| Titel: | Neue Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf Eisenbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 574 | 
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                        Neue Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf Eisenbahnen.
                        (Schluss von S. 511 d. Bd.)
                        Neue Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           IV. Elektrisches Sperrsignal der Buffalo-Eriesee-Bahn.
                           Auf mehreren elektrischen Leichtbahnen des Staates New
                                 										York sind an eingeleisigen Zwischenstrecken elektrische Lichtsignale von
                              									der in Fig. 6 gekennzeichneten Schaltungsanordnung
                              									angewendet, die allerdings vom signaltechnischen Standpunkte ebensowenig als
                              									wirkliche Sperrsignale gelten können, wie das auf Seite 513 d. Bd. besprochene Sernau'sche, die sich aber – wie American Electrician berichtet – in Anbetracht der
                              									Verhältnisse, unter welchen sie zur Verwendung gelangen, in der Praxis ganz
                              									trefflich bewähren. Da nämlich die in Frage kommenden Züge und Einzelwagen nur
                              									geringes Gewicht besitzen und lediglich mit einer äussersten Geschwindigkeit von 12
                              										km/Std.
                              									fahren, dabei aber mit vorzüglichen Bremsmitteln ausgestattet sind, weshalb zur
                              									Zugdeckung bei Tag der blosse Augenschein und bei Dunkelheit das Lichtsignal an der
                              									Spitze oder am Schlusse des Zuges als genügend gelten darf, wird von den
                              									vorgedachten Sperrsignalen keineswegs gefordert, dass dieselben als strenge
                              									Blocksignale wirken, sondern sie sollen im wesentlichen eben nur den ungestörten
                              									Verkehr der Züge über die eingeleisige Zwischenstrecke ermöglichen und ohne
                              									Zuziehung eines besonderen ständigen Personals die rasche Ausnutzung dieses
                              									Streckenstückes regeln helfen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 574
                              Fig. 6. Sperrsignal der Buffalo-Eriesee-Bahn für eingeleisige Strecken.
                              
                           Die bezügliche Signalvorrichtung besteht aus einer Doppellaterne und einem
                              									Handumschalter, die zusammen in einem gemeinsamen Kasten untergebracht sind. Je ein
                              									solcher Signalkasten ist sowohl am Anfange als am Ende der Zwischenstrecke
                              									aufgestellt, wo sich für alle Fälle Haltestellen befinden. In jeder Signallaterne
                              										s1 und s
                              									2 sind in der oberen Hälfte zwei weisse Glühlampen
                              										w1 und w2 bezw. w1' und w2' vorhanden und in
                              									der unteren zwei rote r1 und r2
                              									bezw. r1' und r2'. Die hintereinander
                              									geschalteten weissen Lampen stehen durch Anschlussdrähte einerseits mit der
                              									Speiseleitung in Verbindung, welche den für die Zugförderung erforderlichen Strom
                              									zuführt, andererseits mit dem Kontakt 2 des zugehörigen
                              									Umschalters. Von den roten Lampen ist jedoch die eine zwischen den Kontakt 1 und der Erde (Rückleitung) eingeschaltet, während die
                              									zweite ihren Platz zwischen der Achse 3 der
                              									Umschalterkurbel und einer aus schwachem Eisendraht hergestellten Signalleitung
                              									findet, welche die beiden Signalstellen miteinander verbindet. Hinsichtlich der
                              									Signalzeichen gilt an den Verwendungsstellen der Grundsatz, dass brennende Lampen
                              									die „besetzte Strecke“ und nicht beleuchtete Sperrsignale die Erlaubnis
                              									zur „Freien Fahrt“ anzeigen.
                           Wenn nun beispielsweise, so wie es Fig. 6 zeigt,
                              									beide Umschalterkurbeln auf dem Kontakte 2 eingestellt
                              									sind, kann ersichtlichermassen keine der Lampen brennen, weil der Nebenschlussstrom
                              									in Anbetracht des grossen Leitungswiderstandes nur ganz geringfügig und weitaus zu
                              									schwach ist, um Glühlampen zu betreiben; bei dieser Schaltlage wird sonach die
                              									Strecke als unbesetzt gekennzeichnet und die Einfahrt erlaubt sein. Will nun ein
                              									Zug, etwa von I aus, von der Doppelbahn auf das
                              									einfache Geleise übertreten, so verfügt sich vorher der Zugführer zur
                              									Signalvorrichtung und legt dort die Kurbel k1 auf 1 um. Demzufolge
                              									wird ein Zweigstrom von der Speiseleitung über 5, w1
                              									', w2
                              									', 2, k2, 3, r2, Signalleitung,
                              										r2, 3, k1, 1, r1 und e1 geschlossen und
                              
                              									daher in I die beiden roten, in II die beiden weissen und eine rote Lampe zu brennen beginnen. Unter dem
                              									Schütze dieser Lichtsignale fährt sodann der Zug von I
                              									nach II, wo der Zugführer sich nach dem Eintreffen
                              									gleichfalls zum Sperrsignal begibt und hier die Kurbel k2 voj 2 auf
                              										1 umlegt. Jetzt liegen also beide Umschalterkurbeln
                              									auf 1, wodurch die Signalleitung beiderseits an Erde
                              									gelegt und jede Verbindung zur Speiseleitung unterbrochen ist. Durch diese zweite
                              									Kurbelumlegung wurden die Lampen wieder ausgelöscht und es kann mithin ein nächster
                              									Zug in die eingeleisige Strecke nachrücken. Käme ein solcher nächster Zug etwa
                              									neuerlich aus der Richtung von I nach II, so stellt der Zugführer den Umschalter in die
                              									Ursprungslage zurück, welche Fig. 6 zeigt, wodurch
                              									nunmehr ein Zweigstrom von 4 über w1
                              									w2
                              									2 k1
                              									3 r2 Signalleitung r2' 3 k2
                              									1 r1' e
                              									2 geschlossen wird, so dass in I die beiden weissen Lampen und eine rote und in II die beiden roten Lampen aufgezündet werden. Nach dem
                              									Eintreffen in II legt der Zugführer auch hier wieder
                              									den Umschalter um, wobei die Kurbel k2 also ebenfalls wieder ihre ursprüngliche, in Fig. 6 dargestellte Lage zurückerhält. Sämtliche
                              									Lampen wurden auf diese Weise aufs neue stromlos und die eingeleisige Strecke ist
                              									wieder fahrbar.
                           Ob sich nun die Züge aus derselben Richtung folgen oder ob sie aus der
                              									entgegengesetzten Richtung eintreffen, immer werden, wie aus dem Besprochenen und
                              									der Zeichnung hervorgeht, durch die Kurbelumlegung vor der Zugseinfahrt die
                              									Lichtsignale aufgezündet und durch die zweite Kurbelumlegung nach der Zugsausfahrt
                              									wieder abgelöscht. Warum zweierlei Lampen, nämlich weisse und rote, angewendet sind, ist nicht
                              									recht erklärlich; signaltechnisch wäre die sonst sehr hübsche und einfache Anordnung
                              
