| Titel: | Die Betriebsmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 457 | 
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                        Die Betriebsmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
                        (Fortsetzung von S. 426 d. Bd.)
                        Die Betriebsmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
                        
                     
                        
                           Die Dingler'sche Maschinenfabrik Aktiengesellschaft
                              									in Zweibrücken ist in der Betriebsanlage mit einer grösseren stehenden
                              									Verbundmaschine und vier kleineren liegenden eincylindrigen Gabelmaschinen
                              									vertreten, welche insofern von besonderer Bedeutung sind, als dieselben sämtlich mit
                              									hochüberhitztem Dampf von 11 kg/qcm absoluter Spannung und 350° C, entsprechend
                              									einer Ueberhitzung 170° C. betrieben werden.
                           Für die Erreichung dieser Temperaturerhöhung ist der Dampf nochmals durch einen
                              									besonderen Ueberhitzer mit eigener Feuerung geführt, der im Kesselhaus sehr nahe an
                              									der verbrauchenden Maschinenanlage Aufstellung fand.
                           In Fig. 50
                              									und 51 ist
                              									die Ausführung A G 4 dargestellt, welche 250 mm Cylinderbohrung und 400 mm Hub
                              									besitzt; die Leistung beträgt bei 11 kg/qcm Eintrittsspannung absolut und 200 minutlichen
                              									Umdrehungen oder einer Kolbengeschwindigkeit von
                           
                              \frac{0,4\,\times\,200}{30}=2,67\mbox{ m/Sek.}
                              
                           mit entsprechender Füllung – und wenn mit Dampfniederschlagung
                              									gearbeitet wird – 47 bis 72 PS.
                           Die drei anderen Maschinen leisten je nach dem Füllungsgrade zwischen 37/57 bezw.
                              									60/90 bezw. 76/118 PS.
                           Die kräftigen Maschinenrahmen dieser Maschinen besitzen vollständig geschlossene
                              									Kurbelkästen, die nur bei 
                              									Bedarfsfall durch einen Deckel zugänglich gemacht sind und lagern der ganzen
                              									Länge nach auf dem Grundgemäuer auf, mit dem sie sehr fest verankert werden.
                           Die Cylinder sind ohne Dampfmäntel, die Kolben als starke gusseiserne Hohlkörper mit
                              									breiten Auflagerungsflächen und gusseisernen selbstspannenden Liderungsringen
                              									ausgeführt.
                           Die vorderen Cylinderdeckel werden durch Kupferdraht abgedichtet und zwischen
                              									Rahmenflanschen und Cylindern eingepresst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 457
                              Liegende Eincylindermaschine für hochüberhitzten Dampf von der Dingler'schen Maschinenfabrik Aktiengesellschaft.
                              
                           Die Kolbenstangen werden mit dem Kolben durch Kegelansatz und Mutter mit dem
                              									gussstählernen Kreuzkopf durch Kegelansatz und Keil verbunden.
                           Die Kreuzköpfe umfassen auch hier das entsprechende Ende der Kurbelstange, die eine
                              
                              									Länge gleich dem 5fachen Kurbelhalbmesser haben, die gekröpfpen Kurbelwellen sind
                              									kräftig bemessen und tragen an dem einen Ende das reichlich schwer hergestellte
                              									Riemenschwungrad, an dem anderen Ende die Steuerungsteile.
                           An die Kurbelarme sind ausserdem noch gusseiserne Gregengewichte angeschraubt.
                              									Kurbelstangen und Kurbelwellen sind aus bestem Siemens-Martin-Stahl, die
                              									Kolbenstangen aus bestem Tiegelgussstahl angefertigt.
                           Die sehr reichlich bemessenen Lagerschalen der Kurbelwelle sind aus Gusseisen
                              									hergestellt und mit Weissmetall ausgegossen, sie sind vierteilig und seitlich durch
                              									Schrauben nachstellbar; die Lagerschalen der Kreuzkopfzapfen sind aus Phosphorbronze
                              									und durch Keil nachstellbar, diejenigen der Kurbelzapfen aus Stahlguss und mit
                              									Weissmetall ausgegossen.
                           Die Steuerung erfolgt wie bei der nachbeschriebenen stehenden Verbundmaschine dieses
                              									Werkes auch hier durch Kolbenschieber, und wird gleichfalls durch Regler Bauart Dörfel-Pröll beeinflusst, nur dass Grund- und
                              									Ausdehnungsexzenter hier nicht miteinander verbunden
                              									werden.
                           Für die Schmierung werden hier wiederum von der Stange des Grundschiebers bethätigte
                              
