| Titel: | Die Betriebsmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 363 | 
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                        Die Betriebsmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
                        (Fortsetzung von S. 347 d. Bd.)
                        Die Betriebsmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
                        
                     
                        
                           Wir kommen heute auf die liegende Zwillingstandem-Verbundventilmaschine (Fig. 23 bis
                              										25) der Maschinenfabrik
                                 										Grevenbroich zurück, welche wir schon auf Seite 326 erwähnten.
                           Die Hochdruckcylinder haben 725 mm, die Niederdruckcylinder 1100 mm Bohrung, der
                              									gemeinsame Hub beträgt 1300 mm; die Anlage leistet bei 11 kg/qcm absoluter
                              									Eintrittsspannung und 25 v. H. Füllung im Hochdruckcylinder mit 72 minutlichen
                              									Umdrehungen, entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit von
                           
                              \frac{1,3\,\cdot\,72}{30}=3,12\mbox{ m}
                              
                           – beim Arbeiten mit Dampfniederschlagung – 2000 PSe.
                           Die Entfernung der Cylinderlängsachsen beträgt von Mitte bis Mitte Cylinder 6450
                              									mm.
                           Die sehr starken Maschinenrahmen mit bajonettförmigen Lagerbalken liegen hier der
                              									ganzen Länge nach auf dem Grundgemäuer auf, mit welchem sie entsprechend kräftig und
                              									zuverlässig verankert sind.
                           Die reichlich bemessenen Hauptlager sind mit dem Lagerbalken aus einem Stück
                              									gegossen. Die Lagerschalen sind vierteilig, nachstellbar und mit Weissmetall
                              									ausgegossen; bei einer Lauflänge von 830 mm haben sie 470 mm Bohrung. Der Abstand
                              									von Mitte zu Mitte Lager beträgt 4730 mm.
                           Die aus bestem Siemens-Martin-Stahl hergestellte Kurbelwelle hat einen mittleren
                              									Durchmesser von 650 mm und ist ihrer ganzen Länge nach durchbohrt. Die
                              									schmiedeeisernen Kurbeln sind warm aufgezogen und mit Gegengewichten versehen,
                              									welche die durch die bewegten Massen verursachten Beschleunigungskräfte teilweise
                              									auszugleichen haben.
                           An die Geradführung des Maschinenrahmens schliessen sich die Niederdruckcylinder an,
                              									auf welche die auf das Grundgemäuer mittels Sohlplatten gelagerten geräumigen
                              									Zwischenstücke folgen, denen sich die Hochdruckcylinder anschliessen.
                           Die Niederdruckcylinder hängen ohne Unterstützung zwischen Geradführungen und
                              									Zwischenstücken, während die Hochdruckcylinder je einen hinteren Fuss haben;
                              									letztere stehen auf Sohlplatten, welche fest im Grundgemäuer eingelassen sind. Den
                              									Längenausdehnungen ist bei dieser Anordnung in genügender Weise Rechnung
                              									getragen.
                           Hoch- und Niederdruckcylinder haben Dampfmäntel, mit welchen sie aus einem Stück
                              									gegossen sind; die ersteren sowie die Aufnehmer werden durch Frischdampf, die
                              									letzteren durch ihren Arbeitsdampf aus den Aufnehmern geheizt. Gegen
                              									Strahlungsverlust ist Wärmeschutzmasse,dwelche durch Blechmäntel überkleidet ist, in
                              									ausgiebiger Weise in Anwendung gebracht.
                           Jeder Cylinder besitzt Sicherheitsventile, welche mit Ablasshähnen verbunden
                              									sind.
                           Die Dampfkolben sind Hohlgusskörper und als Tragkolben ausgebildet und mit den
                              
                              									Kolbenstangen durch Kegelansatz und Gewinde verbunden.
                           Die Kolbenstangen, aus bestem Siemens-Martin-Stahl hergestellt, haben einen
                              									gleichmässigen Durchmesser von 160 mm; im Zwischenstück sind dieselben durch eine
                              									federnd unterstützte Führung nochmals besonders getragen, dagegen ist auf eine
                              									hintere Führung verzichtet.
                           Die Abdichtung der Kolbenstangen erfolgt durch Metallpackung und sind die Muttern der
                              									Stopfbüchsen, zwecks genau gleichmässigen Anziehens und Vermeidung des Schiefziehens
                              									als Zahnräder ausgebildet und werden durch einen gemeinschaftlichen Zahnkranz
                              									bethätigt.
                           Die in Rundführung laufenden Kreuzköpfe sind aus Stahlguss hergestellt und mit
                              									grossen gusseisernen Schuhen versehen. Die Kreuzkopf bolzen sind aus Tiegelstahl,
                              									die Kurbelfinger aus Nickelstahl hergestellt. Die Lager sowohl der Kreuzkopf bolzen
                              									als auch der Kurbelfinger sind ganz aus Bronze und zweiteilig ausgeführt, auch diese
                              									Lager sind zum Nachstellen eingerichtet.
                           Die sämtlichen übrigen Bolzen und Büchsen sind aus Stahl und gehärtet sowie sauber
                              									geschliffen.
                           Die Ein- und Auslassventile der vier Cylinder sind entlastete Doppelsitzventile von
                              									der allgemein gebräuchlichen Gestalt. Die Hochdruckventile werden sowohl für Einlass
                              									als Auslass durch eine zwangläufige Steuerung eigener
                                 										Bauart, die Niederdruckventile durch verstellbare unrunde Scheiben
                              									bethätigt. Die durch Kegelräder angetriebenen Steuerwellen sind mit längsbeweglichen
                              									Kuppelungen versehen, um so der Ausdehnung der Dampfcylinder Rechnung zu tragen.
                           Die am Zwischenstück angebrachten Federregler sind mit Vorrichtungen zur Veränderung
                              
