| Titel: | Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Heizgase. | 
| Autor: | A. Dosch | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 55 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der
                           								Heizgase.
                        Von A. Dosch,
                           								Köln.
                        (Fortsetzung von S. 37 d. Bd.)
                        Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der
                           								Heizgase.
                        
                     
                        
                           
                              
                                 
                                 2. Die Gaswage von Custodis.
                                 
                                    
                                    Ausgeführt von Alphons Custodis,
                                       												Düsseldorf.
                                    
                                 
                              Auf ähnlichem Prinzipe wie die Arndtsche Gas wage
                                 										beruht diejenige von A. Custodis. Letztere besteht
                                 										aus einem gusseisernen Gehäuse (Fig. 14), welches
                                 										vorn durch zwei mit Glasscheiben versehene Deckel verschlossen ist, In dem
                                 										Gehäuse befinden sich drei von einander getrennte Kammern. In der oberen Kammer
                                 										befindet sich ein mit grösster Genauigkeit hergestellter Wagebalken, welcher mit
                                 										seiner mittleren Schneide auf einer an der Rückwand des Gehäuses befestigten
                                 
                                 										Pfanne balanciert. An den beiden äusseren Schneiden des Wagebalkens sind in
                                 										Gehängen Drähte aufgehängt, welche durch die Decken der beiden unteren Kammern
                                 										hindurchgehen, und an ihrem unteren Ende zwei Glaskugeln r und l von genau gleichen Volumen so
                                 										tragen, dass diese frei in den Kammern schweben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 55
                                 Fig. 14. Gaswage von Custodis ohne Registriervorrichtung.
                                 
                              Wenn die drei Kammern mit atmosphärischer Luft gefüllt sind, zeigt ein am
                                 										Wagebalken befestigter Zeiger auf Null einer Skala; die letztere ist mittels
                                 										einer von der Aussenseite des oberen Gehäuses drehbaren Spindel verstellbar
                                 										angeordnet, so dass eine Einstellung des Zeigers erfolgen kann, ohne dass die
                                 										Deckel geöffnet werden.
                              Durch die rechte untere Kammer können nun durch den unteren Boden (siehe Fig. 15) Rauchgase gesogen werden und die Kugel
                                 											r wird einen, der Höhe des Kohlensäure-
                                 										gehalten dieser Gase entsprechenden Auftrieb erfahren. Dieser letztere überträgt
                                 										sich auf den Wagebalken und Zeiger, so dass letzterer den Kohlensäuregehalt der
                                 										Gase, wenn die Skala dementsprechend eingeteilt wurde, an dieser unmittelbar
                                 										anzeigen wird. Es wird dies, da die Rauchgase die untere Kammerin
                                 										ununterbrochenem Strome durchstreichen, stetig der Fall sein, und es lässt sich
                                 										daher jede Schwankung im Kohlensäuregehalte sofort ablesen; man kann mithin die
                                 										Feuerung dementsprechend bedienen.
                              Barometer- und Temperaturschwankungen der Aussenluft haben keinen Einfluss auf
                                 										die Richtigkeit der Angaben, da die beiden Kugeln genau gleiches Volumen haben
                                 										und infolgedessen durch derartige Schwankungen in gleicher Weise beeinflusst
                                 										werden, so dass sich die Einflüsse gegenseitig aufheben. Dagegen ist zu
                                 										bemerken, dass selbstverständlich die Temperatur der in die Kammer tretenden
                                 										Rauchgase von wesentlichem Einflüsse auf die Richtigkeit der Angaben sein kann;
                                 										es ist daher Bedingung, dass die Rauchgase mit annähernd der Aussenluft gleicher
                                 										Temperatur in den Apparat gelangen.
                              Die mittels der chemischen Analysen vielfach angestellten Gegenproben sollen
                                 										stets in Uebereinstimmung mit den Angaben des Apparates gestanden haben.
                              Um stete Kontrolle über die Thätigkeit des Heizers ausüben zu können, ohne dass
                                 										derselbe unmittelbar beaufsichtigt wird, werden die Apparate mit einer
                                 										Schreibvorrichtung zur selbstthätigen Aufzeichnung des Kohlensäuregehaltes in
                                 										gewissen Zeitabschnitten, versehen.
                              Zur Aufnahme dieser Vorrichtung ist über der oberen Kammer ein weiteres Gehäuse
                                 										angebracht (Fig. 15). Der Zeiger hat nach oben
                                 										eine Verlängerung erhalten, welche in dieses Gehäuse hineinragt und an der
                                 										Spitze mit einem Schreibstift versehen ist. Mittels eines durch ein Uhrwerk
                                 										bethätigten Exzenters wird dieser Schreibstift in periodischen Zwischenräumen
                                 										für einen Augenblick langsam, ohne dass Erschütterungen oder seitliche
                                 										Schwankungen des Zeigers entstehen, an eine rotierende Papierrolle angedrückt
                                 										und auf dieser
                                 										die jeweilige Zeigerstellung in Form eines Diagramms markiert.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 56
                                 Fig. 15. Rauchgaswage von Custodis mit Registriervorrichtung.
                                 