                              									Schmierpressen, sowie Tropföler in der vorher beschriebenen Weise verwandt, und das
                              									verbrauchte Schmieröl in den Kurbelgruben zusammengeführt, um von dort zu erneuter
                              									Verwendung abgezapft zu werden.
                           Für die Entwässerung der Cylinder ist jedes Ende der letzteren durch Hahnen und
                              									Rohrleitung mit der Abdampfleitung verbunden; in diese Leitungen sind auch die
                              									Sicherheitsventile der Cylinder eingeschaltet.
                           Diese Maschinen arbeiten mit jedem im Betriebe vorkommenden Druck, sowohl bei
                              									gesättigtem als hochüberhitztem Dampf beliebigen Wärmegehaltes ausserordentlich
                              
                              									ruhig. 
                              									Durch ihre gedrängte Bauart und dadurch, dass jede Maschine nach ihrer sehr
                              									sorgfältig durchgeführten Abnahmeprüfung im Werk, vollständig zusammengebaut zum
                              									Versand gelangt, also jeder eigentliche nochmalige Zusammenbau an der Arbeitsstelle
                              									fortfällt, eignen sich dieselben ganz besonders für die Ausfuhr und sind denn auch
                              									thatsächlich bereits in 220 Ausführungen nach allen Teilen des Erdballs abgesetzt
                              									worden.
                           Die auf der Ausstellung befindlichen Maschinen treiben mittels Riemen je eine
                              
                              									Gleichstromdynamo Modell GB der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer und Co. in Frankfurt a.
                              									M. nach folgender Zusammenstellung
                           
                              
                                 Eincylindermaschine derDingler'schen Maschinenfabrik
                                 Gleichstromdynamo derElektrizitäts-Aktiengesellschaftvorm W. Lahmeyer und Co.in Frankfurt a. M.
                                 
                              
                                 Modell-marke
                                 Cylinder-bohrung
                                 Hub
                                 MinutlicheUmdrehung
                                 Kolben-geschwin-digkeit
                                 Leistung
                                 Modell-marke
                                 Spannung
                                 MinutlicheUmdrehung
                                 Leistung
                                 
                              
                                 
                                 mm
                                 mm
                                 
                                 m/Sek.
                                 PSe
                                 
                                 Volt
                                 
                                 K.-W.
                                 
                              
                                 AG 3½
                                 225
                                 350
                                 225
                                 2,62
                                 37/57
                                   GB I
                                 110
                                 800
                                 20
                                 
                              
                                 AG 4
                                 250
                                 400
                                 200
                                 2,67
                                 47/72
                                   GB II
                                 110
                                 700
                                 30
                                 
                              
                                 AG 4½
                                 275
                                 450
                                 190
                                 2,85
                                 60/90
                                   GB III
                                 220
                                 600
                                 42
                                 
                              
                                 AG 5
                                 300
                                 500
                                 180
                                 3,00
                                 76/118
                                   GB IV
                                 220
                                 550
                                 55
                                 
                              
                           und haben die Aufgabe, Strom für die Erregung verschiedener
                              									grosser Dynamo, sowie auch für das Gleichstromnetz zu liefern.
                           Die stehende Verbundmaschine (Fig. 52 bis 54) hat im Hochdruckcylinder 600 mm und im
                              									Niederdruckcylinder 950 mm Bohrung; der gemeinsame Hub beträgt 700 mm. Bei einer
                              
                              									Eintrittsspannung von 11 kg/qcm absolut und 120 minutlichen Umdrehungen,
                              									entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit von
                           
