| Titel: | Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks. | 
| Autor: | Georg V. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 597 | 
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                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks.
                        Von Georg V. Hanffstengel, Ingenieur in Stuttgart.
                        (Fortsetzung von S. 245 d. Bd.)
                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks.
                        
                     
                        
                           Transportbänder aus Eisen.
                           Wie schon bei Besprechung der Transportgurte aus biegsamen Stoffen erwähnt, genügen
                              									diese für sehr schwere Beanspruchung, für hartes, grossstückiges Material, im
                              									allgemeinen nicht mehr. Für solche Fälle verwendet man meist Bänder, die aus einer
                              
                              									Reihe von schmalen eisernen an Ketten befestigten Platten zusammengesetzt sind. Die
                              									Wirkungsweise dieser „Plattentransporteure“ ist im Prinzip dieselbe wie die
                              									der biegsamen Bänder, doch sind sie natürlich weit schwerfälliger, bewegen sich
                              									langsamer und sind nicht so vielseitig verwendbar wie jene.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 597
                              Eisernes Band von Stotz.
                              
                           Das Material für die Ketten der eisernen Ränder ist schmiedbarer Guss oder
                              									Schmiedeeisen. Ketten aus ersterem Material sind bei Transporteinrichtungen deshalb
                              									sehr verbreitet, weil man sie durch Herstellung von Gliedern besonderer Form jedem
                              									Zwecke anpassen und alle Arten von Platten, Bechern u.s.w. leicht daran befestigen
                              									kann. Die gewöhnliche Ewart'sche Treibkette wird selten
                              									verwandt, weil sie sich stark abnutzt und auch leicht bricht. Wenn sich auch die
                              									Glieder verhältnismässig rasch ersetzen lassen, so verursacht ein Kettenbruch doch
                              									immer unangenehme Betriebsstörungen. Besser und sehr häufig in Gebrauch ist die
                              									Stahlbolzenkette, deren gleichfalls aus schmiedbarem Guss hergestellte Glieder
                              									durch gehärtete Stahlbolzen miteinander verbunden sind. Ganz zuverlässig sind diese
                              									Ketten indessen auch nicht, da Fehler in der Herstellung des Gusses oder
                              									übermässiges Härten der Bolzen ihre Haltbarkeit beeinträchtigen können. Wo daher
                              									schwere, insbesondere plötzliche, ruckweise Beanspruchungen vorkommen und zugleich
                              
                              									grösste Betriebssicherheit verlangt wird, greift man lieber zu schmiedeeisernen
                              									Ketten, die entweder kurzgliederig nach Art der Gall'schen Ketten oder mit langen Gliedern hergestellt werden. Die gewöhnliche
                              									Krankette mit geschweissten Gliedern wird im allgemeinen nicht verwandt, weil sie
                              									sehr kleine Reibungsflächen hat, also bei Dauerbetrieb starker Abnutzung unterliegt,
                              									und weil die Befestigung der Platten Schwierigkeiten macht.
                           Rechnerisch lässt sich die Beanspruchung der Ketten selten genau bestimmen, da
                              									Stauungen des Materials, Klemmungen u. dgl. häufig ganz unvorhergesehene Widerstände
                              									im Gefolge haben, insbesondere dann, wenn die Aufgabe des Fördergutes nicht
                              									regelmässig erfolgt. Man muss deshalb vor allem die Ketten immer reichlich kräftig
                              									halten.
                           In Fig. 19
                              									bis 23,
                              									Ausführungen von A. Stotz, Stuttgart, ist die von
                              									dieser Firma als Spezialität angefertigte Stahlbolzenkette verwandt, während Fig. 24 und
                              										25 einen
                              									Transporteur von C. Eitle, Stuttgart, zeigen, der mit
                              
                              									schmiedeeiserner Kette versehen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 597
                              Eisernes Band von Stotz.
                              
                           Die Platten des Gurtes erhalten je nach den besonderen Anforderungen verschiedene
                              									Form. Die Wölbung der Platten in Fig. 22 und 23 gibt
                              									denselben einmal grössere Festigkeit, soll aber vor allem ein Abstreichen des
                              									Materials an der Abwurfrolle ermöglichen. 
                              									In Fig.
                                 										19 bis 21 sind die Bleche eben und nur mit einem Wulst zur gegenseitigen
                              									Ueberdeckung versehen. Häufig erhält die Platte einen seitlichen Rand, wie in Fig. 24 und
                              										25, der
                              									dem Bande Trogform gibt und eine stärkere Beschüttung ermöglicht. Eine solche
                              									Ausführung zeigt auch Fig. 26, die einen sogen.
                              									Pfannentransporteur für 80 t stündliche Leistung von Wilhelm
                                 										Fredenhagen, Offenbach a. M., darstelltEs sei darauf aufmerksam gemacht, dass Fredenhagen auf der Düsseldorfer Ausstellung seine verschiedenen
                                    											Transporteurkonstruktionen in einem eigenen Pavillon im Betriebe
                                    											vorführt..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 598
                              Eisernes Band von Eitle.
                              