                              									überhaupt noch verbesserungsbedürftig, aber auch verbesserungsfähig.
                           
                        
                           V. Sperrsignal der Parrish-Automatic-Signal-Company.
                           Ebenfalls auf einigen amerikanischen, elektrisch betriebenen Leichtbahnen, so z.B.
                              									auf der Colorado-Springs-Bezirksbahn, sind zur Regelung
                              									des Verkehrs auf eingeleisigen Zwischenstrecken Sperrsignale von der in Fig. 7 dargestellten Anordnung in Verwendung, welche
                              									durch die Parrish-Automatic-Signal-Company erzeugt und
                              									eingerichtet werden. Diese Sperrsignale unterscheiden sich von den vorhin unter III
                              									und IV besprochenen zwei Formen dadurch, dass sie keinerlei Mitwirkung seitens der
                              									Stationsbediensteten oder seitens der Zugbegleiter beanspruchen, sondern ihre
                              									Aufgabe lediglich selbstthätig erfüllen. Als 
                              									Signalmittel dienen bei diesen Einrichtungen wieder zwei auf den beiden Enden
                              									der eingeschalteten eingeleisigen Strecken zunächst der Einfahrtweiche angebrachte,
                              									mit einer Anzahl Glühlampen erleuchtete Laternen s
                              									1 und s2, welche rücksichtlich der vor und hinter der
                              
                              									Zwischenstrecke am Doppelgeleise angeordnete Haltestellen gleichsam den Dienst von
                              
                              									Ausfahrtsignalen zu besorgen haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 575
                              Fig. 7. Sperrsignal der Parrish-Automatic-Signal-Company.
                              
                           In Fig. 7 stellen die starken Linien ll die Arbeitsleitungen der Geleise vor, neben denen
                              									eine besondere Speiseleitung als vorhanden vorausgesetzt wird. Auf einer der beiden
                              									vorerwähnten Haltestellen oder an irgend einem beliebigen Punkte der Zwischenstrecke
                              									iwt zur Unterbringung eines Steuerungsapparates, nämlich des Doppelelektromagnetes
                              										m1
                              									m2, eine kleine
                              									Signalbude aufgestellt oder auch bloss ein staub- und wasserdichter Schutzkasten
                              									vorhanden, der einfach an irgend eine Wand gehängt wird. Die Spulen der beiden
                              									Einzelelektromagnete m1
                              									und m2 stehen durch
                              									dünne Eisendrahtleitungen, welche in Fig. 7 mittels
                              									gestrichelter Linien ersichtlich gemacht sind, mit den Signallampen und mit der
                              									Speiseleitung, ausserdem aber auch mit den kurzen, isolierten Stücken a1, b1, a2 und b2 der Arbeitsleitung
                              										1 in leitender Verbindung. Die beiden
                              									Elektromagnete m1 und
                              										m2 haben einen
                              									gemeinsamen Anker und bilden eine Art Relais, insofern dieser Anker wie ein
                              									Wagebalken eingerichtet ist und zweierlei Lagen einnehmen kann, wobei er den Kontakt
                              									bei c entweder unterbricht oder schliesst. Berührt der
                              									Ankerhebel die Kontaktschraube c, so werden die beiden
                              									Sperrsignale mit der Speiseleitung verbunden und also diese Glühlampen unter Strom
                              									gesetzt; bei der zweiten Ankerlage, wie sie Fig. 7
                              									darstellt, ist die eben erwähnte Abzweigung der Speiseleitung unterbrochen und die
                              									Signallampen können somit auch nicht brennen.
                           Fährt nun ein Zug oder Einzelwagen beispielsweise von der rechtsliegenden
                              									Anhaltestelle aus in die eingeleisige Strecke ein, was gestattet ist, wenn das
                              									Sperrsignal unbeleuchtet vorgefunden wird, so erfolgt
                              									in dem Augenblicke, in welchem der Stromabnehmer des Motorwagens das von der übrigen
                              									Arbeitsleitung isolierte Stück a2 berührt, die Entsendung eines Zweigstromes aus der
                              									Speiseleitung, welcher seinen Weg von h aus über m1, g, a2 und den
                              									Motorwagen zur Erde findet. Der hierbei die Spulen des Elektromagnetes m1 durchfliessende
                              									Strom bewirkt das Umwerfen des Ankers in die Kontaktlage, weshalb nun zwei weitere
                              									Zweigströme von der Speiseleitung aus einen geschlossenen Weg finden, nämlich über
                              										d, c, r, i, z2, s2 Erde und über d, c, r, i, z1, s1 Erde. Die Lampen
                              									beider Sperrsignale sind hierdurch unter Strom gesetzt worden und zwar dauernd, weil
                              									eine eingefallene Schnappfeder den Relaisanker verhindert, seine Kontaktlage zu
                              									ändern, wenngleich der Erregungsstrom in m1 sofort wieder aufgehört hatte, nachdem der
                              									Stromabnehmer des einfahrenden Zuges über die Stelle a2 hinweg gelangt war. Die brennenden
                              									Lampen der Signale s1
                              									und s2 zeigen also an,
                              									dass sich ein Zug auf der eingeleisigen Zwischenstrecke befindet, und dass daher
                              									jedem anderen Zuge die Einfahrt verboten ist. Hat der in Betracht gezogene Zug die
                              									Strecke durchfahren, so passiert er mit seinem Stromabnehmer, bevor er die
                              									jenseitige Haltestelle erreicht, das isolierte Leitungsstück b2, wobei neuerlich eine Zwischenschaltung
                              									erfolgt, indem der Betriebsstrom von h aus nur über t, m2, k und y2 zu b2 und in den Motorwagen gelangt. Demzufolge zieht
                              