                              Durch entsprechende Umänderung dieser Vorrichtung ist es ferner möglich, den
                                 										Apparat mit Fernregistrierung zu versehen. Es geschieht dies auf elektrischem
                                 										Wege und ist zu diesem Zwecke die Zeigerverlängerung nicht mit Schreibstift
                                 										versehen, sondern sie wird durch Umdrehung des Exzenters mit elektrischen
                                 										Kontakten in Berührung gebracht; hierdurch wird die in beliebiger Entfernung
                                 										aufgestellte Schreib Vorrichtung (Fig. 16) in
                                 										Thätigkeit gesetzt.
                              In welchem Masse durch sachgemässe Benutzung der Gaswage eine Verbesserung des
                                 										Schürens und damit Erhöhung der Nutzwirkung des Kessels erzielt werden kann,
                                 										möge z.B. aus nachstehender Tabelle hervorgehen, die seitens der Königlichen
                                 										Berginspektion in Neunkirchen aufgestellt ist, und zwar auf Grund von
                                 										Heizversuchen, welche mit und ohneBenutzung einer Gaswage durchgeführt
                                 										wurden. Wie aus der TabelleDem
                                       												Prospekt der die Apparate ausführenden Firma entnommen; in der Tabelle
                                       												sind dort für die Dampf kosten und erzielte Ersparnis die
                                       												eingeklammerten Zahlen angegeben, während ich bei Nachrechnung der Werte
                                       												die über den eingeklammerten Zahlen stehenden Werte erhalten habe. Es
                                       												dürfte daher wohl ein Rechenfehler oder sonstiges Versehen vorliegen.
                                       												Bezeichne z und k die Verdampfungsziffer und die Dampf kosten ohne Gras wage,
                                       													z1 und k1 die entsprechenden Werte bei
                                       												Anwendung des Apparates, so ist die Ersparnis entweder E=100\,\left(1-\frac{z}{z_1}\right) oder E=100\,\left(1-\frac{k_1}{k}\right) in Prozent. Hier also E=\left(1-\frac{4,57}{6,42}\right)\cdot 100=\left(1-\frac{0,77}{1,09}\right)\cdot 100=28,9 v.H. im ersten und E=\left(1-\frac{4,56}{5,94}\right)\cdot 100=\left(1-\frac{0,84}{1,09}\right)\cdot 100=23,3 v.H. im zweiten Falle. Vergl. des
                                       												Verfassers Aufsatz in Dingl. Journal 1901 S. 230 u. ff.
                                 										ersichtlich, sind die Dampfkosten in dem einen Falle von M. 1,09 auf 0,77, in
                                 										dem anderen von M. 1,09 auf M. 0,84 für 1000 kg Dampf gefallen, wodurch im
                                 										ersten Falle eine Ersparnis von 28,9 v. H., im letzteren eine solche von 23,3 v.
                                 										H. erreicht wurde.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 56
                                 Fig. 16. Fernregistrierung zur Rauchgaswage von Custodis.
                                 
