| Titel: | Die Reaktionstürme und ihre Anwendung in der chemischen Technik. | 
| Autor: | Gustav Rauter | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 179 | 
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                        Die Reaktionstürme und ihre Anwendung in der
                           								chemischen Technik.
                        Von Dr. Gustav Rauter.
                        Die Reaktionstürme und ihre Anwendung in der chemischen
                           								Technik.
                        
                     
                        
                           In der chemischen Technik spielen die Reaktionstürme in ihren verschiedenen
                              									Abarten und ihren verschiedenen Anwendungsweisen eine grosse Rolle. Im wesentlichen
                              									bestehen diese Türme aus einem zylindrischen oder auch prismatischen Körper, der
                              									meist mit irgend einer Füllung ausgesetzt ist, und der von oben nach unten von
                              									Flüssigkeiten, von unten nach oben aber von Gasen durchströmt wird. Die Namen
                              									Kondensturm, Kühlturm, Plattenturm, Glover, Gay-Lussac
                              									u.s.w. bezeichnen einige der hierher gehörigen Systeme.
                           Wenn wir den Zweck dieser Türme ins Auge fassen, so ist er nicht immer gleicher Art,
                              
                              									obschon dies weder in der Praxis, noch in der Theorie stets klar erkannt worden ist.
                              									Der einfachste Fall ist der, dass die den Turm berieselnde Flüssigkeit bestimmt ist,
                              									die ihn durchstreichenden Gase zu absorbieren, ohne dass dabei eine ins Gewicht
                              									fallende Wärmeentwickelung sich geltend macht. So sind die Gay-Lussac-Türme dazu bestimmt, die aus den Bleikammern der
                              									Schwefelsäurefabriken entweichenden salpetrigen Gase zu absorbieren, indem diese
                              									darin mit einem Strom von Schwefelsäure in Berührung gebracht werden. Was aus dem
                              
