| Titel: | Die Elektrochemie auf der Industrie- und Gewerbe-Ausstellung Düsseldorf 1902. | 
| Autor: | Franz Peters | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 667 | 
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                        Die Elektrochemie auf der Industrie- und Gewerbe-Ausstellung Düsseldorf 1902.
                        Von Dr. Franz Peters.
                        Die Elektrochemie auf der Industrie- und Gewerbe-Ausstellung Düsseldorf 1902.
                        
                     
                        
                           Bei weitem am vollständigsten ist von den elektro-chemischen Industrieen die Akkumulatoren-Technik vertreten. Sie ist besonders in
                              									Gruppe V (Elektrizität) zu finden.
                           Die grösste deutsche Firma, die 1887 gegründete Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft in Hagen (Westfalen) und in
                              									Berlin, zeigt in einem grossen Bilde an der Rückwand ihrer Ausstellung die
                              									Gesamtansicht der Fabrik, ferner in Photographieen Teile von Arbeitsräumen, die
                              									Giesserei und Klempnerwerkstatt, die Pufferbatterie der Hagener Strassenbahn und den
                              									Akkumulatorenraum in der Zentrale Stockholm, schliesslich in Kurven den jährlichen
                              									Umsatz und die Leistung der gelieferten Batterieen in Kilowatts. Aus letzteren
                              									Angaben sind die Zahlen in folgender Tabelle herausgegriffen:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Umsatzin Millionen Mark
                                 Kilowatts
                                 
                              
                                 1887–88
                                       0,045
                                         70
                                 
                              
                                 1889–90
                                   1,1
                                     1400
                                 
                              
                                 1890–91
                                   3,1
                                     3500
                                 
                              
                                 1894–95
                                   5,7
                                     6800
                                 
                              
                                 1896–97
                                   7,0
                                   11100
                                 
                              
                                 1898–99
                                 11,5
                                   22800
                                 
                              
                                 1900–01
                                 12,0
                                   24200
                                 
                              
                                 1901 (halbes Jahr)
                                   6,6
                                   13000
                                 
                              
                                 Zusammen
                                   87,045
                                 144145
                                 
                              
                           Die Hagener Fabrik verarbeitet jährlich 12000000 kg Blei. Im ganzen wurden bis 1902
                              									680880 Elemente geliefert.
                           Von den grössten Akkumulatoren der Welt, die wirklich in Betrieb sind, wird eins der
                              									für die Zentrale Stockholm gelieferten 138 Stück der Type G 512 mit einer dreistündigen Entladung von 3456 Ampère
                              									gezeigt. Es hat eine Grundfläche von 870 × 1525 mm bei einer Kastenhöhe von 1030 mm,
                              									wiegt ohne Säure 2210 kg und fasst 7751 verdünnte Schwefelsäure. Von Platten
                              									ähnlicher Grösse lieferte die Fabrik bis 1. Januar 1902: 41 449 Paare mit einer
                              									Gesamtleistung von 9517 Kilowatt.
                           Von dem nächst kleineren ausgestellten Element Type G
                              									136 stehen 128 Stück in der Zentrale Darmstadt. Von dieser Grösse wurden 278178
                              									Plattenpaare von 29865 Kilowatt Leistung geliefert. Drei weitere Plattengrössen
                              									veranschaulichen die Sammler Type G S 36, G 20 und G 7. Die
                              									Lieferung betrug 1121056, 1435675 und 187321 Plattenpaare mit Leistungen von 49070,
                              									46680 und 9025 Kilowatt. Ferner finden wir eine Anzahl transportabler Akkumulatoren,
                              									so ein Automobilelement, eine Batterie für Zugbeleuchtung, ein Telegraphen-, ein
                              									Mikrophonelement u.s.w.
                           Ausser diesen Gegenständen in Gruppe V steht in Gruppe I, in der Kollektivausstellung
                              									des bergbaulichen Vereins eine für die Zeche Zollern II in der Nähe von
                              									Gelsenkirchen bestimmte Pufferbatterie in Verbindung mit einer elektrischen
                              									Förderanlage der Firma Siemens & Halske. Sie setzt
                              									sich zusammen aus 260 Elementen Type GS 36 mit neun
                              									Plattenpaaren in jedem Kasten.
                           Alle ausgestellten Akkumulatoren haben als positive Polelektrod%n nach Planté
                              									formierte Rippenplatten ohne Kern, als negative gepastete Gitter.
                           Bei weitem nicht so grossartig, aber viel reichhaltiger und mannigfacher in
                              									Plattentypen, Elementen und Batterieen ist die Ausstellung der Accumulatorenwerke E. Schulz in Witten an der Ruhr.
                              									Beinahe selbstverständlich ist es, 
                              									dass sie uns auch positive Grossoberflächenplatten zeigt. Diese sind entweder
                              									nach Faure'scher Manier mit einem Anstrich von Mennige
                              									versehen oder nach Beckmann'schem Verfahren durch
                              									Elektrolyse in schwefliger Säure mit einer autogen erzeugten Superoxydschicht
                              									bedeckt. Diese Platten finden für stationäre Akkumulatoren Verwendung, von denen
                              									einige Typen ausgestellt sind. Im Hintergrund des Platzes steht ein grosses Element
                              									mit 2220 Ampère-Stunden Kapazität. Bei ihm ist zum ersten mal ein der Firma
                              									geschützter neuer Einbau angewendet, der darin besteht, die Bleibügel nicht an den
                              									Enden, sondern in der Mitte des Kastens anzubringen. Bei sehr grossen Elementen, wie
                              									dem ausgestellten, kann der Plattenblock mehrfach durch Bleibügel unterteilt werden.
                              									Diese Art des Einbaus gestattet eine bequeme Durchleuchtung der Elemente mit der
                              									Untersäurelampe. Ausser dem grossen Akkumulator ist von stationären Sammlern eine
                              									Batterie mit 16 Zellen und 220 Ampère-Stunden Kapazität vorhanden, die Schaltung und
                              									Wirkungsweise eines Zellenschalters zeigen soll und zu dem Zweck an ein von Riehm, Frey & Co. in Hagen geliefertes grosses
                              									Schaltbrett angeschlossen ist. An den Wänden hängen mehrere einzelne Platten der
                              									erwähnten Art, Faure-Sellon-Volckmar-Elektroden und
                              									eine grosse Tractionsplantéplatte von 40 Ampère-Stunden-Leistung, die für eine
                              									italienische Akkumulatorenbahn geliefert wurde. Auch Photographieen einiger in
                              									Rheinland und Westfalen stehender Batterieen für Zentral anlagen von teilweise
                              									bedeutender Grösse haben Platz gefunden.
                           Vielseitiger ist die Ausstellung der transportablen Akkumulatoren. Den verschiedenen
                              									Verwendungszwecken dienen verschiedene Elektrodenarten, und zwar: für starke Lade-
                              									und Entladeströme positive Plantéplatten und negative Gittermasseplatten, letztere
                              									für beide Polelektroden bei mittelstarken Strömen, für schwache Entladung und
                              									gelegentliche Wiederaufladung bei langem Stehen Rahmenmasseplatten. Einzelne Platten
                              									dieser drei Arten werden vorgeführt. Ausserdem sieht man eine Reihe aus ihnen
                              									zusammengesetzter Elementtypen für besondere Zwecke. Zwei Zellen in Holzgefässen mit
                              									Bleiauskleidung sind für Phonographenbetrieb bestimmt. Kleine zierliche
                              									Taschenakkumulatoren in Hartgummi bedienen Effektlämpchen u. dgl. Für
                              									Demonstrationszwecke in Schulen sind drei kleine Akkumulatoren, die leicht zerlegt
                              									und wieder zusammengestellt werden können, in einen transportablen Holzkasten
                              									eingebaut. Die kleinen billigen sogenannten Schülerelemente werden für
                              
                              									Messbatterieen und Studienzwecke geliefert. Ein grösserer Doppelakkumulator in
                              									Hartgummi dient für Zündzwecke bei Automobil-Motoren. Neben diesen Typen sind noch
                              									mehrere grössere transportable Batterieen ausgestellt. Sie sind in handliche,
                              									solide, elegante Holzkästen eingebaut, die zur bequemen Revision der einzelnen
                              									Elemente an den Seiten mehrfach durchbrochen sind. Im Notfälle kann auch der Kasten
                              									bequem auseinander genommen werden, da die Wände nicht ineinandergezinkt, sondern
                              									verschraubt sind. An einem Kopfende des Kastens sind die Endpole der Batterie an
                              									kräftige, durch Holzklötzchen geschützte Klemmen angeschlossen. Die einzelnen
                              
