| Titel: | Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks. | 
| Autor: | Georg v. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 742 | 
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                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks.
                        Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in Stuttgart.
                        (Fortsetzung v. Seite 731 d. Bd.)
                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks.
                        
                     
                        
                           
                              C. Fördermittel für den Transport in beliebiger Richtung.
                              
                           In den meisten Fällen der Praxis muss die Kohle nacheinander horizontal und vertikal
                              									gefördert und dabei von einem Transporteur auf den andern übergeladen werden. Diesen
                              									Vorgang, der wegen des unvermeidlichen Sturzes für die Qualität der Kohle schädlich
                              									ist, hat man auszuschalten versucht durch den Bau von Becherwerken, deren Becher
                              									infolge freier Einstellbarkeit oder besonderer Form das Material bei jeder
                              									Bewegungsrichtung festhalten, und die daher ganz beliebig geführt werden können. Auf
                              									diese Weise kommt man mit einem einzigen Transporteur aus.
                           Eine Reihe derartiger Konstruktionen sind in Amerika ausgebildet und werden von
                              									deutschen Firmen nachgebaut. Drei charakteristische Formen sollen im folgenden
                              									besprochen werden.
                           
                              Link-Belt-Förderer.
                              Das Ausführungsrecht für diesen Transporteur hat Wilhelm
                                    											Fredenhagen, Offenbach a. M., erworben. Fig.
                                    											89 giebt die Gesamtanordnung, Fig. 90
                                 										einen einzelnen Becher.
                              Die aus Blech und Winkeleisen genieteten Gefässe sind so geformt, dass, wie aus
                                 											Fig. 89 hervorgeht, bei einer Drehung um 90
                                 										und 180° gegenüber der Füllstellung der Inhalt noch nicht herausfällt, sondern
                                 										erst ein Kippen um 270° die Entleerung der Becher zur Folge hat. Diese
                                 										brauchen daher nicht pendelnd aufgehängt zu werden, sondern sind fest zwischen
                                 										zwei Ketten aus doppelten Flacheisen genietet. Die Querstäbe, welche die
                                 										Kettenglieder verbinden, tragen zwischen den Flacheisen kleine Rollen (Fig. 90), die auf Schienen laufen und die Kette
                                 										unterstützen.
                              Da die Becher unmittelbar aufeinander folgen, so kann man das Material einfach
                                 										durch eine Rutsche mit Regelungsklappe zufliessen lassen. Von der dachförmigen
                                 										Decke gleitet es sicher in den vorderen oder hinteren Becher hinein, ohne dass
                                 										Stücke verloren gehen können. Voraussetzung ist jedoch, dass die Kohle leicht
                                 										und gleichmässig fliesst, was nur bei Grus oder feiner Nusskohle zutrifft.
                                 										Andernfalls wird eine besondere Beschickungsvorrichtung angewandt, die in Fig. 89 angedeutet ist. Hier ist die Schnauze der
                                 										Zuführungsrinne gelenkig aufgehängt und wird durch zwei mittels Schraubenspindel
                                 										nachstellbare Rollen getragen, die sich auf die vorspringenden Seitenwände der
                                 										Becher stützen. Dadurch kommt das Rinnenende beim Vorübergang der Becher in
                                 										schwingende Bewegung, und es wird jedesmal, wenn die Rolle in die Vertiefung
                                 										tritt, ein Quantum Kohle herausstürzen, das durch Höher- oder Tieferstellen der
                                 										Rolle geregelt wird. Ein Gegengewicht gleicht das Gewicht der Schnauze aus und
                                 										trägt zur leichten Beweglichkeit bei.
                              
