| Titel: | Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks. | 
| Autor: | Georg v. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 9 | 
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                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für
                           								Kohle, Erze und Koks.
                        Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in
                           									Stuttgart.
                        (Fortsetzung v. Seite 748 Bd. 317)
                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und
                           								Koks.
                        
                     
                        
                           II. Einzelförderung in kleinen Mengen.
                           Kontinuierliche Förderung ist nicht in allen Fällen durchführbar. Sobald der
                              									Transportweg verhältnismässig lang ist. werden die Kosten einer derartigen Anlage zu
                              									gross und die Ueberwachung unbequem. Ausserdem leidet die Betriebssicherheit, da bei
                              									den vielen Einzelteilen, aus denen die meisten kontinuierlichen Transportmittel
                              									bestehen, immer die Gefahr eines Bruches an irgend einer Stelle vorliegt. Als
                              									weiteres Hindernis, das in erster Linie bei der Entleerung von Schiffen oder auch
                              									bei der Aufnahme des Materials vom Lagerplatze auftritt, wurde schon erwähnt die
                              									Schwierigkeit gieichmässiger Material Zuführung. Trotz des grossen Vorzuges der
                              									kontinuierlichen Betriebsweise, dass die Leistung fast beliebig gesteigert werden
                              									kann, sieht man sich daher in vielen Fällen, vor allem beim Transport auf grossere
                              									Entfernungen, gezwungen, einzelne Gefässe für die Förderung zu benutzen, die in der
                              									Regel einen Inhalt von 500–2000 kg haben. Um grosse Leistungen zu erzielen, wird
                              									immer ein Hauptaugenmerk darauf zu richten sein, dass die einzelnen Ladungen sich in
                              									möglichst kurzer Zeit folgen, die Arbeitsweise sich also dem kontinuierlichen
                              									Betriebe nach Möglichkeit nähert. Am besten lässt sich das erreichen, wenn das leere
                              									Fördergefäss auf einem anderen Wege, als es gekommen ist, zurückkehrt, so dass eine
                              									Anzahl Gefässe sich in kleinen Abständen hinter einander her bewegen können. Dann
                              									werden mit geringen Arbeitsgeschwindigkeiten, ganz unabhängig von der Länge des
                              									Transportweges, sehr erheblicheMengen gefördert. Im andern Falle dagegen, wo
                              									nur ein Gefäss gleichzeitig unterwegs sein kann, ist man gezwungen, die
                              									Schnelligkeit der Bewegungen soweit wie möglich zu steigern, um die Leistung
                              									hochzubringen. Die einzelne Ladung über 2000 kg zu vergrössern, hat, wie schon in
                              									der Einleitung bemerkt wurde, keinen Zweck, weil die Gefässe zu gross und unhandlich
                              									werden, auch zu schwere Tragkonstruktionen verlangen. Meistens bleibt man mehr oder
                              									weniger weit unter dieser Grenze.
                           Ebenso wie im ersten Abschnitt kann man unterscheiden zwischen Fördermitteln für
                              									vorwiegend horizontale, vorwiegend vertikale und gemischte Bewegung. Hier soll
                              									zunächst die letzte Transportart besprochen werden.
                           
                              
                                 A. Fördermittel für den Transport in beliebiger
                                    											Richtung.
                                 
                              Maschinen, die eine Last beliebig horizontal und vertikal befördern können,
                                 										pflegt man als Krane zu bezeichnen. Alle Kransysteme kommen für die Verladung
                                 
