| Titel: | Neuere Fortschritte in der Glastechnik und in der Keramik. | 
| Autor: | Gustav Rauter | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 705 | 
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                        Neuere Fortschritte in der Glastechnik und in der Keramik.
                        Von Dr. Gustav Rauter in Charlottenburg.
                        (Schluss von S. 689 d. Bd.)
                        Neuere Fortschritte in der Glastechnik und in der Keramik.
                        
                     
                        
                           II. Keramik.
                           Auf dem Gebiete der Keramik geht nach wie vor das Bestreben der Hersteller vielfach
                              									dahin, es sich in sogenannten zerflossenen Glasuren zuvorzuthun. Setzte man früher
                              									seinen Ehrgeiz ausschliesslich darin, die Glasuren vollkommen gleichmässig und
                              									gleichfarbig herzustellen, so brachte der gesteigerte Sinn für das Malerische in den
                              									letzten Jahren die Herstellung ungleichmässig gefärbter Glasuren in Schwung. Hierbei
                              									können wir zwei Hauptverfahren unterscheiden. Zugehst handelt es sich um Glasuren,
                              									die mit verschiedenen färbenden Oxyden versetzt sind, sodann um solche Glasuren, die
                              									nur ein färbendes Oxyd enthalten, und wobei die
                              									Ungleichmässigkeit der Färbung vielmehr durch die Art und Weise des Auftragens und
                              									des Brennens erzielt wird.
                           Im ersteren Falle mischt man z.B. verschiedene färbende Massen zusammen, die
                              									möglichst wenig Neigung haben, sich miteinander zu vereinigen, sodass eine
                              									gesprenkelte, marmorierte oder geflammte Zeichnung entsteht. Oder man überzieht das
                              									zu glasierende Gefäss mit einer Glasur von einer bestimmten Farbe und bringt dann
                              									auf den oberen Teil des Gefässes noch eine zweite, anders gefärbte und leichter
                              									schmelzende Glasur auf, die dann während des Brennens mehr oder weniger schmilzt und
                              									in Streifen über der ersten Glasur herabläuft, sodass hierdurch wieder Zeichnungen
                              									von besonderem Charakter entstehen. Hierbei hält man mit Vorliebe das Herablaufen
                              									der leichter schmelzenden Glasuren in einzelnen Teilen des Gefässes durch Vorsprünge
                              									oder Ausbauchungen auf, um so eine allzugleichmässige Verteilung der Streifen zu
                              									verhindern. Für besonders gelungen sieht man derartige Stücke an, wenn die Streifen
                              									nicht bis zum Boden des Gefässes herabreichen, sondern auf den Gefässen selbst
                              									endigen, wenn also die verlaufende Glasur nicht zu leichtflüssig gewiesen ist.
                           Weniger häufig trifft man verlaufende Glasuren mit nur einem färbenden Oxyd. Hierbei wird das Oxyd auf die zu basierenden Gefässe
                              									in Schichten von ungleichmässiger Dicke aufgetragen. Diese Dickenverschiedenheit
                              									wird durch eine entsprechende Musterung der Gefässoberfläche am besten Reicht, wobei
                              									die Glasuren von einzelnen Stellen grösstenteils ablaufen, an anderen Stellen sich
                              									ansammeln können. Handelt es sich z.B. um eine Eisenglasur, so werden bei
                              									reduzierendem Ofenbrande die dünneren Schichten der Glasuren vollkommen reduziert
                              									und einen schwärzlichen Ton aufweisen, während dort, wo die Glasur dicker liegt, die
                              									Reduktion nur an deren oberen Schichten stattfinden kann, während die hellere Farbe
                              									der nicht reduzierten Glasurschichten noch durchschimmert.
                           Zu den unregelmässigen Glasuren gehören auch die krystallisierten Glasuren, wobei in
                              									der Glasurmasse sich mehr oder minder ausgebildete, vielfach an Eisblumen erinnernde
                              									Krystallgebilde befinden. Zum Krystallisieren neigen namentlich zinkhaltige
                              									Glasuren. Die Herstellung derartiger Waren, für die als Material namentlich
                              									Porzellan in Betracht kommt, hat indess der Schwierigkeit ihrer Herstellung wegen
                              									wenig Ausdehnung gefunden.
                           Neuerdings findet man auch Majolikagegenstände, die über verlaufender Glasur noch
                              									eine in der Muffel eingefüllte Malerei zeigen; jedoch lassen hier Glasur und Malerei
                              									einander in ihrer Wirkung gegenseitig nicht zur Geltung kommen.
                           Abgesehen von in der Glasur selber liegenden Farbenverschiedenheiten werden Färbungen
                              									der Oberfläche bei Porzellanwaren noch durch sogenanntes Lüstrieren erzeugt. Dieses
                              									geschieht ähnlich wie das vorhin erwähnte Lüstrieren der Glasgefässe, und stellt
                              									sich dar als eine Erzeugung der Farbe dünner Blättchen auf der Porzellanoberfläche,
                              									wodurch, diese dann in allen Regenbogenfarben schillert. Hierher gehört auch das
                              									sogenannte Marmorporzellan, wobei nur ein Teil der Oberfläche diese Lüsterfarbe
                              									zeigt. Vermutlich geschieht deren Herstellung derart, dass bei der Aufbringung des
                              