                           Die Unterstützung des Gurtes geschieht entweder durch feste Tragrollen, die in
                              									passenden Abständen gesetzt sind (Fig. 24 und 25), oder
                              
                              
                              									durch kleine Laufrollen, die an der Kette befestigt werden und auf Schienen laufen
                              										(Fig. 22
                              									und 23).
                              									Letztere Anordnung findet sich hauptsächlich bei schweren Transporteuren mit
                              									schmiedeeisernen Ketten. Leichte Transportgurte kann man auch einfach auf der
                              									Führung, am besten auf Hartholzleisten, schleifen lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 598
                              Fig. 26. Pfannentransporteur von Fredenhagen.
                              
                           Die Aufgabe des Materials kann durch eine Rutsche an beliebiger Stelle erfolgen. Man
                              									sollte aber immer, wie schon bemerkt, darauf sehen, dass nicht zu viel Material auf
                              									einmal aufgegeben wird, da hierdurch eine sehr starke plötzliche Beanspruchung der
                              									Kette entstehen kann. Der Abwurf erfolgt an der Endrolle. Will man an beliebiger
                              									Stelle abwerfen können, so ist ein Abstreicher anzuwenden, wie ihn Fig. 27 nach einer Ausführung von C. Hoppe, Berlin, für die Gasanstalt II,
                              									Charlottenburg, zeigt. Um reines Abstreichen zu ermöglichen, muss natürlich der Gurt
                              									aus glatten Blechplatten zusammengesetzt sein. Der Abstreichapparat ist fahrbar und
                              									kann so zur Beschüttung eines langgestreckten Schuppens ebenso verwandt werden, wie
                              									ein Abwurfwagen bei biegsamen Bändern.
                           Eine Spannvorrichtung ist stets anzubringen, damit einmal die Montage
                              									erleichtert und ferner ein Nachspannen der Kette bei eintretender Abnutzung in den
                              									Gelenken möglich wird. Man macht zu dem Ende die Lager des einen Kettenrades
                              									verschiebbar und verstellt sie durch Schraubenspindeln (vgl. Fig. 31).
                           Die Gurtgeschwindigkeit kann 0,25 bis 0,4 m pro Sekunde betragen. Die Leistung ist
                              									durch Aufzeichnen des mit Kohle beschütteten Bandquerschnitts ebenso zu ermitteln,
                              									wie oben. Der Kraftbedarf ergibt sich aus der Reibungsarbeit, wozu bei ansteigenden
                              									Bändern noch die Hubarbeit kommt. Zu berücksichtigen ist meistens, dass der Betrieb
                              									sehr rauh und eine sorgfältige Bedienung und Reinhaltung der bewegten Teile nicht zu
                              									erwarten ist, so dass man den Kraftverbrauch nicht zu niedrig veranschlagen
                              									darf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 598
                              Fig. 27. Abstreicher für ein eisernes Band von Hoppe.
                              
                           Am häufigsten werden Gurte aus eisernen Platten in Aufbereitungsanlagen benutzt. In
                              
                              									grossem Massstabe sind sie ferner von C. Hoppe, Berlin,
                              									in der Gasanstalt II, Charlottenburg, ausgeführt, wo sowohl die Kohle wie die
                              									abgelöschten Koks mit Hilfe eiserner Gurte transportiert werden, und zwar in
                              									horizontaler und in geneigter Richtung. Die Kohle wird hier von hydraulischen Kranen
                              									mit Selbstgreifern aus dem Schiff gehoben und auf zwei 100 m lange Bänder
                              
                              									geschüttet, die am Kanal entlang laufen und sie zwei weiteren 40 m langen Bändern
                              									übergeben, welche sie über eine Strasse hinweg dem Lagerplatze zuführen. Die
                              									Abwurfstelle dieser Bänder zeigt Fig. 28. Besonders
                              									bemerkenswert sind hier die Ablaufschurren, die auf Rollen 
                              
                              									laufen und hydraulisch verschoben werden, so dass die Kohle bald nach rechts,
                              									bald nach links dem untergeschobenen Kippwagen zufällt. Durch diese Einrichtung sind
                              									die sonst üblichen Wechselklappen vermieden worden, die bei schwerem Betriebe nicht
                              									lange halten. Fig. 27 (vgl. oben) zeigt das 150 m
                              									lange Band, welches den Zweck hat, die Behälter über den Retortenöfen zu füllen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 599
                              Fig. 28. Bänder mit Abwurfvorrichtung von Hoppe.
                              
