| Titel: | Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks. | 
| Autor: | Georg v. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 100 | 
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                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für
                           								Kohle, Erze und Koks.
                        Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in
                           									Stuttgart.
                        (Fortsetzung von S. 75 d. Bd.)
                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und
                           								Koks.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Erzverladekraft von Fredenhagen.
                              
                           Fig. 132 bis
                              										135
                              									zeigen einen feststehenden Hochbahnkran von Wilhelm
                                 										Fredenhagen, Offenbach a. M., der mit Selbstgreifer Erze aus dem Schiff
                              									hebt und in Eisenbahnwagen verlädt, welche unter dem Gerüstportal verkehren.
                              									Nutzlast und Greifer wiegen zusammen 5000 kg. Die Winde wird durch einen Motor von
                              									35 PS getrieben, grosse Arbeitsgeschwindigkeiten sind daher nicht möglich, aber
                              									wegen der ziemlich bedeutenden Grösse der Einzelladung und der geringen Fahrlänge
                              									wohl auch nicht erforderlich.
                           Die Konstruktion stellt die einfachste Anordnung eines Hochbahnkranes dar, wie sic
                              									als Ersatz für Drehkrane fürbestimmte örtliche Verhältnisse zweckmässig sein
                              									wird. An der Brücke, welche die beiden Türme verbindet, ist unten die aus I Eisen
                              									mit Schiene gebildete Fahrbahn für die Laufkatze aufgehängt, wie aus dem Schnitt
                              									Big. 135 hervorgeht. Der auskragende Teil der Fahrbahnträger wird durch Zugstangen
                              									mit Spannschloss gehalten.
                           Entsprechend der Fig. 125, S. 73, ist das Hubseil über
                              									die 2 festen Hollen in der Katze und eine lose Rolle im Greifer zum Ende des Trägers
                              									geführt und dort befestigt, eine Anordnung, die bei der sehr geringen Fahrlänge
                              									nicht bedenklich, und ihrer Einfachheit wegen zweckmässig erscheint. Das
                              									Entleerungsseil läuft ebenfalls über eine lose Rolle im Greifer, ist dann aber an
                              									der Katze selbst befestigt. Somit muss, wenn der Greifer geöffnet wird, das Fahrseil
                              									dem Zuge des Entleerungsseiles das Gleichgewicht halten, wird also in diesem
                              									Augenblicke ziemlich stark beansprucht. Es greift in bekannter Weise auf beiden
                              									Seiten der Katze an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 101
                              Feststehender Hochbahnkran von Fredenhagen.
                              
                           Letztere besteht aus zwei 12 mm starken Blechschilden, die durch Stehbolzen und die
                              									Achsen der Seil- und Laufrollen gegeneinander versteift und unten durch einen
                              									leichten ⊏ Eisenrahmen verstärkt sind. Kleine Führungsröllchen, die unter die
                              									Flansche des I Trägers greifen, wirken etwaiger Neigung der Katze zum Aufkippen
                              									entgegen. Die Seilrollen erscheinen mit 300 mm Durchmesser im Verhältnis zur
                              									Seilstärke reichlich klein, doch werden meistens im Interesse gedrängten Baues die
                              									Laufkatzenrollen klein gehalten. Die Rolle des Entleerungsseiles ist etwas grösser,
                              									sodass dieses zwischen den Strängen des Lastseiles frei hängen kann.
                           Aus Fig. 132
                              									und 133 ist
                              									die Anordnung der Winde zu erkennen, die im landseitigen Turme steht. Auf der
                              									durchgehenden Welle ist links die Trommel für das Oeffnungsseil (I), in der Mitte die Hubtrommel (II), rechts die für das Fahrseil (III)
                              									angebracht. Alle drei laufen lose und werden durch Reibungskupplungen mit der Welle
                              									verbunden. Sie sind mit Bandbremsen versehen, die durch Gewichte festgezogen werden.
                              									Sobald eine Trommel durch den zugehörigen Handhebel eingerückt wird, lüftet eine auf
                              									der Hebelwelle aufgekeilte unrunde Scheibe das Bremsgewicht. Nur die Kupplung der
                              									Hubtrommel wird durch ein Handrad und die zugehörige Bremse durch einen besonderen
                              									Hebel bedient. In anderen Fällen findet man häufig Fusstritte für die Bethätigung
                              									der Bremsen, da die Anzahl der Hebel zu gross wird, wenn Bremsen und Kupplungen von
                              									einander unabhängig sein sollen.
                           
