| Titel: | Neue Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf Eisenbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 512 | 
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                        Neue Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf EisenbahnenVgl. D. p. J. 1901 316
                                 										646 und 730..
                        Neue Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           I. Streckenstromschliesser von Wilhelm Seitz.
                           Ein neuestens im Direktionsbezirk Linz a/D. der k. k. österreichischen Staatsbahnen
                              									in Versuch genommener, sich durch seinen sanften Gang und durch die Regulierbarkeit
                              									der Kontaktdauer auszeichnender Streckenstromschliesser von Wilhelm, Seitz besteht seinem Wesen nach aus einem gewöhnlichen Radtaster,
                              									der durch eine Glycerinpumpe vervollständigt wird, die gleichzeitig als Bremse für
                              									den Druckhebel und als Verzögerungsvorrichtung für den Kontaktgeber wirkt. Die
                              									Gesamteinrichtung befindet sich in einem prismatischen, blechernen Schutzkasten k (Fig. 1 und 2), der
                              									zwischen zwei Nachbarschwellen des Oberbaues derart ins Geleise eingebaut ist, dass
                              									er auf zwei Winkeleisen w1 und w2
                              									ruht, die mittels Klemmenbacken und Bolzenschrauben an den Schienenfüssen der beiden
                              									Geleisestrange festgemacht sind. Der Druckhebel hat die Anordnung eines Rahmens,
                              									d.h. er besteht aus den zwei parallelen, auf einer gemeinsamen vierkantigen Achse in
                              									den Lagern l1 und l2 drehbaren Armen h1 und hh welche durch drei
                              									Quereisen steif miteinander verbunden sind. Die erste dieser Querverbindungen e (Fig. 2) liegt oberhalb
                              									der im Bodenraume des Kastens k angebrachten
                              									Querschiene s3 (Fig. 1) und
                              									ist in letzterer Figur zur besseren Deutlichkeit der darunter liegende Teil
                              
                              									weggelassen. Eine zweite, kantig aufgestellte Verbindungsschiene g des Druckhebelrahmens dient zugleich zum Aufhängen
                              									der Kolbenstange der Pumpe yx und die dritte aus dem
                              									Macheisen p bestehende Rahmenverbindung bildet endlich
                              									die Anlaufschiene für die Wagenräder, weshalb sie mit einem sanft nach abwärts
                              									gebogenen Stücke p1 und
                              										p2 beiderseits über
                              									den Druckhebelrahmen hinausreicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 511
                              Fig. 1. Streckenstromschliesser von Seitz, Draufsicht.Fig. 2. Längsschnitt.
                              
                           Die Gangweite des letzteren wird nach aufwärts und 
                              									abwärts durch je zwei Anschlagbügel b1 und b2 begrenzt und seine regelrechte, hochgehobene Lage
                              									durch zwei kräftige schwanenhalsförmige Blattfedern f1 und f2 bestimmt, welche auf dem in der Kastentiefe an den
                              									beiden Winkeleisen w1
                              									und w2 festgeschraubten
                              									Quereisen s3 angenietet sind und sich mit dem freien
                              									Ende gegen die Verbindungsschiene e (Fig. 2) des
                              									Druckhebelrahmens stemmen. Die dem Rahmen durch diese Federn und durch die
                              									darüberfahrenden Räder der Züge erteilte auf- und niedergehende Bewegung wird
                              									mittels Lagerbügel i1
                              									und i2 (Fig. 1) auf eine
                              									wagerechte Drehachse z übertragen, an welcher die
                              									Kolbenstange t (Fig. 3)
                              									der Bremspumpe xy angelenkt ist. Letztere, deren
                              									Querschnitt Fig. 3 näher ersehen lässt, besteht aus
                              									zwei Cylindern y und x,
                              									welche an ihrem Fusse durch ein breites, prismatisches Querrohr l verbunden sind. Im Cylinder y bewegt sich der Pumpenkolben n, dessen
                              									Stange t in der vorhin schon erläuterten Weise auf dem
                              									Druckhebelrahmen hängt. Der zweite Cylinder dient als Ventilkasten und ist durch
                              									eine Tellerklappe vv abgeschlossen, die behufs des
                              									festen Aufliegens und eines prompten Spieles durch die Spiralfeder f beeinflusst wird, welch letztere einen etwas
                              									geringeren Druck auf vv ausübt, als die atmosphärische
                              									Luft auf die äussere Kolbenfläche in y. Genau in der
                              									Mitte der Tellerklappe vv ist ein senkrechtes Rohr o eingesetzt, welches unten ganz offen, am oberen
                              									erweiterten und in den Seitenwänden siebartig durchlöcherten Ende hingegen durch
                              									einen Schraubenpfropfen u mehr oder minder geöffnet
                              									oder verschlossen werden kann, je nachdem der Pfropfen durch Rechts- oder
                              									Linksdrehen seiner bis über den Deckel von x
                              									emporragenden Spindel q mit Hilfe des Schraubenkopfes
                              										a2 gehoben oder
                              									gesenkt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 512
                              Fig. 3. Verzögerungsvorrichtung zum Seitz'schen Streckenstromschliesser.
                              