                           Eine sehr interessante Anwendung des eisernen Gurtes zeigt noch Fig. 29, die eine Schiffsbelademaschine von Head, Wrightson and Comp., Thornaby on Tees, England,
                              									darstellt. Wie schon in der Einleitung bemerkt, hat man auf verschiedene Weise
                              									versucht, den Güteverlust, den die Kohle beim Stürzen ins Schiff nach den üblichen
                              									Verfahren erleidet, durch Einschaltung von Zwischengliedern zu vermeiden. Hier ist
                              									die Aufgabe in der Weise gelöst, dass die Kohle aus den selbstentleerenden
                              									Eisenbahnwagen, die auf einer Hochbahn herangeführt werden, einem Trichter zufällt,
                              									der sie an ein Band Weitergibt. Dieses ist auf einem eisernen Gerüst montiert, das
                              									senkrecht zum Ufer verschiebbar ist und einen an Seilen aufgehängten Ausleger
                              									besitzt. Der Ausleger trägt ein zweites Band, welches die Kohle vom ersten empfängt
                              									und einer Art von umgekehrtem Becherwerk übergibt, in dem die Kohle abwärts sinkt
                              									und ganz ruhig ohne Fall auf den Schiffsboden oder den angeschütteten Haufen
                              									niedergelegt wird. Da der Ausleger aufziehbar ist, so kann er immer dem Wechselnden
                              									Wasserstande oder der Schütthöhe entsprechend eingestellt Werden. Das Becherwerk
                              									steht mit der Maschinerie in Verbindung, so dass es eine gleichmässige Bewegung
                              									Inhalten muss. Es lässt sich nach allen Seiten, auch nach rechts und links,
                              									schwenken, wodurch die Verteilung der Kohle im Schiffsraum nach Möglichkeit
                              									erleichtert werden soll.
                           Eine von den bisher beschriebenen etwas abweichende Ausführung zeigt das Cornet'sche Band, dessen
                              									Konstruktion nach Schüchtermann und Kremer, Dortmund,
                              									die Fig. 30
                              									bis 34 zeigen. Dieses Band wird sehr häufig in
                              									Kohlenaufbereitungen als Lese- und Verladeband für Stückkohle verwandt. Das
                              
                              
                              									Fördergut wird hier nicht von Platten, sondern von Rundeisen getragen, die
                              									zwischen die beiden starken schmiedeeisernen Ketten genietet sind und eine Art Rost
                              									bilden. Durch die Spalten sollen kleine Kohlenstücke, die von den Rättern noch nicht
                              									ausgeschieden waren, hindurch fallen. – Die Kohle fällt vom Rätter her unmittelbar
                              									dem Bande zu, wird dann auf der horizontalen Strecke ausgelesen und darauf sofort in
                              									Eisenbahnwagen verladen. Damit nun die Kohle nicht unnötig fällt, was gerade bei
                              									Stückkohle sehr schädlich wäre, ist das Ende des Bandes um einen festen Punkt
                              									drehbar gemacht und an Ketten aufgehängt, so dass man, wie Fig. 34 zeigt, mittels einer kleinen Schneckenradwinde die Abwurfstelle
                              									beliebig heben und senken kann, entsprechend der Schütthöhe der Kohle im Wagen. Das
                              									Gewicht des drehbaren Teils ist durch ein Gegengewicht ausgeglichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 599
                              Fig. 29. Schiffsbelademaschine von Head, Wrightson and Comp.
                              
