| Titel: | Untersuchung eines einerseits eingespannten und anderseits mit festen Auflagergelenke versehenen halbkreisförmigen elastischen Bogens. | 
| Autor: | G. Ramisch | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 581 | 
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                        Untersuchung eines einerseits eingespannten und anderseits mit festen Auflagergelenke versehenen halbkreisförmigen elastischen
                           Bogens.
                        Von Prof. G. Ramisch in Breslau.
                        Untersuchung eines einerseits eingespannten und anderseits mit festen Auflagergelenke versehenen Bogens.
                        
                     
                        
                           I.
                           Der Bogen von überall konstantem Querschnitt, Trägheitsmoment und Elastizitätsmodul
                              									soll zunächst B zum festen und A zum wagerechten, also parallel zur Geraden \overline{m\,n} beweglichen
                              									Auflager haben. Er möge von den Kräften P, X1 und X2 beansprucht sein und zwar wirken P und X2 lotrecht, d.h. senkrecht zu \overline{m\,n} darauf. P wirkt im beliebigen Punkt N des Bogens und hat vom linken und fechten Auflager bezw. die Abstände
                              										b und a . X2 greift im beliebigen Punkt D des Bogens an und hat p zur Entfernung von
                              										B. Die Kraft X2 wirkt im Punkt A
                              									parallel zu \overline{m\,n}, wie man aus Fig. 1 entnehmen
                              									kann. Während P eine gegebene Belastung des Bogens
                              									bedeutet, sollen X1 und
                              										X2
                              									statisch unbestimmte Kräfte sein und zwar tollen sie
                              
                              									veranlassen, dass die beiden Punkte A und D unbeweglich sind, hierdurch ist der Bogen am linken
                              									Ende eingespannt und am rechten Ende mit einem festliegenden Auflager versehen. Es
                              									sollen ferner die Auflagerplatten, worauf A, B und D lagern, unbeweglich
                              
                              									sein, es wird sich dann zeigen, dass es weniger auf die Kraft X2, als vielmehr auf
                              									das Moment X2 . p, welches wir später gleich Z setzen werden, ankommt. Unsere Aufgabe ist es also, X1 und Z so zu bestimmen, dass obige Bedingungen erfüllt
                              									werden.
                           Zur Untersuchung behalten wir aber bei, dass B ein
                              									festliegendes und A ein horizontal bewegliches Auflager
                              									ist. Wir bezeichnen die Verbindungslinie der Querschnittsschwerpunkte kurz mit elastischer Linie, dieselbe soll halbkreisförmig sein
                              									und die beiden Punkte A und B enthalten. Es sind nun C1 und C2 zwei beliebige Punkte der elastischen Linie,
                              
                              									welche jedoch zu verschiedenen Seiten von N liegen.
                              									Sind nur die Fasern bei C1 elastisch, so dreht sich der
                              									Querschnitt um seinen Schwerpunkt C1, wenn auch nur momentan, und dasselbe gilt auch
                              									für C2 wie für jeden
                              									anderen Punkt der elastischen Linie. Ausser dieser Beanspruchung der Fasern findet
                              									auch eine solche infolge der Längs- und Querkräfte statt; da sie jedoch von geringem Einfluss
                              									ist, so soll darauf keine Rücksicht genommen werden.
                           Man stelle sich vor, dass der Bogen längs des Querschnittes bei C1 durchschnitten ist
                              
                              									und verbinde statt Jessen die beiden Bogenteile mittels eines elastischen Stabes in
                              										u1 und v1 gelenkartig
                              									miteinander. Hierdurch bleibt die Konstruktion statisch bestimmt, wie sie vorher
                              									War. Wirkt nun in A statt X1 die Kraft Eins, so bringt sie eine Spannung in \overline{u_1\,v_1} hervor, welche wir mit
                              										\frakfamily{S}' bezeichnen wollen; um diese Spannung zu
                              									bestimmen, nenne man r1
                              									den Abstand des Punktes C1 von \overline{u_1\,v_1}, fälle von C1 auf die zu ziehende Gerade \overline{A\,B} die
                              									Senkrechte und bezeichne sie mit y1, so ist:
                           
                              \frakfamily{S}'=\frac{y_1}{r_1}\,\cdot\,1.
                              