                           Sobald ein vorbeikommendes Eisenbahnfahrzeug den Druckhebelrahmen des Radtasters nach
                              									abwärts drückt, drängt der hierbei niedergegangene Kolben n (Fig. 3) das unter ihm den Cylinder
                              									ausfüllende Glycerin in den Ventilkasten x, weil sich
                              									daselbst die Tellerklappe vv hebt; sobald jedoch der
                              									Kolben den tiefsten Punkt seines Weges erreicht und also der Ueberdruck gegen vv aufhört, schliesst diese Klappe den Weg von x nach l bezw. y wieder fest ab. Wenn dann auch die Belastung des
                              									Druckhebelrahmens aufhört, weil das betreffende Rad die Anlaufschiene des Radtasters
                              									verlassen hat, suchen die Blattfedern den Rahmen wieder hochzuheben, was aber das
                              									Pumpwerk verwehrt, da die Kolbenstange doch nur in dem Masse emporgehen kann, als
                              									aus x das Glycerin durch das Rohr o nach l und unter den
                              
                              									Kolben zurückfliesst. Durch die vorhin erwähnte Regulierung der Pfropfentiefe bei
                              										u lässt sich also das Zeitmass für den Rückgang des
                              									Druckhebelrahmens innerhalb gewisser Grenzen beliebig einstellen und allenfalls auch
                              									so bemessen, dass bei nicht allzulangen, allzulangsam fahrenden Zügen die
                              									Bethätigung des Radtasters überhaupt nur einmal
                              									erfolgt.
                           Die Steuerung der Kontaktvorrichtung geschieht mit Hilfe eines an der Querstange g (Fig. 1) des
                              									Druckhebelrahmens befestigten Mitnehmers oder Daumens r, der erst durch Vermittelung irgend einer zweckdienlichen Zwischenanordnung,
                              									z.B. eines Hebels, einer Kurbel o. dgl., auf die eigentlichen Kontakte
                              									einwirkt, die in einem besonderen, von oben durch ein Thürchen zugängigen
                              									Schutzkästchen c untergebracht sind. Das oder die
                              									Zuleitungskabel werden von unten durch eine Oeffnung im Boden des Kastens k in das Kästchen c
                              									zugeführt. Der geschilderte Streckenstromschliesser wird zur Zeit sowohl für den
                              									Betrieb von Annäherungssignalen (Ueberwegläutewerken) als für Anlagen zur
                              									Zuggeschwindigkeitskontrolle, sowie zur Lösung von elektrischen Blocksperren benutzt
                              									und kann eben vermöge der regulierbaren Kontaktdauer für die verschiedensten
                              									Signaleinrichtungen mit gleicher Zweckdienlichkeit angewendet werden; wie sich die
                              									Vorrichtung hinsichtlich der Unterhaltung und Widerstandsfähigkeit verhält, muss
                              									erst die längere Erfahrung erweisen.
                           
