| Titel: | Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung. | 
| Autor: | Gustav Rauter | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 655 | 
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                        Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
                        Von Dr. Gustav Rauter in Charlottenburg.
                        Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
                        
                     
                        
                           Wenn wir das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung an dieser Stelle
                              									besprechen, so wollen wir uns, dem Charakter dieser Zeitschrift entsprechend, auf
                              									die rein technischen Fragen beschränken und von einer künstlerischen Bewertung der
                              									Ausstellungsbauten im ganzen wie im einzelnen absehen.
                           Unter den Ausstellern auf dem Gebiete des Bauwesens nimmt die Ausstellung der
                              									Deutschen Portlandzement- und Betonindustrie den hervorragendsten Platz ein.
                              									Namentlich ist diese Ausstellung auch dadurch bemerkenswert, dass sie nicht, wie die
                              									meisten Ausstellungsbauten, nach Schluss der Ausstellung wieder verschwinden,
                              									sondern dass sie dauernd an Ort und Stelle verbleiben wird, als Zeugnis für die
                              									Leistungsfähigkeit des deutschen Betonbaues und als dauernder Schmuck für die
                              									Düsseldorfer Rheinanlagen.
                           Die deutsche Portlandzement-Industrie ist noch keine 50 Jahre alt; erst im Jahre 1855
                              									errichtete Dr. Hermann Bleibtreu die erste deutsche
                              									Portlandzementfabrik zu Stettin. Sie war auf eine Erzeugung von 25000 Fass
                              									Portlandzement im Jahre eingerichtet, einer Menge, die damals vielfach als ganz
                              									unglaublich hoch bezeichnet wurde, während heutzutage sich die Jahresproduktion der
                              									deutschen Portlandzementindustrie bereits auf mehr als 20 Millionen Fass
                              									beläuft.
                           Die neue Fabrik stand unter der ausgezeichneten Leitung von Dr. Hugo Delbrück, dem späteren langjährigen Vorsitzenden des Vereins der
                              									Portlandzementfabrikanten und erstem deutschen Fachmann auf diesem Gebiete.
                           Der genannte Verein Deutscher Portlandzementfabrikanten wurde im Jahre 1877 gegründet
                              									und machte sich namentlich durch die Aufstellung von Regeln für die Güte, die
                              									Beurteilung und Prüfung des Portlandzements verdient. Diese Regeln wurden in
                              									Gemeinschaft mit den massgebenden Baubehörden ausgearbeitet und mehrfach der stetig
                              									fortschreitenden Verbesserung der Fabrikation entsprechend verschärft, sodass durch
                              									ihre gewissenhafte Befolgung nicht zum wenigsten die deutsche
                              									Portlandzementfabrikation mit Recht zur ersten der Welt sich entwickelte. Die
                              
                              									Mitglieder des Vereins sind sowohl unter einander, wie auch ihren Abnehmern und
                              									insbesondere den Behörden gegenüber strengstens verpflichtet, nur nach jenen Regeln
                              
                              									hergestellte und geprüfte Ware in den Verkehr zu bringen. Dieser Umstand hat ihren
                              									Erzeugnissen einen so hohen Wert verliehen, dass sogar eine Anzahl ausländischer
                              									Zementfabriken dem deutschen Verein beigetreten sind und sich seinen Regeln
                              									unterworfen haben. Ein stattliches Laboratorium in Karlshorst bei Berlin dient als
                              									Mittelpunkt für die von dem Verein fortlaufend durchgeführten Untersuchungen und
                              									Prüfungen.
                           Auch auf der Düsseldorfer Ausstellung sind übrigens die zur Prüfung des
                              									Portlandzementes dienenden Apparate ausgestellt und in ihrer Anwendung
                              									erläutert.
                           Unter den Baukonstruktionen in Zement und Beton, die in Modellen, Zeichnungen oder
                              									auch in Probebauten erläutert sind, mögen zunächst die Zementeisenbauten
                              									besprochen sein. Wir haben bereits in diesem Journal, Hand 317, Seite 190, 205 und
                              									220 manche Mitteilungen über feuersichere Baukonstruktionen in Beton und Eisen
                              									gemacht, Mitteilungen, auf die wir uns auch hier beziehen wollen, indem wir nur
                              									solche Konstruktionen besprechen, die in jenen Aufsätzen nicht erwähnt waren. Die
                              									Zahl der Betoneisenkonstruktionen ist ungemein gross; es sollen ihrer im Ganzen über
                              									200 im Gebrauch sein. Besonders die letzten Jahre haben eine grosse Reihe von neuen
                              									Konstruktionen und von Patenten gebracht.
                           Der erste, der Betoneisenkonstruktionen anwandte, war bekanntlich Monier, der um das Jahr 1861 grosse Blumenkübel aus
                              									Zement durch Eiseneinlagen verstärkte, und dann seine Bauweise bald auch auf die
                              									Herstellung grösserer Wasserbehälter ausdehnte. Auf der Weltausstellung 1867 trat in
                              										F. Coignet ein zweiter Konstrukteur in Eisen und
                              									Beton auf. Im gleichen Jahre nahm auch Monier erstmals
                              									ein Patent auf seine Erfindung, aber erst Ende 1887 nahmen die Finnen Freytag und Heidschuch in
                              
                              									Neustadt an der Haardt, Martenstein & Josseaux in
                              									Offenbach am Main, sowie namentlich G. A. Wayss in
                              									Berlin die Ausführung von Betoneisenbauten für Deutschland energisch auf.
                           Bekanntlich entstehen bei einer an den Enden frei aufliegenden und in der Mitte
                              									belasteten Platte in den oberen Schichten Druckspannungen, in den unteren
                              									Zugspannungen. Da nun die Zugfestigkeit des Betons bedeutend kleiner ist, als seine
                              									Druckfestigkeit, so beginnt der Bruch bei Ueberlastung derartiger Betonplatten in
                              									den auf Zug beanspruchten Schichten, und es ist der Zweck der Eiseneinlage, die
                              									Platte dieser letzteren Beanspruchung gegenüber zu stärken. Dementsprechend werden
                              									auch die Eisenstäbe in der Richtung der Hauptzugspannungen und möglichst nahe an die
                              									Unterseite der Platte zu verlegen sein; hierbei ist indessen zu berücksichtigen,
                              									dass die Eiseneinlagen überall noch genügend mit Beton umhüllt sein und daher im
                              									Allgemeinen noch mindestens 1 cm Abstand von der Unterfläche der Betonkonstruktion
                              									besitzen müssen.
                           Bei dem ursprünglichen System nach Monier werden ausser
                              
                              									den die Zugspannungen aufnehmenden sogenannten Tragstäben noch senkrecht dazu
                              									sogenannte Verteilungsstäbe angeordnet. Letztere haben den Zweck, die Tragstäbe
                              									während der Herstellung der Decke in ihren gegenseitigen Abständen zu erhalten und
                              									werden daher an den Kreuzungsstellen mit diesen durch Drahtumwickelung verbunden.
                              									Ferner sollen die Verteilungsstäbe, die infolge von Temperaturschwankungen etwa
                              									senkrecht zu den Tragstäben auftretenden Spannungen aufnehmen und dadurch die
                              									Bildung von Rissen verhindern.
                           Bei dem in Frankreich verbreiteten System Bordenare
                              									dienen statt einfacher Stäbe schwache I-Eisen. Bei dem
                              									ebenfalls in Frankreich angewendeten System Bonna
                              									werden +-Einsen verwendet.
                           