                              									Elemente sind durch federnden Kupferdraht verbunden, der mit einer starken Bleihülle
                              									umpresst ist. Eine der ausgestellten Batterieen ist zum Betriebe grosser
                              									Musikinstrumente, Funkeninduktoren, kleiner Motore u.s.w. bestimmt; eine andere für
                              									Kutschwagenbeleuchtung; eine dritte mit Schaltapparaten und Regulierwiderständen am
                              									Kasten für medizinische Zwecke, Kaustik u.s.w.
                           An anderen Orten der Ausstellung sieht man drei grössere Batterieen im Betriebe. Zwei
                              									setzen die von der Eisenbahn-Hauptwerkstatt Witten angefertigte Schiebebühne in
                              									Bewegung. Die dritte wird auf dem Platze der Firma Hartmann
                                 										& Braun, A.-G., zur Erzeugung starker Magnetfelder benutzt.
                           Die Akkumulatoren- Werke System Pollak,
                                 										Aktiengesellschaft in Frankfurt a. M. haben einzelne Muster ihrer Fabrikate
                              									ausgestellt. So finden wir von stationären Sammlern eine Zelle NR 53, die bei 10stündiger Entladung 5500
                              									Ampère-Stunden, bei 3stündiger 4100 Ampère-Stunden Kapazität hat. In diesem Element
                              									und in vielen anderen stationären Zellen dienen als positive Polelektroden nach
                              									einem abgekürzten Plantéverfahren formierte Oberflächenplatten aus gepresstem und
                              									gewalztem Blei. Sie werden samt den Fahnen und Aufhängestücken auf Spezialmaschinen
                              									aus einem Stück hergestellt, wobei sie beiderseits sehr feine Einschnitte von
                              									eigentümlich gekrümmtem Profil mit dazwischen stehenden Rippen erhalten. So wird
                              									eine grosse Oberfläche erzielt, während die Dichte und Gleichmässigkeit des Press-
                              									und Walzbleis grössere Garantieen für lange Lebensdauer als gegossenes Material
                              									bietet.
                           Die negativen Polelektroden der ausgestellten stationären Type bestehen wie die aller
                              									anderen Fabrikate der Firm;' aus den seit über 10 Jahren vorteilhaft bekannten
                              										„Pollak“-Platten. Sie haben einen durchgehenden Kern aus gepresstem Blei,
                              									der auf einem besonderen Walzwerk mit sich rechtwinklig kreuzenden
                              									Verstärkungsrippen und zahlreichen kleinen Zäpfchen versehen wird. Die Platte erhält
                              									einen Ueberzug von Bleicarbonat, das im alkalischen Bade zu Schwammblei reduziert
                              									wird. Die Paste verschwindet und statt ihrer erhält man wie in einem galvanischen
                              									Verbleiungsbade einen sehr porösen Bleiniederschlag auf der negativen
                              									Polelektrode.
                           Zu beachten ist auch bei den Pollak-Zellen der zweckmässige Einbau der Platten, der
                              									den positiven freie Ausdehnung gestattet und zugleich das sehr erhebliche
                              									Elektrodengewicht gleichmässig auf den ganzen Boden des Gefässes verteilt. Die
                              									Platten werden auf Glasröhren gehängt, die zugleich zur Isolierung dienen. Zu obigen
                              									Vorzügen dieses Einbaus kommt demnach die bequeme Montage und Demontage der
                              									Plattensätze und beim Gebrauch eine mühelose Revision der Zellen.
                           Während von stationären Batterieen einige grössere durch Photographieen
                              									veranschaulicht werden, sind die transportablen durch eine Doppelbatterie mit 2 × 16
                              									Zellen Type T2 in
                              									gedrängter Bauart und von 40 Ampère-Stunden Kapazität bei 5stündiger Entladung
                              									vertreten. Die Elektroden werden durch Zwischensetzen durchlöcherter Rippenplatten
                              									aus Hartgummi getrennt. Die Plattensätze werden in Hartgummikästen eingebaut, die
                              									man mit einem Deckel säuredicht schliesst und mit Entgasern versieht.
                           Sehr interessant ist die von den Akkumulatoren-Werken System
                                 										Pollak im Betriebe vorgeführte Einrichtung zur elektrischen Beleuchtung von
                              									Eisenbahnwagen. Dieses aus Vervollkommnungen des Vicarino'schen hervorgegangene „Frankfurter System“ hat die Lampen an die Batterieen mit konstanter
                              									Spannung angeschlossen, sodass sie gleichmässig brennen. Die Aufladung der in den
                              									Wagen stehenden Batterieen geschieht durch eine Dynamo, die von der Wagen-Achse
                              									angetrieben wird. Sie besitzt je nach der Zuggeschwindigkeit verschiedene
                              									Umdrehungszahlen. Trotzdem bleibt die zur Gleichmässigkeit des Betriebes
                              									erforderliche Konstanz der Ladespannung an den Klemmen der Dynamo gewahrt. Dies wird
                              									erreicht durch eine besondere Wicklung der Feldspulen und durch die Verwendung
                              									geeigneter selbstthätiger Umschalter. Das „Frankfurter System“ der Wagen- und Zugbeleuchtung zeichnet sich
                              									durch Einfachheit und Zuverlässigkeit aus.
                           Die im Jahre 1900 gegründete Firma Behrend-Akkumulatoren-Werke, G. m. b. H. in Frankfurt a. M. hat neben
                              									einer Veihe von Platten vollständige stationäre, transportable und
                              
                              									Traktions-Elemente ausgestellt. Die stationären Sammler haben nur Gitterplatten
                              
                              									(Type G) oder als positive Polelektroden
                              									Grossoberflächenplatten System Wehrlin (Type GK). Die
                              									Gitterplatte besteht aus senkrechten Längsrippen, an denen kleine Dreikantquerrippen
                              									so angebracht sind, dass immer eine Querrippe auf der einen Seite der Platte einem
                              									Gitterfelde auf der anderen Seite der Platte gegenübersteht. Die
                              									Grossoberflächenplatten, die eine dünne Bleiseele haben, weisen auf beiden Seiten
                              									tief einschneidende Zickzacklinien auf. Die auf der einen Fläche kreuzen die auf der
                              									anderen und verstärken auf diese Weise die Platte. Diese wird nach eigenem Verfahren
                              									mit einer autogenen Superoxydschicht bedeckt. Die Fahnen der Platten werden mit der
                              									Stromzuführungsleiste durch ein leichtfliessendes säurefestes Schnellloth verbunden.
                              									Die Type G wird für Entladungen von 3 bis 10 Stunden,
                              									die Type GK für solche von 1 bis 3 Stunden und in
                              									Batterieen für besonders harte Beanspruchung verwendet. Die Platten der ersteren
                              									sind in Glasgefässe, die der letzteren in verbleite Holzkästen eingebaut. Je ein
                              									solcher Akkumulator ist ausgestellt.
                           Die Platten der transportablen Akkumulatoren bestehen aus einem kräftiges
                              									Hartbleigitter, in das wirksame Masse 
                              									maschinell eingetragen wird, worauf Durchlöcherung erfolgt. Zum Einbau werden
                              									die negativen Polplatten mit ihren Bleifüsschen auf Verstärkungsrippen der aus
                              									Celluloid, Hartgummi oder Glas bestehenden Zellen aufgesetzt. Auf ihnen hängen an
                              									Stäben aus Isoliermaterial die positiven Polplatten, die mit gewellten,
                              									durchlöcherten Hartgummiblättern umkleidet sind. Letztere werden festgehalten durch
                              									Gummiringe, die zugleich den Abstand zwischen positiver und Negativer Polelektrode
                              									bewahren. An der Zelle ist durch einen vernieteten Flansch der Deckel säure- und
                              									gasdicht befestigt. Durch ihn gehen die Ableitungen, die durch eine
                              									Weichgummieinlage stosssicher abgedichtet sind. Ein Loch i) Deckel, das zur
                              									Kontrolle des Säurestandes, der Konzentration des Elektrolyten und zur Beobachtung
                              									der Ladung dient, wird für gewöhnlich durch einen Stöpsel geschlossen. Er lässt
                              									durch eine eigenartige Bohrung die bei der Ladung entwickelten Gase, befreit von
                              									mitgerissenen Säurenebeln, austreten. Aus solchen Elementen werden auch Batterieen,
                              									die in Kästen aus säurefest imprägniertem leichten amerikanischen Holz eingebaut
                              									sind, vorgeführt. Sie dienen für Zug- und Wagenbeleuchtung, für medizinische Zwecke
                              									und zum Betrieb von Orchestrions.
                           Während die beschriebenen gewöhnlichen transportablen Zellen für Entladungen von 6
                              									bis 20 Stunden bestimmt sind, kommt eine besondere Type, die sich von den andern nur
                              									durch leichtere Gitter unterscheidet, für Traktionszwecke in Betracht, bei denen
                              									Entladungen in weniger als 6 Stunden die Regel sind. Solche Elemente, die ebenfalls
                              									ausgestellt sind, werden durch ausgeglühten Silberdraht, den man durch
                              									leichtflüssiges Schnellloth in die Bleipole einlötet, zu Batterieen verbunden.
                              									Ausserdem werden vorgeführt Zündbatterieen, Handlaternen mit 1 und 2 Normalkerzen
                              									Lichtstärke, ausgerüstet mit 2 und 4 Sammlern und eine Notbeleuchtungsanlage für
                              									Theater u.s.w.
                           Eine ältere als die eben besprochene Firma ist das Bleiwerk
                                 										Neumühl Morian & Co. in Neumühl, das seit dem Jahre 1891 Akkumulatoren
                              									fabriziert. Sie trat aber erst nach dem Aufgeben der schweren und teuren Wershoven'schen Platte seit dem Jahre 1899 mehr in die
                              									Oeffentlichkeit. Die Düsseldorfer Ausstellung zeigt nur das neue Fabrikat. Besonders
                              									erwähnt sei, dass die positive Grossoberflächenplatte bei ihren senkrechten und
                              									wagerechten Rippen zahlreiche Hohlräume hat, sodass sich die Teilchen bei
                              									fortschreitender Umwandlung in Superoxyd ungehindert ausdehnen können. Die grösste
                              									der ausgestellten stationären bellen Type C 30 liefert
                              									2220 Ampère 1 Stunde, 1080 Ampère 3 Stunden lang. Zur Aufstellung an hinreichend
                              
                              									geräumigen Standplätzen ist sie als bremte Zelle mit Doppelplatten, die auf 3
                              
                              
                              									Stützscheiben ruhen, gebaut. Bei beschränkteren Räumen wird ein höheres
                              									Plattenmodell gewählt. Einige Typen B, A und M in Glasgefässen zeigen Zellen, wie sie für die
                              									Zentralen der Städte Neuenahr, Züllchow, Stettin, Issum, Linden und Hamborn
                              									geliefert sind. Der Einbau der bellen ist der gewöhnliche. In die Endleisten, wie
                              									sie die Zelle 0 30 zeigt, ist ein Kupferdraht bei der Herstellung der Leiste gleich
                              									hydraulisch eingepresst. Bei den Doppelplatten ist zum Zwecke der gleichmässigen
                              
                              									Stromzuführung der Kern der Platte, die an die stromzuführende Leiste angelötet ist,
                              									beträchtlich verstärkt. Hierdurch liegen die Rücken der Platten in einer Ebene, so
                              									dass sie gleichmässig Von der Füllsäure bedeckt sind.
                           Von transportablen Batterieen finden sich zwei-, fünf- und sechszellige Akkumulatoren
                              									in Kästen aus Eichenholz mit Kapazitäten von 9 bis 126 Ampère-Stunden. Die Platten
                              									haben als Träger Gitter, die für grössere Strombelastungen eng-, für kleinere
                              									grossmaschig sind. Die Ableitung für den Strom und die Verbindungen der einzelnen
                              
