| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 717 | 
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                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        Von Professor Alfred Haussner, Brünn.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Seit dem Jahre 1898, da ich in dieser Zeitschrift Bericht über die Neuheiten in
                              									der Papiererzeugung erstattete, also in dem seither verflossenen vierjährigen
                              									Zeitraume, sind wohl keine als Umwälzungen zu bezeichnende Aenderungen vorgekommen,
                              									doch treffen wir Vieles, was nicht blos der Aufmerksamkeit des Fachmannes, sondern
                              									auch derjenigen der Allgemeinheit wert erscheint. Die bereits bestehenden und in
                              									ihren Grundlagen erprobten Verfahren sind teilweise weiter ausgebildet, teilweise
                              									ist nach richtigen theoretischen Grundlagen, seien es solche chemischer oder solche
                              									mechanischer Natur, gesucht worden, um darauf fussend einen gesunden, begründeten
                              									Fortschritt rascher anzubahnen, als es durch die blos tastende Erfahrung in der
                              									Regel gelingt. Erfahrung und gesunde Theorie haben sich nunmehr mancherorten auch in
                              									der Papierfabrikation, – wie beispielsweise in der Zellstoffindustrie mit der
                              									Ausbildung der Chemie des Sulfitverfahrens, bei dem alten Holländer durch die
                              									Arbeiten von Professor Kirchner
                              									Vergl. Wochenblatt f. Papierfabrikation von Günter-Staib, 1897. f.
                                    										f. und dem VerfasserVergl. Dinglers Polytechn. Journal 1901 Bd. 316 S.
                                    											437 u.s.f. dieses Berichtes, in der Ausgestaltung der
                              									Papiermaschinen, des Papierprüfungswesens u.a.m., geeint zu segensvollem
                              									Zusammenwirken.
                           
                           In dem Folgenden möge nun, dem Gange der Fabrikation thunlichst angepasst, ein
                              									teilweise allerdings mit Rücksicht auf den verfügbaren Raum gedrängtes Bild der
                              									letzteren Neuerungen gegeben werden.
                           
                        
                           Rohmaterialien.
                           In erster Linie bleiben auch heute noch immer die Hadern
                              									zu nennen. Es ist und bleibt feststehend, dass diese als ausgezeichneter
                              									Papierfaserstoff jederzeit zu betrachten sind. Wie lebhaft wird man an alte
                              									geschichtliche Thatsachen in dieser Richtung erinnert, wenn man liest, dass manche
                              									Staaten sich dieses hoch zu schätzende Rohmaterial durch Ausfuhrzölle im Lande zu
                              									erhalten trachten, wie etwa Oesterreich und Russland, wie andererseits trotz des
                              									durch diesen Umstand für den Verbraucher erhöhten Preises die Lumpen in anderen
                              									Ländern zur Einfuhr gebracht werden, obwohl auch die Entseuchung der Hadern
                              									Vergl. Dinglers Polytechn. Journal 1892 Bd. 285 S.
                                    											146. immer mehr, oft geradezu als Bedingung für die Erlaubnis zur
                              									Einfuhr der Hadern, wie in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und in Schweden,
                              									gefordert wird. Dies bedingt natürlich einen fortwährenden Kampf zwischen den
                              									Verbrauchern einerseits, den Händlern andererseits und drückt den Verdienst der
                              									Lumpensammler. Speziell die Hadern für Papierfabrikation erlangen nur langsam, kaum
                              									merklich bessere Verkaufspreise, so dass sich das Sammeln der Hadern kaum mehr
                              									lohnt. Dadurch aber wird, weil die Hadern (obwohl gewöhnliche Papiere ganz gut aus
                              									anderen Stoffen erzeugt werden können) für gute Qualitätspapiere nicht zu entbehren
                              									sind, ein Fingerzeig deutlich dahin, dass auch hier Preissteigerung unausweichlich
                              
                              									ist.
                           Die Ersatzstoffe für die Hadern sind nach dem kurz
                              									Gesagten mit Rücksicht auf den unaufhaltbar steigenden Papierbedarf, besonders für
                              									billige Ware, Rohmaterialien, welche nicht blos in den bisherigen Mengen, sondern
                              									fortwährend steigend gebraucht werden. Darnach ist es begreiflich, wenn
                              									ununterbrochen nach neuen für die Papierfabrikation geeigneten Rohfasermaterialien
                              									gesucht wird, indem die Sorge nahe liegt, dass das Holz selbst in den häufig als
                              									unerschöpflich angesehenen Waldungen Amerikas auf die Dauer nicht ausreichen werde.
                              									Hat doch schon 1899 der Papierholzverbrauch mehr als drei Millionen Festmeter in
                              									Deutschland allein betragen. Aus der Sorge um genügend Holz erklärt sich unter
                              									andern auch der Vorschlag von Dr. A. Felber in
                              
                              									Stassfurt, veröffentlicht in No. 98 der „Deutschen Landwirtschaftlichen
                                 
                                 										Zeitung“ Jahr 1900, durch künstliche Düngung von Nadelholzpflanzungen ein
                              									bedeutend stärkeres Wachstum der Bäume zu erzielen, so dass die künstliche Düngung
                              									sich thatsächlich lohne. Kanada, Neufundland, Schweden, Sibirien, enthalten wohl
                              									noch für Jahrzehnte ausreichende Holzmengen, aber in den europäischen Ländern wird
                              									es thatsächlich so knapp, dass auch für Holz in jenen Ländern, wie beispielsweise
                              