                              
                                 
                                    Kessel-System
                                    Art desVer-suchs
                                    Ver-dampfungfür 1
                                       												kgKohlekg Wasser
                                    Ver-dampfungfür
                                       												dieStundeund qmHeizflächekg
                                    Kohlenverbrauch
                                    Kohlen-preis für1000
                                       												kgM.
                                    Dampf-preis für1000
                                       												kgM.
                                    Ersparnisv. H.
                                    
                                 
                                    für denqmHeizfläche
                                    für denqmRostfläche
                                    
                                 
                                    Stein-müller-Kessel
                                    ohneGas-wage
                                    4,57
                                      7,70
                                    1,68
                                    64
                                    5,00
                                    1,09
                                    –
                                    
                                 
                                    mitGas-wage
                                    6,42
                                    13,36
                                    2,05
                                    79,2
                                    5,00
                                    0,77(0,84)
                                    28,9(23,0)
                                    
                                 
                                    Corn-wall-Kessel
                                    ohneGas-wage
                                    4,56
                                    12,46
                                    2,70
                                    73,7
                                    5,00
                                    1,09(1,06)
                                    –
                                    
                                 
                                    mitGas-wage
                                    5,94
                                    18,70
                                    3,10
                                    85,6
                                    5,00
                                    0,84
                                    23,3(20,7)
                                    
                                 
                              In Diagramm I-IV (Fig. 17–20) seien schliesslich die während einer gewissen Zeit festgestellten
                                 										Höhen des Kohlensäuregehaltes gegeben und zwar stellen die Diagramme I und III
                                 										den Verlauf ohne Rauchgas wage, Diagramme II und IV denjenigen mit Rauchgas wage
                                 										dar. Die Höhe des CO2 Gehaltes ist ohne Anwendung des
                                 										Apparates eine äusserst wechselnde (I und III), während sie hei Benutzung der
                                 										Gaswage während der ganzen Versuchszeit auf annähernd derselben Höhe verbleibt.
                                 										Zu bemerken ist noch, dass bei Diagramm I Zweifel darüber nicht unberechtigt
                                 										erscheinen, ob der Kohlensäuregehalt an einzelnen Stellen nicht durch andere
                                 										Beimengungen der Rauchgase, etwa schweflige Säure, beeinflusst wurde, denn an
                                 										einer Stelle erhält der Kohlensäuregehalt sinen Wert (15,7 v. H.), wie er in der
                                 										Praxis wohl nur in äusserst seltenen Fällen erreicht werden dürfte.
                              
                              Vergleicht man die mit und ohne Apparat an denselben Kesseln erhaltenen
                                 										Diagramme (I und II, III und IV), so ergeben sich die Wärmeverluste, welche in
                                 										den einzelnen Fällen durch die Abgase herbeigeführt wurden, wenn sich der
                                 										mittlere Kohlensäuregehalt bestimmt für
                              
                                 
                                    I
                                    =
                                    9,8
                                    v. H.
                                    
                                 
                                    II
                                    =
                                    10,2
                                    „
                                    
                                 
                                    III
                                    =
                                    8,2
                                    „
                                    
                                 
                                    IV
                                    =
                                    12,8
                                    „
                                    
                                 
                              und wenn man ferner den Temperaturunterschied T – t in allen Fällen zu 250° annimmt, zu etwa:
                              q_I=\frac{250}{9,8}\cdot 0,66=16,8 v. H. d. Heizw.
                                 									
                              q_{II}=\frac{250}{10,2}\cdot 0,66=16,1 v. H. d. Heizw.
                                 									
                              q_{III}=\frac{250}{8,2}\cdot 0,66=20,1 v. H. d. Heizw.
                                 									
                              q_{IV}=\frac{250}{12,8}\cdot 0,66=12,9 v. H. d. Heizw.
                                 									
                              Der Unterschied würde im ersten Falle qI
                                 										– qII =
                                 
                                 										16,8 – 16,1 = 0,7 v.H., im zweiten Falle qIII
                                 										– qIV =
                                 										20,1 – 12,9 = 7,2 v. H. des Heizwertes betragen, wenn in allen Fällen Kohlen
                                 										gleicher Beschaffenheit verfeuert wurden, ihr Heizwert also als gleich
                                 										vorausgesetzt werden kann.Die Ergebnisse
                                       												sind mit dem Apparate von W. Dürr (vergl.
                                       												3) gewonnen.
                              