                              \frac{0,7\,\times\,120}{30}=2,8\mbox{ m/Sek.}
                              
                           leistet die Maschine mit entsprechender Füllung im
                              									Hochdruckcylinder – und wenn mit Dampfniederschlagung gearbeitet wird – 600 PS.
                           Im Ausstellungsbetrieb ist auch diese Anlage an die Sammelniederschlagung
                              									angeschlossen.
                           Bei der fest ins Grundgemäuer verankerten gusseisernen einteiligen Grundplatte, mit
                              
                              									welcher alle vier Lagerkörper der Kurbelwelle in einem Stück gegossen sind, ist die
                              									Muldenform der ganzen Länge nach durchgeführt und sind die 1 Doppelstege der
                              									Lagerkörper an der Mulde jedesmal mit Aussparungen versehen. Auf der Grundplatte
                              									bauen sich zwei starke gusseiserne Ständer mit breiten Fussflanschen und
                              									kronenförmigen Kopfflanschen auf – wie wir letztere in ähnlicher Ausführung sowohl
                              									bei der grossen Maschine der Gutehoffnungshütte sowie
                              									bei Ehrhardt und Sehmer gefunden haben –, welche
                              									zum Tragen je eines Cylinders mitsamt seines Schieberkastens bestimmt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 458
                              Stehende Verbundmaschine für hochüberhitzten Dampf von der Dingler'schen Maschinenfabrik Aktiengesellschaft.
                              
                           
                           Die Vorderseite der Ständer sind unmittelbar als Gleitflächen der
                              									Kreuzkopfglitscher bearbeitet; an den kronenförmigen Flanschen sind die Ständer nach
                              									vorne durch je eine starke gusseiserne hohle Säule auf die Grundplatte abgestützt,
                              									welche des besseren Aussehens halber auf ⅓ ihrer Höhe von unten mit je einem starken
                              									Wulst versehen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 459
                              Fig. 54. Stehende Verbundmaschine für hochüberhitzten Dampf von der Dingler'schen Maschinenfabrik Aktiengesellschaft.
                              
                           Die Cylinder sind nur durch zwei Uebertrittsrohre des Dampfes miteinander verbunden,
                              									welche jedesmal an beiden Enden mit losen Ueberwurfflanschen von reichlichem
                              									Durchmesser versehen sind, während die Rohrstutzen von 160 mm lichter Weite und 140
                              									mm Höhe derartig gebordet sind, dass sie vermöge der grossen Eckkrümmung der
                              									Wärmeausdehnung leicht folgen können.
                           Beide Cylinder besitzen Dampfmäntel, welche über die eigentlichen Cylinderbüchsen
                              									übergeschrumpft sind. Die Dampfheizung ist durch Ventile abstellbar, die Deckel
                              									bleiben unbeheizt. Der Aufnehmer ist als besonderer Behälter in die Ummantelung des
                              									Hochdruckcylinders eingebaut und kann mit Frischdampf gespeist werden.
                           Sorgfältige Umhüllung mit Wärmeschutzmasse sowie eine gemeinsame Umkleidung mit
                              									polierten Stahlblechen finden wir auch hier.
                           Die Dampfkolben sind glockenförmig und in Stahlguss hergestellt, breit gehalten und
                              
