| Titel: | Zur Bestimmung und Beurteilung des Ventilerhebungsverlaufes und der Kraftwirkungen in Ventilsteuerungen. | 
| Autor: | W. Schenker | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 357 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Zur Bestimmung und Beurteilung des Ventilerhebungsverlaufes und der Kraftwirkungen in Ventilsteuerungen.
                        Von W. Schenker, Ingenieur in Karlsruhe.
                        Zur Bestimmung und Beurteilung des Ventilerhebungsverlaufes und der Kraftwirkungen in Ventilsteuerungen.
                        
                     
                        
                           Die einfache Abschätzung der während des Ganges auftretenden Kräfte, wie sie
                              									beim Entwerfen langsam laufender Ventilsteuerungen meist üblich ist und auch, im
                              									Hinblick darauf, dass hier die Massenwirkungen noch geringe Bedeutung besitzen, wohl
                              									gerechtfertigt erscheint, genügt für die Konstruktion schnelllaufender Maschinen
                              									nicht mehr, wenn die ganz erheblichen Schwierigkeiten, welche bei hohen
                              									Geschwindigkeiten bekanntlich zu Tage treten, mit etwelcher Sicherheit überwunden
                              									werden sollen. Es wird also zur Notwendigkeit, rechnerisch vorzugehen.
                           Ebenso genügt es bei Schnellläufern nicht mehr, wenn Einfach eine beliebige Ventilwegkurve – damit soll im folgenden die
                              									Darstellung der Ventilerhebung in Funktion der Zeit
                              									bezeichnet werden – angenommen und jetzt nur dafür Sorge getragen wird, dass die zur
                              									Vollführung dieser Ventilwegkurve notwendigen Kräfte zur Verfügung stehen (z.B.
                              									genügender Ventilfederdruck), vielmehr besteht hier eine sehr wichtige Aufgabe
                              									darin, diese Kräfte durch richtige Wahl oder Beeinflussung der Ventilwegkurve auf
                              
                              									das wirtschaftlich günstigste Mass zu bringen, was wieder allein durch rechnerische
                              									Untersuchung erreicht werden kann.
                           Von einer Wahl der Ventilwegkurve kann beispielsweise
                              									bei der Formgebung von Nockenscheiben gesprochen werden. Hier hat man es in der
                              									Hand, sehr rasche Anhub- bezw. Schlussbewegungen herbeizuführen, um damit vielleicht
                              									eine Kleinigkeit am Dampfverbrauch der betreffenden Maschine verbessern zu können,
                              									wogegen die Kräfte zur Bewegung der Steuerungsmassen erheblich Werden und Dauer,
                              									Gangart und Betriebssicherheit ungünstig beeinflussen. Wenn auch bei vielen
                              									Steuerungskauarten (z.B. Wälzhebelantrieben) nicht gerade die Möglichkeit einer Wahl
                              									der Wegkurve vorliegt, so kann doch wenigstens in den meisten Fällen eine
                              									verbessernde Beinflussung erfolgen.
                           Im folgenden soll es nun unternommen werden, den Gang rechnerischer Untersuchungen
                              									bei Ventilsteuerungen Vorzuführen und es werde zu diesem Zwecke zunächst ein
                              									graphisch-analytisches Verfahren in Erinnerung gebracht, Reiches in einfacher Weise
                              									gestattet, zu in Funktion der Zeit gegebenen einzelnen dynamischen Verhältnissen die
                              									zugehörigen übrigen, teils direkt, teils indirekt (Flächenmessung) zu bestimmen. An
                              									Hand dieses Verfahrens fassen sich sodann die wichtigsten Eigentümlichkeiten einer
                              									Ventilwegkurve auffinden und beurteilen. Die Annahme starrer Systeme mag für das
                              									Konstruktionsbureau hinreichend genaue Ergebnisse liefern, handelt es sich doch
                              									meist in der Hauptsache um die Festlegung des Ventilfederdruckes. Die
                              									Berücksichtigung der Elastizität wird aus diesem Grunde hier nur für einen
                              									Sonderfall erfolgen, nämlich für den Nachweis von Schwingungen in der wirklichen Ventilwegkurve. Von Interesse dürfte
                              									namentlich der Vergleich der beiden, heute fast ausschliesslich in Anwendung
                              									stehenden Puffersysteme bei Freifallsteuerungen, nämlich Luftpufferung und
                              									Flüssigkeitspufferung sein, wobei allerdings zugegeben werden muss, dass angesichts
                              									des Mangels eines geeigneten Versuchsmaterials das Resultat als nicht ganz
                              									einwandsfrei angesehen werden muss.
                           Schliesslich darf hervorgehoben werden, dass das Verfahren der Rückwärtskonstruktion
                              									der Nockenscheiben nach einer unter Einhaltung bestimmter
                              									Beschleunigungsverhältnisse aufgestellten Ventilwegkurve vom Verfasser zum erstenmal
                              									bei einer schnelllaufenden Ventilsteuerung angewendet worden ist und zwar bei ganz
                              									ausserordentlich ungünstigen Verhältnissen (Dauer des Ventilspiels 0,17 bis 0,14
                              									Sekunden, Ventilhub 60 mm, Massen ∾ 3 m/Sek.–2).
                           Es wurden nach dem genannten Verfahren etwa acht verschiedene Nockenscheiben
                              									konstruiert (Verkürzung oder Verlängerung der Ventilspieldauer zwecks Erreichung
                              									bestimmter Gaseintritts Verhältnisse – es handelt sich um eine Gasmaschine). Der
                              									Federdruck war hierbei vorgeschrieben und musste für alle Fälle gleich bleiben. Mit
                              									sämtlichen Scheiben wurde durchaus ruhiger Gang erzielt, auch war ein Abspringen der
                              									Rollen nie wahrnehmbar.
                           Erwähnt sei noch, dass die einschlägige Litteratur – so viel wir uns vergewissern
                              									konnten – bis heute nur ganz vereinzelt den vorliegenden verwandte Erörterungen
                              										aufweistIn „Leist: Die Steuerungen der
                                          													Dampfmaschinen, 4. Aufl. 1900“, S. 460, ist ein Verfahren
                                    											beschrieben zur Bestimmung der Geschwindigkeitsverhältnisse bei unrunden Scheiben, welches indessen für
                                    											einigermassen genaue Untersuchungen nicht in Frage kommen kann. Dort wird
                                    