                              									der Umdrehungszahl versehen und werden von den Steuerwellen aus mittels
                              
                              									Schneckenräder angetrieben.
                           Bei etwa eintretenden Störungen des Betriebes kann die Hochdrucksteuerung
                              									schnellstens durch einen zwischen letzterer und dem Regler eingeschalteten Handhebel
                              									ausgelöst werden, wodurch die weitere Dampfzufuhr sofort abgeschnitten ist.
                           Die eigentliche Bedienung der Hauptabsperrventile erfolgt mittels schräg liegender,
                              									mit Handrad versehenen Spindeln, welche durch Kegelräder mit den Schraubenspindeln
                              									der Ventile in Eingriff gebracht sind.
                           
                           Zu erwähnen ist hier noch, dass vor den unter Flur sitzenden Absperrventilen in
                              									vorliegendem Fall ein wirklich gut bemessener Wasserabscheider angeordnet ist.
                           Die Bedienung der Hahnenzüge und Absperrventile geschieht ebenfalls vom Stande des
                              									Maschinenführers aus.
                           Alle Schmiervorrichtungen für die beweglichen Teile sind feststehend und können
                              									jederzeit während des Betriebes nachgesehen und aufgefüllt werden; dieselben
                              									bestehen aus Tropfölern mit sichtbarem Tropfenfall, wie überhaupt bei allen nicht
                              									unter Druck stehenden Teilen. Für die unter Druck stehenden Teile sind
                              									Mollerup-Pumpen vorgesehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 364
                              Zwillingstandem-Verbundmaschine von der Maschinenfabrik Grevenbroich.
                              
                           Für die Kurbelzapfen ist die jetzt allgemein übliche Anordnung gewählt mit dem um den
                              									Mittelpunkt der Kurbel drehenden Rohr, durch welches das Oel durch die Fliehkraft in
                              									den Kurbelzapfen gelangt.
                           Ueber den Hauptlagern befinden sich Oelbehälter, von welchen aus das Oel durch die
                              									oben erwähnten Tropföler in die sorgfältigst mit Oelnuten versehenen Lagerschalen
                              									gelangt – auch in die Wellen sind auf Lagerlauf längen Oelnuten eingearbeitet.
                           Das vom Lager weglaufende Oel sammelt sich in Schalen, welche zwecks Abhaltens von
                              									Staub mit feinen Sieben abgedeckt sind. Von hier wird das Oel von kleinen Oelpumpen,
                              									welche durch die Steuerwellen mittels Kettenräder angetrieben sind, in die Behälter
                              									zurückgefördert, auch ist durch höhere Lage des Absaugrohres Vorsorge getroffen,
                              									dass der dickere Bodensatz nicht wieder mit zur Verwendung gelangt, sondern füv
                              									sich entleert werden kann.
                           Durch diese Anordnung, welche wir auch schon in ähnlicher Weise bei der
                              									Tandemverbundmaschine von Humboldt (s. S. 332)
                              									ausgeführt fanden, ist eine reichliche und sparsame Schmierung der Lager
                              
                              
                              									gewährleistet.
                           Das Oelen des Kreuzkopfes gehört selbst in den besten Maschinenbauanstalten zu den
                              									heikelsten Aufgaben. In dem uns beschäftigenden Fall sehen wir zuerst die
                              									Oelfangschale mit Abstreichvorrichtung aus Metall. Die feststehenden Tropföler
                              									lassen das Oel in einen mit feinem Pinsel versehenen Halt gelangen, von welchem es
                              									durch den am Zapfen befindlichen Abstreicher abgenommen wird. Die sorgfältig
                              									genuteten Schuhe sind zwecks guter gleichmässiger Oelverteilung über die gewölbte
                              									Bahn unten mit Greifern aus Kupfer und oben mit solchen aus Filz versehen.
                           Durch Mollerup-Pumpen werden der in die Ventile einströmende Dampf vor seinem
                              									Eintritt, ebenso die Kolbenlaufflächen unter Einschaltung eines Oelverteilers
                              										geschmiert..
                           Die Schutzkästen zum Auffangen des ablaufenden Oels sind so eingerichtet, dass sie
                              									ihre Aufgabe sicher und friedenstellend erfüllen, daneben aber gleichzeitig die
                              									Beobachtung der umlaufenden Teile gestatten.
                           Behufs leichter Bedienung der Steuerungsteile, der Oelgefässe u.s.w. sind an den
                              									Cylindern und Zwischenstücken Fusstritte, Treppen und Geländer angebracht.
                           
                           Das Schwungrad ist als Magnetrad für eine Drehstromdynamo verwandt, welche von
                              										„Helios“ Elektrizitäts-Aktiengesellschaft in Köln-Ehrenfeld
                              									ausgeführt wurde und das Hauptstück der Ausstellung dieses Werkes bildet. Nach
                              									Modell O 3000/72 gebaut, liefert dieselbe bei 6000 Pol-Wechseln Drehstrom von 2000
                              									Volt Spannung, der als Teil des in der Ausstellung erforderlichen elektrischen
                              									Stromes Verwendung findet.
                           Derselbe betreibt Motoren in der Maschinenhalle und in der Sammelausstellung des
                              									Bergbauvereins u.s.w. und wird unter anderem auch zur Beleuchtung des Südviertels
                              									der Ausstellung verwendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 365
                              Fig. 25. Zwillingstandem-Verbundmaschine von der Maschinenfabrik Grevenbroich.
                              