                                 										von Massengütern in betracht, bei weitem am wichtigsten jedoch sind Drehkrane
                                 										und Hochbahnkrane. Beide werden vorwiegend zum Entleeren von Schiffen und
                                 										Beladen von Wagen oder Beschütten offener Lagerplätze benutzt, während sie für
                                 										den Transport der Kohle im Innern von Gebäuden in den seltensten Fällen
                                 										Verwendung finden können.
                              Drehkrane.
                              Wenn die grösste Horizontalbewegung des Fördergefässes nicht mehr beträgt als
                                 										etwa 25 m, so ist der Drehkran die einfachste, billigste und zuverlässigste
                                 										Kranform. Man verwendet sie daher stets, wenn die Kohle aus dem Schiff in
                                 										Eisenbahnwagen übergeladen werden soll, die auf parallel zum Ufer gelegten
                                 										Geleisen laufen. In der Regel können diese Krane am Ufer, entlang verfahren
                                 										werden. Wenn es möglich ist, wird der Kran an ein elektrisches Leitungsnetz
                                 										angeschlossen, im andern Falle ist man auf Dampfbetrieb angewiesen. Hydraulische
                                 										Krane kommen bekanntlich bei Neuanlagen verhältnismässig selten mehr in
                                 										Frage.
                              Da das Geleise des Drehkrans frei bleiben muss, so beeinträchtigt er den Verkehr
                                 										am Quai sehr stark, und man pflegt daher bei beschränktem Platz den Kran auf ein
                                 										Portal zu setzen, das ein oder mehrere Eisenbahngeleise überspannt und mit
                                 										seinen schmalen Ständern nur wenig Raum fortnimmt. Fällt die Böschung flach ab,
                                 										so kann man das Fundament des Drehkrans über die Uferkante hinausbauen und lässt
                                 										so den Platz für den Eisenbahnverkehr frei, oder der Kran wird auf ein fahrbares
                                 										Winkelportal gesetzt, das auf Schienen am oberen und unteren Ende der Böschung
                                 										läuft. Zwei derartig angeordnete Dampfkrane der Benrather Maschinenfabrik, die zum Verladen von Kohlen in
                                 										Eisenbahnwagen oder auf eine fahrbare Hochbahn dienen, sind in Fig. 107 abgebildet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 9
                                 Fig. 107. Fahrbare Dampfdrehkrane mit Winkelportal von der Benrather
                                    											Maschinenfabrik.
                                 