                              									mit je drei gusseisernen selbstspannenden Liderungsringen versehen.
                           Die Kolbenstangen – mit 100 mm Durchmesser – sind mit den Kolben durch Kegelansatz
                              									und Mutter und mit den gussstählernen Kreuzköpfen durch je zwei starke stählerne
                              									Gegenkeile verbunden.
                           Die Schraubenmuttern der Stopfbüchsen sind als Schneckenräder ausgebildet und werden
                              									gleichzeitig durch Schnecke und Handrad bethätigt.
                           Die Kreuzköpfe selbst gleiten in gusseisernen Schuhen am Ständer und umfassen den
                              									Kopf der Kurbelstange, der Kreuzkopfzapfen hat 140 mm Durchmesser bei einer
                              									Länge von 200 mm. Die Länge der Kurbelstangen ist gleich dem 4,57fachen
                              									Kurbelhalbmesser und ihr Durchmesser beträgt 100 bezw. 140 mm. Die doppeltgekröpfte
                              									Kurbelwelle hat in den Lagern 300 mm, im Kurbelzapfen 260 mm Durchmesser, die
                              									Kurbeln sind um 90° versetzt; die Kurbelarme sind zur Ausgleichung der Gewichte der
                              									hin und her gehenden Massen mit angeschraubten Gegengewichten versehen.
                           Die Kolbenstangen sind aus bestem Tiegelgussstahl, Kurbelstangen und Kurbelwelle aus
                              									bestem Siemens-Martin-Stahl gefertigt.
                           Die Kurbellager sind reichlich bemessen, das äussere Lager am Ende des
                              									Niederdruckcylinders – an welchem Ende die Dynamo anschliesst –, hat 400 mm
                              									Lauflänge, die übrigen drei Lager eine solche von 350 mm. Die gusseisernen Schalen
                              									sind mit Weissmetall ausgegossen.
                           Die Kreuzkopfzapfen haben Schalen aus Phosphorbronze, welche durch Keile nachstellbar
                              									sind, während die Schalen der Kurbelzapfen aus Stahlguss hergestellt und mit
                              									Weissmetall ausgegossen sind.
                           Die Steuerung erfolgt am Hochdruckcylinder durch Kolbenschieber mit
                              									Gewichtsentlastung und innerer Einströmung nach der Zweikammerbauart, welche in
                              									eingesetzten Büchsen laufen, und wird durcl einen Dörfel-Pröll'schen Achsenregler beeinflusst, der – ähnlich wie die
                              									Kulissen – Voreilwinkel und Hub des Ausdehnungsexzenters verstellt und der im
                              									vorliegenden Fall mit einer Einrichtung zum Verändern der Umdrehungszahl (D. R. P.
                              									Nr. 89364) während des Ganges der Maschine versehen ist.
                           Das Grundexzenter ist überdies – dem elektrischen Betrieb Rechnung tragend – mit dem
                              									Exzenter der Ausdehnung nach D. R. P. Nr. 91539 in eigentümlicher Weise dergestalt
                              
                              									verbunden, dass zwecks rascher Anpassung der Maschinenleistung bei Ent- und
                              									Belastungen nicht allein die Füllung, sondern auch die Verdichtung durch den Regler
                              									beeinflusst wird. Die Maschine arbeitet also bei kleinen Füllungen mit grosser
                              									Verdichtung und bei grossen Füllungen mit kleiner Verdichtung.
                           Im übrigen arbeiten diese Regler zwangläufig, stellen bei dem Bruch irgend eines
                              									Bewegungsteils sofort auf Nullfüllung ein, verhindern das Durchgehen der Maschine im
                              									Leerlauf und genügen daher den höchsten Anforderungen des elektrischen Betriebes an
                              									eine tadellose Beeinflussung der Dampfmaschine.
                           Am Niederdruckcylinder erfolgt die Steuerung bei sich gleichbleibender Füllung durch
                              									einen Flachschieber mit dreifacher Einströmung.
                           Die Schmierung ist an dieser Maschine für den Dampf in den Cylindern durch
                              									Schmierpressen, welche durch das Exzenter des Niederdruckcylinders bewegt werden,
                              									sonst aber überall durch Tropföler mit augenblicklicher Abstellung durchgeführt,
                              									dabei haben die Gestängeteile ihren Hauptverteilungskasten in der üblichen Weise an
                              									der hinteren Wand der Cylinderumkleidung, während die Kurbellager sowie
                              									Exzenterringe von einem gemeinsamen Tropfölgefäss, welches in Geländerhöhe zwischen
                              									den Stützsäulen angeordnet ist, durch Verteilungsröhrchen geschmiert werden.
                           Das verbrauchte Schmieröl wird in der Kurbelgrube der Grundplatte gesammelt, von dort
                              									in die Grundplatte der Reglerverstellung übergeleitet und zu neuer Verwendung
                              									abgezapft.
                           Durch geeignete Spritzbleche ist dem Verschleudern von Oel, besonders gegen die
                              									Dynamo hin, wirksam entgegengetreten.
                           Auch der Entwässerung der Dampfräume ist die erforderliche Beachtung in reichem Masse
                              									zu teil geworden. Alle Hahnengestänge sind am Stand des Maschinenführers, welcher
                              									sich hinter der Maschine am Ständer des Hochdruckcylinders befindet, mit einem Handhebel bedienbar gemacht. Hier finden sich
                              									auch die Druckanzeiger angeordnet. Des weiteren ist zur leichten Bedienung aller an
                              									und auf den Cylindern befindlichen Teile eine Laufbühne angeordnet, welche etwa in
                              									Höhe der kronenförmigen Tragflanschen ebenfalls hinter der Maschine über die ganze
                              										