                              Die Entladevorrichtung ist dem Abwurfapparat der Transportbänder
                                 										nachgebildet und als ein auf den Schienen der Becherkette laufender, beliebig
                                 										verschiebbarer Wagen konstruiert. Ueber verschiedene Leitrollen wird die Kette
                                 										senkrecht nach unten geführt, wobei die Becher sich entleeren. Die äusseren
                                 										Leitrollenpaare sind glatt, das mittlere Paar dagegen verzahnt. Diese
                                 										Kettenrollen lassen sich durch Drehen eines in Fig.
                                    											89 sichtbaren Handrades mit einem Antriebsmechanismus kuppeln, der den
                                 										Wagen in der Bewegungsrichtung der Kette oder entgegengesetzt verfährt, je
                                 										nachdem man das Rad nach rechts oder links dreht.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 743
                                 Fig. 89. Link-Belt-Förderer von Fredenhagen.
                                 
                              Zum Antrieb dient ein Kettenrad, das an irgend einer Ablenkungsstelle angebracht
                                 										ist (in diesem Falle links oben), und durch Zahnräder bewegt wird. Da das
                                 										Kettenrad nur 7 Zähne hat, würde infolge der Verschiedenheit der Hebelarmlängen
                                 										die Bewegung der Kette nicht ganz gleichförmig sein. Diesem Uebelstände
                                 										indessen, der bei allen Transporteuren mit langgliedrigen Ketten auftritt,
                                 										begegnet die vorliegende Konstruktion dadurch, dass die Antriebszahnräder unrund
                                 
                                 										sind, so dass das Kettenrad sich periodisch schneller und langsamer dreht und so
                                 										die erwähnten Geschwindigkeitsunterschiede ausgleicht.
                              Einen schwachen Punkt aller Transporteure dieser Art bilden die vielen reibenden
                                 
                                 										Teile, wie Kettengelenke und Laufrollenachsen, die beständig dem Kohlenstaub
                                 										ausgesetzt sind. Es ist erwünscht, dass diese Teile, namentlich die Laufrollen,
                                 										reichlich und auf einfache Weise geschmiert werden können, um die Abnutzung und
                                 										das Geräusch beim Lauf der Kette zu vermindern. Hier ist die Aufgabe – wie Fig. 91
                                 										u. 92
                                 										zeigen – in sehr eigenartiger Weise gelöst. Die Rollen sind mit Oelkammern und
                                 										kleinen gebogenen Röhrchen versehen, die sich selbst das Oel aus einem Troge
                                 										aufschöpfen. Die an einem beliebigen, leicht zugänglichen Punkte angebrachten
                                 										Oelbehälter werden durch eine in 
                                 										Fig. 91
                                 										angedeutete Vorrichtung mit Zahnstange und Trieb in die gezeichnete Stellung
                                 										gehoben und, nachdem sämtliche Laufrollen hindurchgegangen sind, wieder
                                 										ausgerückt.
                              Auf die Anwendbarkeit des Link-Belt-Förderers soll nicht näher eingegangen
                                 										werden, da im folgenden einige Beispiele von Ausführungen des Huntschen Becherwerks gegeben sind, das im
                                 										wesentlichen dasselbe Verwendungsgebiet besitzt.
                              
                           
                              Huntsche Becherkette.
                              Dieses Becherwerk, das meistens mit dem amerikanischen Namen Conveyor bezeichnet
                                 										und von J. Pohlig, Köln, ausgeführt wird, hat in
                                 										Europa schon ziemlich grosse Verbreitung gefunden, und zwar ist es vorwiegend
                                 										zum Füllen und Entleeren von Kohlensilos für Kesselhäuser, Kohlengruben und
                                 										Lokomotivstationen im Gebrauch. Soweit die bisherigen Erfahrungen einen Schluss
                                 										gestatten, hat es sich als dauerhaft und betriebssicher bewährt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 743
                                 Fig. 90. Becher zum Link-Belt-Förderer.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 743
                                 Schmiervorrichtung der Kettengelenke und Laufrollenachsen.
                                 