                           Die Erregung der Maschine erfolgt von der Hauptverteilungsschalttafel der Ausstellung
                              									aus mittels eines aus zwei Gleichstrommaschinen Z 6 – 48 Kw, 230 auf 110 Volt bei
                              									620 minutlichen Umdrehungen – bestehenden Umformersatzes, welcher hinter der Dynamo
                              									Aufstellung fand.
                           Eine besondere Schaltanordnung mit Hochspannungsausschalter befindet sich im
                              									Grundgemäuer der Dynamo, während die Messvorrichtungen in eigenartigen, von vorn
                              									sichtbaren Schaltsäulen (Fig. 25) untergebracht
                              									sind.
                           Die Sundwiger Hütte Maschinenbau-Akt.-Ges. in Sundwig i.
                              									W. ist in der Betriebsanlage mit zwei Maschinen vertreten und zwar
                           1. mit einer liegenden Tandemverbundmaschine und
                           2. mit einer stehenden Verbundmaschine.
                           Die liegende Tandemverbundmaschine (Fig. 26 bis 29) hat im Hochdruckcylinder 490 mm und im
                              
                              									Niederdruckcylinder 770 mm Bohrung, sowie einen gemeinsamen Hub von 800 mm und
                              									leistet – mit Dampfniederschlagung arbeitend – bei einer Eintrittsspannung von 11
                              										kg/qcm absolut
                              
                              
                              									und 125 minutlichen Umdrehungen entsprechend eine Kolbengeschwindigkeit von 3,33 m
                              									im gewöhnlichen Betriebe 425 PSe.
                           Der Maschinenrahmen liegt in seiner ganzen Länge auf dem Grundgemäuer auf und ist der
                              									Balken in Gabelform ausgebildet. Diese Anordnung wurde gewählt, um die Lagerdrücke
                              									auf die Flächeneinheit möglichst herabzumindern; die Lagerflächen sind bei den stark
                              									gehalten Lagerlauflängen und Bohrungen erheblich grösser ausgefallen, als wenn die
                              									Bajonettform gewählt worden wäre, was der Welle und ihrer Abnutzung natürlich zu
                              									gute kommt, auch der Verschleiss der Lager wird sehr gering ausfallen, ferner
                              									ist selbstverständlich, dass bei der hohen Umdrehungszahl der ruhige und stossfreie
                              									Gang durch diese Lagerung ausserordentlich gefördert wird, sowie dass Federungen
                              									infolge Biegungsbeanspruchungen nicht so auftreten können, wie beim
                              									Stirnkurbelangriff.
                           Das sind aller Gesichtspunkte, die dort, wo man die Mehrkosten nicht scheut, der
                              									Gabelform das Wort reden dürften. Die Kurbelwelle ist für Herstellung des
                              									Kurbelzapfens gekröpft und das Aussenlager ist mit Ringschmierung versehen.
                           Bei der grossen Sorgfalt, welche der Wellenlagerung bezw. ihrer Beanspruchung zu teil
                              