                              									Oesterreich und sogar Kanada, wo noch Holz für den Bedarf des eigenen Landes genug,
                              									aber nicht für die Versorgung des gesamten Auslandes vorhanden ist, ebenfalls auf
                              									einen Ausfuhrzoll hingearbeitet wird.
                           Trotzdem kommt augenblicklich kaum ein anderer, pflanzlichen Faserstoff enthaltender
                              									Körper gegen das Holz auf, wenn dies auch keineswegs für alle Zukunft behauptet
                              									werden soll. Es wird versucht (sogar auf elektrischem Wege nach Alfons Berget in Paris gemäss amerik. Patent No.
                              									683836) Papier aus Rohpflanzen anderer Art, aus Gras, aus Schilf D. R. P. No. 106468
                              									von Adolf v. Feszty, aus Tabackblättern
                              									(Zigarettenpapier nach franz. Patent Scholtz No.
                              									282130), aus Rohflachs amerik. Patent No. 629077 von F.
                                 										Hickmann, dann wie bisher bereits aus Stroh, Esparto, Alfa u. dgl. aus
                              									schon abgestorbenen Pflanzen, aus Torf, D. R. P. No. 102616 von Karl A. Zschörner in Wien, sowie Dr. Alfred Beddies in Berlin D. R. P. No. 112168
                              									herzustellen, doch gegenüber den verschiedenen aus Holz gewinnbaren Papierrohstoffen
                              									mit, im günstigsten Falle, höchst bescheidenem Erfolge. Auch für TorfVergl. Dinglers Polytechn. Journal 1892 Bd. 285 S.
                                    											145. scheint wenigstens durch das eine der soeben erwähnten
                              									Verfahren, wie aus dem Misserfolg der Firma Zschörner zu schliessen ist, kein
                              									greifbarer Erfolg, soweit man jetzt urteilen kann, erzielbar zu sein. Daher
                              									bleiben nur näher zu beachten die verschiedenen aus Holz gewinnbaren
                              									Fasermaterialien, sowie Altpapier, das wieder aufgelöst wird.
                           
                        
                           a) Altpapier.
                           Die Fasern sind in diesem Produkt schon in jener Grösse vorhanden, welche sie für die
                              									Zwecke der Papierfabrikation geeignet erscheinen lässt. Ja es muss darauf gesehen
                              
                              									werden, dass durch die Wiederauflösung keine allzu weit gehende Weiterverkleinerung
                              									statthat, die Wiederauflösung muss also so schonend, wie nur irgend möglich vor sich
                              									gehen. In dem bekannten Kollergang, der Altpapier ganz vorzüglich auflöst, ist es
                              									durch die Art der Arbeit bedungen, dass die Fasern merklich weiter verkleinert
                              									werden.
                           Dem will vorbeugen Robert Dietrich in Merseburg nach den
                              									D. R. P. No. 120985 und 121770 durch die in Fig. 1
                              									dargestellte Vorrichtung. Die einer Cyklone zugeführten, zerschnittenen
                              									Papierabfälle werden am oberen und unteren Ende des zylindrischen Teiles a von Wasserstrahlen aus b
                              									und c getroffen und durchtränkt, wobei etwa von oben
                              									warmes, von unten kaltes Wasser eingeleitet werden kann. Die Papierstückchen sind an
                              									dieser Stelle nur in losem Zusammenhang und bewegen sich langsam, können also gut
                              									durchfeuchtet, Staub und Schmutz gut niedergeschlagen werden. Durch den Trichter d und das Rohr e gelangt
                              									die Masse zur Zerkleinerungsvorrichtung g. Hier
                              									befindet sich eine heikle Stelle, indem der Stoff in dem engen Rohr e leicht stecken bleibt, weshalb in einer neueren
                              									Ausführung das feste Rohr e ganz wegfällt, dafür, um
                              									ein Streuen der aus dem Trichter d tretenden Masse
                              									hintanzuhalten, ein Führungssack eingeschaltet wird, der die Masse frei nach g gelangen lässt und gut zulänglich ist, so dass
                              									allfällige Verstopfungen rasch und leicht beseitigt werden können. Bei f kann überdies auch Spritzwasser eintreten, um den
                              									Fortgang des Papieres zu erleichtern. Bei h kann sich
                              									Sand u. dgl. absetzen, bei i tritt der aufgelöste Stoff
                              									aus dem Zerfaserer g.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 718
                              Fig. 1.
                              
                           Robert Dietrich baut nach diesem Systeme ganze Anlagen
                              									für die Verarbeitung von Altpapier, und erhält so einen Stoff, der besonders für
                              									Druckpapier sehr gut geeignet ist. In diesen Anlagen ist mechanischer Transport des
                              									Papiers thunlichst vorgesehen, und damit im Zusammenhang Abscheidung von Eisen- und
                              									sonstigen Metallteilen, sowie von spezifisch schweren Begleitern anderer Art.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 718
                              Fig. 2.
                              
                           Von Ed. Mann, vergl. Papierzeitung 1901 S. 3851, ist ein
                              									eigener Sortierer für die Abscheidung der so unangenehmen Begleiter des Altpapiers
                              									angegeben und von der Maschinenfabrik Voith in
                              									Heidenheim ausgeführt worden.
                           Das Wesentliche dabei ist ein Sieb b,
                              									Fig. 2, welches als gelochte Platte mit etwa 10 mm
                              									weiten Löchern ausgebildet ist. Dieses Sieb mit einem Rande a ist an Lenkstangen f . f1 aufgehängt und wird von Exzentern c mittels der Verbindung g
                              									geschüttelt. Der Antrieb kommt vom Vorgelege e.
                           
                           Der bereits gekollerte oder sonst geeignet zerkleinerte Stoff kommt auf das Sieb
                              										b. Durch das Rütteln wird er allmählig
                              									weitergebracht, die feineren Teile, insbesondere Papierfaserstoff, fallen durch die
                              
                              									Sieblöcher in darunter befindliche Karren d, aber die
                              									gröberen Teile, Metalle, Obstkerne, wie auch Schnüre, Stricke u. dgl. bleiben auf
                              									dem Siebe zurück, können somit leicht ausgelesen und teilweise sehr günstig
                              									anderweitig verwendet werden. Durch Verbleiben in dem gekollerten Stoff würden sie
                              									unbedingt zu oft ganz bedenklichen Fehlern Anlass geben.
                           Die Maschine erfordert wenig Bedienung, ist sehr übersichtlich und kann ganz wohl
                              									menschliche Arbeitskraft ersparen, weil die Papierabfälle vorher nicht so sorgfältig
                              									ausgelesen werden müssen.
                           