                              									Zellen untereinander erfolgt durch Kupferdraht, der in einer hydraulischen presse
                              									mit einem dicken Bleimantel umgeben ist. Diese Drahte werden von der Firma auch für
                              									Installation von elektrischen Leitungen in Fabriken oder dergl. mit ätzenden Dämpfen
                              									geliefert. Verschiedene Muster sind ausgestellt.
                           Automobilzellen und Zünderzellen werden in Hartgummi Angebaut. Bei geringen
                              									Plattenabständen werden Hartgummiwellbleche zwischen die Platten geschoben und zwar
                              									so, dass nach dem D. P. 99543 die offenen Felder der Platten von den durchlochten
                              									Wellblechen verschlossen werden, wodurch ein Ausfallen der Masse in grösseren Teilen
                              									verhindert wird. Diese Anordnung ist angewandt bei verschiedenen vom Bleiwerk Neumühl gelieferten Batterieen für elektrische
                              									Boote, von denen eins einen fünfjährigen Betrieb auf der Alster in Hamburg hinter
                              									sich hat.
                           Erwähnt möge noch werden eine Sammlung von bildlichen Darstellungen ausgeführter
                              									Batterie-Anlagen für Ortszentralen und grössere Fabriken, sowie von elektrischen
                              									Lokomotiven für Schmalspur- und Vollbahngleise. Eine Schaltungszeichnung zeigt die
                              									Verwendung einer Batterie in einer Lokomotive, die für das Metallwerk Neumühl geliefert wurde. Mit Rücksicht auf die geringe
                              									Beschäftigung der Lokomotive zu Rangierzwecken können die Stammzellen in der
                              									Lokomotive mit feststehenden Vorschaltzellen zusammengeschaltet werden, sodass die
                              									Batterie auch als Reserve für das Beleuchtungsnetz herangezogen werden kann. Zum
                              									Betriebe derartiger Lokomotiven werden solide nach Art der stationären gebaute
                              									Zellen verwendet.
                           Die Dekoration der Rückwand der Koje ist gemeinsam mit den Kölner Accumulatoren-Werken Gottfried Hagen ausgeführt, die ihre
                              									Ausstellung neben der des Bleiwerks Neumühl haben. Die
                              									1890 gegründeten Kölner Accumulatoren-Werke beschränken
                              									sich bei der Vorführung stationärer Typen auf Muster der verschiedensten
                              									Zellengrössen, Gitter und Platten. Die Firma ist jetzt die einzige in Deutschland,
                              									die noch ausschliesslich nur Gitter als Elektrodenträger verwendet. Die senkrechten
                              									4 mm starken Gitterstäbe haben nahezu rechteckigen Querschnitt, die wagerechten
                              									dreieckigen von 17 mm Grundfläche. Neben diesen Mustern finden wir eine vollständige
                              									Batterie für Zugbeleuchtung der dänischen Staatsbahnen aus 36 Zellen in 9
                              									Holzkästen, wie solche seit Jahren ständig geliefert werden und eine Reihe von
                              									Jahren ohne jede Plattenerneuerung arbeiten, ferner eine Batterie für die
                              									Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn mit 8 Zellen in 4 Holzkästen, die durch
                              									Hartgummiplatten abgedeckt sind, um auch in Regen und Schnee sicher transportiert
                              									werden zu können. Die Zellen sind wie die dann folgende Batterie einer Kölner
                              									elektrischen Droschke sämtlich in der Weise montiert, dass die negativen Polplatten
                              									mittels längerer Beine auf dem Boden der Zelle stehen. Auf ihnen hängen an
                              									Hartgummistäben die positiven, sodass sie sich nach allen Seiten frei ausdehnen
                              									können. Zwischen beiden Plattensystemen befinden sich gewellte, gelochte
                              									Hartgummiplatten, die einerseits dem Durchgange des Stromes einen nur geringen
                              									Widerstand bieten, andererseits einen sehr engen Zusammenbau ohne Gefahr eines
                              									Kurzschlusses gestatten. In den Wellen können die Gase bei der Ladung entweichen und
                              									sich etwa ablösende Teilchen zu Boden sinken. Die Droschkenbatterie befähigt bei nur
                              									550 kg Gewicht die Kölner Droschken über 75 km mit einer Ladung zurückzulegen. Trotz
                              									des geringen Gewichtes halten die positiven Polplatten nach mehrjährigen Erfahrungen
                              									stets über 10000 km Fahrt aus, während die negativen Platten und die mit äusserster
                              									Sorgfalt selbst hergestellten Hartgummiteile überhaupt einer nennenswerten Abnutzung
                              									bisher nicht unterliegen. Der säuredichte Verschluss der Zellen wird durch einfaches
                              									Einsetzen eines Hartgummideckels mit vulkanisiertem Weichgummirand ohne jeden
                              									Verguss bewirkt. Die Verbindung der Zellen untereinander geschieht durch
                              									Verschraubung mit Hartbleigewinde und in Polschuhen steckendem dunstem Walzblei, das
                              									genügend biegsam ist, um nicht zu brechen, und von Säure nicht angegriffen wird.
                              									Weit über hundert dieser Batterieen laufen täglich in Deutschland und den
                              									benachbarten Ländern. Die Platten haben eine leichte Gitterkonstruktion und nur 3 mm
                              									Dicke.
                           Die gleiche Type transportabler Akkumulatoren dient für den Betrieb der
                              									Ausstellungs-Rundbahn. Die Trace ist im allgemeinen horizontal. Da jedoch die
                              									Gebäude 3 m höher liegen als die Uferstrasse, waren in Verbindungsbögen
                              									entsprechende Steigungen zu verlegen, von den diejenige am Ausstellungsbahnhof etwa
                              									1½ %, die dicht am Krupp'schen Pavillon belegene etwa 6 % Steigung resp. Gefäll
                              									bekam. Die Strecke ist eingleisig und wird nur in der Richtung von Süden nach Norden
                              									am Rheinufer befahren, sodass die Steigung länger, das Gefälle kürzer und steiler
                              									ist. Als Wagenmodell wurde der Duplex-Wagen der Elektrizitäts-Act.-Ges. Helios gewählt, der bei schlechtem Wetter als
                              									geschlossener Wagen und nach Emporschieben der Fenster und Seiten wände unter das
                              									Dach des Wagens bei gutem 
                              									Wetter als offener Wagen benutzt werden kann und bei nicht zu grossen
                              									Dimensionen einen verhältnismässig hohen Fassungsraum an Passagieren hat. Als Motor
                              									wurde von Helios ein normal 20pferdiger für besonders
                              									geringe Tourenzahl gebaut, der bei 6 PS Belastung 78 % Wirkungsgrad und bei 20 PS 68
                              									% Wirkungsgrad besitzt. Die mittlere Betriebsspannung des Motors ist 170 Volt,
                              									entsprechend einer Ladespannung von 220 Volt, sodass 86 Zellen auf die Batterie
                              									kommen. Eine besonders schwierige Frage war die Unterbringung der Batterie im Wagen.
                              									Der grösste Teil (54 Zellen) wurde an Stelle des zweiten Motors am Untergestell
                              									aufgehängt, eine Gruppe von 8 Zellen wurde zwischen der motorgetriebenen Wagenachse
                              									und dem vorderen Querträger angebracht, und vier kleine Kästen mit je 6 Zellen
                              									wurden links und rechts unter den Perrons aufgehängt. Der Wagenboden über den
                              									Gruppen wurde abhebbar eingerichtet, sodass jede Zelle im Depot von oben inspiziert
                              									und auf Spannung und Säuredichte geprüft werden kann. Die Holzkästen für die
                              									Zellenguppen sind zur Gewichtsersparnis aus Eschenholz hergestellt und mehrfach mit
                              									Guttaperchalösung gestrichen, um jede Zerstörung durch Säure auszuschliessen. Bei
                              									2,2 t Batteriegewicht genügt eine Ladung für mehr als 100 km ununterbrochene Fahrt.
                              									Zur Spannungsteilung beim Anfahren ist die Batterie in zwei gleiche Gruppen
                              									getrennt, die in den ersten Kontrollerstellungen parallel (85 Volt), in den weiteren
                              									hintereinander geschaltet sind. Damit bei dem Laden der Batterieen nicht
                              									Kurzschlüsse dadurch entstehen können, dass die Batterieen nach der Ladeleitung
                              									hintereinander, zugleich jedoch im Kontroller parallel geschaltet werden, liegen die
                              									konzentrisch angeordneten Ladekontakte so, dass sie im Betriebe von dem Griffe eines
                              									zweipoligen Umschalters verdeckt werden, also nicht zugängig sind. Wird dieser
                              
                              									Umschalter auf Ladung geschaltet, so werden die Batterieserieen hintereinander
                              									geschaltet, zugleich jedoch die Verbindungen von der Mitte der Batterie zum
                              
                              									Kontrollen unterbrochen. Wegen der Beschaffenheit der Primär-Ladestationen sind in
                              									den Ladungsleitungen der einzelnen Wagen 5 Widerstandszellen und je 2 Drahtspiralen
                              									gelegt, die durch Zellenschalter nach Bedarf ein- oder ausgeschaltet werden können.
                              									Der in den Widerstandszellen aufgespeicherte Strom wird zur Aufladung einer Reihe
                              									kleiner Akkumulatoren-Batterieen von je 8 Zellen benutzt, die zur Beleuchtung der
                              									Motorwagen dienen (15 Volt-Lampen) und diese von der Schaltung und dem Ladezustande
                              									der Wagenbatterieen unabhängig machen. Wegen der Missgunst, in der die
                              									Akkumulatorenbahnen stehen, haben die Kölner
                                 										Akkumulatoren-Werke Gottfried Hagen gerade zeigen wollen, dass der
                              									Akkumulatorenbetrieb besser ist als sein Ruf, vor allem, dass er weder feuer- noch
                              									explosionsgefährlich und mindestens ebenso betriebssicher ist, wie jedes andere
                              									System. Für schienenlose Fahrzeuge hat die Firma den Beweis hierfür durch den
                              									mehrjährigen tadellosen Betrieb der Kölner elektrischen Droschken unter viel
                              									schwierigeren Betriebsverhältnissen bereits erbracht.
                           Die Mutterfabrik der eben besprochenen Firma, die Bleiwerke
                                 