                              Unter Umständen kann der Betrieb dadurch erleichtert werden, dass man die
                                 										Möglichkeit giebt, durch Einziehen des Auslegers die Ausladung zu verändern.
                              Auf die Einzelheiten von Drehkranen einzugehen, ist hier nicht der Ort, da in den
                                 										Lehrbüchern über Hebezeuge genügend Material vorhanden ist. Einige neuere
                                 										Konstruktionen finden sich in meinem Bericht über die Hebezeuge auf der
                                 										Düsseldorfer Ausstellung.Vergl. D. p. J.
                                       												Heft 30, 31, 35, 37 Bd. 317.
                              Sobald nicht die Rücksicht auf den vorhandenen Platz oder besondere Gründe es
                                 										verbieten, wird die Winde auf einer am Ausleger befestigten, durch Laufrollen
                                 										unterstützten Plattform untergebracht, eine Anordnung, die den Namen
                                 											„Drehscheibenkran“ erhalten hat, Säulendrehkrane mit feststehender
                                 										Winde sind sehr selten, doch wird bei Drehscheibenkranen zuweilen eine Säule zu
                                 										Hilfe genommen, um einen Teil des Lastmoments zu übertragen und das Schwanken
                                 										des Kranes infolge von Verbiegungen im Gerüst zu vermindern.
                              Eine sehr einfache und billige Ausführung, die von Adolf
                                    											Bleichert & Co., Leipzig-Gohlis, herrührt, zeigt Fig. 108. Mehrere Krane gleicher Bauart sind so
                                 										nebeneinanderstehend gedacht, dass ein Kran aus zwei Schiffsluken fördern kann.
                                 										Die Last hängt nicht, wie bei den gewöhnlichen Drehkranen, an der
                                 										Auslegerspitze, sondern an einer Laufkatze, so dass die Horizontalbewegung
                                 										geradlinig geschieht und die Drehbarkeit des Auslegers nur den Zweck hat, den
                                 										Arbeitsplatz wechseln zu können. Damit nähert sich die Ausführung im Prinzip den
                                 										weiter unten beschriebenen Verladebrücken, deren wasserseitige Stütze für sich
                                 										allein verfahren werden kann und die so aus mehreren Schiffsluken zu arbeiten
                                 										gestatten.
                              Der in Rede stehende Kran ist ganz aus Fachwerk konstruiert. Das Kippmoment des
                                 										Auslegers wird durch ein feststehendes eisernes Gerüst aufgenommen. Das eine
                                 										Ende des Hubseils, das die Last an einer losen Rolle trägt, istam vorderen
                                 										Ende des Auslegers befestigt, das andere ist in der Drehachse des Krans abwärts
                                 										geführt und läuft, durch Rollen abgelenkt, zur Winde, Die Winden für sämtliche
                                 										Krane stehen nebeneinander in einem Maschinenhause und werden von einer
                                 										gemeinsamen Transmissionswelle aus angetrieben.
                              Die Bewegung der Katze entspricht im Prinzip der Bremsbergförderung. Der gefüllte
                                 										Wagen läuft infolge seines eigenen Gewichtes die schiefe Ebene hinunter, nimmt
                                 										dabei jedoch ein endloses Seil mit, das auf beiden Seiten der Katze angreift und
                                 										am vorderen und hinteren Fahrbahnende durch Rollen umgelenkt ist. Dieses Seil
                                 										setzt eine Trommel in Bewegung, an der ein in Fig.
                                    											108 sichtbares Gegengewicht hängt, das nach Anschlagen eines leeren
                                 										Gefässes die Katze wieder hinaufzieht. Die Bewegung wird vom Führer mit einer
                                 										Bremse geregelt. Das Schwenken geschieht durch eine einfache Vorrichtung von
                                 										Hand. Der Führer steht vor der Kransäule und bedient Winde und Fahrbremse mit
                                 										Hilfe von Schnüren. Durch eine Zentrifugalbremse wird zu schnelles Sinken der
                                 										Last verhütet.
                              In der Figur ist der Fall angenommen, dass die Wagen einer Seilbahn, deren
                                 										Tragseile an der Beladestelle durch Schienen ersetzt sind, abgehoben und in das
                                 										Schiff hinuntergelassen werden.
                              Elektrische oder Dampfkrane werden häufig für Greiferbetrieb eingerichtet durch Einbau einer Hilfstrommel für das
                                 										Oeffnungsseil, die von der Hub winde aus oder durch ein Gegengewicht gedreht
                                 										wird.
                              Für hydraulischen Antrieb hat neuerdings Rudolf
                                    											Dinglinger, Cöthen, eine eigenartige Anordnung erdacht und bei einer
                                 										Anzahl von Kranen am linksmainischen Hafen in Frankfurt ausgeführtD. R. P. No. 113440.. Wie die
                                 										schematische Darstellung Fig. 109 erkennen lässt,
                                 										ist der Hubmotor mit einem langhubigen und einem kurzhubigen Kolben K und k versehen. R und R1 sind die Flaschenzugrollen für das Lastseil,
                                 											r und r1 diejenigen für das Hilfsseil, das der
                                 										notwendigen Symmetrie wegen geteilt ausgeführt ist. Wenn der Kolben stillsteht
                                 										uncl der andere Druckwasser erhält, so treibt dieser die an seinem Kopfe
                                 										befestigten Rollen R1 und r1 aufwärts, während die feststehenden
                                 										Rollen r und die an k
                                 										befestigten Rollen R stehen bleiben. Dann werden
                                 										also Hubseil und Oeffnungsseil gleichmässig verkürzt und es findet kein Oeffnen
                                 										oder Schliessen des Greifers statt. Dazu dient vielmehr Kolben k. Steht derselbe innen, so ist das Hub seil
                                 										schlaff und der Greifer hängt am Entleerungsseil, ist also geöffnet, durch
                                 										Heraustreiben von k dagegen wird das Hubseil allein
                                 										verkürzt und schliesst den Greifer, während das Hilfsseil nachlässt. Das Oeffnen
                                 										und Schliessen ist demnach ganz unabhängig von der Hubbewegung und kann in
                                 										beliebiger Höhe geschehen.
                              Für die Beurteilung der Förderleistung eines
                                 										Drehkrans mögen folgende Zahlen von Tnteresse sein, die an einem Dampfkran
                                 										beobachtet wurden, der mit einem Greifer von 2 ¼ cbm Inhalt aus dem Schiff in
                                 										Eisenbahnwagen arbeitete. Es wurde Nusskohle verladen, in welcher der Greifer
                                 										sich jedesmal vollständig füllte. Heben und Drehen geschah gleichzeitig; beim
                                 										Ablassen hing der Greifer in geschlossenem Zustande an der Hubkette und wurde
                                 										mittels der Lastbremse bei ausgerücktem Ritzel mit grosser Geschwindigkeit
                                 										gesenkt, sodass dieser Vorgang nur wenige Sekunden dauerte. Das Entleeren nahm
                                 										ziemlich viel Zeit in Anspruch, weil der Greifer über dem Eisenbahnwagen
                                 										zunächst in die richtige Stellung gebracht werden musste. Wird in einen
                                 										Füllrumpf von grossen Abmessungen oder auf einen offenen Platz geschüttet, so
                                 										geht die Entleerung erheblich schneller vor sich.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 10
                                 Fig. 108. Verladekran mit drehbarem Ausleger und feststehender Winde von
                                    											Bleichert.
                                 