                           Wirkt ferner in D statt X2 die Kraft Eins, so bringt sie
                              									ebenfalls in \overline{u_1\,v_1} eine Spannung hervor, welche wir mit
                              										\frakfamily{S}'' bezeichnen wollen. Nennt man x1 den Abstand des
                              									Punktes C1 vom rechten
                              									Auflager, r den Radius der elastischen Linie und setzt
                              										2r = a + b = l, so berechnet sich:
                           
                              S''=\frac{p\,\cdot\,x_1}{l\,\cdot\,r_1}\,\cdot\,1,
                              
                           wie sich leicht ableiten lässt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 581
                              Fig. 1.
                              
                           Bewegt sich infolge irgend welcher Ursachen A um die
                              									Strecke dσ1 und
                              									verändert damit zugleich \overline{u_1\,v_1} seine Länge um ds1, so ist
                           d\sigma_1=\frakfamily{S}'\,.\,ds_1,
                           
                           also mit Rücksicht auf den Wert von \frakfamily{S}'
                              									entsteht
                           
                              d\,\sigma_1=\frac{y_1}{r_1}\,\cdot\,d\,s_1.
                              
                           Ist der sehr kleine Winkel, mit dem sich die beiden Bogenteile um C1 drehen, dγ1, so hat man
                              									zunächst ds1
                              									= r1 . dγ1 und dann:
                           dσ1= y1 . dγ1.
                           Bewegt sich ferner infolge derselben Ursache D um die
                              									Strecke dσ2 und
                              									verändert damit zugleich \overline{u_1\,v_1} seine Länge um ds2 so ist:
                           d\sigma_2=\frakfamily{S}''\,.\,ds_2,
                           wobei selbstverständlich ds1 = ds2 ist. Also haben wir mit Rücksicht auf den Wert von
                              										\frakfamily{S}''
                           
                              d\,\sigma_2=\frac{p\,\cdot\,x_1}{l\,\cdot\,r_1}\,\cdot\,d\,s_1.
                              
                           Da nun ds1 = r1 . dγ1 ist, so ist
                              									endlich:
                           
                              d\,\sigma_2=\frac{p\,\cdot\,x_1}{l}\,\cdot\,d\,\gamma_1.
                              
                           Wird von der betreffenden Ursache das Moment M erzeugt
                              									und nennt man E den Elastizitätsmodul und J das Trägheitsmoment des Bogens und ds das Bogenelement der elastischen Linie, so hat
                              									man:
                           
                              M=\frac{E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,\gamma_1}{d\,s},
                              
                           welche Formel nur angenähert richtig ist, aber sie ist desto
                              									genauer, je dünner der Bogen gegen den Halbmesser der elastischen Linie ist.
                           Wir erhalten nunmehr:
                           E . J . dσ1
                              									= M . y1 . ds
                           und
                           
                              E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,\sigma_2=M\,\cdot\,\frac{p\,\cdot\,x_1}{l}\,\cdot\,d\,s.
                              
                           Indem wir das von der Kraft P erzeugte Moment mit M0 benennen, ergeben
                              									sich die von X1 und X2 hervorgebrachten
                              									Momente X_1\,.\,\frakfamily{S}'\,.\,r_1 bezw.
                              										X_2\,.\,\frakfamily{S}''\,.\,r_1 oder auch
                           X1 . y1 und X_2\,\cdot\,\frac{p\,\cdot\,x_1}{2\,r}.
                           Das von allen drei Kräften erzeugte Moment ist daher:
                           
                              M=M_0-X_1\,\cdot\,y_1-X_2\,\cdot\,p\,\cdot\,\frac{x_1}{2\,r}.
                              
                           Also erhalten wir jetzt, wenn man X2
                              									p = Z setzt:
                           
                              E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,\sigma_1=y_1\,\cdot\,d\,s\,\cdot\,\left(M_0-X_1\,\cdot\,y_1-Z\,\cdot\,\frac{x_1}{2\,r}\right)
                              
                           und
                           E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,\sigma_2=\frac{p\,\cdot\,x_1}{2\,r}\,\cdot\,d\,s\,\cdot\,\left(M_0-X_1\,\cdot\,y_1-Z\,\cdot\,\frac{x_1}{2\,r}\right).
                              								
                           Diese Gleichungen kann man für alle Punkte der elastischen Linie bilden und sämtliche
                              									so entstandenen dσ1 und
                              
                              										dσ2 addieren.
                              									Nennen wir σ1 und σ2 die Summen, so haben
                              									wir:
                           