                                 										Gottfried Hagen, stellt in Gruppe III (Metall-Industrie) u.a. Zink- und
                              									Kupferzylinder für Telegraphenelemente aus.
                           Von Materialien, die in der Akkumulatoren-Fabrikation vielfache Verwendung finden,
                              									sehen wir tadellose Bleiglätte, Mennige und
                              									Orangemennige in der Ausstellung der Firma Lindgens &
                                 										Söhne in Mülheim a. Rh. (Gruppe VII, Chemische Industrie).
                           Die Firma Gebrüder Adt, Aktiengesellschaft
                                 										Ensheim-Forbach, Abteilung Elektrotechnik der Fabrik Ensheim zeigt die vielseitige Verwendbarkeit ihres Isoliermaterials
                              									„Lackit“ an Schutzkappen für die verschiedensten Ausschalter, Schutzkästen
                              									für Sicherungen und Hebelschalter, Schutzröhren zu Hochspannungssicherungen,
                              									Drahtspulenkästen für Dynamos, Motoren, Transformatoren und elektrotechnischen
                              									Apparaten in allen Grössen, an Zählergehäusen und Zählerspulen, Schalltrichtern für
                              									Telephone und Mikrophone, und was uns hier besonders interessiert, an Elementbechern für Primarelemente. Diese Gefässe sind
                              									in den verschiedensten Formen und Abmessungen ausgestellt. Teils tragen sie
                              									Aufschriften, teils Einprägungen zur Bezeichnung der Firma, welche die eigentlichen
                              
                              									Elemente fabriziert. Nach diesen Aufschriften zu schliessen, scheint die Firma in
                              									ausgedehntestem Masse die Fabrikation dieser Becher auszuüben, denn die
                              									bedeutendsten Elementfabriken des Kontinents sind hier vertreten. Die Becher werden
                              									teilweise als Hülle um Zinkelektroden herum verwendet, teils auch als eigentliches
                              									Gefäss gebraucht und sind dann innen mit einer haltbaren Ausgussmasse ausgeschlagen
                              									und, wenn erforderlich, zur Führung der Elektroden mit Führungsringen oder
                              									Vertiefungen versehen. Auch fertigt die Firma Deckel in jeglicher Grösse zum
                              									Abdecken der Elementgefässe. Nach dem amtlichen Prüfungsattest der Reichsanstalt
                              									besitzt „Lackit“ einen Isolierwiderstand von 3.106 Megohm gemessen an einem Stücke von 1 qcm Querschnitt und 1 cm Dicke,
                              									während Vulkanfiber nur einen Widerstand von 330 Megohm hat. Vermöge dieser
                              									vorzüglichen Isolierfähigkeit hat sich das „Lackit“ ein ausgedehntes
                              									Verwendungsgebiet erobert.
                           In einer Prägemasse „Adit“, welche die Erzeugung der verschiedensten
                              									Formstücke zulässt, sind u.a. ausgestellt: Grundplatten für Zähler und
                              									Messinstrumente, Prüfklemmen mit in das Material eingeschweissten Kontaktstücken,
                              									Schaltergriffe und Schaltermittelteile, umpresste Fassungsgriffe, sowie eine
                              									reichhaltige Sammlung von umpresstem Strassenbahnoberleitungsmaterial.
                           Ein weiteres Material „Amit“ benutzt die Firma zur Herstellung von
                              									Drahtspulenkästen und Formstücken, die in verschiedener Ausführung ausgestellt sind.
                              									Eine hübsch arrangierte grosse Tafel, die die Rückwand der Koje einnimmt, bringt das
                              
                              									Isolierrohrsystem der Firma zur Darstellung.
                           Besondere Beachtung verdient die Neuheit: Abzweigkästen
                              									aus Gusseisen mit verriegelbaren Abteilungen zur Aufnahme von Abzweigstellen, die
                              									das Isoliersystem wesentlich vervollkommnet. Diese Neuheit beruht auf folgenden
                              									Grundlagen: An den Verbindungs- oder Abzweigstellen elektrischer Leitungen, wo ihre
                              									Isolierschicht oder Schutzhülle eine Unterbrechung erfährt, ist es vielfach nicht
                              									angängig? die stromführenden Teile mit einer Umhüllung wieder zu versehen, oder
                              									falls dies geschehen kann, ist es oft schwierig, die Isolierung an diesen Stellen
                              									mit derselben Zuverlässigkeit auszuführen, wie sie durch das Leitungsmaterial im
                              									übrigen geboten ist. Um nun sowohl für den letztgenannten Fall von den erwähnten
                              									Schwierigkeiten unabhängig zu sein, als auch für den erstgenannten Fall unbedingte
                              									Sicherheit zu erzielen, dass zwischen den blanken, stromführenden Teilen
                              									benachbarter Leitungen verschiedener Polarität, namentlich beim Arbeiten an diesen
                              									Stellen, Kurzschlüsse nicht entstehen können, bezweckt der ausgestellte patentierte
                              									Kasten, die einander benachbarten Verbindungs- und Abzweigstellen von Leitungen
                              									verschiedener Polarität in gegeneinander abgeschlossenen Fächern eines Gehäuses
                              									einzuschliessen, deren Zugänglichkeit in der Weise beschränkt wird, dass das Oeffnen
                              									eines Faches die Möglichkeit des Oeffnens bei den übrigen ausschliesst. Ausser
                              									diesen Ausstellungsobjekten führt die A.-G. Gebrüder
                                 										Adt mehrere Gebrauchsgegenstände für die Industrie vor, die teils aus
                              									imprägnierter und lackierter Pappe, theils aus imprägniertem Holzstoff hergestellt
                              									sind, so Friktionsscheiben in verschiedenen Abmessungen, die den Holzscheiben
                              									gegenüber den Vorzug haben, dass sie nicht rissig werden, nicht schwinden, keine
                              									ungleich harte Oberfläche haben und daher nicht unrund werden können, und Kübel und
                              									Bütten als Transportgefässe für die verschiedensten Flüssigkeiten.
                           Graphitische Kohlen, die in der elektrochemischen
                              									Technik? sowohl für thermische Prozesse als auch für die Elektrolyse wässriger
                              
                              									Lösungen, vielfacher Verwendung fähig sind, benutzt die Aktiengesellschaft Le Carbone in Levallois
                                 										Perret hauptsächlich für elektrische Maschinenteile. Die Zweigniederlassung
                              									der Gesellschaft in Frankfurt a. M. zeigt aus einem
                              									nach dem Verfahren von Girard und Street gewonnenen „elektrographitischen“
                              									Material eine reichhaltige Auswahl von hochleitungsfähigen Kohlenbürsten für
                              									Dynamomaschinen und Motore mit sehr niedrigem Reibungskoeffizienten, Schleifkontakte
                              									für Alternatorenringe und Formkohlen für Schaltungszwecke in den verschiedensten
                              									Qualitäten.
                           Galvanotechnisch sehr interessant ist in Gruppe III (Metall-Industrie) die imposante
                              
                              									Ausstellung von Elmore's Metall-Aktiengesellschaft in
                                 										Schladern. Sie zeigt nicht nur die grosse Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse,
                              									die man durch Elektrolyse von Kupferlösungen herstellen kann, sondern auch den in
                              									verhältnismässig kurzer Zeit erreichten hohen 
                              									Grad der Vollkommenheit des Elmore'schen
                              									Verfahrens, nach dem jetzt Gegenstände erzeugt werden können, wie „das grösste nahtlose Kupferrohr der Welt“. Vor 10 Jahren noch hätte
                              									ein Durchmesser von 40 cm genügt zum Anrecht auf diese stolze Aufschrift. Vor
                              									wenigen Jahren trug den Ruhmestitel das „Grosse Rohr“ der Société des Méteaux in Paris, das einen Durchmesser von 1 Meter hatte. Auf der Pariser
                              									Ausstellung schlugen es die deutschen Elmore-Werke mit
                              									einem nahtlosen Rohr, einen für S. M. Schiff „Kaiser Karl der Grosse“
                              									bestimmten Kondensatormantel von 2 m Durchmesser, und in Düsseldorf haben sie sich
                              									selbst übertroffen mit einem Kondensatormantel von 2½ m lichter Weite und 5 m Länge,
                              									bei 10 mm Wandstärke und einem Gewicht von 3600 kg. Nicht weniger als 72 Männer
                              									konnten in diesem Rohr Platz finden. Das grosse Rohr bildet den Sockel einer
                              									mächtigen 13 m hohen, aus ineinander gestellten, nach oben immer kleiner werdenden,
                              									nahtlosen Kupferzylindern geformten Pyramide. Die kleineren dieser Zylinder finden
                              									ausser als Kondensatormäntel hauptsächlich Verwendung zu Trockenzylindern für
                              									Papiermaschinen und Maschinen der Textil-Industrie. Sie ersetzen dort mit Vorteil
                              									die aus Blech gelöteten Kupfer trommeln, da sie viel exakter und glatter als diese
                              									sind. Das elektrolytisch erzeugte Rohr bedarf keinerlei nachträglicher mechanischer
                              									Bearbeitung zur Erzielung einer glatten Oberfläche, denn das nimmermüde
                              									Polierwerkzeug, dem das Elmore-Verfahren seine Erfolge
                              									zum grossen Teil verdankt, hat bereits, als der Zylinder im Entstehen begriffen war,
                              									die durch den' elektrischen Strom niedergeschlagenen kleinsten Teile geordnet und
                              									glatt gestrichen. Das fertige Produkt ist infolge dieser Arbeit auch äusserst zäh
                              									und dehnbar, so dass aus Drehspänen von ihm ohne weiteres Drähte gezogen werden
                              									können. Die vorzüglichen Eigenschaften des Materials werden an ausgestellten
                              