                              									geworden ist, darf es Wunder nehmen, dass – trotzdem der Betrieb für Heissdampf
                              									vorgesehen ist – in der Cylinderanordnung der Hochdruckcylinder am Rahmen liegt und
                              									dann Zwischenstück und Niederdruckcylinder folgen.
                           Doch hat die Sundwiger Hütte vor allem die
                              									Zugänglichkeit zu dem für den Dampfverbrauch so wichtigen Niederdruckcylinder wahren
                              									wollen und glaubt, dass diese Maschinengrösse – allerdings nur bei entsprechend
                              									sachgemässer Werkstättenausführung und Aufstellung – noch nicht verpflichtet, von
                              									der vorliegenden Anordnung abzugehen, während sie anerkennt, dass bei grösseren
                              									Leistungen wie die vorstehende, eine Umlegung der Cylinder nötig werden dürfte.
                           Beide Cylinder besitzen abstellbare Dampfmäntel, um auch mit gesättigtem Dampf
                              									vorteilhaft arbeiten zu können, d.h. bei Arbeiten mit Heissdampf die Mantelheizung
                              									des Hochdruckcylinder ausschaltbar zu machen.
                           Die Laufbüchsen der Cylinder sind eingeschrumpft und ausserdem mit eingestemmten
                              									Kupferringen abgedichtet. Mit ihren Füssen ruhen die Cylinder in der Längsrichtung
                              									beweglich auf den entsprechenden Sohlplatten und können der Wärmeausdehnung
                              									ungehindert Folge geben.
                           Das Zwischenstück hängt hier frei zwischen den Cylindern.
                           Der Kolben des Hochdruckcylinders hat eine Liderung aus selbstspannenden
                              									Gusseisenringen, während im Niederdruckcylinder der Kolben die bewährte Cooper-Pattison-Liderung besitzt, welche aus zwei
                              									Gusseisenringen mit winkelförmigem Querschnitt und dazwiwchen liegender
                              									nachstellbarer Schlauchfeder besteht.
                           Die Kolbenstange wird durch den Niederdruckcylinder hindurchgeführt und ist mit
                              									besonderer Sorgfalt bearbeitet; hergestellt aus sehr hartem Stahl, wird dieselbe auf
                              									der Schleifmaschine afgeglichen und fertiggestellt.
                           Auch auf ihre Führung ist viel Wert gelegt.
                           Die Abdichtung in den Stopfbüchsen erfolgt durch Metallpackung, System Schelling, welche nur eine geringe Beweglichkeit
                              									zulässt. Im Zwischenstück ist eine federnde Lagerung vorgesehen, deren Feder
                              									entsprechend dem Gewicht von Stange und Kolben eingestellt ist. Am hinteren Deckel
                              									des Niederdruckcylinders ist die Führung kugelförmig und beweglich ausgebildet.
                           Zwecks gleichmässigen Anziehens aller Muttern der Stopfbüchsen sind dieselben
                              									verzahnt und werden durch gemeinschaftlichen Zahnkranz bethätigt.
                           Die Steuerung des Hochdruckcylinders erfolgt durch entlastete Doppelsitzventile mit
                              									einer – rechtsseitig angeordneten – vollkommen zwangsläufigen Steuerung auch für den
                              									Schluss des Ventils.
                           Infolgedessen werden die sonst das Schliessen des Ventils besorgenden Federn
                              									überflüssig, oder brauchen nur ganz leicht angespannt zu werden, wenn man sie
                              									beibehalten will.
                           Alle bisher bekannten sogen. zwangläufigen Ventilsteuerungen bestehen im wesentlichen
                              									nur darin, dass sie – im Gegensatz zu den auslösenden – zwar stets eine Verbindung
                              									der äusseren Steuerungsorgane mit dem Ventil anstreben, besitzen jedoch sämtlich –
                              									wie auch die auslösenden Steuerungen – den grossen Nachteil, dass der 
                              									Schluss des Ventils durch eine stark gespannte – Regler und Steuerungsbolzen
                              									belastende – Feder herbeigeführt wird. Demnach erfolgt der Ventilschluss immer kraftschlüssig und nicht zwangläufig.
                           So kommt es denn unter Umständen recht häufig vor, dass das Ventil hängen bleibt,
                              									ferner zeigt es sich, dass bei sicheren Umdrehungszahlen das Ventil dem
                              									Steuerungsmechanismus nicht rasch genug folgen kann und dann knallend auf seinen
                              									Sitz schlägt.
                           Die in Fig. 28 abgebildete und zum Patent angemeldete
                              									Steuerung arbeitet in folgender Weise:
                           Ein auf der Steuerwelle – oder Kurbelwelle – sitzender Flachregler bewegt die Stange
                              										S, welche der Kurvenscheibe A eine schwingende Bewegung erteilt. Diese Kurvenscheibe wirkt auf einen
                              									bei C drehbar gelagerten zweiarmigen mit Rollendaumen
                              									versehenen Hebel B, der mit der Ventilspindel verbunden
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 366
                              Liegende Tandemverbundmaschine der Sundwiger Eisenhütte.
                              
                           Beim Aufwärtsgange der Stange S hebt die Kurvenscheibe
                              									mittels Rollendaumen D das Ventil an. Bei dieser
                              									Bewegung bleibt aber die Schliessrolle ständig in Berührung mit dem entsprechend
                              									geformten Schliesskurvenstück der Kurvenscheibe, so dass bei der dann eintretenden
                              									Abwärtsbewegung der Stange S das Ventil unbedingt der
                              									Schliesskurve entsprechend geschlossen wird.
                           Diese ist nun so gestaltet, dass der Schluss anfangs rasch und erst im letzten
                              
                              									Augenblick langsam erfolgt, wodurch selbst bei höchsten Umdrehungszahlen ein
                              									sanftes Aufsetzen des Ventils auf seinen Sitz erreicht wird.
                           Um etwaigen Dehnungen kleiner Fremdkörper, sei es an den Rollendaumen, sei es am
                              									Ventil u.s.w. Rechnung zu tragen, ist mittels einer kleinen Feder eine elastische
                              									Verbindung zwischen Ventil und Ventilspindel geschaffen. Gegenüber den Wälzhebeln
                              									dürften die Rollendaumen den sehr wertvollen Vorteil haben, dass sie bei jeder
                              									Füllung genügend Ventilerhebung ermöglichen, was bei den Wälzhebeln nicht
                              									durchführbar ist und zu Drosselungen führt.
                           Als Vorteile dieser Steuerung führt die Sundwiger Hütte
                              									folgende auf:
                           1. Dauernde vorzügliche Beeinflussung bei allen Belastungen von Null bis zur
                              									Höchstleistung, und bei stärksten und plötzlich auftretenden Belastungsschwankungen,
                              
                              									wie sie im Walzwerksbetriebe und bei elektrischen Strassenbahnen ohne Bufferbatterie
                              									vorkommen.,
                           Ganz besonders gut eignet sich die Steuerung auch für Dampfmaschinen zum Betriebe
                              									parallel geschalteter Drehstromdynamos.
                           2. Geräuschloses und sicheres Arbeiten selbst bei 250 minutlichen Umdrehungen und
                              									somit, sowie infolge der einfachen Bauart des Bewegungsteils bequemste Anwendung
                              									auch bei stehenden Maschinen, wo der auf der Kurbelwelle angebrachte Flachregler
                              									unmittelbar die Steuerung antreibt, und somit eine besondere Steuerwelle überflüssig
                              									wird.
                           
