                              									Flammrohr aus. Bei Zweiflammrohrkesseln wird naturgemäss die Wassermasse zwischen
                              									den Flammrohren am stärksten erwärmt, was in Verbindung mit der starken Dampfbildung
                              									an dieser Stelle zu einer entsprechenden Wasserbewegung führt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 269
                              Flammrohrkessel mit Quervorlage von der Maschinenfabrik Esslingen.
                              
                           Mit Hilfe der Dubiau'schen Rohrpumpe lässt sich jedoch
                              									auch eine kräftige Zirkulation des Wassers in der Längsrichtung des Kessels
                              									erzielen, wie dies Fig. 90 und 91 sofort erkennen
                              									lässt. Die Dampfhaube wird hier über die beiden vorderen Enden der Flammrohre
                              									unmittelbar über der Feuerung eingebaut und reicht mit der inneren vertikalen
                              
                              									Scheidewand fast bis an den Kesselboden. Das Wasser wird mit dem vorn entwickelten
                              									Dampf durch die Röhren emporgeworfen und fliesst nach hinten, um unten durch die
                              									Oeffnung der erwähnten Scheidewand wieder zur Dampfhaube zu gelangen. Leider
                              									erschwert der ganze Einbau der Zirkulationsvorrichtung die Innenreinigung des
                              									Kessels nicht unerheblich.
                           Ein neuer eigenartiger Flammrohreinsatz, System E.
                                 										Makin, wird in Revue industrielle. 1901 S. 394
                              									näher beschrieben.
                           Eine Anzahl hohler Heizkörper von konischer Ringform wird nach den Fig. 92 und 93 in das
                              									Flammrohr eingebaut. Zwei Rohransätze durchdringen die Wand des Flammrohres oben und
                              									unten und verbinden den Ringinhalt mit dem Wasserraum des Kessels. An der
                              									Aussenfläche der Ringe sind Rippen angebracht, welche die Festigkeit der Wände
                              									erhöhen und die Heizflächen vergrössern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 269
                              Zweiflammrohrkessel mit Dubiau'scher Rohrpumpe.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 269
                              Flammrohreinsatz, System Makin.
                              
                           Der Zweck der Konstruktion liegt in der Steigerung des Wasserumlaufes und der
                              									Verdampfungsfähigkeit des Kessels. Die Ringe wirken offenbar ähnlich wie eingesetzte
                              									Galloway-Röhren. Dass durch die von den Heizgasen senkrecht getroffenen Ringflächen
                              
                              									eine sehr gute Heizfläche gebildet wird, ist zweifellos; ebensowenig kann eine 
                              									Steigerung des Wasserumlaufes in Abrede gestellt werden. Durch vergleichende
                              									Verdampfungsversuche mit und ohne Flammrohreinsätze soll auch die hohe
                              									Verdampfungsfähigkeit und sogar eine Steigerung der Ausnutzung der Kohle um 11 % bei
                              									den Kesseln mit Einsätzen nachgewiesen sein, doch lassen die Angaben keine genaue
                              									Beurteilung der Versuchs Verhältnisse zu. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass eine
                              									erhebliche Verbesserung des Kesselwirkungsgrades gegenüber anderen gut
                              									durchkonstruierten und zweckmässig beanspruchten und bedienten Anlagen zu erzielen
                              									sein wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 270
                              Kessel von der Maschinenbauanstalt Humboldt.
                              
                           Leider sind aus der Zeichnung nicht die Einzelheiten der Verbindung der Ringe
                              									mit dem Flammrohr erkennbar, doch ist anzunehmen, dass diese Verbindungen sehr
                              									empfindliche Stellen am Kessel bilden werden. Eine Reinigung der Ringe von innen ist
                              									schwer ausführbar, wenn auch zu erwarten ist, dass bei der schnellen Wasserbewegung
                              									nur wenig Kesselstein abgesetzt werden wird. Ebenso wird die Reinigung des
                              									Flammrohres von Russ und Flugasche erschwert. Schliesslich wird auch die Zugwirkung
                              									des Schornsteines eine Einbusse erleiden, da die Ringe den freien
                              									Flammrohrquerschnitt erheblich vermindern, wenn auch der Erfinder das Gegenteil,
                              									nämlich eine Steigerung der Zugwirkung als einen Vorteil seiner Vorrichtung
                              									bezeichnet.
                           Kessel mit vertikalem Flammrohr werden für kleinere
                              									Anlagen ausgeführt, wo der Grundriss sehr beschränkt ist. In den Fig. 94 und 95 ist ein
                              									derartiger Kessel von 20 qm Heizfläche bei 6 at Ueberdruck nach der Bauart der Maschinenbauanstalt Humboldt dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 270
                              Lachapelle-Kessel von Leinveber und Co.
                              
