| Titel: | Das System der drahtlosen Telegraphie von Marconi vom Anbeginn bis zu seiner gegenwärtigen Entwickelung. | 
| Autor: | A. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 501 | 
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                        Das System der drahtlosen Telegraphie von Marconi vom Anbeginn bis zu seiner gegenwärtigen Entwickelung.
                        (Schluss von S. 475 d. Bd.)
                        Das System der drahtlosen Telegraphie von Marconi vom Anbeginn bis zu seiner gegenwärtigen Entwickelung.
                        
                     
                        
                           Die abgestimmte drahtlose Wellen- oder Funkentelegraphie von Marconi.
                              									Die ersten Anordnungen Marconi's zur Erzielung einer
                              									abgestimmten Funkentelegraphie, um die Zeichen nur von einer bestimmten Stelle
                              									aufnehmen zu lassen, stammen schon aus dem Jahre 1896 und sind dies jene bereits
                              									beschriebenen, bei welchen die elektrischen Wellen durch Reflektoren in einer
                              									bestimmten Richtung entsendet wurden und bei den Empfängern durch vorgelegte
                              									Aufnahmestreifen eine Abstimmung auf die Länge der vom Sender ausgestrahlten Wellen
                              									versucht wurde. Da sich jedoch ohne Anwendung einer Antenne in Verbindung mit einer
                              									geerdeten Funkenstrecke keine grosse Tragweite der Wellen erzielen liess, und
                              									andererseits die Grundbedingungen für eine Abstimmung, nämlich die Resonanz zwischen
                              									Sende- und Empfangsstromkreis, fehlte, haben diese Anordnungen nur einen mehr oder
                              									minder historischen Wert.
                           Der Kohärer ist ein Instrument, welches auf elektrische Wellen jeder Länge anspricht,
                              									sohin, um einen vulgären Ausdruck zu gebrauchen, als elektrisch farbenblind zu
                              									bezeichnen ist.
                           Eine Geheimhaltung der Depeschen in der Weise, dass dieselben nur von einer hierfür
                              									ganz genau bestimmten Station aufgenommen werden können, ist somit mit diesem
                              									Empfänger auf direktem Wege nicht zu erreichen. Wenn nun auch der Umstand, dass die
                              									elektrischen Wellen sich gleichmässig im Raume verbreiten und daher alle Empfänger,
                              									welche innerhalb der Grenzen des Wirkungsbereiches der Wellen liegen, zum Ansprechen
                              									bringen, für gewisse Zwecke, wie z.B. für den Verkehr zwischen Leuchttürmen und
                              									Schiffen, sowie Schiffen unter sich, geradezu als Vorzug dieses Systems der
                              									Telegraphie anzusehen ist und das Hauptanwendungsgebiet bedeutet, so ist doch für
                              									andere Zwecke die Geheimhaltung der Mitteilungen geradezu unerlässlich. So kann die
                              									drahtlose Telegraphie für Zwecke der Küstenverteidigung, ferner im Seekriege nur
                              									dann erspriessliche Dienste leisten, wenn die Sicherheit gegeben ist, dass die an
                              									eine bestimmte Empfangsstelle zu gebende Nachricht nur von dieser allein aufgenommen
                              									zu werden vermag.
                           Wie nun Marconi ausführt, ist die einfache gerade Stange
                              									oder Antenne, in welcher elektrische Wellen erregt werden, ein sehr guter Radiator,
                              									welcher die in demselben pulsierende elektrische Energie sehr schnell in Form
                              									elektrischer Wellen ausstrahlt. So gut sich nun ein derartiger Radiator für die
                              									nicht abgestimmte Telegraphie eignet, so sehr bildet er ein Hindernis für die
                              									abgestimmte Telegraphie. Mit derartigen Radiatoren lässt sich eben eine auf
                              									elektrischer Resonanz beruhende Abstimmung nicht erzielen, weil für dieselbe eine
                              									grosse Anzahl schwacher Impulse erforderlich ist, so dass sich die Zahl der
                              									gegebenen Impulse trotz deren grosser Wirksamkeit nicht ausreichend erweist. Auf
                              									eine diese Thatsache bestätigende mechanische Analogie zurückgreifend, sei erwähnt,
                              									dass ein Pendel durch schwache, der natürlichen Schwingungsperiode des Pendels
                              									entsprechende Impulse zum vollen Ausschlage gebracht werden kann, wohingegen
                              									kräftigere, aber zeitlich nicht abgestimmte Impulse diese Wirkung nicht
                              									herbeizuführen vermögen. Das gleiche ergibt sich für die elektrische Resonanz,
                              									jedoch mit dem Unterschiede, dass sich die Impulse innerhalb eines kleinen
                              									Bruchteiles einer Sekunde folgen, diese Impulse aber längere Zeit anwähren müssen.
                              									Der Oszillator muss demnach derartig eingerichtet werden, dass die in demselben
                              									erregten Oszillationen nicht rasch abgedämpft werden, sondern nur langsam absterben,
                              									weil es notwendig ist, dass eine grössere Anzahl in bestimmten Zeitintervallen sich
                              									folgender Wellen von dem Sender ausgestrahlt wird. Der in Fig. 38 dargestellte, aus einer vertikalen Stange bestehende Uebertrager
                              										A erweist sich nun als ein nicht andauernder
                              									Oszillator, weil dessen Kapazität eine viel zu geringe und sohin dessen
                              									Ausstrahlungsvermögen ein viel zu grosses ist, die entstehenden elektrischen
                              									Schwingungen daher viel zu rasch abgedämpft werden. Es werden sonach von demselben
                              									Empfänger von einer stark differierenden Zeitperiode ebenfalls zum Ansprechen
                              									gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 501
                              Fig. 38.
                              