                        
                           
                              Hochbahnkran von der Düsseldorfer Kranbaugesellschaft.
                              
                           Die in Fig.
                                 										136 bis 138 dargestellte Anlage ist von der Düsseldorfer
                                 										Kranbaugesellschaft, Düsseldorf-Oberkassel, für die Schleswig-Holsteinischen Kokswerke in Rade bei Rendsburg ausgeführt und
                              									für eine Förderleistung von 30 t Kohle inder Stunde bestimmt. Der Kran arbeitet
                              									mit einem durch Seil bethätigten Greifer von 1 ½ cbm Fassung.
                           Die Fahrbahn für die Laufkatze besteht aus zwei mit den Flanschen nach aussen
                              									gerichteten ⊏ Eisen, auf deren unteren Schenkeln die Räder der Katze laufen. Man ist
                              									bei dieser Anordnung mit dem Laufraddurchmesser an die Höhe des Trägerprofils
                              									gebunden, hat aber den Vorteil, dass die ⊏ Eisen sehr einfach aufgehängt und
                              									versteift werden können, was hier durch eine Wink ei eisen verkreuzung oberhalb der
                              									Träger geschehen ist. Die Fahrbahn wird getragen durch ein aus Walzeisen
                              									konstruiertes Gerüst, das auf vier Laufrädern ruht und seitlich geteilt ist, so dass
                              									der Greifer frei passieren kann. Die Plattform träger haben 600 mm Höhe und sind aus
                              									Blech und Winkeleisen genietet, während die Ständer aus kräftigen, gegen einander
                              									verstrebten Winkeln bestehen. Der Diagonal verband in horizontaler und vertikaler
                              									Richtung wird durch gelenkig angeschlossene Rundeisenstangen mit Spannschloss
                              									gebildet. Zugstangen gleicher Art tragen die auskragenden Teile der Fahrbahn und
                              									sichern sie gegen Schwankungen in horizontaler Richtung (Fig. 138). Der
                              									wasserseitige Ausleger kann in die punktiert gezeichnete Stellung aufgezogen werden,
                              									wenn die Schiffsmasten es erforderlich machen. Er ist daher im Punkte A mit Gelenk am Gerüst befestigt. Ebenso besitzt die
                              									Zugstange bei B ein Gelenk, so dass sie beim Aufziehen
                              									zusammenklappen kann, während das Seil c sich um die
                              									bei A angegebene Rolle herumlegt.
                           Die ganze Fahrlänge beträgt nur 28 m, und daher ist die Katzengeschwindigkeit mit 80
                              
                              										m/Min. sehr
                              									gering gewählt, während die Hubgeschwindigkeit – 40 m/Min. – verhältnismässig hoch ist. Für
                              									die massige Fahrlänge erscheint die Anordnung des Hub- und Fahrwerks, die der Fig. 126, S. 73, entspricht, durchaus geeignet, zumal
                              									sie einen verhältnismässig einfachen und zweckmässigen Greifer anzuwenden
                              									gestattet.
                           Die Winde wird durch einen Elektromotor von 30 PS und 730 Umdrehungen angetrieben,
                              									der mit zwei Rädervorgelegen 1 : 5,2 und 1 : 3,5 auf die allen Trommeln gemeinsame
                              									Welle arbeitet. Die Hubseiltrommel I ist auf
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 102
                              Laufkatze zum Hochbahnkran von Fredenhagen
                              