                        
                           b) Holzschliff.
                           Schon früherDinglers Polytechn. Journal 1896 Bd. 300 S. 26,
                                    											1898 Bd. 308 S. 108. ist darauf
                              
                              									hingewiesen worden, dass der Schliff, welcher unter Zufuhr von verhältnismässig viel
                              									Spritzwasser, das sich nur wenig erwärmt, erhalten wird, der Kaltschliff, scharf bedrängt wird, von einem Schliff, welcher unter Zufuhr
                              									von, gegen die ältere Methode abnorm wenig Wasser, das sich dann sehr bedeutend
                              									erwärmt, hergestellt wird, dem Heissschliff.
                           Seither sind weitere Angaben darüber in die Oeffentlichkeit gedrungen, insbesondere
                              									liegen auch die höchst wertvollen, das Wesen des Holzschleifens scharf beleuchtenden
                              									Versuche von Kirchner
                              									Ernst Kirchner. Das Papier III. A. Holzschliff,
                                    											S. 57 f. f., 1898, Dorn, Biberach, sowie Papierzeitung, 1898 S. 3695 und
                                    
                                    											1899 S. 1063. vor. Dieser kommt zu höchst interessanten
                              									Schlussfolgerungen, welche hier kurz wiedergegeben werden sollen. Bei geringen
                              									Flächendrucken wird im allgemeinen wenig, bei den spezifischen Drucken von 0,55–1,5
                              									Atmosphären am meisten, bei den Drücken darüber hinaus wieder weniger pro
                              									Pferdekraft in 24 Stunden geschliffen. Gewiss ist, dass Holzart, Spritzwassermenge
                              									und andere Begleitumstände die Resultate beeinflussen, so dass jeder Schleifer den
                              									geeignetsten Stein wählen und den Druck ausprobiren muss, unter dem die grösste
                              									Produktion sich ergiebt, sonst kann es leicht geschehen, dass man unnütz grosse
                              									Kraftmengen verschwendet und lange nicht das erzeugt, was eine Anlage leisten kann.
                              										Kirchner vertritt auch die Ansicht, dass die
                              									Wärmeentwicklung beim Heissschliff dem Schleifprozess zu nutze komme, weil die hohe
                              									Temperatur zur Zerkleinerung des Holzes beitrage, indem Wasser und Holzsäfte in
                              									Dampf verwandelt werden, der wahrscheinlich die loseren Holzgewebeteile (besonders
                              									Frühjahrsholz) sprenge und lösend auf die Zwischenlamellen oder auf die sogenannten
                              									Inkrusten des Holzes wirke. Dabei ist es ganz gut möglich, dass trotz der hohen
                              									Temperatur, welche der Heissschliff annimmt, weniger Wärme, als beim Kaltschliff ins
                              									Wasser übergeht, weil beim Heissschliff eine ungleich geringere Masse zu erwärmen
                              									ist. Kommt es doch vor, dass gar kein eigenes Spritzwasser gebraucht wird, und der
                              									Stein bei seiner Drehung nur in der im unteren Gehäuseteil enthaltenen Stoffmenge
                              									mit wenig Wasser watet.
                           Kirchner erwähnt auch, dass der Schleifstein im
                              
                              
                              									Defibreur selbst Raffineur-Arbeit leisten könne, wenn nur die Schleifläche genügend
                              									gross sei. Denn dann geraten abgerissene grössere Holzteilchen sogleich zwischen die
                              									geschlossene Holzschleiffläche und den Stein, bevor die Splitter durch das
                              									Spritzwasser abgespült werden können, wodurch thatsächlich Gelegenheit zur
                              									Verfeinerung gegeben ist, wenn auch der Andruck genügend gross ist.
                           Aus allen Beobachtungen schliesst Kirchner, dass
                              									Heissschliff schmieriger, Kaltschliff röscher ausfalle.
                           Amerikanische Papierfabrikanten geben auch an, dass beim Heissschleifen eine grössere
                              									Ausbeute auf die Pferdestärke erzielt wird, dass der Stoff freier, sein Wasser
                              									rascher abgebend wird. Heissschliff liefert bei gleichem Gewicht dickeres Papier,
                              									welches aber keine so gute Glätte annimmt, wie Kaltschliff. Der Stoff ist mehliger,
                              									weniger fest. Für festere Papiere wird deshalb auch Heissschliff nicht genommen.
                           Einige Fabriken erzeugen den Zentner Schliff mit 2,9 P. S., während Kaltschliff rund
                              									4 P. S. braucht.
                           Das bedeutet aber zu Gunsten der Heissschleifer einen so grossen Unterschied,
                              									dass es besonders für die amerikanischen Hölzer, für die dort herrschenden
                              									Verhältnisse, das Ueberwiegen des Heissschleifens erklärt. Ob man aber dem
                              									amerikanischen Vorgehen so unbedingt folgen solle, ist doch mehr als fraglich, wenn
                              									man unwidersprochen hört, dass von den für das Heissschleifen viel gebrauchten
                              											„The Challenge-Schleifern“ (vergl.
                              									weiter unten) wegen des grossen Andruckes der Hölzer innerhalb von Jahresfrist bei
                              									zwei solchen Schleifern acht Steine geborsten sind, welche grossen Schaden
                              									angerichtet haben. Es scheint darnach umsoweniger empfehlenswert diesem
                              									amerikanischen Beispiele zu folgen, als die berührten Kirchner'schen Versuche, das Maximum der Leistung keineswegs bei
                              									übermässig grossen Drücken erkennen lassen.
                           Der Holzschleifer mit kegelförmigem Läufer von Hermann
                                 										Wegerer in Gloggnitz nach D. R. P. No. 123707 und 123708 zeigt eine ganz
                              									interessante Anordnung, durch welche das Steingewicht selbst als Pressendruck mit
                              									verwendet erscheint. In Fig. 3 erkennen wir den Stein
                              										a mit Hilfe einer Steinbüchse fdg und Schrauben hi in ähnlicher Art auf der stehenden
                              									Antriebswelle b mit den Halslagern bei l und n befestigt, wie das
                              									schon in bekannten Ausführungen vorliegt. In o ist ein
                              									Oelfang vorgesehen, damit das Oel aus dem oberen Halslager den Stein nicht
                              									verschmiere.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 719
                              Fig. 3.
                              