                              Beobachtet wurde folgendes:
                              
                                 
                                    Oeffnen und Greifen
                                    20–30
                                    Sekunden
                                    
                                 
                                    Heben und Drehen
                                    25
                                    „
                                    
                                 
                                    Entleeren
                                    10–15
                                    „
                                    
                                 
                                    Zurückdrehen und Senken
                                    25
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Zusammen 
                                    80–95
                                    Sekunden
                                    
                                 
                              also rund 1 ½ Minuten. Da der Greifer etwa 1,8 t Kohle
                                 										fasst, so ergäbe sich eine stündliche Leistung von
                              
                                 \frac{60}{1,5}\cdot 1,8=72\mbox{ t Kohle}
                                 
                              In Wahrheit darf man auf eine Durchschnittsleistung von höchstens 50 t rechnen,
                                 										da obige Zahlen nur gelten, solange der Greifer ins Volle fassen kann. Beim
                                 										Ausräumen der Reste, wenn die Kohle zusammengeschaufelt werden muss, dauert ein
                                 										Spiel länger, bis zu 2 Minuten, und ausserdemfüllt sich der Greifer dann
                                 										nicht mehr vollständig. Dazu kommen beständige Unterbrechungen durch das
                                 										Heranholen neuer Wagen, da ein Waggon von 10 t Inhalt schon mit 6 Hüben gefüllt
                                 										wird.
                              Ebenso wurde der Vorgang beim Ausladen von Erz beobachtet. Da hierfür im
                                 										allgemeinen Greifer nicht verwendbar sind, so ist man auf Förderkästen
                                 										angewiesen, die im Schiff vollgeschaufelt aber ähnlich wie Greifer entleert
                                 										werden. In dem betreffenden Falle, waren in 6 Abteilungen des Schiffes je 2 Mann
                                 										mit Einschaufeln beschäftigt. Der Dampfkran setzte immer in einer Luke den
                                 										leeren Kübel ab, holte den vollen heraus und musste damit eine Strecke weit bis
                                 										zum Eisenbahnwagen und dann wieder bis zu einer anderen Luke fahren. Dabei
                                 										erforderte ein volles Spiel annähernd 2 Minuten.
                              Durch Verwendung passend geformter Gefässe lässt sich die Zeit für das
                                 										Einschaufeln und damit die Anzahl der dazu nötigen Leute etwas beschränken.
                                 										Näheres über Fördergefässe soll später noch gesagt werden.
                              Je grosser der Transportweg und die Ausladung ist, um so weniger günstig arbeitet
                                 										der Drehkran. Nachteilig ist, dass infolge der kreisförmigen Hakenbahn die Last
                                 										einen Umweg machen muss, was einen Zeitverlust bedeutet. Dazu kommt, dass die
                                 										tote Masse von Kran und Ausleger jedesmal mitbewegt wird und daher die
                                 										Drehgeschwindigkeit beschränkt ist. Soll aus mehreren Schiffsluken gleichzeitig
                                 										gearbeitet werden, so hindern sich bei grossem Radius die Ausleger gegenseitig
                                 										in ihren Bewegungen, unter Umständen macht es auch Schwierigkeiten, an der
                                 										Takelage der Schiffe vorbeizukommen. Man wird daher im allgemeinen bei
                                 										Transportwegen von mehr als 25 bis 30 m Krane mit geradliniger Lastbewegung
                                 										vorziehen. Diese geradlinig fördernden Kransysteme bezeichnet Ernst treffend als „Hochbahnkrane“, bei grosser Spannweite des Gerüstes ist
                                 										der Name „Verladebrücke“ noch mehr in
                                 										Gebrauch. Auch spricht man häufig von „amerikanischen
                                       												Verladevorrichtungen“.
                              Für Transportlängen von etwa 30–50 m dürfte der Hochbahnkran in den meisten
                                 										Fällen allein in Frage kommen, steigt die Länge der Horizontalbewegung weiter,
                                 										so ist die Entscheidung zu treffen zwischen einem Hochbahnkran mit grossem
                                 										Förderweg oder einer Bahn irgendwelcher Art, die durch Drehkrane oder
                                 										Hochbahnkrane mit geringer Förderlänge beschickt wird. Auch Transportbänder
                                 										werden häufig angewandt. Die Vorteile der Bahn nehmen zu mit wachsender
                                 										Entfernung, doch sind immer die Bedingungen des einzelnen Falles massgebend.
                              Vor allem fragt es sich, ob die Kohle nach einem einzelnen weiter entfernten
                                 										Punkte geschafft, oder ob ein am Ufer gelegener Lagerplatz versorgt werden soll.
                                 										Feste Hochbahnen für Lagerplätze mit Betrieb durch Menschenkraft werden selten
                                 										mehr angelegt, eher kommen in Frage fahrbare Hochbahnen mit
                                 										selbstthätigem oder Lokomotivbetrieb.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 11
                                 Fig. 109. Hydraulischer Motor für Greiferbetrieb von Dinglinger.
                                 