                              Einzelheiten geben die Fig. 93 bis 96, deren
                                 										Masse für ein Becherwerk von ca. 30 t stündlicher Leistung gelten. Um in
                                 										beliebiger Richtung fördern zu können, sind die Becher an Gelenkbolzen
                                 										aufgehängt, so dass sie unabhängig von der Bewegungsrichtung immer senkrecht
                                 										hängen müssen. Am deutlichsten lässt Fig. 95 die
                                 										Konstruktion der Kette erkennen. Sie besteht aus langen, doppelten, durch
                                 										Stehbolzen versteiften Flacheisengliedern, auf deren Gelenkbolzen die Laufrollen
                                 										sich drehen. Die Naben der Rollen sind ausgespart und werden mit Schwämmen
                                 										gefüllt, die durch ein kleines Schmierloch von aussen alle 8–14 Tage mit Oel
                                 										gefüllt werden, das sie allmählich an die Achsen abgeben. Zugleich sollen die
                                 										Schwämme den Staub abhalten. An den Bolzenköpfen jedes zweiten Laufrollenpaares
                                 										sind mittels kleiner Gusslager die Becher aufgehängt, während die anderen
                                 										Rollenachsen durchgehen und die Kette gegen Verdrehung durch das einseitig
                                 										angreifende Gewicht der 
                                 										Becher schützen. Im allgemeinen pendeln die Becher sicher durch, doch kann
                                 										es vorkommen, dass sie beim Uebergang in die senkrechte Bewegungsrichtung sich
                                 										klemmen und einen Teil des Inhalts fallen lassen.
                              Die Materialaufgabe ist weniger einfach als beim Link-Belt-Förderer. Da die
                                 										Becher nicht unmittelbar aufeinander folgen, so würde bei ununterbrochenem
                                 										Zufluss viel Kohle daneben fallen, und die Becher würden ausserdem beim Füllen
                                 										stark schaukeln. Daher wird eine besondere Füllvorrichtung notwendig, die nach
                                 											Fig.
                                    											93 und 96 aus einer kurzen,
                                 										in sich geschlossenen Trichterkette besteht.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 744
                                 Hunt'sches Becherwerk (Conveyor) von Pohlig.
                                 
                              Diese Kette läuft auf einem Walzeisengerüst und wird von
                                 										dem Becherwerk mitgenommen. Dabei legen sich die unmittelbar
                                 										aneinanderschliessenden Trichter an der Stelle, wo die Zuführungsrinne mündet,
                                 										in die Becher hinein, teilen jedem Becher sein Quantum zu und ziehen sich
                                 										nachher wieder selbstthätig heraus, während der gefüllte Becher
                                 										weiterläuft. Je nachdem, ob an einer oder an mehreren Stellen aufgegeben werden
                                 										soll, wird der Füller fest, oder, wie hier angedeutet, fahrbar angeordnet.
                              Die gute Wirkung des Apparates ist abhängig von der Art des Materials. Fliesst
                                 										die Kohle leicht, so kann der Füller ohne Bedienung arbeiten und der Zufluss
                                 										durch eine Klappe oder Schieber geregelt werden. Stückige Kohle aber fliesst so
                                 										ungleichmässig, bezw. macht so weite Oeffnung des Siloverschlusses nötig, dass
                                 										ein Mann mit einer Schaufel den Strom hemmen und jedem Becher sein Quantum
                                 										zuteilen muss. Zum Verschliessen der Siloöffnung kann nach Fig. 96 eine Rutsche
                                 
                                 										benutzt werden, die durch eine mit Gegengewicht beschwerte Kette aufgezogen oder
                                 
                                 										heruntergelassen wird.
                              In Ausnahmefällen, wenn der Raum für Unterbringung des Füllers fehlt und die
                                 										Füllvorrichtung nicht häufig benutzt 
                                 										wird, kommen für die Materialaufgabe auch eingehe Rutschen zur Verwendung,
                                 										deren Schnauze, wie beim Link-Belt-Förderer, eine auf- und abgehende Bewegung
                                 										macht. Das Vorbeifallen von Material wird auf diese Weise natürlich nicht so
                                 										sicher verhindert, wie durch die Trichterkette.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 745
                                 Fig. 97. Kohlenverladung mittels Hunt'scher Kette.
                                 