                              E\,\cdot\,J\,\cdot\,\sigma_1=\int\,M_0\,\cdot\,y_1\,\cdot\,d\,s-X_1\,\int\,{y_1}^2\,\cdot\,d\,s-Z\,\cdot\,\frac{\int\,x_1\,\cdot\,y_1\,\cdot\,d\,s}{2\,r}
                              
                           und
                           
                              E\,\cdot\,J\,\cdot\,\sigma_2=\frac{p}{2\,r}\,\left\{\int\,M_0\,\cdot\,x_1\,\cdot\,d\,s-X_1\,\int\,x_1\,\cdot\,y_1\,\cdot\,d\,s-Z\,\cdot\,\frac{\int\,{x_1}^2\,\cdot\,d\,s}{2\,r}\right\}.
                              
                           Wir hatten aber bestimmt, dass das Auflager A und der
                              									Punkt D unverschieblich sein sollen, infolgedessen ist
                              										σ1 = 0 und σ2 = 0, so dass man aus
                              									den beiden letzten Gleichungen erhält:
                           
                              X_1\,\cdot\,\int\,{y_1}^2\,\cdot\,d\,s+\frac{Z}{2\,r}\,\cdot\,\int\,x_1\,y_1\,\cdot\,d\,s=\int\,M_0\,\cdot\,y_1\,\cdot\,d\,s
                              
                           und
                           X_1\,\int\,x_1\,\cdot\,y_1\,d\,s+\frac{Z}{2\,r}\,\cdot\,\int\,{x_1}^2\,\cdot\,d\,s=\int\,M_0\,\cdot\,x_1\,d\,s.
                              									Wie wir vorher erwähnt hatten, ist p aus den
                                    											Gleichungen verschwunden.
                           Hier machen wir darauf besonders aufmerksam, dass für alle Punkte der elastischen
                              									Linie unter x der Abstand derselben vom rechten
                              									Auflager zu verstehen ist.
                           Befindet sich der Punkt der elastischen Linie, wie z.B. C1 rechts von P, so ist:
                           
                              M_0=P\,\cdot\,\frac{b}{l}\,\cdot\,\xi_1,
                              
                           wobei ξ1 den
                              									Abstand des Punktes vom rechten Auflager, also mit x1 identisch ist.
                           Befindet sich dagegen der Punkt der elastischen Linie, wie z.B. C2 links von P, so ist, wenn man mit η2 den Abstand dieses Punktes vom linken
                              									Auflager bezeichnet:
                           
                              M_0=P\,\cdot\,\frac{a}{l}\,\cdot\,\eta_2.
                              
                           Daher ist zu setzen:
                           
                              \int\,M_0\,\cdot\,y\,\cdot\,d\,s=P\,\cdot\,\frac{1}{l}\,\cdot\,\left\{a\,\cdot\,\int_B^N\,y\,\cdot\,\eta\,\cdot\,d\,s+b\,\cdot\,\int_A^N\,y\,\cdot\,\xi\,\cdot\,d\,s\right\}
                              
                           und
                           
                              \int\,M_0\,\cdot\,x\,\cdot\,d\,s=P\,\cdot\,\frac{1}{l}\,\cdot\,\left\{a\,\cdot\,\int_B^N\,x\,\cdot\,\eta\,\cdot\,d\,s+b\,\cdot\,\int_A^N\,x\,\cdot\,\xi\,\cdot\,d\,s\right\}.
                                 
                              
                           Man nenne dx die Projektion des Bogenelements ds der elastischen Linie auf AB, so ist
                           y . ds = r . dx.
                           Versteht man unter n1
                              									eine beliebige Zahl, so kann man nunmehr:
                           
                              \int\M_0\,\cdot\,y\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{n_1}\,\cdot\,P\,\cdot\,\frac{1}{l}\,\cdot\,\left\{a\,\cdot\,\int_B^N\,\eta\,\cdot\,(n_1\,r\,\cdot\,d\,x)+b\,\cdot\,\int_A^N\,\xi\,\cdot\,(n_1\,r\,\cdot\,d\,x)\right\}
                              
                           setzen. Man zeichne in Fig. 1
                              									im Abstande n1 . r zu \overline{A\,B} die Parallele a0
                              									b0 und betrachte die
                              									Fläche AB b0
                              									a0 als Belastung eines
                              									einfachen Balkens \overline{A\,B}, wozu man mit dem beliebigen Polabstand H1 in Fig. 1 die Momentenfläche zeichne. Die Momentenfläche
                              									ist bekanntlich eine Parabel und ist z1 die Ordinate für P
                              									darin (es ist dies die Strecke der Kraftlinie von P
                              									zwischen der Schlusslinie \overline{a_1\,b_1} und der Parabellinie), so ist nach der
                              									graphischen Statik:
                           