                           diese Welle fest aufgekeilt und wird durch die Bremse auf der
                              									Torgelegewelle gehalten, während die Trommel II für das
                              									Entleerungsseil und die Katzfahrtrommel III, die beide
                              									angegosseneBremsscheiben tragen, lose laufen und durch Reibungskupplungen
                              									eingerückt werden. Das Hubseil a läuft über Leitrollen
                              									auf dem Gerüst und am Trägerende zu der in der Katze untergebrachten Trommel, ebenso
                              									ist das doppelt ausgeführte Entleerungsseil b zur Katze
                              									geführt. Das Fahrseil c geht mit Rücksicht auf das
                              
                              									Aufklappen des Kragträgers über eine Zwischenrolle C
                              									zum linken Trägerende und von da zur Katze. Die Winde steht seitlich auf der
                              									Plattform des Gerüstes, sodass die Seile ziemlich direkt schräg nach oben geführt
                              									werden konnten und nur durch kleine Führungsrollen (Fig. 137) in die Ebene
                              									der Leitrollen abgelenkt zu werden brauchten.
                           Fahr- und Hubseil erhalten den gleichen Zug. Gehoben wird die Last durch Aufwinden
                              									des Seiles a, nach rechts verfahren durch Anziehen von
                              										a und gleichzeitiges Nachlassen von c, nach links
                              									auf umgekehrte Weise. An die Stelle von a treten bei
                              									geöffnetem Greifer die Seile b.
                           Die Katze hat zwei Wangen aus Stahlguss, welche durch die fest eingeschraubten
                              									Rollenachsen zusammengehalten werden. Die innerhalb der C Eisen laufenden Räder sind
                              									fliegend auf die Achsen gesetzt. Das Hubseil a greift
                              									nicht direkt am Greifer an, sondern wirkt nur auf eine in den Katzenwangen gelagerte
                              									Trommel, mit der zwei andere Trommeln vom halben Durchmesser zusammengegossen sind.
                              									Diese Trommeln nehmen das Greiferseil d auf, das
                              									Hubseil a erhält somit den halben Lastzug. Zweck der
                              									Anordnung ist wohl der, das Greiferseil, das vermutlich schneller Abnutzung
                              									unterliegt und häufig ersetzt werden muss, vom eigentlichen Hubseil zu trennen.
                              									Ausserdem ist für den Greifer doppeltes Seil günstiger, da ein einfaches Seil sich
                              									leicht drehen und mit den Entleerungsseilen verschlingen kann, und weil der
                              									Flaschenzug sich bequemer symmetrisch ausführen lässt.
                           Die beiden Entleerungsseile b laufen über Leitrollen in
                              									der Katze und im Greifergestell und sind dann an der Katze festgemacht. Das Fahrseil
                              									greift an der Achse der Leitrollen D an und erhält, da
                              
                              									es dem Hubseil entgegenwirkt, einen Zug gleich der halben Last.
                           Mit Rücksicht auf Schonung der Seile ist der Greifer so gebaut, dass die Rollen des
                              									Flaschenzuges, der die obere und untere Traverse beim Schliessen der Schaufeln
                              									zusammenzuziehen hat, möglichst gross werden und das Seil nur in einer Richtung
                              									gebogen wird. Jeder der beiden in Fig. 137 links und
                              									rechts gezeichneten Flaschenzüge hat 3 Rollen, von denen die beiden unteren auf
                              									einer Achse sitzen. Die mittleren Rollen sind am Gestell befestigt und nehmen das
                              									Entleerungsseil auf.
                           Alle Trommeln haben 650 mm Durchmesser. Somit ergiebt sich die
                              									Seilgeschwindigkeit:
                           
                              c=\frac{730}{60}\cdot \frac{1}{5,2}\cdot \frac{1}{3,5}\cdot \pi\cdot 0,65=1,36\mbox{ m/Sek.}
                              