                              									Turm entweicht, sind dann bei ordnungsgemässem Arbeiten dieser Vorrichtung nur
                              									indifferente Gase, nämlich Stickstoff und eine gewisse Menge Sauerstoff.
                           Zweitens kommen Türme in Betracht, die ebenfalls den Zweck haben, die Absorption von
                              									Gasen durch Flüssigkeiten zu vermitteln, wobei aber eine verhältnismässig stärkere
                              									Menge von Wärme frei wird. Hierher sind die Kondensationstürme für Salzsäure zu
                              									rechnen, falls in ihnen noch mit stärkeren Salzsäuregasen gearbeitet wird, und falls
                              									sie nicht etwa ausschliesslich dazu dienen, nur die letzten Reste von Salzsäure aus
                              									den Abgasen der betreffenden Anlage aufzunehmen.
                           Drittens kämen solche Türme in Betracht, in denen die in sie einströmenden Gase eine
                              									gewisse, mehr oder weniger grosse Wärme besitzen und diese derart an die Flüssigkeit
                              									abgeben, dass ein Teil davon verdampft wird. Derartige als Verdampfer wirkende Türme
                              									vermitteln indessen meist nebenbei auch noch gewisse andere, chemische Einwirkungen
                              									zwischen Gas und Flüssigkeit. Hierher gehört z.B. der Gloverturm, der in der Schwefelsäureindustrie eine den Gay-Lussacturm ergänzende grosse Rolle spielt, indem
                              									Salpetersäureverbindungen enthaltende Schwefelsäure auf ihn aufgegeben wird. Diese
                              									Schwefelsäure wird durch die ihr entgegenströmenden, heissen, aus den Röstöfen
                              									entweichenden Gase einerseits von der Salpetersäure befreit, die sich verflüchtigt
                              									und in die Bleikammern eintritt; andererseits wird das in ihr enthaltene Wasser auch
                              									zu einem grossen Teile verdampft, so dass der Turm nicht nur einen Teil des für die
                              									Bleikammern benötigten Wassers in Dampfform in diese einführt, sondern auch noch in
                              									erheblichem Masse als Konzentrationsapparat für Schwefelsäure wirkt; die sogenannte
                              										Gloversäure ist auf diese Weise eingedampfte und
                              									bei dieser Gelegenheit stark mit Flugstaub verunreinigte Schwefelsäure.
                           Aehnlich wie diese Glovertürme wirken auch die Denitriertürme, bei denen gleichfalls die den Turm
                              									durchfliessende Schwefelsäure von beigemischter Salpetersäure befreit wird, nur mit
                              									dem Unterschiede, dass hierbei kein Eindampfen der Schwefelsäure stattfindet, indem
                              									statt heisser Röstgase Dampf in die Türme eingeblasen wird, wodurch die
                              									Schwefelsäure einerseits verdünnt, andererseits von Salpetersäureverbindungen
                              									befreit wird.
                           Was die Beschaffenheit der in die Reaktionstürme eintretenden Gase und Flüssigkeiten
                              									anbetrifft, so sind diese entweder von festen Bestandteilen frei, oder aber, und
                              									dies ist das Gewöhnliche, mit solchen mehr oder weniger stark verunreinigt. So z.B.
                              									enthalten die in den eben besprochenen Gloverturm
                              									eintretenden Gase grosse Mengen an Flugstaub, während die auf ihn aufgegebene
                              									Schwefelsäure mehr oder weniger Schlamm enthält. Der Flugstaub setzt sich teils im
                              									Innern des Turmes fest, teils mengt er sich der ihn durchfliessenden Schwefelsäure
                              									bei, während der Schlamm der Schwefelsäure teils durch den Turm hindurchgeführt
                              									wird, teils in ihm sich niederschlägt.
                           Im wesentlichen können wir danach die Reaktionstürme in drei Klassen einteilen,
                              									nämlich in solche, in denen eine Wärmeentwickelung oder Absorption nicht
                              									stattfindet, ferner in solche, in deren Innerem eine mehr oder weniger grosse Menge
                              									von Wärme entwickelt wird, die aber dem weiteren Fortschritte der betreffenden
                              									Reaktion hinderlich ist und demgemäss nach Möglichkeit durch Kühlung beseitigt
                              									werden muss, und drittens in solche, denen absichtlich Wärme zugeführt wird, um hier
                              									verdampfend oder die gewollte chemische Umsetzung befordernd zu wirken. Ferner
                              									müssen wir auch noch darauf Rücksicht nehmen, ob die Flüssigkeiten und Gase
                              									staubfrei sind oder mehr oder weniger Schlamm enthalten. Auch lediglich zu
                              									Eindampfzwecken allein – ohne chemische Umsetzungen erzielen zu wollen – werden
                              									mitunter Reaktionstürme benutzt; jedoch geschieht dies nur selten, da hier
                              									anderweitige Eindampfvorrichtungen grössere Vorteile bieten.
                           Während in Bezug auf die Wärmeverhältnisse neutrale Türme und solche, die mit
                              									staubfreien Gasen und Flüssigkeiten gespeist werden, zu den Seltenheiten gehören,
                              									müssen in der Praxis die zu konstruierenden Türme meist entweder für den Betrieb mit
                              									heissen Gasen oder für die möglichst schnelle Ableitung in ihnen entstehender Wärme
                              									eingerichtet sein. Auch muss in ihnen sich ablagernder Staub oder Schlamm von Zeit
                              									zu Zeit – etwa durch Ausspülen – entfernt werden können.
                           Während für die Türme, bei deren Betrieb die Wärme keine Rolle spielt, das Verhältnis
                              									von Turmoberfläche zum Turminhalt beliebig sein kann, so darf für diejenigen Türme,
                              									in denen Wärme ausgenutzt werden soll, dieses Verhältnis nicht zu gross sein,
                              									während umgekehrt für die Türme, von denen zugleich eine kühlende Wirkung verlangt
                              									wird, dies Verhältnis möglichst gross sein soll. Man wird deshalb z.B. Glovertürme für den Schwefelsäurebetrieb nicht zu klein
                              									im Durchmesser halten, dagegen Kondensationstürme für Salzsäure von so geringem
                              									Durchmesser machen müssen, wie es irgend zulässig ist.
                           Was die Höhe der Türme anbetrifft, so ist im allgemeinen eine möglichst grosse Höhe
                              									für die Bürgschaft einer möglichst vollständigen Wechselwirkung zwischen
                              									Flüssigkeiten und Gasen erwünscht, da man nur hei genügender Turmhohe annehmen kann,
                              									dass genügend viele Gasteilchen auch mit genügend vielen Flüssigkeitsteilchen in
                              									Berührung gekommen sind. Dagegen sind natürlich andererseits Türme von zu grosser
                              									Höhe schwieriger zu bauen und namentlich auch schwieriger zu reinigen, als niedrige
                              									Türme, sodass man es öfters vorzieht, an Stelle eines höheren Turmes zwei oder
                              									mehrere kleinere Türme hintereinander zu schalten. Namentlich dann, wenn die Art des
                              									Betriebes derartig ist, dass sich viel Schlamm in den Türmen absetzt, man
                              									dementsprechend die Türme also öfters ausnehmen und wieder neu füllen muss, wird man
                              
