| Titel: | Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung. | 
| Autor: | Georg v. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 417 | 
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                        Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
                        Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in Stuttgart.
                        (Fortsetzung von S. 394 d. Bd.)
                        Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
                        
                     
                        
                           
                              Modelle schwerer Werftkrane von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
                              
                           Will man schnell arbeitende Krane massiger Tragkraft studieren, so ist dafür das
                              									Hüttenwerk der geeignete Ort, da hier vor allem ein rascher Transport der heissen
                              									Blöcke und Schienen notwendig ist. Die Bewältigung grosser Lasten dagegen lernt man
                              									am besten auf Schiffswerften kennen, wo Krane von 100 bis 150 t Tragkraft und
                              									20 bis 30 m Ausladung zum Heben der schweren Schiffskessel und anderer
                              									Ausrüstungsteile jetzt nicht mehr zu den Seltenheiten gehören. Interessant ist es,
                              									in der Ausstellung der Duisburger
                                 										Maschinenbau-Aktiengesellschaft, die als Spezialität die Herstellung
                              									schwerer Krane betreibt, die verschiedenen im Modell nachgebildeten Typen von
                              									Werftkranen miteinander zu vergleichen.
                           Die für grosse Tragkraft früher bevorzugte Form, der Scherenkran, hat den Nachteil,
                              									dass er eine seitliche Bewegung überhaupt nicht gestattet, so dass genaues
                              									Einstellen der Last in dieser Richtung nur durch Verholen des Schiffes möglich war.
                              									Der in Fig. 29 abgebildete Derrik-Kran von 150 t
                              									Tragkraft, der vor etwa 5 Jahren von der Firma für die Werft von Blohm und Voss in Hamburg geliefert wurde, vermeidet
                              									diesen Uebelstand, ohne dabei, wie es ein Drehscheibenkran thut, durch einen
                              									umfangreichen Unterbau den Verkehr am Quai allzusehr zu behindern. Das dreibeinige
                              									Stützgerüst ist so weit gebaut, dass zwischen den Füssen hindurch zwei
                              									Eisenbahngeleise geführt werden konnten. Da eine Zeichnung und Beschreibung des
                              									Krans schon früher in dieser Zeitschrift veröffentlicht wurdeD. p. J. 1899 311 *
                                    
                                    											29., ist hier mir eine photographische Aufnahme wiedergegeben und
                              									auf einige besonders wichtige Punkte aufmerksam gemacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 416
                              Fig. 29. Derrik-Kran für 150 t Tragkraft von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
                              
                           Das Stützlager des um eine senkrechte Achse drehbaren Auslegers ist wegen des
                              									beschränkten Raumes nicht, wie für solche Verhältnisse sonst üblich, als
                              									Rollenlager, sondern als einfaches, kreisringförmiges Gleitlager ausgebildet, das
                              									gegen Staub und Feuchtigkeit durch einen Oelverschluss geschützt ist. Am oberen
                              									Drehpunkt treffen zur Aufnahme der Horizontalkraft die drei schrägen Streben
                              									zusammen, die vermöge ihrer weiten Ausladung verhältnismässig geringe Fundamente
                              									erfordern. Der Auslegerschnabel lässt sich mit Hilfe zweier Spindeln einziehen, so
                              									dass Bewegungen in jeder Richtung möglich sind. Die Einziehbarkeit beschränkt die
                              									Bauhöhe des Krans, da der Schnabel leicht zwischen den Decksaufbauten hindurch
                              									arbeiten kann, also nicht darüber hinwegzureichen braucht. Als besonderer Vorzug
                              									dieser Anordnung wird hervorgehoben, dass bei dem schmalen Bau des Schnabels das
                              									Herausheben bezw. Einsetzen hoher Schiffsmasten sehr erleichtert 
                              									wird, da diese angenähert senkrecht neben dem Ausleger aufgezogen werden
                              									können. Die grösste Höhe der oberen Rolle über dem Quai beträgt 45,25 m.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 417
                              Fig. 30. Hammerkran für 150 t Tragkraft von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
                              