                           Die Holzklötze c finden sich in üblicher Art in den
                              									Presskästen r, welche von oben zugänglich sind, und
                              									liegen tangentiell zum Steinmantel, durch welchen sich der Stein selbst auf die
                              									Klötze stützt, solcherart einen Teil seines Gewichts ausbalancierend. Der Stein ist
                              									auf den Klötzen sozusagen aufgehängt infolge seiner kegeligen Gestalt.
                           Machen wir die bekannte Kräftezerlegung, wie sie zur mechanischen Erörterung der
                              									Verhältnisse beim Keil benützt wird, als welchen wir hier den kegeligen Läufer zu
                              									betrachten haben, also das Gewicht G desselben in
                              									Gleichgewicht mit den Drücken in Summe = P senkrecht
                              									gegen die Umfläche des Steins, so erkennen wir leicht, dass kolossale Pressungen
                              									gegen das Holz hervorgerufen werden können, sofern dieses hinreichend durch die
                              									Zahnstangentriebe z, die an der Figur 3 ersichtlich sind, gegen gehalten wird.
                           Es ist, Fig. 4, wenn EG =
                              										G das Gewicht des Steines samt Anhang, P die Summe aller Drücke P1, P2, . . . . . . senkrecht gegen die Steinmantelfläche
                              									bedeuten, nach dem Kräfteparallelogramm EP1
                              									GP2:
                           G = P . sin α
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 719
                              Fig. 4.
                              
                           P verteilt sich aber auf eine Anzahl von Flächenstücken,
                              									gleich \frac{1}{n} der Mantelfläche, auf die Angriffstellen beim Holz und erzeugt
                              									solcherart auf die Flächeneinheit den specifischen Druck p. Bezeichnen wir den mittleren Durchmesser des Steines mit D, die Höhe mit h, so
                              									folgt:
                           P=\frac{1}{n}\,\cdot\,p\,\cdot\,D\,\pi\,\cdot\,\frac{h}{cos\,a} weiteres: G=x\,\cdot\,h\,\cdot\,\frac{\pi\,D^2}{4}, wobei x specifische
                              									Steingewicht bedeutet.
                           Setzen wir diese Werte in die aus der Kräftezerlegung erhaltenen Gleichung, so
                              									wird:
                           
                              x\,\cdot\,h\,\cdot\,\frac{\pi\,D^2}{4}=\frac{1}{n}\,\cdot\,p\,\cdot\,D\,\pi\,\cdot\,h\,\cdot\,tg\,a
                              
                           
                           also:
                           
                              \frac{x\,\cdot\,n}{4\,t\,g\,a}\,\cdot\,D=p
                              
                           Wir sehen, dass (wie bei so vielen anderen Schleifern) unter sonst gleichen Umständen
                              
                              									der specifische Druck p grösser wird, je grösser n, also je kleiner die berührte Holzfläche ist, somit
                              									ist der Druck besonders gross, wenn ein Holz zu schleifen begonnen wird, falls es,
                              									wie in Fig. 3 angedeutet, Rundhölzer sind. Ausserdem
                              									wächst aber der specifische Andruck mit dem Durchmesser des Steines proportional,
                              									dagegen verkehrt proportional mit t g a, also mit dem
                              									Kegelwinkel a. Will man den specifischen Andruck
                              
                              									konstant erhalten, so ist nach der gefundenen Beziehung für einen grösseren
                              									Steindurchmesser auch a grösser zu halten und
                              									umgekehrt. Die Höhe des Steines kommt hier gar nicht in Betracht.
                           Nehmen wir konkrete Zahlen. Es sei beispielsweise ½ der Steinumfläche (was allerdings
                              									praktisch sehr viel ist) durch Holz berührt, also n =
                              									2. Das specifische Gewicht des Sandsteins 2500 kg für den m3, D = 1,5
                              									m, α = 10°, so wird: p =
                              									10331 kg für den m2,
                              									also rund 1 Atmosphäre.
                           Das wären Verhältnisse, wie sie für Heissschleifen ganz geeignet sein können. In der
                              									That denkt auch Wegerer an dieses, indem er eine
                              
                              									Einzelheit bei den Presskästen in D. R. P. 123708 vorschlägt, durch welche
                              									thunlichst guter Anschluss der Presskastenwände an den Steinmantel auch dann
                              									erreicht wird, wenn der Stein unter dem Schleifen kleiner im Durchmesser wird (durch
                              									Nachschärfen u. dgl.). Schliesst der Presskasten gut an, so kann auch Dampf, der
                              									beim Heissschleifen entsteht, nicht so sehr in den Aussenraum treten. Auch
                              
                              									Holzsplitter können nicht leicht unzerkleinert heraus.
                           Für Kaltschliff hat man unter sonst gleichen Verhältnissen nur den Winkel a zu vergrössern, um auf kleinere spezifische
                              									Pressungen zu kommen und dadurch ein Moment hiefür (vom Spritzwasser abgesehen) zu
                              									geben.
                           Alles in allem scheint dem Berichterstatter der Hauptvorteil dieses Schleifers darin
                              									zu liegen, dass die Spurzapfenreibung des Steines, dank dem Tragen durch das zu
                              									schleifende Holz herabgesetzt oder fast ganz ausgeschaltet ist, wodurch Kraft
                              									erspart wird, weil man die Reibung an dem zu zerkleinernden Holze für die
                              									Zerkleinerung selbst braucht, diese also keineswegs statt der Spurzapfenreibung als
                              									Nebenwiderstand zu betrachten ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 720
                              Fig. 5.
                              