                           3. Einfache Bedienung und ein dauernd gutes Arbeiten auch in Räumen und unter
                              									Verhältnissen, wo eine andere – insbesondere auslösende – Ventilsteuerung unmöglich
                              									ist.
                           4. Die sehr reichlich bemessenen und auswechselbaren gehärteten und geschliffenen
                              									Bolzen, Büchsen, Rollen und Kurven lassen einen merkbaren Verschleiss nicht
                              									eintreten.
                           5. In der Verbindung mit einem unserer Flachregler System Prof. Doerfel betragen die Schwankungen in der Umdrehungszahl
                              									zwischen Leerlauf und Höchstleistung höchstens 3 %, ohne dass selbst bei plötzlichen
                              									Belastungsänderungen ein Pendeln eintritt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 367
                              Fig. 28. Steuerung zum Hochdruckcylinder der liegenden Tandemverbundmaschine der Sundwiger Eisenhütte.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 367
                              Fig. 29. Steuerung zum Niederdruckcylinder der liegenden Tandemverbundmaschine der Sundwiger Eisenhütte.
                              
                           Ein Flachregler, System Doerfel, ist nun auf der durch
                              									Kegelräder angetriebenen Steuer welle angeordnet und besitzt eine Vorrichtung, um
                              									während des Ganges der Maschine die Umdrehungszahl um etwa 10 v. H. verstellen zu
                              									können.
                           Umhüllt ist dieser Flachregler mit einer feststehenden Haube.
                           Die Steuerung des Niederdruckcylinders erfolgt – linksseitig angeordnet – durch vier Drehschieber, System Corliss, von welchen diejenigen für den Einlass
                              									Trickkanäle besitzen. Der Antrieb geschieht vom freien Ende der Kurbelwelle aus
                              									durch Einschaltung einer Schwinge, welche am Rahmen – nahe der Verbindungsflansch an
                              
                              									die Cylinder – angebracht ist.
                           Die für den Dampfverbrauch sehr günstigen kleinen schädlichen Räume, leichter und
                              									geräuschloser Gang auch bei hohen Umdrehungszahlen, dauerndes Dichthalten – weil die
                              									Schieberspindeln der Drehschieber dort angreifen, Wo der Reibungswiderstand auftritt
                              									– endlich die sehr bequeme Zugänglichkeit und Bedienung sind die bekannten Vorteile
                              
                              									dieser Steuerung.
                           Die Schmierung erfolgt von einem Hauptschmiergefässe aus.
                           Alle Schmiervorrichtungen sind während des Ganges zu bedienen. Das abgeschleuderte
                              
                              									Oel wird durch entsprechend ausgebildete Schirme und Tröge aufgefangen und von einem
                              									Punkte aus in den Keller zum Reiniger geleitet. Nachdem es diesen passiert hat,
                              									saugt eine von der Maschine betriebene Pumpe das Oel wieder an und drückt es in die
                              									Hauptschmiergefässe, so dass bei durchaus gleichmässiger, von der Aufmerksamkeit des
                              									Maschinenführers unabhängiger Schmierung doch keine Oelvergeudung eintritt.
                           Auf der Ausstellung ist die Maschine auf der Sammelniederschlagung des Dampfes
                              									angeschlossen. Es ist aber auch eine eigene Dampfniederschlagung vorhanden, deren
                              									Luftpumpenantrieb von einem Kurbelzapfen am freien Ende der Kurbelwelle in
                              									einfachster und sicherster Weise erfolgt.
                           Die Luftpumpe wird stehend und einfachwirkend mit Schöpfkolben und ohne Saugklappen
                              									ausgeführt.
                           Für den elektrischen Betrieb ist unmittelbar auf der Kurbelwelle ein
                              									Drehstrommotor der Deutschen Elektrizitätswerke Garbe,
                                 										Lahmeyer und Co. in Aachen angeordnet.
                           Die Schwungmassen dieser Dynamo sind derart gross, dass sie als Schwungrad der
                              									Maschine dienen.
                           Die von demselben Werke ausgestellte stehende Verbundmaschine (Mg. 30) hat im
                              									Hochdruckcylinder 440 mm, im Niederdruckcylinder 690 mm Bohrung, der gemeinsame Hub
                              									beträgt 470. Bei einer Eintrittsspannung von 11 kg/qcm absolut und 160 minutlichen
                              									Umdrehungen, entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit von
                           
                              \frac{0,47\,\cdot\,160}{30}=2,507\mbox{ m}
                              
                           leistet die Maschine – mit Dampfniederschlagung arbeitend –
                              									bei entsprechender Füllung im Hochdruckcylinder 265 PSe.
                           Die in einem Stück hergestellte gusseiserne Grundplatte hat drei Lagerkörper für
                              									Lager mit einer Lauflänge von je 350 mm bei 195 mm Bohrung an den Enden bezw. 410 mm
                              									Lauflänge und 195 mm Bohrung für das mittlere Lager; die zwei gusseisernen Ständer
                              									sind hier zwar nicht gegabelt wie bei Ehrhard und
                                 										Sehmer, haben aber die kronenförmige Tragflansche für jeden Cylinder,
                              									welche nach vorne durch je eine starke Stahlsäule auf
                              									die Grundplatte abgestützt sind.
                           Die Cylinder haben hinsichtlich der Dampfmäntel die gleiche Anordnung wie die
                              									liegende – vorher besprochene – Verbundmaschine, sie sind also für Heissdampf
                              									gebaut, durch Abstellbarkeit der Dampfmäntel – bezw. des Dampfmantels für den
                              									Hochdruckcylinder bei Arbeiten mit Heissdampf – ist der Verwendung von gesättigtem
                              									Dampf Rechnung getragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 367
                              Fig. 30. Stehende Verbundmaschine der Sundwiger Eisenhütte.
                              