                           Der Kran ist mit zwei verschiedenen Hubwerken versehen, die beide durch eine
                              									umsteuerbare Zwillingsdampfmaschine von 280 mm Cylinderdurchmesser und 450 mm Hub
                              									bethätigt werden, während eine zweite Zwillingsmaschine von 210 mm
                              									Cylinderdurchmesser und 300 mm Hub das Drehen des Krans und das Einziehen des
                              									Auslegers besorgt.
                           Die Ausladung des grossen Hakens kann zwischen 17,5 und 28,5 m geändert werden, die
                              									des kleinen, der für Lasten bis zu 30 t bestimmt ist, zwischen 18,5 und 32,5 m. Die
                              									Hubgeschwindigkeiten sind folgende:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Belastung
                                 Geschwindigkeit
                                 
                              
                                 Grosser
                                 Haken
                                 150
                                 t
                                   1,3
                                 m
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                                 Kleiner
                                 Haken
                                   30
                                 „
                                   6,0
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                                   10
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                                 12,0
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                           Für alle Verhältnisse ist der hier beschriebene Kran nicht brauchbar, da der
                              
                              									Drehwinkel und auch die Bewegung des Hakens in der Auslegerebene beschränkt ist.
                              									Einen grösseren Arbeitsbereich ergibt eine neuere, in letzter Zeit mehrfach
                              									ausgeführte Kranform, der „Hammerkran“.
                           Die Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft hat einen
                              									solchen Kran zur Zeit auf der Germaniawerft in Kiel im
                              									Bau und hat eine Nachbildung im Massstab 1 : 30 ausgestellt (Fig. 30).
                           Der Kran, der gleichfalls für 150 t Maximallast bestimmt ist, besteht aus einem
                              									Fachwerkausleger mit Säule und einem dreibeinigen Gerüst, das im Boden verankert
                              									ist, und das Kippmoment aufnimmt. Aus dieser Anordnung folgt, wie beim Derrik-Kran,
                              									ein verhältnismässig leichter Bau, da die Standsicherheit, die beim Drehscheibenkran
                              									durch einen breitspurigen Unterbau und Gegengewichte erzielt werden muss, hier
                              									leicht durch die mit den Kranfüssen fest verankerten Fundamentblöcke zu erreichen
                              									ist, so dass der Rollenkranz, der die Vertikalkraft aufnimmt, kleinen Durchmesser
                              									erhält und, bei massigem Platzbedarf, auch der Drehung geringeren Widerstand
                              									entgegensetzt. Der Verkehr am Quai wird, wie die Figur zeigt, nicht allzusehr
                              									gehemmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 417
                              Portaldrehkran für 50 t Tragkraft von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
                              
                           Der kürzere Auslegerarm trägt an seinem Ende das Gegengewicht, der längere die
                              									Fahrbahn der Laufkatze, die zwei Hubwerke für 150 bezw. 45 t besitzt. Die grösste
                              									Ausladung beträgt 37,65 m, doch darf die Maximallast nur in höchstens 22,75 m
                              									Abstand von der Drehachse gehoben werden. Der Antrieb der Winden erfolgt durch drei
                              									Motoren, die jeder auf ein doppeltes Schneckengetriebe mit aufgehobenem Enddruck
                              									arbeiten. Durch Klauenkuppelungen 
                              									wird der Antrieb entweder auf das eine oder das andere Hubwerk geschaltet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 418
                              Fig. 33. Portaldrehkran für 50 t Tragkraft von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
                              