                              									Qualitätsproben gezeigt. So platzte z.B. ein Rohr von 30 cm innerem Durchmesser und
                              									3 mm Wandstärke erst bei einem Druck von 52 Atmosphären, nachdem es sich von 42
                              									Atmosphären ab allmählig auf 35 cm ausgeweitet hatte. Es gelangen deshalb auch die
                              									nach dem Elmore-Verfahren hergestellten Kupferröhren
                              									überall da zur Verwendung, wo hohe Anforderungen an Festigkeit und Zuverlässigkeit
                              									gestellt werden, also hauptsächlich als Dampfleitungsröhren auf Schiffen und bei
                              									stationären Anlagen. Weiter empfehlen sie sich in den Fällen, in denen grosse
                              									chemische Reinheit des Rohmaterials erforderlich ist. Der elektrische Strom besorgt
                              									eben, richtig angewendet, die Reinigung des Rohmaterials von allen
                              									Nebenbestandteilen auf die gründlichste Weise. Nur das chemisch reine Kupfer
                              									scheidet er aus zur Bildung des Rohres, während die Verunreinigungen alle als
                              									Schlamm auf den Boden der elektrolytischen Bäder niederfallen, oder sich ohne
                              									Schaden zu thun im Elektrolyten anhäufen.
                           Dass überhaupt jeder Rotationskörper in nahtloser Ausführung nach dem Elmore-Verfahren erzeugt werden kann, zeigen die in
                              									Düsseldorf ausgestellten konischen Rohre, Wellrohre, Windkessel und sonstigen
                              									Hohlkörper.
                           Ausser zur Herstellung ganzer Gegenstände kann die Kupferelektrolyse aber auch mit
                              									Vorteil zur Erzeugung von Ueberzügen auf Eisen und anderen Metallen benutzt werden.
                              									Bis zur Erfindung des Elmore-Verfahrens wurden
                              									Kupferüberzüge auf gusseisernen Walzen für Maschinen der Textil- und
                              									Papier-Industrie auf mechanischem Wege angebracht, d.h. es wurde aus Kupferblech
                              									durch Lötung zuerst ein Bohr hergestellt, das dann durch entsprechende Vorrichtungen
                              									auf die eisernen Walzen aufgezogen und durch Umbördelung der Enden darauf
                              									festgehalten wurde. Jetzt aber werden nicht nur die genannten Laufflächen der Walzen
                              
                              									auf elektrolytischem Wege mit einem fest anliegenden Kupfermantel versehen, sondern
                              									es werden auch die beliebig geformten Seitenteile bis zu den Drehzapfen mit
                              									verkupfert, im besonderen auch Presskolben für hydraulische Pressen, deren
                              									eigenartige Form das Anbringen eines Kupfermantels auf mechanischem Wege früher
                              									unmöglich machte. Nun ist ja die galvanische Verkupferung von Eisengegenständen
                              									nichts neues. Wichtig aber ist die durch das Elmore-Verfahren erlangte Möglichkeit, solche Ueberzüge aus zähem Material in
                              									verhältnismassig kurzer Zeit und dementsprechend auch zu einem billigen Preise
                              									herzustellen. Man kann eine Dicke des Kupferniederschlages von 4 5 mm in der Woche
                              									erzielen, d.h. etwa 5 bis 6 mal mehr als durch gewöhnliche Verkupferung möglich
                              									wäre. Von besonderer Wichtigkeit ist diese rasche Arbeitsweise, ganz abgesehen von
                              									der grösseren Wirtschaftlichkeit des Verfahrens, bei solchen Verkupferungen, wo
                              									grosse Dicke des Niederschlages erforderlich ist, z.B. bei Kaliko-Druckwalzen.
                              
                              									Diese, die auch ausgestellt sind, werden jetzt vielfach nicht mehr aus einem
                              									massiven kupfernen Hohlkörper mit 25–30 mm Wandstärke fabriziert, sondern aus guss-
                              
                              									oder schmiedeeisernen Walzen mit einem Kupferüberzug von nur 4–5 mm. Auf diese Weise
                              									werden ungeheure Mengen an Kupfer gespart.
                           Die drei grossen Werke, die gegenwärtig das Elmore'sche
                              									Verfahren zur Herstellung nahtloser Metallrohre betreiben, haben eine
                              									Gesamt-Kapazität von 180 000 kg in der Woche, was einem Total – Kraftverbrauch von
                              									etwa 5600 Pferdekräften entspricht. Das englische Werk in Leeds und ebenso das französische in Havre
                              									arbeiten mit Dampfkraft, während das deutsche Werk in Schladern a. d. Sieg Dampf- und Wasserkraft anwendet.
                           Im Pavillon der Düsseldorfer Handelskammer hat die Firma Dr.
                                 										G. Langbein & Co. in Leipzig-Seilerhausen eine Schnell-Galvanoplastik-Anlage ausgestellt.
                           Das Wesen der Schnellgalvanoplastik besteht (nach „Helios“ 1902, No. 27) in
                              									der Verwendung heisser, sehr hoch konzentrierter Bäder, die in ständiger Bewegung
                              									erhalten werden. Auf diese Weise ist es möglich, ohne die feste kristallinische
                              									Beschaffenheit des kathodischen Kupferniederschlages zu schädigen, mit der
                              									Stromdichte so hoch zu gehen, dass die Herstellung kräftiger Kupferniederschläge für
                              									Druckzwecke in durchschnittlich 1½ Std. vollendet ist. Für flache Prägungen dient
                              									ein Bad, das in 100 l 34 kg Kupfervitriol und 0,2 kg Schwefelsäure von 66° Bé gelöst enthält. Der Elektrolyt wird beständig auf
                              									einer Temperatur von 26–28° C erhalten durch eine am Boden des Badbehälters
                              									angeordnete Bleischlange, durch die Dampf geleitet wird. Da infolge der hohen
                              									Stromdichten eine weitere Erhöhung der Temperatur eintritt, was bei Wachsmatrizen
                              									nachteilig werden kann, so versieht man die Bleischlangen mit einem zweiten Stutzen,
                              									durch den nach Bedarf kaltes Wasser eingeführt wird. Da in der Ausstellung die
                              									Temperaturerhöhung des Bades Schwierigkeiten gemacht haben würde, ist seine
                              									Zusammensetzung etwas geändert, damit kalt gearbeitet werden kann. Die kräftige
                              									Bewegung des Elektrolyten erfolgt am gleichmässigsten durch Einblasen von Luft, was
                              									die Beschaffung einer kleinen Luftpumpe oder eines Luftkompressors nötig macht. Man
                              									kann auch an einer Stirnseite des Badbehälters ein durch Schnur von einer
                              									Transmission angetriebenes Flügelrad aus Kupfer anbringen. Dieses befindet sich etwa
                              									15 cm über dem Boden des Behälters. Seine Flügel sind um 45° gegen die Horizontale
                              									versetzt, so dass eine kräftige Bewegung der unteren Flüssigkeitsschichten nach oben
                              									erfolgt. Die Stromdichte kann für ein Bad oben angegebener Zusammensetzung unter
                              									Einhaltung der genannten Bedingungen bis zu 8 Ampère betragen. Dann wird bei einer
                              									Elektrodenentfernung von 6 cm die Badspannung etwa 6 Volt sein. Durchschnittlich
                              									wird in diesem Bade mit 6 Ampère auf 1 qdcm gearbeitet, wobei der Niederschlag in 1¼
                              									bis höchstens 1¾ Std. eine Stärke von 0,18 mm erreicht. Unter Umständen kann es
                              									vorteilhaft, ja sogar notwendig sein, die graphitierten Matrizen bei abgestellter
                              
                              									Bewegung des Bades und mit etwas geringerer Stromdichte mit Kupfer überwachsen zu
                              									lassen und erst nachdem dies erfolgt ist, die Bewegung des Bades herzustellen und
                              									die Stromdichte zu erhöhen. Steile Schriftsätze werden in einem gewöhnlichen
                              									Kupferbade mit 3 % Schwefelsäure vorverkupfert und dann nach etwa ½ Std. ins
                              									Schnellbad übergehängt. Man ist dann sicher, dass sich im Galvano keine Löcher
                              									befinden, und die Fertigstellung des Niederschlages dauert einschliesslich der
                              									Vorverkupferung auch nicht länger als höchstens 2 Std. Für tiefere Prägungen
                              									verwendet die Firma ein Bad, das in 100 1 26 kg Kupfervitriol und 0,8 kg
                              
                              									Schwefelsäure von 66° Bé enthält. Es empfiehlt sich,
                              									nicht bei niedrigerer Temperatur als 24° C niederzuschlagen, obwohl bei dieser
                              									Konzentration des Elektrolyten die Gefahr des Auskrystallisierens von Kupfervitriol
                              									gering ist. Gewöhnlich wird in diesem Bade mit 5 Ampère auf 1 qdcm gearbeitet. Die
                              									Spannung beträgt dann bei 6 cm Elektrodenentfernung 
                              									4,5 Volt. Der Kupferniederschlag erreicht in 2 ¼ Std. eine Stärke von 0,15 mm,
                              									in 2¾ Std. von 0,18 mm. Die Zähigkeit des niedergeschlagenen Kupfers ist sehr gut,
                              									die Härte grösser als sonst, weshalb das Galvano einer geringeren Abnutzung
                              									unterworfen ist. Um eine Verunreinigung des Elektrolyten durch den Anodenschlamm zu
                              									verhindern, empfiehlt es sich, die Anoden der in Bewegung befindlichen Bäder in
                              									einen dichten Stoff, der die unlöslichen Abscheidungen zurückhält, einzunähen.
                           Die ausgestellte Anlage besteht in ihrem elektrolytischen Teil aus einem gewöhnlichen
                              									sauren Kupferbade für langsamen Niederschlag, mit Regulator, Ampèremeter und
                              									Voltmeter, und aus einem Schnellgalvanoplastikbad, ebenfalls mit einer Schalttafel
                              									und den nötigen Messinstrumenten. Die Bewegung des Schnellgalvanoplastikbades findet
                              									durch Eindrücken von Luft durch eine am Boden der Wanne befindliche durchlöcherte
                              									Bleischlange mittels einer kleinen doppelt wirkenden Luftpumpe statt. Der Strom wird
                              									erzeugt durch eine Gleichstrom-Nebenschluss-Maschine, Type NT9, von 320 Ampère Leistung bei 5 Volt Klemmenspannung, direkt gekuppelt
                              
                              									mit einem Gleichstrom-Elektromotor. Anlasser, Sicherungen und Nebenschlussregulator
                              
                              									finden sich gesondert auf einer Schalttafel.
                           Von Hilfsapparaten sind folgende notwendig. Das Schmelzen des Wachses geschieht in
                              