                           Die ersten von Marconi in dieser Beziehung
                              									durchgeführten Versuche führten nun dahin, den Oszillator nicht direkt mit der
                              									Antenne zu verbinden, sondern die von demselben erregten elektrischen Oszillationen
                              									durch Anwendung eines Transformators zu übertragen. Er ging hierbei von der Ansicht
                              									aus, dass die Oszillationen in dem Funkenstromkreise als schlechtem Radiator länger
                              									andauern und sonach auch die von der Antenne ausgesendeten elektrischen Wellen zwar
                              									schwächer aber gleichmässiger ausströmen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 501
                              Fig. 39.
                              
                           In gleicher Weise liess er, wie die Fig. 39 und 40
                              									
                              									zeigen, auch die von der Empfangsantenne aufgenommenen Wellen nicht direkt,
                              									sondern gleichfalls durch einen Transformator auf den Kohärer einwirken, um so im
                              									Empfangsstromkreise sympathische Schwingungen zu erregen.
                           Bei diesen Anordnungen ist der Kohärer von der Erde vollständig isoliert. Der durch
                              									die Antenne A einlangende Wellenstrom geht hierbei
                              									durch die primäre Spule P des Transformators T zur Erde. Die in der Sekundärspule S induzierten Wellenströme gehen durch den Kohärer K über den Kondensator C
                              									zur Spule zurück. Ein Uebertritt dieser Wellenströme zu dem Empfangsapparate R wird durch die beiden Würgespulen w hintangehalten. Die in Fig.
                                 										40 dargestellte, nahezu identische Anordnung soll hierbei bessere
                              									Resultate geliefert haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 502
                              Fig. 40.
                              
                           Um jedoch gute Ergebnisse hierbei zu erzielen, muss der Wickelung der Transformatoren
                              									eine um so grössere Aufmerksamkeit gewidmet werden, als sich die für Induktorien
                              									gebräuchliche Wickelung als wenig wirksam erwies. Eingehende Studien führten zur
                              
                              									Konstruktion einer Reihe solcher Wickelungen, die mehr oder minder gute Resultate
                              									ergeben haben und für welche der gesetzliche Schutz erwirkt wurde. In den Fig. 41 bis 45 ist die
                              									Bauart dieser Transformatoren schematisch dargestellt. Die primäre Wickelung
                              									erscheint hier durch starke Linien hervorgehoben, wiewohl die Drähte der beiden
                              									Wickelungen in der Regel den gleichen Querschnitt haben. Zur Erlangung einer
                              									besseren Uebersicht über die Anordnungen sind diese Wickelungen in fortlaufenden
                              									Linien gezeichnet und stellt hierbei jede horizontale Linie eine Windungslage
                              									dar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 502
                              Fig. 41.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 502
                              Fig. 42.
                              
                           Die Länge dieser Linien zeigt hierbei das Verhältnis der Windungszahlen in den
                              
                              									einzelnen Windungslagen an. Es vermindert sich sonach die Zahl der Windungen jeder
                              									Lage um so mehr, je weiter sich dieselbe von dem Kerne entfernt. Als Kern wird
                              									hierbei eine Glasröhre G von annähernd 1 cm Durchmesser
                              									verwendet. Von diesen Transformatoren soll der in Fig.
                                 										41 dargestellte am besten wirken. Primär- und Sekundärwickelung sind aus
                              									0,01 cm starkem Draht hergestellt. Die Primärwickelung besteht aus zwei parallel
                              									geschalteten Lagen von je 160 Windungen. Die Sekundärwickelung besteht aus drei
                              									Teilen, deren jeder in 10 bezw. 12 Lagen aufgewunden ist. Der erste und dritte Teil
                              									sind gleich und stufen sich die Windungen der einzelnen Lagen in nachstehender
                              									Reihenfolge ab: 45, 40, 35, 30, 25, 20, 15, 10 und 5. Die Abstufung des mittleren
                              									Teiles ist durch die Zahlen 150, 40, 39, 37, 35, 33, 29, 25, 21, 15, 10 und 5
                              
                              									gegeben. Eine theoretische Begründung für diese Art der Anordnung der
                              									Transformatoren ist noch ausständig und dürfte auch kaum gegeben werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 502
                              Fig. 43.
                              