                              
                              									Länge der Cylinder durchgeführt ist. Vorne ist zwischen den Stützsäulen eine
                              									Leiter angebracht, mittels welcher man jederzeit zwecks genauer Ueberwachung leicht
                              									an die Kolbenstangen und deren Stopfbüchsen gelangen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 460
                              Liegende Verbundmaschine von Kirberg und Hüls.
                              
                           Ein besonderes Schwungrad ist in diesem Falle nicht erforderlich gewesen, denn auf
                              									der Ausstellung ist die Maschine mit einer Gleichstrom-Schwungraddynamo – Modell SC 450/120 – der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer und Co. in Frankfurt a.
                              									M. unmittelbar durch Flanschenkuppelung verbunden, welche bei 600 Volt Spannung eine
                              
                              									Leistung von 450 Kilo-Watt abgibt.
                           
                           Die vier Gabelbalkenmaschinen entsprechen den vier grössten Ausführungen dieser
                              									Gattung, deren Herstellung in sieben verschiedenen Grössen die Dingler'sche Maschinenfabrik seit einigen Jahren mit
                              									bestem Erfolg betreibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 461
                              Fig. 57. Liegende Verbundmaschine von Kirberg und Hüls.
                              
                           Die Dingler'sche Maschinenfabrik Aktiengesellschaft in
                              
                              									Zweibrücken baut besonders Dampfmaschinen für den Betrieb mit hochüberhitztem Dampf
                              									– welche sie auf der Ausstellung in so bemerkenswerter Weise
                                 										allen Kreisen vorführt, die an deren Erkenntnis beteiligt sind – diese
                              									Maschinengattung wird in jeder Grösse ausgeführt, sodann werden aber auch alle
                              									anderen Dampfmaschinen gebaut und namentlich auch Maschinen für Berg- und
                              									Hüttenwerke, ferner Dampfkessel, Dampfüberhitzer, sowie Hochofenarbeiten.
                           Gegründet im Jahre 1827, wurde das Werk seither mit verschiedenen Anerkennungen
                              									ausgezeichnet.
                           Zur Zeit arbeitet es in seinem Betriebe mit vier Dampfmaschinen von zusammen 400 PS
                              									und beschäftigte im Jahre 1900 700 Arbeiter, während der Absatz, der sich namentlich
                              									auf Süd- und Westdeutschland, Luxemburg, Frankreich und Russland verteilt, in
                              									demselben Jahre auf etwa 3000000 M. zu beziffern ist.
                           Kirberg und Hüls, Maschinenfabrik und Eisengiesserei in
                              									Hilden bei Düsseldorf sind mit einer liegenden Verbundmaschine (Fig. 57 und 58)
                              									vertreten.
                           Der Hochdruckcylinder hat 400 mm, der Niederdruckcylinder 650 mm Bohrung und der
                              									gemeinsame Hub beträgt 800 mm – wir finden hier also dieselben Hauptabmessungen wie
                              									bei der vorher beschriebenen Maschine von Soest – bei 9
                              										kg/qcm
                              									absoluter Eintrittsspannung und 110 minutlichen Umdrehungen, entsprechend einer
                              									Kolbengeschwindigkeit von
                           