                              \frac{1}{l}\,\cdot\,\left\{a\,\cdot\,\int_B^N\,\eta\,\cdot\,(n_1\,r\,\cdot\,d\,x)+b\,\cdot\,\int_A^B\,\xi\,\cdot\,(n_1\,r\,\cdot\,d\,x)\right\}=H_1\,\cdot\,z_1,
                              
                           so dass:
                           
                              \int\,M_0\,\cdot\,y\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{n_1}\,\cdot\,P\,\cdot\,H_1\,\cdot\,z_1,
                              
                           also:
                           
                              X_1\,\cdot\,\int\,{y_1}^2\,\cdot\,d\,s+\frac{Z}{2\,r}\,\cdot\,\int\,x_1\,\cdot\,y_1\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{n_1}\,\cdot\,P\,\cdot\,H_1\,\cdot\,z_1
                              
                           ist.
                           Würde sich eine Last P' auf irgend einer anderen Stelle
                              									des Bogens befinden und wäre die Ordinate in der Parabelfläche hierzu z1', so ergäbe sich
                              									entsprechend:
                           
                              X_1\,\cdot\,\int\,{y_1}^2\,\cdot\,d\,s+\frac{Z}{2\,r}\,\cdot\,\int\,y_1\,\cdot\,x_1\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{n_1}\,\cdot\,P'\,\cdot\,H_1\,\cdot\,z'_1
                              
                           u.s.w. Hieraus folgt, dass die
                                 										Parabelfläche die Bedeutung einer Einflussfläche hat.
                           ––––––––––
                           Weiter entsteht:
                           
                              \int\,M_0\,\cdot\,x\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{n_2}\,\cdot\,P\,\cdot\,\frac{1}{l}
                              
                           
                              \,\cdot\,\left\{a\,\cdot\,\int_B^N\,\left(\frac{x}{y}\,\cdot\,n_2\,r\,\cdot\,d\,x\right)\eta+b\,\cdot\,\int_A^N\,\left(\frac{x}{y}\,\cdot\,n_2\,r\,\cdot\,d\,x\right)\,\xi\right\}.
                              
                           Hierin bedeutet wiederum n2 eine beliebige Zahl. Ist c ein beliebiger
                              									Punkt der elastischen Linie, welcher vom rechten Auflager den Abstand x und von AB den Abstand
                              										y hat, so ziehe man \overline{c\,A}. Hierauf lege man zu
                              									\overline{A\,B} im Abstand n2 . r die Parallele \overline{a'\,b'}, welche y=\overline{c\,d} in f trifft
                              									und lege zu \overline{c\,A} durch f die Parallele, die mit
                              									\overline{B\,A} den Punkt e gemeinschaftlich hat. Dann mache
                              									man auf \overline{c\,d} die Strecke \overline{d\,J}=d\,e, so ist:
                           
                              \overline{d\,J}=\frac{x}{y}\,\cdot\,n_2\,\cdot\,r.
                              
                           So verfahre man mit vielen Punkten c der elastischen
                              									Linie; verbindet man die so entstandenen Punkte J
                              									miteinander, so erhält man eine krumme Linie in Fig.
                                 										1. Wir setzen jedesmal die Ordinate \overline{d\,J} dieser krummen Linie gleich
                              										ξ, so wird:
                           
                              \int\,M_0\,\cdot\,x\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{n_2}\,\cdot\,P\,\cdot\,\frac{1}{l}
                              
                           
                              \,\cdot\,\left\{a\,\cdot\,\int_B^N\,(\zeta\,\cdot\,d\,x)\,\cdot\,\eta+b\,\int_A^N\,(\zeta\,\cdot\,d\,x)\,\cdot\,\zeta\right\}.
                              