                           Das Triebwerk für die Drehbewegung ist in Höhe des Auslegeruntergurts untergebracht
                              									und arbeitet mittels eines Ritzels auf einem Triebstockkranz, der am oberen Ende der
                              									dreiseitigen Stützpyramide in einem Ringträger fest gelagert ist.
                           Eine Hilfswinde in der Nähe des Führerhauses dient dazu, bei Montagearbeiten kleine
                              									Lasten bis zu 1 t rasch zu heben.
                           Die Arbeitsgeschwindigkeiten des Krans sind folgende:
                           Grosser Haken Tragkraft 150 t, Hubgeschwindigkeit 1,5 m pro Minute;
                           Kleiner Haken Tragkraft 45 t, Hubgeschwindigkeit 6 m pro Minute;
                           Katzenfahren 5 m pro Minute;
                           Drehen 30 m pro Minute am Radius von 35 m.
                           Als dritter Werftkran ist endlich noch ein Portaldrehkran für 501 Tragkraft im
                              									Massstab 1 : 30 ausgestellt. Aus den Skizzen Fig. 31 und 32 und der
                              									Abbildung Fig. 33 ist deutlich zu ersehen, in wie
                              									hohem Masse verkehrshindernd ein solcher Drehkran wirkt, wenn man ihn mit seinem
                              									breiten Laufkranz und weitausladenden Gegengewicht unmittelbar auf den Quai setzt.
                              									Die vorliegende Ausführung mit Portal wird der Forderung freien Verkehrs jedenfalls
                              									in allerweitestem Masse gerecht, mehr noch als die vorher besprochenen Anordnungen,
                              									indessen dürfte der Kran im Verhältnis schwerer und teurer ausfallen. Die
                              									Drehung ist vollständig ungehindert, die Bewegung der Last gecen den Drehmittelpunkt
                              									hin, die durch Einziehen des Auslegers geschehen muss, indessen nicht so frei wie
                              									bei dem Hammerkran. Decksaufbauten stören die Thätigkeit hier ebensowenig wie bei
                              									der Derrik-Anordnung. Im ganzen kann man wohl sagen, dass diese Kranform alle
                              									Bedingungen am besten erfüllt, doch erscheint sie für noch höhere Lasten nicht mehr
                              									vorteilhaft wegen des grossen Gewichtes und der erschwerten Lastbewegung, da auch
                              									beim Drehen wegen des beträchtlichen Durchmessers des Laufkranzes ein grösseres
                              									Reibungsmoment zu überwinden ist.
                           Die Gesamtanordnung unterscheidet sich grundsätzlich wenig von der eines normalen
                              									Quaikrans, doch geben die ungewöhnlichen Abmessungen dem Ganzen ein anderes Gepräge.
                              									Der Oberwagen dreht sich um einen Königszapfen, der in dem Portal befestigt ist und
                              									lediglich den drehbaren Teil zentriert, ohne das Kippmoment aufzunehmen. Hierzu
                              									dienen vielmehr die acht Stahlgusslaufrollen, die behufs richtiger Lastübertragung
                              									zu je zweien in einem Balancier gelagert sind, wie aus Fig. 32 hervorgeht. Vorn
                              									und hinten sind die Rollenpaare, um grossen Stützhebelarm zu erzielen, so nahe wie
                              
                              									möglich zusammengerückt. Die Laufbahn hat etwa 7,5 m Durchmesser und besteht aus
                              									einer Stahlschiene, die in einen auf dem Portal gelagerten Stahlgussring eingelegt
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 418
                              Fig. 34. Schwimmender Drehkran für 30 t Tragkraft von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
                              
                           
                           Es sind zwei Hubwerke vorgesehen, das eine für 50 t, das andere für 8 t
                              									Maximallast. Der Antrieb für die Winden geschieht durch einen Gleichstrommotor mit
                              									Serienwickelung, der mit beiden Hubwerken gekuppelt werden kann und bei
                              									Höchstbelastung den grossen Haken mit 2,1 m, den kleinen mit 15,5 m pro Minute hebt.
                              									Beim Antrieb der Hauptwinde arbeitet der Motor zunächst auf ein Zahnrädervorgelege,
                              									das ein doppeltes Schneckengetriebe mit aufgehobenem Achsialdruck treibt. Auf jeder
                              									Schneckenradwelle sitzt, wie aus der Skizze ersichtlich, eine Trommel, so dass
                              									gleichzeitig zwei Seilstränge aufgewunden werden und beide Schnecken gleichen Druck
                              									erhalten. Der grosse Haken hängt an acht, der kleine nur an zwei Strängen, die
                              									ebenfalls auf zwei Trommeln laufen. Das Stirnradvorgelege fällt bei dem
                              									Hilfswindwerk fort.
                           Eine vollständige Drehung des Krans erfordert etwa 2¼ Minuten. Für das Schwenken und
                              									für das Einziehen des Schnabels ist je ein besonderer Motor vorgesehen.
                           