                              \frac{110\,\times\,0,8}{30}=2,933\mbox{ m/Sek.,}
                              
                           leistet die Maschine im ordnungsmässigen Betrieb mit
                              									entsprechender Füllung im Hochdruckcylinder – und zwar wenn mit Dampfniederschlagung
                              									gearbeitet wird – 200 PSe, welche Leistung bei 11
                              										kg/qcm
                              									absoluter Eintrittsspannung und entsprechend grösserer Füllung bis auf 300 PS
                              									gesteigert werden kann.
                           Auch diese Maschine ist für Arbeiten mit überhitztem Dampf gebaut und an die
                              									Sammelniederschlagung angeschlossen.
                           Die kräftig durchgebildeten Maschinenrahmen mitsamt den bajonettförmigen Lagerbalken
                              									ruhen der ganzen Länge nach auf dem festen Grundgemäuer und sind mit demselben
                              									gut verankert. Sowohl der Hochdruck- wie auch der Niederdruckcylinder sind noch
                              									durch je einen seitlichen Fuss unverstützt, welche auf starken kurzen Sohlplatten
                              									derart gelagert sind, dass sie der Wärmeausdehnung in der Längsrichtung Rechnung
                              									tragen. Die Sohlplatten selbst sind winkelförmig gehalten und – mit versenkten
                              									Büchsen für die Muttern der Ankerschrauben versehen – in das Grundgemäuer
                              									eingelassen.
                           Sowohl der Hoch- wie der Niederdruckcylinder haben Dampfmäntel, welche über die
                              									Cylinderbüchsen übergeschrumpft sind; letztere sind aus besonders dichtem und hartem
                              									Guss hergestellt.
                           Ebenso ist der Aufnehmer, welcher in der gebräuchlichen Weise gleichgerichtet mit der
                              									Kurbelwelle zwischen den Cylindern angeordnet ist, mit Mantelheizung versehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 461
                              Fig. 58. Liegende Verbundmaschine von Kirberg und Hüls.
                              
                           Die Beheizung geschieht mit dem jedesmaligen Arbeitsdampf, kann aber für den
                              									Hochdruckcylinder mit besonderem Frischdampf geschehen und andererseits an beiden
                              									Cylindern abgestellt werden.
                           Die Deckel werden nicht beheizt. Die Deckel des Niederdruckcylinders sind zur
                              									Vergrösserung des schädlichen 
                              									Raumes bei Arbeit mit Auspuff mit von aussen durch Vierkant und Steckschlüssel
                              									zu bethätigenden Kugelventilen versehen, durch welche die Hohlräume mit dem
                              
                              									Cylinderinneren in Verbindung gesetzt bezw. von dem letzteren abgeschlossen werden
                              									können.
                           Alle Teile sind sorgfältig mit Wärmeschutzmasse umhüllt und die Cylinder ausserdem
                              									noch mit polierten Stahlblechmänteln umkleidet.
                           Die Kolben sind gusseiserne Hohlkörper und mit selbstspannenden gusseisernen
                              									Dichtungsringen ausgerüstet, ebenso sind sie behufs guter Auflagerungsfläche
                              									genügend breit gehalten.
                           Die Kolbenstangen sind in der üblichen Weise durch Kegelansatz und Mutter mit ihren
                              									Kolben verbunden und durch den hinteren Deckel hindurchgeführt; diese Führungsenden
                              
                              									der Stangen sind mit einem Schutzrohr versehen, welches gegen die Stopfbüchsendeckel
                              									verschraubt und durch eine ganz leichte Stütze gegen den Fussboden abgestützt
                              									ist.
                           Der Kreuzkopf ist aus Gussstahl erstellt und mit der Kolbenstange durch einen
                              									kräftigen Keil verbunden, während er andererseits die Kurbelstange umfasst. In der
                              									Rundführung läuft er mit breit und lang gehaltenen gusseisernen Schuhen.
                           Kolbenstangen, die in -Form ausgefrästen Kurbelstangen, Kurbelwelle und in
                              									diesem Falle auch die Kurbeln selbst sind aus bestem geschmiedeten
                              									Siemens-Martin-Stahl hergestellt und sehr kräftig bemessen.
                           Die Kurbeln sind zwecks teilweisen Ausgleichs der beweglichen Massen mit
                              									Gegengewichten versehen.
                           Die vierteiligen Lagerschalen der beiden Kurbellager sind mit Weissmetall ausgegossen
                              									und durch Schrauben seitlich nachstellbar. Alle Laufflächen sind reichlich
                              