                           Ein amerikanischer Heissschleifer nach System Bernerd
                                 										Eilers in Rochester nach den amerikanischen Patenten No. 607026 und 607184
                              									ist auch als The Challenge-Schleifer bekannt und in
                              									Amerika viel verbreitet. Er zeichnet sich durch vier Pressen aus, welche paarweise
                              									einander gegenüberliegend beschickt und geschliffen werden können, während von einem Kraftzylinder aus der Andruck ununterbrochen
                              									statthat. In Fig. 5 sehen wir eine Lösung hiefür
                              									angedeutet.
                           In den Presskästen D, welche, wie üblich, an
                              									Seitenplatten A des Gehäuses montiert sind, das den
                              
                              									Stein C umgiebt, ist das Schleifholz eingeschlossen. Es
                              									wird vorwärts geschoben durch gezahnte Pressplatten mit Ansätzen J, welche an doppelarmige Hebel J1 angelenkt sind, die ihrerseits
                              									durch Gelenke L an die Enden der Kolbenstange M angeschlossen sind. Es ist leicht zu entnehmen, dass
                              									die Kolbenstange M mittels des Kolbens N, der durch die ersichtliche Schiebereinrichtung
                              									mittels einer Druckflüssigkeit bald rechtsgehend, bald linksgehend gesteuert werden
                              									kann, den doppelarmigen Hebel J
                              									1 so bewegt, dass zwei gegenüberliegende Kolben
                              									gegen den Stein geschoben werden, während die beiden andern gegenüberstehenden
                              									Kolben J zurückgezogen und daher durch die Thüren H in aller Ruhe beschickt werden können. (Bei Patent
                              									No. 607026 sind statt der Hebel unmittelbar an die Kolbenstange Zahnstangentriebe
                              									angebracht.)
                           Eilers behauptet einen günstigen Erfolg auf den
                              									Schleifprozess konstatieren zu können, wenn die Mittellinien der Presskästen, wie
                              									aus der Fig. 5 unmittelbar zu entnehmen ist, nicht
                              									radial stehen, sondern in der Drehungsrichtung nach vorne liegen. Sehen wir hiezu
                              									die prinzipielle Fig. 6 etwas näher an. P1 und P2 seien zwei
                              									gegenüberstehende Pressen nur durch ihre Mittellinien angedeutet, welche dann auch
                              									die Lage des jeweilig resultierenden Pressendruckes bezeichnen. Nehmen wir etwa P1 heraus, so sehen wir
                              									diese Kraft bei A an den Stein treffen. Weil für die
                              									Schleifwirkung vor allem offenbar der normale, also hier radiale Druck massgebend
                              									ist, so zerlegen wir P1
                              									durch Kräfteparallelogramm in eine radiale und eine tangentielle Komponente.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 720
                              Fig. 6.
                              
                           Erstere AE muss als Kathete immer
                              									kleiner sein als die Hypothenuse AD, so dass dann, wenn
                              									wir einen bestimmten Andruck AE haben wollen, offenbar
                              										AD, also der schief liegende Pressendruck für
                              									dieselbe Wirkung grösser, als in dem Falle gemacht werden muss, wenn wir ihn sofort
                              									nach dem Halbmesser stellen. Dagegen veranlasst die tangentielle Komponente AB, dass die Presskastenwände nicht bloss entsprechend
                              									der für das Abschleifen notwendigen Umfangskraft, sondern auch noch mit der
                              									Kraftkomponente AB = AC
                              									gegendrücken müssen, wodurch zweifellos auch die Reibung beim Vorschieben der Klötze
                              									im Kasten grösser wird. Es wäre so verführerisch an eine die Drehung befördernde
                              									Wirkung des durch die Pressendrücke P1
                              									P2 gebildeten
                              									Kräftepaares zu denken. Doch fällt dies kaum praktisch merklich in die Wagschale,
                              									weil bei dem relativ so ausserordentlich langsamen Vorschreiten der Presskolben eine
                              									kaum merkliche Geschwindigkeit in tangentieller Richtung folgt, wie ABDE als Geschwindigkeitsparallelogramm betrachtet,
                              									unmittelbar darthut. Ueberdies vermindert die Geschwindigkeitskomponente AB offenbar die Schleifwirkung, weil die resultierende
                              									Schleifgeschwindigkeit kleiner wird. Es sind alles in allem gewiss nur kleine,
                              									praktisch vielleicht nahe verschwindende Grössen, um die es sich dabei handelt. Aber
                              									alle deuten darauf hin, dass sie die Schleifwirkung eher zu verschlechtern geeignet
                              									sind. Berichterstatter kann sich somit der Behauptung von der günstigen Wirkung des
                              										„Vorlegens“ der Presskästen nicht anschliessen.
                           Um rechtzeitig im Presszylinder umzusteuern hat Eilers
                              									ein Klingelzeichen vorgesehen. Rudolf Junghans in
                              									Rittersgrün i. S. hat für Schleiferpressen eine elektrische Klingeleinrichtung
                              									angebracht, wobei durch einen elektrischen Kontakt dann, wenn irgend ein Presskolben
                              									sich dem Stein ausreichend genähert hat, eine Klingel zum Tönen gebracht und an
                              									einer Nummerntafel ersichtlich wird, welcher Presskolben in gefährliche Nähe des
                              									Steines gekommen ist, wo also neu gefüllt werden soll. Vergl. Bd. 300 S. 27 die
                              									Vorrichtung von Hennig.
                           Im D. R. P. No. 104896 von Wilhelm Rochlitz in
                              									Cölln-Meissen wird beim Anrücken der Pressplatte an den Stein durch geeignete Hebel
                              									rechtzeitig der Zahnstangenantrieb der Presse aus- und dafür eine gewichtsbelastete
                              									Scheibe eingerückt, welche den Presskolben durch Sinken des Gewicht wieder
                              									hochzieht. Der Arbeiter füllt nunmehr wieder den Kasten mit Schleifholz und rückt
                              									den Vorwärtsgang wieder ein. 
                              									Der Holzschleifer von Theodor Toelle in Wildenfels
                              									nach D. R. P. No. 122404 erinnert in seinen Grundlagen ungemein an den
                              
