| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung. | 
| Autor: | Adolf Prasch | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 822 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung.
                        Von Ingenieur Adolf Prasch, Wien.
                        (Schluss von S. 814 d. Bd.)
                        Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Die Quecksilberdampf-Lampe von Cooper Hewitt.
                              
                           Ueber diese neue elektrische Glühlampe, bei welcher Quecksilber dämpfe in evakuierten
                              									Glasröhren, mittels Durchleitung elektrischer Gleichströme, zum Leuchten gebracht
                              									werden, liegt eine Reihe neuer Beobachtungsergebnisse vor, die das Wirken dieser
                              									Lampe näher beleuchten, und deren Vorführung daher in Ergänzung der in Heft 41 vom
                              
                              									Jahre 1901 gebrachten Mitteilungen, hier jedenfalls von Wert sein dürfte und zwar
                              									dies umsomehr, als der Nutzeffekt dieser Lampe als ausserordentlich gross angegeben
                              									wird. Nach Cooper Hewitt wird diese Lampe z. Z. für die
                              									in Amerika übliche Spannung von 118 Volts gebaut, die Stromstärke schwankt zwischen
                              									1–6 Ampère. Der Gesamtenergie-Verbrauch beträgt für die sphärische Kerze, wie dies
                              									auch durch Messungen von Dr. Max von Recklinghausen
                              									bestätigt wurde, ungefähr 0,5 Watt. Der Verbrauch kann jedoch unter günstigen
                              									Bedingungen auf 0,4 Watt und darunter herabgedrückt werden. In einzelnen Fällen sind
                              									sogar 0,33 Wattkerzen ohne Ballastwiderstand erreicht worden.
                           Die Lampen können für jede beliebige Lichtstärke gebaut werden und lässt sich auch
                              
                              									die von der cm Glasröhrenlänge ausgestrahlte Lichtmenge innerhalb weiter Grenzen
                              									regeln, die von dem Widerstände der Glasmasse gegen Erweichen bei allzu hoher
                              									Temperatur abhängig sind. Thatsächlich sind von den in No. 41 vom Jahre 1901
                              									dargestellten Lampentypen, solche von 0,3 cm bis 7,5 cm Durchmesser und 7,5 cm bis 3
                              									m Länge gebaut worden, welche Lichtmengen von 10 bis 3000 HK ausstrahlen. Wiewohl
                              									die Lampe mit ausserordentlich starkem, scheinbar weissem Licht brennt, so ist die
                              									Farbe des Lichtes dennoch ein bleiches Blaugrün, was der fast gänzlichen Abwesenheit
                              									von roten Lichtstrahlen zugeschrieben wird.
                           Diese Farbe erweist sich unter Umständen von Nachteil, kann aber für viele Zwecke
                              
                              									unmittelbar als ein Vorteil bezeichnet werden, indem das blaugrüne Licht in allen
                              									jenen Fällen, wo das Auge dauernd und intensiv in Anspruch genommen ist, wie in
                              									Werkstätten, Zeichen- und Lesesälen, weniger ermüdend wirkt, wie ein Licht, dem
                              									viele rote Strahlen beigemengt sind. Auch für Strassenbeleuchtung eignet sich dieses
                              									Licht vorzüglich, indem es eine grosse raumdurchdringende Kraft besitzt, was
                              									ebenfalls der Abwesenheit von roten Strahlen zugeschrieben wird.
                           In jenen Fällen, wo die Abwesenheit von rot einen Nachteil bildet, lässt sich
                              									vorzügliche Abgleichung erreichen durch Zwischenschaltung von gewöhnlichen
                              									Glühlampen. Rote Gläser oder Reflektoren können diesen Zweck selbstverständlich
                              									nicht erfüllen, wohl aber kann man ganz gute Erfolge erzielen mit Reflektoren und
                              									Geweben, die mit Farbstoffen gefärbt sind, welche unter dem Einflusse des
                              									Quecksilberlichtes rot fluoreszieren.
                           Hervorzuheben ist ferner noch die ausserordentliche chemische Wirksamkeit des
                              									Quecksilberlichtes. Dasselbe soll bei gleicher Expositionsdauer für photographische
                              									Zwecke die ganz gleiche Wirksamkeit ergeben, wie eine Bogenlampe mit 30facher
                              									Wattzahl.
                           Für die Beziehung von Spannung und Strom, der die Lampe unterworfen ist, oder für die
                              									Charakteristik der Lampe gilt die Regel, dass die Lampenspannung der Länge der
                              									stromführenden Gassäule direkt und dem Durchmesser (nicht Querschnitt) derselben
                              									umgekehrt proportional ist. Dies bezieht sich unter sonst gleichen Bedingungen nur
                              
                              
                              									auf jenen Teil der Spannungskurve, bei welcher die beste Oekonomie erreicht wird.
                              