                           Dem Anscheine nach strahlt der in Fig. 38 dargestellte
                              									Oszillator oder Radiator Wellen verschiedener Länge aus, die die verschiedenen
                              									Empfänger zum Ansprechen bringen, trotzdem deren Schwingungsperiode von der
                              									Schwingungsperiode des Senders verschieden ist. Dies ist aber falsch, denn es ist
                              									nur die Energie dieser Impulse ganz einfach so gross, dass dieselben jeden
                              									einigermassen empfindlichen Empfänger zur Anregung bringen. Es wird nämlich hierbei
                              									die ganze Energie in ein bis zwei Schwingungen ausgestrahlt.
                           Wird jedoch die gleiche Energie in einer vielfach vergrösserten Anzahl von
                              									Schwingungen ausgesendet, so ist die Wirkung jeder einzelnen dieser Schwingungen
                              									viel zu schwach, um jeden Empfänger zum Ansprechen zu bringen, und bedarf es sohin
                              									einer Reihe von Impulsen, um Resonanzwirkung zu erzielen, die aber nur dann
                              									stattfinden kann, wenn Sender und Empfänger entsprechend abgestimmt sind, oder die
                              									gleiche Zeit- bezw. Schwingungsperiode haben.
                           Nichtsdestoweniger ist mit dem in Fig. 38
                              									dargestellten Uebertrager aqch dann eine Auswahl der Depeschen möglich, wenn zwei
                              									oder drei derartige Uebertrager von erheblicher Differenz angewendet werden und die
                              									Sekundärspule des Wellentransformators in der Empfangsstation in Bezug auf ihre
                              									Länge so bestimmt ist, dass in derselben durch Resonanz Schwingungen hervorgerufen
                              									werden können. Es muss sonach die Anzahl der Windungen und der Durchmesser des
                              									verwendeten Drahtes dieser Sekundärspule so bestimmt werden, dass dieselbe mit der
                              									Länge der entsendeten Wellen sich in Uebereinstimmung befindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 502
                              Fig. 44.
                              
                           Versuche zu St. Chaterine auf der Insel Wight mit der Empfangsstation zu Poole (16 km
                              									entfernt) haben die Richtigkeit dieser Voraussetzung ergeben. Wurde nämlich die
                              									Antenne in Poole mit zwei Empfängern in Verbindung gebracht, deren sekundäre
                              									Induktionsspulen mit den von St. Chaterine und einem in der Nähe stationierten
                              									Schiffe entsendeten verschieden langen elektrischen Wellen in Uebereinstimmung
                              									gebracht wurden, so konnten von beiden Sendestationen gleichzeitig entsendete
                              									Nachrichten in Poole ohne Anstand aufgenommen werden. Hierbei wurde auch
                              									nachgewiesen, dass sich die beste Wirkung dann erzielen lässt, wenn die Länge des
                              									Drahtes der Induktionsspule gleich der Länge der Antenne der Sendestation ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 502
                              Fig. 45.
                              
                           Wiewohl die so gewonnenen Ergebnisse in einer gewissen Beziehung zufriedenstellend
                              									waren, so boten dieselben dennoch keine vollständige Lösung des Problems. So war es
                              									unmöglich, zwei Nachrichten gleichzeitig aufzunehmen, wenn die beiden Sendestationen
                              									sich in gleicher Entfernung von der Empfangsstation befanden. Es ergab sich hieraus
                              									die Notwendigkeit der Anwendung irgend einer Form eines sich weniger rasch
                              									abdämpfenden Radiators. Eine grosse Anzahl von Versuchen durch Hinzufügen von
                              									Induktanzspulen zu der Sende- und Empfangsantenne führten zu keinem befriedigenden
                              									Resultate, 
                              
                              									weil wahrscheinlicherweise die Kapazität des Radiators im Verhältnis zu der
                              									Induktanz desselben viel zu gering war. Es wurde daher der Versuch gemacht, die
                              									Kapazität des Radiators zu erhöhen. Die erste und naheliegendste Art, diese
                              									Vergrösserung der Kapazität durch Vergrösserung des Radiators zu erreichen, erwies
                              									sich ebenfalls als nicht gänzlich zufriedenstellend, indem die hierdurch bedingte
                              									Vergrösserung der Oberfläche auch die Ausstrahlungsfläche vergrösserte und sohin
                              									auch die Ausstrahlung erleichterte. Ausserdem sind grössere derartige Flächen
                              									namentlich auf Schiffen sehr schwer anzubringen und auch leicht der Zerstörung
                              									unterworfen.
                           Diese Schwierigkeit wurde teilweise durch die Anordnung in Fig. 46 behoben, bei welcher ein gewöhnlicher Radiator A nahe einem geerdeten Radiator A1 angebracht wurde. Diese zweite Antenne
                              									bezweckte, die Kapazität des ganzen Systems zu erhöhen, ohne dass hierdurch jedoch
                              									die ausstrahlende Kraft vergrössert worden wäre. Es liess sich mit dieser Anordnung
                              									eine gute Abstimmung erzielen. Die befriedigenden Resultate, welche mit dieser Form
                              									des Senders gewonnen wurden, ermutigten Marconi seine
                              									Untersuchungen fortzusetzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 503
                              Fig. 46.
                              