                           
                              
                                 3. Die Rauchgaswage von W. Dürr.
                                 
                                    
                                    W. Dürr, München.
                                    
                                 
                              Auf ähnlichem Prinzip, wie der vorbeschriebene Apparat, beruht das Dasymeter von
                                 											W. Dürr.
                              Der Apparat besteht in der Hauptsache ebenfalls aus einer sehr empfindlichen
                                 										Wage, welche sich in einem luftdicht verschlossenen, nach vorn mit einer
                                 										Glasscheibe versehenen gusseisernen Kasten befindet. Der eine Wagebalken trägt
                                 										die hermetisch verschlossene Glaskugel o (Fig. 21) vonetwa 2 l Inhalt, der andere ein
                                 										entsprechendes Gegengewicht, an welchem sich der Kompensator c befindet. Derselbe besteht aus einer ∪ förmig gebogenen Glasröhre, welche teilweise mit
                                 										Quecksilber gefüllt ist. Das eine Ende der Glasröhre ist offen, während in dem
                                 										anderen, zugeschmolzenen Ende sich atmosphärische Luft befindet, welche den
                                 										Einflüssen des wechselnden Barometerstandes und der Temperatur ebenso ausgesetzt
                                 										ist, als die Luft oder die Gase in dem Kasten. Steigt oder fällt die Dichte der
                                 										Gase infolge von Temperatur- oder Luftdruckveränderungen, so ändert in analoger
                                 										Weise sich auch das Volumen der eingeschlossenen Luft und es tritt eine dieser
                                 
                                 										Veränderung entsprechende Quecksilbermenge nach der einen oder anderen Seite und
                                 										verschiebt den Schwerpunkt der Wage, wodurch die auf die Kugel einwirkenden
                                 										störenden Einflüsse der Temperatur oder des Barometerstandes mit vollkommen
                                 										genügender Genauigkeit kompensiert werden sollen. Ohne Anwendung dieser
                                 										Vorrichtung würde der Apparat genaue Angaben nicht liefern.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 57
                                 Fig. 17. Diagramm I.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 57
                                 Fig. 18. Diagramm II.
                                 
                              Zur genauen Einregulierung der Empfindlichkeit und des Gleichgewichtes der Wage
                                 										dienen die beiden Stellschrauben m und n.
                              Um allen etwaigen Einflüssen der Rauchgase auf die Bestandteile der Wage
                                 										vorzubeugen, sowie zur Erzielung grosser Dauerhaftigkeit sind die
                                 										Wagebalkenschneiden und Pfannen aus Edelsteinen hergestellt und die Metallteile
                                 										der Wage vergoldet oder verplatiniert, ausserdem noch durch einen
                                 										säurebeständigen Lacküberzug geschützt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 57
                                 Fig. 19. Diagramm III.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 57
                                 Fig. 20. Diagramm IV.
                                 