                           
                           Man betrachte die Fläche, welche von A B um der
                              									krummen Linie begrenzt wird, als Belastung eines einfachen Balkens \overline{A\,B}, wozu
                              									man mit dem beliebigen Polabstande H2 in Fig. 1 die
                              									Momentenfläche zeichne. Ist nun z2 die Ordinate für P
                              									darin, so ist:
                           
                              \frac{1}{l}\,\cdot\,\left\{a\,\cdot\,\int_B^N\,(\zeta\,\cdot\,d\,x)\,\cdot\,\eta+b\,\cdot\,\int_A^N\,(\zeta\,\cdot\,d\,x)\,\cdot\,\zeta\right\}=1,\
                                 H_2\,\cdot\,z_2,
                              
                           so dass
                           
                              \int\,M_0\,\cdot\,x\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{n_2}\,\cdot\,P\,\cdot\,H_2\,\cdot\,z_2
                              
                           ist. Also ergibt sich:
                           
                              X_1\,\cdot\,\int\,x_1\,\cdot\,y_1\,\cdot\,d\,s+\frac{Z}{2\,r}\,\cdot\,\int\,{x_1}^2\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{n_2}\,\cdot\,P\,\cdot\,H_2\,\cdot\,z_2.
                              
                           Würde sich die beliebige Last P' an irgend einer anderen
                              									Stelle des Bogens befinden, und wäre die Ordinate in der Momentenfläche hierzu z2
                              									', so ergibt sich:
                           
                              X_1\,\cdot\,\int\,x_1\,\cdot\,y_1\,d\,s+\frac{Z}{2\,r}\,\cdot\,\int\,{x_1}^2\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{n_2}\,\cdot\,P'\,\cdot\,z'_2\,\cdot\,H_1
                              
                           u.s.w., so dass die Momentenfläche ebenfalls die Bedeutung
                              									einer Einflussfläche hat.
                           Vorläufig sind die Zahlen n1 und n2 und
                              									die Polabstände H1 und
                              										H2, welch letztere
                              									als Flächen anzusehen sind, beliebig. Künftig werden
                              									wir sie dem Vorteile entsprechend noch bestimmen.
                           
                        
                           II.
                           Mit Rücksicht auf die Gleichung, dass r . dx = y . ds ist, entsteht:
                           ∫y2 . ds = r . ∫y . dx.
                           Letzteres Integral ist nichts anderes, als der Inhalt des Halbkreises, so dass man
                              									hat:
                           
                              \int\,y^2\,\cdot\,d\,s=\frac{1}{2}\,\cdot\,r^3\,\pi.
                              
                           Dann ist:
                           
                              \int\,y\,\cdot\,x\,\cdot\,d\,s=r\,\cdot\,\int_0^{2\,r}\,x\,\cdot\,d\,x=r\,\cdot\,\frac{1}{2}\,\cdot\,(2\,r)^2=2\,r^3,
                              
                           und endlich ist:
                           
                              \int\,x^2\,\cdot\,d\,s=\int\limit_0^{\frac{\pi}{2}}\,(2\,r\,\cdot\,cos^2\,\varphi)^2\,\cdot\,r\,\cdot\,d\,2\,\varphi,
                              
                           wenn der Winkel cAB mit φ benannt wird. Es ist nämlich zunächst \overline{A\,c}=2\,r\,\cdot\,cos\,\varphi und dann
                           \overline{A\,d}=x=2\,r\,cos\,\varphi\,\cdot\,cos\,\varphi=2\,r\,cos^2\,\varphi,
                           endlich ist noch ds = r . d2
                              									φ. Wir haben deshalb:
                           
                              \int\,x^2\,\cdot\,d\,s=8\,r^3\,\cdot\,\int\limits_0^{\frac{\pi}{2}}\,cos^4\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi
                              
                           Da
                           
                              cos^2\,\varphi=\frac{cos\,2\,\varphi+1}{2}
                              
                           ist, so hat man weiter:
                           
                              \int\,x^2\,\cdot\,d\,s=r^3\,\cdot\,\int_0^{\frac{\pi}{2}}\,(cos^2\,\varphi+1)^2\,\cdot\,d\,2\,\varphi=\frac{3}{2}\,\pi\,\cdot\,r^3.
                              
                           Daher haben wir jetzt:
                           
                              \frac{1}{2}\,\cdot\,r^3\,\pi\,\cdot\,X_1+Z\,\cdot\,r^2=\frac{1}{n_1}\,\cdot\,P\,\cdot\,H_1\,\cdot\,z_1
                              
                           und
                           
                              2\,\cdot\,r^3\,\cdot\,X_1+\frac{3}{4}\,\pi\,\cdot\,Z\,\cdot\,r^2=\frac{1}{n^2}\,\cdot\,P\,\cdot\,H_2\,\cdot\,z_2.
                              