                           Zeitlich im Jahre 1900 erhielt Marconi durch Anwendung
                              									zweier ineinander geschobener, sich jedoch leitend nicht berührender Metallcylinder
                              										AA1 (Fig. 47), deren innerer mit der Erde, der äussere
                              									hingegen mit der Induktanzspule R verbunden war, sehr
                              									gute Resultate. Diese Form der Sende- und Empfangsflächen war sehr wirkungsvoll.
                              									Eine unerlässliche Bedingung dieser Einrichtung ist jedoch die, dass die Induktanz
                              									dieser beiden Cylinder ungleich sei. Es stellte sich hierbei auch als vorteilhaft
                              									heraus, die grössere Induktanz mit dem nicht geerdeten Cylinder zu verbinden. Nach
                              										Mavconi ist es wesentlich, damit die nötige Menge
                              									Energie ausgestrahlt werde, dass eine Phasendifferenz zwischen den Schwingungen in
                              									beiden Leitern bestehe, so dass deren wechselseitige Wirkungen sich gegenseitig
                              									teilweise neutralisieren. Dies wurde bei den ersten Versuchen einfach dadurch
                              									erreicht, dass der mit der Erde verbundene Leiter kürzer gemacht wurde als der
                              									ausstrahlende Leiter. Er konnte auf diese Weise die elektrische Schwingungsperiode
                              									des Empfängers mit jener des Senders dadurch in volle Uebereinstimmung bringen, dass
                              									er zwischen die Funkenstrecke und den ausstrahlenden Leiter eine entsprechende
                              									Induktanz R schaltete, und war dadurch in der Lage, die
                              									Abstimmung so genau zu bestimmen, dass von mehreren Empfangsstationen nur eine
                              									derselben die Zeichen aufzunehmen vermochte. Die erzielten Ergebnisse waren
                              									bemerkenswert, indem er mit Cylindern von nur 7 m Höhe und 1,5 m Durchmesser Signale
                              									auf eine Entfernung von annähernd 48 km ohne Anstand vermitteln konnten, welche nur
                              									von einer bestimmten Station aufgenommen und von keiner der benachbarten Stationen
                              									gestört zu werden vermochten. Die hier nicht dargestellte Einrichtung des Empfängers
                              									unterscheidet sich von der gewöhnlichen Anordnung dadurch, dass zum Auffangen der
                              									elektrischen Wellen ganz gleichartig angeordnete cylindrische Flächen verwendet
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 503
                              Fig. 47.
                              
                           Ein anderes und sehr gutes System für die abgestimmte Wellentelegraphie basiert auf
                              									der Voraussetzung, dass das schnelle Absterben der Schwingungen in einem
                              									gewöhnlichen Radiator durch das Hinzufügen eines Kondensatorstromkreises, welcher
                              									als andauernder Oszillator bekannt ist, verhindert werden kann. Eine der einfachsten
                              									diesbezüglichen Anordnungen von Marconi besteht (Fig. 48) in dem eigentlich ausstrahlenden oder
                              									sekundären Stromkreise, ausser der Sekundärspule T und
                              									der Funkenstrecke 
                              									F noch aus einem in die Leitung zwischengeschalteten
                              									Kondensator C. Diese Einrichtung erwies sich jedoch als
                              									ein zu schlechter Radiator, um auf nur einigermassen grössere Entfernung von
                              									Wirksamkeit zu sein. Es ist jedoch durch eine einfache Anordnung sehr leicht
                              									möglich, die in diesem Stromkreise vorhandene Energie wirksam zur Ausstrahlung zu
                              									bringen. Es genügt hierbei in der Nähe von einer Seite dieses Stromkreises eine
                              									gerade Sendestange, welche bekanntlich ein guter Radiator ist, anzubringen. Die
                              									einzige notwendige Bedingung, um hierbei eine Fernübertragung zu ermöglichen,
                              									besteht darin, dass die Oszillationsperiode dieser Antenne mit der
                              									Oszillationsperiode des Stromkreises übereinstimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 503
                              Fig. 48.
                              
                           Bessere Ausstrahlungseffekte werden erzielt, wenn ein Teil dieser Antenne um eine
                              									Seite des Kondensatorstromkreises in mehreren Windungen gewunden ist, so dass eine
                              									Art Transformator gebildet wird. Mit der aus Fig. 49
                              									ersichtlichen Anordnung wurden anfänglich wenig Erfolge erzielt, weil es unterlassen
                              									wurde, die beiden Stromkreise in Bezug auf ihre Oszillationsperiode abzustimmen.
                              									Solange nämlich diese Bedingung nicht erfüllt ist, treten in den beiden Leitern
                              									Oszillationen von abweichender Frequenz und Phase auf, welche sich gegenseitig
                              
                              									abschwächen, so dass die Aussenwirkung eine sehr geringe wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 503
                              Fig. 49.
                              
                           Bei dem abgestimmten Transmitter (Fig. 49) kann die
                              									Oszillationsperiode der Antenne durch Einschaltung von Windungen vergrössert, durch
                              									Ausschalten derselben hingegen verringert werden, was einfach dadurch erfolgt, dass
                              									der Berührungspunkt b des Transformators T längs dieser Windungen verschoben wird. Die
                              									Regulierung des Kondensatorstromkreises erfolgt durch den Kondensator selbst,
                              									welcher so eingerichtet ist, dass durch gegenseitiges Verschieben der beiden
                              									Kondensatorplatten die Kapazität desselben sich vergrössert oder verringert. In
                              									ähnlicher Weise sind die Empfangsstationen (Fig. 50
                              									und 51) eingerichtet. Hier ist die vertikale nach
                              									unten in Drahtwindungen endigende Antenne mit der zur Erde abgeleiteten Primärspule
                              										P des Transformators T
                              									verbunden, wobei sich, wie vorhin bei der Sendestation angegeben, Windungen der
                              									Antenne nach Bedarf aus- und einschalten lassen. Die Uebertragung auf den
                              									Sekundärkreis, in welchen der Kohärer K eingeschaltet
                              