                           Dies ist zugleich die Fahrgeschwindigkeit, während das Heben infolge der Uebersetzung
                              									in der Laufkatze nur halb so schnell, also mit 0,68 m/Sek geschieht.
                           Zum Einziehen des Auslegers ist eine zweite Winde vorhanden, die auf der anderen
                              									Seite der Plattform steht und durch einen Motor von 7,5 PS angetrieben wird. Das
                              									doppelt ausgeführte Seil greift an der Achse der vorderen Auslegerrolle an.
                           Der ganze Kran wird von Hand verfahren. I)as aus der Zeichnung leicht erkennbare
                              									Fahrtriebwerk arbeitet auf eine durchgehende Welle, die zwei Laufräder antreibt.
                              									Zur
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 103
                              Hochbahnkran von der Düsseldorfer Kranbaugesellschaft.
                              
                           
                           Sicherung gegen Forttreiben durch Wind dienen Schienenklammern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 104
                              Spreizringkupplung der Düsseldorfer Kranbaugesellschaft
                              
                           Ein besonders wichtiges Konstruktionselement bilden für alle hierher gehörigen Winden
                              									die Reibungskupplungen. Dadurch, dass man die Kupplung, statt auf eine
                              									Vorgelegewelle, wie früher üblich, jetzt mit Vorliebe auf die Trommelwelle setzt,
                              									ergiebt sich eine verhältnismässig einfache Anordnung für die Winde, doch sind
                              									entsprechend kräftige Kupplungen notwendig. Neben den einfachen Heibungskegeln
                              									amerikanischer Bauart finden sich wohl vor allem Spreizring- und
                              									Bremsbandkupplungen. Eine Konstruktion der ersten Art, zu einem Portalkran der Firma
                              										Losenhausen gehörig, ist auf S. 493, Bd. 317, in
                              									meinem Bericht über die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung beschrieben. Im
                              									Prinzip ähnlich, aber in der Ausführung vollständig verschieden ist die in Fig. 139 und
                              										140
                              									dargestellte Kupplung der Düsseldorfer
                                 										KranbaugesellschaftD. R. G.
                                    										M.. Der gusseiserne Hing, der in einem mit der Trommel
                              									zusammengegossenen Kranz schleift, wird gespreizt durch zwei gelenkig angeschlossene
                              									Bolzen A mit entgegengesetztem Gewinde, die sich bei
                              									Drehung der Rotgussmutter B einander nähern oder
                              									auseinander gehen. Die verschiebbare Hülse C greift an
                              									der Mutter mittels zweier nachstellbarer Gabelstücke an. Von der Welle aus wird der
                              									Schleifring mitgenommen durch eine darauf festgekeilte Stahlgusstraverse D, die sich gegen Vorsprünge des Ringes legt. Im nicht
                              									eingerückten Zustande drücken zwei Federn den Ring gegen die Anlegeflächen der
                              									Traverse und verhindern so, dass er auf der dem Schlitz gegenüberliegenden Seite
                              									schleift, während er in der Richtung senkrecht dazu durch die beiden Schrauben
                              									gleichmässig zusammengezogen wird. Darin, dass der Ring sicher gelöst und nach
                              									beiden Seitenin vollkommen gleicher Weise gespreizt wird, ist wohl neben der
                              
                              									Einfachheit der Anordnung ein Vorzug gegenüber den Kupplungen zu erblicken, die den
                              									Ring durch einen Keil auseinandertreiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 104
                              Fig. 141. Fahrseiltrommel zum Hochbahnkran der Düsseldorfer
                                 										Kranbaugesellschaft
                              
                           Fig. 141 zeigt die ganze Trommel, an die ausser dem
                              									Kuppelkranz auch die Bremsscheibe angegossen ist. Die Naben sind mit Rotguss
                              									ausgebuchst.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)