                              									Innerhalb des Gebietes des guten Nutzeffektes ändert sich die Lampenspannung, wie
                              									sich dies aus der in Fig. 26 dargestellten
                              									Charakteristik einer derartigen Lampe ergiebt, mit Aenderungen der Stromstärke nur
                              									wenig; der Strom kann innerhalb dieses Gebietes um 50 bis 100 % variieren, ohne dass
                              									sich die Lampenspannung um mehr als ein paar Prozente ändert. Bei Beginn dieser
                              									Kurve, welche jenen niedrigsten Strom von ungefähr 3 Ampère darstellt, bei welchem
                              									die Lampe unter normalen Umständen brennen bleibt, ergiebt sich etwa ein Nutzeffekt
                              									von 0,5 Watt für die Kerze.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 821
                              Fig. 26.
                              
                           Bei zunehmender Stromstärke sinkt die Spannung nur wenig und die Oekonomie der Lampe
                              									wird eine sehr gute. Zwischen 4,5 und 5 Ampère beginnt die Spannung zu steigen und
                              									steigt bei über 5 Ampère sehr rasch an, wobei sich die Oekonomie, wie aus den
                              									beigegebenen Ziffern zu ersehen ist, stark vermindert. Die geeignetste Stromstärke
                              									liegt an dem flachen Teile der Kurve zwischen 4 bis 4,5 Ampère, man wählt daher die
                              									Länge der Lampe der herrschenden Leitungsspannung entsprechend und schaltet einen
                              									passenden Ballastwiderstand vor, der 5 bis 20 % der Leitungsspannung vernichtet.
                              									Dieser Widerstand lässt sich bei guter Konstruktion der Lampe so weit herabmindern,
                              									dass er nur ½ % der Leitungsspannung aufnimmt.
                           Von grösster Wichtigkeit für diese Dampflampe ist die Beziehung zwischen der Dichte
                              									des Gases zu dessen Leitungsfähigkeit. Jede stromführende Gassäule hat eine
                              									bestimmte Gasdichte, bei welcher die Leitungsfähigkeit der Gassäule am grössten
                              									wird. Da nun die Gasdichte von der Temperatur 
                              									abhängig ist, kann man auch sagen, dass jede Lampe eine bestimmte Temperatur
                              									hat, bei welcher die grösste Leitungsfähigkeit eintritt. Die Temperatur hängt nun
                              									von der Wärmemenge ab, welche die Lampe nach aussen abgiebt, und ist die Grösse
                              									dieser Wärmeabgabe wieder von der Aussentemperatur abhängig. Da nun mit dem
                              									Eintreten der grössten Leitungsfähigkeit der Gassäule anscheinend auch die
                              									günstigsten Bedingungen für die Lichterzeugung gegeben sind, so handelt es sich
                              									darum, diese Temperatur auch für die Dauer aufrecht zu erhalten. Diesem Zwecke dient
                              
                              									die Kühlkammer K, eine in die Röhre ausgeschmolzene
                              									Ausbuchtung (s. Fig. 27), welche vom Strome nicht
                              									oder wenigstens nicht sichtbar durchflössen ist. Diese Kühlkammer erhält nebenbei
                              									den Gasdruck im Inneren der Lampe auf jener Höhe, bei welcher die Lampe die
                              									gewünschte Stromstärke einhält. Die Grösse der Kühlkammer darf, da mit der
                              									Vergrösserung der Oberfläche sich der Gasdruck im Inneren erniedrigt, nicht beliebig
                              									gewählt werden, sondern muss in einem genau bestimmten Verhältnisse zur Grösse der
                              									Gasstrecke stehen. Dieses Verhältnis hängt nun auch von der Aussentemperatur ab, so
                              									dass auch die Bauart der Lampe der Aussentemperatur angepasst werden muss. Die Lampe
                              									wird nun im allgemeinen so gebaut, dass sie bei Zimmertemperatur am ökonomischsten
                              									brennt. Eine derartige Lampe im Winter im Freien gebrannt, nimmt, da sich der
                              									Widerstand durch Abkühlung verringert, sehr viel Strom bis zu 11, gegen normal 5
                              									Ampère auf, ohne entsprechend mehr Licht zu erzeugen. Für geringe Aussentemperatur
                              									wird die Lampe daher mit einem zylindrischen Glasmantel umgeben, welcher die von der
                              
                              									Lampe abgegebene Wärme zusammenhält.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 822
                              Fig. 27.
                              