                              									Lüsters ein Teil der Porzellanoberfläche durch einen Ueberzug vor den Einwirkungen
                              									der im übrigen die Oberfläche angreifenden Dämpfe geschützt wird.
                           Zum Zwecke der Bemalung keramischer Erzeugnisse, namentlich für die sogenannte
                              									Fondmalerei, bedient man sich neuerdings in grossem Umfange des sogenannten
                              									Aërographs, eines nach Art und Weise der bekannten Zerstäuber gebauten Apparates,
                              									der jedoch in Konstruktion und Ausstattung den Zwecken der keramischen Industrie
                              									besonders angepasst ist. Das Arbeiten mit diesem Apparat geht besonders rasch vor
                              									sich, sodass mit seiner Hilfe eine ganze Menge von Erzeugnissen mehr hergestellt
                              									werden kann, als durch die gewöhnliche Malerei mit dem Pinsel. Namentlich ist seine
                              									Verwendung für die Aufbringung in einander verlaufender Farbentöne sehr beliebt.
                              									Mitunter gebraucht man ihn nicht nur zum Anlegen von Flächen, sondern bei
                              									geschicktem Arbeiten auch zur Herstellung von Zeichnungen selber. In Verbindung mit
                              									Schablonen dient er auch zu einer der sogenannten Spritzmalerei verwandten
                              									Dekorationsweise. Der Aërograph ist ein amerikanisches Erzeugnis und in Deutschland
                              									durch die Aërograph Co. Ltd. in Berlin eingeführt
                              									worden. Im übrigen sind die mittels des Aërographen dekorierten Erzeugnisse von den
                              									handgemalten Stücken gleicher Art gut zu unterscheiden, da die Farbe bei ihnen immer
                              
                              									die von dem zerstäubenden Luftstrom hervorgebrachte Körnung, und bei Zeichnungen
                              									sehr unscharfe Umrisse zeigt. Für bessere Ware wird man sich daher nach wie vor der
                              									Handmalerei bedienen müssen.
                           Die sogenannte Pâte-sur-pâte-Malerei, namentlich in der Form sogenannter Wedgwood-Ware, ist immer noch sehr beliebt. Hier
                              									verdient der eigentümliche Umstand Erwähnung, dass die englische Firma Wedgwood sich den nach viel verbreiteter Ansicht längst
                              									schon zur freien Warenbezeichnung gewordenen Namen „Wedgwood “ als Schutzmarke in Deutschland hat eintragen lassen.
                              									Infolgedessen müssen die deutschen Hersteller ihre entsprechenden Erzeugnisse
                              									heutzutage unter freigewählten anderen Namen in den Handel bringen. So nennt z.B.
                              									die Firma Villeroy & Boch in Mettlach ihre Waren
                              									der Art „Phanolith“.
                           Eine verwandte Technik ist neuerdings in dem bekannten Kannenbäckerland aufgenommen
                              									worden. Sim Pet. Gerz 1. in Höhr bringt unter dem Namen
                              										„Grès Rhenana“ Erzeugnisse auf den Markt, die sich von der alten
                              									Arbeitsweise jener Gegend wesentlich unterscheidet. Während man früher Gefässe aus
                              									grauem Steinzeug mit Kobalt-Malerei versah, die in vertiefte Muster eingefüllt
                              									wurde, so zeigt die neue Ware eine in der Masse befindliche mattblaue Farbe mit
                              									aufgelegten weissen Verzierungen von zum Teil sehr feiner Arbeit.
                           Bauterrakotten werden im allgemeinen in der Weise hergestellt, dass das Modell in
                              									Thon geformt wird, dass man darüber dann eine Gypsform herstellt und in diese die
                              									herzustellenden Stücke einformt. Da die Gypsformen sehr dem Verschleissen ausgesetzt
                              									sind, so werden die später geformten Stücke nicht mehr genau die ursprüngliche
                              									Gestalt zeigen, wenn nicht für öftere Erneuerung der Gypsformen, sowie für
                              									sorgfältige Nacharbeitung der geformten Stücke gesorgt wird. Auf der Düsseldorfer
                              									Ausstellung führten Villeroy & Boch Terrakotten
                              									vor, die nicht aus Gypsformen, sondern durch direktes Brennen des ursprünglichen
                              									Thonmodelles hergestellt waren. Hierdurch ist eine viel sicherere Erzielung der
                              									gewünschten Wirkung gewährleistet, allerdings auch eine Wiederholung desselben
                              									Gegenstandes durch einfaches Wiederabformen unmöglich gemacht. Wenn sich dieses
                              