                        
                           II. Streckenstromschliesser von Cardani.
                           Auf einigen Strecken der Italienischen Mittelmeerbahn
                              									wird für den Betrieb versuchsweise eingeführter, selbstthätiger Blocksignale der von
                              										Cardani angegebene Streckenstromschliesser (Fig. 4) benutzt, welcher gleichfalls eine
                              									Glycerinpumpe als Verzögerungsvorrichtung für die Kontaktgebung benutzt, im übrigen
                              									aber nicht unmittelbar durch den Raddruck der vorüberkommenden Eisenbahnfahrzeuge
                              
                              									angetrieben wird, wie dies beim vorhin betrachteten Seitz'schen Radtaster geschieht, sondern erst mittelbar im Wege der durch
                              									die Radbelastung entstehenden Schienendurchbiegungen. Diese Durchbiegungen der
                              									Fahrschiene s übertragen sich auf einen zweiarmigen
                              
                              									Hebel h1
                              									h2, der mit dem
                              									kürzeren Arm h1 den
                              									Schienenfuss wie eine Zange umklammert, während an dem längeren Arm h2 die Stange t1 eines Pumpenkolbens
                              										k1 im Gelenke
                              									hängt. Die Pumpe nebst der Kontaktvorrichtung befinden sich in einem Kasten qq von starkem Eisenblech, der auf einer gusseisernen,
                              									in der Zeichnung nicht dargestellten Fussplatte festgeschraubt wird. Letztere, an
                              									welche gleich auch ein Lagerständer zur Aufnahme des Drehzapfens x des Druckhebels h1
                              									h2 angegossen ist,
                              									erhält ihren Platz nebst einem Teile des Kastens q q im
                              									Kiesbette des Bahnkörpers ausserhalb des Geleises.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 512
                              Fig. 4. Cardani's Streckenstromschliesser.
                              
                           Neben dem Cylinder a, in welchem sich der Kolben k1 bewegt, befindet
                              									sich anschliessend ein zweiter engerer Cylinder b, der
                              									mit a durch ein breites, am Boden der Cylinder
                              									ansetzendes Rohr und oben durch einen offenen Querraum in Verbindung steht. In dem
                              									zweiten Cylinder b bewegt sich der mit einer engen, von
                              									oben bis unten durchlaufenden engen Bohrung n versehene
                              									Kolben k2, welcher die
                              									senkrechte, durch eine Stopfbüchse und eine Führung gehaltene Stange t2 trägt, auf welcher
                              									das von ihr isolierte, versilberte Kontaktstück i
                              									festgeschraubt ist. Der gesamte Raum unterhalb der beiden Kolben, sowie der Raum
                              									über den beiden Kolben bis über die Höhe der die beiden Cylinder trennenden
                              									Scheidewand hinaus, ist mit Glycerin oder einer ähnlichen zweckdienlichen
                              									Flüssigkeit gefüllt. Wird die Fahrschiene durch ein darüber wegfahrendes
                              									Eisenbahnfahrzeug niedergebogen, so hebt sich, da der Drehzapfen x unverrückbar ist, der Hebel h2 mit t1 und k1, wobei Flüssigkeit durch das im Kolben k1 vorhandene Ventil
                              										v1 unter k1 tritt. Kehrt die
                              									eingebogene Fahrschiene in ihre Ruhelage zurück, dann drückt der nach abwärts
                              