                           Die Einzelheiten gehen aus den Fig. 30 bis 33 hervor.
                              									Besonders bemerkenswert sind die Blechkästen, die an jedem zweiten Kettengliede
                              									befestigt sind, und die den Zweck haben, bei der stark geneigten Lage des Bandendes
                              									das Material aufzunehmen und ein Rutschen zu verhindern. Zugleich dienen sie dazu,
                              									den durch den Rost gefallenen Kohlengrus beim leeren Rückgang zu sammeln, indem sie
                              									ihn nach Art der Kratzer auf einer Bodenplatte vor sich her schieben. Deshalb sind
                              									die Rückenwände der Kästen zum Teil verlängert.
                           Der Antrieb erfolgt durch eine sechsseitige Trommel, die samt der Vorgelegewelle in
                              									einem gemeinsamen Bock verschiebbar gelagert ist und so das Nachspannen ermöglicht.
                              									Um gedrängten Bau zu erzielen, ist die Kette an der Abwurfstelle nur um eine
                              									vierseitige Rolle geführt.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 600
                              Cornet'sches Band von Schüchtermann und Kremer.
                              
                           Unterstützt wird das Band durch kleine Rollen, die in Winkeleisen laufen. Die Bahn
                              
                              									ist durch übergebogene Bleche nach Möglichkeit vor Verunreinigung geschützt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 600
                              Fig. 34. Cornet'sches Band.
                              
                           Fig. 35 zeigt dasselbe Band, jedoch mit Platten statt
                              									mit Rundstäben ausgerüstet.
                           Endlich sind noch Gurte aus Drahtgeflecht zu erwähnen,
                              									die in Kohlenwäschen zuweilen angewandt werden. Da sie ihrer Natur nach den Bändern
                              									aus Pflanzenfaserstoffen sehr ähnlich sind, so können sie auch ähnlich behandelt
                              									werden wie jene, insbesondere mit hoher Geschwindigkeit laufen (bis zu 3 m). Die
                              									Antriebsscheiben müssen, damit gute Mitnahme erfolgt, mit Lederbandage versehen oder
                              									aus Holz hergestellt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 600
                              Fig. 35. Eisernes Band von Schüchtermann und Kremer.
                              
                           Sehr haltbar sollen diese Gurte nicht sein, ausserdem steht der ziemlich hohe Preis
                              									einer ausgedehnteren Verwendung entgegen.
                           
                        
                           Kratzer, Schlepper und Schubrinnen.
                           Der Kratzer besteht aus einer Reihe von Schaufelblechen,
                              									die an eine oder zwei Ketten angeschlossen sind und das Material in einem Troge
                              									vor sich her schieben. Das Fördergut wird an beliebiger Stelle in den Trog
                              									hineingegeben und durch Aussparungen im Bodenblech, die von Hand durch Schieber
                              									geöffnet oder geschlossen werden können, entnommen.
                           Ein solcher Transporteur nach Ausführung von C. Eitle,
                              
                              									Stuttgart, ist in Fig. 36 und 37 dargestellt. Der Trog
                              									ist hier, wie meist üblich, aus zwei ⊏-Eisen mit
                              									untergenietetem Bodenblech hergestellt. Der untere arbeitende Strang des Kratzers
                              									schleift mit Hilfe besonderer Gleitstücke auf Hartholzleisten, die auf die ⊏-Eisen aufgeschraubt sind, während das rücklaufende Trum
                              									von Kettenrädern getragen wird. Zuweilen lässt man auch die Holzleisten fort, oder
                              									man lässt die Kratzerbleche, die unten durch ein Flacheisen verstärkt sind,
                              									unmittelbar im Troge schaben. Um den Kraftbedarf und das bei grossen, schlecht
                              
                              									geschmierten Transporteuren oft sehr lästige Geräusch zu vermindern, rüstet man bei
                              									besseren Ausführungen jedes Kratzerblech, statt )it Gleitstücken, mit kleinen
                              									Laufrollen aus (Fig. 38), ähnlich wie bei den
                              									eisernen Bändern. Fig. 39 gibt die Abbildung einer
                              									solchen Konstruktion von Wilhelm Fredenhagen, Offenbach
                              									a. M.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 600
                              Kratzer von Eitle.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 600
                              Fig. 38. Kratzer mit Laufrollen.
                              