                                    											übrigens bereits auf die endliche Geschwindigkeit im Anhubpunkte
                                    											hingewiesen, sowie die Rückwärtskonstruktion der Nockenscheiben nach
                                    											angenommenen Beschleunigungsverhältnissen in Vorschlag gebracht, jedoch ohne
                                    											dabei irgend welche bestimmte Anhaltspunkte zu geben. Nach dem angezogenen
                                    											Verfahren wäre die Rückwärtskonstruktion überhaupt nicht ausführbar.In Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                                    											1898 S. 1162, „Trinks: Berechnung der Federn für die Ventile von Dampfmaschinen und
                                          													Kompressoren“ wird eine Berechnungsweise des
                                    											Ventilfederdruckes angegeben, welche allerdings sehr einfach erscheint,
                                    											indem vom Gesetz des freien Falles ausgegangen wird. Es ist indessen leicht
                                    											einzusehen, dass insbesondere für zwangläufige Steuerungen jene Rechnung
                                    											keine zuverlässigen Ergebnisse zu liefern vermag, selbst wenn man die von
                                    												Trinks betonte Verstellbarkeit der Federn
                                    											in Rücksicht zieht..
                           
                        
                           1. Die Ableitung der Geschwindigkeits- und Beschleunigungskurven für eine gegebene Ventilwegkurve.
                           In Fig. 1 stellt der Linienzug ABC den Verlauf einer Ventilerhebung in Funktion der Zeit dar. Die Zeiten
                              										t sind als Abscissen, die Ventilhübe s als Ordinaten eingetragen. Diese Darstellung soll im
                              									folgenden als Ventilwegkurve oder kurz als s-Kurve bezeichnet werden. Für 
                              									irgend einen Wegpunkt findet sich nun die zugehörige Geschwindigkeit
                           
                              v=\frac{d\,s}{d\,t}=tg\,\alpha,
                              
                           indem man durch diesen Punkt die Tangente an die s-Kurve legt. Diese Tangente bildet mit der t-Achse einen Winkel α,
                              									dessen trigonometrische Tangente gleich der gesuchten Geschwindigkeit ist. Hat man
                              									beispielsweise für Punkt c gefunden:
                           ac = 0,0215 m, ab = 0,031
                              									Sek.,
                           so ist
                           
                              v=tg\,\alpha=\frac{a\,c}{a\,b}=\frac{0,0215}{0,031}=0,694\mbox{ m/Sek.}^{-1}.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 358
                              Fig. 1.
                              
                           Man ermittelt auf diese Weise eine genügende Anzahl Werte von v, trägt sie unter Wahl eines günstigen Massstabes als Ordinaten in das
                              									Diagramm ein und erhält so durch Verbinden die v-Kurve.
                              									In gleicher Weise findet sich z.B. für einen Punkt c'
                              									der Geschwindigkeitskurve die zugehörige Beschleunigung
                           
                              p=\frac{d\,v}{d\,t}=tg\,\beta.
                              
                           Man legt durch c' die Tangente an die v-Kurve. Hat man dann gefunden: ad = 0,0385 Sek., so berechnet sich, da ac'
                              									bereits zu 0,694 m/Sek.–1 bestimmt worden:
                           
                              p=\frac{a\,c'}{a\,d}=\frac{0,694}{0,0385}=18,03\mbox{ m/Sek.}^{-2}.
                              
