| Titel: | Ueber Gaserzeugung und Gasfeuerungen in der Industrie. | 
| Autor: | Rudolf Mewes | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 562 | 
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                        Ueber Gaserzeugung und Gasfeuerungen in der Industrie.
                        Von Rudolf Mewes, Ingenieur und Physiker.
                        (Schluss von S. 544 d. Bd.)
                        Ueber Gaserzeugung und Gasfeuerungen in der Industrie.
                        
                     
                        
                           Die Beantwortung der vorliegenden Frage führt im letzten Grunde auf die
                              									Beantwortung der Frage, wie die Entstehung der Verbindungswärme überhaupt mechanisch
                              									zu erklären ist, also auf das schwierigste Problem, das seit Berthollet's klassischen Untersuchungen die Chemiker und Physiker in
                              									gleichem Masse beschäftigt hat. In der That, den ersten umfassenden und wahrhaft
                              									genialen Versuch, die Mannigfaltigkeit der chemischen Erscheinungen auf bestimmte
                              									unveränderliche Grundeigenschaften der Materie in derselben Art zurückzuführen, wie
                              									die Astronomie die Himmelserscheinungen auf ein einheitliches Prinzip, auf das der
                              									allgemeinen Gravitation, zurückgeführt hat, diesen in seiner Art immer noch einzig
                              
                              									dastehenden Versuch hat Claude Louis Berthollet bereits
                              									im Anfange des vorigen Jahrhunderts gemacht, indem er sein klassisches Werk Versuch einer chemischen Statik (Essai de Statique chimique, Paris, an IX, 1803) der
                              									wissenschaftlichen Welt übergab. In diesem Werk unternahm er es nämlich, da rein
                              									chemische Gesichtspunkte und Gesetze wegen des noch zu geringen
                              									Beobachtungsmaterials ihm die Aufstellung und Ausbauung einer chemischen Statik
                              
                              									nicht möglich machten, aus der Physik und Mechanik andere, a priori einleuchtende
                              									Prinzipien in die Chemie einzuführen, um so ein sicheres Fundament für die chemische
                              									Statik zu gewinnen.
                           Der Leitstern seiner Spekulation war die feste, gleichsam divinatorisch gewonnene
                              									Ueberzeugung, dass die wechselseitige Anziehung der Materie, welche unter dem Namen
                              