                              									einem doppelwandigen durch Gas geheizten Wachsschmelzkessel. Das Giessen der
                              									Wachsplatten für die Herstellung der Matrizen erfolgt auf einem sogenannten
                              									Giesstisch aus Eisen, dessen Tischplatte sauber gehobelt ist. Der Tisch kann durch
                              									in Pfannen gehende Schrauben genau wagerecht eingestellt werden und durch 2
                              									Stellschrauben in dieser Lage unverändert festgestellt werden. Die Prägungen der
                              									Wachsmatrizen erfolgen unter einer hydraulischen Matrizenpresse neuer Konstruktion.
                              									Die Höhe des Tisches vom Fussboden ist so bemessen, dass das Einführen der
                              									geschlossenen Formen und der Wachstafeln ohne Benutzung eines Trittes erfolgen kann.
                              									Der auf Rollen bewegliche Tisch lässt sich durch eine patentierte Hebelvorrichtung
                              									ungemein leicht herausziehen. Die Kolben der Pressen besitzen einen wesentlich
                              									grösseren Durchmesser als bei anderen Konstruktionen, so ass bei geringerem
                              									Atmosphärendruck ein höherer Druckeffekt erzielt wird. Das Graphitieren der Matrizen
                              									besorgt eine Maschine, deren Neuerung darin besteht, dass der sich automatisch
                              									vorwärts und rückwärts bewegende Tisch, auf dem die Matrizen unter der senkrecht und
                              									gleichzeitig seitlich schwingenden Graphitierbürste geführt werden, während eines
                              									Ganges seine Stellung siebenmal wechselt und um einen Drehpunkt eine Schlangenlinie
                              
                              									beschreibt, wodurch der Graphitierbürste beständig neue Angriffspunkte geboten
                              									werden und ein gleichmässiges Graphitieren in kürzester Zeit erreicht wird. Nach
                              									Fertigstellung des Galvanos wird das Wachs durch Auflegen auf ein eisernes durch Gas
                              									oder Dampf geheiztes Schmelzpult ab geschmolzen. Das Wachs läuft in einen zweiten
                              									doppelwandigen Wachsschmelzkessel zurück und bleibt in diesem bis zum Verdampfen
                              									aller dem Wachs anhängenden Feuchtigkeit. Vor dem Hintergiessen werden die Galvanos
                              									in den sogenannten Schwimmrahmen verzinnt. Dies sind eiserne gehobelte Kästen, die
                              									man auf dem geschmolzenen Hintergiessmetall des Schmelzherdes schwimmen lässt,
                              									nachdem die Rückseite des Galvanos mit Lötwasser befeuchtet und mit Zinnfolie belegt
                              									wurde. Bei der eintretenden Erwärmung schmilzt die Zinnfolie und bildet auf der
                              									Rückseite eine festhaftende Verzinnung. Ist letztere erfolgt, so wird die
                              									Schwimmpfanne von dem Blei abgehoben, auf einen horizontalen eisernen Tisch gestellt
                              									und das Hintergiessmetall, das in der Pfanne eines Schmelzherdes geschmolzen wurde,
                              									durch Giesslöffel in den Schwimmrahmen eingefüllt. Für die weitere Fertigmachung des
                              									hintergossenen Galvanos dient die Kreissäge kombiniert mit Fraismaschine, auf der
                              									die Galvanos rechtwinkelig beschnitten und die Kanten gefraist werden. Die
                              									Bearbeitung der Rückseite erfolgt entweder auf einer Drehbank oder auf einer
                              									Schnellhobelmaschine, die das Planhobeln der Galvanos besorgt, ohne dass ein
                              									Einspannen der Platten zu erfolgen braucht. Durch die Raumfrage bedingt, erfolgt das
                              									Anfraisen der Facetten durch Bestosszeug. Grössere Anstalten verwenden hierfür eine
                              									kombinierte Gerad- und Schräg-Facetten-Fraismaschine. Das Bohren der Löcher für die
                              									Montierung der Galvanos auf dem Holzflügel besorgt einer Schnellbohrmaschine,
                              									die zusammen auf einem Tisch mit einer Dekoupiersäge montiert ist.
                           Viel schwieriger als die Kupfer-Galvanotechnik ist die Herstellung tadelloser Ueberzüge von Zink auf Eisen auf elektrolytischem Wege,
                              									namentlich wenn es sich um Gegenstände mit scharf und tief einspringenden Teilen
                              									handelt. An solchen Stellen erhält man das Elektrolytzink entweder gar nicht oder
                              									nur als schwammigen, leicht abwischbaren Niederschlag. Deshalb beanspruchen das
                              									besondere Interesse des praktischen Elektrochemikers die vielerlei kleineren auf
                              									galvanischem Wege verzinkten Eisengegenstände, die die Firma Langscheder Walzwerk und Verzinkereien A.-G. in Langschede a. d. Ruhr in
                              									Gruppe III (Metall-Industrie) in grosser Vollkommenheit ausstellt. Sehr wichtig ist
                              									die elektrolytische Verzinkung für Kleineisenzeug aller Art, wie Schrauben, Muttern,
                              									Röhren, Fittings, Nägel u.s.w. Sie bedürfen nach dem Verlassen des elektrolytischen
                              									Bades nicht mehr der Nachbearbeitung oder des Nachschneidens, sondern behalten
                              									vollständig ihre ursprüngliche Form und scharfen Gewinde. Röhren können nur aussen
                              									oder auch aussen und innen nach dem Verfahren verzinkt werden. Elektrolytisch
                              									verzinkte Eisenbleche können im Gegensatz zu warm verzinkten zur Herstellung aller
                              									möglichen Hohlgegenstände verwendet werden, da sie lötfähig sind und sich bearbeiten
                              									lassen wie Weiss- und Zinkbleche, ohne dass die Zinkhaut abspringt. Sehr interessant
                              									sind auch die nach dem Langscheder elektrolytischen Verzinkungsverfahren verschönten
                              									Gussartikel, wie Baubeschläge, Thürdrücker, Temperguss etc., die bisher nur
                              									mangelhaft oder überhaupt nicht verzinkt werden konnten. Das elektrolytisch
                              									verzinkte Eisen behält, wenn es vorher nicht mit Säuren behandelt wird, seine
                              									Stabilität, Zerreissfestigkeit, Falz- und Stanzbarkeit.
                           Von der Ausstellung der Firma Th. Goldschmidt, Chemische
                                 										Fabrik und Zinnhütte in Essen-Ruhr, kommt für diesen Bericht nur das von
                              									ihr aus Weissblechabfällen auf elektrolytischem Wege gewonnene Zinn in Betracht. Seit vielen Jahrzehnten war es ein
                              									Problem der chemischen und metallurgischen Technik, die Abfälle, die bei der
                              									Fabrikation von Konservenbüchsen, Spielsachen u.s.w. aus Weissblech entfallen,
                              									nutzbringend zu verwerten. Der dünne, 2–3 % betragende Ueberzug von Zinn, der bei
                              									dem Einschmelzen sich mit dem Eisen legieren und es dadurch brüchig und somit
                              									unbrauchbar machen würde, verhindert die Verwendung der Weissblechabfälle als
                              									Eisenschrot. Die von der 1847 in Berlin gegründeten Firma schon dort in einer
                              									grossen Versuchsanlage ausgeführten Entzinnungsarbeiten wurden unermüdlich
                              									fortgesetzt und das Verfahren schliesslich so ausgebildet und die Anlagen von Jahr
                              									zu Jahr derart erweitert, dass die Firma auf dem Gebiete der Weissblechentzinnung
                              									heute unbestritten den ersten Rang in Deutschland einnimmt.
                           Ausser mit der Verarbeitung dieser Abfälle befasst sich die Firma mit der
                              									hüttenmännischen Erzeugung von Zinn in grossem Massstabe und mit der Fabrikation von
                              									Zinnsalzen, Chlorzink und anderen chemischen Präparaten. Sie beschäftigte Anfang
                              									1902 350 Arbeiter und 50 Beamte gegenüber 200 Arbeitern und 13 Beamten im Jahre
                              									1897. Die Einrichtungen der Fabrik erfordern eine Gesamtkraftleistung von 500 PS,
                              									die durch 7 Dampfmaschinen erzeugt werden. 400 PW sind ausschliesslich dem
                              									elektrischen Teile dienstbar gemacht. Auf dem Anschlussgleise, dass die Fabrik mit
                              									dem Nordbahnhofe von Essen verbindet, wurden im Jahre 1901 nahezu 6000 beladene
                              									Eisenbahnwagen empfangen gegen 4000 im Jahre 1897. Von dem 49600 qm grossen
                              									Grundstück sind 11000 qm mit Fabrikgebäuden besetzt.
                           Denselben Pavillon am Ende der Hauptallee wie die Firma Th.
                                 
                                 										Goldschmidt nimmt die im Jahre 1897 in Anlehnung an sie gegründete Allgemeine Thermit-Gesellschaft m. b. H. (früher
                              									Chemische Thermo-Industrie, G. m. b. H.) in Essen a. R. ein.Vergl. 1900 Bd. 315 S. 341. Ihre Erzeugnisse sollen an dieser
                              
                              									Stelle besprochen werden, da die von Dr. Hans
                                 										Goldschmidt erfundenen und ausgearbeiteten sogen. aluminothermischen Verfahren dem nur auf elektrothermischen Wege
                              									darstellbaren Aluminium ein ganz ungeahnt vielseitiges und grosses Verwendungsgebiet
                              									erschlossen haben.
                           Wenn man ein Gemisch („Thermit“), das im wesentlichen aus einer
                              									Metall-Sauerstoffverbindung (z.B. Eisenoxyd) und 
                              									Aluminium besteht, an einer Stelle entzündet, brennt es ohne äussere
                              									Wärmezufuhr von selbst weiter, wobei Temperaturen von schätzungsweise 3000° C
                              									entstehen. Ferner wird hierbei das betreffende Metall in reinem kohlenfreien
                              									Zustande ausgeschieden unter gleichzeitiger Bildung einer Schlacke aus Aluminiumoxyd
                              									(sogen. künstlichem Corund).
                           Auf der Ausnutzung der durch das Verfahren erzielten hohen Temperaturen allein beruht
                              									die sogen. Stumpfschweissung. Bei Rohren kann diese z.B. einen Druck von 300–400
                              									Atmosphären aushalten. Dabei hat sie vor der Verflanschung die Vorteile einfacher
                              