                              Beispiele von Anlagen der letztgenannten Art, die gewissermassen den Uebergang zu
                                 										den Hochbahnkranen bilden, sind die von der Benrather
                                    											Maschinenfabrik für das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat in
                                 										Rheinau bei Mannheim gebauten fahrbaren Veri adebrücken, von denen die
                                 										einezum Teil in Fig. 107 zu sehen ist. Diese
                                 										Brücken überspannen den Lagerplatz, kragen aber nicht über das Schiff aus. Die
                                 										Kohle wird durch Drehkrane aus dem Schiff gehoben und in einen Füllrumpf am
                                 										wasserseitigen Ende der Brücke geschüttet. Von hier fällt sie in kleine Wagen,
                                 										die auf zwei Geleisen innerhalb der Hauptträger der Brücke von elektrischen
                                 										Lokomotiven verfahren und durch Anstossen gegen einen Anschlag selbstthätig
                                 										entleert werden. Ehe die, Wagen abfahren, wird mit einer Laufgewichtswaage ihr
                                 										Gewicht festgestellt. Zur Entnahme der Kohle vom Lagerplatz dient eine Katze,
                                 										die oberhalb der Träger fährt und mit zwei, auf beiden Seiten der Brücke
                                 										herunterhängenden Fördergefässen ausgerüstet ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 11
                                 Verladebrücke von der Benrather Maschinenfabrik.
                                 