                              Die Entleerungsvorrichtung ist verhältnismässig einfach. Auf einer Welle a (Fig. 95), deren
                                 										Lagerstücke an der Laufschiene festgeklemmt werden, sind zwei Anschlaghebel b aufgekeilt. In der gezeichneten Stellung stehen
                                 										diese „Entladefrösche“ senkrecht nach oben und werden durch den auf
                                 										derselben Welle sitzenden Gewichtshebel in ihrer Lage gehalten. Läuft die Kette,
                                 
                                 										so stossen die an den Bechern befestigten Gussstücke c, die zugleich zur Aufhängung der Gefässe dienen, dagegen und bringen
                                 										den Becher zum Kippen und Entleeren. Bei wagerechter Lage der Anschlaghebel geht
                                 										dagegen der Becher unberührt darüber hinweg. Dient das Becherwerk zur Füllung
                                 										eines langgestreckten Behälters, so werden an verschiedenen Punkten
                                 										Anschlagvorrichtungen angebracht und nach Bedarf eingestellt.
                              Da es bei älteren Ausführungen vorgekommen ist, dass, besonders beim Transport
                                 										grosser Stücke, gelegentlich ein Becher sich schief stellte und dann, statt zu
                                 										kippen, sich gegen den Entladefrosch klemmte und Brüche oder Verbiegungen
                                 										veranlasste, ordnet Pohlig jetzt vor jeder
                                 										Entladestelle eine Feder an, die den Becher unbedingt in die richtige Stellung
                                 										bringt. Infolgedessen braucht die Entleerung nicht mehr überwacht zu werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 745
                                 Fig. 98. Lokomotivbekohlungsanlage (System Hunt) von Pohlig.
                                 
                              Sehr eigenartig ist der Antrieb konstruiert, der auf der oberen horizontalen
                                 										Strecke angebracht wird. Statt durch verzahnte Räder oder Trommeln wird hier die
                                 										Kette durch Greifarme d (Fig. 93)
                                 										vorgeschoben, die an dem Antriebszahnrad mit Bolzen befestigt sind und sich
                                 										gegen die Stahlbolzen der Kette legen. Zum richtigen Eingriff werden die Arme
                                 										durch eine feststehende herzförmige Scheibe e
                                 										gebracht, an deren Umfang sie sich während eines Teiles der Drehung anlegen.
                                 										Sobald der Arm seinen Bolzen erfasst hat, wird er für die Dauer des Eingriffs
                                 										freigegeben und nach vollendetem Eingriff wieder aufgekippt. Sollte die Bewegung
                                 										der Kette gleichförmig sein, so müsste die Laufbahn an der Eingriffsstelle sich
                                 										der Krümmung des Rades anpassen. Da dies wohl Schwierigkeiten hat, wird die Bahn
                                 										nur wenig gekrümmt, und man nimmt die Ungleichmässigkeit des Ganges, die zwar
                                 										nicht gross, aber doch noch deutlich zu bemerken ist, in Kauf. Der Antrieb läuft
                                 										nicht allzu geräuschvoll, während im übrigen die Kette sich sehr ruhig
                                 										bewegt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 745
                                 Fig. 99. Schnitt durch die Münchener Lokomotivbekohlungsanlage (System Hunt) von Pohlig.
                                 
                              Nachstehende Tabelle giebt einige Hauptmasse für normale Ausführungen.
                              
                              
                                 
                                    Inhalt der Becher in l
                                    10
                                    20
                                    50
                                    100
                                    150
                                    
                                 
                                    Leistung pro Stunde in t
                                    8–10
                                    15–20
                                    25–30
                                    40–50
                                    60–80
                                    
                                 
                                    Gewicht der Kette prolfd. m in kg
                                    50
                                    80
                                    120
                                    140
                                    170
                                    
                                 
                                    
                                       p =
                                       
                                    300
                                    450
                                    600
                                    800
                                    1000
                                    
                                 
                                    q =
                                    280
                                    290
                                    600
                                    600
                                    600
                                    
                                 
                                    
                                       r =
                                       
                                    145
                                    190
                                    260
                                    280
                                    350
                                    
                                 
                                    s =
                                    520
                                    670
                                    850
                                    1050
                                    1250
                                    
                                 
                                    t =
                                    350
                                    350
                                    350
                                    350
                                    350
                                    
                                 
                                    
                                       u =
                                       
                                    350
                                    350
                                    700
                                    700
                                    700
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 746
                                 Fig. 100. Bradley-Becherwerk von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G.
                                 