                              									nunmehr der Elektromagnet m2 den Anker aus der Kontaktlage in die Unterbrechungslage zurück, wodurch
                              									die Lampen der beiden Sperrsignale wieder ausgelöscht werden. Genau dieselben
                              									Vorgänge finden statt, wie sich an der Hand der Fig.
                                 										7 leicht feststellen lässt, wenn ein von der anderen Seite eintreffender
                              									Zug über a1 auf die
                              									eingeleisige Strecke fährt und dieselbe über b1 wieder verlässt.
                           Es braucht nun kaum erst besonders darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass dieses
                              									Sperrsignal der Parrish-Automatic-Signal-Company
                              									signaltechnisch ebenso unrichtig angeordnet ist, wie das früher besprochene
                              									Sperrsignal, weil in dem Falle, als während der Fahrt eines Zuges auf der
                              									Zwischenstrecke eine Betriebsstörung in der Signalanlage eintritt, die Lampen der
                              									beiden Sperrsignale verlöschen und sonach genau das Gegenteil von dem anzeigen, was
                              									sie zur Sicherung der Zugsfahrt anzeigen sollten. Auch ist die Begegnung zweier Züge
                              									unvermeidlich, wenn dieselben, aus verschiedener Richtung eintreffend, zufällig
                              									gleichzeitig oder auch nur nahezu gleichzeitig ihre Einfahrt in die Strecke
                              									antreten, da sich unter diesem Umstände nicht feststellen lässt, ob das Aufleuchten
                              									der Lampen durch den eigenen Zug oder durch einen Gegenzug hervorgerufen worden ist.
                              									In dieser Beziehung verspricht ein durch Eisenbahnbedienstete gehandhabtes
                              
                              									Sperrsignal der unter IV und V besprochenen Gattung immerhin noch mehr Sicherleit
                              									als das selbstthätige.
                           
                        
                           VI. Fernand Cumont's Ergänzungsvorrichtung zu Haltsignalen.
                           Zu den vielen in neuerer Zeit erdachten, vorwiegend wohl nur für Vollbahnen
                              									bestimmten Hilfseinrichtungen (vgl. 1901 316 646 und
                              									730), welche verhüten sollen, dass ein Maschinenführer ein auf der Strecke, bei
                              									Stationen oder Abzweigungen o. dgl. vorhandenes Haltsignal übersehen und unbeachtet
                              									lassen könne, gehört auch die seitens der belgischen
                                 										Centralbahn in Versuch genommene, in Fig. 8
                              									schematisch dargestellte elektrische Meldevorrichtung von Cumont, welcher ein Kontrollwerk beigefügt ist, dessen grosse
                              									Zifferscheibe jeweilig ersehen lässt, ob und wie oft innerhalb einer gewissen Frist
                              									seitens des Maschinenführers Haltsignale überfahren worden sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 575
                              Fig. 8. Fernand Cumont's Ergänzungsvorrichtung zu Haltsignalen.
                              
                           Die genannte Einrichtung besteht, wie eben alle anderen dieser Art, aus drei Teilen,
                              									nämlich aus der Signalvorrichtung auf der Strecke, dann aus der Meldevorrichtung auf
                              									dem Zuge und aus dem Verbindungsmittel, welches zwischen den beiden angeführten
                              									Hauptteilen die erforderliche Wechselwirkung zu stände bringt. Vorliegendenfalls ist
                              									das sichtbare Signal auf der Strecke, sei es eine Wendescheibe s, sei es ein Flügelsignal, mit einer
                              									Kontaktvorrichtung versehen, welche etwa derart wirkt, dass sich bei der Signallage
                              
                              									für Halt ein leitendes Metallstück zwischen den zwei
                              									Kontaktfedern f1 und
                              										f2 befindet,
                              									welches bei der Signallage für Freie Fahrt seitwärts
                              									geschoben und sonach ausser Berührung mit den Federn f1 und f2 getreten ist, weshalb bei dieser Signallage der
                              									während der Haltstellung 
                              									von f1 nach f2 vorhandene Stromweg
                              									nicht besteht. Von der Kontaktvorrichtung führen Leitungskabel l1' und l2' einerseits
                              									unmittelbar, andererseits über eine nächst dem Signal untergebrachte Batterie b1 zu den zwei etwa 2
                              									bis 3 m langen, aus Kupferblech hergestellten Kontaktschienen n1 und n2, die auf
                              									isolierenden, innerhalb des betreffenden Fahrgeleises in einer angemessenen
                              									Entfernung vor dem Streckensignal verlegten Längsschwellen g1 und g2 festgeschraubt sind.
                           Auf jeder Zugslokomotive befinden sich hingegen in einem am Führerstand angebrachten,
                              									allseitig verschlossenen Kasten q der mit zwei Ankern
                              									versehene Auslöseelektromagnet m
                              									1
                              									m2, dann der
                              									Meldewecker w und die Batterie b2, sowie das aus den Rädern r1, r2, r3 und der Kurbel k bestehende Zählwerk. An letzterem dient das schräg
                              									gezahnte Rad r1 bloss
                              									als Sperrrad, weshalb dasselbe unverrückbar feststeht. Das Triebrad r2, welches in das
                              									Nummernrad r3
                              									eingreift, sitzt auf der Kurbelachse x fest. Die Kurbel
                              										k ist der einzige Teil der ganzen
                              
                              									Lokomotiveinrichtung, welcher sich ausserhalb des Verschlusskastens qq befindet und vom Lokomotivführer gehandhabt werden
                              									kann. Im Inneren des Kastens befindet sich eine zweite mit dem Kurbelarm parallele
                              									Speiche aus Messing, welche mit einer federnden Sperrklinke z in die Zähne des Rades r1 eingreift, so dass die Kurbel nur in der Richtung
                              