                        
                           
                              Modell eines Schwimmkrans für 30 t Tragkraft im Massstab 1 : 30 von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
                              
                           Fast in jedem Hafen sieht man einen oder mehrere Schwimmkrane grösserer Tragkraft
                              									liegen, die in den verhältnismässig selten vorkommenden Fällen gebraucht werden, wo
                              
                              									grössere Lasten zu heben sind und die normalen Quaikrane von höchstens 5000 kg
                              									Tragkraft nicht mehr ausreichen. Vielfach ist zu diesem Zweck in kleineren Häfen
                              									auch ein feststehender Drehkran vorhanden, der, um den Verkehr nicht zu hindern, am
                              									Ende des Quais aufgestellt wird. Zur Benutzung eines solchen festen Krans muss
                              									indessen das Schiff nach dem betreffenden Punkt geschleppt werden, was immer mit
                              									Zeitverlust verbunden ist, so dass schwimmende Krane im allgemeinen empfehlenswerter
                              									sind. Meistens werden diese schweren Krane als Scherenkrane ausgeführt und so auf
                              									ein Ponton gesetzt, dass die Ebene, in welcher der Ausleger schwingt, durch die
                              									Längsachse des Pontons geht, so dass dessen Schiefstellung beim Heben von Lasten
                              									möglichst gering wird. Für den Betrieb bequemer ist offenbar ein schwimmender
                              									Drehkran, da hier zur seitlichen Bewegung der Last kein Verholen des Pontons nötig
                              									ist, und das Ponton beliebig, auch mit der Breitseite, an die Schiffe anlegen kann.
                              									Ein solcher Kran, der zu Anfang des Jahres für die Hamburg-Amerika-Linie geliefert wurde und Lasten bis zu 30 t hebt, ist als
                              									Modell ausgestellt und in Fig. 34 und 35 abgebildet. Um die Schiefstellung des Pontons bei
                              									querstehendem Ausleger ausgleichen zu können, ist ein fahrbares Gegengewicht
                              									angebracht, das maschinell verschoben wird. Der Führer kann die wagerechte
                              									Pontonlage mit Hilfe einer Libelle bestimmen. Die Gewichts Verteilung ist indessen
                              									so getroffen, dass die Stabilität stets gewahrt bleibt, auch wenn der Maschinist das
                              									Gegengewicht nicht richtig handhabt.
                           Dieselbe Gesamtanordnung ist für Krane kleinerer Tragkraft schon häufig ausgeführt,
                              									indessen kann dabei die Schiefstellung des Pontons leicht in massigen Grenzen
                              									gehalten werden, so dass ein fahrbares Gegengewicht nicht erforderlich wird.
                           Der Kran selbst ist mit einziehbarem Auslegerschnabel gebaut, und ähnelt im
                              									Aeusseren sehr dem zuletzt beschriebenen Portaldrehkran, nur musste der Drehpunkt
                              									des Auslegers höher gelegt werden, um über den Schiffsrand hinwegzukommen. Zum
                              									Antrieb des Hubwerks dient eine umsteuerbare Zwillingsdampfmaschine von 180 mm
                              									Cylinderdurchmesser und 240 mm Hub, welche die Höchstlast mit 3 m pro Minute und
                              									Lasten bis zu 15 t mit doppelter Geschwindigkeit hebt. Die Maschine arbeitet wieder
                              									auf ein zweifaches Schneckengetriebe. Die beiden von der Hakenflasche ablaufenden
                              									Seilstränge werden von zwei Trommeln aufgewickelt, die lose nebeneinander auf
                              									derselben Achse laufen und jede durch ein Zahnradvorgelege ihren Antrieb empfangen.
                              									Da die beiden Schnecken verschieden gerichtetes Gewinde erfordern, wenn der
                              									Achsialdruck aufgehoben sein soll, so müssen sich die zwei Trommeln entgegengesetzt
                              									drehen. In Fig. 34 ist die Anordnung zu erkennen.
                           Eine zweite, gleich grosse Maschine bewirkt mit Hilfe von drei Wendegetrieben das
                              									Drehen des Krans, Einziehen des Auslegers und Verfahren des Gegengewichts. Eine
                              									volle Drehung nimmt 2 Minuten in Anspruch.
                           Der Dampfkessel ist ausserhalb des Krans auf dem Ponton untergebracht, so dass der
                              									Betriebsdampf den Maschinen durch den hohlen Mittelzapfen zugeführt werden muss.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 419
                              Fig. 35. Schwimmender Drehkran für 30 t Tragkraft von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
                              
                           Eigenbewegung hat das Ponton nicht. Seine Abmessungen sind: Länge 30 m, Breite 14 m,
                              									Höhe 2,7 m.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)