                              										seinerzeitVergl. Dinglers Polytechn. Journal 1890 Bd. 275 S.
                                    											530. ausführlich beschriebenen Schleifer von Schmidt. Der Presskasten wird wieder während des
                              									Schleifens längs einer Tangentialebene hin und her bewegt. Dies veranlasst all' jene
                              									Folgen, von welchen damals schon gesprochen worden ist. Bei Toelle wird statt des Schubstangen-Kurbeltriebes die Bewegung des Kastens
                              									durch eine geeignet in Wechseldrehung versetzte Schraube veranlasst, was
                              									gleichförmigere Bewegung des Schleifkastens ermöglicht. Als Schleifstein ist eine
                              									verhältnismässig kleine Schmirgelwalze gedacht, welche nach mannigfacher Richtung
                              									einstellbar ist, analog wie der Presskasten.
                           Gewiss ist bei den natürlich gewachsenen Steinen die Sorge berechtigt, dass im
                              									Innern, in welches man nicht blicken kann, bedeutende Fehler, Hohlräume u. dergl.
                              
                              									vorkommen, welche den Bestand des Steines, besonders bei den grossen Pressendrücken
                              									neuester Zeit ernstlich gefährden. Die bekannte Firma H.
                                 										Schmidt in Pirna schlägt deshalb im D. R. P. No. 124918 vor, den Stein aus
                              									Segmenten zu bilden, welche an den Stossstellen durch ein erhärtendes Bindemittel,
                              									Cement u. dgl. mit einander verbunden werden. Zur erhöhten Sicherheit sind in die
                              									Fugen Schienen eingelegt, welche in die benachbarten Segmente eingreifen. Um diese
                              									Schienen werden an beiden Seiten des Steines Reifen eingelegt und vergossen. Die
                              									kleineren Teile, aus welchen solcherart der Stein besteht, ermöglichen leichter die
                              									richtige Auswahl des Materials. Dr. Klimsch in Wien
                              									kehrt in seiner Schleifsteinkonstruktion eigentlich teilweise zu Bekanntem zurück.
                              									Er setzt in einen Stein Messerschneiden ein, welche, in der Richtung der Fasern
                              									arbeitend, den Zusammenhang der Fasern lockern, so dass an anderen normalen
                              									Steinstellen leichter langfaseriger Schliff erzeugt werden kann. Ob aber dieser
                              									wirklich, wie behauptet wird, ohne Zellstoff schönes, weisses Papier liefert, mag
                              									bezweifelt werden.
                           Die Maschine von Harrell nach amerikanischem Patent No.
                              									592090 will auch durch rotierende Messer, welche das Holz eigentlich zerhacken,
                              									Holzstoff erzeugen. Ein Erfolg hiervon mag bezweifelt werden, ist auch nicht bekannt
                              									geworden.
                           Eigentümlich berühren die D. R. P. No. 117098 von A. M.
                                 										Böttger und No. 124555 von Gustav Toelle. Bei
                              									ersterem soll die Leistungsfähigkeit der Steine durch Aufstreuen von Sand auf die
                              									Schleiffläche erhöht werden. Bei dem zweiten dient ein Apparat ganz ähnlich einem
                              									Defibreur als Raffineur, indem man Schliff auf die Mantelfläche eines sich drehenden
                              									Steines fliessen lässt, an welchen, in Presskästen geführt, Steine elastisch
                              									angedrückt werden. Zwischen diesen und der sich drehenden Mantelfläche wird der
                              									Stoff verfeinert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 721
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 721
                              Fig. 8.
                              
                           Beim Sortieren des Schliffs verursacht das Abscheiden
                              									der unmittelbar brauchbaren Fasern von jenen, welche noch weiter verfeinert werden
                              									sollen oder ganz unbrauchbar sind, wie Splitter, Knorren u. dergl., manche Sorge. Es
                              									liegen einige Neuerungen vor, welche die bisherige Arbeitsweise vervollkommnen
                              									wollen. Die bestbekannte Papiermaschinenfabrik H.
                                 										Füllner in Warmbrunn schlägt im D. R. P. No. 95409 folgende Anordnung vor.
                              										Fig. 7, 8.
                           Auf das Plattensieb P gelangt der weitverdünnte Stoff
                              									durch die Rinne R aus der die verhältnismässig
                              									schmalen, über die ganze Siebplattenbreite gehenden Oeffnung o. Wir entnehmen der Zeichnung sogleich, dass wegen des auf o
                              									wirkenden Ueberdruckes und der Richtung bei o der
                              									Stoff rasch und ungefähr parallel zur Sieboberfläche dahin schiesst. Feinere Fasern
                              
                              									haben dabei noch Gelegenheit durch die Plattenschlitze nach unten zu treten, während
                              									die gröberen Teile gegen den Auslauf bei V getrieben
                              									und dort allenfalls noch durch Spritzwasser aus Oeffnungen des Rohres T von oben und durch seitliche Löcher a, b weiter geschwemmt werden, um durch das Abfallrohr
                              										r in die Sammelrinne A
                              									zu gelangen, von wo sie entfernt werden. Der brauchbare Teil tritt, wie erwähnt,
                              									durch die Plattenschlitze in den Kasten S und fliesst
                              									durch den Ueberfall B weiter. Das Sieb kann auch
                              									geschüttelt werden, um die Sortierung günstig zu beeinflussen.
                           A. N. Andersen in Skien benützt teilweise die Fliehkraft
                              									zur Sonderung. Fig. 9, 10. Der Stoff fliesst durch Rohr e zu und
                              									wird in Seitenrohre e1
                              