                              									Verfahren somit für Massenartikel nicht eignet, so ist es doch für bessere Ware von
                              									grossem Vorteil, indem es den einzelnen Stücken einen viel grösseren Wert
                              									verleiht.
                           
                           Der Begriff der Terrakotta erstreckt sich eigentlich nur auf Thonwaren von den
                              									gewöhnlichen Mauerziegeln entsprechender Zusammensetzung, jedoch grösserer Reinheit
                              
                              									des Materials, die je nachdem sie stärker oder schwächer gebrannt sind, entweder nur
                              									für die innere Ausschmückung von Wohnungen in betracht kommen oder, wenn sie
                              									schärfer gebrannt sind, als Bauterrakotta auch dem Einflüsse der Witterung
                              									widerstehen können. Jedoch ist die Bezeichnung Terrakotta leider missbräuchlicher
                              									Weise auf eine ganze Reihe von anderen Erzeugnissen ausgedehnt worden, die man
                              									eigentlich nicht so nennen dürfte, und die zum Teil überhaupt nicht einmal
                              									Erzeugnisse der Keramik sind.
                           Hier sind zunächst die glasierten Bauterrakotten zu erwähnen, die den Namen
                              									Terrakotta immerhin noch mit einiger Berechtigung tragen, da sie aus der gleichen
                              
                              									Grundmasse wie jene eigentlichen Bauterrakotten bestehen, aber noch mit einer
                              									gleichfalls gegen die Einflüsse der Witterung widerstandsfähigen Glasur versehen
                              									sind. Die vorhin aufgeführten Erzeugnisse der Firma Villeroy
                                 										& Boch sind derartige glasierte Terrakotten, die man besser mit dem
                              									Namen Baumajoliken bezeichnen würde.
                           Dann gehört noch eine ganze Reihe von Erzeugnissen hierher, die eine Bemalung zeigen
                              									und zwar eine solche, die mit Lackfarbe aufgebracht ist. Teilweise sind diese
                              									Erzeugnisse vor der Bemalung scharf gebrannt, teilweise zeigen sie nur einen
                              									äusserst schwachen Brand. Zu den scharf gebrannten Waren dieser Art gehören die
                              									unter dem Namen „Korina“ und „Freo“ bekannten Erzeugnisse von Bertram in Lüftelberg bei Bonn. Das erstere sind
                              									Thongefässe mit figürlicher Dekoration, das zweite solche mit eingeritzter
                              									Ornamentierung. Mittelscharf gebrannt sind die in zahlreichen Fabriken angefertigten
                              									Tierfiguren für Gärten, die im Sommer im Freien verbleiben dürfen, im Winter aber
                              									hereingenommen werden müssen.
                           Ganz schwach gebrannt sind schliesslich die Erzeugnisse, die unter dem Namen
                              										„Kunstfiguren“ und ähnlichen Bezeichnungen gehen, und bei denen der
                              									Thonkörper nur die Unterlage für oft recht dicke Schichten von Farbe bildet. Diese
                              									machen schon den Uebergang zu den garnicht gebrannten Waren, für die der Name
                              									Terrakotta nur ein Aushängeschild bildet und für die ausser Terrakotta auch die
                              									Namen Steinguss, Hartguss, Marmorguss und andere mehr gebraucht werden. Das Material
                              									für diese Erzeugnisse ist im wesentlichen Gyps, mit verschiedenen Zusätzen.
                              									Marmorguss enthält z.B. nach einer Angabe 5 % Marmormehl. Da das Marmormehl nicht
                              									mit abbindet, und auch sonst keinen vorteilhaften Einfluss auf den Zusammenhalt der
                              									Masse ausüben kann, so dürfte es wesentlich nur zugesetzt sein, um der Sache einen
                              									entsprechenden Namen geben zu können. Nach anderen Angaben besteht der Marmorguss
                              									aus Gyps mit einem Zusatz von Marmorkalk. Weitere derartige Erzeugnisse enthalten
                              									Faserstoffe, die die Zerbrechlichkeit herabmindern sollen, Oele u.s.w.
                           Kehren wir nun zu den für Bauzwecke verwendeten keramischen Erzeugnissen zurück, so
                              									sind hier namentlich auch die als Fussbodenbelag dienenden Platten zu erwähnen. Sie
                              									werden in sehr verschiedener Ausführung, glasiert und unglasiert, ein- und
                              									mehrfarbig in erhabener wie in eingelegter Musterung hergestellt. Im allgemeinen
                              									unterscheidet man einerseits einfarbige Thonplatten in verschiedenen Farben, die
                              									nass geformt werden und die dann wieder in verschiedenster Weise glasiert werden
                              									können, andererseits Platten aus feldspathaltiger Thonmasse, die mit hydraulischen
                              									Pressen trocken gepresst und auch bunt gemustert hergestellt werden. Sind die
                              									gewöhnlichen Thonplatten schon für Feuchtigkeit und Fettstoffe nur wenig
                              