                              									ist, erfolgt durch die Sekundärspulen des Transformators, von welchen auch die
                              									Drähte zu den eigentlichen Registrierapparaten abgehen. Um die gegenseitige
                              									Abstimmung der beiden hierdurch geschaffenen Empfangsstromkreise deutlicher
                              									hervortreten zu lassen, wird in dem einen Falle (Fig.
                                 										51) über den Kohärer ein regulierbarer Kondensator C geschaltet. Um hierbei die besten Ergebnisse zu erzielen, soll die
                              									natürliche Oszillationsperiode des aus der Antenne und der Primärspule des
                              									Transformators bestehenden Stromkreises mit derjenigen des sekundären Kreises
                              									übereinstimmen. Der Kondensator des Sekundärkreises erhöht die Gesamtkapazität
                              									desselben und wird sich daher der Effekt einer grossen Anzahl in entsprechenden
                              									Intervallen auftretenden Oszillationen von geringer Stärke so lange aufspeichern,
                              									bis die E.-M.-K. an den Enden des Kohärers gross genug ist, dessen Isolation
                              									aufzuheben und hierdurch ein Signal aufzeichnen zu lassen.
                           Um nun beide Systeme, nämlich Sender und Empfänger, in gegenseitige Abstimmung zu
                              									bringen, ist es notwendig, dass das Produkt aus Kapazität und Induktanz (KR) in allen vier Stromkreisen, und zwar in den zwei
                              									Stromkreisen des Senders und des Empfängers, das gleiche sei, wobei angenommen wird,
                              									dass der Leitungswiderstand derselben vernachlässigt werden kann.
                           Wenn sich nun auch die Kapazität der einzelnen 
                              									Stromkreise leicht bestimmen lässt, so stösst die Bestimmung der Induktanz doch
                              									auf Schwierigkeiten, indem sich keine der bekannten Methoden zur Feststellung
                              									derselben für aus nur zwei bis drei kleinen Windungen bestehenden Spule als
                              									anwendbar erweist. So muss für die Berechnung der Induktanz der Sekundärwindung
                              									eines kleinen Transformators die Wechselwirkung der benachbarten Stromkreise und der
                              									Einfluss der gegenseitigen Induktion berücksichtigt werden, was das Problem so
                              									kompliziert, dass eine empirische experimentelle Feststellung vorzuziehen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 504
                              Fig. 50.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 504
                              Fig. 51.
                              
                           Experimente bestätigten nun die Thatsache, dass die Empfangsinduktionsspule, wenn die
                              									Sekundärwickelung nur in einer Lage aufgewunden ist und von der Primärwindung in
                              									einer bestimmten Entfernung (2 mm) absteht, um die Kapazität vernachlässigen zu
                              									können, eine mit dem vertikalen Leiter annähernd gleiche Zeitperiode hat, wenn die
                              									Länge des letzteren mit der Länge der Sekundärwickelung gleich ist. Wird demnach
                              									beispielsweise die Länge der Sekundärspule des Empfängers mit 40 m bemessen, so ist
                              									eine Antenne von 40 m Höhe zu verwenden. Durch diese Anordnung erhält man die beiden
                              									Stromkreise der Empfangsstelle in Abstimmung und es wird bloss notwendig, die
                              									Kapazität des Kondensators des Uebertrag- oder Sendestromkreises entsprechend
                              									festzustellen, was bei Kondensatoren mit verschiebbaren Platten leicht zu
                              									bewerkstelligen ist. Gelangen an Stelle derselben Leydener Flaschen zur Anwendung,
                              									so wird man sich durch Ein- oder Ausschalten von solchen leicht zu behelfen wissen.
                              