                              									bemessen.
                           Das Lager für den Kreuzkopfzapfen ist zweiteilig und aus Bronze hergestellt, das
                              									zweiteilige Lager für den Kurbelzapfen ist ausserdem mit Weissmetall ausgegossen.
                              									Die Lager sind in der üblichen Weise mittels Keil und Schraube nachstellbar.
                           Die Maschine ist am Hochdruckcylinder mit Ventilsteuerung versehen, und zwar für den
                              									Einlass nach Kaufhold's Patent (D. R. P. Nr. 65499) –
                              									einer auslösenden Steuerung, welche wir in ähnlicher – aber verbesserter – Anordnung
                              									bereits bei der von der Maschinenbau-Aktiengesellschaft
                                 										Union ausgestellten Betriebsmaschine (S. 328 d. Bd.) ausgeführt fanden. Die
                              									Ventile sind doppelsitzige Ringventile und nahezu entlastet.
                           Die Steuerwelle ist von der Kurbelwelle aus durch Kegelräder angetrieben, die im
                              									Oelbade laufen, und bethätigt durch Exzenter und Gestänge den Ventilhub. Es wirkt
                              									hier wiederum der in der oberen Gabel der Exzenterstange gelagerte thätige Mitnehmer
                              									auf den doppelarmigen, durch die Ventilspindel geführten Mitnehmer. Eine
                              									Lenkerstange hat ihren unteren Drehpunkt mit dem Drehpunkt des Mitnehmers in der
                              									Ventilspindel, ihren oberen mit der Schwingungsachse des thätigen Mitnehmers in
                              									geeigneter Weise (vgl. Fig. 58) gemeinsam, während
                              									die Beeinflussung durch den Gewichtsregler mittels Zwischenwelle, Gestänge und
                              									Winkelhebel an einen einarmigen Hebel, der um diese selbe Schwingungsachse dreht,
                              									gelegt ist.
                           Die Steuerung arbeitet mit nur drei Gelenken, die Bolzen sind gehärtet und die Augen
                              									ausserdem mit glasharten Stahlbüchsen versehen. Die in der Steuerung auftretenden
                              									Kräfte wirken stets in einem Sinne und die Rückwirkung auf den Regler ist
                              									vollständig ausgeglichen, wodurch die Thätigkeit der Steuerung ausserordentlich
                              									rasch und genau einsetzt. Die ausserordentliche Einfachheit der Bauart, sowie die
                              									geringen Massen der Steuerteile ermöglichen es, die Maschine mit sehr hoher
                              									Umdrehungszahl laufen zu lassen.
                           Der Regler fand seine Aufstellung an der Rundführung nahe der Verbindungsflansch mit
                              									dem Cylinder.
                           Als Vorteile dieser Steuerung hebt das herstellende Werk hervor:
                           1. Die sofortige Nachstellbarkeit in jeder Richtung.
                           2. Die geringe, den Gang der Maschine nicht beeinflussende Abnutzung, die leichte
                              									Zugänglichkeit und Uebersichtlichkeit im Betriebe. – Vorteile, die einen hohen Grad
                              									von Zuverlässigkeit unter Ausschluss fast jeglicher Störungen gewährleisten.
                           Die doppelarmigen Mitnehmer in den Ventilspindeln der Auslassventile am
                              									Hochdruckcylinder sind durch besondere Exzenter nebst Gestänge mittels Winkelhebel
                              									und Rollendaumen in einfacher und unveränderlicher Weise bethätigt.
                           Die Steuerwellenlager sind mit Bronzeschalen ausgerüstet.
                           Die Niederdruckseite ist bei dieser Maschine mit Steuerung durch Corliss-Schieber
                              									versehen, welche von der Kurbelwelle aus durch ein Exzenter nebst Stange, sowie
                              									durch eine am Maschinenrahmen etwa in Mitte der Rundführung aufgehängte Schwinge
                              									bewegt wird.
                           Nach einer patentierten Anordnung sind nur je ein Corliss-Schieber an jedem
                              									Cylinderende für Ein- und Auslass vorgesehen, und zwar wirken die Schieber
                              									wechselseitig der eine für den Einlass, der andere für den Auslass. Wegen der