                           Zu beachten ist, dass bei fallenden Kurven die Differentialquotienten,
                              									\frac{d\,s}{d\,t} bezw. \frac{d\,v}{d\,t} negativ werden, somit auch die Werte für v bezw. p. Ist die
                              									Tangente parallel zur t-Achse, so ist der
                              									Differentialquotient gleich Null. v bezw. p erreichen Maximalwerte bei grösstem Winkel a bezw. β. Man vevfährt am
                              									besten so, dass man zuerst die Maximalwerte der gesuchten Kurven ermittelt, dann die
                              									Durchgangspunkte durch die t-Achse feststellt und
                              									schliesslich eine Anzahl Zwischenpunkte bestimmt. Sehr schnell geht die Aufzeichnung
                              									der Kurven folgendermassen vor sich: Ist z.B. die Beschleunigungskurve zu bestimmen,
                              									so lege man durch irgend einen Punkt der v-Kurve,
                              									beispielsweise 
                              									C, die Tangente. In einem beliebig gewählten Abstand
                              										ε von deren Achsenschnittpunkt (welcher hier
                              									zufälligerweise gerade mit C zusammenfällt) errichte
                              									man eine Senkrechte zur t-Achse, so stellt die Strecke
                              										ef direkt die Beschleunigung dar, welche nun
                              									einfach auf die zu C gehörige Ordinate projiziert
                              									werden kann. Hat man durch einen anderen Punkt, z.B. O,
                              									die Tangente gelegt, so braucht man jetzt nur im Abstande ε von deren Schnittpunkt mit der t-Achse eine
                              									Senkrechte zu dieser zu errichten, um im gleichen Massstab, wie vorher für Punkt C, die Beschleunigung dargestellt zu erhalten. Auf
                              									diese Weise ermittelt man eine genügende Anzahl Punkte und berechnet zum Schluss
                              									noch den zugehörigen Massstab.
                           Für genaue Untersuchungen kann die Richtigkeit der Kurven geprüft werden. Es ist ∫ vdt = s und ∫ pdt =
                                 									v.
                           So stellt beispielsweise die Fläche ADE c'a direkt den
                              									Weg ac dar. Aus der Fläche FGHJ bestimmt sich das negative Geschwindigkeitsmaximum. Die
                              									Geschwindigkeitszunahme von O bis P wird durch KLMN
                              									angegeben. Es können also umgekehrt, wenn der Verlauf der Beschleunigung gegeben
                              									ist, v- und s-Kurve
                              									bestimmt werden.
                           An Hand dieser Kurven ist es nun möglich, den Einfluss zu besprechen, welchen die
                              									Form der Wegkurve auf Art und Grösse der Kraftwirkungen ausübt.
                           
                        
                           2. Zur Beurteilung der Form der Ventilwegkurve.
                           Um nicht allfällige Zweifel über die Allgemeingültigkeit des Nachstehenden aufkommen
                              									zu lassen, sei vorausbemerkt, dass im folgenden zur Untersuchung deshalb eine
                              									Nockensteuerung herangezogen wird, weil man dadurch nicht an eine Symmetrie der
                              									Bewegungsvorgänge im Auf- und Niedergang des Ventils gebunden ist, wie dies z.B. bei
                              									den ebenfalls sehr gebräuchlichen Exzenterwälzhebelantrieben notwendig geworden
                              
                              									wäre, und weil übrigens die Wahl der Kurvenform bei unrunden Scheiben viel eher zu
                              									ungünstigen Kraftverhältnissen führen kann, als z.B. beim Wälzhebel, wo durch die
                              									Exzenterbewegung Formfehler sehr stark gemildert werden.
                           In Fig. 2 ist die s-Kurve A bis G der in Fig.
                                 										3 schematisch angedeuteten Auslassnockensteuerung dargestellt. Der
                              									Ventilhub s beträgt 20 mm, der tote Gang s' der Steuerung, den wir für die vorliegenden
                              									Betrachtungen als ursprünglich im Angriffspunkt des Ventilhebels an der Ventilstange
                              									liegend denken wollen, sei 0,6 mm. Es muss somit der Nockenhub bei einem
                              									Uebersetzungsverhältnis 1 : 1 des Ventilhebels betragen:
                           s + s' = 0,02 + 0,0006 =
                              									0,0206 m.
                           Der Winkel γ (Fig. 3),
                              									welchen die Tangierungspunkte der Kurvenbahn an der Nockenscheibe einschliessen,
                              									beträgt 160°. Bei einer Umdrehungszahl der Maschine n =
                              									240 in der Minute ist die Zeit t', welche die Rolle zu
                              									einem Auf- und Niedergang benötigt
                           
                              t'=\frac{60\,\cdot\,160}{240\,\cdot\,360}=0,111\mbox{ Sek.}
                              
                           Nach der Figur ist
                           t' = t1' + t + t2' ,
                           d.h. die Rolle legt zuerst in der Zeit t1' den Weg s' zurück, bevor das Ventil den Anhub beginnt und muss denselben Weg s' nach Ventilschluss in der Zeit t
                              									2' ablaufen.
                           
                           Die Kurve A'A .... GG' stellt also die Wegkurve der
                              									Rolle dar. Hervorgehoben sei hier, dass diese Rollenwegkurve nicht etwa identisch
                              									mit der Abwickelung der Nockenscheibe ist. Der Fall wäre dies für den Rollenradius
                              										r = 0, wenn vom Einfluss der Lenkerlänge cb (Fig. 3) abgesehen
                              
                              
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 359
                              Fig. 2.
                              
                           Zeichnen wir nun die Geschwindigkeits- und Beschleunigungskurven nach dem oben
                              									angegebenen Verfahren ein, so fällt zunächst folgendes auf: Entsprechend den Punkten
                              										A und G der
                              									Rollenwegkurve finden sich bestimmte endliche Werte v1 und v2 der Geschwindigkeit. Die nämlichen Punkte gehören
                              									aber ebenfalls der s-Kurve des Ventils an, somit müsste
                              									auch dieses in den betreffenden Punkten die Geschwindigkeiten v1 bezw. v2 besitzen. In der
                              									Zeit dt vor dem Punkt A
                              									hat aber das Ventil noch die Geschwindigkeit Null. Demnach ist
                           
                              p_1=\frac{v_1}{d\,t}=+\infty.
                              
                           Die Beschleunigung ist also im Punkte A unendlich gross.
                              									Desgleichen ist um das Zeitelement dt nach G die Geschwindigkeit des Ventils Null. Daher
                           
                              p_2=\frac{v_2}{d\,t}=+\infty.
                              
                           Diese letztere Beschleunigung wird vom Ventilsitz aufgebracht und ist ebenfalls
                              									positiv, weil die Geschwindigkeitsänderung positiv ist. Nun ist für Punkt A:
                           
                              v=1\int_0^{t'_1}\,p\,d\,t=A'\,O\,P_a=p_1\,d\,t=\infty\,d\,t.
                              