                              Eine Anwendung der Huntschen Kette giebt Fig. 97, die eine für die Königl. Berginspektion
                                 										IV, Grube Dudweiler, gelieferte Anlage darstellt. Es handelt sich hier darum,
                                 										die von der Wäsche kommende Grieskohle in einen Holzsilo zu schaffen, und von
                                 										diesem aus Eisenbahnwagen zu beladen. Die Kohle kommt auf einem Transportbande
                                 										an, wird durch den in der Figur links liegenden festen Trichterfüller dem
                                 										Becherwerk zugeteilt und zum Silo geführt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 746
                                 Fig. 101. Bradley-Becherwerk (obere Strecke).
                                 
                              Unterhalb der Siloausläufe, in einem Kanal, befindet sich
                                 										ein zweiter, fahrbarer Füllapparat, der ein anderes Stück der Becherkette
                                 										beschickt. Dieses bringt die Kohle zu einem Füllrumpf, aus dem die Wagen
                                 										direkt beladen werden. Offenbar ist gerade in diesem Falle der Conveyor
                                 										besonders gut geeignet, da er im Stande ist, zwei verschiedene Förderarbeiten zu
                                 
                                 
                                 										übernehmen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 746
                                 Fig. 102. Bradley-Becherwerk (untere Strecke) mit selbstthätiger Füllvorrichtung
                                 
                              Eine Lokomotivbekohlungsanlage nach Huntschem
                                 										System, die J. Pohlig für einen Bahnhof in
                                 										Antwerpen ausgeführt hat, zeigt Fig. 98. Die
                                 										Kohle wird aus den Eisenbahnwagen in Füllrümpfe geschaufelt, die in zwei Reihen
                                 										auf beiden Seiten des Gerüstes liegen und nach der Mitte zu geneigte Böden
                                 										besitzen. Diese Behälter werden von 4 Eisenbahngeleisen 
                                 										überspannt, sodass gleichzeitig Lokomotiven gefüllt und Wagen entleert
                                 										werden können. In einem Kanal zwischen den Füllrümpfen, dessen Sohle 6,5 m unter
                                 										Schienenoberkante liegt, läuft eine Becherkette mit Bechern von 50 l Inhalt und
                                 										etwa 30 t stündlicher Leistung. Die Seitenwände des Kanals sind mit 30 durch
                                 										Klappen verschlossenen Oeffnungen versehen, aus denen die Kohle mittels des auf
                                 										Schienen laufenden Füllers in die Becher gelangt. Der durch einen Elektromotor
                                 										angetriebene Conveyor transportiert sie dann nach oben zu dem ganz aus Eisen
                                 										hergestellten Hochbehälter, der bei 16 m Länge und 4 m Breite 100 t Kohle
                                 										fasst.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 747
                                 Fig. 103. Speiseapparat von Gebr. Commichau.
                                 
                              Aus dem Behälter gleitet die Kohle über eine aufziehbare Rutsche in den Tender,
                                 										nachdem sie ein Messgefäss von 200 kg Fassung passiert hat. Durch Scheidewände
                                 										ist das Reservoir in Abteilungen für verschiedene Sorten Kohle zerlegt, die
                                 										durch eine besondere Vorrichtung bei Füllung des Tenders in bestimmten
                                 
                                 										Verhältnissen gemischt werden können.
                              Für die Versorgung eines Tenders sollen 6 Minuten erforderlich sein, sodass bei
                                 