                              									gehende Kolben k1, weil
                              									sich jetzt das Ventil v1 schliesst, den vorhin eingetretenen Flüssigkeitsüberschuss durch ein
                              									zweites Ventil v2 unter
                              									den Kolben k2, der
                              									infolgedessen 
                              									emporgetrieben wird, so dass letzterer nach wenigen Auf- und Niederbewegungen
                              									des Hebels h1
                              									h2 bereits seinen
                              									höchsten Stand erreicht, weil bei jedesmaligem Hochgehen des Kolbens k1 sich v2 schliesst und einen
                              									Rücktritt der unter k2
                              									eingepressten Flüssigkeit nach a verwehrt. Hat k2 nahezu seinen
                              									höchsten Punkt erreicht, dann tritt das Kontaktstück i
                              									wie ein Stöpsel zwischen drei der Stange t2 zugekehrte Kontaktfedern f1, f2 (in der Zeichnung nur teilweise sichtbar) und f3 ein, so dass alle
                              									drei Federn, von denen jede zu einer der in den Kasten qq eingeführten Fernleitungen l1, l2 und l3 (oder Erde) leitend angeschlossen ist, mit i in Berührung gelangen und hierdurch einen gemeinsamen
                              									gegenseitigen Anschluss finden, während sie für gewöhnlich voneinander isoliert
                              									sind.
                           Bei diesem höchsten Stand des Kolbens k1 ist bereits unter seiner Bodenfläche der Weg für
                              									die Flüssigkeit von b nach a offen, so dass von den während der Vorbeifahrt längerer Züge späterhin
                              									noch fortdauernden Auf- und Abwärtsbewegungen des Kolbens k1 die bei geschlossenem Ventil v1 und geöffnetem
                              									Ventil v2 nach b gelangenden Flüssigkeitsmengen gleich unmittelbar
                              									wieder nach a zurückgepresst werden, indessen der
                              									Kolben k2 seine höchste
                              									Lage unverändert beibehält. Erst bis die Schiene s
                              									keine Einbiegungen mehr erleidet, sondern ihre Ruhelage dauernd wiedergewinnt, kann
                              									der Kolben k1,
                              									angetrieben durch sein Eigengewicht und die über ihm im Cylinder b zusammengepresste Luft, seinen Rückweg in die tiefste
                              									Lage antreten, wobei also auch – und zwar kurz vor Wiedergewinnung des tiefsten
                              									Punktes – die bestandene Verbindung der elektrischen Leitungen l1, l2 und l3 wieder gelöst wird.
                              									Die Rückkehr des Kolbens k2 in seine Ursprungsstellung vollzieht sich aber nur äusserst langsam,
                              									weil der Niedergang, sobald k2 mit seiner Innenfläche unter die obere Verbindung der beiden Cylinder
                              									niedersinkt, nur nach vorheriger Vertreibung des in b
                              									befindlichen Flüssigkeitsüberschusses erfolgen kann, der lediglich durch die dünne
                              									Bohrung n nach aufwärts einen Ausweg findet. Diese
                              									Streckenstromschliesser bewähren sich angeblich als tadellos, müssen daher
                              									jedenfalls sehr sorgsam ausgeführt und genau gearbeitet sein.
                           
                        
                           III. Elektrisches Sperrsignal von Adolf Sernau.
                           Eine von A. Sernau angegebene Signalanordnung hat die
                              									Bestimmung auf eingeleisigen Strecken benutzt zu Werden, um die Fahrt der Züge gegen
                              									Gegenzüge zu schützen, oder auch auf doppelgeleisigen Strecken Verwendung zu finden,
                              									wo auf gewissen Strecken, wie etwa in einem Tunnel, immer nur ein einziger Zug, sei
                              
                              									es von dieser oder von jener Richtung, verkehren darf. Zu dem Ende befinden sich in
                              									den beiden die zu schützende Strecke abschliessenden Stationen I und II (Fig. 5) je zwei Signalvorrichtungen s1 und s2 bezw. s1' und s2' von welchen s1 und s1' bezüglich der aus
                              										I und II auf die zu
                              									sperrende Zwischenstrecke abgehenden Züge als Ausfahrtsignale, die beiden anderen hingegen als Einfahrtsignale gelten. Diese Vorrichtungen, etwa einfache, hinter Brillen
                              									sichtbare oder sich versteckende Stielscheibchen, bewegen sich mit der Drehachse
                              									einer Kontaktscheibe r1
                              									r2 r1' r2' und werden für gewöhnlich durch ein Gewicht g1
                              									g2
                              									g1' g2' der senkrechten
                              									Lage festgehalten, demgemäss die Fensterchen sämtlicher vier Signalkästchen rote Farbe zeigen, wie es in Fig. 5 angedeutet erscheint. Wird jedoch eines der Signalscheibchen zur
                              