                              									der Verwandtschaft oder Affinität seit den Jugendjahren der chemischen Wissenschaft
                              									als die Ursache der chemischen Erscheinungen angesehen wird, eine Aeusserung
                              									derselben Grundeigenschaft der Materie sei, aus welcher auch die allgemeine
                              									Gravitation hervorgehe. Wie ein roter Faden zieht sich der Gedanke, dass Affinität
                              									und Gravitation derselben Ursache entspringen, dass die chemischen Vorgänge von der
                              									Wärme und der Affinität hauptsächlich bestimmt werden, durch das ganze Werk
                              									hindurch, indem er in den verschiedenen Formen und Gestaltungen immer von neuem
                              									wiederkehrt und den kühnen Forscher vor Irr- und Trugschlüssen bewahrt. Indem Berthollet von einem solch allgemeinen Grundgedanken
                              									ausging, forderte er schon damals mit Recht und mit Nachdruck, in der
                              									Mannigfaltigkeit der einzelnen Erscheinungen diejenigen Grössen zu entdecken und zu
                              									messen, welche unter allen Umständen unverändert bleiben, und die Gesetze zu finden,
                              									welche die Abhängigkeit der Erscheinungen von diesen Konstanten und von den
                              									variablen äusseren Bedingungen ausdrücken.
                           Die eine Seite der Berthollet'schen Gedankenwendungen,
                              									welche den Einfluss der wirksamen Massen auf die chemischen Vorgänge zum Gegenstande
                              									hat, und bereits in dem chemischen Wirkungsgesetz der Massen von C. F. Wenzel im Jahre 1777 klar ausgesprochen und 1850
                              									durch Wilhelmy an der Inversion des Rohrzuckers
                              									experimentell als richtig bestätigt worden war, ist durch die Untersuchungen der
                              									schwedischen Chemiker Guldberg und Waage weiter ausgebaut worden, ohne dass jedoch, wie
                              									von Berthollet mit Recht gefordert worden war, auf die
                              									bei den chemischen Vorgängen eintretenden Wärme- und Volumenänderungen Rücksicht
                              									genommen wurde.
                           Obwohl bereits damals in Physikerkreisen die von Robert
                                 										Mayer begründete neue Wärmelehre Aufmerksamkeit und Anklang fand, so war
                              									doch damals die Physik, wenn man von einzelnen bedeutenden Geistern absieht, noch
                              									nicht auf eine so hohe Entwickelungsstufe gelangt, als dies heute infolge des Mayer'schen Aequivalentgesetzes der Fall ist,
                              									namentlich hinderte der Mangel der so wichtig gewordenen mechanischen Wärmetheorie
                              									und der daraus zu ziehenden Folgerungen die modernen Chemiker nicht wenig daran, die
                              									chemischen Vorgänge vollständig zu mechanisieren, wie dies Berthollet allerdings gern ausnahmslos gethan hätte.
                           Der Lösung dieser Aufgabe, welche Berthollet
                              									bereits der Chemie gestellt hat, kann man jedoch nur dadurch einen Schritt näher
                              									kommen, dass man im Anschluss an die hier kurz erwähnten älteren Arbeiten in noch
                              									höherem Masse, als dies von ihm geschehen ist, die Wärmewirkungen der chemischen
                              									Kräfte in Betracht zieht und gleichzeitig die räumlichen Verhältnisse, welche die
                              									Moleküle oder Atome unter dem Einfluss der Affinität und der Wärme einnehmen, in
                              									gleich konsequenter Weise zur Klärung physikalisch und chemisch wichtiger Fragen
                              									heranzieht und zur Unterordnung derselben unter ein gemeinsames Grundgesetz
                              									verwertet.
                           Die Kräfte, wodurch die chemischen Erscheinungen entstehen, rühren nach dieser
                              									Anschauung sämtlich von der gegenseitigen Anziehung zwischen den Molekülen der
                              									Körper her, welcher man den Namen Verwandtschaft gegeben hat, um sie von der
                              									allgemeinen (astronomischen) Anziehung zu unterscheiden. Da indessen höchst
                              									wahrscheinlich die Verwandtschaft ihrem Ursprünge nach von der allgemeinen Anziehung
                              									nicht verschieden ist, so muss sie sich ebenfalls nach denjenigen Gesetzen richten,
                              									welche die Mechanik für die von der Wirkung der Masse abhängigen Erscheinungen
                              									festgesetzt hat. Namentlich muss dieselbe als Kraft bei ihrer Wirksamkeit sich nach
                              									dem Mayer-Dühring'schen allgemeinen Gesetze über die
                              									Beziehung einer Kraft zu ihrer räumlichen Wirkungsgelegenheit bethätigen. Wie die
                              									chemischen Verbindungen ohne Ausnahme, freilich die einen mehr, die anderen weniger,
                              									mit Temperaturänderungen verbunden sind, ebenso beobachtet man stets bei ihrer
                              									Bildung geringere oder grössere Volumenänderungen, d.h. die Entfernung der Moleküle
                              									der Verbindungen voneinander ist in der Regel von derjenigen, welche die Moleküle
                              									der die Verbindung ergebenden Elemente im isolierten Zustande besitzen, erheblich
                              									verschieden. Ich will beispielsweise nur an die erhebliche Kontraktion und damit
                              									gleichzeitige Wärmeentbindung beim Vermischen von HSO4 mit H2O erinnern.
                           Die Temperaturänderungen, welche das Resultat chemischer Verbindungen sind, stehen
                              									nun zu den gleichzeitig eingetretenen Volumenänderungen in notwendigem Zusammenhang,
                              									mit anderen Worten, die chemische Wärme ist nicht die Ursache, sondern die Folge
                              									jener Volumenänderungen, weil sie nur nach Massgabe derselben bemerkbar und
                              									erkennbar wird. Indessen mit gleichem, ja noch grösserem Rechte kann man auch diesen
                              									natürlichen Sachverhalt so auffassen, dass man die Volumenänderungen als die
                              									räumliche Wirkung der frei werdenden Wärme, die Wärme also als die Ursache derselben
                              									ansieht.
                           Die Grösse der chemischen Wärme, beispielsweise der Verbrennungswärme einer
                              									Sauerstoffverbindung, hängt nicht allein von der ihren Bestandteilen eigentümlichen
                              									Verwandtschaft und von deren Menge ab, sondern zugleich von dem Zustande, worin sich
                              									diese Teile befinden, indem entweder ihre Verwandtschaftskraft durch eingegangene
                              									Verbindung mehr oder weniger unthätig wird, oder indem die Verdichtung oder
                              									Verdünnung des Körpers ihre wechselseitige Entfernung ändert.
                           Um die chemische Wirksamkeit zu zergliedern, sagt Berthollet bei der Würdigung dieses Sachverhaltes, muss man nicht nur
                              									diese Umstände, welche er Konstitution, den individuellen Zustand der Substanzen
                              									nennt, sondern zugleich alle damit in Beziehung stehenden Modifikationen in Anschlag
                              									bringen. Dieselben können nur als der Gleichgewichtszustand angesehen werden, den
                              									die Moleküle unter dem gemeinsamen Einfluss der chemischen Verwandtschaft und
                              									anderer Kräfte physikalischer Natur angenommen haben; sie müssen also nach dem
                              									allgemeinen Kraftbethätigungsgesetze zum Zwischenvolumen in bekannter gesetzmässiger
                              									Beziehung stehen. Erläutern wir dies an dem Beispiele des Knallgases bezw. der
                              									Wasserbildung.
                           