                           Das amerikanische System Hyatt bedient sich als
                              									Einlagen aufrecht gestellter Flacheisen, wobei die Verteilungsstäbe aus dünnen
                              									Rundeisen durch Löcher in jenen hindurchgesteckt werden.
                           Eine ganze Anzahl von Systemen sieht von der Anwendung sich kreuzender Eisenstäbe ab
                              									und verwendet nur sogenannte Tragstäbe. Hier ist namentlich die Decke nach Ransome zu erwähnen, mit schraubenförmig gewundenem
                              									Quadrateisen als Einlage, die in Amerika sehr verbreitet sein soll.
                           Im Gegensatz hierzu hat Coignet Trag- und
                              									Verteilungsstäbe zu einem regelrechten Netzwerk verflochten. In den mit Streckmetall
                              									ausgeführten Decken vollends (siehe Seite 209 dieses Bandes) besteht dieses Netzwerk
                              									aus einem einzigen Stück Metall.
                           In dem von der deutschen Portlandzementindustrie herausgegebenen Führer durch ihre
                              									Ausstellung wird das Streckmetall als Einlage nicht besonders empfohlen, wenigstens
                              									nicht für solche Zwecke, wo es auf die Aufnahme stärkerer Belastungen ankomme. Es
                              									wird mitgeteilt, dass nach Versuchen von Fowler und Backer bei gleichem Eisenaufwand Rundeiseneinlagen dem
                              									Beton grössere Festigkeit erteilten, als solche aus Streckmetall, und dass der Grund
                              									davon wahrscheinlich in der starken Beanspruchung liege, dem das Stahlblech bei
                              									seiner Verarbeitung zu Streckmetall ausgesetzt werdeDie Ansicht, dass das „Streckmetall“ sich als Einlage im Beton bei
                                    											Belastungsproben nicht bewährt habe, weil das Stahlblech bei der
                                    											Verarbeitung zu Streckmetall zu stark beansprucht wird, erscheint uns irrig.
                                    											Wie oben bereits erörtert wurde, ist es die Aufgabe der Eiseneinlagen, die
                                    											Zugspannungen in der auf Biegung beanspruchten Platte aufzunehmen. Bei
                                    											gleichem Querschnitt wird das eingelegte Eisen diese Aufgabe unseres
                                    											Erachtens um so besser erfüllen, je höher die
                                       												Streckgrenze des Materials liegt. Sobald nämlich die Streckgrenze
                                    											der Eiseneinlage durch die aus der Belastung resultierenden Zugspannungen
                                    											überschritten wird, dehnt das Eisen sich beträchtlich ohne wesentliche Spannungszunahme. Der Beton
                                    											vermag die gleiche Dehnung nicht zu ertragen, er wird auf Zug überlastet, es
                                    