                              Der Apparat ist in der Regel noch mit einem Zugmesser ausgerüstet, welcher dem
                                 										Heizer die gleichzeitige Beobachtung der Zugstärke gestattet.
                              Der Apparat arbeitet in folgender Weise:
                              Der Luftstrahlapparat S saugt die zu untersuchenden
                                 										Gase durch das in der Regel bis in die Mitte des Querschnittes des Fuchses
                                 										hineinragende Rohr e an, und zwar geschieht dies infolge
                                 										der saugenden Wirkung des Schornsteinzuges. Die Gase treten zunächst in die mit
                                 										Baumwollwatte präparierten Filter (Figur 22), wo
                                 										sie von Russ und Flugasche gereinigt werden; alsdann durchströmen sie
                                 										ununterbrochen den Kasten des Apparates. Bei reiner Luft im Kasten spielt der
                                 										Zeiger auf Null der Skala ein. Umgiebt jedoch die Kugel o eine spezifisch schwerere Gasart, wie sie die Heizgase sind, so
                                 										erleidet die Glaskugel einen Auftrieb. Die inbetracht kommenden Grossen sind nun
                                 										derart gewählt, dass ein Volumenprozent Kohlensäure im Gas einem Ausschlag der
                                 										Zeigerspitze von einem Teilstrich an der Skala entspricht. Es kann somit auch
                                 										bei diesem Apparat der jeweilige Kohlensäuregehalt der denselben
                                 										durchstreichenden Gase unmittelbar abgelesen werden.
                              Die mittels der chemischen Analyse vielfach angestellten Gegenproben sollen auch
                                 										bei wechselnder Temperatur und verschiedener Spannung der zu untersuchenden Gase
                                 										stets mit den Angaben des Apparates übereingestimmt haben.
                              Da hier alle Teile des Apparates von Rauchgasen umgehen werden, so ist nicht zu
                                 										verkennen, dass die Abnutzung dieser Teile, wenn dieselben nicht besonders gut
                                 										geschützt oder wenn der Schutzüberzug beschädigt ist, eine verhältnismässig
                                 										grosse werden kann; auch können die beweglichen Teile, wenn die Wattefilter
                                 										nicht stets gut in Ordnung gehaltenwerden, leicht verschmutzen, wodurch
                                 										natürlich die mit den Genauigkeit der Angaben nicht unwesentlich beeinflusst
                                 										werden kann.Wie mir der
                                       												Erfinder mitteilt, ist sein Apparat an vielen Stellen mit bestem Erfolge
                                       												eingeführt gewesen. Er hat jedoch die Fabrikation des Dasymeters als
                                       												nicht lohnend aufgegeben, da sich auch insofern Unzuträglichkeiten
                                       												einstellten, als der Erfinder zur Inbetriebsetzung jedes neu
                                       												aufgestellten Apparates persönlich: an Ort und Stelle anwesend sein
                                       												musste.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 58
                                 Fig. 21. Rauchgaswege von W. Dürr.
                                 
                              
                           
                              
                                 4. Die hydrostatische Gaswage nach Krell-Schultze.
                                 
                                    
                                    G. W. Schultze, Berlin SW.
                                    
                                 
                              Die bisher behandelten Apparate ermittelten den Kohlensäuregehalt auf die Art,
                                 										dass ein bestimmtes Volumen an Rauchgasen gegenüber dem gleichen Volumen
                                 										atmosphärischer Luft gewogen wurde. Wenn dieses Verfahren an sich nun auch
                                 										ebenfalls bei der Gaswage nach Krell Anwendung
                                 										findet, so unterscheidet sich letztere doch dadurch von den vorbesprochenen
                                 										Apparaten, dass bei ihr zwei Gassäulen (Luft und Rauchgase) von verhältnismässig
                                 										grosser Länge gegeneinander gewogen werden; ferner sind hier ausser der
                                 										Sperrflüssigkeit alle beweglichen Teile vermieden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 58
                                 Fig. 22. Filter.
                                 
                              Der Apparat besteht in der Hauptsache aus dem Standrohr A und dem Manometer B (Fig. 23).
                              
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 59
                                 Hydrostatische Gaswage nach Krell-Schultze.
                                 