                           Wir wählen ein für alle Mal H1 = H2 = r2, so entsteht
                              									hieraus:
                           
                              \frac{\pi}{2}\,\cdot\,r\,\cdot\,X_1+Z=\frac{1}{n_1}\,\cdot\,P\,\cdot\,z_1
                              
                           und
                           
                              2\,\cdot\,r\,\cdot\,X_1+\frac{3}{4}\,\pi\,Z=\frac{1}{n_2}\,\cdot\,P\,\cdot\,z_2
                              
                           und hieraus folgt schliesslich:
                           X_1=\frac{\frac{3}{4}\,\pi\,\cdot\,\frac{z_1}{n_1}-\frac{z_2}{n_2}}{\frac{3}{8}\,\pi^2-2}\,\cdot\,P\,\cdot\,r . . . . I)
                           und
                           Z=\frac{\frac{\pi}{2}\,\cdot\,\frac{z_2}{n_2}-2\,\frac{z_1}{n_1}}{\frac{3}{8}\,\pi^2-2}\,\cdot\,P . . . . II)
                           Bevor wir fortfahren, sind noch einige wichtige Angelegenheiten zu erledigen. Wir
                              									stellen zunächst die Gleichung der krummen Linie auf und nehmen dazu A zum Anfangspunkt eines rechtwinkeligen
                              									Koordinatenkreuzes mit \overline{A\,B} als X-Achse und
                              									nennen die andere Achse die Z-Achse. Nach der
                              									Konstruktiondist: ζ : n2
                              
                              									r = x : y, also \zeta=n_2\,\cdot\,r\,\cdot\,\frac{x}{y}. Da \frac{x}{y}=ctg\,\varphi ist, so
                              									entsteht:
                           ζ = n2
                              									. r . ctg φ.
                           Wie schon erwähnt, ist x = 2r . cos2 φ,
                              									also ist die Gleichung der verlangten Kurve:
                           
                              \zeta=n_2\,\cdot\,r\,\sqrt{\frac{x}{2\,r-x}}.
                              
                           Dieselbe geht durch A und berührt die Tangente in B an der elastischen Linie in der Unendlichkeit, hat
                              									dieselbe also zur Asymptote. – Wir berechnen jetzt den Inhalt der Fläche, welche von
                              									der krummen Linie und von \overline{A\,B} begrenzt wird. Es entsteht, wenn wir F den Inhalt nennen:
                           F = ∫ζ . dx, wobei ζ = n2
                              									r ctg φ
                           und
                           dx = – 4r sin φ . cos φ . dφ
                           ist. Man hat demgemäss:
                           
                              F=+4\,n_2\,\cdot\,r^2\,\cdot\,\int\limits_0^{\frac{\pi}{2}}\,cos^2\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi
                              
                           oder
                           F= n2 . r2
                              									π.
                           Für n2 = 1 würde der
                              									Inhalt genau der Kreisfläche sein; der Inhalt der Fläche ist also nicht unendlich
                              									gross, wie es ja auch vorauszusehen war. Diese Fläche ist bekanntlich als Belastung des einfachen Balkens A B anzusehen.
                           Es ist nun von Wichtigkeit, die Auflagerdrücke davon in A und B zu wissen, welch letztere natürlich
                              									auch als Flächen aufzufassen sind. Hierzu bilden wir: ∫ζ .
                                 
                                 										dx . x, wobei sich dieses Integral innerhalb der Punkte A und B erstreckt.
                           Dasselbe ist:
                           
                              \int\limits_0^{\frac{\pi}{2}}\,n_2\,\cdot\,r\,\cdot\,ctg\,\varphi-4\,r\,sin\,\varphi\,\cdot\,cos\,\varphi\,\cdot\,2\,\cdot\,d\,\varphi\,\cdot\,r\,\cdot\,cos^2\,\varphi
                              
                           
                              =8\,r^3\,\cdot\,n_2\,\cdot\,\int\limits_0^{\frac{\pi}{2}}\,cos^2\,\varphi\,\cdot\,d\,\varphi=\frac{3}{2}\,n_2\,\cdot\,r^3\,\pi.
                              
                           Der Auflagerdruck bei B ist nun:
                           
                              \frac{\int\,\zeta\,\cdot\,d\,x\,\cdot\,x}{2\,r}=\frac{3}{4}\,n_2\,r^2\,\pi,
                              
                           also ist der Auflagerdruck bei A
                                 										=
                           
                              n_2\,r_2\,\cdot\,\pi-\frac{3}{4}\,n_2\,r^2\,\cdot\,\pi=\frac{1}{4}\,n^2\,\cdot\,r^2\,\cdot\,\pi.
                              