                                    											entstehen Risse in ihm auf der Zugseite der Platte und der Bruch der
                                    											letzteren ist eingeleitet. Nun wird aber die Streckgrenze des Materials
                                    											bekanntlich durch voraufgegangene Beanspruchungen, wenn diese bleibende
                                    											Formveränderungen herbeiführen, gehoben. Das
                                    											Streckmetall müsste demnach gerade durch die oben als schädlich bezeichnete
                                    											Beanspruchung des Materials bei seiner Herstellung als Einlage in
                                    											Betonplatten an Güte gewinnen.Von grossem Interesse wären vergleichende Versuche mit mehreren Deckenplatten
                                    											von gleichen Abmessungen und mit gleich starken Eiseneinlagen, die aber bei
                                    											einigen Decken zur Erzielung hoher Streckgrenze hartgezogen, bei anderen
                                    											dagegen vorher geglüht wurden. Bei sachgemässer Durchführung würden solche
                                    											Versuche zugleich Aufschluss darüber geben, dass die Leistung der
                                    											Eiseneinlagen bis zur Rissbildung im Beton nicht von der Bruchfestigkeit der
                                    											Einlagen abhängt, sondern davon, welche Zugbelastung sie aufzunehmen
                                    											vermögen, bis ihre Dehnung gleich der Bruchdehnung des Betons oder sonstigen
                                    											Deckenmaterials ist und dass die Streckgrenze der Einlagen massgebend für
                                    											die höchste Tragfähigkeit der Decke ist.Die Redaktion..
                           Liegen die Betonplatten nicht an beiden Enden frei auf, findet vielmehr an den
                              									Auflagern eine gewisse Einspannung in die Umfassungsmauern statt, oder liegt die
                              									Decke als kontinuierliche Platte frei über mehrere Eisenträger, so vermindern sich
                              									die Beanspruchungen in der Mitte der Platte, aber es treten gleichzeitig
                              									entgegengesetzt gerichtete Biegungsbeanspruchungen an den Stützen auf, sodass in
                              									vielen Fällen zur Aufnahme der Zugspannungen in der Nähe der Stützen die
                              									Eiseneinlagen in die oberen Schichten der Betonplatten verlegt werden müssen.
                              									Uebrigens hatte auch schon Monier selbst bereits
                              									derartige Konstruktionen ausgeführt.
                           Auch das System Hennebique (Band 317 Seite 208) nimmt
                              									auf diese Erwägungen Rücksicht und enthält demnach zwei Reihen von Eisenstäben,
                              									deren eine gradlinig ist und durchaus im unteren Teile des Betonquerschnittes
                              									verläuft, während die andere Reihe nach den Stützen zu nach oben abgebogen ist und
                              									über diese weggeht. Die von Hennebique angewendeten
                              									U-förmigen Flacheisenbügel zur besseren Verbindung des Betons mit den Eiseneinlagen
                              									werden in dem erwähnten Führer für durchaus überflüssig erklärt. Uebrigens seien
                              									auch dme ersten Betoneisenbalken, ähnlich denen der Konstruktion nach Hennebique, bereits 1886 beim Bau der Bibliothek in
                              									Amsterdam ausgeführt worden; auch in der Schrift des Ingenieurs Wayss von 1887 über das System Monier waren Beispiele von ähnlich armierten Fensterstürzen zu finden.
                              									Dagegen datieren die Hennebique'schen Patente erst aus
                              									den Jahren 1893 und 1897.
                           Nach dem System Klett werden Flacheisen mit
                              									aufgenieteten Winkeleisenstücken als Einlage verwendet, ähnlich wie bei der Möller'schen Trägerdecke. Während die letztere Decke
                              									eine Plattenbalkendecke ist, ist die Klett'sche Decke
                              									eine sogenannte Voutendecke, in ihrem äusseren Ansehen ähnlich der Koenen'schen Voutenplatte.
                           Eigentümlich ist das System einer Plattenbalkendecke nach Sanders. Dieser bringt die Verstärkungsrippen nicht unterhalb, sondern
                              									oberhalb der eigentlichen Deckenplatte an, sodass die die Zugspannungen aufnehmenden
                              									Eisen in die Decke zu liegen kommen, während die Rippen keine Eiseneinlage erhalten.
                              									Es ist indess nicht anzunehmen, dass dies von irgend einem Vorteil sein könnte. Im
                              									Gegenteil wird die Benutzung der Decke als Fussboden hierdurch sehr erschwert.
                           Eine gewisse Aehnlichkeit mit der Hennebique'schen
                              									Bauweise zeigen die von der Akt.-Ges. Wayss &
                                 										Freytag in Berlin ausgeführten Betoneisenträger. Bei letzteren liegen im
                              									Gegensatz zu den Hennebique'schen Decken die Rundeisen
                              									dicht neben einander und die Bügel umfassen sämtliche Eisen oder doch einen
                              									grösseren Teil davon, sodass auch Spaltungen und Längsrissen entgegenwirkende
                              									Verbindungen der Eisen unter einander hergestellt werden. In der Mitte haben diese
                              									Bügel weiteren, nach den Auflagern zu engeren Abstand von einander.
                           Bei Konstruktionen von Säulen in Beton schliesst im allgemeinen der Betonpfeiler von
                              									irgend einer Querschnittsform eine gewisse Anzahl senkrecht stehender
                              									Rundeisenstangen ein, die sich in der Nähe einer Mantelfläche befinden und mehrfach
                              									quer mit einander verbunden sind. Diese Armierung hindert den Beton daran, unter dem
                              									auf ihm lastenden Druck seitlich auszuweichen. Hierdurch wird auch bei hohen Säulen,
                              									abgesehen von der notwendig einzuhaltenden Knickfestigkeit? die sogenannte
                              									Würfelfestigkeit des Betons erhalten, die wesentlich höher ist, als die Festigkeit
                              									prismatischer Körper. Zugleich hindert wiederum der Beton die in ihm
                              									eingeschlossenen Eisenstangen am Ausweichen zwischen den Querverbindungen, die
                              									gewöhnlich 20 bis 40 cm weit auseinander liegen.
                           Soweit nur einiges über Betoneisenkonstruktionen im allgemeinen als Ergänzung unseres
                              									neulichen Aufsatzes über feuersicheres Bauwesen. Bei Betrachtung der Ausstellung des
                              									Vereins deutscher Portlandzementfabrikanten und des deutschen Beton-Vereins im
                              									einzelnen fällt zunächst die grosse Figurengruppe in die Augen, die den Mittelpunkt
                              									der ganzen Anlage bildet, und die in kürzester Zeit aus einem einzigen Stück
                              									hergestellt worden ist. Sie ist von der Firma E.
                                 										Schwenk in Ulm geliefert und besteht aus einem hohlen Betonkern, mit einem
                              									äusseren Ueberzug aus einer Sandsteinmischung. Diese Figurengruppe ruht auf starken
                              									Gewölben ganz aus Beton und ohne jede Eiseneinlage. Der Kern dieser, von Dücker & Co. in Düsseldorf ausgeführten
                              									Gewölbeanlage, die sich als eine unterkellerte Terrasse darstellt, die oben mit der
                              									hochwasserfreien Strassenfläche in einer Ebene liegt, unten sich gegen die tiefer
                              									liegende Uferstrasse öffnet, besteht aus Kies-Sand-Beton, während die äusseren
                              									Flächen aus einer besonderen Mischung bestehen, die von Steinmetzen nachträglich
                              									bearbeitet worden ist. Grosse Freitreppen in schönem, granitähnlichem – und
                              									granithaltigem – Kunststein, von J. Simonis in Köln
                              									ausgeführt, verbinden die obere Terrasse mit den tiefer liegenden Hallen.
                           Diese letzteren sind in ihren Rückwänden von Hüser &
                                 										Co. in Oberkassel mit freistehenden Stützmauern konstruiert und in
                              									Stampfbeton ausgeführt. Die Schauseiten sind ihrer ganzen Länge und Höhe nach in
                              									einem Stück in vorher aufs genaueste hergestellter Verschalung eingestampft und dann
                              									noch von den Steinmetzen nachträglich überarbeitet worden. Indem man die äussere
                              									Schicht hierbei in einer Steinmischung ausführte, ähnlich der vorher erwähnten, war
                              									es so möglich' der Aussenfläche ein derartiges Aussehen zu geben, dass es selbst dem
                              									Fachmann schwer wird, den Unterschied zwischen diesen Steinen und natürlichen
                              									Steinen herauszufinden.
                           