                           Bezüglich der Ketten gilt das bei den Bändern Gesagte. Gewöhnlich werden Ketten aus
                              									schmiedbarem Guss verwandt, bei schweren Ausführungen aber auch wie dort Ketten mit
                              									langen Gliedern aus Schmiedeeisen. Den oben dargelegten Uebelständen der
                              									Rundeisenketten begegnet die für Kratzer sehr zweckmässige, allerdings nicht billige
                              									Dodge-Kette (Fig. 40 und 41), die von Wilhelm Fredenhagen hergestellt
                              									wird. Hier ist an der Berührungsstelle zweier Glieder ein Sattelstück aus
                              									schmiedbarem Guss eingeschaltet, das grosse 
                              
                              									Reibungsflächen bietet und zugleich leicht als Befestigungsstück ausgebildet
                              									werden kann (Fig. 41). Eine sehr kräftige
                              									schmiedeeiserne Kette, mit Anschlussstück aus schmiedbarem Guss, verwendet obige
                              									Firma bei ihrem Monobar-Kratzer, von dem Fig. 42 eine
                              									Abbildung gibt. H. Aug. Schmidt, Würzen, versieht seine
                              									Kratzer mit der in Fig. 43 dargestellten Kette, bei
                              									der Glieder aus Rundeisen mit solchen aus Flacheisen abwechseln, und die gute
                              									Berührungsflächen bietet. An den Flacheisengliedern lassen sich leicht Kratzerbleche
                              									befestigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 601
                              Fig. 39. Kratzer von Fredenhagen.
                              
                           Fig. 44 zeigt einen Kokstransporteur, der von C. Eitle, Stuttgart, für das neue Züricher Gaswerk
                              									geliefert ist, und der sich von der gebräuchlichen Ausführung dadurch unterscheidet,
                              									dass die Ketten seitlich an den Kratzerblechen anfassen, statt oben. Diese Anordnung
                              									war deshalb nötig, weil einzelne sehr grosse Koksstücke vorkommen und die Rinne, um
                              									dieselben durchzulassen, übermässig tief hätte werden müssen. Indessen mst die Kette
                              									von dem Fördermaterial eingehüllt und wird daher starker Abnutzung unterliegen. Die
                              
                              									Schrägstellung des Bleches hat den Zweck, das Material gewissermassen vom Boden
                              									abzuheben, doch dürfte sie keinen besonders grossen Einfluss haben. Häufig werden
                              									die Bleche aus dem genannten Grunde auch gewölbt hergestellt.
                           Die Geschwindigkeit des Kratzers kann zu 0,3 bis 0,5 m angenommen werden. Die
                              									Förderleistung berechnet man unter der Annahme, dass jedes Blech ein durch den
                              									natürlichen Böschungswinkel bestimmtes Materialquantum vor sich her schiebt, wie in
                              										Fig. 37
                              									angedeutet. Der Kraftverbrauch ist aus der Reibung zu ermitteln, die der
                              									Transporteur selbst und das Fördergut verursachen. Derselbe ist, wie leicht
                              									ersichtlich, sehr hoch, verglichen mit dem Kraftbedarf gut ausgeführter
                              									Bandtransporteure, da der Reibungskoeffizient zwischen Kohle und Eisen selbst bei
                              									glattgescheuerten Flächen mindestens 0,4, meistens aber mehr betragen dürfte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 601
                              Fig. 40. Dodge-Kette.
                              
                           Hieraus geht hervor, dass es im allgemeinen nicht wirtschaftlich ist, den Kratzer für
                              									grosse Förderleistungen zu verwenden. Handelt es sich aber um den Transport geringer
                              									Mengen, so ist er seiner Einfachheit und Betriebssicherheit wegen häufig sehr
                              									zweckmässig, zumal er fast gar keine Bedienung erfordert. Man findet den Kratzer
                              									daher vielfach in Gaswerken und Kesselhäusern, auch für grössere Transportwege.
                           Die Beschickung eines langgestreckten Kohlebehälters mit Hilfe eines Kratzers zeigt
                              										Fig. 45. Der Trog ist hier nach Fig. 38 ohne Bodenblech ausgeführt gedacht. Der
                              									Beschickungsvorgang bei leerem Behälter ist nun folgender: Das vom Elevator kommende
                              									Material stürzt zunächst in den Behälter, so lange, bis sich eine Anschüttung unter
                              									dem natürlichen Böschungswinkel nach der Linie ab
                              									gebildet hat. Von jetzt ab findet kein Stürzen mehr statt, sondern die weiter
                              									zugeführte Kohle gleitet ruhig an der schiefen Ebene herunter, die sich allmählich
                              									weiter vorschiebt, bis der Behälter voll ist. Oben auf dem Kohle-Haufen bildet sich
                              