                              									grossen Durchmesser, den diese Schieber erhalten mussten, war es notwendig, die
                              									Sicherheitsventile am Cylinder von unterhalb der Cylinder weg zu verlegen und
                              									erhielten dieselben ihren Platz oben auf den Cylindern.
                           Hinter dem inneren Schwungradschutzblech haben auf einer starken Geländersäule die
                              									Druckzeiger an einer geschmackvollen Bronzetafel Aufstellung gefunden.
                           Für die Schmierung des Dampfes in den Ventilkästen sind am Ende der Steuerwelle auf
                              									der Hochdruckseite und von dieser mittels verstellbarer Kurbelscheibe bethätigt zwei
                              									Schmierpumpen aufgestellt, bei allen übrigen zu schmierenden Teilen ist Tropfölung
                              									mit augenblicklicher Abstellung durchgeführt.
                           Für die Auffangung des Oels an der Kurbel und ihren Lagern sind gusseiserne Mulden
                              									vorgesehen, welche unter den Rahmen untergeschoben und einbetoniert sind; auf diese
                              									Mulden sind dann ziemlich weit herumreichende Kurbelschutzbleche in der aus Fig. 57 ersichtlichen Weise aufgeschraubt.
                           Die Entwässerung der sämtlichen in Frage kommenden Maschinenteile ist in der
                              									erforderlichen Weise durchgebildet.
                           Die Maschine ist mit einem zweiteiligen Riemenschwungrad von 4000 mm Durchmesser und
                              									500 mm Breite ausgerüstet und treibt mittels Riemen eine Gleichstromdynamo der Elektrotechnischen Fabrik Rheydt Max Schorch und Co.
                                 										Aktiengesellschaft in Rheydt – Bauart G 100, die bei 450 minutlichen
                              									Umdrehungen und 220 Volt Spannung im gewöhnlichen Betriebe 100 Kilo-Watt
                              									leistet.
                           Die Dynamo ist sechspolig und wiegt 5400 kg.
                           Diese Maschine hat während der Aufstellungszeit vom 1. Januar bis 1. April d. J. den
                              									Kraftstrom zum Betrieb für 16 Laufkräne geliefert, die sehr häufig in grosser Anzahl
                              									gleichzeitig thätig waren. Während dieser ganzen Zeit wurde bei vergrössertem
                              									schädlichen Raum mit Auspuff ohne jeglichen Anstand gearbeitet.
                           Ausser dem neuzeitigen Dampfmaschinenbau betreibt das Werk namentlich den Bau von
                              									Fabrikeinrichtungen für Erzeugung von Bleiweiss, Mennige, Nitrit und Erdfarben,
                              									sodann aber auch den Bau von Pumpen und Wellenleitungen.
                           Gegründet im Jahre 1840, verwendet die Maschinenfabrik heute für ihren Betrieb eine
                              									50 PSe Ventildampfmaschine und beschäftigt 110
                              									Beamte und Arbeiter; im Jahre 1900 betrug der Wert der Jahreserzeugung 350000 M.,
                              									die sich auf ganz Europa und Amerika als Absatzgebiet verteilten.
                           Zu der auf S. 370 ff. d. Bd. beschriebenen stehenden Verbundmaschine von K. und Th. Möller in Brackwede ist nachzutragen, dass
                              									der Hochdruckcylinder zwar für Beheizung mit Frischdampf – der also die Spannung des
                              									Arbeitsdampfes besitzt – gebaut ist, jedoch wird dieselbe beim Arbeiten mit
                              									hochüberhitztem Dampf abgestellt, da nach der im Werke gesammelten Erfahrung die
                              									Wirtschaftlichkeit der Maschine durch Heizung des Hochdruckcylinders nicht erhöht
                              									wird.
                           Für die Wahl der abnehmbaren Deckel beim Bau der Kolben, welche schmal gehalten
                              									werden, um möglichst die Körper in Hohlguss herstellen zu können –, führt das Werk
                              									als Vorteile an: Die Liderungsringe können in der radialen Abmessung entsprechend
                              									stark gehalten werden und jederzeit leicht und gut aufgeschliffen werden.
                           Diese Bauart, gut durchgebildet, ist ebenso betriebssicher wie diejenige mit
                              									überzogenen Ringen und hat sich seit Jahren mit bestem Erfolge bewährt.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)