                           Ob es freilich der höchste Ehrgeiz des Bauingenieurs sein darf, seinen
                              									Betonbauten ein Aussehen zu geben, dass sie möglichst Steinbauten ähnlich macht, ist
                              									eine andere Frage. Unserer Ansicht nach wäre es jedenfalls viel angebrachter, dahin
                              									zu streben, derartigen Bauten gerade mit Absicht einen solchen Charakter zu geben,
                              									dass sie sich als, Betonbauten im besten Sinne des Wortes zeigen, und dass der
                              									Beschauer durch sie darauf hingewiesen wird, welcher Leistungen der Betonbau fähig
                              									sei. Hierdurch wird er auf die Dauer viel mehr Ehre einlegen, als wenn er sich
                              									begnügt, dann, wenn er gefallen will, sein Ziel in der Nachahmung anderer Baustoffe
                              									zu setzen.
                           Die massiven Decken in den Hallenbauten sind von der Firma Wayss & Freytag in Neustadt a. d. Haardt ausgeführt worden, und zwar
                              									in 12 verschiedenen Konstruktionen, von denen zwei sogar ohne Eisenarmierung sind.
                              									Ihre Tiefe beträgt 8,05 m im Lichten.
                           Auch die beiden, weithin sichtbaren 35 m hohen Säulen, die sich rechts und links von
                              									der grossen Brunnengruppe erheben, sind schöne Leistungen des Betonbaues. Sie sind
                              									im wesentlichen von der Firma B. Liebold & Co.
                                 										Akt-Ges. in Holzminden ausgeführt worden. Da die Säulen, ebenso wie die
                              									ganze Anlage, nach Schluss der Ausstellung erhalten bleiben sollen, so sind ihre
                              									Fundamente 5,50 m unter die Bodenfläche herabgeführt und bedecken hier eine
                              									Grundfläche von 13 mal 13 m. Auch enthält die Fundementplatte einen liegenden Rost
                              									von I-Trägern, um etwaige Bildung von Rissen zu verhindern. Trotzdem die Säulen
                              									inwendig hohl sind, ist ihr Gewicht doch recht beträchtlich und lastet mit einem
                              									Druck von 1,5 kg/qcm auf dem Baugrund.
                           Zwischen den beiden oberen Terrassen ist eine 30 m weit gespannte Betonbrücke
                              									geschlagen, die sich namentlich durch sehr geringe Pfeilhöhe auszeichnet. Die Brücke
                              									ist ausgeführt von der Firma Dyckerhoff & Widmann
                              									in Biebrich a. Rh., einer Firma, die überhaupt auf dieser Ausstellung durch
                              									zahlreiche Arbeiten vertreten ist. Insbesondere hat sie auch nördlich, rheinabwärts
                              									von der Brücke, einen interessanten Querschnitt durch eine moderne Strasse
                              									dargestellt, mit Kanälen und Rohrprofilen verschiedener Art. In den geflossenen
                              									Ausstellungshallen (unter der Terrasse) zeigt sie zahlreiche Modelle ausgeführter
                              									Brückenbauten u.s.w.
                           Ferner seien auch noch die Fussböden in dem Mittelbau erwähnt, die von der Leipziger Zement-Industrie, Dr. Gaspary & Co. in
                              									Markanstädt bei Leipzig aus Marmarazement hergestellt sind. Diese Platten zeigen
                              									besonders frische Farbe und namentlich eine grosse Festigkeit. Aehnlich sind auch
                              									die von der Firma H. Reinarz in Heerdt bei Neuss
                              									hergestellten Fliesen.
                           Nicht weit von dieser Ausstellung haben auch zwei andere Zementwerke für sich eine
                              									sehr interessante Vorführung ihrer Erzeugnisse gegeben, nämlich die Buderus'schen Eisenwerke
                              									in Wetzlar, sowie die Rheinische Bergbau- und Hüttenwesen
                                 										Akt.-Ges., Niederrheinische Hütte zu Duisburg-Hochfeld. Beide Pavillons
                              									sind sehr geschmackvoll in Formen des romanischen Styls erbaut, und zwar lediglich
                              									aus den Erzeugnissen der betreffenden Firmen.
                           Die Buderus'schen Eisenwerke in Wetzlar stellen aus ihren Eisenschlacken namentlich auch
                              									Eisenportlandzement her, zu dessen Gewinnung ausser Hochofenschlacke nur noch
                              									Nassauischer Marmorkalkstein verarbeitet wird. Das Portlandzementwerk wurde im Jahre
                              									1899 in Betrieb gesetzt und war zunächst auf eine Leistungsfähigkeit von 100000 Fass
                              									Zement berechnet, die aber inzwischen schon auf 300000 Fass erhöht worden ist. Der
                              									Eisenportlandzement wird in diesem Werke in der Art gewonnen, dass einerseits aus
                              									den beiden genannten Rohstoffen ein kalkreicher Portlandzement hergestellt wird,
                              									dass aber ferner noch diesem Portlandzement fein gemahlen granulierte
                              									Hochofenschlacke im Betrage von höchstens 30 % zugesetzt wird. Diese
                              									Hochofenschlacke kann man gewissem Sinne als einen kalkarmen Portlandzement
                              									bezeichnen, obschon dies freilich nicht mit der von dem Verein Deutscher
                              
                              									Portlandzementfabrikanten gegebenen Begriffsbestimmung des Wortes Portlandzement
                              									übereinstimmt, wonach Portlandzement ein Produkt ist, entstanden durch innige
                              									Mischung von kalk- und thonhaltigen Materialien als wesentlichen Bestandteilen,
                              									darauf folgendes Brennen bis zur Sinterung und Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit.
                              									Dagegen sei jedes Produkt, das auf andere Weise entstanden sei, oder dem
                              									während oder nach dem Brennen fremde Körper beigemischt seien, nicht als
                              									Portlandzement zu betrachten.
                           Jedenfalls hat der Verein Deutscher Eisenportlandzementwerke sich dazu entschlossen,
                              									um allen Missverständnissen aus dem Wege zu gehen, sein Erzeugnis nicht als
                              									Portlandzement schlechthin, sondern als Eisenportlandzement zu bezeichnen. Er hat
                              									über dessen Eigenschaften eine vom Mai 1902 aus Düsseldorf datierte Erklärung
                              									abgegeben, die folgende Begriffsbestimmung darüber enthält, was er unter
                              									Eisenportlandzement versteht:
                           
                              „Unter dem Namen Eisenportlandzement ist ein nach einem besonderen Verfahren
                                 										hergestellter Zement zu verstehen, welcher in seinen Eigenschaften, Zug- und
                                 										Druckfestigkeit, Raumbeständigkeit und Mahlung den Normen für einheitliche
                                 										Lieferung und Prüfung von Portlandzement, aufgestellt von dem Königl. Preuss.
                                 										Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten mittels Zirkularerlass
                                 										vom 28. Juli 1887, entspricht, mit der Verschärfung, dass bei der Probe mit drei
                                 										Gewichtsteilen Normalsand und einem Gewichtsteil Zement die 28tägige
                                 										Zugfestigkeit von bisher 16 kg auf 18 kg für den qcm und dementsprechend die
                                 										Druckfestigkeit von 160 auf 180 kg. erhöht wird.“
                              
                           
                              „Der Prozentsatz von kalkreichem Portlandzement im fertigen Eisenportlandzement
                                 										soll nicht unter 70 % gehen. Der von den Mitgliedern des Vereins hergestellte
                                 										und in den Handel gebrachte Eisenportlandzement unterliegt dauernd der Prüfung
                                 										durch eine Versuchsanstalt. Für die Güte des Eisenportlandzements bei
                                 										sachgemässer Verarbeitung wird in jeder Hinsicht dieselbe Gewähr, ausserdem aber
                                 										auch noch, wie vorerwähnt, die Bürgschaft für höhere Druck- und Zugfestigkeit
                                 										geleistet, wie solche in den angeführten Normen vorgeschrieben ist.“
                              
                           In einer Anmerkung zu dieser Erklärung wird dann noch folgendes hervorgehoben:
                           
                              „Vielfach wird der Eisenportlandzement absichtlich oder unabsichtlich als
                                 										Schlackenzement bezeichnet. Diese Bezeichnung ist grundfalsch, denn unter dem
                                 										Namen Schlacken- oder Puzzolanzement versteht man ein auf kaltem Wege, also ohne
                                 										vorheriges Brennen oder Glühen hergestelltes Gemisch von Schlackensand mit
                                 										gelöschtem Kalk.“
                              
                           Ferner stellen die Buderus'schen Eisenwerke auch noch
                              									Schlackensteine aus ihrer Schlacke her. Zu diesem Zwecke wird die Hochofenschlacke
                              
                              									durch Einführen in einen Wasserstrom gekörnt, wodurch der sogenannte Schlackensand
                              									entsteht. Dieser wird dann nach Zumischung von gelöschtem Kalk unter hohem Druck zu
                              									Steinen gepresst. Diese Steine erhärten ohne weiteres an der Luft und erfordern
                              									deshalb keine besondere Brennkosten. Sie besitzen eine grosse Luftdurchlässigkeit
                              