                              									Beginnt man hierbei mit einer sehr kleinen Kapazität, welche nach und nach
                              									gesteigert wird, so wird endlich ein Wert der Kapazität erreicht, bei welchem der
                              									Empfänger zum Ansprechen gelangt. Befindet sich die Empfangsstelle innerhalb des
                              									Wirkungsbereiches der Sendestelle, so wird die Wirkung bei einer ganz bestimmten
                              									Kapazität des Sendestromkreises am kräftigsten werden. Durch eine Vergrösserung
                              									dieser Kapazität werden die Zeichen nur abgeschwächt. Fügt man nun in diesem Falle
                              									der Antenne Induktanz zu, um den sekundären Stromkreis mit dem primären in
                              									Abstimmung zu bringen, so werden zwar gleichfalls elektrische Wellen ausgestrahlt,
                              									welche aber den Empfänger in keiner Weise beeinflussen. Wird hingegen sodann in der
                              									Empfangsstation zu der Antenne Induktanz oder Kapazität hinzugefügt und der
                              									Sekundärstromkreis desselben mit dem primären in Abstimmung gebracht, so ist man
                              									wieder in der Lage mit demselben Empfänger, trotzdem jetzt Wellen anderer Länge als
                              									die vorhergehenden zur Wirkung gelangen, Zeichen aufzunehmen. Es können sonach von
                              									einer einzigen Empfangsstation durch entsprechende Einstellung der Induktanz und
                              									Kapazität von mehreren Seiten einlangende Nachrichten der Reihenfolge nach
                              									aufgenommen werden.
                           Sind hingegen mehrere Empfangsstationen vorhanden, deren jede auf eine andere Periode
                              									der elektrischen Schwingungen, oder was dasselbe besagen will, auf eine andere
                              									Wellenlänge abgestimmt ist, so können von jeder Sendestation, wenn derselben nur die
                              									korrespondierende Induktanz und Kapazität bekannt ist, an jede dieser Stationen nach
                              									vorheriger entsprechender Einstellung der Induktanz und Kapazität des eigenen
                              									Stromkreises an jeden dieser Empfangsstation Nachrichten entsendet werden, ohne
                              									dass zu befürchten ist, dass dieselben von einer anderen Station mitgelesen
                              									werden.
                           Statt jedoch hier eine Einstellung vorzunehmen, kann man mit einer Antenne mehrere
                              									Sender in der Weise verbinden, dass die Induktanz jedes dieser Sender in Verbindung
                              									mit der Antenne eine verschiedene ist. Sind in den Empfangsstationen mehrere
                              									Empfangseinrichtungen in ähnlicher Weise mit der Antenne verbunden (Fig. 52), so kann jede Sendestation mit jeder
                              									Empfangsstation durch entsprechende Bethätigung des zu letzterer zugehörigen Senders
                              									verkehren, ohne dass eine andere dieser Empfangsstationen diese Nachricht
                              
                              									aufzunehmen vermag. In gleicher Weise ist hierdurch eine Empfangsstation in die Lage
                              									versetzt, mehrere von verschiedenen Sendestationen einlaufende Nachrichten
                              									gleichzeitig aufzunehmen, ohne dass eine gegenseitige Beeinflussung der
                              									verschiedenen Empfangsapparate zu befürchten ist. Wie man sieht, kann auf diese
                              									Weise eine Art drahtloser Mehrfachtelegraphie geschaffen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 504
                              Fig. 52.
                              
                           Die Abstimmung des Empfängers in der Weise, dass er nur auf eine bestimmte
                              									Wellenlänge anspricht, wie solche in den Fig. 50 und
                              										51 dargestellt ist, führte zu der Möglichkeit,
                              
                              									auf relativ grosse Entfernungen mit nur geringen Erhebungen der Antenne vom Erdboden
                              									telegraphieren zu können. So konnte mit einem Cylinder von nur 1,25 m Höhe und 1 m
                              									Durchmesser bereits über eine Entfernung von 50 km gesprochen werden. Dies zeigte
                              
                              
                              									auch die Möglichkeit, transportable Einrichtungen zu schaffen, welche insbesondere
                              									für Militärzwecke im Kriege grosse Dienste zu leisten im stände sind. Eine derartige
                              									Einrichtung wurde auf den Wagen einer Dampf bahn aufmontiert, bei welchem auf dem
                              									Dache des Wagens ein umlegbarer Cylinder von 6 bis 7 m Höhe angebracht war. Mit
                              									derselben konnten einer auf die zu entsendende Wellenlänge abgestimmten
                              									Empfangsstation bis auf 31 km Entfernung Nachrichten ohne Anstand übermittelt
                              									werden. Als Funkenerreger wurde eine Induktionsspule mit 25 cm Schlagweite und als
                              									Elektrizitätsquelle eine Akkumulatorenbatterie verwendet. Der Energiebedarf beträgt
                              									100 Watt. Die Nachladung der Akkumulatoren wird durch eine von der Wagenachse
                              
                              									angetriebene Dynamomaschine besorgt. Eine direkte Erdverbindung ist hierbei nicht
                              									notwendig, da die Verbindung mit dem Dampfkessel und dem Wagengestelle vollkommen
                              
                              									genügt. Es konnte hierbei auch der horizontal gelegte Cylinder noch auf ziemlich
                              									bedeutende Entfernung zur Nachrichtenvermittelung ausgenutzt werden.
                           Um die Entfernung, welche mit einer solchen abgestimmten Einrichtung erreicht werden
                              									kann, zu bestimmen, unternahm Marconi im Frühjahre 1901
                              
                              									Versuche zwischen einer auf dem Lizard in Cornwall neuerrichteten Station und der
                              									bereits bestehenden Station St. Chaterine auf der Insel Whigt über eine Entfernung
                              									von nahe 298 km, welche die Möglichkeit der Uebertragung auf diese Entfernung in
                              