                              									des eingezeichneten Pfeiles gedreht werden kann. An der besagten Speiche sitzt auch
                              									ein Gleitkontakt p, der die voneinander isolierten
                              									metallischen Ringstücke v1 und v
                              									2 berührt, und zwar die erstere dauernd während der
                              
                              									Ruhelage und die letztere aber erst dann, wenn die Kurbel gedreht wird. Alle diese
                              									im Kasten q untergebrachten Teile stehen untereinander
                              									durch isolierte Leitungsdrähte, die in Fig. 8 durch
                              									gestrichelte Linien dargestellt sind, in Zusammenhang. Die Verbindung mit der beim
                              									Streckensignal s vorhandenen Einrichtung wird durch
                              									zwei am Untergestelle der Lokomotive auf isolierten Auslegern angebrachte
                              									Kontaktbürsten u1 und
                              										u2 vermittelt,
                              
                              									welche mit der Lokomotiveinrichtung durch die zwei Leitungen l1 und l2 verbunden sind und jedesmal mit den Kupferschienen
                              
                              
                              										n1 und n2 in Berührung
                              									gelangen, wenn die Maschine an dem Streckensignal s
                              									vorüberfährt.
                           Steht zur Zeit dieser Vorbeifahrt das Streckensignal auf Freie Fahrt, so erfolgt keinerlei Aenderung im Zustande der
                              									Lokomotiveinrichtung, weil die Batterie b1 infolge der in diesem Fall! zwischen f1 und f2 bestehenden
                              									Unterbrechung ihres Stromweges keine Wirkung zu äussern vermag. Befindet sich
                              									hingegen s in der Lage für Halt, unter welcher Vorbedingung also der Stromweg von f1 zu f2 geschlossen ist,
                              									dann erfolgt in dem Augenblicke, wo der Zug die Stelle des Streckenstromschliessers
                              										n1 und n2 überfährt, eine
                              
                              									Stromgebung, welche von der Batterie b1 über l2' n
                              									2
                              									u2 l2
                              									3 in den Elektromagnet m2
                              									m1 gelangt, um über 1 11 u1
                              									n1
                              									l1' f1
                              									f2 den Weg zum zweiten
                              									Pol zurückzufinden. Zufolge dieses Stromes werden die beiden Anker des
                              									Auslöseelektromagnetes angezogen und sonach die Stromwege bei c1 und c2 hergestellt, so dass
                              
                              									nunmehr die Lokomotivbatterie b2 in zwei Schliessungskreisen zur Wirksamkeit
                              									gelangt.
                           Der eine dieser Schliessungskreise verläuft von b
                              									2 über 5 c1
                              									a1
                              									1 m1
                              									m
                              									2
                              									3 v1
                              									p k x 4 b2 und bewirkt,
                              									dass die beiden Anker a1 und a2
                              									angezogen bleiben, obwohl der über u1 und u2 von der Batterie b1 eingetroffene Auslösestrom natürlich sofort
                              
                              									aufgehört hat, nachdem der Zug über den Streckenstromschliesser nln2 hinweggefahren ist und diese Kupferschienen von
                              									den Lokomotivbürsten nicht mehr berührt werden. Ein zweiter Stromkreis der
                              									Lokomotivbatterie b2
                              									wurde daher dauernd über 4, c2, a2, 2, w, c3 und 5 geschlossen, weshalb der Meldewecker w als Zeichen, dass ein Haltsignal überfahren worden
                              									ist, so lange unausgesetzt läutet, bis durch eine einmalige volle Umdrehung der
                              									Kurbel k, die dabei das Nummernrad r3 um ein Zifferfeld
                              									weiterschiebt, der vorgedachte, durch m1
                              									m2 laufende Strom
                              									unterbrochen wird. Letzteres geschieht, sobald der Gleitkontakt p das Ringstück v1 verlässt, weil dann eine leitende Verbindung
                              									zwischen 3 und k nicht
                              									mehr besteht. Trotz dieser Unterbrechung hört jedoch der Meldewecker nicht auf zu
                              									läuten, da sich nunmehr die Weckerlinie infolge des Gleitens von p auf dem grossen Ringstück r2 von b2
                              									aus über 5, w, c3,
                              										2, r2, p, k, x und 4 in Schluss
                              									befindet; er verstummt erst dann, bis die Kurbel ihre Umdrehung vollendet und p wieder das Stück r,
                              									erreicht hat. Diese Anordnung zwingt den Masclinenführer, die Abstellung des Weckers
                              
                              									in vorgeschriebener Weise zu bewerkstelligen, wobei die Meldung durch jene Ziffer
                              									ersichtlich gemacht wird, welche hinter dem verglasten Kastenausschnitte y erscheint. Dass die Kurbel nur in der richtigen
                              									Richtung gedreht werden kann, erzwingt die Sperrklinke z, und dass sich aber auch durch Ueberdrehung sämtlicher Ziffernfelder
                              									keine dem Maschinenführer günstige Fälschung der im Fensterchen y des strengverschlossenen Schutzkastens erschienenen
                              									Ziffer vornehmen lässt, besorgt ein hinter dem achten Zifferfeld, d. i. hinter der
                              									Zahl 7, in die Radscheibe r3 eingesetzter, radial abstehender
                              									Anschlagstift d, der sich nach einmaliger voller
                              									Umdrehung von r3 vor
                              									die Anschlagschraube i stellt und ein neuerliches
                              									Vorschieben auf o verwehrt.
                           Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, dass der Wecker sich ebensowohl durch
                              									jede andere, mittels Elektrizität auslösbare Meldevorrichtung ersetzen lässt, also
                              									etwa durch eine entsprechend angeordnete Dampfpfeife oder wohl auch durch den
                              