                              									und sind deshalb für Wohnungszwecke ein sehr gesundes Baumaterial.
                           Es wurden von diesen Schlackensteinen im Jahre 1897 etwa 2½ Million, 1901 schon 10
                              									Millionen versandt.
                           Der Ausstellungspavillon dieser Firma ist von dem Düsseldorfer Baumeister vom Endt entworfen und ganz aus Schlackensteinen, die
                              									Kuppel aus Eisenportlandzement hergestellt. An dem ganzen Gebäude befinden sich
                              									trotz seiner vielen Formen und Verzierungen nur Steine normalen Formates. Die
                              									Verzierungen sind in die fertig versetzten Steine nachträglich eingemeisselt worden,
                              									eine Technik, die sich hier um so besser ausnimmt, als zum Teil der vertiefte Grund
                              									der so hergestellten Verzierungen vergoldet ist. Man hat bekantlich auch an
                              									Ziegelbauten ähnliche Dekorationen versucht, und namentlich in England findet ein
                              									nachträgliches Bearbeiten fertig versetzter Ziegel mit Hammer und Meissel öfter
                              									statt. In Deutschland hat sich ein derartiges Verfahren aber bei Ziegeln nicht
                              									eingebürgert, da es sich mit der Ziegeltechnik schlecht verträgt, auch der gebrannte
                              									Thonziegel für eine solche Bearbeitung zu spröde ist. Jedoch scheint sie sich für
                              									das vorliegende Material recht gut zu eignen.
                           Auch auf die Ausstellung der Rheinischen Bergbau- und Hüttenwesen-A.-G.
                              									Niederrheinische Hütte zu Duisburg-Hochfeld, lässt sich das Vorhergesagte im grossen
                              									und ganzen anwenden; jedoch stellt diese letztere Firma nicht nur
                              									Eisenportlandzement, sondern auch wirklichen Portlandzement her, wobei aber die
                              									gesamte, als Rohmaterial dienende Hochofenschlacke den nochmaligen Brennprozess
                              									durchgemacht hat.
                           Nahe verwandt mit den vorhin beschriebenen Schlackensteinen sind die rheinischen
                              									Schwemmsteine, die gleichfalls 
                              									in einem damit ausgeführten Gebäude in ihrer praktischen Anwendung aufs
                              									schönste vor Augen geführt werden. Eine Anzahl rheinischer Schwemmsteinfirmen hat
                              									sich zusammengethan, um dieses Gebäude herzustellen, und uni daran die verschiedenen
                              									Techniken des Schwemmsteinbaues zu zeigen. Auch die rheinischen Schwemmsteine sind
                              									aus Schlackensand und Kalk ohne Brennen hergestellt. Der Schlackensand ist in diesem
                              									Falle aber nicht künstlich hergestellt, sondern ein natürliches Erzeugnis der
                              									erloschenen rheinischen Vulkane aus der Gegend von Neuwied. Er bedeckt dort weite
                              									Strecken Landes und ist unter dem Namen Bimssand bekannt. Er wird einfach mit
                              									Kalkmilch angemacht und in Formen geschlagen, worauf die so hergestellten Steine in
                              									zwei Wochen soweit abbinden, dass sie aus dem hölzernen Rahmengestell entfernt
                              									werden können, in das man sie zunächst eingesetzt hat, während sie nach drei bis
                              									vier Monaten versandfähig sind. Massig warme und feuchte Witterung begünstigt das
                              									langsame Abbinden des Materials und die Erzielung eines guten Steines.
                           Im Jahre 1899 bis 1900 wurden etwa 255 Millionen dieser Steine zu Bahn, zu Schiff
                              									oder zu Achse versandt. Namentlich ist grosse Leichtigkeit ein Vorzug der
                              									rheinischen Schwemmsteine, da das damit hergestellte Mauerwerk nur etwa die Hälfte
                              									des Gewichtes von gewöhnlichem Ziegelmauerwerk hat. Ferner ist die Verbindung der
                              									Schwemmsteine mit dem Mörtel, in den sie eingesetzt werden, äusserst innig, da
                              									einmal beider Zusammensetzung sich ziemlich nahe kommt, andererseits die
                              									Schwemmsteine eine sehr rauhe Oberfläche haben. Ferner ermöglichen sie auch wegen
                              									ihres besonderen grossen Formates ein rasches Mauern; denn zwei Normalschwemmsteine
                              									nehmen denselben Raum ein, wie drei normale Thonziegel.
                           Eine sehr beliebte Anwendung der rheinischen Schwemmsteine ist die zur Ausmauerung
                              									von Holzbalkendecken. Bei deren Ausführung werden einfache Latten an den beiden
                              									Seiten der Deckenbalken bündig mit der Unterfläche der Balken aufgenagelt und dienen
                              									den auf einer verschiebbaren Schalung aufgelegten Schwemmsteinen als Widerlager,
                              									wobei die mittleren Reihen verkeilt werden. Besser giebt man der Decke eine geringe
                              									Wölbung, indem man hierzu die an die Balken und Latten anliegenden Steine
                              									entsprechend aushaut. Die unteren Balkenflächen werden geplistert und die ganze
                              									Fläche eingeputzt.
                           Während diese Deckenform sich wenig über die Heimat der Schwemmsteine hinaus
                              									verbreitet hat, ist ihre Verwendung zu Eisenbalkendecken schon verbreiteter;
                              									namentlich die Kleine'sche Decke, die Schürmann'sche Decke und die Felderhoff'sche Decke werden gern mit Schwemmsteinen ausgeführt. Bei
                              									letzterer liegen die Schwemmsteine auf den Flanschen eines aus Eisenblech gestanzten
                              									T-Eisens, das, der Balkenentfernung angepasst, mit den beiden Enden auf den
                              									Flanschen der Deckenträger ruht. Wegen der beiden erstgenannten Decken vergleiche
                              									Band 317, Seite 193.
                           Im übrigen wird der Bimssand auch vielfach zur Herstellung von Bimsbeton und von
                              									Bimszementdielen benutzt. Auch zur Verzierung von Mauerflächen mit Spritzbewurf wird
                              									Bimssand verwendet. Zur Herstellung dieses Verputzes wird fein gesiebter Bimssand
                              									geringer Korngrösse mit Kalkbrei vermengt und mit der Mauerkelle frei angeworfen.
                              									Durch das leichte Anhaften des Materials an dem Unterputz, sowie durch seine
                              									schnelle Verbindung mit diesem, wird eine schöne gleichmässig rauhe Oberfläche
                              									erzielt.
                           Im Gegensatz zu der Industrie der kalkhaltigen Steine ist die der gebrannten Ziegel
                              									auf der Ausstellung nicht besonders hervorragend vertreten. Am Rhein wird ja
                              									überhaupt dem Ziegelbau weit weniger Interesse zugewendet, als etwa in
                              									Nord-Deutschland oder den Niederlanden.
                           Von natürlichen Steinen waren dagegen zahlreicht
                              									Proben in jedem Zustande der Bearbeitung ausgestellt; namentlich fällt hier die
                              									Ausstellung der Westerwälder Basalt-Brüche, G. m. b. H.
                              									in Eiserfeld durch geschmackvolle Anordnung auf. Basaltsteine finden ja heute noch
                              									beim Wasserbau und Tiefbau ausgedehnte Anwendung, während sie im Hochbau kaum mehr
                              									verwandt werden. Im Mittelalter wurden sie vielfach zusammen mit Tuffsteinen in der
                              									Weise vermauert, dass sich Basaltsäulenschichten mit Tuffsteinschichten
                              									abwechselten, wobei die Basaltsäulen als Binder durch die Mauer durchgingen und
                              									aussen mit ihren Köpfen sichtbar waren. Namentlich für Befestigungszwecke war
                              									eine derartige Bauweise beliebt, wie denn z.B. auch die Kölnische Stadtmauer, aus
                              									dem 13. Jahrhundert stammend, in dieser Technik ausgeführt war.
                           Auch der Bau der Stein- und Thonindustrie-Aktien-Gesellschaft
                                 										Brohlthal zu Köln ist hier zu erwähnen. Es ist eine kasemattartige Halle
                              									aus Brohlthaler Tuffstein erbaut, einem Material, das, wie eben erwähnt, früher
                              									äusserst verbreitete Anwendung gefunden hat, das aber in der letzten Zeit wohl mit
                              									Unrecht etwas vernachlässigt worden ist. Der Tuffstein bildete im Mittelalter nicht
                              									nur im Rheinlande, sondern auch in den Niederlanden ein sehr geschätztes
                              									Baumaterial, namentlich für Kirchenbauten, und wurde zu diesem Zwecke vor der
                              									Entwickelung der Ziegel-Industrie in den Niederlanden und in den nördlichen Ländern,
                              									sogar bis Skandinavien hin versandt. Ausser Tuffstein führt die Firma noch vor
                              									Melaphyr-Pflastersteine und Kleinschlag, Phonolit-Kleinschlag, Vulkansand, roh und
                              