                           Dieser Kessel besteht aus dem vertikalen Flammrohr, der Feuerbüchse von 1,2 m
                              									Durchmesser, 2,225 m Höhe und 15 mm Blechdicke, aus der gewölbten Feuerbüchsdecke
                              									von 16 mm Blechdicke und dem Rohransatz von 0,48 m Durchmesser und 10 mm Blechdicke,
                              									aus den in acht Reihen zu je vier Stück angeordneten Siederöhren von 108 mm äusserem
                              									Durchmesser und 3 bis 4 mm Wandstärke, aus dem Mantel von 1,4 m Durchmesser, 3,428 m
                              									Höhe und 12 mm Blechdicke, und aus der ebenen Decke von 17 mm Stärke, welche noch
                              									durch vier Eckanker versteift ist. Der kreisförmige Rost besteht aus einzelnen
                              									Roststäben von verschiedener Länge, die in einem selbständigen, kreisförmigen,
                              									gusseisernen Rosthalter ruhen. Das Schornsteinrohr hat 360 mm lichte Weite und 4 mm
                              									Wandstärke; es reicht bis 4,11 m über Flur; hierauf schliesst sich noch ein 6 m
                              									hoher Blechschornstein an.
                           Die Innenreinigung des Kessels ist wegen der Siederöhren und wegen der geringen
                              									Entfernung der Feuerbüchswand vom Mantel nicht ohne weiteres ausführbar. Für eine
                              									oberflächliche Reinigung sind im Mantel unten drei Handlöcher von 120/160 mm Weite
                              									und im Deckel eine Oeffnung von 150/200 mm Weite vorgesehen. Bei jeder gründlichen
                              									Reinigung, sowie beim Einziehen neuer Siederohre ist jedoch eine Auseinandernähme
                              									des Kessels notwendig.
                           Der Mantel besteht aus diesem Grunde aus zwei Teilen, von denen der untere mit der
                              									Feuerbüchse durch den unteren Ring fest vernietet ist. Die beiden Mantelteile sind
                              									durch zwei Winkeleisenringe vom Profil \frac{100}{18}\,\cdot\,\frac{80}{30} miteinander verbunden. Die
                              									Verbindung erfolgt durch 64 Stück 1'' Schrauben (Fig. 95).
                           
                           Die zweite Trennungsstelle liegt oben am Deckel, der mit dem Winkeleisenring des
                              									Feuerbüchsrohres durch 24 Stück 1'' Schrauben verbunden ist. Nach Lösung der
                              									erwähnten 88 Schrauben wird der Kesselmantel abgehoben und der Kessel gereinigt.
                              									Wegen dieser Umständlichkeiten empfiehlt es sich, den Kessel mit möglichst reinem
                              
                              									Wasser zu speisen und letzteres eventuell chemisch zu reinigen.
                           An Stelle der vielen dünnen Siederohre verwendet man bei den stehenden
                              									Flammrohrkesseln auch eine geringe Anzahl von entsprechend weiten Querrohren nach
                              									Art der Galloway-Röhren. Einen solchen stehenden Flammrohrkessel mit vier
                              									Quersiedern, auch Lachapelle-Kessel genannt, stellen die Fig. 96 und 97 nach der
                              									Ausführung von A. Leinveber und Co. in Gleiwitz,
                              									Bahnhof, dar.
                           Dieser Kessel besitzt 10,78 qm Heizfläche und ist für 9 at Ueberdruck gebaut. Das als
                              									Feuerbüchse dienende Flammrohr hat 982 mm inneren Durchmesser und 17 mm Blechdicke.
                              									Die Längsnaht ist geschweisst; ebenso sind die 250 mm weiten Quersieder und die
                              									gewölbte Feuerbüchsdecke in das Flammrohr eingeschweisst. Der Mantel hat 1,15 m
                              									Durchmesser und 11 mm Wandstärke; der gewölbte Kesselboden ist 14 mm stark. In der
                              									Höhe der Feuerbüchsdecke ist ein Mannloch angeordnet. Um die Quersieder reinigen zu
                              									können, ist für jedes Querrohr ein besonderes Handloch im Kesselmantel angebracht;
                              									ausserdem befinden sich noch einige Hand- bezw. Schlammlöcher an der tiefsten Stelle
                              									des Wasserraumes.
                           Immerhin ist die Reinigung des Kessels von Kesselstein und Schlamm nicht sehr bequem
                              									auszuführen; besonders der Raum zwischen Mantel und Flammrohr ist wenig zugänglich.
                              									Es wird sich daher empfehlen, mit möglichst reinem Wasser zu speisen.
                           Bei schlechtem Speisewasser und bei mangelhafter oder seltener Reinigung leiden die
                              									unteren Sieder sehr stark. Die starkwandigen Sieder brennen dabei wohl langsamer
                              									durch als die dünnwandigen Rohre des Kessels Fig. 94 und 95, sind aber
                              									auch viel umständlicher zu ersetzen als diese. Bei gutem Speisewasser und besonders
                              									bei öfterem und gründlichem Reinigen ist jedoch die Gefahr des Durchbrennens nicht
                              									vorhanden.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)