                              									empfindlich, so sind es die Feldspatplatten garnicht, da sie infolge des bei ihrer
                              									Herstellung verwendeten ausserordentlich hohen Druckes eine sehr grosse Dichte
                              									aufweisen. Sie sind durchaus wetterbeständig und ein allen schädlichen Einflüssen
                              									aufs beste widerstehender Fussboden- und Wandbelag.
                           Bei entsprechender Verkleinerung des Formates gehen die zur Wandbekleidung dienenden
                              									Thonplatten in Mosaikstifte über. Ausser Glas- und Marmormosaik wird auch Thonmosaik
                              									viel verwendet. Eine eigenartige Anwendung von Thonmosaik führte die Firma Villeroy & Bock auf der Düsseldorfer Ausstellung
                              									vor. Grosse Flächen des von ihr erbauten Ausstellungsgebäudes waren mit weissen und
                              									farbigen, jedoch vorwiegend gelb glasierten Schuppenplättchen bekleidet, die zu
                              									nächst in kleinen Abteilungen auf Papier geklebt und dann mit Zement auf der
                              									Wandfläche befestigt worden waren.
                           Die sogenannten Mosaikplatten hingegen – auch die vorhin erwähnten Platten gehören
                              									hierzu – führen nur uneigentlich den Namen Mosaik, da sie zwar vielfach eine
                              									Musterung zeigen, als wenn sie aus einzelnen kleinen Stücken zusammengesetzt wären,
                              									jedoch in der That immer nur aus einem einzigen Stücke bestehen.
                           In der Ziegelindustrie macht sich auf Seiten der Baumeister eine steigende
                              									Unzufriedenheit mit den noch bis vor kurzem als höchsten Triumph der Ziegeltechnik
                              									angesehenen glatten und gleichmässig gefärbten Verblendsteinen geltend, und es ist
                              									namentlich da, wo es sich um künstlerische Wirkungen handelt, die Nachfrage nach
                              									Handstrichsteinen wieder lebhaft geworden. Namentlich aber hat man es hier und da
                              									auch für vorteilhaft gehalten, von der Verwendung des Normalformates abzugehen und
                              									das sogenannte Klosterformat von 28,5 × 13,5 × 9,0 cm zu verwenden. Seitens der
                              									Ziegeltechniker sind gegen diese Forderungen lebhafte Einwendungen erhoben worden,
                              									und es sind jedenfalls stark übertriebene Befürchtungen damit in Zusammenhang
                              									gebracht worden. Einesteils muss sogar ein Nachlassen der Vorliebe für gleichmässig
                              