                           Die Kolben sind als offene Körper ausgebildet und ist wiederum die Liderung dieselbe
                              									wie bei der liegenden Maschine; ebenso ist Material und Herstellung der Kolbenstange
                              									und die Anordnung ihrer Stopfbüchse dieselbe wie dort besprochen.
                           Die unter 90° gekröpfte Kurbelwelle ist aus bestem Stahl und die Höhe zwischen
                              									Kurbelwelle und Cylinder entspricht einem Pleuelstangenverhältnis von 1 : 5.
                           Alle Lager, Zapfen und Gleitflächen sind reichlich gross bemessen.
                           Teile, welche teuer und schwer zu ersetzen sind, 
                              									werden nach Absicht des ausführenden Werkes nur geringer Beanspruchung
                              									ausgesetzt, leicht auswechselbare dagegen hoher, an ihnen soll in Fällen zu hoher
                              									Belastung – wie bei einem etwaigen Wasserschlage oder infolge einer sonstigen
                              									Unachtsamkeit des Maschinenführers – zur Vermeidung grösseren Unheils der Bruch eintreten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 368
                              Fig. 31. Stehende Verbundmaschine von Möller.
                              
                           Die Steuerung erfolgt für den Hochdruckcylinder durch die Zweikammerkolbensteuerung,
                              									Patent Prof. Doerfel.
                           Der Expansionsschieber wird dabei von einem Flachregler, Patent Doerfel, beeinflusst, während der am nächsten zum
                              									Cylinder liegende Kolbenschieber für die Verteilung von einem festen Exzenter bewegt
                              									wird. Dieser letztere Schieber steuert das Voröffnen für den Dampfeinlass und
                              									beeinflusst den Dampfauslass. Der Expansionsschieber steuert nur den Dampfeinlass
                              									und kann sehr frühzeitig öffnen, da das Voröffnen vom Verteilungsschieber besorgt
                              
                              									wird.
                           Der Flachregler Patent Doerfel (D. R. P. Nr. 91539) ist
                              									auf dem freien Ende der Kurbelwelle, welches verjüngt abgedreht wurde, angeordnet,
                              									und zwar ist das Reglergehäuse auf dem Wellenende aufgekeilt und das verlängerte
                              									innere Nabenende als Exzenter ausgebildet. Auf dieses Exzenter ist dann eine lose
                              									Hülse leicht drehbar aufgesetzt; letztere hat zwei Augen zwecks Angriffs des
                              
                              									Stellzeugs, durch welche die Hülse gezwungen ist, sich bei Ausschlag der Pendel
                              									mitzudrehen. Auf dieser Hülse sitzt nun – fest verkeilt – das den Hub und die
                              									Voreilung des Expansionsschiebers und damit die Einlasssteuerung beeinflussende
                              									Exzenter, welches zwecks genauer Wirkung der ganzen Vorrichtung durch ein
                              									Gegengewicht ausgeglichen ist. Der Mittelpunkt dieses Exzenters beweg sich auf einem
                              
                              									Kreisbogen, dessen Mittelpunkt ausser der Mitte der Welle liegt, und wird hierdurch
                              									die Massenträgheit sehr vorteilhaft ausgenutzt. Die Drehpunkte der Pendel sind als
                              									Schneiden ausgebildet, ebenso die am Pendel befindlichen Angriffspunkte der auf Zug
                              									beanspruchten Federn, welche ausserdem zur Vermeidung der Durchbiegung durch die
                              									Fliehkraft seitliche Führung erhielten.
                           Grosse Eröffnungen und vorteilhafte Dampfausnutzung – wie sich aus aufgenommenen
                              									scharfen Schaulinien de Indikators ergibt – sind das mit Erfolg angestrebte Ergebnis
                              
                              									dieser Anordnung.
                           Die Durchmesser der Kolbenschieber sind möglichst klein gehalten und ohne
                              									Dichtungsringe ausgeführt; sme laufen dampfdicht in besonderen Büchsen und sind mit
                              									letzteren auf sehr genau arbeitenden Schleifmaschinen hergestellt. Der
                              									Expansionsschieber hat auf beiden Enden doppelten Abschluss und doppelte Dichtung
                              									für den Dampfeintritt. Die Reibung zwischen Kolben und Büchse ist sehr gering und
                              									ein Verschleiss soll selbst nach Jahren nicht nachgewiesen sein.
                           Vor allem aber eignen sich diese Steuerungsorgane 
                              									in derartig genauer Ausführung vorzüglich für überhitzten Dampf.
                           Ferner ist durch die Hintereinanderschaltung zweier Schieber eine sehr wertvolle
                              									Verminderung der schädlichen Räume erzielt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 369
                              Fig. 32. Stehende Verbundmaschine von Möller.
                              
                           Der Dampfeintritt erfolgt für den Hochdruckcylinder von innen, sämtliche
                              									Stopfbüchsen der Schieberstangen sind daher nur dem Dampfdruck der Aufnehmer
                              									ausgesetzt.
                           Der Flachregler besitzt eine grosse Energie und wirkt ausserordentlich schnell und
                              									genau, die Schwankungen in der Umdrehungszahl betragen zwischen Null und der
                              									Höchstbelastung schlimmstenfalls 2,5 v. H.
                           