                              									Ventilhebel einer Luftdruckbremse u.s.w. Ebenso selbstverständlich ist es, dass der
                              									Streckenstromschliesser nicht aus zwei Kontaktschienen zu bestehen braucht, sondern
                              									nur aus einer, wenn die eine oder andere der beiden Leitungen l1 und l2 auf der Lokomotive
                              									und eine der beiden Leitungen l1' und l2' beim Streckensignal an Erde gelegt wird.
                           Neu an der Sache ist lediglich die Kontrollkurbel, mit der ein bleibender Nachweis
                              									über jedes Ueberfahren eines Haltsignals gewonnen wird, während die übrige Anordnung
                              									bei manchen älteren Signaleinrichtungen gleicher Gattung, wie beispielsweise
                              									namentlich bei der bekannten Lartigu'schen elektrischen
                              									Dampfpfeife, die bereits seit nahezu zwei Dezennien der Französischen Nordbahn die besten Dienste leistet, wesentlich einfacher
                              									und daher zweckdienlicher und zuverlässiger gelöst erscheint. Auch gäbe es nichts
                              									Einfacheres, als auch diese älteren Vorrichtungen mit einem Zählrad zu versehen, das
                              									bei jeder Auslösung zwangsläufig um ein Ziffernfeld weitergerückt wird, und nur
                              									durch den berufenen Aufsichtsbeamten wieder auf O gebracht werden kann. Die
                              									Hauptschwäche der Cumont'schen Vorrichtung scheint uns
                              									jedoch darin zu liegen, dass die Lokomotive erst eine eigene Batterie mitführen
                              									muss. Dieser Nachteil verdoppelt sich sogar bei einer Abart der Schaltung, welche
                              										Cumont als „Vereinfachung“ vorschlägt, und
                              									die allerdings eine weniger verwickelte Stromlaufanordnung zeigt (vgl. D. R. P. Nr.
                              
                              									114966) und auch der Misslichkeit einer Stromteilung aus dem Wege geht, dafür aber
                              										zwei Lokomotivbatterien erfordert.
                           
                        
                           VII. Selbstthätiges Blocksignal von Theodor Tiesenhausen.
                           Zur Zeit ist genau ein halbes Jahrhundert verflossen, seitdem Manuel Fernando de Castro eine Einrichtung erdacht hat, mittels welcher
                              									auf den Lokomotiven der fahrenden Züge, gleichgültig ob dieselben hintereinander
                              									oder gegeneinander fahren, eine elektrische Lärmklingel thätig gemacht werden
                              									sollte, sobald sich der Abstand zwischen zwei Zügen auf ein bestimmtes Mass
                              									verringerte. Um zu diesem Zwecke die Einrichtungen der Lokomotiven gegenseitig
                              									aufeinander einwirken zu lassen, benutzte de Castro
                              
                              									zwei längs des Fahrgeleises ausgelegte Leitungsschienen, auf denen ebensoviele
                              									Stromabnehmer der Lokomotiven gleiteten. Diese Leitungsschienen waren durch
                              									isolierende Zwischenlagen derart in Stücke von je 1 km Länge geteilt, dass die
                              									Unterbrechungsstelle des einen Leitungsstranges immer in der Längsmitte des anderen
                              									Stranges zu liegen kam. Infolge dieses Uebergreifens der beiden Stromleitungen
                              									erfolgte mithin eine Schliessung des Stromkreises zweier Lokomotiveinrichtungen,
                              									d.h. die Auslösung der Weckar, sobald sich die betreffenden Züge auf ½ km nahe
                              									kommen. Unter Zugrundelegung dieser ebenso einfachen als sinnreichen Anordnung sind
                              									späterhin immer wieder ähnliche Zugsicherungen entworfen worden, ohne dass es jedoch
                              									je eine der einschlägigen Einrichtungen bis zur Anwendung in der Praxis gebracht
                              									hätte, einerseits 
                              									schon deshalb, weil es viele Schattenseiten besitzt, mit jeder Lokomotive eine
                              									Stromquelle mitzuführen, die doch einer steten Fürsorge bedarf, andererseits weil es
                              									seine Schwierigkeiten bietet, zwischen den fahrenden Zügen und den längs der Bahn
                              									anzubringenden ständigen Stromleitungen die wünschenswerte unveränderliche
                              									Verbindung aufrecht zu halten. Freilich hat sich neuerer Zeit sowohl hinsichtlich
                              									der Stromquellen, welche den Transport ertragen, als betreffs der
                              									Kontaktverbindungen zwischen Zug und Leitung vieles zum Besseren gewendet; demnach
                              									hätten die in Betracht gezogenen Zugdeckungseinrichtungen jetzt für die Praxis
                              									weniger ungünstige Chancen als früher, wenn ihnen nicht auch im Betriebe Uebelstände
                              									anhaften würden, welche bei Besprechung des vorliegenden Beispieles noch besonders
                              									hervorgekehrt werden sollen.
                           Die jüngste im Sinne de Castro's entworfene
                              									Zugdeckungseinrichtung, deren Wesen sich aus der schematischen Darstellung (Fig. 9) entnehmen lässt, wurde von Theodor Tiesenhausen in Warschau angegeben. Längs des
                              									Fahrgeleises befinden sich auf Isolatoren befestigte, metallische Leiter 1 2 3 4 5 6 von etwa 3 km Gesamtlänge, deren mittlere,
                              									etwa 1 km langen Teile 3 4 in der Geleiseachse rerlegt
                              									sind, während die beiden Enden 1 2 und 5 6 neben den Fahrschienen ihren Platz erhalten. Diese
                              									voneinander und von der Erde wohl isolierten Leitungen übergreifen sich nur mit den
                              									Endstücken 1 2 und 5 6 auf
                              									eine Länge von nahezu 1000 m und sind sonach wirtschaftlicher ausgemittelt als die
                              									älteren nach de Castro ausgeführten Streckenleitungen,
                              									weil sie auf ein Drittel der Gesamtstrecke die zweite Leitung ersparen lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 577
                              Fig. 9. Selbstthätiges Blocksignal von Tiesenhausen.
                              