                              									fein gemahlen zur Herstellung von hydraulischem Mörtel und dergleichen mehr; ferner
                              									auch ihre Erzeugnisse in feuerfesten Steinen, Klinkern, Belagplatten und
                              
                              									Dinassteinen.
                           Von ganzen Bauten, die als solche ausgestellt sind, sind weiter noch zu erwähnen die
                              									Arbeiterwohnhäuser. Hierher gehören zwei Krupp'sche
                              									Arbeiterwohnhäuser, das Arbeiterdoppelwohnhaus der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft. Kolonie Nieder-Ewing, sowie
                              									das des Gemeinnützigen Bauvereins zu Remscheid, ferner
                              									das der Odenkirchner Aktien-Baugesellschaft zu
                              									Odenkirchen, das der Rheydter Aktien-Baugesellschaft zu
                              									Rheydt und das der Arbeiterwohnungsgenossenschaft zu
                              									Köln-Süd.
                           Die Krupp'schen Wohnhäuser sind ja, wie überhaupt die
                              
                              									Wohlfahrtseinrichtungen der Firma Friedrich Krupp,
                              									wegen ihrer Zweckmässigkeit und Schönheit weithin bekannt. Sehr gefällig ist auch
                              									das von dem Gemeinnützigen Bauverein in Remscheid
                              									erbaute Haus, das nach alter bergischer Bauart errichtet ist. Es ist in Holzfachwerk
                              									mit Schieferbekleidung und Ziegelpfannenbedachung ausgeführt, einer Bauart, die sich
                              									namentlich bei Einzelhäusern für das bergische Land als äusserst geeignet, gesund
                              									und widerstandsfähig gegen die Einflüsse der Witterung erwiesen hat.
                           Das Wohnhaus der Arbeiterwohnungs-Genossenschaften zu
                              									Köln-Süd dagegen bietet kein Beispiel einer glücklichen Architektur; eine
                              									Vereinfachung seiner etwas kleinlich wirkenden äusseren Formen könnte jedenfalls
                              									nichts schaden.
                           Das Haus der Rheydter Aktien-Baugesellschaft ist nach
                              									dem System Prüss erbaut worden, von dem wir schon Band
                              									317, Seite 221 einiges berichtet haben. Die Umfassungsmauern bestehen aus zwei, je ¼
                              
                              									Stein starken Wänden, die durch senkrecht und wagerecht eingemauerte Bandeisen
                              									erstarkt sind. Der etwa 15 bis 20 cm starke Raum zwischen der vorderen und hinteren
                              									Wand kann mit schlechten Wärmeleitern, wie Asche, Torf oder dergleichen ausgefüllt
                              									werden. Indessen ist von der genannten Baugesellschaft vorläufig nur dieses eine
                              									Ausstellungshaus in der Bauweise nach Prüss hergestellt
                              
                              									worden, während ihre sonstigen Bauten sämtlich in massivem Ziegelmauerwerk errichtet
                              									sind. Einige in den Wänden gelassene Oeffnungen und unverputzte Stellen ermöglichen
                              									es, die Konstruktion näher zu betrachten.
                           Transportable Häuser sind ausgestellt von der Deutschten
                                 										Baracken-Baugesellschaft in Köln a. Rh., und zwar sind dies zwei Bauten in
                              									der Nähe des Verkehrsbureaus, sowie das Ausstellungs-Postamt. Das hier verwendete
                              									System Brümmer stellt eine Abänderung der bekannten Döker'schen Baracken dar. (Vergleiche auch Band 317,
                              
                              
                              									Seite 223–224.) Während die Döcker'schen Baracken aus
                              									einzelnen Tafeln zusammen gesetzt sind, die aus mit einer besonderen Art von Pappe
                              									bekleideten Holzrahmen bestehen, so sind diese Rahmen bei dem Brümmer'schen System nicht mit Barackenpappe, sondern
                              									mit schwedischem Fichtenholz bekleidet, einem Material, das auf die Dauer nicht
                              									rissefrei bleiben wird, sodass der isolierend wirkende innere Luftraum der
                              									Barackentafeln nach einiger Zeit mit der Aussenluft in Verbindung kommen und
                              									dementsprechend seine Isolationsfähigkeit verlieren dürfte.
                           In der Nähe letzterer Bauten befindet sich auch der Pavillon der Firma Villeroy & Boch, der wahrscheinlich auch nach der
                              									Ausstellungszeit noch erhalten bleiben wird, da er nicht im Vorflutgebiete des
                              									Rheins und auch nicht auf einer später zu bebauenden Stelle des
                              									Ausstellungsgeländes, sondern im Hofgarten gelegen ist, der ja zum Teil in den
                              									Ausstellungsbereich 
                              									einbezogen ist. Er zeigt die Verwendung der verschiedenen Arten von Majolika,
                              									Steinzeug, Fliesen, Mosaik, Kurz von allen Arten keramischer Erzeugnisse für die
                              									Zwecke des Bauwesens in schönster Weise, wie denn auch genannte Firma nicht nur auf
                              									dem Gebiete der Porzellan-, Geschirr- und Glas-Industrie, sondern auch auf dem des
                              									Bedarfes an besseren Steingut waren für Bauzwecke schon seit Jahrzehnten den besten
                              