                                 										voller Ausnutzung täglich eine ganz bedeutende Anzahl von Lokomotiven bekohlt
                                 										werden kann. Eventuell wäre bei starker Beanspruchung ein Conveyor von grösserer
                                 										Leistung zu verwenden.
                              Zur Bedienung der Anlage sind 3 Mann erforderlich, ein Maschinist, ein Mann im
                                 										Tunnel für die Füllvorrichtung und einer für die Bedienung der Messgefässe. Die
                                 										Betriebskosten werden zu 20–25 Mk. täglich angegeben.
                              In der Einleitung war bemerkt, dass mechanische Lokomotivbekohlung häufig das
                                 										Auslesen der Brocken erschwert; das trifft für das vorliegende System nicht zu.
                                 										Da nämlich die Kohle in kleinen Portionen zugemessen wird, so kann der Heizer,
                                 										während die Kohlen auf der Rutsche liegen, sehr gut die Stücke aussuchen und
                                 										dann den Rest mit der Schaufel herunterziehen. Allerdings wird dadurch die Zeit
                                 										für die Kohlenübernahme etwas verlängert.
                              In Deutschland sind bisher zwei Anlagen dieses Systems ausgeführt, auf den
                                 										Bahnhöfen in München und St. Johann-Saarbrücken. Fig.
                                    											99 giebt einen Schnitt durch die Münchener Anlage, die der in
                                 										Antwerpen ähnlich ist. Hier ist die Verwendung von Talbotschen Selbstentladern in Aussicht genommen, die erheblich
                                 										weniger Zeit zur Entleerung nötig haben, als die gewöhnlichen Kohlenwagen mit
                                 
                                 										ebenem Boden.
                              
                           
                              Bradleys Becherwerk.
                              Bei diesem Becherwerk sind Ketten ganz vermieden worden und an ihrer Stelle
                                 										Drahtseile verwandt, deren Vorteil wohl vor allem darin besteht, dass sie
                                 										leicht und billig zu ersetzen sind. Dass die Seile sich gleichmässig abnutzen
                                 										und in der Regel nicht unvermutet brechen, darf wohl kaum als besonders
                                 										wichtiger Punkt angeführt werden, da bei kräftig ausgeführten und sorgfältig
                                 										hergestellten Kettenbecherwerken selten ein Bruch vorkommen dürfte.
                              In Deutschland wird das Bradley-Becherwerk von der
                                 											Berlin-Anhaltischen
                                    											Maschinenbau-Aktiengesellschaft hergestellt und ist schon in einigen
                                 
                                 										Ausführungen geliefert. Es wird für Leistungen von 15 bis 80 t gebaut, bei einer
                                 										Seilgeschwindigkeit von 0,26 m pro Sekunde. Die nachfolgenden Abbildungen, die
                                 										dem Prospekt der Firma entnommen sind, zeigen einige Einzelheiten, sowie die
                                 										Gesamtanordnung für ein Kesselhaus, in dem auch die Asche mechanisch entfernt
                                 										wird.
                              Das Becherwerk wird im wesentlichen von einer aus kurzen Stücken bestehenden
                                 										Rinne gebildet, in deren einzelne Glieder die Becher gelenkig eingehängt sind.
                                 										Wie aus Fig. 100 hervorgeht, wird die Kohle auf
                                 										der unteren horizontalen Strecke einfach in diese Rinne hineingeschüttet und
                                 										erst beim ansteigenden Lauf von den Bechern aufgenommen. Gekippt werden die
                                 										Gefässe durch Anstossen gegen eine Schiene, die auf ihrer oberen Seite mit
                                 										Erhöhungen und Vertiefungen versehen ist und so dem Becher, der mit einer
                                 										kleinen Rolle darüber hinläuft, eine schüttelnde Bewegung erteilt, welche die
                                 										vollständige Entleerung befördert. Die Schiene kann höher oder tiefer gestellt
                                 										und dadurch eine plötzliche oder allmähliche Entleerung herbeigeführt
                                 										werden.
                              Aus Fig. 101, welche das Becherwerk auf der oberen
                                 										wagerechten Strecke veranschaulicht, ist die Konstruktion genauer zu erkennen.
                                 										Die einzelnen Abschnitte der Rinne sind an Querstücken befestigt, welche die
                                 										Laufrollen tragen. Jedes Querstück hat vier Rillen zur Aufnahme der Drahtseile,
                                 										die mittels eines Deckels festgeklemmt werden. Die mittleren Rillen dienen zur
                                 										Verbindung an der Stossstelle der Seile, sowie dazu, im Falle eines Seilbruchs
                                 										ein kurzes Ersatzstück einlegen zu können.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 317, S. 747
                                 Fig. 104. Speiseapparat von Unruh & Liebig.
                                 