                           Die Faktoren, von welchen der Widerstand der Lampe abhängt, sind: 1. Länge und
                              									Durchmesser der leuchtenden Gassäule, 2. Grösse der die Gasdichte bestimmenden
                              									Kühlkammer, 3. Aussentemperatur und 4. Widerstand der Elektroden. Es lässt sich
                              									sonach an der Hand von wenig Konstanten die Charakteristik der Lampe ebensogut
                              									vorausbestimmen, wie die einer gewöhnlichen Glühlampe. Der Widerstand des
                              									leuchtenden Mediums lässt sich hierbei innerhalb weit grösserer Grenzen verändern,
                              									wie bei der Glühlampe, bei welcher der spezifische Widerstand des Kohlefadens nur
                              									innerhalb sehr enger Grenzen abgeändert werden kann.
                           Normal geht die Hewittlampe, wenn man sie mit der
                              									Stromquelle in Verbindung bringt, nicht an. Dieses Widerstreben gegen das Angehen,
                              									welches man als Initialwiderstand der Lampe bezeichnen kann, ist im kalten Zustande
                              									der Lampe viel grösser, als wenn sie heiss ist. Er vergrössert sich, wenn die Lampe
                              									gebrannt hat und sich sodann wieder bis auf die normale Temperatur abkühlt. Hierauf
                              									folgendes stundenlanges Ausruhen der Lampe, verringert jedoch den Initialwiderstand
                              									wesentlich.
                           Dieser Initialwiderstand lässt sich nun in einfacher Weise durch einen Stoss eines
                              									hohen elektrischen Potentiales überwinden, dessen Wirkung durch die mit dem
                              									positiven Pole verbundene äussere Metallbelegung wesentlich erhöht wird. Ist der
                              									Initialwiderstand durch diesen Potentialstoss überwunden, so sendet die an die Lampe
                              									angelegte Leitungsspannung den starken Strom durch die Gassäule und bringt sie zur
                              									Lichtausstrahlung. In vielen Fällen sind mehrere derartiger Potentialstösse
                              									erforderlich, um die Lampe zum Angehen zu bringen.
                           Nach Hewitt scheint der Initialwiderstand nur in der
                              									negativen Elektrode gelegen zu sein und findet die Ueberwindung dieses Widerstandes
                              									nur dann statt, wenn man es mit einer Elektrode zu thun hat, die durch den
                              									Potentialstoss physikalisch verändert, d.h. verdampft oder zerstäubt wird.
                           Um nun diesen hohen Potentialstoss zu erzeugen, bedient man sich der in Fig. 27 dargestellten Einrichtung. Die
                              									Magnetisierungsspirale M ist normal in den Stromkreis
                              									der Lampe eingeschaltet. In einer Abzweigung befindet sich der Ausschalter oder
                              									Taster T und ein kleiner Wiederstand R, über welchen, wenn der Taster niedergedrückt wird,
                              									die Magnetisierungsspirale in Kurzschluss kommt. Sobald nun der Taster losgelassen
                              									wird, entsteht in der Spirale ein Induktionsstrom, der durch die Lampe hindurchgehen
                              