                           Nach den vorstehenden Deduktionen kann aus 1 kg gasförmigen Wasserstoffs und 8
                              									kg gasförmigen Sauerstoffs nur dadurch Wasser entstehen, dass sich die Wasserstoff-
                              									und Sauerstoffatome miteinander vereinigen, dass sie aus getrennten Gasmolekeln zu
                              									Wassermolekeln werden. Zu diesem Behufe muss man die Expansivkraft, welche die
                              									einzelnen Grundteilchen der Gase voneinander nach Möglichkeit zu entfernen strebt,
                              									durch eine entgegengesetzte Kraft überwunden werden, d.h. die Gase müssen in einen
                              									solchen Zustand versetzt werden, dass die chemische Verwandtschaftskraft wirksam
                              									werden kann, also der chemische Prozess eingeleitet werden, wie man zu sagen pflegt.
                              									Präziser dürfte man sagen müssen, dass die Gase in einen solchen Zustand zu setzen
                              									sind, dass die von den einzelnen Molekeln oder Atomen ausgesandten Wellen durch
                              									ihren Rückdruck die Vereinigung des Wasserstoffs und Sauerstoffs bewirken können. Es
                              									ist demnach die Vereinigungskraft, d.h. die Affinität der Atome zu einander eine
                              									Funktion ihres Emissionsvermögens für die strahlenden Aetherschwingungen.
                           Die vorhandene Spannkraft, welche gleichfalls von dem Emissionsvermögen für die
                              									Aetherwellen abhängig ist, kann aber nicht verschwinden, denn Kräfte sind
                              
                              									unzerstörliche Objekte; folglich kann sie durch die Bindekraft der Atome nur in eine
                              									andere Form übergeführt werden. Die Erfahrung lehrt, dass bei sämtlichen chemischen
                              									Prozessen Wärme frei wird oder auch bei vereinzelten Fällen verbraucht wird; demnach
                              									sieht man sich, anstatt die Wärme aus nichts entstanden sein zu lassen, zu der
                              									Schlussfolgerung genötigt, dass die ursprüngliche Expansivkraft sich in die
                              									chemische Wärme umgesetzt hat, und zwar der Grösse nach der wirksam gewordenen
                              
                              									Affinität genau entsprechend.
                           Dass die durch den chemischen Prozess entwickelte Wärme umgekehrt auch im stände sein
                              									muss, die entstandene Verbindung wieder in die ursprünglichen Bestandteile zu
                              									zerlegen, ist im Anschluss an die Entdeckung des mechanischen Wärmeäquivalents in
                              									der Chemie eine so allgemein anerkannte und bekannte Wahrheit geworden, dass ich
                              									eine nähere Auseinandersetzung dieses Sachverhalts nicht zu geben brauche.
                           Je grösser die Entfernung eines frei fallenden Körpers von der Erde gewesen ist, um
                              									so grösser ist die erlangte Endgeschwindigkeit desselben bezw. die durch Reibung und
                              