                              									Ruf geniesst.
                           Namentlich Fliesen haben ausgestellt ganz in der Nähe dieses Pavillons die Firma Wessel's Wandplattenfabrik in Bonn und Lamberty, Servais & Co. in Ehrang bei Trier.
                              									Dagegen hat die Ransbacher Mosaik- und Plattenfabrik
                              									ihre Erzeugnisse in dem vorhin bereits erwähnten Haus der Rheinischen
                              									Schwemmsteinindustrie vorgeführt.
                           In der allgemeinen Halle für Bauwesen hat Rudolph
                                 										Leistner in Dortmund mannigfache Proben seiner Glas-, Thon- und
                              									Steinmosaiken zur Schau gestellt. Von dieser Firma und ihren Erzeugnissen war in den
                              									letzten Jahren namentlich deshalb öfters die Rede, weil sie die Mosaiken am Kaiser
                              									Wilhelms-Denkmal in Berlin geliefert hat, und weil diese Mosaiken bekanntlich Risse
                              									zeigten, die von manchen Seiten auf Fehler in deren Herstellung zurückgeführt
                              									wurden. Dagegen hat es vielleicht grössere Wahrscheinlichkeit für sich, diese Risse
                              									von einem Nachgeben des ausserordentlich schlechten Baugrundes herzuleiten. Ein
                              									bestimmtes Urteil in dieser Sache kann man allerdings ohne genaue Untersuchung des Falles kaum abgeben, und man wird mit um so
                              									grösserem Interesse dem endgültigen Ausgang des Streites entgegensahen dürfen, der
                              									wegen dieser Angelegenheit noch geführt wird, und der trotz jahrelanger Dauer immer
                              									noch nicht entschieden ist.
                           Gleichfalls Mosaiken, wie auch Mosaikplatten, hat in der grossen Haupthalle die Sinziger Mosaik-Platten- und Thonwarenfabrik
                              									ausgestellt; es wäre zu wünschen, dass deren Erzeugnisse nach der künstlerischen
                              									Seite hin etwas besser durchgebildet wären.
                           In der Nähe befindet sich auch die Ausstellung der Firma F.
                                 										A. Mehlem in Bonn, einer Firma, die auch auf dem Gebiete des sogenannten
                              									Sanitäts- Porzellans, der Wasserleitungsartikel u.s.w. nicht weniger wie auf dem
                              									künstlerisch durchgefürter Erzeugnisse in Porzellan, Steinzeug und Majolika einen
                              									Weltruf besitzt.
                           Steinzeugröhren für Kanalisation stellen die Vereinigten
                                 										Westdeutschen Thonröhrenfabriken in Köln, sowie die Westdeutschen Steinzeug-, Chamotte- und Dinas-Werke G. m. b. H. im
                              									Euskirchen hinter dem nördlichen Teile der grossen Haupthalle aus, eine Ausstellung,
                              									die allerdings durch die Haupthalle einerseits, durch eine zum Zillerthal gehörige
                              									Felsgrotte andererseits verdeckt wird und deshalb recht schwer zu finden ist.
                           Gehen wir von der Steinzeugindustrie zu der nahe verwandten des Glases über, so ist
                              									auch hier vieles, was den Bau-Techniker interessieren wird.
                           Die Glas- und Spiegel-Manufaktur A.-G. in Schalke stellt
                              									in der Nähe des Panoramas ihre Erzeugnisse in einem hübschen Bauwerke aus.
                              
                              									Namentlich ist hier auch das von dieser Firma hergestellte Drahtglas zu erwähnen,
                              									sowie das Schwarzglas. Dieses Schwarzglas wird für Firmenschilder, Grabplatten,
                              									Fensterbänke und dergleichen benutzt, und sieht in entsprechender Bearbeitung
                              									schwarzem Marmor sehr ähnlich. Namentlich macht sich sehr gut eine Verzierungsweise,
                              									bei der entweder die Inschriften oder der Grund mit dem Sandstrahlgebläse rauh
                              									geätzt sind, während die übrige Fläche des Glases glatt poliert bleibt.
                           Der Verein der Rheinischen und Westfälischen
                                 										Tafelglashällen stellt in einem frei stehenden Aufbau in der Haupthalle die
                              									zahlreichen Erzeugnisse seiner Mitglieder zur Schau, die für Bauzwecke gebraucht
                              									werden.
                           Wenn wir uns nunmehr den Erzeugnissen der Metallindustrie zuwenden, so wollen wir
                              									hier von den Baukonstruktionen in Eisen absehen, die wieder ein Kapitel für sich
                              									bilden; wir wollen uns hier vielmehr nur mit den Metallwaren beschäftigen, die an
                              									oder in anderweitig konstruierten Bauten Verwendung finden.
                           Hierher gehören zunächst Zinkbleche und daraus hergestellte Bedachungen verschiedener
                              									Konstruktionen, wie sie einerseits in der Sammelausstellung der Vereinigten deutschen Zinkwalzwerke, andererseits in
                              									der Ausstellung der A.-G. des
                              									
                              									Altenbergs, (Vieille-Montagne) vorgeführt werden. Erstere Ausstellung befindet sich in
                              									einem besonderen Bau, letztere in der grossen Haupthalle. Die Zinkindustrie nimmt
                              									mit Recht einen hervorragenden Platz auf der Düsseldorfer Ausstellung ein, da ja
                              									gerade das Eheinland einen Haupt sitz der Zinkindustrie bildet, Während man früher
                              
                              									bei der Verwendung von Zinkblech zu Bauzwecken es dem einzelnen Bauunternehmer
                              									überliess, die Zinkblechplatten seinem Zwecke entsprechend zuzuschneiden und zu
                              									verlegen, so haben sich in den letzten Jahren die Konstruktionen für Dachdeckung und
                              									Wandbekleidung mit Zinkblech einer besonderen Pflege zu erfreuen gehabt, und es
                              									werden jetzt Platten, Deckleisten Hinnen, Rohre, Zierstücke u.s.w. aus Zinkblech,
                              									genau den Eigenschaften des Materials entsprechend und dem betreffenden
                              									Verwendungszwecke aufs Beste angepasst, von den Werken selber geliefert.
                           Für die innere Ausstattung von Gebäuden kommen zunächst die Gussstahlglocken des
                              									Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation in Betracht, die in einem an die grosse
                              									Halle dieses Vereins angebauten Turme aufgehängt sind, und die stündlich ihr Geläute
                              									über die Ausstellung erschallen lassen. Sie haben sich bereits an zahlreichen Orten
                              
                              									Eingang verschafft und allgemeinen Beifall gefunden.
                           An Metallwaren, die gleichfalls den Architekten insoweit interessieren, als sie zur
                              
                              									geschmackvollen Einrichtung fertiger Wohnhäuser Verwendung finden, ist kein Mangel.
                              									Von Zinnwaren nennen wir nur das Kayser-Zinn, ausgestellt in einem besonderen Bau
                              									der rühmlichst bekannten Firma E. Kayser in Köln.
                              									Feiner die in der Metallmischung Orivit ausgeführten Erzeugnisse der Orivit-A.-G. zu Köln-Ehrenfeld. Das Material scheint
                              									dem vorgenannten Kayser-Zinn ziemlich ähnlich zu sein; die Ausführung der einzelnen
                              									Gegenstände ist ebenfalls recht geschmackvoll. Namentlich legt diese Firma auch
                              