                              									Installation und Billigkeit infolge Wegfalls der Unterhaltungskosten. Solche
                              									geschweissten Rohre sind vielfach ausgestellt, so ein 140 m langes zweizölliges Rohr
                              									mit 28 Schweissungen, das zu einer Schlange gebogen ist und sich unter ständigem
                              									Druck von 50 Atm. befindet. Zahlreiche geschweisste Rohrstücke der verschiedensten
                              									Weiten sind zum Beweise der Festigkeit der Schweissstellen in diesen gebogen oder
                              									breit geschlagen. Im betrieb befindet sich eine Rohrleitung, die vom Pavillon des
                              										Bergbaulichen Vereins nach dem Pavillon Schäfer & Langen aus Crefeld Dampf von 11
                              									Atmosphären leitet. Die Leitung ist 100 m lang. Die Rohre weisen einen Durchmesser
                              									von 4'' auf. Im Ganzen sind 20 Stellen geschweisst. Ferner sind in der Halle für
                              									Eis- und Kühlmaschinen der Firma 4. Freundlich,
                              									Düsseldorf, an einer Leitung für Ammoniak und Kühlwasser eine Anzahl von ¾ bis
                              									4zölligen Rohren nach diesem Verfahren verschweisst, im ganzen 30 Schweissungen. Die
                              									Einfachheit der Ausführung wird an einigen zur Schweissung vorbereiteten Rohren und
                              
                              									an den ausgestellten Utensilien zur Rohrschweissung vorgeführt. Dass das Verfahren
                              									auch für die Ausbesserung beschädigter Rohre und Rohrschlangen wichtig ist, zeigt
                              									ein grosser Rohrkrümmer mit mehreren bei der Biegung entstandenen Löchern. Zwei
                              									davon sind repariert, das eine mit Thermiteisen ausgegossen, das andere ausgegossen
                              									und ausgehobelt.
                           Bei einer anderen Ausführungsart, der Schweissungen findet nicht nur die hohe
                              									Temperatur, sondern gleichzeitig auch das bei der Reaktion des Thermits
                              									abgeschiedene Eisen als solches Verwendung. Dies ist z.B. der Fall bei der
                              									Verschweissung von Schienen. Hierbei wird nach einem neuartigen automatischen
                              									Verfahren neben einer fest mit dem Schienenfuss verschweissten Lasche aus weichem
                              									schmiedbaren Thermiteisen auch noch eine Stumpfschweissung der Schienenenden
                              									besonders bei Neuverlegung von Geleis erzielt. Es ist dies von besonders hoher
                              									Bedeutung für elektrische Bahnen wegen sicherer Rückleitung des Stromes und geringem
                              									Verschleiss an Schienen und rollendem Material infolge schlagfreien Ganges der
                              									Wagen. Eine Schienenstrecke mit geschweissten Stössen ist hinter dem Pavillon
                              									verlegt. Zwei Stösse sind fertig ausgeführt. Man sieht die umgegossene Fusslasche,
                              									während die Schweissung so vollkommen ist, dass die zwei Schienenenden den Eindruck
                              									eines durchlaufenden Gestänges machen. Daneben sind zwei Schienenstösse zur
                              									Schweissung vorbereitet dargestellt. Die wenigen Utensilien, eine zweiteilige Form
                              									um den Schienenstoss, darüber in einem Dreifuss ein mit Thermit gefüllter Tiegel und
                              									ein kleiner Abstichapparat sind alles, was notwendig ist. Einer dieser zwei Stösse
                              									zeigt ausserdem noch einen Klemmapparat, wie solcher bei Verschweissung
                              									freiliegender bezw. noch nicht eingebetteter Schienen Verwendung finden kann. Im
                              									Innern des Pavillons sind mehrere geschweisste Schienenstücke verschiedener Systeme
                              									und Profile, Durchschnitte durch Schweissung und Fusslasche, poliert und geätzt,
                              									ausgestellt, um die vollständige Verbindung von Lasche und Schiene zu zeigen, ferner
                              									Zerreissstäbe aus verschiedenen Teilen der geschweissten Schienenstelle u. dergl.
                              									mehr.
                           Ein nicht weniger weites Feld hat sich dem Verfahren bei der Verschweissung
                              									gebrochener Schiffs- und Transmissionswellen, bei der Ausbesserung fehlerhafter
                              									gebrochener oder abgenutzter Stahlfaçonguss-, Schmiede- und Graugussstücke eröffnet.
                              									Eine Zusammenstellung zeigt einen Tiegel für 100 kg Thermit über einer 10zölligen
                              									Welle stehend. Anschweissungen abgebrochener Walzenzapfen zeigt ein von dem
                              									Vorstande der Gutehoffnungshütte zur Verfügung
                              									gewelltes Ausstellungsstück. Es ist, um die Schweissstelle sichtbar zu machen, in
                              									der Längsrichtung durchschnitten und Poliert. Die Schweissstelle ist nur mit
                              									grösster Mühe sichtbar. Zu diesem Stück gehört ein aus der Stelle geschnittener
                              									Zerreissstab. Das Thermit hat ferner Anwendung gefunden zum Verringern der
                              									Giessköpfe, zum Hartlöten und zur lokalen Enthärtung von Panzer- und Tresorplatten
                              									zwecks Einziehung von Bolzen etc. Von der königlichen Reparaturwerkstätte zu Nippes
                              									sind eine Anzahl schwieriger Güsse (Zylinderdeckel, Kolbenringe und Schieber)
                              									nebeneinander gegossen worden, die e-nen ohne, die anderen mit ½%
                              
                              									Ferrotitanthermit-Zusatz. Der Augenschein zeigt sofort den Unterschied: die unter
                              									Titanthermitzusatz gegossenen Stücke sind porenfrei, die anderen nicht.
                              									Hauptsächlich unterscheiden sich aber Gefüge und Korn des Gusses.
                           Grosses Interesse für den Besucher bietet auch die Ausstellung der verschiedenen nach
                              									dem Goldschmidt'schen Verfahren dargestellten
                              									kohlefreien Metalle und Legierungen, wie sie in solcher Reinheit selbst nicht im
                              									elektrischen Ofen erhalten werden können. Es sind dies Chrom 98–99prozentig, Mangan
                              									98–90pronzentig, Ferrotitan, Ferrovanadium, Mangantitan, Ferrobor, Manganbor,
                              
                              									Bleibarium, Mangankupfer verschiedenen Mangangehalts etc.
                           Schliesslich ist noch als ein weiteres bei dem Verfahren sich ergebendes Produkt der
                              										„Corubin“ zu erwähnen, der infolge seiner ausserordentlichen Härte und
                              									Schleiffähigkeit zur Fabrikation von Schleifscheiben verwendet wird. Die Firma Fontaine & Co., Frankfurt am Main, hat für die
                              									Ausstellung eine Anzahl ihrer Corubin-Schleifscheiben zur Verfügung gestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 673
                              Fig. 1.
                              
                           In einem eigenen Pavillon hat die Maschinenbau-Anstalt
                                 										Humboldt in Kalk bei Köln eine vollständige Erzaufbereitungsanlage
                              									ausgestellt. An ihr interessieren uns hier besonders die verschiedenen darin
                              									vorgeführten Typen Wetherill'scher elektromagnetischer
                                 										Erzscheider. Die eine Type II verarbeitet Spatheisenstein in ungeröstetem
                              									Zustande, während es bei den älteren Verfahren nötig war, das Erz vorher zu rösten
                              									und dadurch den Spatheisenstein in stark magnetisches Eisenoxydul überzuführen. Die
                              									Wirkungsweise des Apparates (Fig. 1) ist folgende:
                              									Durch den Aufgabetrichter a wird die Spathblende in
                              									dünner Schicht auf ein Aufgabeband verteilt, das sich in der Pfeilrichtung über die
                              									Rolle f bewegt. Das eine Scheideblech zwischen den
                              									Kästen h und i wird derart
                              									eingestellt, dass bei nicht erregten Magneten sämtliches Material gerade an diesem
                              									Blech vorbei in den Kasten i fallen würde. Seitlich und
                              									oberhalb dieser, Abfallstelle der Rolle f befinden sich
                              									drei zugespitzte Elektromagnete b, c und d, die ein stark konzentriertes magnetisches Feld
                              									bilden. Setzt man diese unter Strom, so werden die magnetischen Erzteilchen durch
                              									das Feld aus ihrer Bahn abgelenkt und fallen in einer flacheren Parabel herab, und
                              									zwar die stärker magnetischen (reiner Späth) in einen Kasten g, die schwächer magnetischen (Mittelprodukt) in einen Kasten h, wobei ein zweites Scheideblech den Strom der beiden
                              									letzten Produkte trennt. Ein Band e, das sich in der
                              									eingezeichneten Pfeilrichtung bewegt, ist um die Magnete geschlungen und verhindert
                              									das Anhaften der kleinen Teilchen metallischen Eisens, die unvermeidlich in jedem
                              									einer nassen Aufbereitung enstammenden Erze durch den Verschleiss der
                              									Zerkleinerungsapparate mitgeführt werden. Mit seinen beiden Arbeitsflächen von je
                              									320 mm Breite ist der Scheider im Stande, je nach Korngrösse 1000–1560 kg
                              									Spathblende in der Stunde durchzuarbeiten. Der zur Bewegung der Bänder erforderliche
                              									Kraftaufwand ist höchstens ½ Pferdekraft.
                           Eine andere ausgestellte Type V (Fig. 2) dient zu
                              									gelegentlichen Vorführungsversuchen mit solchen Erzgemischen, die Körper von weit
                              									geringerer magnetischer Erregbarkeit enthalten. Durch das Aufgabeband a wird das zu scheidende Gemisch in dünn ausgebreiteter
                              									Schicht durch das von den drei Magneten A, B und C gebildete magnetische Feld geführt. Der untere Pol
                              										B ist so eingestellt, dass bei nicht induzierten
                              									Magneten sämtliches Material über diesen Pol 
                              									nach links hinüberschiesst. Erregt man den Magneten, so wird das magnetische
                              									Material in das Kraftfeld zwischen die beiden Magnete A
                              									und B gezogen und fällt zwischen diesen Polen nach der
                              									rechten Seite des Magneten B herunter. Diese Type
                              									vermag Kupferkies, Zinkblende, (sofern diese chemisch gebundenes Eisen oder Mangan
                              									enthält) Monacit etc. auszuscheiden, alles Stoffe, die wesentlich schwächer
                              									magnetisch sind als Spatheisenstein. Die Apparate sind staubdicht eingekleidet; der
                              									sich entwickelnde Staub wird durch einen kleinen Ventilator in eine Staubkammer
                              									abgezogen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 674
                              Fig. 2.
                              