                              
                              									Stoss entwickelte Wärme; ebenso ist auch, je höher die Dissociationsstufe zweier
                              									miteinander vermischten Elemente ist, um so grösser die durch chemische Vereinigung
                              									der beiden Grundstoffe entstehende chemische Wärme; dieselbe nähert sich bei
                              									vollständiger Dissociation der Uratome ebenso einer ganz bestimmten Grenze wie die
                              									Wärme, die der Fall eines Körpers aus unendlicher Ferne von dem anziehenden Körper
                              
                              									durch Reibung und Stoss zu entwickeln vermag. Indessen diese beiden Grenzfälle für
                              									zwei spezifisch verschiedene Aeusserungen der zwischen den Substanzen anziehend
                              									wirkenden Aetherwellen haben nur theoretischen Wert, da dieselben keiner
                              									experimentellen Beobachtung zugänglich sind; wichtiger sind die normalen Fälle, in
                              									denen sowohl die von der Grundkraft bewirkten Raumunterschiede als auch die
                              									denselben entsprechenden Wärmemengen, gleichgültig, ob sie durch mechanischen Druck
                              									oder Fall oder durch chemische Verbindung erzeugt sind, genau gemessen werden
                              									können. In diesem Falle nimmt man als natürliche Masseinheit des Raumes, den die
                              									Bestandteile einer Verbindung vor der beginnenden chemischen Vereinigung einnehmen,
                              									den Raum, welchen dieselben im Gaszustande bei 0° und unter dem Druck einer
                              									Atmosphäre ausfüllen. Dass dann die durch den chemischen Vorgang erzeugte Wärme der
                              									erfolgten Veränderung des Zwischenvolumens genau proportional sein muss, kann als
                              									das Resultat des Bisherigen betrachtet werden.
                           „Kraft misst sich an Kraft“; die erzeugte Wärme ist also das Mass der durch
                              									die Affinität überwundenen Spannkraft. Ist die Ansicht richtig, dass allein die
                              									Grösse der bewirkten Aenderung des Zwischenvolumens, d.h. die dieser Aenderung
                              									entsprechende Spannungsgrösse, auch für die entwickelte chemische Wärmemenge
                              									massgebend ist, so muss man – ceteris paribus – auch dieselbe Wärmemenge erhalten,
                              									wenn man die Grundstoffe gesondert, d.h. jeden für sich, auf den Dichtigkeitsgrad
                              									bringt, den jeder von ihnen in der Verbindung besitzt.
                           Bei dem oben gewählten Beispiele, das sehr charakteristisch ist, würde man die
                              									gesonderten gasförmigen Elemente Wasserstoff und Sauerstoff entweder durch
                              									Kompression oder durch Absorption mittels Platin- bezw. Palladiummohrs auf die dem
                              									Wasser entsprechende Dichtigkeit bringen können. Die Summe der beiden durch
                              									Absorption erzeugten Wärmemengen oder diejenige der durch Kompression entbundenen
                              									Wärmemengen muss dann gleich der durch die chemische Verbindung der beiden Elemente
                              									gewonnenen Wärme sein.
                           Die Verbrennungswärme 1 kg Wasserstoff mit 8 kg Sauerstoff beträgt nach den
                              									genauesten Beobachtungen von Favre und Silbermann 34462 W.-E.; eine dieser Wärmemenge
                              									gleichwertige Kraft muss die 9 kg der getrennten Stoffe H und O zu verflüssigen
                              									vermögen. Thatsächlich beweist die Beobachtung, dass bei der Absorption von 1 kg
                              									Wasserstoff durch Platin 9,5 W.-E., bei der Absorption von 8 kg Sauerstoff durch
                              									Palladium 25 W.-E., demnach durch 1 kg Wasserstoff und 8 kg Sauerstoff bei ihrer
                              									Absorption 34500 W.-E., entsprechend der Verbrennungswärme 1 kg H in 8 kg 0 frei
                              									werden. Wenn auch aus den vorstehenden Ausführungen deutlich hervorgeht, dass die
                              									Wärmeentbindung von dem Aggregatzustande und insbesondere von den Volumengrössen der
                              									sich vereinigenden Stoffe abhängig und somit die oben erwähnte Ansicht von Quaglio über den Verbrennungsvorgang bei der Bildung
                              									von CO bezw. CO2 nicht unbegründet ist, so genügen
                              									jedoch diese Darlegungen noch nicht, eine allgemeine Theorie der Verbrennung
                              									aufzustellen, sondern sie können nur die Brücke zum Verständnis einer solchen von
                              									Dr. Meusel in seiner bekannten Schrift Der Monismus der chemischen Elemente entwickelten
                              									Verbrennungstheorie oder besser mechanisch vertieften Thermochemie bilden. Um nicht
                              									zu weit von dem eigentlichen Thema abzukommen, werde ich nur den Hauptgedankengang
                              										Meusel's hier kurz wiedergeben, betreffs der
                              									beweisenden Versuchsdaten aber auf die Tabellen der Meusel'schen Abhandlung verweisen.
                           Meusel hat a. a. O. sowohl das Atomgewicht als auch das
                              									Atomvolumen der chemischen Elemente auf wenige Grundelemente zurückgeführt, nämlich
                              									die Atomgewichte auf Vielfache der Gewichte 3,99 und 3,02 oder Summen solcher
                              									Vielfachen, die Atomvolumina dagegen auf verschiedene Verdichtungsstufen von 3,99
                              									und 3,02. Es sind dies die beiden den Gewichtsgrössen 3,99 und 3,02 entsprechenden
                              									Atomvolumina des Lithiums (Li), das 3,99 entsprechende Atomvolumen des Kohlenstoffes
                              									(C) und das 3,02 entsprechende Atomvolumen des Berylliums (Be). Da das Atomgewicht
                              									des Lithiums 7,01 = 3,99 + 3,02 aus zwei Gewichtsteilen besteht, so muss auch, wie
                              