                           Da wir es aber nicht mit starren, sondern mit elastischen Massen zu thun haben, eine
                              									unendliche Beschleunigung in A also undenkbar ist,
                              									somit auch p1
                              									dt = 0, so lässt sich darauf schliessen – da doch das
                              									Aequivalent von v1
                              									unzweifelhaft nachgeholt werden muss –, dass die theoretische Beschleunigungsfläche
                              									von P ab sich auf irgend eine Weise um die Fläche A' OPa vergrössern wird. Dazu ist aber eine
                              									Vergrösserung der p-Werte erforderlich, mit anderen
                              									Worten, es werden von P ab Stosswirkungen auftreten,
                              									wie sie im folgenden Abschnitt noch einer näheren Untersuchung unterzogen werden
                              									sollen. Für den Schlusspunkt G gilt ganz ähnliches, mit
                              									dem Unterschiede zwar, dass die fehlende Fläche ∫ pdt = g
                                 										WZG' vom Ventilsitz zu liefern ist.
                           Die genannten theoretischen Geschwindigkeiten sind nun nicht etwa bloss der
                              									Nockensteuerung eigen, sondern sie finden sich in mehr oder weniger starkem Masse
                              									bei allen Steuerungsbauarten, da zur Gewährleistung eines sicheren Ventilschlusses
                              									ein kleiner toter Gang stets vorhanden sein muss. Bei Wälzhebelsteuerungen kann zwar
                              									von einem toten Gang in dem Sinne, wie dies im vorstehenden gemeint ist, nicht
                              									gesprochen werden. Es lässt sich aber leicht nachweisen, dass auch hier diese
                              									Geschwindigkeiten auftreten müssen. Im Augenblick des Anhubes bezw. Schlusses
                              									besitzt die Exzenperstange eine gewisse Geschwindigkeit (gewöhnlich gerade die
                              									grösste), das Uebersetzungsverhältnis des Wälzhebels ist aber schon ein endliches,
                              									somit muss auch die theoretische Geschwindigkeit des Angriffspunktes an der
                              									Ventilstange eine endliche sein. Thatsächlich ergibt die Untersuchung des
                              									Wälzhebelantriebes gebräuchlicher Konstruktion in dieser Hinsicht sogar recht
                              									ungünstige Verhältnisse im Gegensatz zu dem im übrigen sonst sehr ruhigen Verlauf
                              
                              									der Beschleunigung. In besonders starkem Masse aber findet sich der in Rede stehende
                              									Uebelstand bei den Auslösesteuerungen, als Folge des unvermeidlichen Ueberhubes der
                              
                              									Klinke. Eine Nachrechnung der Kräfte, welche hierdurch hervorgerufen werden, dürfte
                              									denn auch für viele 
                              									Bauarten die Unmöglichkeit der Erreichung hoher Umlaufszahlen voraussehen
                              									lassen.
                           Der s-Kurve sind nun absichtlich besondere
                              									Eigentümlichkeiten beigegeben worden: BC ist ein
                              									langsamer Uebergang der Kurven AB und CD. DE ist eine Gerade, also an der Nockenscheibe ein
                              									Kreisbogenstück. Im Punkte F findet der unmittelbare
                              									Uebergang der Kurven EF und FG statt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 360
                              Fig. 3.
                              
                           In den v- und p-Kurven
                              									zeigen sich nun folgende Merkmale: Die Geschwindigkeit erreicht ein positives
                              									Maximum v = 0,82 m/Sek.–1
                              									im Punkte J, also entsprechend dem Wendepunkt der
                              									Uebergangskurve BC. Im Punkte K (entsprechend D) geht sie in Null über,
                              									beginnt in L negativ zu wachsen bis zum negativen
                              									Maximum
                           v = – 1,27 m/Sek.–1
                           in M und ändert hier ganz
                              									plötzlich die Richtung. Dies hat seinen Grund in folgendem: In der Figur sind als
                              									Kurvenstücke EF und FG
                              									Kreisbogen gewählt mit den Mittelpunkten o1 und o2. Der Punkt F
                              									(Wendepunkt) liegt also auf der Verbindungslinie o1
                              									o2. Es ist leicht
                              									einzusehen, dass, wenn Bogen EF über F hinaus sich fortsetzen würde, die
                              									Geschwindigkeitskurve auch über M hinaus, wie
                              									punktiert, weiterschreiten müsste. Ebenso würde, wenn Bogen FG über F hinaus verlängert wäre, die
                              									Geschwindigkeitskurve NM über M hinaus ihren Charakter beibehalten. Folglich muss die v-Kurve in M eine Spitze
                              									haben, d.h. die Geschwindigkeitsänderung ist eine plötzliche.
                           Die Beschleunigung würde, falls kein toter Gang vorhanden wäre, mit endlichem Wert
                              									beginnen. Sie erfährt selbst durch die verhältnismässig schlanke Uebergangskurve BC eine rascherfolgende Aenderung. In S verschwindet sie plötzlich, um ebenso unvermittelt in
                              
                              										T wieder zu erscheinen. In U erreicht sie das negative Maximum p = – 117
                              										m/Sek.–2, um im gleichen Augenblick in ihr positives
                              									Maximum p = + 159 m/Sek.–2
                              									überzugehen.
                           Aus Vorstehendem ist zu entnehmen, dass die s-Kurve am
                              									empfindlichsten in der Nähe der beiden Wendepunkte ist, dass also zur Herbeiführung
                              									günstiger Kraftverhältnisse ganz besonders darauf hingestrebt werden muss, bei
                              									diesen Stellen möglichst schlanke Uebergangskurven zu erzielen.
                           