                              Nachteilig ist hier die umständliche Betriebsweise, die verhältnismässig viel
                                 										Personal erfordert, vor allem aber die geringe Schonung der Kohle, die infolge
                                 										der Umladung dreimal stürzt und namentlich beim Absturz auf den Lagerplatz, wenn die Kohle
                                 										niedrig liegt, sehr leiden wird.
                              Daher sind wohl in der Regel Hochbahnkrane vorzuziehen, die durch Oeffnen des
                                 										Fördergefässes in beliebiger Höhe die Kohle ohne Sturz auf den Platz zu legen
                                 										gestatten. Man kann diese Krane in zwei Gruppen teilen.
                              Bei der ersten Art wird die Winde in die Laufkatze hineingesetzt, in der zugleich
                                 										der Führer seinen Platz erhält, im zweiten Falle steht die Winde fest und die
                                 										Last hängt an einer von dort aus bethätigten, möglichst leicht gebauten
                                 										Laufkatze. Das erste System ist in den letzten Jahren in Deutschland mit bestem
                                 										Erfolge ausgebildet und in Wettbewerb mit dem andern getreten, das in Amerika
                                 										erfunden und dort allgemein verbreitet ist. Für beide sollen im folgenden einige
                                 										Beispiele dargestellt werden.
                              Hochbahnkran von der Benrather
                                    											Maschinenfabrik, Benrath bei Düsseldorf.
                              (D. R. P. No. 109474.)
                              Die in Fig 110 bis 113 dargestellte Verladebrücke ist für die Firma Friedr. Becker, Rheinau bei Mannheim geliefert, und
                                 										ähnlich schon mehrfach von der Benrather
                                    											Maschinenfabrik ausgeführt. Eine auf 2 Ständern in 68 m Entfernung
                                 										abgestützte Brücke überspannt den Lagerplatz und kragt noch ein Stück weit über
                                 										die Uferkante vor. Zwischen den Hauptträgern läuft eine Katze mit Ausleger, die
                                 										in die Winde und Fahrwerk eingebaut ist, und in welcher der Kranführer seinen
                                 										Stand hat.
                              Der nächstliegende Gedanke bei Lösung einer Aufgabe, wie sie in diesem Falle
                                 										vorlag, wäre offenbar der gewesen, die Brücke bis über das Schiff auskragen zu
                                 										lassen und eine Laufkatze daraufzusetzen oder hineinzuhängen, an deren Trommel
                                 										unmittelbar der Greifer senkrecht nach unten hing. Diese Anordnung hätte
                                 										indessen die Kachteile, dass der Führer die Last weniger gut im Auge hat, wenn
                                 
                                 										man nicht den Führerkorb unter die Katze hängt, und dass der vorkragende Teil
                                 										der Brücke unter Umständen der Schiffahrt hinderlich ist, da sich die Takelage
                                 										der Schiffe darin verfangen kann. Hier können, da der Ausleger der Katze bei
                                 										jedem Hube mit zurückgeht, die Schiffe ganz ungehindert verholt oder die Brücke
                                 										verfahren werden, während in anderen Fällen häufig das auskragende Brückenende
                                 										aufziehbar ausgebildet werden muss. Eine weitere Schwierigkeit kann sich bei
                                 										direkt herabhängendem Greifer daraus ergeben, dass die Last beim Aufziehen
                                 										seitlich über die Trommelbreite wandert. Alles das ist bei der Benrather
                                 										Konstruktion in sehr glücklicher Weise vermieden worden.
                              Die Katze arbeitet mit einem Greifer von ca. 2000 kg Kohleinhalt. Als
                                 										Schliessorgan ist Kette benutzt, da Seil bekanntlich wegen seiner geringen
                                 										Haltbarkeit bei scharfen Biegungen für Greiferbetrieb nicht geeignet ist. Zum
                                 										Oeffnen dagegen dient ein durch ein Gewicht mit Flaschenzug straffgezogenes
                                 											SeilUeber Anordnung
                                       												von Greiferwinden vgl. S. 555/56 Bd. 317.. Der 35 pferdige
                                 										Hubmotor dreht die Trommel mit Hilfe zweier Rädervorgelege, während der
                                 										Fahrmotor mittels Schneckengetriebe die hintere Laufachse antreibt, die oben
                                 										durch das Führerhaus hindurchgeht. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt ungefähr 2
                                 											m/Sek.
                              Da die Katze so tief als möglich nach unten gehängt ist, so bleibt oberhalb
                                 										genügend Platz, um die beiden Hauptträger miteinander zu verkreuzen. Zur
                                 										seitlichen Absteifung der aus ⌶-Eisen mit aufgelegter
                                 										Schiene hergestellten, am Untergurt befestigten Fahrbahn dienen Horizontal
                                 										träger, diedurch eine Dreieckskonstruktion an den Knotenpunkten mit den
                                 										Vertikalen verbunden sind.
                              Da der Raum für den Greifer freibleiben muss, so teilen sich die beiden
                                 										Brückenstützen seitlich in je zwei, unten durch ein Zugband verbundene Streben,
                                 										die sich mit Kipplager auf vierrädrige Wagen stützen. Wegen der
                                 										Temperaturausdehnung, die bei der grossen Spannweite eine beträchtliche Rolle
                                 										spielt, sind die Lager der landseitigen Brückenstütze als Rollenlager
                                 										ausgebildet. In der Längsrichtung der Brücke sind die Ständer sehr kräftig durch
                                 