                              										Meusel mit Recht sagt, das Atomvolumen desselben
                              									aus zwei Raumteilen bestehen, die sich bei der durch physikalische Gründe bedingten
                              									Annahme gleichartiger Raumverteilung wie 3,99 zu 3,02 verhalten. Hieraus folgt, dass
                              									das Atomvolumen des Li (11,88) aus den beiden Werten 6,75 und 5,12 zusammengesetzt
                              									ist, und dass das spezifische Gewicht des ersteren 3,99/6,75 = 0,5902, das des
                              									zweiten 3,02/5,12 = 0,5898 ist. In ganz gleicher Weise erhält man für das
                              
                              									Atomvolumen des diamantartigen Kohlenstoffs (C) 3,66/63 = 1,2, des amorphen dagegen
                              									5,58/3 = 1,86, für das spezifische Gewicht demgemäss entsprechend 3,99/1,2 = 3,324
                              									bezw. 3,99/1,86 = 2,12, während beim Beryllium (Be) das Atomvolumen 4,9/3 = 1,633
                              									und das spezifische Gewicht 3,02/1,633 = 1,853 beträgt. Das fünfte von Meusel angeführte Grundmotiv zur Berechnung der
                              									Atomvolumina, nämlich das Atomvolumen des Wasserstoffs, bei dem ihn 1893 allerdings
                              