                        
                           3. Die Art der Stosswirkungen im Ventilanhub.
                           Bei der Beurteilung der Ventil wegkurve war auffällig, dass das Ventil im Augenblick
                              									des Anhubes theoretisch schon eine sehr grosse Geschwindigkeit haben sollte. Das hat
                              									uns damals die Wahrscheinlichkeit aussprechen lassen, dass sich im weiteren
                              									Verlauf des Anhubes Stosswirkungen bemerkbar machen müssen. Wenn nun die
                              									nachfolgenden Untersuchungen diese Vermutung bestätigen, indem sich herausstellt,
                              
                              									dass der Ventilanhub nicht nach der vorgeschriebenen Wegkurve erfolgt, sondern sich
                              									aus lauter Schwingungen zusammensetzt, deren Knotenpunkte alle in gleicher
                              									Entfernung von der vorgeschriebenen Bahn sich befinden, so muss dazu aufmerksam
                              									gemacht werden, dass diese Vorgänge nicht allein als eine Folge der früher
                              									besprochenen Geschwindigkeit betrachtet werden dürfen, dass sie auch eintreten
                              									müssten, selbst wenn die besagte Geschwindigkeit Null wäre, selbst auch, wenn der
                              									auf die Ventilstange wirkende Widerstand W nicht
                              									vorhanden wäre, dass sie einzig durch das Hinzutreten dieser besonderen Umstände
                              									verstärkt, sich bemerkbar machen müssen.
                           Stellt die in Fig. 4 mit S bezeichnete Kurve den Weg des Gestängeangriffspunktes an der Steuerwelle
                              									dar (z.B. Rollenweg) und denken wir uns der Einfachheit halber sämtliche Massen als
                              									in der Ventilstange liegend, so lassen sich die Vorgänge, welche beim Anhub
                              									auftreten, ungefähr folgendermassen beschreiben: Von dem Augenblick an, in welchem
                              									der gesamte tote Gang s' der Steuerung überwunden ist
                              									(Punkt A, Fig. 4), wird
                              									das Gestänge zusammengedrückt und zwar vorerst bis auf eine Spannung, welche gleich
                              									ist dem auf die Ventilstange wirkenden Widerstand W0 (Federdruck, Reibung, Ueberdruck auf Ventil und
                              									Ventilstange, Gewichte). Die hierbei verstrichene Zeit ist im Diagramm mit t0, der zugehörige Weg
                              									des Gestängeangriffspunktes mit S0 bezeichnet. Von jetzt an (Punkt B) wächst die Spannung im Gestänge weiter, der
                              									Ueberschuss dieser Spannung über den Widerstand W dient
                              									zur Beschleunigung der Ventilmasse. Das Ventil beginnt also sich zu heben, seine
                              									Geschwindigkeit wächst fortwährend. Gleichzeitig bewegt sich aber auch das Gestänge
                              
                              									nach und sucht die Spannung aufrecht zu erhalten. Hierbei wird bald die
                              									Geschwindigkeit des Ventils grösser als die des Gestänges. Im Punkte C ist die Spannung im Gestänge wieder gleich dem
                              									Ventilwiderstand, die Geschwindigkeitszunahme hört hier auf, dagegen tritt schon im
                              									nächsten Augenblick eine Verzögerung ein, welche gleich ist dem Ventilwiderstand,
                              									vermindert um die Gestängespannung. Im Punkte D löst
                              									sich das Ventil vom Gestänge, es wirkt von hier ab der ganze Widerstand verzögernd,
                              									aber auch nicht mehr, denn negative Spannung im Gestänge könnte nur eintreten, wenn
                              									dasselbe in fester Verbindung mit Ventil und Steuerwelle wäre und dann zwar erst,
                              									nachdem der tote Gang überwunden. Das Ventil hat in E
                              									wieder Berührung mit dem Gestänge, drückt dasselbe zusammen, wird von F ab wieder positiv beschleunigt u.s.w. Das nämliche
                              
                              									Spiel kann sich nun noch mehrere Male wiederholen, so dass die ganze Anhubkurve als
                              									aus lauter Schwingungen zusammengesetzt erscheint.
                           Es ist einzusehen, dass diese Schwingungen auch eintreten müssten (wie bereits
                              									hervorgehoben wurde), selbst wenn die S-Kurve im Punkte
                              										A keine endliche Geschwindigkeit ergeben würde und
                              									der Widerstand W gar nicht bestände, und zwar aus dem
                              									Grunde, weil das ganze Gestängesystem im Punkte A als
                              									im spannungslosen Zustand befindlich aufgefasst werden muss, welcher Zustand doch
                              									bei der kleinsten Beschleunigung, die zur Bewegung Ventilmasse erforderlich ist, in
                              									einen solchen der Spannung übergehen wird. Uebrigens lassen sich solche Schwingungen
                              									ebenfalls im weiteren Verlauf der Ventilerbebung nachweisen als Folgen der
                              									unvermeidlichen raschen Beschleunigungsänderungen.
                           Zum Nachweis der besprochenen Vorgänge soll erste Teil der in Fig. 2 dargestellten s-Kurve, welche der Nockensteuerung (Fig. 3)
                              									angehört, untersucht werden. Vorausgeschickt sei, dass diesbezügliche Berechnungen
                              									der ungleichen Massen- und Elastizitätsverteilung wegen nur unter Annahme
                              									wesentlicher Vereinfachungen durchführbar sind und daher, wie auch die nachstehenden
                              									nie als ganz einwandsfrei gelten können.
                           Allein es handelt sich hier weniger um eine genaue Bestimmung der Vorgänge als
                              									vielmehr darum, die Art der Stosswirkungen allgemein zu ergründen, zu welchem Zweck
                              									auch die nachstehend gegebene Rechnungsweise als genügend zuverlässig betrachtet
                              									werden darf.
                           