                              									verteilt, aus welchen er durch Ausflüsse f in dünnen
                              									Strahlen bei verhältnismässig grosser Geschwindigkeit auf das ebene Sieb a gelangt, was an die soeben besprochene Füllner'sche Anordnung erinnert. Das ebene Sieb a dreht sich aber hier mittels der stehenden Welle b. Während der durch die vier Ausflüsse f gut über das Sieb verteilte Stoff seine brauchbaren
                              									Fasern in den Kasten c unter dem Sieb a gelangen lässt, von wo er durch die Oeffnung g abströmt, werden die zu groben Bestandteile durch die
                              									Fliehkraft in die zu c konzentrische Rinne d getrieben, aus welcher sie durch mit dem Siebe a sich drehende Löffel h
                              									gegen die hierfür bestimmte Abfallöffnung i gebracht
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 721
                              Fig. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 721
                              Fig. 10.
                              
                           Albert Åberg in Görz benützt nach dem D. R. P. No. 98377
                              									das verschiedene spezifische Gewicht der brauchbaren, feinen, und der nicht
                              									unmittelbar brauchbaren, gröberen Bestandteile zur Sonderung. Durch eine Art
                              									Sandfänger a,
                              									Fig. 11, tritt der Stoff heran.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 721
                              Fig. 11.
                              
                           Der von Sand und anderen Beimengungen mit hohem spezifischem
                              									Gewicht befreite Stoff steigt über die Wände von a in
                              									einen zu a konzentrischen Ablenker b, wo er von einem Flügelrad c in Drehung versetzt wird, dabei aber naturgemäss doch abwärts strebend,
                              									um solcherart das trichterförmige Hauptgefäss d zu
                              									erfüllen. An den Wänden desselben befinden sich Leisten e, wodurch tote Winkel gebildet werden, in welchen sich vorzugsweise
                              									gröbere Teile 
                              									absetzen und längs der Leisten e abwärts gleiten,
                              									während die feineren und spezifisch leichteren Fasern durch Mitwirkung der Schnecke
                              										g schwebend erhalten und zum Aufsteigen veranlasst,
                              									über den Rand m in den Ablaufring n gelangen und aus diesem durch ein Rohr abfliessen.
                              									Die groben Teile sinken bei Platte o vorüber in den
                              									Kasten i. Will man diesen entleeren, so öffnet man den
                              									Hahn h gegen das Rohr s
                              									auf ganz kurze Zeit. Der Ueberdruck zwingt die Teile aus i hinaus, während Material grösstenteils nur längs der Leisten e nachströmt, weil die Platte o die Einwirkung der Strömung auf den Hauptteil des Kegelinhaltes
                              									verhindert.
                           Julius Marius Smith in Arendal teilt den Stoffstrom
                              									geschickt, um ihn sicherer über einen grösseren Teil der Siebfläche ausfliessen zu
                              									lassen, durch Führungswände. In Fig. 12 bedeutet a eine Rinne, durch welche mehrere Siebe d mit Stoff versehen werden. Dieser strömt durch
                              									mittels Schieber c einstellbare Ueberfälle b auf federnde Führungswände f
                                 										g h u.s.w., wobei der Schlitz i mittels des
                              									kleinen Hebels k gestellt werden kann, was auf die
                              									Verteilung des Stoffes auf dem Siebe d Einfluss hat.
                              									Durch dieses dringt der brauchbare Stoff in die Abflussrinne e. Das Sieb d wird geschüttelt, um seine
                              									Wirkung zu verbessern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 722
                              Fig. 12.
                              
                           Bekannt ist, wie grosse Wassermengen mit dem auf der Rundsiebmaschine in die übliche
                              									Pappenform gebrachten oder als Schabstoff gewonnenen Holzschliff verbunden sind,
                              									Wasser das mitbefördert werden muss, wenn nicht der Schliff, was wohl
                              									verhältnismässig nur selten zutrifft, an Ort und Stelle verwendet wird. Weil der
                              									hohe Wassergehalt besonders bei weiterem Transport empfindliche Kosten verursacht,
                              									sind fort und fort Bestrebungen zu verzeichnen, dem Schliff das Wasser zu entziehen,
                              									dabei aber die Wiederauflösung des Schliffs im Holländer leicht zu gestalten. Um
                              
                              									dies zu erreichen, wird in Amerika Trocknung im
                              									luftverdünnten Raume vorgeschlagen. Der Stoff soll nämlich über Trockenzylinder
                              									gehen, welche in einer Kammer möglichst luftdicht eingeschlossen sind. Aus dieser
                              									wird die Luft fortwährend kräftig abgesaugt, so dass darin ein Vacuum entsteht.
                              									Dadurch verdunstet das Wasser sehr rasch bei verhältnismässig niedriger Temperatur.
                              									Dies soll von so günstigem Einflusse sein, dass sich der Schliff ohne Anstand im
                              									Holländer löst.
                           F. Ch. Crean in Montreal will dem neuerlichen
                              									schwierigen Auflösen des getrockneten Stoffes im Holländer dadurch vorbeugen, dass
                              									er den Stoff nach der Blattbildung auf der Rundsiebmaschine gründlich verfasert. Von
                              									dem Nassfilz a
                              									Fig. 13, welcher die Stoffpappe vom Rundsieb bringt,
                              									wird die Pappe durch den Schaber h abgenommen, von den
                              									Zähnen c auf der rasch sich drehenden Walze b zerrissen und in Form feiner Teilchen f in den Raum d geworfen.
                              									Der Stoff bleibt aber in der Kammer d nicht liegen,
                              									sondern wird einerseits durch heisse Pressluft aus dem Rohr e getrocknet und weiter gefördert, andererseits durch einen Exhaustor g abgesaugt, der die getrockneten Stoffteile an
                              									geeignetem Orte ausbläst.
                           Getrockneter Stoff ist auch lagerungsfähig. Weil aber damit so leicht der Nachteil
                              									verbunden ist, dass der Stoff schwer auflöslich wird, so dauern die Bemühungen fort,
                              										Holzschliff auch im feuchten Zustande lagerfähig zu
                                 										machen. Dr. Leonhard Roth schlägt im D. R. P. 115562 vor, die zum Schleifen
                              