                           Ferner ist noch ein magnetischer Scheider System Wetherill-Schnelle sog. Ringtype aufgestellt. Dieser Apparat dient zum
                              									Ausscheiden stark magnetischer Stoffe, wie Magneteisenstein, Magnetkies, geröstetem
                              									Pyrit u.s.w. Er verarbeitet trotz seiner kleinen Abmessungen von derartigen Erzen in
                              									der Stunde eine Tonne und zeichnet sich ganz besonders dadurch aus, dass er
                              									keinerlei mechanisch bewegte Teile besitzt und jegliche Staubbildung ausschliesst.
                              									Ausser dieser und der Walzentype ist noch ein durch einen kleinen Elektromotor
                              									angetriebener Laboratoriumsseparator zu sehen, der das Prinzip der magnetischen
                              									Scheider nach System Wetherill deutlich vor Augen
                              									führt.
                           Einen anderen elektromagnetischen Erzscheider nach Patent Mechernisch, der ohne Bänder oder andere Transportmittel arbeitet, zeigt
                              									die Firma Fried. Krupp Grusonwerk in Magdeburg-Buckau
                              									in der Krupp-Halle. Er besteht aus zwei walzenförmigen Elektromagneten, die parallel
                              									über einander gelagert sind, und zwischen denen an beiden Enden je ein magnetisches
                              									Feld erzeugt wird. Der obere Magnet wird durch ein Rädervorgelege in Umdrehung
                              									versetzt, während der untere feststeht. Durch eine einstellbare Aufgabevorrichtung
                              									wird das Scheidegut zwischen die Pole geführt. Das unmagnetische Gut fällt über die
                              									unteren festen Pole ab, während die oberen umlaufenden Pole das von ihnen
                              									festgehaltene magnetische Erz mit sich fortführen und entsprechend der allmählich
                              									abnehmenden Stärke der magnetischen Felder erst die schwach magnetischen und
                              									schliesslich die starkmagnetischen Erzteilchen abfallen lassen. Diese werden durch
                              									einstellbare Schieber getrennt abgeführt.
                           Die elektrotechnische Fabrik Gebr. Raacke in Aachen
                              									stellt in Gruppe V eine vollständige Laboratoriums-Einrichtung für Elektrolyse aus. Sie besteht (im Schrank
                              									unten links) aus einem rotierenden Gleichstrom-Umformer, der von 220 auf 12 Volt
                              									transformiert und deshalb zum Laden von zwei Akkumulatoren-Batterieen (im Schrank
                              									unten rechts) von je 40 Ampère Entladestromstärke dienen kann. Der von diesen
                              									gelieferte Strom wird auf 6 Arbeitsplätze verteilt. Die erforderlichen
                              									Schaltapparate und Messinstrumente sind in einem grossen oberen Mittelschrank
                              									übersichtlich und leicht zugänglich angebracht. Die sechs elektrolytischen Classen'schen Stative stehen auf einem zweistufigen
                              
                              									Elektrolysiertisch (nach Nissenson), alle anderen
                              									Betriebsmittel zum Schlitze gegen Laboratoriumsdämpfe
                              									unter Glas und Rahmen. Die übrigen fünf Schränke dienen zur Aufnahme der Reagentien,
                              									unbenutzter Stative, von Proben und Büchern, drei Schubladen zum Verwahren von
                              
                              									Glassachen, Werkzeugen und Leitungs-Materialien. Der geringe Raumbedarf Her Anlage
                              									ermöglicht es, sie fast in jedes vorhandene Laboratorium einzubauen.
                           Die verschiedensten Platin-Geräte für das elektrochemische Laboratorium, wie Tiegel,
                              									Schalen, Elektroden, Stative, Filterconusse, Schiffchen, Bleche, Folien, Netze und
                              									Drähte, sowie Silbergeräte und -Drähte zeigen in Gruppe VII (Chemische Industrie)
                              									die Firmen Franz Eisenach & Cie. in Offenbach a. M.
                              									und G. Siebert in Hanau neben anderen uns hier weniger
                              									interessierenden Ausstellungs-Gegenständen.
                           W. C. Heraeus in Hanau, der in der Gruppe III (Metall-Industrie) zu
                              									sehen ist, hat von der Vorführung von Platin- und Silbergeräthen, mit denen er vor
                              									zwei Jahren in Paris in umfassendem Masse vertreten war, in Düsseldorf Abstand
                              									genommen. Ausser sehr sehenswerten technischen Apparaten aus Aluminium, die durch
                              									Schweissung hergestellt sind, führt er das Le
                                 									Chatelier'sche Pyrometer zum Messen von
                              									Temperaturen bis 1600° und elektrisch geheizte
                                 										Laboratoriumsröhrenöfen vor.
                           Das Pyrometer, dessen besondere Form von Holborn und Wien angegeben wurde, beruht darauf, dass die
                              									elektromotorische Kraft eines Thermoelements proportional der Erhöhung der
                              									Temperatur wächst. Das Thermoelement bilden zwei Drähte (gewöhnlich 0,6 mm stark und
                              									150 cm lang), von denen der eine aus Platin, der andere aus dessen Legierung mit 10
                              									% Rhodium besteht. Sie sind an einem Endpunkt zu einer kleinen Kugel, der
                              										„Lötstelle“, zusammengeschmolzen. Erhitzt man diese, so entsteht eine
                              									bestimmte Spannung, die bei Erhöhung der Temperatur um 100° um etwa 0,001 Volt
                              									wächst. Das Verhältnis der elektromotorischen Kraft zur Temperatur wird für jedes
                              									einzelne Element von der Physikalisch-technischen Reichsanstalt durch Vergleichung
                              									mit einem Normalelement genau festgestellt, so dass man mit diesem Thermoelement
                              									sehr genaue Temperatur-Messungen (Fehler bei 1000° nur + 5°) vornehmen kann. Zu dem
                              									Zweck bringt man, nachdem gewöhnlich die beiden Drähte durch ein beiderseits offenes
                              									Porzellanrohr von eineinder isoliert und beide durch ein äusseres unten
                              									geschlossenes Rohr vor der Einwirkung der Flammengase geschützt sind, die Kugel an
                              									die Stelle, deren Temperatur bestimmt werden soll. Verbindet man dann die beiden
                              									Enden des Elements mit einem empfindlichen und genauen Galvanometer, so erhält man
                              									durch Vergleichddes erfolgenden Ausschlags mit einer dem Instrument beigegebenen
                              									Tabelle die gesuchte Temperatur. Häufig verwendet ian Galvanometer mit zwei Skalen,
                              									von denen die eine die Mikrovolt, die andere direkt die Temperatur-Grade anzeigt.
                              									Das Galvanometer kann, falls man für genügend kleinen Widerstand in der Leitung
                              									sorgt, weit entfernt von der Wärmestelle, im Messzimmer oder Bureau, aufgestellt
                              									werden. Von grösster Wichtigkeit ist es, für die Thermoelemente durchaus reine
                              									Metalle zu verwenden, da schon die kleinsten Mengen von Verunreinigungen die
                              									elektromotorischen Kräfte wesentlich beeinflussen.
                           Die Laboratoriumsöfen sind dadurch beachtenswert, dass die elektrische Erhitzung
                              									nicht durch Spiralen aus Platindraht, sondern durch solche aus Platinfolie erfolgt.
                              									Soll Platindraht haltbar sein, so muss man ihn ziemlich stark nehmen. Man hat also
                              
                              									grosse Kosten dafür aufzuwenden und braucht ausserdem hohe Stromstärken zur
                              									Erhitzung. Bei dünnem Draht findet kein genügend rascher Wärmeausgleich statt,
                              									während andererseits ungleichmässige Erhitzung nicht zu vermeiden ist, da der Draht
                              									nicht an allen Stellen des zu heizenden Rohres fest anliegt. Infolgedessen treten
                              									örtliche Ueberhitzungen auf, sodass der Draht bald durchschmilzt. Dieses tritt um so
                              									leichter ein, weil man den Draht viel höher als nötig ist erhitzen muss wegen der
                              									durch die kleine Berührungsfläche verursachten schlechten Wärmeabgabe an das Rohr.
                              									Diese Nachteile zeigt sehr dünnes Platinblech nicht. Es schmiegt sich vor allem dem
                              									Ofenrohr innig an. Die Umwickelung geschieht mit 0,007 mm starker Folie in
                              									Spiralwindungen von je 2–3 mm Abstand. Die Folie kostet nur etwa den sechsten Teil
                              									des entsprechenden Drahtes und giebt bei der innigen Berührung fast die ganze in ihr
                              									entwickelte Wärme an das Rohr ab. Man hat die Temperatur bis 1700° gesteigert, ohne
                              									dass die Folie schmolz. In der Praxis darf man allerdings mit der Erhitzung nicht so
                              									hoch gehen, da dann die für das Rohr verwandte Marquardt'sche Porzellanmasse elektrisch leitend wird. Durch Regelung des
                              									Stromes mit Vorschaltwiderstand lässt sich aber jede gewünschte Temperatur bis 1500°
                              									schnell erreichen. Bei einem Rohr von 25 mm Weite kann man z.B. in 5 Minuten auf
                              
                              									1400° kommen. Die Temperaturunterschiede im Rohre betragen nur wenige Grade.
                              									Natürlich lässt sich die Luft in der Röhre durch jedes beliebige Gas ersetzen. Die
                              									Firma hält Horizontal-Oefen von 20 und 65 mm Röhrenweite sowie, namentlich für
                              									Schmelzpunkts-Bestimmungen, vertikale Holborn'sche
                              									Oefen vorrätig.
                           
                           Die verschiedensten Messinstrumente stellt in
                              									bekannter Güte die Firma Hartmann & Braun, A.-G.,
                              									in Frankfurt a. M. in Gruppe V aus, wärend uns in Gruppe III (Metallindustrie) die
                              									bekannten Widerstandsmaterialien Nickelin und Manganin
                              									in Drähten und Bändern von dem Westfälischen Nichelwalzwerk
                                 										Fleitmann, Witte & Co. in Schwerte einerseits und von der Isabellenhütte, G. m. b. H. in Bonn andererseits,
                              									vorgeführt werden. Erstere Firma zeigt auch Reinnickelbleche die als
                              									Elektrodenmaterial in der elektrochemischen Praxis manchmal unentbehrlich sind,
                              									letztere Manganlegierungen, denen sich vielleicht neben ihren bisherigen, von dem
                              
                              									hier behandelten Fach sehr abseits liegenden Verwendungsgebieten in der
                              									Elektrotechnik noch eine Zukunft eröffnen kann.