                              									muss und von so hohem Potential ist, dass er den Initialwiderstand zu überwinden
                              									vermag.
                           Bei Anwendung von Wechselstrom müsste dieser Initialwiderstand bei jedem Wechsel von
                              									neuem überwunden werden, und würde dies bedingen, dass die Lampe fortwährend mit dem
                              									hohen Zündungspotentiale beschickt wird. Diesbezügliche Versuche an einer 100 Volt 2
                              									Ampère Gleichstromlampe haben ergeben, dass dieselbe dauernd von einem Wechselstrom
                              									von 5000 Volt durchflossen werden müsste, um sie im Brennen zu erhalten. Es ergiebt
                              									sich hieraus, dass die Cooper-Hewitt-Lampe nur für
                              									Gleichstrom verwendet werden kann.
                           Die Ausgestaltung der Lampe kann verschiedenartig erfolgen; so lässt sich die Röhre
                              									spiralförmig formen etc. etc. und demnach auch den jeweiligen
                              									Beleuchtungsverhältnissen anpassen. Die Wirkungsdauer einer derartigen Lampe wird
                              									als gleichwertig mit der einer guten Glühlampe angegeben. Der Gasdruck der Lampe
                              									beträgt bei normalem Brennen derselben etwa 2 mm Quecksilber. Die Erwärmung der
                              									Lampe geht hierbei nicht höher, als dass man sie noch eben mit der Hand berühren
                              									kann.
                           In neuester Zeit hat sich Hewitt eine neue Type von
                              									Gaslampen patentieren lassen, welche sich in ihren Einzelheiten wesentlich von den
                              									im Vorhergehenden behandelten Lampen unterscheiden und eigentlich eine Kombination
                              									von Gasglüh- und Glühlampe der Nernsttype darstellte.
                              									Diese neuen Lampen, die in den Fig. 28 bis 30 dargestellt sind, haben annähernd die Grösse von
                              									gewöhnlichen Glühlampen. Das wesentliche Charakteristikon dieser Lampe beruht auf
                              									der Anwendung einer Kathode aus einem Material, welches unter dem Einfluss der Wärme
                              									Licht ausstrahlt. Als solches wird eine der seltenen Erden oder eine Mischung
                              									derselben genommen.
                           In Fig. 28 stellt A die
                              									Anode und K die Kathode dar. Die Anode ist auf die
                              									Glassäule g aufgesetzt, welche den Einführungsdraht d umgiebt, und mit letzterem verbunden, p ist eine Porzellanröhre, in welche die Kathode
                              									eingesetzt ist. Diese Porzellanröhre ist ausserdem noch von einer Glasröhre umgeben,
                              									in welche der Einführungsdraht eingeschmolzen ist. Die Verbindung der Kathode mit
                              									der Porzellanröhre ist eine derartige, dass der Strom nicht direkt, sondern nur über
                              									die Kathode zu dem. Metallleiter gelangen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 822
                              Fig. 28.
                              
                           Da die Kathode aus einer oder mehreren seltenen Erden hergestellt wird und daher
                              									einen hohen Widerstand besitzt, erfolgt das Angehen der Lampe dadurch, dass der
                              									Strom trotz der guten Isolierung des Leiters dennoch genügend Weg über das in der
                              									Lampe befindliche Gas findet, um eine Erwärmung der Kathode bis zur
                              									Leitungsfähigkeit herbeizuführen, worauf der Strom die Kathode durchfliesst und sie
                              
                              									auf jenen Wärmegrad bringt, bei welchem sie Licht ausstrahlt. Da die Glasbirne mit
                              									Gas von entsprechender Dichtigkeit angefüllt ist, so wird beim Durchgange des
                              									Stromes durch die Lampe ein bedeutender Hitzegrad an der Kathode erzeugt, welcher in
                              
                              									Berücksichtigung der Thatsache, dass das Gas ein schlechter Wärmeleiter ist,
                              
                              									vollkommen genügt, um die Kathode dauernd Licht ausstrahlen zu lassen.
                           Der Erfinder stellt fest, dass die Lampe bei Anwendung von verdünntem Stickstoff in
                              									der Glasbirne und mit Elektroden, die ca. 28 cm von einander abstehen, mit einem
                              
                              									Strom von 750 Volt angeht und dass der Widerstand, welchen 
                              									das Gas dem Durchgänge des Stromes entgegenstellt, sowie der Widerstand
                              									zwischen Gas und Elektroden die Lampe selbst regulierend macht. Demgemäss geht nur
                              									eine ganz bestimmte Menge elektrischer Energie durch die Lampe, welche sich in Licht
                              									und Wärme umsetzt, wobei die entstehende Wärme ausreichend ist, um die Kathode im
                              									Glühen bezw. Leuchten zu erhalten.
                           Der Widerstand von Gasen ändert sich umgekehrt mit dem Strome. Bei dieser Lampe ist
                              									jedoch jedes Ansteigen des Stromes, welches eine Verringerung des Widerstandes des
                              									Gasweges hervorruft, von einer Erhöhung des Widerstandes an der Kathode begleitet
                              