                              									Seite gedreht, dann erscheint die zugehörige Brille in weisser Farbe. Bei der zuerst angeführten, in der Abbildung dargestellten
                              									Lage besteht keine Absperrung der Strecke und es kann die eine oder andere Ration
                              									einen Zug absenden. Vor Abfertigung dieses Zuges, der beispielsweise von I nach II zu verkehren
                              									hätte, muss in I das Signal s1 auf Fahrt
                              									gestellt, d.h. der Stellhebel h1 in seine zweite Lage gebracht werden. Bei dieser
                              									Umstellung gelangt die Stange w1 gegen den Daumen d1 der Kontaktscheibe r1, und schiebt jenen zur Seite, so dass
                              									die letztere samt dem Signalscheibchen s1 um einen Winkel gedreht und in die mit
                              									gestrichelten Linien angedeutete Lage für weiss
                              									gebracht wird.
                           Es kommt hier einzufügen, dass auf Bahnen höherer Ordnung die Stellhebel h, h2, h1' und h2' nicht nur
                              									untereinander in Abhängigkeit gebracht sein müssen, so dass nie das Abfahrt- und
                              									Einfahrtsignal einer Station gleichzeitig auf Fahrt
                              									gestellt werden können, sondern dass diese Hebel auch mit den Stellvorrichtungen der
                              									entsprechenden sichtbaren Signale auf dem bezw. vor dem
                              									Bahnhof, welche von den Maschinenführern zu beobachten und zu befolgen sind, in
                              									einer Weise gekuppelt sein müssen, dass keines der äusseren Bahnhofabschlusssignale
                              									auf Freie Fahrt gezogen werden kann, bevor nicht das
                              									zugehörige Scheibchensignal im Dienstzimmer in diese Signallage gebracht worden ist.
                              									Diese Notwendigkeit entfällt bei Kleinoder Trambahnen, wo einfach der mündliche
                              									Auftrag des Stationswärters an die Stelle äusserer Abschlusssignale tritt und
                              									überhaupt andere und leichtere Bedingungen für die Zugsicherung vorliegen.
                           Indem – um auf das oben angeführte Beispiel zurückzukehren – bei I das Ausfahrtsignal s1 mittels des Stellhebels h1 auf Freie
                                 										Fahrt gebracht wurde, ist in den vorhin während der Ruhelage zwischen I und II bestandenen
                              									Stromwegverbindungen eine Aenderung herbeigeführt worden. Wie Fig. 5 ersehen lässt, befindet sich nämlich in I und II je eine
                              									galvanische Batterie b bezw. b', die mit einem Pol an Erde e bezw. e' liegt, während der zweite an einer Kontaktfeder c2 bezw. c2' angeschlossen ist.
                              									Die Kontaktscheiben der beiden Ausfahrtsignale besitzen zwei Kontaktstifte t1 und t2 bezw. t1' und t2', die mit der
                              									Drehachse der Scheibe und von hier aus weiter durch Drähte mit der Spule eines
                              									Elektromagnetes m bezw. m'
                              									in leitender Verbindung stehen. In ähnlicher Weise sind auch die beiden
                              									Einfahrtsignale s2 und
                              										s2' mit
                              									Kontaktstiften t3 bezw.
                              										t3' und mit einem
                              									Achsenanschluss versehen. Die übrigen Stromwege und namentlich die Verbindung der
                              									beiden Stationen durch die Leitung l lassen sich ohne
                              									weiteres aus der Zeichnung ersehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 513
                              Fig. 5. Sernau's Sperrsignal für eingeleisige Bahnstrecken.
                              