                           In Fig. 9 ist bei I und
                              										II je eine vollständige Lokomotivausrüstung
                              									schematisch angedeutet. Dieselbe umfasst eine Stromquelle b1
                              									b2
                              									– etwa einige Speicherzellen, eine DynamomaschineDiese müsste erst wieder von einem eigenen Dampfmotor angetrieben werden,
                                    											wenn die Zugdeckungsvorrichtung auch beim Ligenbleiben eines Zuges ihre
                                    											Aufgabe entsprechend erfüllen sollte. oder eine kräftige
                              									galvanische Batterie –, dann die Auslösevorrichtung m1, d. i. ein Elektromagnet, dessen Anker,
                              									falls er angezogen wird, die Hemmung eines Laufwerks frei macht, das eine beliebige
                              									Signal Vorrichtung gleichzeitig mit der Zugbremse oder dem Gangregler der Lokomotive
                              									wirksam macht. Weiter gehören zur Lokomotiveinrichtung noch ein Relais m2 und drei
                              									rahmenförmige Kontaktschuhe a1, a2 und a3, die isoliert unter
                              									dem Lokomotivgestelle so angebracht sind, dass der erstere über die Mittelstücke 3 4 und die beiden letzteren auf die sich
                              									übergreifenden Endstücke 1 2 und 5 6 der Streckenleitungen hingleiten und dieselben
                              									hierbei innig berühren. Die Gleitkontakte a1, a2 und a3 sind überdem so breit, dass sie während der
                              									Zugsfahrt auch an den beiden kurzen Abbiegungen 2 3 und
                              										4 5 keine merkbaren Kontaktunterbrechungen
                              									entstehen lassen, weil fast unmittelbar, nachdem der Rahmen a3 das Stück 2
                                 
                                 										3 verlässt, mit letzterem a1 in Kontakt gelangt und ebenso fast in demselben
                              									Augenblicke, a2 an die
                              									Stelle des Rahmens a1
                              									tritt, wo derselbe aufhört, das Leitungsstück 4 5 zu
                              									berühren. Wie diese Teile einer Lokomotivausrüstung untereinander durch
                              									Anschlussdrähte in leitende Verbindung gebracht sind, kennzeichnen die gestrichelten
                              									Linien in Fig. 9, und es bleibt nur noch beizufügen,
                              									dass einer der beiden Schienenstränge des Fahrgeleises, beispielsweise s2
                              									s2, in ähnlicher
                              									Weise durch Kupferbrücken an den Schienenstössen als Rückleitung eingerichtet ist,
                              									wie bei elektrischen Eisenbahnen, und dass die Rückleitungsanschlüsse e1
                              									e2
                              									e1
                              									'e2' auf den
                              									Lokomotiven durch die Metallmasse der letzteren vermittelt wird.
                           Angenommen, es würden sich auf dem Fahrgeleise s1
                              									s2 zwei Züge mit den
                              									Lokomotiven I und II in
                              									gleicher Fahrrichtung bewegen, so kann an den beiden Lokomotiveinrichtungen keine
                              									Aenderung eintreten, so lange die beiden Züge auf mehr als 2000 m voneinander
                              									entfernt bleiben und die Züge dürfen unter dieser Vorbedingung ihren Weg natürlich
                              									anstandslos mit regulärer Geschwindigkeit verfolgen. Eine Auslösung der
                              									Blockeinrichtung wird nämlich jedesmal erst dann stattfinden können, wenn der eine
                              									Zug sich auf dem Mittelstück 3 4 und der andere auf dem
                              									Endstück 1 2 oder 5 6
                              									einer und derselben Streckenleitung befindet und es kann demgemäss der äusserste
                              									Abstand der Züge, bei welcher die Alarmierung erfolgt, bis nahezu 2000 m ausmachen,
                              									der geringste jedoch unter allen Umständen nur 1000 m betragen. Hinsichtlich der
                              									Lage zweier Züge, die in gleicher Richtung verkehren, sind also bei Auslösungen nur
                              									zwei Fälle möglich, von denen der eine in Fig. 9
                              									dargestellt erscheint.
                           In Fig. 9 ist vorausgesetzt, dass sich der erste Zug
                              									innerhalb eines mittleren Leitungsstückes 3 4 befindet,
                              
                              									während der zweite Zug eben die Endstrecke 1 2 erreicht
                              									hat. Demzufolge wird die Batterie b1
                              									b2 in I einen Strom abgeben, der über i, a1, 3, 2,
                                 										a3
                              									', m2
                              									', e2
                              									', e1 und m1 verläuft und sonach
                              									auf der Lokomotive I den Signal- und Bremsapparat m
                              									1
                              									v in Wirksamkeit bringt. Desgleichen wird aber auch auf
                              									der Lokomotive II der Signal- und Bremsapparat m1
                              									'v' ausgelöst, weil das Relais m2' den Ankerkontakt c' geschlossen und hierdurch für die Batterie b1' b2' über i' c' u' k' m1' einen
                              									Nebenweg hergestellt hat. Beide Züge werden also anlässlich ihrer Annäherung
                              									gewarnt. Der zweite mögliche Fall ist der, dass sich der erste Zug auf einem
                              									Endstücke 5 6 der Streckenleitung befindet und hinter
                              									ihm der Folgezug das Mittelstück 3 4 erreicht; unter
                              									dieser Voraussetzung wird ersichtlichermassen ebenso wie beim vorhin behandelten, in
                              										Fig. 9 dargestellten Fall die Auslösung der
                              									Sicherungseinrichtung auf beiden Lokomotiven erfolgen, lediglich mit dem
                              									Unterschiede, dass es nunmehr die Batterie b1' b2' ist, welche zuerst in Thätigkeit tritt und den
                              									Apparat m1' bezw. v' in II unmittelbar
                              									auslöst, während die Auslösung der Signal- und Bremsvorrichtung m1 in I erst mittelbar durch das Relais m2 erfolgt.
                           Nach Anschauung des Konstrukteurs Tiesenhausen soll sich
                              									seine vorstehend geschilderte Zugdeckungseinrichtung ebensogut für eingeleisige
                              									Bahnen als für zweigeleisige, d.h. ebensowohl für einander entgegenfahrende als
                              									hintereinander fahrende Züge eignen, allein dies entspricht nur in beschränktem
                              									Masse der Thatsächlichkeit. Wenn nämlich zwei Gegenzüge in einer und derselben
                              									Streckenleitung derart eintreffen, dass der eine sich bereits auf dem Mittelstück
                              										3 4 befindet, während der andere auf eine der
                              									Endstrecken 1 2 oder 5 6
                              									gelangt, oder wenn umgekehrt der eine Zug auf die Mittelstrecke einfährt, während
                              