                              									und umgekehrt, sodass stets eine gegenseitige Kompensation eintritt, welche den
                              									Widerstand der Lampe nahezu stets gleich erhält. Diese besondere Art des
                              									Widerstandsausgleiches ist ein Phänomen, welches bei genauer Adjustierung der Lampe
                              									unter der Voraussetzung immer eintritt, dass weder eine physikalische noch eine
                              									chemische Wirkung an der negativen Elektrode platzgreifen kann.
                           Diese Eigenschaft der Selbstregulierung ist von grosser Wichtigkeit, gleichgiltig ob
                              									die Lampe für Abgabe von Licht einzig durch die Wirkung des Gases, oder nur durch
                              									die Inkandescenz der negativen Elektrode, oder durch Beide konstruiert wird. Eine
                              									derartige Lampe wird, da sie den Widerstand selbstthätig reguliert, auch bei grossen
                              									Schwankungen der elektromotorischen Kraft verwendbar sein. Sie soll bei jenem Strome
                              									angehen, mit welchem sie normal betrieben wird, und sich auch für Wechselstrom
                              									eignen.
                           In den beiden Fig. 29 und 30 ist eine modifizierte Form dieser Lampe dargestellt, bei welcher die
                              									Kathode von einer in Form eines Ringes ausgebildeten Anode umgeben ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 823
                              Fig. 29.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 823
                              Fig. 30.
                              
                           Praktische Erfahrungen über diese Lampengattung liegen zur Zeit noch nicht vor, so
                              									dass sich jedes Urteiles enthalten werden muss. Dagegen ist Quecksilberdampflampe
                              
                              									desselben Erfinders, wenn sich die Angaben über Stromverbrauch auch im Dauerbetrieb
                              									als richtig erweisen, trotz vieler Schattenseiten, wie grünliches Licht, Erfordernis
                              									einer bestimmten Aussentemperatur und Gefahr der Vergiftung durch Quecksilberdämpfe,
                              									beim Bersten einer Lampe etc. dennoch ein weites Anwendungsgebiet sicher, weil sie
                              									eine der billigsten, bekannten Lichtquellen darstellt.
                           
                        
                           
                              Das Glimmlicht von Dr. Mc. Farlan Moore.
                              
                           Die allseits bekannten Versuche von Nicola Tesla, nach
                              									welchen mit verdünnten Gasen angefüllte Glasröhren durch Wechselströme von ungeheuer
                              									hoher Periodenzahl und hoher Spannung zum hellen Leuchten gebracht werden können,
                              									ohne dass eine doppelte Leitungsverbindung erforderlich wäre, brachten Mc. Farlan Moore auf den Gedanken, dieses Ziel auch auf
                              									anderem Wege unter Anwendung von Strömen normaler Spannung anzustreben. Bei seinen
                              									diesbezüglichen Studien kam er zu dem Ergebnis, das nicht die Zahl der Wechsel
                              									allein, sondern auch die scharfe, exakte Unterbrechung des Stromes zur Hervorrufung
                              									der Wechsel eine wichtige Bedingung für die Erzeugung von Glimmlichterscheinungen
                              									sei, und dass die Zahl der Wechsel ebenso auch die Spannung wesentlich herabgedrückt
                              									werden kann, wenn scharfe Stromunterbrechung stattfindet. Dies führte ihm zu der
                              									Konstruktion seines Vakuumunterbrechers, bei welchem der Anker samt Kontakt eines
                              									gewöhnlichen Unterbrechers, in einer dem gewöhnlichen Zimmerläutewerk-Unterbrecher
                              									ganz ähnlichen aber viel subtileren Ausführung in eine evakuierte Glasröhre
                              									eingeschlossen ist (Fig. 31). Die abgehenden
                              									Wechselströme werden zu dem eigentlichen Leuchtkörper einer besonders geformten
                              									Elektrode geleitet. Da eine direkte Stromleitung innerhalb der Glasbirne nicht
                              									stattfindet, so ist das Erglühen der verdünnten Gasschicht nur auf statische
                              									Wirkungen zurückzuführen. Im Jahre 1896 wurden die Glasbirnen durch Röhren ersetzt
                              									und an letzteren wurde gezeigt, dass eine Beleuchtung mit dieser Art von Licht,
                              									welche als „kaltes Licht“ bezeichnet wird, durchführbar sei und in bezug
                              									auf Lichtemission allen Anforderungen zu entsprechen vermöge. Die diesbezügliche
                              									Anordnung, ist aus Fig. 32 zu ersehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 823
                              Fig. 31.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 823
                              Fig. 32.
                              