                           Diese Flachregler sind in der Hauptanlage der Strassenbahn Niederheiduk bei
                              									Kattowitz an für diese ausgeführten Maschinen zur Verwendung gelangt und zeigen die
                              									Abdrücke der tachographischen Aufnahmen Schwankungen von geringerer Höhe.
                           Für den Niederdruckcylinder erfolgt die Steuerung durch einen Penn'schen Kanalschieber, dessen Gestänge mit Rücksicht auf den seitlichen
                              									Druck bedeutend stärker ausgeführt ist als bei den Stangen der Kolben Schieber nötig
                              									war.
                           Im Betrieb der Ausstellung ist die Maschine an die Sammelniederschlagung
                              									angeschlossen, die Anschlussteile für Arbeiten mit eigener Dampfniederschlagung sind
                              									aber bereits vorgesehen.
                           Im übrigen sind beim Entwerfen und in der Ausführung grösstmöglichste
                              
                              									Betriebssicherheit, übersichtliche Einfachheit und leichte Zugänglichkeit aller
                              									Teile bei der Bedienung – für welche hinter den Cylindern eine Laufbühne mit Treppe,
                              									vorne eine verschiebbare Leiter angebracht ist – die leitenden Gesichtspunkte
                              									gewesen.
                           Die Schmierung entspricht in ihrer Anordnung genau derjenigen bei der liegenden
                              									Maschine und soll hier darauf nur verwiesen werden.
                           Die Maschine ist in diesem Falle unmittelbar mit einer Gleichstromdynamo der Deutschen Elektrizitätswerke Garbe, Lahmeyer und Co. in
                                 										Aachen gekuppelt – letzteres Werk lieferte ebenfalls die Drehstromdynamo
                              									für die von der Sundwiger Eisenhütte ausgestellte und
                              									vorher beschriebene liegende Maschine.
                           Um die Anlage in Richtung der Achse möglichst kurz zu halten, ist das hier nötig
                              									werdende Schwungrad auf die Kuppelungsflansch der Maschinenseite aufgekeilt, und ist
                              									dasselbe soweit es über Flur liegt, ganz mit einem Schutzkasten umhüllt, der den
                              									unangenehm wirkenden Luftzug vom Maschinenraum fern zu halten hat.
                           Die mit der Dynamowelle in einem Stück geschmiedete Verbindungsflansch ist in die
                              									Kuppelungsflansch der Maschinenseite eingelassen.
                           K. und Th. Möller in Brackwede sind in der
                              									Betriebsanlage durch eine stehende Verbundmaschine (Fig.
                                 										31 und 32) ähnlicher, aber etwas grösserer
                              									Abmessung vertreten. Die Cylinderbohrungen betragen für Hochdruck 540 mm, für
                              									Niederdruck 860 mm, während der gemeinschaftliche Hub 550 mm ausmacht. Bei einer
                              									Eintrittsspannung von 10 kg/qcm absolut und 140 minutlichen Umdrehungen, oder
                              									einer Kolbengeschwindigkeit von
                           
                              \frac{0,55\,\cdot\,140}{30}=2,37\mbox{ Sek./m.}
                              
                           leistet die Maschine – mit Dampfniederschlagung arbeitend und
                              									mit entsprechender Füllung im Hochdruckcylinder – 420 bis 550 PSe.
                           Die in einem Stück gegossene Grundplatte hat drei Lagerkörper für die Lagerung der
                              									Kurbelwelle. Die mit Weissmetall ausgegossenen Lager, deren Mittenentfernung 1610 mm
                              									beträgt, haben, beginnend von der Schwungradseite, 440 mm, 500 mm und 400 mm
                              									Lauflänge und eine Bohrung von 250 mm, ausserdem ist – in 1210 mm Abstand vom
                              									entsprechenden Grundplattenlager – noch ein viertes äusseres Schwungradlager
                              
                              									vorhanden, mit 380 mm Lauflänge, 240 mm Bohrung.
                           Auf der Grundplatte erheben sich für jeden Cylmnder zwei gusseiserne Ständer, von
                              									denen der hintere für die Kreuzkopfführung bestimmt und entsprechend stärker
                              									gehalten ist, während der vordere vor allem der Abstützung dient.
                           Kopf- und Fussflanschen sind reichlich bemessen.
                           Die Ständer tragen auf ihren Kopfflanschen die Cylinder – die kronenförmige Flansch,
                              
                              									der wir an den bisher besprochenen stehenden Maschinen begegneten, fehlt hier
                              									also.
                           Die Cylinder sind für Betrieb mit Heissdampf gebaut und mit Dampfmänteln versehen,
                              									mit denen sie aus einem Stück gegossen sind; die Heizung erfolgt mit dem
                              									jedesmaligen Arbeitsdampf.
                           Die Kolben zeigen die Ausführung mit breiter Deckelflansche, eine heute meistens
                              									verlassene Bauart, die zu sehr vielen Brüchen Veranlassung gab.
                           Die doppelt gekröpfte Kurbelwelle ist stark gehalten und alle Lager, Zapfen und
                              									Gleitflächen sind reichlich bemessen. Die Lager sind überall dort, wo es
                              									erforderlich, für Nachstellung eingerichtet.
                           Die Steuerung des Hochdruckcylinders ist durch getrennte Kolbenschieber bewirkt.
                           Der Grundschieber hat selbstspannende Dichtungsringe, der Expansionsschieber, System
                              										Rider, ist sauber eingeschliffen.
                           Die Ausführung der Schieber ist so getroffen, dass an allen Stellen vollkommen
                              									gleiche Wandstärken hergestellt werden können und das Angiessen von irgend welchen
                              									Rippen wegfällt. Diese bei Anwendung von hochüberhitztem Dampf wesentlichen Vorteile
                              									lassen sich bei der gewählten Steuerungsart sehr gut erreichen; ausserdem bietet
                              									dieselbe den Vorteil, dass die Durchmesser beider Schieber, mit Rücksicht auf die
                              									Durchströmöffnungen, möglichst klein gehalten werden können und ein Angriff der
                              									Exzenterstangen in der Mittellinie des Schiebers möglich ist.
                           Der Expansionsschieber wird durch einen empfindlichen Federregler mittels Schnecke
                              									und Schneckenradbogenstück beeinflusst, der durch Spannen einer Zusatzfeder während
                              									des Betriebes eine Aenderung der Umdrehungszahl um ± 7 v. H. zulässt; derselbe ist
                              									am freien Ende der Kurbelwelle aufgestellt und durch Kegelräder bethätigt.
                           Die Steuerung verhindert mit Sicherheit ein Durchgehen der Maschine bei plötzlicher
                              