                                 										Schrägstreben gegen die Hauptträger abgesteift, da sonst die lebendigen Kräfte
                                 										beim Anfahren und besonders beim Anhalten der Katze starke Schwingungen der
                                 										ganzen Brücke zur Folge haben würden. Man bemerkt ihren Einiluss auch jetzt noch
                                 										sehr deutlich in der Bewegung des Rollenlagers, wenn die Katze gebremst
                                 										wird.
                              Die Verschiebung der ganzen Brücke parallel zum Ufer geschieht durch zwei
                                 										Nebenschlussmotoren, die an jeder Brückenstütze eine Achse, also von den 16
                                 										Laufrädern im ganzen 4 antreiben. Untereinander stehen die Fahrtriebwerke in
                                 										keiner Verbindung, doch ist ein Schieffahren nicht so leicht zu befürchten, da
                                 										die Nebenschlussmotoren angenähert gleiche Umlaufzahl einhalten. Im übrigen hat
                                 										die Bedienungsmannschaft darauf zu achten, dass nicht der eine Fuss gegen den
                                 										andern zurückbleibt. Die Uebersetzung zwischen Motor und Laufachse wird durch
                                 										ein Schneckengetriebe und zwei Stirnradvorgelege gebildet. Eine
                                 										elektromagnetische Lüftungsbremse auf der Schneckenradwelle verhindert, dass die
                                 										Brücke durch Sturm fortgerollt wird, wie es in der ersten Zeit nach Einführung
                                 										dieser Konstruktionen in Deutschland häufig vorgekommen ist und sogar in
                                 										verschiedenen Fällen zum Umsturz der ganzen Brücke geführt hat. Zur weiteren
                                 										Sicherheit kann die Brücke durch Ketten am Boden verankert werden.
                              Der Kran wurde in normalem Betriebe mit feiner Kohle bei noch ziemlich gefülltem
                                 										Schiff beobachtet. Ein Teil des Hubes wurde regelmässig während der
                                 										Rückwärtsfahrt zurückgelegt, ebenso senkte der Führer den Greifer schon
                                 										teilweise während des Vorfahrens und zwar in geschlossenem Zustande. Nach
                                 										Oeffnung wurde er von den zwei oder drei Leuten im Schiff gefasst, richtig
                                 										eingestellt, dann auf die Kohle niedergelassen und durch Anziehen der Hubkette
                                 										geschlossen. Die Katze fuhr etwa bis ¾ der Brückenlänge rückwärts und entleerte
                                 										den Greifer während der letzten Strecke ihres Weges. Dabei ergab sich als
                                 										Zeitdauer der einzelnen Vorgänge:
                              
                                 
                                    Greifen
                                    10
                                    Sekunden
                                    
                                 
                                    Heben, Rückwärtsfahren, Entleeren
                                    45
                                    „
                                    
                                 
                                    Vorfahren, Senken, Oeffnen
                                    40
                                    „
                                    
                                 
                                    Einstellen und Aufsetzen
                                    10–25
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––––
                                    
                                 
                                    zusammen
                                    105–120
                                    Sekunden
                                    
                                 
                              d. i. 1 ¾ bis 2 Minuten für 1 Spiel. Berücksichtigt man,.
                                 										dass beim Restausräumen die Arbeit langsamer vor sich geht, so wird eine
                                 										Leistung von mehr als 60 t stündlich nicht zu erwarten sein. Bei feiner Kohle
                                 										wird diese Fördermenge thatsächlich erreicht, beim Verladen stückiger Kohle, die
                                 										weniger gut zu greifen ist, werden nur etwa 50 t in der Stunde übergeladen.
                              Ebenso gut wie vom Schiff auf den Lagerplatz kann die Katze natürlich auch vom
                                 										Platz in Eisenbahnwagen oder direkt vom Schiff in den Wagen fördern.
                              Wird nicht mit Greifer gearbeitet, wie im allgemeinen beim Ausladen von Erz, so
                                 										werden zweckmässig in verschiedenen Abteilungen des Schiffes Leute mit
                                 										Einschaufeln beschäftigt. Die Brücke kann dann hin- und herfahren, ebenso wie
                                 										oben beim Drehkran geschildert wurde.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)