                           Es ist angenommen, sämtliche bewegten Massen seien im Punkte f (Fig. 3) konzentriert.
                              									Diese Massen betragen M = 2,9 kg. In Berücksichtigung
                              									des Umstandes, dass Rolle, Lenker cb und überhaupt die
                              									bei b liegenden Teile des Gestänges nur wenig von der
                              									Elastizität beeinflusst werden, soll für die unter der \left(S-\frac{W}{k}\right)-Kurve (Fig. 4) befindlichen Schwingungen der Anteil der
                              									Ventilfedermasse vernachlässigt werden. Beträgt dieser Anteil 0,3 kg, so ist
                           M1 = 2,9 – 0,3 = 2,6
                              									kg.
                           Bei geschlossenem Ventil betrage die Federspannung:
                           F0 = 260 kg,
                           Dampfdruck auf Ventilstange und Ventil:
                           Ds + Dv = 90 kg.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 361
                              Fig. 4.
                              
                           Die übrigen Widerstände (vgl. 4. Abschnitt) betragen zusammen 35 kg. Demnach ist der
                              
                              									Gesamtdruck auf die Ventilstange
                           W0 = 260 + 90 + 35 =
                              									385 kg.
                           Beim Oeffnen des Ventils nimmt die Federspannung zu, (Ds + Dv)
                              									hingegen ab. Wir begehen keinen grossen Fehler, wenn wir annehmen:
                           W = W0
                              									= konstant.
                           Denkt man sich am Ventilhebel bei f eine Kraft P abwärts wirkend, so wird: 1. Der Ventilhebel def durchgebogen. 2. Drehpunkt e zugleich mit dem Ventilbügel nach abwärts gedrückt. 3. Stange da, Rolle und Nockenscheibe zusammengedrückt. 4. Die
                              									Steuerwelle in der. Richtung da durchgebogen. Sei der
                              									Weg, den hierbei Punkt f zurücklegt, mit ΔS bezeichnet, so ist unter der Annahme, die
                              									Zusammendrückung sei proportional dem Druck:
                           
                              P = kΔS.
                              
                           k ist also eine Konstante, welche sich beispielsweise
                              									für einen achsial gedrückten prismatischen Stab von der Länge l in m, dem Querschnitt q
                              									in cm2 und dem Elastizitätsmodul E folgend!rmassen ableitet:
                           
                              
                              \begin{array}{rcl}\Delta\,s&=&\frac{P\,\cdot\,l}{q\,E}=\frac{P}{k}\\k&=&\frac{q\,\cdot\,E}{l}. \end{array}
                              
                           Hieraus ergibt sich Δs in Metern.
                           Für unseren Fall sei k = 1800000.
                           Dann wäre z.B. für Δs = 1 mm
                           P = 0,001 . 1800000 = 1800 kg.
                           In Fig. 4 ist der Anfang der Rollenwegkurve in sehr
                              									grossem Massstab wiedergegeben und als S-Kurve
                              									bezeichnet. Die Rolle sei in A angelangt, das Gestänge
                              									wird zusammengedrückt, bis
                           
                              S_0=\frac{W}{k}=\frac{385}{1800000}=0,000214\mbox{ m.}
                              
                           Aus dem Diagramm entnehmen wir
                           t0 = 0,00085 Sek.
                           Von hier ab wird eine Beschleunigung
                           
                              p=\frac{k}{M_1}\,\left(S-\frac{W}{k}-s\right)
                              
                           auf das Ventil einwirken. Mit s
                              									ist der Ventilweg, mit S der Rollenweg bezeichnet.
                              									Seien s1 v1
                              									p1
                              									t1 bekannt, t2 gegeben und s2
                              									v2 p2 gesucht, so ist angenähert für s2
                           
                              s'_2=s_1+v_1\,(t_2-t_1)+\frac{p_1}{2}\,(t_2-t_1)^2.
                              
                           Für s2' beträgt aber die
                              									Kraft der Zusammendrückung des Gestänges:
                           
                              P=k\,\left(S_2-\frac{W}{k}-s'_2\right),
                              
                           da \frac{W}{k}=S_0, so wird
                           
                              p'_2=\frac{k}{M_1}\,(S_2-S_0-s'_2).
                              
                           
                           Der Weg, welcher der Beschleunigungszu- bezw. Abnahme p2' – p1 entspricht, ist
                           
                              s_2-s'_2=\int_0^{t_2-t_1}\,d\,t\,\int\,p\,d\,t=\int_0^{t_2-t_1}\,d\,t\,\int\,\frac{p'_2-p_1}{t_2-t_1}\,t\,d\,t
                              
                           
                              s_2-s'_2=\frac{p'_2-p_1}{6}\,(t_2-t_1)^2.
                              
                           Da
                           
                              p_1=\frac{k}{M_1}\,(S_1-S_0-s_1)
                              
                           so ist:
                           
                              p'_2-p_1=\frac{k}{M_1}\,\left[S_2-S_1-v_1\,(t_2-t_1)-\frac{p_1}{2}\,(t_2-t_1)^2\right].
                              