                              Das Standrohr A ist eine starkwandige Messingröhre
                                 
                                 										von etwa 20 mm lichter Weite und 2 m Höhe. An dem oberen und unteren Ende des
                                 										Rohres befinden sich die Hähne a und b, welche durch die Stange c mit einander gekuppelt sind, so dass sie also gleichzeitig ihre
                                 										Stellung ändern müssen. Die Hähne a und b haben die aus den Fig. 24–27
                                 										ersichtlichen Bohrungen. Bei Hochstellung der Stange korrespondieren die
                                 										Bohrungen Fig.
                                    											24 und 25 mit einander, bei
                                 										Tiefstellung die Bohrungen Fig. 26 und 27.
                                 										Stehen die Hähne a und b nach Fig. 24 und 25, so
                                 										werden, wenn Hahn a mit einer Quetschpumpe
                                 										(Beschreibung siehe unter den Absorptionsapparaten) und Hahn b mit dem Gasentnahmerohr in Verbindung gebracht
                                 										wird, oder umgekehrt, die Rauchgase angesogen. Werden nun die Hähne a und b die Stellungen
                                 											Fig.
                                    											26 und Fig. 27 gebracht, so
                                 										wird nunmehr das untere Ende des Standrohres in Verbindung miteinem
                                 										äusserst empfindlichen Manometer gebracht, während A nach oben etwas geöffnet ist, also in Verbindung mit der
                                 										atmosphärischen Luft steht. Die Flüssigkeit in dem Manometer steht also
                                 										einerseits unter dem atmosphärischen Drucke, andererseits unter dem
                                 										atmosphärischen Drucke plus dem Drucke einer Rauchgassäule von dem Volumen des
                                 										Standrohres, minus dem Drucke einer Luftsäule von demselben Volumen. Wird der
                                 
                                 										Atmosphärendruck mit A, der Druck der Rauchgassäule
                                 										mit gr,
                                 										derjenige der Luftsäule mit gL bezeichnet, so ist der
                                 										Gewichtsunterschied, welcher auf das Manometer einwirkt, demnach
                              gD = (A –
                                    											gL + gr) –
                                    											A = gr
                                 										– gL
                              d.h. es werden hier zwei Gassäulen (Rauchgase und Luft)
                                 										gegeneinander abgewogen.
                              Da die Grösse des Gewichtsunterschiedes an und für sich keine bedeutende sein
                                 										kann, so muss das verwendete Manometer ein äusserst empfindliches sein. Um hier
                                 										alle beweglichen Teile zu vermeiden, geschieht die Messung auf hydrostatischem
                                 										Wege. Das Messrohr r ist in einer Neigung von
                                 										\frac{1}{400} schräg gelegt und mit reinem Alkohol von 0,8 spezifischem Gewicht
                                 										gefüllt. Die Skala ist derart angefertigt, dass jeder Teilstrich unmittelbar 1
                                 										v. H. Kohlensäure angiebt (genaueres hierüber siehe unter 5).
                              Mit dem beschriebenen Apparate kann man nach jedesmaligem Ansaugen von Gasen in
                                 										das Standrohr A, den Kohlensäuregehalt durch
                                 										Umschalten der Hähne unmittelbar ablesen und man muss anerkennen, dass, wenn die
                                 										Angaben mit denjenigen der chemischen Analyse übereinstimmen – wofür im übrigen
                                 										von dem Verfertigender Apparate Gewähr übernommen wird – der Apparat zu
                                 										empfehlen sein wird und geeignet sein dürfte, die chemische Analyse, welche für
                                 										die Praxis in mancher Hinsicht Mängel resp. Unbequemlichkeiten bietet, teilweise
                                 										oder ganz – je nach Umständen – zu ersetzen. Die Handhabung des Apparates kann
                                 										eine äusserst einfache genannt werden, die Bestimmung geht äusserst rasch von
                                 										statten und bedarf insbesondere keiner besonderen Einübung. Der
                                 										Kohlensäuregehalt wird in etwa einer Minute nach Füllung des Standrohres
                                 										angezeigt und kann die Bestimmung daher beliebig oft erfolgen.
                              Bei der betriebsfertigen Aufstellung solcher Apparate ist insbesondere darauf zu
                                 										achten, dass sie nach jeder Richtung hin genau wagerecht stehen, wozu zwei
                                 										senkrecht zu einander stehende Wasserwagen dienen.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)