                           Während der elektrischen Ausstellung im Madison Square Garden zu New-York (1898)
                              									wurde eine Kapelle mit solchen Röhren beleuchtet, welche sich der architektonischen
                              									Form des Gebäudes anpassten. Hierbei gelangte statt des Selbstunterbrechers ein
                              									rotierender Unterbrecher, der gleichfalls in eine evakuierte Glashülle
                              									eingeschlossen war, zur Anwendung. (Fig. 33.) Der
                              									Vakuumunterbrecher erwies sich jedoch für grössere Anlagen nicht als praktisch, weil
                              									mechanische Schwierigkeiten die Herstellung grösserer Unterbrecher unmöglich machten
                              									und daher für derartige Anlagen zu viele derartige Unterbrecher zur Anwendung hätten
                              									kommen müssen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 823
                              Fig. 33.
                              
                           Um diesen Nachteil zu beseitigen, konstruierte Moore
                              									zunächst eine Dynamomaschine, welche solche elektrische Wellen erzeugte, dass die
                              									Röhren direkt durch dieselben zum Leuchten gebracht werden konnten. Hierzu müssen
                              									die elektrischen Wellen nach Moore sehr stark
                              									zugespitzte Form haben, wie solche im Vergleiche zu einer gewöhnlichen Sinus welle
                              									in Fig. 34 dargestellt ist. Durch Moores Dynamomaschine, über deren Konstruktion jegliche
                              									Mitteilung fehlt, war diese Schwierigkeit beseitigt, indem eine beliebige Anzahl von
                              									Röhren (Fig. 35) an die Leitung angeschlossen werden
                              									konnten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 823
                              Fig. 34.
                              
                           Aber diese Verbesserung war nur für neue Anlagen verwendbar, weil die bestehenden
                              									elektrischen Zentralen nur mehr oder weniger sinoidal verlaufende Wechselströme
                              									liefern und daher ihr Anschluss an die betreffenden Leitungsnetze ausgeschlossen
                              									war.
                           In Moores letztem Patent gelangt ein System zur
                              									Beschreibung, nach welchem der Anschluss an jedes Beleuchtungsnetz möglich ist, und
                              									welches in bezug auf Sicherheit, Wirksamkeit und die Möglichkeit, die Intensität des
                              									Lichtes auf jeden gewünschten Punkt zu bringen, allen Anforderungen entsprechen
                              									soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 823
                              Fig. 35.
                              
                           Der Hauptgegenstand dieser Erfindung liegt in der Vermeidung elektrischer Leiter zum
                              									Zwecke der Lichtverteilung. Moore verwendet zu diesem
                              									Zwecke lange durchsichtige Röhren, welche den ganzen zu beleuchtenden 
                              									Raum in der Weise durchlaufen, dass die mit den Leitungen zu verbindenden
                              									Elektroden ausserhalb dieses Raumes zu liegen kommen. Die Verbindung der Elektroden
                              									mit der Leitung erfolgt in einem feuersicheren Schaltkasten und ist hierdurch jede
                              
                              									Feuersgefahr ausgeschlossen. Die Röhren selbst enthalten ein Gas, welches bis zu
                              									jenem Grade verdünnt wird dass es bei der Einleitung eines elektrischen Stromes in
                              									die Elektroden leuchtend wird.
                           Es kann für einen Raum entweder nur eine Röhre von hinreichender Länge oder eine
                              									Anzahl solcher Röhren zweckentsprechend angebracht werden, wobei nur immer vor
                              									gesorgt werden muss, dass die an den Enden der Röhre befestigten Elektroden
                              									ausserhalb des Raumes mit den Zuführungsleitungen verbunden werden. Die Anordnung
                              									nur einer Röhre und deren Verbindung mit der Elektrizitätsquelle ist in Fig. 36 dargestellt. Die Herstellung derartiger
                              									Röhren, welche bereits bis zu einer Länge von 30 m erzeugt werden, soll gar keine
                              
                              									besonderen Schwierigkeiten bilden und ist es auch möglich, derartige Röhren, wenn
                              									sie durch irgend einen Zufall brechen, auszubessern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 824
                              Fig. 36.
                              