                              									eine glatte Fläche aus, auf der die Kohle wie auf einer festen Unterlage durch die
                              									Kratzerbleche entlang geschoben wird. Die selbstthätige Füllung des Behälters wird
                              									also hier auf äusserst einfache Weise erreicht, und zugleich bietet die Anordnung
                              									den Vorteil, dass das Material, abgesehen vom Beginn der Füllung, keinen Sturz
                              									erleidet.
                           In Amerika werden Kratzer auch zur Aufstapelung der Kohle auf Lagerplätzen verwandt
                              									und zwar, wie die Fig. 46
                              									Buhle, Zeitschrift des Vereins deutscher
                                       												Ingenieure, 1899 S. 1485. und 47Westmann, Zeitschrift des Vereins deutscher
                                       												Ingenieure, 1894 S. 489. zeigen, durch Aufschüttung
                              									grosser kegelförmiger Haufen von etwa 18 m Höhe und 60 m Durchmesser. Der Kegel ist
                              									überspannt durch ein Gerüst in Form eines gleichschenkligen Dreiecks, dessen einer
                              									Schenkel einen Kratzertransporteur trägt. Diesem wird die Kohle vom Schiff oder von
                              									der Eisenbahn aus zugeführt. Der Boden des Kratzertroges besteht aus einem eisernen
                              									Band, das sich unten um eine Trommel aufwickelt und entsprechend der jeweiligen
                              									Schütthöhe allmählich nach der Spitze zu hinauf gezogen wird, so dass kein Fall der
                              									Kohle stattfindet. Das Material lagert sich dabei unter dem natürlichen
                              									Böschungswinkel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 601
                              Fig. 41. Befestigungsstück der Dodge-Kette.
                              
                           Die Entnahme der Kohle vom Lager geschieht durch einen zweiten Kratzer AB (Fig. 47). Dieser ist
                              									an einem Gitterbalken angebracht, der in A einen festen
                              									Drehpunkt hat und durch einen Seiltrieb um diesen Punkt geschwenkt werden kann. Er
                              									läuft dabei auf einer Anzahl im Kreise um A
                              									herumgelegter Schienen. Die beiden Stränge des Kratzers liegen in derselben
                              									horizontalen Ebene nahe über dem Boden, können in beiden Richtungen laufen und also
                              									in beide Haufen einschneiden. Sie nehmen das Material am äussersten Rande des Kegels
                              										
                              									ab und führen es nach dem Punkte A, wo ein anderer
                              									Kratzer einsetzt und die Kohle auf einen Turm C
                              									fördert, von wo sie unmittelbar in den Eisenbahnwagen fällt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 602
                              Fig. 42. Monobar-Kratzer von Fredenhagen.
                              
                           Die beschriebene Einrichtung ist von der Dodge Coal Storage
                                 										Co., Philadelphia, ausgeführt, deren Vertretung für Deutschland Wilhelm Fredenhagen übernommen hat. Für uns wird diese
                              									Aufstapelungsmethode weniger in Frage kommen, weil die deutsche Kohle im allgemeinen
                              									keine so bedeutende Lagerhöhe verträgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 602
                              Fig. 43. Schmiedeiserne Kratzerkette.
                              
                           In Gasanstalten ist eine der wichtigsten Aufgaben, die beim Entwurf der
                              									Fördervorrichtungen zu lösen sind, der Transport der glühenden Koks von den Retorten
                              									zum Löschplatz. Früher wurden dazu allgemein von Arbeitern geschobene eiserne Wagen
                              									verwandt. Neuerdings wendet man vielfach maschinelle Vorrichtungen an, die. zugleich
                              									sofortiges Ablöschen der Koks gestatten und daher nicht nur den Transport
                              									verbilligen, sondern auch die an den Retorten beschäftigten Arbeiter vor Hitze
                              									schützen und ihnen die gesundheitsschädliche Arbeit des Löschens ersparen.
                           Die bekannteste Konstruktion dieser Art ist die Brouwer'sche RinneD. R. P. Nr. 89784., die von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft in einer grösseren
                              									Anzahl von Gasanstalten ausgeführt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 602
                              Fig. 44. Schlepper von Eitle.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 602
                              Fig. 45. Beschickung eines Kohlebehälters mittels Kratzer.
                              
                           Der Transportvorgang ist fast genau derselbe wie bei den Kratzern, die Ausführung
                              									indessen insofern anders, als das Material nicht durch Schaufelbleche, sondern durch
                              									Stäbe mit genommen wird, und die Kette auf dem Boden der Rinne schleift. Man pflegt
                              									solche Transporteure als Schlepper zu bezeichnen,
                              									ebenso wie die Förderer mit auf dem Boden schleifender Kette und nach oben
                              									gerichteten Schaufelblechen, die nichts anderes sind als umgekehrte Kratzer 
                              									und für leichtere Materialien wegen ihrer einfachen Bauart häufig Verwendung
                              									finden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 603
                              Fig. 46. Aufschüttung von Kohlehaufen mittels Kratzer.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 603
                              Fig. 47. Aufschüttung von Kohlehaufen mittels Kratzer.
                              