                              									sich ein Gegenzug bereits auf einer der Endstrecken aufhält, so erfolgt allerdings
                              									die Auslösung der Signal- und Bremsvorrichtungen der beiden Lokomotiven genau in
                              									derselben Art, wie dies vorhin bei den hintereinander fahrenden Zügen geschehen ist.
                              									Treffen jedoch die beiden Gegenzüge, was ja immerhin möglich erscheint, gleichzeitig
                              									an den beiden äussersten Enden einer Leitungsstrecke ein, dann erfolgt, wenn die
                              									Züge zufällig mit derselben Geschwindigkeit fahren, keine Auslösung der Signal- und
                              									Bremsvorrichtung, auch dann nicht, wenn die Gegenzüge das Mittelstück 3 4 erreichen. Es erfolgt vielmehr um so sicherer ein
                              									Zusammenfahren, je vertrauensseliger sich die Lokomotivführer auf ihre selbstthätige
                              									Blockeinrichtung verlassen haben. Im Hinblick auf diese Möglichkeit muss also der in
                              									Rede stehenden Anordnung für eingeleisige Bahnen eine angemessene Tauglichkeit
                              									abgesprochen werden.
                           
                           Aber auch hinsichtlich der praktischen Verwendbarkeit auf der doppelgeleisigen
                              									Bahn liegen Bedenken vor, weil die zwei einander bedrohenden Züge ganz in der
                              									gleichen Form gewarnt werden und daher die betreffenden Lokomotivführer gelegentlich
                              									einer Auslösung ihres Apparates nie bestimmt wissen, ob die angekündigte Gefahr vorn
                              									oder von rückwärts besteht. Recht grell zeigt sich das Ueble dieses Umstandes, wenn
                              									man beispielsweise den Fall in Erwägung zieht, dass sich zwei Züge auf den
                              									Auslöseabstand nahe gekommen seien, und dass aber nur an der Lokomotive I die Bethätigung der Signal- und Bremsvorrichtung
                              									richtig erfolgen würde, weil auf der Lokomotive II
                              									eines örtlichen Fehlers wegen die Einrichtung versagte. In diesem Falle erfährt der
                              									vorausfahrende Zug in seinem Laufe eine Verzögerung und er wird also durch den
                              									nachfolgenden, ungewarnten Zug um so leichter eingeholt werden, was ohne der
                              									gedachten Fahrtverzögerung bezw. ohne der Blockeinrichtung vielleicht überhaupt gar
                              									nicht möglich gewesen wäre.
                           
                        
                           VIII. Selbstthätiges Blocksignal von Rudolfo Rovere.
                           Ungleich einfacher ist eine von Rudolfo Rovere in Triest
                              									erdachte, selbstthätige Blocksignaleinrichtung, bei der – ebenso wie im vorhin
                              									behandelten Falle – die Signalgebung auf der Lokomotive erfolgen soll. Es wird dabei
                              									gleichfalls vorausgesetzt, dass die Strecke nach gewöhnlicher Weise in Block
                              									abschnitte eingeteilt und abschnittweise mit einer oberirdischen Leitung l2
                              									l3 l4
                              									l
                              									5 ... (Fig. 10)
                              									versehen sei, mit welcher die fahrenden Züge, ähnlich wie bei elektrischen Bahnen,
                              									durch einen Ausleger mit Kontaktrad fortlaufend in leitender Verbindung bleiben. Auf
                              									jeder Lokomotive befindet sich eine Batterie, deren Pole einerseits mit dem
                              									Kontakträdchen s1
                              									s2 ..., andererseits
                              									über die Spulen eines Elektromagnetes zum Eisenkörper der Lokomotive, d. i. zur Erde
                              									verbunden sind. Der Anker des eben erwähnten Elektromagnetes trägt einen Klöppel,
                              									mit dem er, wenn Strom durch die Spulen gelangt, auf eine Glocke schlägt. Ausser
                              									diesen Lokomotiveinrichtungen soll auch, der Strecke entlang, eine ständige Anordnung III IV V
                                 										VI... vorhanden sein, welche an jeder Stelle, wo zwei Blockabschnitte
                              									aneinander stossen, aus je einem gewöhnlichen Relais für jede Bahnrichtung zu
                              									bestehen hat. Die Spulen jedes dieser Relais a2' a3
                              									a3' a4
                              