                              									bereiten, entrindeten Hölzer in ein Naphtalinbad von 90–95° C. durch 15–30 Minuten
                              									zu legen. Der dann zu erhaltende Schliff ist und bleibt schneeweiss und kann
                              									angeblich, ohne zu verderben, beliebig lang lagern, weil die den Fäulniserregern
                              									günstigen Stoffe unschädlich gemacht werden. Der eigentümliche Geruch des Naphtalins
                              									soll sich dabei nicht fühlbar machen.
                           Dadurch, dass statt gewöhnlichen Schleifwassers eine feuerfestmachende Lösung
                              									angewendet wird, will F. E. Keyes in New-York nach D.
                              									R. P. 114045 Holzschliff sogar feuerfest machen.
                           Brauner Holzschliff kann nach D. R. P. 117380 von A. Zacharias leichter dadurch erzeugt werden, dass
                              									abwechselnd das Holz dem Dampf allein und dann dem unter Dampfdruck stehenden Wasser
                              									ausgesetzt, beziehungsweise in dieses eingetaucht wird. Das aufgesogene Wasser soll
                              									später, wenn es sich auch in Dampf verwandelt, den Zusammenhang der Holzfasern
                              									lockern, wodurch das Holz leichter verarbeitbar wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 722
                              Fig. 13.
                              
                           Interessant ist es, wie A. D. Schäffer in Hartford City
                              
                              									einen Schliff gewinnen will, der ohne weiteres für Zeitungs-Druckpapier und
                              									ähnliches geeignet ist. Weil gewöhnlicher Holzschliff immer etwas Zellstoff braucht,
                              									um taugliches Papier zu liefern, so verwandelt Schäffer
                              									nach irgend einem Verfahren die Holzklötze nur oberflächlich, also in relativ kurzer
                              									Zeit in Zellstoff und schleift dann diese Klötze. So bekommt er sogleich das für
                              									Zeitungspapier ausreichende Gemisch.
                           
                        
                           c) Zellstoff.
                           Dieses edlere Produkt aus Holz und anderen pflanzlichen Produkten erfreut sich einer
                              									immer weiter reichenden Anwendung. Wenn es auch hinsichtlich des Preises nicht
                              									unmittelbar mit Schliff konkurrieren kann, so sind dafür des Zellstoffs
                              									Eigenschaften gegenüber dem Schliff so hervorragend gute, dass des ersteren vielfach
                              									bevorzugte Verwendung erklärlich ist. Holzfrei „Schreib“, wozu auch
                              									Zellstoffpapier gehört, ist unvergleichlich besser als Holzschliff enthaltendes.
                              									Neue Zellstoff-Fabriken sind daher gar manche in letzterer Zeit gegründet worden.
                              									Geradezu riesige Verhältnisse scheint diese Industrie in Nordamerika anzunehmen.
                              									Hört man doch von Kochern mit 300 cbm. Inhalt! Dies bedingt auch enorme Produktion,
                              									die in Amerika wegen des billigen Rohmaterials und anderer günstigen Umstände auch
                              									so billige Gestehungskosten zulässt, dass amerikanischer Zellstoff in England gut
                              									mit dem skandinavischen konkurrieren kann.
                           Unter den verschiedenen Verfahren kann, soweit die Sache derzeit zu überblicken ist,
                              									kaum an etwas anderes gedacht werden, als an Natron- oder Sulfit-Zellstoff.Ganz interessant ist es, dass nach den Untersuchungen von M. W. Beyerink und Dirk
                                       												Pieter Hoyer (Doktordissertation, Leyden 1898) die
                                    											Eichenessigbakterien in gewissen Nährlösungen (z.B. Bierwürze) voluminöse
                                    											Decken aus reinem Zellstoff bilden, die oft ganz lederartig ausfallen. Diese
                                    											Häute nehmen ausgelaugt und getrocknet die Eigenschaften sehr feinen weissen
                                    											Papieres an: „Xylinum“-Papier oder Bakterienpapier, unter welchem Namen es in Holland auch verwendet
                                    											wird, beispielsweise zu Besuchskarten. Doch hört man von dieser etwas
                                    
                                    											eigentümlichen Art der Papiergewinnung vorläufig noch nichts weiteres.
                                    											Bemerkt sei noch, dass die gewöhnlichen Bieressigbakterien nur
                                    											Modifikationen des Zellstoffs, die nicht so brauchbar sind, zu bilden
                                    											vermögen. Denn ein anderes Verfahren vermochte nicht
                              									durchzugreifen. Mit dem Bd. 308, S. 192 erwähnten Bühler'schen Verfahren (Phenolzellstoff) wind
                              									wohl auch letzterer Zeit Versuche gemacht worden; in die Praxis übergegangen ist
                              									aber das Verfahren nicht.
                           Auch Natron-Zellstoff führt, wie in früheren Berichten bemerkt, einen sehr schweren,
                              
                              									um nicht zu sagen, hoffnungslosen Kampf gegen die Sulfit-Cellulose. Es sind eben für
                              									diese die meist günstigeren ökonomischen Verhältnisse vorhanden, kleinere
                              									Gestehungskosten, welche dem Natronzellstoff nur unter besonderen Verhältnissen das
                              									Bestehen gewährleisten. Dagegen sind harzreichere Abfallhölzer beispielsweise dem
                              									Natronverfahren zugänglicher als der Sulfitmethode.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)