                           Fig. 48 und
                              										49 geben
                              									die ältere Ausführung des Transporteurs wieder. Eine aus dem Bodenblech a und den Winkeleisen b
                              									gebildete Rinne ist vor den Oefen entlang Erlegt und nimmt die aus den Retorten
                              									kommenden Koks auf. Um dieselben sofort wenigstens teilweise abzulöschen, wird der
                              									Trog mit Wasser gefüllt gehalten. Die Beförderung des Materials geschieht durch
                              									Querstäbe aus Rundeisen, die zwischen zwei schmiedeiserne, abwechselnd aus hohen und
                              
                              									niedrigen Gliedern bestehende Ketten gehängt sind, die auf den Schenkeln der
                              									Trogwinkel schleifen. In Fig. 48 ist an jedes
                              									achte Kettenglied in etwa 600 mm Abstand ein solcher Mitnehmerstab
                              									angeschlossen.
                           Die letzte Strecke der Rinne ist steigend geführt, damit das Wasser nicht abfliesst.
                              									Hier findet die Hauptablöschung statt, da das Wasser mit hochgenommen wird, dann
                              									wieder über die Koks zurückstürzt und auf diese Weise innig mit dem Material in
                              									Berührung kommt. Oberhalb der Retorten kehrt die Kette zurück.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 603
                              Brouwer'sche Rinne von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
                              
                           Diese Konstruktion hat sich nicht genügend dauerhaft gezeigt, da Koks, besonders in
                              									glühendem Zustandel einen ganz ausserordentlichen Verschleiss herbeiführen. Daher
                              									sind in der neueren Ausführung, die Fig. 50 im
                              									Querschnitt darstellt, alle Teile erheblich verstärkt worden. Die Glieder der Kette,
                              									die auf den Führungsschienen schleifen, haben ⌶-Querschnitt und damit grössere Auflageflächen erhalten. Der Rinnenboden ist
                              									doppelt ausgeführt, so dass die obere 10 mm starke Blechplatte, die mit der unteren
                              									durch versenkte Schrauben verbunden ist, ebenso wie die Gleitschiene leicht
                              									ausgewechselt werden kann, ohne dass der ganze Trog erneuert werden müsste. Die
                              
                              									Gleitbahnen sind einigermassen geschützt durch Winkeleisen, die gleichzeitig
                              									verhindern, dass die Kette infolge zufälliger Hindernisse sich hebt und beim
                              									Zurückfallen die Koks zerschlägt, wodurch diese ihren Wert verlieren. Der
                              									rückkehrende 
                              									Strang des Transporteurs wird von Kettenrädern getragen, auf deren Schmierung
                              									mit Rücksicht auf die hohe Temperatur besondere Sorgfalt verwandt ist.
                           Die Geschwindigkeit beträgt etwa 0,25 m pro Sekunde. Bei einer Leistung von 300 bis
                              									500 hl Koks pro Stunde soll der Kraftverbrauch 1 bis 1,5 PS für 10 m Länge
                              									betragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 604
                              Fig. 50. Querschnitt der Brouwer'schen Rinne.
                              
                           Als Mängel der Brouwer'schen Rinne, die durch die
                              									genannten Verbesserungen noch nicht behoben sind, führt Emil
                                 										Merz, Direktor der Kasseler Gasanstalt, anJournal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung,
                                    											1902, S. 377., dass runde oder achteckige Stäbe als Mitnehmer das
                              									Fördergut nur unten fassen und infolgedessen die Koksstücke über den Stab
                              									zurückfallen und dabei zerbrechen, und ferner, dass es bei der geringen Länge der
                              									Glieder unmöglich ist, genau gleiche Kettenlängen zu erhalten. Er hat daher die in
                              										Fig. 51
                              									bis 53
                              									dargestellte Förderrinne konstruiert, die sich wieder dem Kratzer nähert, und bei
                              									der auf grösste Dauerhaftigkeit und leichten Ersatz aller Teile in erster Linie
                              									Rücksicht genommen ist.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 604
                              Koksrinne der Kasseler Gasanstalt.
                              