                           Gemäss dieser Stromlaufanordnung wird, so lange die Lage der Signale ungeändert
                              									bleibt, und also sämtliche Teile die in Fig. 5
                              									gekennzeichnete Lage besitzen, keine der beiden Batterien wirksam sein können, weil
                              									ihr zweiter Polanschluss an der Kontaktfeder c2 bezw. c2' unterbrochen ist. Wurde aber das Ausfahrtsignal
                              										s
                              									1 auf Fahrt gestellt,
                              									so gelangt der Kontaktstift t2 mit der Feder c2 in Berührung, wodurch ein geschlossener Stromweg entsteht, der von b ausgehend über c2, t2, r
                              									1, m, r2, t3, c3, l, c3
                              									', t3, r2
                              									', m', r1, t1
                              									', c1
                              									', c' und c wieder zu b zurückkehrt. Demzufolge sind die beiden
                              									Elektromagnete m und m'
                              									wirksam geworden und haben ihre Anker angezogen, wobei die an den Ankerhebeln
                              									angebrachten Sperrstifte u bezw. u' in Fallen einschnappen, welche in einem Blechbogen
                              									ausgeschnitten sind, der am Stiel der Signalscheibe s1 bezw. s1' festgemacht ist. Es legte sich in I der Sperrstift u in die
                              									Falle v2, weil ja das
                              									Stielscheibchen durch die Stange w1 zur Seite gedrückt wurde, während in II, wo die Lage von s2' unverändert blieb, u' in die Falle v1 einschnappte. Auf diese Art wurde in II das
                              									Stielscheibchen in der Haltlage und hierdurch gleichzeitig die Stange w1' bezw. der
                              									Stellhebel h1'
                              									verriegelt, so dass in dieser Station die Erteilung einer Ausfahrterlaubnis verwehrt
                              									ist. Zugleich erfolgte in I die Verriegelung des
                              									Stielscheibchens s1 in
                              									der Freilage, ohne dass jedoch hierbei die Stange w1 mit 
                              									dem Hebel h1
                              									irgend eine Beeinflussung erfährt. Letzterer wird also nach erfolgter Ausfahrt des
                              									in Betracht stehenden Zuges wieder in die Normallage für Halt zurückgestellt werden können, wogegen die Scheibe s1 in der Fahrtstellung
                              									verbleibt. Erst bis für den Empfang des Zuges in II das
                              									Einfahrtsignal s2' mit
                              
                              									Hilfe des Hebels h2'
                              									und der Stange w2' auf
                              										Fahrt gebracht wird, hört die elektrische Sperre
                              									sowohl bei s1' in II als bei s1 in I auf, weil in II die Stromleitung am Einfahrtsignal zwischen t3' und c3' unterbrochen worden
                              									ist und die Anker der hierdurch stromlos gewordenen Elektromagnete die Sperrstifte
                              										u und u' wieder aus
                              									den Fallen ausgehoben haben. Nach dieser Aufhebung der Sperre fällt s1, angetrieben durch
                              
                              									das Gewicht g1,
                              									selbstthätig in die senkrechte Ruhelage zurück, woraus die Stationsleitung in I ersieht, dass der abgefertigte Zug in II eingelangt ist. Nach erfolgter Ankunft des Zuges in
                              										II wird daselbst h2' wieder durch Rückstellung des Hebels h2' in die Haltlage
                              									zurückgebracht und dann kann in gleicher Weise wie vorhin die Absendung eines
                              									zweiten Zuges erfolgen. Dass die Vorgänge ganz dieselben bleiben, gleichgültig ob
                              									der Zug von I nach II oder
                              									in entgegengesetzter Richtung seine Fahrt zu nehmen hat, ist selbstverständlich.
                           Diese Sperrsignaleinrichtung (D. R. P. Nr. 131258) scheint zur Zeit noch
                              									nirgends praktisch versucht worden zu sein, was mit Rücksicht auf die vielfach
                              									verfehlte Anordnung kaum wundernehmen darf. Insbesonders für Hauptbahnen besitzt sie
                              									selbst bei vollständiger Abänderung und günstigerer Ausführung der Einzelapparate
                              
                              
                              									keine Eignung, da ja die Schaltung auf freien Arbeitsstrom an sich allen
                              									Sicherheitsregeln widerspricht, und weil die Möglichkeit besteht, jede von der einen
                              									Station eingeleitete Sperre in der anderen Station durch willkürliche oder
                              									irrtümliche Umstellung des Einfahrtsignals vorzeitig aufzuheben. Auch ist für die
                              									Möglichkeit, mehrere Züge hintereinander in gleicher Richtung abzusenden, nur
                              									unzureichend vorgesorgt. Aber selbst für Kleinbahnen, wo die Sperrsignale allenfalls
                              									mehr als Betriebsbehelf denn als Sicherungseinrichtung zu gelten braucht, müsste für
                              									dieselbe entweder eine Ruhestrom- oder eine Gegenstromschaltung – was allerdings
                              									keine Schwierigkeit bietet – gewählt werden, damit die Sperre auch in
                              									Störungsfällen, wie z.B. beim Reissen der Leitung, beim Untauglichwerden eines
                              									Kontaktes oder einer Batterie sich nicht fälschlich lösen kann.
                           
                              (Schluss folgt.)