                           Nennen wir A0 bezw. B0 diese
                              									Auflagerdrücke, so hat man:
                           
                              A_0=\frac{1}{4}\,n_2\,\cdot\,r^2\,\cdot\,\pi
                              
                           und
                           B_0=\frac{3}{4}\,n_2\,\cdot\,r^2\,\pi..
                           Um die Momentenfläche zu der Belastungsfläche darzustellen, muss letztere in Streifen
                              									zerlegt werden. Man verwandle alle diese Streifen in Rechtecke von derselben Grundlinie r, so ist als Polabstand die Strecke r zu nehmen.
                           
                           Ferner ist das Krafteck gleich n2 . r . π, welches in
                              										Fig. 1 die Strecke \overline{a''\,b''} ist. Man mache
                           
                              \overline{b''\,c''}=\frac{3}{4}\,n_2\,\cdot\,r\,\cdot\,\pi,
                              
                           errichte in c'' auf \overline{a''\,b''}
                              
                              									das Lot, welches gleich r zu machen ist, so erhält man
                              									den Pol O2 zur
                              									Zeichnung der Momentenfläche. Dieselbe hat die Horizontale a2
                              									b2 zur Schlusslinie und
                              									die durch a2 und b2 gehenden
                              
                              									Seileckseiten sind zu \overline{a''\,O_2} bezw. \overline{O_2\,b''} parallel. Diese Vorzeichnung
                              									auszuführen, ist weniger wegen der horizontalen Schlusslinie wichtig, als vielmehr
                              									deswegen, weil der Streifen rechts von B eine sehr
                              									grosse Höhe hat, welche desto grösser ist, je schmaler der Streifen ist. Man erlangt
                              									also hierdurch eine sehr genaue Zeichnung der Momentenfläche.
                           Man kann auch leicht die Gleichung der Seilecklinie finden, doch wird die
                              									Konstruktion danach zu umständlich sein, so dass die gegebene Konstruktion unbedingt
                              									vorzuziehen ist. Wichtig wird die Gleichung der Seilecklinie dann sein, wenn es sich
                              									um Berechnung der Ordinate z2 handelt. Hier wollen wir jedoch darauf nicht eingehen.
                           Auch für die Parabel kann man eine horizontale Schlusslinie \overline{a_1\,b_1} schaffen, wenn
                              									man \overline{a_1\,b_3}=2\,r\,\cdot\,n_1
                              									= 2r. n1 macht und im Mittelpunkt dieser Strecke c3 das Lot errichtet,
                              									welches gleich r zu machen ist. Hierdurch erhält man
                              									den Pol O1 für die
                              									Parabel. Die Gleichung der Parabel aufzustellen würde dann erforderlich sein, wenn
                              									es sich um Berechnung von z1 handelt. Die Konstruktion ist am einfachsten mittels des Seilecks, so
                              									dass sie stets vorzuziehen sein wird.
                           Nachdem wir das Notwendige gegeben haben, um die Momentenfläche darzustellen, gehen
                              									wir wieder darauf zurück, n1 und n2 zu
                              									bestimmen. Man wähle für n2 stets einen echten Bruch, z.B. \frac{\pi}{8}=0,3927 und zwar deshalb, damit die
                              									Kurve so weit wie möglich auf die Zeichenfläche geht und für die Gleichung I nehme
                              									man:
                           
                              n_1=\frac{3}{4}\,\pi\,\cdot\,n_2=\frac{3}{4}\,\pi\,\cdot\,\frac{\pi}{8}\,\sim\,\frac{15}{16},
                              
                           dagegen für Gleichung II wähle man:
                           n_1=\frac{4}{\pi}\,\cdot\,n_2=\frac{4}{\pi}\,\cdot\,\frac{\pi}{8}=\frac{1}{2}.
                              
                              								
                           Es wird dann:
                           
                              X_1=\frac{\frac{3}{4}\,\pi\,\cdot\,\frac{z_1}{\frac{3}{4}\,\cdot\,\frac{\pi^2}{8}}-\frac{z_2}{\frac{\pi}{8}}}{1,75}\,\cdot\,P\,\cdot\,r.
                              