                           Der Trog ist aus Gusseisen hergestellt und besteht aus einzelnen etwa 1,4 m langen,
                              									miteinander durch Flanschen verschraubten Stücken. Um die Laufbahnen zu schonen,
                              									sind sie nach oben gelegt und so der Einwirkung der Koks nach Möglichkeit
                              									entzogen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 604
                              Drahtseilförderer.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 604
                              Fig. 57. Schubrinne von Fredenhagen.
                              
                           Gegen herunterfallende Stücke schützt ein überkragendes
                              									Winkeleisen. Die starke Abnutzung durch die gleitende Reibung 
                              									auf den Laufflächen wird durch die Verwendung von Rollen herabgezogen, deren
                              									Büchsen und Bolzen gehärtet sind. Die Ketten haben längere Glieder, wodurch genaue
                              									Justierung der Kettenlänge erleichtert wird. In je 500 mm Abstand sind die
                              									rechenartig konstruierten Mitnehmer eingehängt, deren Querstücke, ebenso wie die
                              									Kettenglieder, aus Stahlguss bestehen. Die schmiedeisernen Zinken sind nach vorn
                              									gebogen und sollen das Material gewissermassen tragend fortbewegen. Das Winkeleisen
                              										a dient als Laufschiene für eine verschiebbare
                              									Schirmwand, die bei Entleerung einer Retorte dieser gegenübergestellt wird und
                              									verhindert, das Koksstücke über die Rinne hinausfallen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 605
                              Fig. 58 bis 61. Schubrinne von Gebr. Commichau.
                              
                           Am Anfang der Rinne ist eine Abspritzvorrichtung angebracht, um die Kette von Staub
                              									zu befreien. Das hier ablaufende Wasser sammelt sich im Troge und wird von den Koks
                              									mitgenommen. Zur eigentlichen Ablöschung dienen Brausen, die nach jedem zweiten Ofen
                              									angeordnet sind.
                           Der Kraftbedarf für die 58,5 m lange Kette der Kasseler Gasanstalt beträgt etwa 3 PS
                              									bei voller Belastung.
                           Bei der Verlegung derartiger Rinnen ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass infolge der
                              									Temperaturausdehnung die Rinne sich sehr leicht verbiegt, wenn sie nicht genügend
                              									stark gebaut oder verschiebbar gelagert ist.
                           Als Schlepper sind die in Fig. 54 bis 56
                              									skizzierten Drahtseilförderer zu bezeichnen, die in
                              									Amerika viel angewandt werden. Der Ersatz der Kette durch ein Seil hat den Vorzug,
                              									dass keine Gelenke vorhanden sind, die geschmiert werden müssen, und dass jedenfalls
                              									die Betriebssicherheit grösser ist als bei Ketten aus schmiedbarem Guss, da kein
                              									plötzlicher Bruch eintreten kann. Ausserdem dürfte sich der Preis niedriger stellen.
                              									Ueber die Haltbarkeit der Seile ist nichts bekannt.
                           Die Mitnahme des Förderguts erfolgt durch kreisrunde Scheiben, die auf dem Drahtseil
                              									mittels Muffen festgeklemmt werden.
                           Mit den Kratzern verwandt sind endlich noch die Schubrinnen, die das Material gleichfalls in einem Troge mit Hilfe von
                              									Schaufelblechen vorwärts schieben, die aber nicht fortschreitende, sondern hin und
                              									her gehende Bewegung besitzen. Aus Fig. 57 ist die
                              									Ausführung von Wilhelm Fredenhagen zu ersehen, bei der
                              									die Bleche gelenkig aufgehängt sind, so dass sie sich beim Rückwärtsgang aus dem
                              									Material herausziehen. Die Tourenzahl dieses Transporteurs beträgt 60 pro Minute,
                              									der Hub 800 mm. Eine etwas andere Konstruktion zeigt die Schub rinne von Gebr. Commichau, Magdeburg (Fig. 58 bis 61). Die Kratzerbleche sind
                              									hier an einer Welle befestigt, die bei jedem Hubwechsel um 180° gedreht wird und so
                              									beim Rückgang die Bleche aus dem halbkreisförmigen Troge herauszieht. Bei kleineren
                              									Förderlängen erhält die Rinne die hin und her gehende Bewegung, bei grösseren (bis
                              									zu 60 m) die Welle, welche dann zwei Bewegungen gleichzeitig auszuführen hat. Eine
                              									Schubrinne von 300 mm Durchmesser soll 50 t Kohle pro Stunde fördern können.
                           Diese Konstruktionen zeichnen sich durch grösste Einfachheit und Betriebssicherheit
                              									aus.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)