                              									zweifelloser Weise feststellten. Hierbei konnten sowohl Signale mit der in Fig. 46 als auch mit der in Fig. 47 dargestellten Einrichtung gegeben werden. Der für diese
                              									Uebertragung verwendete Luftleiter bestand aus vier vertikalen Drähten von 48 m
                              									Höhe, die 1,5 m voneinander entfernt aufgestellt wurden, oder in einem Streifen
                              									verketteter Drähte gleicher Höhe. Da, um von St. Chaterine nach dem 31 km entfernten
                              									Poole sprechen zu können, eine 20 m hohe Antenne benötigt wurde, ergibt sich
                              									hierdurch eine neuerliche Bestätigung für das von Marconi auf Grund früherer zahlreicher Erfahrungen empirisch festgestellte
                              									Gesetz, dass unter sonst gleichen Bedingungen die Entfernung, über welche gesprochen
                              									werden kann, annähernd im Verhältnis zum Quadrate der Höhe der Antenne wächst.
                           Versuche, auf welche Entfernung von der Sendestation ein nicht abgestimmter Empfänger
                              									auf einen abgestimmten 
                              									Sender anspricht, zeigten, dass diese Entfernung 50 m nicht übersteigt, während
                              									die Tragweite bei abgestimmtem Empfänger mehr als 49 km betrug.
                           Eine weitere Form des Senders für die abgestimmte drahtlose Wellentelegraphie unter
                              									Anwendung einer cylinderförmigen Doppelantenne mit induktiver Uebertragung, wie sich
                              									solche bestens bewährt hat, zeigt Fig. 53, wogegen
                              
                              										Fig. 54 eine weitere Kombination der Schaltung
                              									für eine Empfangsstation mit zwei Empfangsstromkreisen darstellt, wobei für die
                              									Abstimmung des einen dieser Kreise ein regulierbarer Kondensator verwendet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 505
                              Fig. 53.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 505
                              Fig. 54.
                              
                           Um die Fortschritte, welche in Bezug auf die Entfernungen, welche mittels der
                              									drahtlosen Wellentelegraphie nach dem System von Marconi erzielt wurden, näher zu beleuchten, werden in nachstehender
                              									Tabelle die Distanzen, wie solche nach und nach zu überwinden vermocht wurden, der
                              									Reihenfolge nach angeführt.
                           
                              
                                 Versuchsort
                                 Ent-fernungin km
                                 Höhe derAntenne in m
                                 
                                    
                                    Anmerkung
                                    
                                 
                              
                                 Penarth
                                       14
                                 Unbekannt
                                 Sendung und Empfang
                                 
                              
                                 Spezzia
                                       16
                                 30–?
                                 dto.
                                 
                              
                                 Wimereux
                                       46
                                 37–37
                                 dto.
                                 
                              
                                 dto.
                                       48
                                 37–31
                                 dto.
                                 
                              
                                 dto.
                                       52
                                 37–31
                                 Nur Sendung
                                 
                              
                                 Nordamerika
                                       57
                                 Unbekannt
                                 dto.
                                 
                              
                                 Chelmsford
                                     136
                                 45–45
                                 Sendung und Empfang
                                 
                              
                                 St. Chaterine
                                 298
                                 Unbekannt
                                 Nur Sendung, abgestimmt
                                 
                              
                                 Poldhu
                                   2475
                                 dto.
                                 Nur Sendung, beglaubigt
                                 
                              
                           Bei den Versuchen zwischen der Station Poldhu und dem Schiffe Philadelphia wurden mit
                              									besonders empfindlichen Empfangsapparaten noch einzelne Zeichen, namentlich aber der
                              									Buchstabe s in der Entfernung von 3376 km aufgenommen
                              									und hofft Marconi auf Grqnd der hierbei gewonnenen
                              									Erfahrungen binnen kurzem einen regelmässigen telegraphischen Verkehr ohne Draht
                              									zwischen Europa und Amerika aufnehmen zu können.
                           Dies wird von mit dem Gegenstande beschäftigten Fachleuten um so mehr für durchaus
                              									Ernst genommen, als Marconi's Voraussagungen sich
                              									bisher immer erfüllt haben.
                           Die Versuche Guarini's zur drahtlosen Telegraphie über Land
                                 										mit zwischengelegten Relaisstationen. Die soeben vorgeführten Zahlen
                              									beziehen sich nur auf die Telegraphie ohne Draht über See, aber nicht auch über
                              									Land. Die zu Land bisher erreichten Entfernungen haben 22 km nur wenig
                              									überschritten, weil die elektrischen Wellen auf ihrem Wege durch Bodenerhebungen,
                              									Gebäude und Bäume teilweise absorbiert, teilweise reflektiert werden und daher in
                              									der Zielstation, wenn eine gewisse Entfernung überschritten ist, bereits so
                              									geschwächt anlangen, dass sie den Kohärer, trotz dessen ganz ausserordentlichen
                              
                              									Empfindlichkeit, nicht mehr zum Ansprechen bringen können.
                           Guarini, einer der eifrigsten und befähigtsten
                              									Mitarbeiter Marconi's, hat nun mit Beihilfe des
                              									Leutnants Poncelet zwischen Brüssel und Antwerpen
                              
                              									Versuche durchgeführt, um die überbrückbare Entfernung auch für den Landverkehr
                              									durch Zwischenlegung von selbstthätigen Relaisstationen zu vergrössern. Zu diesem
                              									Zwecke wurde die Sendestation in Brüssel auf der Kongresssäule, die
                              									Uebertragungsstation in Mecheln auf dem Turme der St. Rombouts-Kathedrale und die
                              									Empfangsstation in Antwerpen auf dem Turme der Liebfrauenkirche untergebracht.
                              									Die Entfernungen betrugen zwischen Brüssel und Mecheln 21,6 km, zwischen
                              									Mecheln und Antwerpen 22,4 km und sohin zwischen Brüssel und Antwerpen 44 km. Bei
                              									diesen Versuchen, für welche zwei eigenartige Antennenformen (Fig. 55 und 56) zur
                              									Anwendung gelangten, wurden, wiewohl die Zeichen teilweise anstandslos zur
                              									Vermittlung gelangten, keine besonders befriedigenden Resultate erzielt, wozu wohl
                              