                              Die Laufrollen sind hohl gegossen und mit feingepulvertem Graphit gefüllt, der
                                 										durch eine mit kleinen Löchern versehene Messingbüchse hindurch die Zapfen
                                 										schmiert, sodass diese mit der Zeit einen Graphitüberzug erhalten. Die Rollen
                                 										sollen auf diese Weise jahrelang ohne Wartung laufen.
                              Fig. 102 zeigt die Becher auf der unteren Strecke,
                                 										mit der selbstthätigen Füllvorrichtung, die angewandt wird, wenn die Kohle nicht
                                 										regelmässig fliesst. Durch einen vom Becherwerk bethätigten Hebel wird die
                                 										Auslaufschurre geschüttelt.
                              Der Antrieb geschieht durch ein Daumenrad, dessen Vorsprünge sich gegen die
                                 										Gussquerstücke des Becherwerkes legen. Um genügenden Eingriff zu erhalten, wird
                                 										der Lauf des Becherwerkes an dieser Stelle der Krümmung des Rades 
                                 										angepasst. Die Teilung des Daumenrades kann verstellt werden, wenn die
                                 										Seile sich im Laufe der Zeit dehnen.
                              Die Spannvorrichtung, die in diesem Falle wegen der Dehnbarkeit der Seile noch
                                 										wichtiger ist, als bei Kettentransporteuren, ist so ausgeführt, dass eine von
                                 										den viertelkreisförmigen, gusseisernen Leitschienen in den Ecken der Laufbahn
                                 										auf Rollen verschiebbar angeordnet ist, und durch Ketten mit schweren Gewichten
                                 										angezogen wird.
                              
                           
                        
                           
                              D. Selbstthätige Speisevorrichtungen für kontinuierlich arbeitende Fördermittel.
                              
                           Schon mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass für gutes Arbeiten der besprochenen
                              									Transporteure eine gleichmässige Zuführung des Materials von Wichtigkeit ist, da bei
                              									Ueberfüllung leicht Verstopfungen und plötzliche Beanspruchungen auftreten, die
                              									Brüche im Gefolge haben können oder vermehrten Kraftverbrauch herbeiführen.
                              									Namentlich stückige Kohle verlangt solche Vorrichtungen, feine Nuss- und Grieskohle
                              
                              									nur dann, wenn sie in sehr kleinen Quantitäten zugemessen werden muss, sonst kann
                              