                           Einen besseren Wert als s2' ergibt also:
                           s_2=s_1+v_1\,(t_2-t_1)+\frac{(t_2-t_1)^2}{2}\,\left[p_1+\frac{k}{3\,M_1}\,\left(S_2-S_1-v_1\,(t_2-t_1)-\frac{p_1}{2}\,(t_2-t_1)^2\right)\right].
                              								
                           Ferner ist
                           
                              p_2=\frac{k}{M_1}\,(S_2-S_0-s_2)
                              
                           
                              v_2=v_1+\frac{p_1+p_2}{2}\,(t_2-t_1).
                              
                           Die Werte für S werden aus dem Diagramm abgemessen. Vom
                              
                              									Punkt C bis F muss M statt M1 eingesetzt werden, da hier die lebendige Arbeit
                              									des ganzen Systems in Betracht kommt. Für s > S wird
                              									nur W verzögernd wirken, da in unserem Falle negative
                              									Zusammendrückung ausgeschlossen ist. Für eine Anzahl Ordinaten, welche in der Figur
                              									numeriert sind, wurden nun die Werte für s, v und p ausgerechnet, s und v sind in das Diagramm eingetragen worden, p wird durch die schraffierte Fläche dargestellt.
                           Aus der Figur ergibt sich für die Schwingungen eine grösste Abweichung von der
                              									\left(S-\frac{W}{k}\right)-Kurve von 0,37 mm. Die Geschwindigkeit erreicht entsprechend dem
                              									Knotenpunkt C einen Maximalwert
                           v = 0,795 m/Sek.–1,
                           sinkt dann bis auf 0,475 m/Sek.–1, um von da an wieder anzusteigen. Die Beschleunigung hat in der Nähe der
                              									vierten Ordinate ein Maximum p = 292 m/Sek.–2. Von D bis E ist
                           
                              p=\frac{W}{M}=\frac{385}{2,9}=133\mbox{ m/Sek.}^{-2}.
                              
                           Ein Bild über die Grösse der Kraftwirkungen, welche in Ventilsteuerungen auftreten
                              									können, gibt die Kurve des Buchdruckes auf die
                              									Steuerwelle mit einem grössten Wert
                           W + pM1 = 385 + 292 .
                              
                              									2,6 = 1145 kg.
                           Von D bis E findet gar kein
                              									Rückdruck statt.
                           Mit zunehmender Elastizität des Gestänges werden auch die Schwingungen grösser, die
                              
                              									Kraftwirkungen nehmen dabei ab, während umgekehrt bei geringerer Elastizität die
                              									Schwingungen kürzer werden müssen, die Kraftwirkungen hingegen verstärkt. Eine
                              									gewisse Elastizität muss also als Notwendigkeit bezeichnet werden, und nötigenfalls,
                              									wenn in zu geringem Masse vorhanden, durch Anwendung besonderer Mittel geschaffen
                              
                              									werden.
                           Zu gefährlichen Stellen für die Schwingungen können die Wendepunkte der S-Kurve werden, sowohl auch wie bei ihnen die
                              									Schwingungen plötzlich verschwinden können. Fällt nämlich der einer unteren Schwingung folgende Knotenpunkt gerade unter
                              									den Wendepunkt der Anhubkurve, so muss – relativ zur S-Kurve – die darauf folgende obere Schwingung grösser erscheinen, als wenn
                              									dieser Knotenpunkt auf irgend eine andere Stelle in der Nähe des Wendepunktes
                              									gefallen wäre. Tritt dieser Fall ein, so wird für den übrigen Teil des Anhubes die
                              									grösstmögliche Verstärkung der Schwingungen zu erwarten sein. Umgekehrt, fällt der
                              									einer oberen Schwingung folgende Knotenpunkt an die
                              									besagte Stelle, so kann unter Umständen das Schwingen plötzlich aufgehoben sein. Für
                              									die Ablaufkurve gilt bezüglich der Knotenpunkte das Entgegengesetzte.
                           Bei Wälzhebelsteuerungen wird der grösste Teil der Elastizität im Wälzhebel liegen,
                              									während die Exzenterstange nur sehr wenig Einfluss besitzt. Einmal ist die
                              									Kraft in der Exzenterstange im Verhältnis der jeweiligen Uebersetzung kleiner
                              									als die in der Ventilstange, und dann wird die entsprechend klein ausfallende
                              
                              									Längenänderung erst noch einmal in demselben Verhältnis reduziert sich beim Ventil
                              									bemerkbar machen. Die Kraftwirkungen werden hier namentlich mittelbar durch eine
                              									starke Abnutzung der inneren Wälzflächen wahrzunehmen sein.
                           