                              									die Beobachtung noch im Stich liess und das er spekulativ gleich 1/3,324 = 0,3
                              									setzte, ist nicht richtig und wird glücklicherweise von ihm bei der Ableitung der
                              									übrigen Atomvolumina aus den genannten Raumteilen 6,75, 5,12, 1,2, 1,633 nicht
                              									benutzt.
                           Aus diesen Elementen und aus der Verbrennungswärme des Kohlenstoffs leitet nun Meusel in mechanisch durchaus verständlicher Weise die
                              									chemische Verbindungswärme zahlreicher Verbindungen ab. Der mechanische Kern seiner
                              									Vorstellung, welcher nicht scharf genug hervorgehoben zu sein scheint, ist einfach,
                              									dass bei der Verbrennung bezw. Vereinigung der Elemente von gleichem
                              									Aggregatzustande aus die Verbrennungswärmen gleicher Gewichtsmengen sich umgekehrt
                              									wie die Atomvolumina verhalten müssen, da ja 
                              									der Kraftverbrauch für die grössere Gewichtsmenge ein entsprechend grösserer,
                              									mithin die Wärmeentwickelung eine kleinere sein wird.
                           Nur bei der Ableitung der Verbrennungswärme des Kohlenstoffs aus derjenigen des
                              									Wasserstoffs versagt diese Betrachtungsweise und zwar mit Recht; denn hier ist das
                              									eine Element, nämlich Wasserstoff, bereits vor der Verbrennung stets als Gas
                              									vorhanden, während dagegen Kohlenstoff stets durch den Verbrennungsvorgang selbst
                              									erst in Gas übergeführt werden muss. Hierzu ist aber Arbeit, also ein Verbrauch von
                              									Wärme erforderlich; folglich muss in diesem Falle, da ja entsprechend dem grösseren
                              									Atomvolumen weniger Arbeit beim Wasserstoff verbraucht wird, auch die
                              									Wärmeentbindung eine entsprechend höhere sein und demgemäss sich die
                              									Verbindungswärmen direkt wie die Atomvolumina verhalten. Dies wird auch durch die
                              									Beobachtungen als richtig bestätigt; denn, wenn man entsprechend den Beobachtungen
                              									das Atomvolumen des Wasserstoffs gleich 7,35 setzt, und dasjenige des Kohlenstoffs
                              									in amorpher Form wählt – denn nur in dieser ist er brennbar –, nämlich 5,58, so
                              									erhält man für das Atomvolumen des Kohlenstoffs vom Gewicht 3,99 den Wert 5,58/3 =
                              									1,86 und es muss sich verhalten 34126 : x = 7,35 :
                              									1,86, so dass die Verbrennungswärme von 1 g C=\frac{34126\,\cdot\,1,86}{7,35}=\mbox{ rund }\frac{34126}{4}=8531,5\mbox{ W.-E.}
                              									wird.
                           Die Verbrennungswärmen der übrigen Grundelemente ergeben sich dann leicht nach dem
                              									dem Mariotte'schen Gesetz entsprechenden Grundsatz,
                              									dass sich die entbundenen Wärmemengen dem Atomvolumen umgekehrt proportional
                              									verhalten. Dies ist aber schliesslich nichts anderes als das oben angeführte Gesetz
                              									der räumlichen Kraftbethätigung je nach dem verfügbaren Wirkungsraum mit Hilfe des
                              									Wertes 8531,5. Die Berechnung der Verbrennungswärme des Berylliumatoms gestaltet
                              									sich nämlich nunmehr mit Benutzung dieses Wertes einfach folgendermassen. Es verhält
                              									sich, indem man jetzt, da von Meusel ebenfalls das
                              									dem krystallisierten Beryllium entsprechende Atomvolumen gewählt ist, auch für C das
                              									dem Diamant entsprechende Atomvolumen 1,2 nimmt,
                           8531,5 : x 1,6 : 1,2,
                           also x = 6232 Kalorien. Ebenso
                              									erhält man für 1 g des ersten Bestandteils des Lithiums
                           8531,5 : x = 6,75 : 1,2,
                           also x = 1514 Kalorien, und
                              									ferner für 1 g des zweiten Bestandteils
                           8531,5 : x = 5,12 : 1,2,
                           also x = 1999,5 Kalorien
                              									u.s.w.
                           Ausserdem wird noch die Bindung berücksichtigt, welche die einzelnen Atome unter sich
                              									infolge gegenseitiger Beeinflussung (Kohäsion) zusammenhält, also deren freie
                              									Bewegung hindert, und bei der Berechnung der Verbindungswärmen für 1 g des Elements
                              									hierfür noch eine Arbeitsmenge in Abzug gebracht, welche der Wärmeentwickelung
                              									abgeht und genau im Verhältnis zur Atomgewichtsgrösse steht, wie ja dem Ingenieur
                              									aus der Mechanik als selbstverständlich einleuchtet. Von der sonst theoretisch
                              									berechneten Menge wäre also in Abzug zu bringen für
                           
                              
                                 1 g S
                                 :
                                 34126/31,98
                                 = 1066
                                 
                              
                                 1 g P
                                 :
                                 34126/30,96
                                 = 1102
                                 
                              
                                 1 g Ag
                                 :
                                 34126/107,66
                                 =   317.
                                 
                              
                           Betreffs der Vergleichung der mit Hilfe dieser Elemente
                              									berechneten Verbrennungswärmen zahlreicher Verbindungen mit den Beobachtungswerten
                              									muss ich auf die Schrift von Meusel, S. 34 u. ff,
                              									verweisen.
                           Dagegen soll nunmehr in einem späteren Abschnitt auf Grund der hier vorgetragenen,
                              									einer näheren Würdigung durch die praktischen Chemiker würdigen Ausführungen eine
                              									Kritik des Wassergaserzeugungsverfahrens versucht werden, insbesondere aber die
                              									Frage entschieden werden, ob die von Quaglio angeregten
                              									Bedenken wirklich praktische Bedeutung besitzen.