                              									grossen Wert auf aus geschliffenem Glas und Metall zusammengesetzte Gefässe und
                              									Schalen. Auch die Erzeugnisse der Krefelder
                                 										Metallwarenfabrik Bitter & Gobbers schliessen sich hier an, die ihre
                              
                              									Metallmischung zum Unterschiede von dem vorigen Imperial-Zinn benennt.
                           Aus der Industrie der Gold- und Silberwaren sind namentlich zu nennen G. A. Beumers in Düsseldorf und Gabriel Hermeling in Köln.
                           Auch Möbel sind von zahlreichen Firmen in sehr schöner Ausführung ausgestellt. Bei
                              									der grossen Fülle des hier gebotenen Stoffes lassen sich nur wenige Namen
                              									hervorheben. Namentlich fällt die Firma I. Buyten &
                                 										Söhne in Düsseldorf hier durch zahlreiche und sehr geschmackvoll
                              									ausgeführte Möbel auf, wie sie auch die von der Ausstellung an und für sich
                              									benötigten Möbel zu einem grossen Teile geliefert hat. A. H.
                                 										Schipperges Söhne in Kleinenbroich haben eine grosse Anzahl der
                              									geschmackvoll hergerichteten Ausstellungsschränke geliefert. Glücklicher Weise hatte
                              									die Ausstellungsleitung nämlich den Ausstellern bindende Anweisungen über die
                              									Einrichtung, Anordnung und über die Bezugsquelle für ihre Schränke gegeben, sodass
                              									die grosse Ausstellungshalle keineswegs mit blind zusammengewürfelten und nicht zu
                              									einander passenden Schränken und Aufbauten vollgepfropft ist, sondern alles einen
                              
                              									gut abgestimmten und wohlthuenden Eindruck macht.
                           Unter den Möbeln nehmen die Kirchenmöbel, namentlich die geschnitzten Altäre, eine
                              									besondere Stellung ein, da sie gewissermassen Bauten für sich darstellen, die eher
                              									unmittelbare Teile der Architektur, als eigentlich Ausstattungsgegenstände sind. Die
                              									Firma Bernard Rincklake in Münster in Westfalen, sowie
                              									Bildhauer Ferdinand Langenberg in Goch haben sehr
                              
                              									schöne derartige Altaraufbauten geliefert.
                           An Bureaumöbeln ferner, die ebenfalls in der Möbelindustrie eine Sonderstellung
                              									einnehmen, führt insbesondere F. Soennecken in Bonn
                              									seine rühmlichst bekannten und erprobten Gegenstände ausser Wettbewerb vor.
                           Wenden wir uns von der Möblierung der Wohnungen zu Stoffen, die zum Belegen der
                              									Fussböden und Wände dienen, so sind Thonfliesen schon erwähnt worden. Glasfliesen
                              									stellen die Glasgraphischen Werke vormals I. G. Duntze
                              									in Frankfurt a. M. aus. Diese Glasfliesen zeigen eine vollkommen glatte und sehr
                              									leicht abzuwaschende Oberfläche, während die gerauhte Rückseite mittelst
                              									Marmorzements fest an der Wandfläche haftet. Ferner ist die Rückseite der Fliesen
                              									zwischen dem Glas und der gerauhten Schicht mehr oder weniger geschmackvoll
                              									bedruckt, sodass ein derartig 
                              									ausgestatteter Raum, je nach der Wahl der Muster, nicht nur leicht zu reinigen,
                              									sondern auch mehr oder weniger gefällig wirkt. Ersteres dürfte namentlich für
                              									Waschräume, Küchen, Baderäume, Krankenstuben und dergleichen von Wichtigkeit
                              									sein.
                           Von Linoleum ist hier namentlich die Ausstellung der Rheinischen Linoleumwerke zu Bedburg bei Köln zu erwähnen, die ihr
                              									Linoleum, Lincrusta, System Walton, ausstellt.
                           Einen eigentümlichen Belag bilden Clouths farbige
                              									Gummifliesen, die von der Rheinischen Gummiwarenfabrik Franz
                                 										Clouth in Köln-Nippes ausgestellt sind. Diese Fliesen haben eine
                              									eigentümliche Form, sodass sie in einander eingreifen und weder ausbrechen, noch
                              									auch sich heben können. Sie sind geräuschlos und dauerhaft und von sehr
                              									befriedigendem Aussehen. Für Geschäftsräume, Bibliotheken, Krankenräume, Baderäume
                              									und Schilfe sind diese Gummifliesen sehr geeignet. Ihre Oberfläche ist nicht
                              									schlüpfrig, sodass selbst bei nassem Wetter ein Ausgleiten nicht möglich ist. Jede
                              									Fliese hat eine Grösse von 60 × 60 mm und eine Dicke von 8 mm.
                           Auf dem Gebiete der Heizung fällt dem Beobachter namentlich die umfangreiche
                              									Ausstellung der Schalker Heerd- und Ofenfabrik F.
                                 										Küppersbusch & Söhne in Schalk i. Westf. ins Auge, die alle Arten von
                              									Heerden, Kochapparaten und Heizapparaten für Kohlenfeuerung, Dampf- und Gasheizung
                              									in einem besonderen Bau in der Nähe des Panoramas ausgestellt hat. Auch
                              									Centralheizungsanlagen für Niederdruck-Warmwasserheizung, Abdampfheizung,
                              									Hochdruckdampfheizung, sowie Wascheinrichtungen und Badeanstalten werden von
                              									genannter Firma ausgeführt. Ihre Erzeugnisse erfreuen sich eines weit über die
                              									Grenze ihres von Eheinland und Westfalen hinausgehenden Rufes.
                           Insbesondere Badeöfen stellt her die Firma J. G. Houben Sohn
                                 										Carl, Fabrik patentierter Gasheizöfen und Badeöfen in Aachen, deren
                              									Erzeugnisse sich als zahlreiche Ausführungsformen des sogenannten neuen Aachener
                              									Badeofens darstellen.
                           Was schliesslich die Industrie der Beleuchtung anbetrifft, so wollen wir hier die
                              									elektrische Beleuchtung übergehen und von den übrigen Beleuchtungsarten nur noch das
                              									Washingtonlicht erwähnen. Dicht neben dem Haupteingang der Ausstellung wird dieses
                              									in und an einem von der Washingtonlicht-Gesellschaft in
                              
                              									Elberfeld ausgestellten Pavillon vorgeführt. Das Washingtonlicht stellt ein
                              									Petroleum glühlicht dar, wobei das Petroleum durch Luftdruck der Flamme zugeführt
                              									und dort verbrannt wird. Es soll sich namentlich für die Beleuchtung von Strassen,
                              									Bahnhöfen, Hallen und von Arbeitsplätzen im Freien eignen, während es für kleinere
                              									Räume sich nicht so sehr empfiehlt, da seine Anwendung nur für Flammen von grösserer
                              									Leuchtkraft vorteilhaft ist.