                              									der Umstand beigetragen haben mag, dass die zur Aufhängung der Antennen gewählten
                              									Objekte grosse Eisenmassen in sich bargen. Die Antennen wurden aus je 50
                              									metallischen Drähten von 4 mm Durchmesser hergestellt. Es zeigte sich hierbei, dass
                              
                              									die Uebertragung der Zeichen am sichersten erfolgte, wenn in der Sendestation die
                              									Antenne unter Zwischenlage der Funkenkugeln geerdet, in der Empfangsstation die
                              									Antenne nicht geerdet wurde. Die Ursache hieran mag wohl mehr oder minder in lokalen
                              									Verhältnissen begründet liegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 505
                              Fig. 55.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 505
                              Fig. 56.
                              
                           Besonderes Interesse bietet hierbei die in Mecheln aufgestellt gewesene
                              									Uebertragungsvorrichtung oder der Translator, welchem die Aufgabe zufiel, die
                              									aufgenommenen Zeichen durch Bethätigung einer Funkenstrecke und somit Entsendung
                              									neuer Wellen die Zeichen zu übertragen. Fig. 57 zeigt
                              									diese Einrichtung in schematischer Darstellung. Es gelangt hierbei sowohl für die
                              									Aufnahme als auch die Uebertragung der Zeichen nur eine Antenne A der bereits dargestellten Form zur Verwendung.
                              									Hingegen kommen hierbei zwei Relais zur Anwendung, deren eines, mit r bezeichnet, äusserst empfindlich ist und nur den
                              									Zweck hat, das zweite Relais R zum Ansprechen bezw. zum
                              									Schliessen der Induktorbatterie B zu bringen. Dies
                              									erwies sich aus dem Grunde für notwendig, weil die Stromstärke der das Induktorium
                              									bethätigenden Batterie mindestens drei Ampère beträgt und dieselbe, wenn der Strom
                              									in unmittelbarer Nähe des Kohärers zirkulieren würde, denselben zum Ansprechen
                              									bringen könnte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 505
                              Fig. 57.
                              
                           Die mit A bezeichnete Antenne steht sowohl mit der einen
                              									Funkenkugel des Induktoriums J als auch mit dem
                              									rechtsseitigen Kontakte des Relais R in Verbindung. Von
                              									dem Relaisanker zweigt je ein Drahtdzum Induktorium und zu dem mit T bezeichneten Transformator ab und geht letzterer über
                              									das die gesamten empfindlichen Apparate schützende Eisengehäuse E zur Erde e. Liegt nun
                              									der Anker des Relais R an dem rechten Kontakt an und
                              									fängt die Antenne elektrische Wellen auf, so gelangen dieselben über die Primärspule
                              									von T zur Erde und übertragen die Anregung auf die mit
                              									dem Kohärerstromkreise in Verbindung stehende 
                              									Sekundärspule, wodurch der Kohärer C leitend wird
                              									und somit die Batterie b1 zur Wirkung gelangt.
                           Um jede Beeinflussung des Kohärers durch direkte Ströme hintanzuhalten, erfolgt die
                              									Verbindung der Sekundärspule von T mit C unter Zwischenschaltung eines kleinen Kondensators
                              										c. Ist nun der Kohärer leitend, so bringt die
                              									Batterie b1 den Anker
                              									des Relais r zur Anziehung. Derselbe legt sich an den
                              									unteren Kontakt des Relais an und schliesst den Stromkreis der Batterie b. Hierdurch wird nun der Anker des Relais R an den linken Kontakt angelegt und die Batterie B bringt das Induktorium J
                              									zur Wirkung. Gleichzeitig aber bethätigt die Batterie b
                              									auch den Klopfer K, der Kohärer C wird wieder nichtleitend und die gesamten Stromkreise von b1, b und B der Reihenfolge
                              									nach unterbrochen. 1 2 3 4 sind Nebenschlüsse der
                              									bereits bei der Beschreibung der Empfangsapperate (Fig. 36) besprochenen Art, die den dortselbst bekanntgegebenen Zwecken
                              									auch hier zu entsprechen haben. 5 ist eine Würgespule, um den Einfluss von etwa im
                              									Relais R entstehenden Induktionsströmen auf den Kohärer
                              									unwirksam zu machen.
                           Wenn nun auch die Versuche mit der Translationsübertragung für die drahtlose
                              									Wellentelegraphie über Land keine positiven Erfolge gezeitigt haben und wegen der
                              									Subtilität der zur Verwendung gelangten Apparate auch kaum zeitigen konnten, ist
                              									doch hierdurch der Ansporn für weitere Forschungen auf diesem Gebiete gegeben, und
                              									unterliegt es keinem Zweifel, dass auch hier der menschliche Genius die sich
                              									entgegenstellenden Hindernisse überwinden und die drahtlose Telegraphie auch zu
                              									Lande jene Geltung erringen wird, wie dermalen für den Verkehr über See.
                           
                              A.