                        
                           4. Der Ventilfederdruck.
                           Die negative Beschleunigung, welche zum grössten Teil von der Ventilfeder aufgebracht
                              									werden muss, hat die Aufgabe:
                           1. Die Steuerungsmassen, welche im ersten Teil des Ventilaufganges eine bestimmte
                              									Geschwindigkeit erlangt haben, während des zweiten Teils der Aufwärtsbewegung so zu
                              									verzögern, dass die Geschwindigkeit Null wird.
                           2. Die Massen im ersten Teil des Ventilniederganges zu beschleunigen.
                           Bei der Berechnung der Federn gilt es nun, den grössten erforderlichen Druck
                              									ausfindig zu machen. Da dieser sowohl im ersten der besagten Punkte, als auch im
                              									zweiten notwendig sein kann, so ist es erforderlich, an Hand des
                              									Beschleunigungsdiagrammes beide zu untersuchen.
                           Für das Beispiel einer Federdruckberechnung sei die in Fig.
                                 										3 dargestellte Steuerung gewählt, deren Diagramm bereits besprochen worden
                              									ist. Die Masse des Ventils, vermehrt um den Anteil des Gestänges, der Feder u.s.w.
                              									ist.
                           M = 2,9 kg.
                           Die Stopfbüchsenreibung beträgt
                           R = 15 kg.
                           Die Dampfspannung im Cylinder sei während des Ueberströmens 4 at Ueberdruck. Bei
                              									einem Ventilstangenquerschnitt in der Stopfbüchse von 9 cm2 beträgt also der Dampfdruck auf die
                              
                              									Ventilstange
                           Ds = 4 . 9 = 36 kg.
                           Der Druck des strömenden Dampfes auf das Ventil sei angesetzt zu
                           Dv = 10 kg.
                           Das Gewicht des Gestänges hebt einen Teil des Ventilgewichtes auf. Das Uebergewicht
                              									an der Ventilstange betrage
                           Gu = 12 kg.
                           Das Federgewicht sei schätzungsweise angenommen zu
                           Gt = 8 kg.
                           Aus dem Diagramm (Fig. 2) entnehmen wir für Punkt R einen grössten negativen Beschleunigungswert in der
                              									Anhubperiode von
                           p1 = – 35 m/Sek.
                              									–2.
                           Die Gleichgewichtsbedingung für diese Stelle lautet:
                           F1 + R + Ds + Dv + Gu +
                              										Gf = p
                              									1 . M.
                           Hieraus
                           
                              F1 = 35 . 2,9 – 15 – 36 – 10 – 12 – 8
                              F1
                                 										= 21 kg.
                              
                           Für die Schlussperiode beträgt laut Diagramm die grösste negative Beschleunigung
                           p2= – 117 m/Sek.–2.
                           Die Reibung ändert hier das Vorzeichen, da die Bewegung in entgegengesetzter Richtung
                              									der vorigen erfolgt.
                           
                              F2– R + Ds + Dv + Gu + Gf = p2
                                 										. M
                              F2
                                 										= 117 . 2,9 + 15 – 36 – 10 – 12 – 8
                              F2
                                 										= 288 kg.
                              
                           Dieser Druck würde ungefähr dem mittleren erforderlichen Federdruck entsprechen.
                           Wäre umgekehrt G der Anhub- und A der Schlusspunkt der Wegkurve, so ergäbe sich
                           
                              F2' =
                                 										117 . 2,9 – 15 – 36 – 10 – 12 – 8 = 258 kg
                              F1' =
                                 
                                 										35 . 2,9 + 15 – 36 – 10 – 12 – 8 = 51 kg.
                              
                           Zur Erzielung eines ruhigen und t möglichst
                              
                              									reibungsfreien Ganges einer Steuerung ist nun sehr wichtig die notwendigen Kräfte
                              
                              
                              									thunlichst klein werden zu lassen, und die vorhandenen möglichst gut auszunützen.
                              									Diesem Grundsatz 
                              									ist augenscheinlich in unserem Beispiel bei der Wahl der Ventilwegkurve nicht
                              									nachgekommen worden, denn in einem Falle sind in der Anlaufkurve 288 – 21 = 267 kg überschüssigen, also schädlichen Druckes
                              									vorhanden, im anderen Falle, d.h. bei Umkehr der Bewegungsrichtung, in der Ablaufkurve 258 – 51 = 207 kg.
                           Wie sich aus Vorstehendem leicht ableiten lässt, wäre der Federdruck am besten
                              									ausgenutzt, wenn
                           
                              p_2-p_1=\frac{2\,R}{M}.
                              
                           Dann wäre der notwendige maximale Federdruck für Anhub und Ablauf gleich. Es müsste
                              									also die s-Kurve so geformt werden, dass die
                              									Anlaufseite eine um \frac{2\,R}{M} grössere Beschleunigung als die Ablaufseite ergäbe.
                              									Diese Bedingung ist für gewöhnliche Nockensteuerungen zulässig, für
                              									Exzenterwälzhebel- und Exzenterschwingkurvenantriebe jedoch nicht, weil hier
                              									An- und Ablaufkurve nur symmetrisch sein können.
                           Bei Einlasssteuerungen wirkt Ds dem Federdruck entgegen, es ist also
                           
                              F1 + R – Ds + Dv+ Gu +
                                 											Gf = p1
                                 										M.
                              F2 – R – Ds + Dv+ Gu +
                                 											Gf = p2
                                 										M.
                              
                           Für F1
                              									= F2, ergibt sich
                           2R = (p1 – p2) M.
                           Somit gilt auch hier das vorstehend Gesagte.
                           Wird die Ventilfeder zu schwach bemessen, so kann das Ventil der vorgeschriebenen s-Kurve nicht mehr folgen, sondern verlässt diese in
                              									dem Augenblick, in welchem die lieferbare negative Beschleunigung von der der s-Kurve entsprechenden übertroffen wird. Ist das Ventil
                              									z.B. im Anhub von der Bahn abgesprungen und erreicht es dann diese wieder vor
                              									Eintritt der theoretisch grössten Beschleunigung im Ablauf, so kann unter Umständen
                              									ein nochmaliges Abspringen erfolgen.
                           
                              (Schluss folgt.)