                              									man ihren Zufluss durch Schieber oder Klappen regeln. Im letzten Abschnitt wurden
                              									bereits mehrere Konstruktionen dieser Art erwähnt, im folgenden sollen noch einige
                              									weitere Vorrichtungen dargestellt werden, die meistens für einen speziellen
                              									Transporteur ausgebildet sind, aber mit geringen Aenderungen auch für andere Zwecke
                              									zu verwenden wären.
                           Für die Beschickung von Elevatoren verwenden Gebr.
                                 										Commichau, Magdeburg, ein kurzes Schüttelrinnenstück, dem die Kohle aus
                              									einem Behälter zufliesst. Nach Fig. 103 ist der
                              									Vorgang leicht verständlich. Durch Einschaltung eines Schiebers kann eventuell das
                              									Materialquantum geregelt werden. Offenbar wäre diese Aufgabeart auch beispielsweise
                              									für Transportbänder mit Vorteil zu gebrauchen, doch wird der Antrieb häufig
                              									Schwierigkeiten machen, wenn man ihn nicht, wie hier, vom Transporteur ableiten
                              									kann.
                           Unruh & Liebig, Leipzig, benutzen für denselben
                              									Zweck einen unter No. 122453 geschützten Speiseapparat, der in Fig. 104 dargestellt ist. Die Vorrichtung besteht aus
                              									einem unter dem Auslauf des Kohlebehälters angebrachten Rinnenstück mit abgesetztem
                              									Boden, das auf den Pendeln a und b gelagert ist und durch den mit b fest verschraubten Hebel c in schwingende Bewegung versetzt wird. Geht die Rinne nach links, so
                              									wird die darin enthaltene Kohle nicht mit zurückgehen, sondern es muss ein
                              									bestimmtes Quantum vorn in den Schöpftrog des Elevators herunterfallen, während
                              									hinten in den frei werdenden Raum die Kohle von oben nachrutscht und bei der
                              									entgegengesetzten Schwingung der Rinne mitgenommen wird. Der Hebel c erhält seinen Antrieb durch eine aus zwei leichten
                              										⊏Eisen hergestellte lange Schubstange, die von einer
                              									Kurbel auf der Antriebswelle des Elevators bewegt wird. Der Hub kann nach Bedarf
                              									geändert werden. Bei Kettenelevatoren, wo die untere Scheibe sicher mitgenommen
                              									wird, könnte man den Antrieb einfacher von dieser ableiten.
                           Der auf S. 249 d. Bd. dargestellte Elevator für Braunkohle ist mit dieser
                              									Speisevorrichtung ausgestattet. Der Antrieb ist auf der Zeichnung zu erkennen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 748
                              Materialspender von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G.
                              
                           Fig. 105 und
                              										106
                              
                              									geben einen Materialspender wieder, der von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G. für das schon erwähnte neue
                              									Züricher Gaswerk geliefert ist, und dazu dient, den Schüttelrinnen unter den Silos
                              									die Kohle regelmässig zuzuführen. Er besteht aus einem horizontalen Blech von der
                              									Grösse 500 × 600, welches so nahe unter dem Siloauslauf liegt, dass die Kohle nicht
                              									von selbst ausfliesst. Das Blech hängt an Federn b und
                              									wird durch zwei Hebel c und die mit Schrauben an der
                              									Schüttelrinne befestigten Anschläge a, die bei jedem
                              									Hube gegen die Hebel stossen, in schwingende Bewegung versetzt. Diese Rüttelbewegung
                              									hat zur Folge, dass die Kohle auf allen Seiten über den Rand des Tisches
                              									herunterfällt. Schräge Bleche führen sie sicher der Rinne zu. Durch Verstellen der
                              									Schraube kann man den Hub des Tisches und damit den Materialausfluss beliebig
                              									regeln, oder den Anschlag ganz ausser Berührung mit dem Hebel bringen und so die
                              									Zufuhr unterbrechen.
                           Amandus Strenge, Hamburg, benutzt als Materialspender
                              									für Förderrinnen eine einfache schwach geneigte Rutsche, die an einem Ende gelenkig
                              									am Siloauslauf befestigt ist und durch die Rinne geschüttelt wird.
                           Für die Beschickung von Schnecken von geringer Förderleistung werden flachliegende
                              									Schieber verwandt, die mit einer zur Aufnahme der Kohle bestimmten Aussparung
                              									versehen sind und horizontal hin- und herbewegt werden. Tritt die Aussparung unter
                              									den Siloauslauf, so füllt sie sich mit Kohle, die, wenn der Schieber herausgezogen
                              									wird, in den Schneckentrog fällt. Die Vorrichtung kann auch dazu benutzt werden, die
                              									verbrauchte Kohlenmenge zu messen, ist indessen nur bei feiner Kohle verwendbar.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)