                              									gefärbte Steine als durchaus nur im Interesse der Ziegeleien selber liegend
                              									bezeichnet werden, insofern sie hierdurch von einer grossen Unannehmlichkeit befreit
                              									werden und nicht mehr eine Menge sonst recht brauchbarer Steine nur wegen
                              									abweichender Färbung zum Ausschuss zu verweisen brauchen. Ferner aber ist die
                              									Handziegelei doch immer noch in einem nicht ganz unbedeutenden Umfange in
                              									Deutschland üblich, sodass ein etwa vergrösserter Bedarf an Handstrichsteinen nicht
                              									gleich ein Stillstellen der Ziegelpresse nötig machen wird. Für alle Zwecke, wo
                              									nicht die ästhetische Wirkung, sondern die Festigkeit des Ziegels in Betracht kommt,
                              									werden ja doch die Maschinensteine unbedingt ihren Platz behaupten, sodass ihnen
                              									auch so kaum Abbruch geschehen kann. Was schliesslich das Klosterformat anbetrifft,
                              									so wird dessen Verwendung wegen der unbequemen Herstellung und Handhabung der
                              									betreffenden Steine doch immer nur auf ganz wenige Fälle beschränkt bleiben, zumal
                              									seine Vorteile auch in Bezug auf die künstlerische Wirkung immerhin nicht allseitig
                              									anerkannt werden dürften. Verwendet man doch z.B. in den Niederlanden und anderswo
                              									ein weit kleineres Ziegelformat als bei uns, ohne dass Klagen darüber laut geworden
                              									wären. Im Gegenteil macht sich in Oesterreich, wo man ein grösseres Format besitzt,
                              									stellenweise ein lebhaftes Verlangen nach Einführung des deutschen Ziegelformates
                              									geltend, da dies handlicher und zweckmässiger sei.
                           In der Behandlung des säurefesten Steinzeugs hat man grosse Fortschritte gemacht. Man
                              									stellt bereits Steinzeug-Gefässe her, mit einem Inhalt von 9000 Liter,
                              									Steinzeugturmringe mit einem Durchmesser von 1,5 m, Druckbirnen, die bei geräumigem
                              									Inhalt ziemlich starken Drücken Widerstand leisten können. In Düsseldorf waren 2000
                              									Liter fassende Druckbirnen zu sehen, die auf zwei Atmosphären Druck geprüft waren.
                              									Auch dichtschliessende Hähne, Kolbenpumpen, Centrifugalpumpen, Ventilatoren u.s.w.
                              									werden aus säurefestem Steinzeug hergestellt. Namentlich spielt hier auch die nach
                              									dem Brennen noch erfolgende Bearbeitung durch Schliff eine grosse Rolle.
                           Nach voriges Jahr im Koburger „Sprechsaal“ mitgeteilten Zahlen betrug die
                              									Festigkeit von säurefestem Steinzeug aus zwei verschiedenen Fabriken, A und B wie
                              									folgt:
                           1. Zugfestigkeit.
                           
                              
                                 Fabrik
                                 A
                                 78,2
                                 kg/qcm
                                 in
                                 trockenem
                                 Zustande
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 63,8
                                 „
                                 „
                                 nassem
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 B
                                 56,2
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           2. Druckfestigkeit.
                           
                              
                                 Fabrik
                                 A
                                 1490
                                 kg/qcm
                                 in
                                 trockenem
                                 Zustande
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 1345
                                 „
                                 „
                                 nassem
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 B
                                 1375
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           3. Bruchfestigkeit.
                           
                              
                                 Fabrik
                                 A
                                 168
                                 kg/qcm
                                 in
                                 trockenem
                                 Zustande.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 135
                                 „
                                 „
                                 nassem
                                 „
                                 
                              
                           
                           Bei den von der Fabrik B mitgeteilten Zahlen ist nicht gesagt, ob die Prüfungen
                              									in trockenem oder in nassem Zustande ausgeführt worden sind.
                           Teilweise dem säurefesten Steinzeug, teilweise dem Porzellan verwandt ist das
                              									sogenannte feuerfeste Geschirr, das gegenwärtig zu Koch- und Haushaltungszwecken
                              									vielfach hergestellt wird. Es besteht entweder aus säurefestem Steinzeug, das
                              									aussen Salzglasur, innen aber eine weisse bleifreie Glasurmasse aufgetragen enthält,
                              									oder aus Porzellanmasse, die innen ihre natürliche weisse Farbe zeigt, aussen aber
                              									eine vom Dunkeln zum Hellen sich abstufende braune Bemalung besitzt, sodass es hier
                              									mit feuerfesten Steinen eine gewisse Aehnlichkeit im Aussehen aufweist.