                           Moore zieht es vor, in die Rohre keine Elektroden
                              									einzuführen, sondern dieselben bloss mit einer Metallkappe oder einer Kohlenpaste an
                              									ihren beiden Enden zu überdecken, wodurch die Einwirkung auf das verdünnte Gas nur
                              									auf elektrostatischem Wege erfolgen kann.
                           Selbstredend ist die Länge der Röhre von Einfluss auf die anzuwendende Spannung. Um
                              
                              									nun die entsprechende Spannung zu erreichen, gelangen Transformatoren zur Anwendung,
                              									deren primäre Wickelung der im Leitungsnetze herrschenden Spannung und deren
                              									sekundäre Wickelung der für die Leuchtröhren erforderlichen Spannung angepasst ist.
                              									Für den Fall, dass diese Art der Beleuchtung an ein Gleichstromnetz angeschlossen
                              									werden soll, gelangt ein den Verhältnissen entsprechend konstruierter
                              									Gleichstrom-Wechselstromtransformator zur Anwendung.
                           Nach durchgeführten Untersuchungen soll die Länge der leuchtenden Gassäule mit
                              									dem zu erzielenden Nutzeffekte in direktem Verhältnisse stehen, d.h. je länger die
                              									Gassäule, desto grösser der Wirkungsgrad. So sollen bei einer Gassäule von 45 cm für
                              
                              									die Erzeugung der Lichtkraft einer Normalkerze 15 Watt erfordert werden. Wird diese
                              									Säulenlänge verdoppelt, so sind nur mehr 11 Watt und wird sie verachtfacht, nur mehr
                              									4 Watt für die NK erforderlich. Das von diesen Röhren ausgesendete Licht soll
                              
                              									vollkommen gleichmässig und milde sein, und jeder gewünschten Intensität angepasst
                              									werden können. Die Farbe des Lichtes soll rein weiss sein und dem Tageslichte so
                              									vollkommen gleichen, dass es von Moore als
                              										„künstliches Tageslicht“ bezeichnet wird. Hierdurch wird die
                              									Farbenwirkung dem Tageslicht gegenüber in keiner Weise geändert, was die
                              									vorteilhafte Anwendbarkeit dieser Beleuchtungsweise für Bildergallerieen, Kaufhäuser
                              									und dekorativ ausgestattete Räumlichkeiten sichert. Die durch die Anbringung an der
                              									Decke, sowie durch die räumliche Ausdehnung der leuchtenden Röhre bedingte
                              									Lichtverteilung bewirkt, dass alle störenden Schatten und Reflexlichter
                              									verschwinden, was gleichfalls als Vorzug dieser Lichtart zu bezeichnen ist.
                           Es soll fernerhin auch möglich sein, durch eine einfache Aenderung der Art des Gases
                              									dem Lichte jede gewünschte Färbung zu erteilen. Als besonders wichtiger Punkt wird
                              									hervorgehoben, dass dieses Licht als „kaltes Licht“ bezeichnet werden kann,
                              									indem die Wärmeausstrahlung eine ausserordentlich geringe ist.
                           Das Licht soll sich auch für die Strassenbeleuchtung vorzüglich eignen, weil die
                              									Röhren eine ununterbrochene Lichtquelle bilden und somit die Strassenflächen
                              									durchaus gleichmässig erhellen.
                           Da die Röhren nicht gradlinig verlaufen müssen, sondern beliebig abgebogen werden
                              									können, so eignet sich dieses Licht auch für Signalisierungs- und Reklamezwecke und
                              									kann hierfür ohne Schwierigkeiten in passender Weise ausgenutzt werden.
                           Als Nachteile dieser Art der Beleuchtung wären die Zerbrechlichkeit der verwendeten
                              									durchsichtigen Glasröhren und der z. Z. noch immer grosse Energieaufwand 4 Watt für
                              									die Kerze zu bezeichnen. Als Vorteile werden ausser der besonderen Qualität des
                              									Lichtes die geringen Installationskosten, die günstige Licht Verteilung und die
                              									trotz Anwendung sehr hoher Spannungen absolute Ungefährlichkeit der Einrichtung
                              									hervorgehoben.