                           weil ja:
                           
                              \frac{3\,\cdot\,\pi^2}{8}-2\,\sim\,\frac{30}{8}-2=3,75-2=1,75
                              
                           ist.
                           Es entsteht hierdurch:
                           
                              X_1=\frac{8}{\pi}\,\cdot\,\frac{z_1-z_2}{1,75}\,\cdot\,P\,\cdot\,r
                              
                           und
                           
                              Z=\frac{\frac{\pi}{2}\,\cdot\,\frac{z_2}{\frac{\pi}{8}}-2\,\cdot\,\frac{z_1}{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,\frac{\pi}{8}}}{1,75}\,\cdot\,P
                              
                           oder
                           
                              Z=\frac{4}{1,75}\,(z_2-z_1)\,\cdot\,P.
                              
                           Also haben wir endlich:
                           X1 = 1,46 . Pr .  (z1 – z2),
                           wofür mit n_2=\frac{\pi}{8} und n_1=\frac{15}{16} die Seillinie der Kurve
                              									und die Parabel vorher gezeichnet worden sind, und:
                           Z = 2,29 . P . (z2 – z1),
                           wofür dieselbe Seillinie, jedoch die Parabel mit n_1=\frac{1}{2}
                              									vorher gezeichnet worden sind.
                           Die Seillinie wird doppelt darzustellen sein und zwar mit der ersten und dann mit der
                              									anderen Parabel. Seillinie und Parabel müssen in beiden Fällen dieselbe Schlusslinie
                              									haben und auf ein und derselben Seite von ihr liegen.
                              									Ist dies geschehen, so hat man beidemal in der Differenz der Momentenflächen die
                              									Einflussflächen für X1
                              									und Z ermittelt.
                           ––––––––––
                           Das Biegungsmoment für irgend einen Querschnitt des Bogens ist, wie wir bereits
                              									erwähnt hatten:
                           
                              M=M_0-X_1\,\cdot\,y_1-X_2\,p\,\cdot\,\frac{x_1}{2\,r}=M_0-X_1\,y_1-Z\,\cdot\,\frac{x_1}{2\,r}
                              
                           worin, je nachdem der Querschnitt links oder rechts von der
                              									Last liegt, der betreffende Wert für M0, welchen wir auch vorhin angegeben haben,
                              									einzusetzen ist.
                           Auf Grund dieser Gleichung kann man auch für das Biegungsmoment des betreffenden
                              									Querschnitts die Einflussfläche zeichnen. Es ist hierbei ähnlich zu verfahren, wie
                              									in der Arbeit des Verfassers auf S. 104 bis 106 d. Bd. Es wird aber vorteilhafter
                              									sein, nur die Einflusslinien für X1
                              									und Z zu benutzen. – Man bestimmt dazu für irgend eine
                              									Stellung der beweglichen Belastung mit Einschluss der bleibenden Last X1 und Z und zeichnet hierfür, indem man auch die
                              									Auflagerdrücke berücksichtigt, das durch den Punkt A
                              									hindurchgehende Gelenkpolygon. Hat man von vornherein den Querschnitt des Bogens
                              									gewählt, so kann man auf bekannte Weise prüfen, ob die zulässige Beanspruchung des
                              
                              									Materials nicht überschritten ist. Ist es der Fall, so ist der Querschnitt des
                              									Bogens zu verstärken. Selbstverständlich wird das Verfahren für verschiedene
                              									Laststellungen zu wiederholen sein, bis man endlich mit dem Querschnitt zufrieden
                              									ist. Soll auf die Längskräfte und auf die Temperaturveränderung Rücksicht genommen
                              									werden, so muss man ähnlich verfahren, wie in der Arbeit des Verfassers in dieser
                              									Zeitschrift (1901 316 S. 597 bis 599).
                           Ohne Rücksicht auf die Temperatur und Längskräfte wird man verfahren, wenn als
                              									Bedingung gestellt wird, Zugspannungen des Materials auszuschliessen. Hier wird der
                              									Querschnitt des Bogens gesucht, indem man wiederum für verschiedene Laststellungen
                              									mit Rücksicht auf die bleibende Last Seilpolygone zeichnet. Hat man den Querschnitt
                              									gefunden, so wird jetzt Rücksicht auf die Temperaturveränderung und die Längskräfte
                              
                              									genommen und der Querschnitt eventuell verstärkt. Ist der Bogen somit gefunden, so
                              									geht man endlich dazu über, X1 und Z für die ungünstigste Laststellung zu ermitteln. Selbstverständlich werden die
                              									Maximalwerte für X1 und
                              										Z nicht bei ein und derselben Laststellung
                              									eintreten.