                              
                              									a4'... sind einerseits
                              									zu der anstossenden Streckenleitung l2 l2 l4..., andererseits an die Ankerachse des
                              									Relaishebels und weiter bei e3
                              									e4
                              									e5... an das
                              									Fahrgeleise bezw. an die Erde angeschlossen.
                           So lange sich in einem Blockabschnitte kein Zug befindet, ist die betreffende
                              									Streckenleitung stromlos und es sind daher die Anker der beiden Relais dieser
                              									Leitung abgerissen, wie es in Fig. 10 bei a2 und bei a5 dargestellt
                              									erscheint. Fährt jedoch beispielsweise ein Zug z2 in den Abschnitt III
                                 										IV ein, so tritt aus der Lokomotivbatterie über s2 ein Strom in die Leitung l3, der sich bei i2 in zwei Zweige
                              									teilt, von denen der eine über m3
                              									', a3 und e3 und der andere über
                              										m3
                              									', a3' und e4 zur Batterie
                              									zurückgelangt. Infolge dieses Stromes werden die Anker der beiden Relais m3 und m3' angezogen und in
                              									dieser Lage so lange festgehalten, als der Zug z2 den Abschnitt III IV
                              									nicht verlassen hat. Dieses Fortbestehen der beiden Zweigströme beruht auf dem
                              									Umstände, dass die Erdanschlüsse bei den Relais nicht unterbrochen werden, weil der
                              									vor der Einfahrt des Zuges z2 beispielsweise in III bestandene Stromweg
                              									von m2' über a2, 4,1, a3 und 6 nach e3 nach erfolgter Zugseinfahrt durch die Verbindung
                              										a3, 2, 3, a2 und 7 ersetzt wurde. Auf einem Zuge, der regelrecht und
                              									unbehindert seinen Weg verfolgt, bleibt also die Lokomotivbatterie während der
                              									ganzen Fahrt geschlossen, ausgenommen in jenen Augenblicken, wo der Uebertritt aus
                              									einem Blockabschnitt in den anderen stattfindet und daher eine kurze vom Abreissen
                              									des Ankers des Lokomotivelektromagnetes begleitete Leitungs- bezw.
                              									Stromunterbrechung erfolgt.
                           Anders stellt sich das Verhältnis, wenn der Zug z2, wie das in Fig.
                                 										10 dargestellte Beispiel zeigt, in einen Blockabschnitt einfährt, dessen
                              									Nachbarabschnitt ebenfalls durch einen Zug z1 besetzt ist. In diesem Falle werden nämlich an der
                              									Stelle IV, wo sich die beiden besetzten Strecken
                              									aneinander schliessen, beide Relaisanker angezogen, wodurch alle beiden Wege zur
                              									Erde e4 bei 6 und 7 eine Unterbrechung
                              									erleiden, weshalb also auch die von den Zügen z2 und z1 nach IV gelaufenen
                              									Ströme aufhören. Zufolge dieser Stromunterbrechung reissen aber auch die beiden
                              									Relaisanker wieder ab, so dass neuerlich die Ströme geschlossen und die beiden
                              									Relaisanker angezogen werden, worauf wieder die Unterbrechung eintritt u.s.w. Das
                              									heisst, sobald zwei Nachbarblockabschnitte von Zügen besetzt sind, arbeiten an der
                              									Zwischenstelle die Relais einfach wie gewöhnliche Selbstunterbrecher, durch welche
                              									die Elektromagnete der Lokomotiven in ähnlicher Weise wie Schleppwecker, die für den
                              									Betrieb mit Stromverminderung eingerichtet sind, beeinflusst werden. Wenn also
                              									während der Fahrt eines Zuges die elektrische Lokomotivglocke einmal anschlägt,
                              									weiss der Maschinenführer, dass er von einem Block abschnitte in den nächsten
                              									eingefahren ist, wenn aber die elektrische Glocke andauernd läutet, zeigt dies an,
                              									dass sich in der Nachbarstrecke ein zweiter Zug befindet. Allerdings kann aus dem
                              									letztangeführten Warnungssignal auch wieder – wie bei der in Punkt VII besprochenen
                              									Einrichtung – die Richtung nicht entnommen werden, aus welcher die Gefahr droht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 578
                              Fig. 10. Selbstthätiges Blocksignal von Rovere.
                              
                           Desgleichen haftet der Rovere'schen Anordnung, welcher
                              									freilich der Vorzug grösster Einfachheit nicht abgesprochen werden kann, der
                              									Nachteil an, dass in Störungsfällen die elektrische Lokomotivglocke ebenso stumm
                              									bleibt, wie bei gefahrloser Fahrt, und dass die für den Betrieb der
                              									Signaleinrichtung erforderlichen Stromquellen durch die Züge mitgeführt werden
                              									müssen. Für eingeleisige Bahnen ist die Anordnung auch nicht verwendbar, weil die
                              									Möglichkeit vorliegt, dass zwei Gegenzüge gleichzeitig an den beiden Enden eines
                              
                              									Blockabschnittes eintreffen, in welchem Falle eine das Warnungssignal darstellende
                              									Auslösung der elektrischen Lokomotivglocke nicht erfolgen würde. Rovere will zur Bekämpfung dieses Anstandes die
                              
                              									Lokomotivbatterien der hinwärts fahrenden Züge mit einem anderen Pol an die
                              									Streckenleitung anschliessen lassen als die der herwärts fahrenden Züge; ausserdem
                              									sollte dem Elektromagneten auf jeder Lokomotive noch ein kräftiges Galvanoskop
                              									beigeschaltet und ein leichter Schaltstift angefügt werden, der, wenn er gehoben
                              									wird, den Anschluss der elektrischen Lokomotiveinrichtung zur Streckenleitung
                              									unterbricht. Wenn zwei in dieser Art ausgerüstete Gegenzüge gleichzeitig in einen
                              									und denselben Blockabschnitt einfahren, entsteht ein geschlossener Stromkreis, weil
                              									die beiden Lokomotivbatterien, hintereinander geschaltet, einerseits durch die
                              									Streckenleitung, andererseits durch die Erdleitung verbunden sind. Der hier
                              									auftretende Strom wird, da beide Batterien in gleichem
                              									Sinne wirken, doppelt so stark sein als unter den gewöhnlichen Verhältnissen, wo
                              									doch nur eine Batterie wirksam ist. Es tritt sonach im
                              									vorgedachten Galvanoskop eine verstärkte Nadelablenkung ein, wodurch diese Nadel an
                              									den Schaltstift stösst und ihn aushebt, so dass eine Linienunterbrechung
                              									herbeigeführt wird. Infolgedessen schwingt die Nadel nach der anderen Seite und der
                              									auf diese Art losgelassene Schaltstift tritt auch wieder in seine Ruhelage zurück.
                              									Hierdurch kommt aufs neue Strom in die Apparate, der die Nadel wieder ausschwingen
                              									macht, wobei auch wieder der Schaltstift ausgehoben wird u.s.w. Demgemäss werden
                              									also auch die beiden elektrischen Glocken der Lokomotive durch fortwährende
                              									Einzelschläge das Gefahrsignal geben. Welche 
                              									Schwierigkeiten es jedoch bieten würde, ein solches zartes Instrumentchen in
                              									halbwegs haltbare Form zu bringen, und wie wenig dasselbe übrigens selbst bei
                              									vorzüglichster Ausführung geeignet wäre, auf den schwingenden und rüttelnden
                              									Lokomotiven praktische Verwendung zu finden, liegt auf der Hand und bedarf wohl
                              									keiner weiteren Beleuchtung.