                              									vollkommener Entlastung, ohne dass ein Einbau der öfter angewendeten besonderen
                              									Drosselventile nötig wird, welch letztere leicht klemmen and meistens ihren Zweck
                              									nur schlecht erfüllen.
                           Der Niederdruckcylinder wird durch Flachschieber mit Trick'schem Kanal gesteuert. Dieser Schieber ist gegen Gewicht, und gegen
                              									Dampfdruck – letzteres nach eigenem System – entlastet. Die Entlastung gegen
                              									Dampfdruck lässt sich jederzeit leicht durch Oeffnen eines Hahnes am Entlastungsraum
                              									überwachen.
                           Um zu verhindern, dass beim Arbeiten mit Auspuff, wie solches bei Einbau eines
                              									Wechselventils jederzeit möglich ist, die Kompression im Niederdruckcylinder zu hoch
                              									steigt und dadurch das unangenehme Abklappen des Schiebers bei kleinen und mittleren
                              									Belastungen verursacht, können die schädlichen Räume durch abstellbare Zusatzräume,
                              									die auf der oberen Cylinderseite im Deckel, auf der unteren im Aufnehmerraum liegen,
                              									vergrössert werden. Durch Verdrehen des Exzenters, wie solches öfter geschieht,
                              									lässt sich das zu hohe Anwachsen der Kompression im Niederdruckcylinder in gleich
                              									einfacher und vollkommener Weise nicht vermeiden.
                           Es gilt natürlich auch hier das bei vorhergehenden Anlagen Besprochene.
                           Das sehr kräftige Schwungrad mit 3600 mm Durchmesser und 300 mm Bohrung ist nach
                              
                              									links hin zwischen Grundplatte und Aussenlager angeordnet. Gleich ausserhalb des
                              									letzteren schliesst ein Kuppelungsflansch die Kurbelwelle ab.
                           Auf die Schmierung ist die erforderliche Sorgfalt verwendet. Für die
                              									Cylinderschmierung dient eine selbstthätig wirkende Zwillingspumpe, während alle
                              									beweglichen Teile von einer reichlich bemessenen Hauptschmiervorrichtung mit
                              									plötzlicher Abstellung bedient werden. An den äusseren Enden der beiden
                              									Endkurbellager sind Spritzringe vorgesehen, deren Kappen auf die Lagerschalen
                              									aufgezogen sind, das Aussenlager hat ebenfalls an beiden Enden Spritzringe und sind die Kappen am Körper und Deckel
                              									angegossen.
                           Ausser dem Anschluss an die Sammelniederschlagung besitzt die Maschine auch ihre
                              									eigene Dampfniederschlagung, welche in der Unterkellerung stehend angeordnet ist und
                              									von dem Kreuzkopf der Hochdruckseite mittels einer doppelarmigen Schwinge bethätigt
                              									wird. Die doppelt wirkende Luftpumpe arbeitet ohne Saugklappen.
                           Für die Bedienung der Maschine ist dieselbe mit ringsherumgeführter sehr kräftiger
                              
                              									Laufbühne versehen, die trotzdem leicht und gefällig aussieht.
                           Um die Maschine nötigenfalls plötzlich abstellen zu können, ist das Absperrventil mit
                              									einem Selbstschlussventil verbunden, welches vom Fussboden oder von der Lautbühne
                              									aus bethätigt werden kann.
                           
                           Die Maschine selbst ist in allen Teilen leicht zugänglich und übersichtlich
                              									zusammengebaut und hinterlässt unbedingt einen kräftigen und standfesten
                              									Eindruck.
                           Im Ausstellungsbetrieb ist dieselbe an ihren Kuppelungsflansch mit einer
                              									Gleichstromdynamo der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm.
                                 										W. Lahmeyer und Co. in Frankfurt a. M. unmittelbar gekuppelt und ist die
                              									minutliche Umdrehungszahl der Maschine auf 120 vermindert.
                           Die Werkstätten von K. und Th. Möller fertigen ausser
                              									Dampfmaschinen auch noch Dampfkessel, sowie Blech- und Maschinenarbeiten jeder
                              									Art, eine Besonderheit bilden staub- und keimdichte Luftfilter, die wir bei einer
                              									anderen Gelegenheit besprechen werden.
                           Gegründet wurde das Werk im Jahre 1864 und hat zur Zeit zur Bewältigung seines
                              									Werkstättenbetriebs eine Dampfkraft von 250 PS in Thätigkeit. Es beschäftigte im
                              									Jahre 1900 450 Arbeiter und kehrte Erzeugnisse im Gewichte von 4000 t aus, die
                              
                              									hauptsächlich in Norddeutschland und im Ausland ihr Absatzgebiet fanden.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)