                              									nicht gerne mit der Turmhöhe weiter gehen, als es unbedingt nötig ist.
                           Wegen der Dicke und Natur der Turmwandungen gilt dasselbe, was vorhin von dem
                              									Verhältnis der Turmoberfläche zum Turminhalt gesagt ist. Da, wo es sich um
                              									Zusammenhaltung der Turmwärme handelt, wird man die Wände des Turmes so dick machen
                              									dürfen, wie es deren Baustoff irgend erfordert oder zulässt, während man bei zu
                              									kühlenden Türmen die Wandungen möglichst dünn zu halten hat.
                           Hinsichtlich der Gestalt der Füllkörper, mit denen man die Reaktionstürme aussetzt,
                              									herrscht die grösste Mannigfaltigkeit, die man sich denken kann; Füllkörper von
                              									allen möglichen, regelmässigen und unregelmässigen Formen, sowie auch Türme ohne
                              									Füllung kommen in den verschiedenen, wie auch oft in gleichen Betrieben
                              									nebeneinander vor. Man hat Turmfüllungen in sehr vielen Fällen ganz ohne Rücksicht
                              									auf den Zweck der Türme konstruiert, vielfach nur, um etwas Neues vorschlagen zu
                              									können, ohne Rücksicht darauf, ob dieses Neue auch irgend welche Vorzüge besässe.
                              									Man wird im allgemeinen folgende Anforderungen an ein gutes Füllmaterial für
                              									chemische Reaktionstürme stellen können. Zunächst muss eine chemische Wechselwirkung
                              
                              									zwischen dem Füllmaterial und dem Turminhalt ausgeschlossen sein, mit Ausnahme
                              									derjenigen Fälle natürlich, in denen sogenannte katalytische Wirkungen in Frage
                              									kommen. Aus diesem Grunde sind Koke z.B. nicht überall zu empfehlen, da diese einmal
                              									von manchen Flüssigkeiten mehr oder weniger stark angegriffen werden, und da sie
                              									namentlich auch in heissgehenden Türmen insofern Gefahren mit sich bringen können,
                              									als sie unter Umständen bei unterlassener Berieselung des Turmes durch die in sie
                              									eintretenden heissen Gase in Brand gesetzt werden können, falls diese genügend
                              									Luftsauerstoff enthalten.
                           Ferner muss das Verhältnis der Oberfläche der einzelnen Füllkörper zu ihrem Inhalt,
                              									sowie zum Gesamtinhalt des Turmes möglichst gross sein, um eine möglichst grosse
                              									Berührungsfläche zwischen den den Turm durchmessenden Flüssigkeiten und Gasen zu
                              									schaffen. Dabei müssen ferner die Füllkörper so verteilt sein, dass die
                              									Zwischenräume zwischen ihnen eine solche Gestalt haben, dass die Gase nur möglichst
                              									kurze Strecken geradenwegs zwischen ihnen hindurchstreichen können und möglichst oft
                              									genötigt sind, an festen Flächen anzuprallen und so ihre Richtung zu ändern. Ebenso
                              									soll auch der Flüssigkeit möglichst oft Gelegenheit gegeben werden, von einem
                              									Füllkörper herabzutropfen, eine kurze Strecke im freien Fall zurückzulegen und dann
                              									wieder auf einen anderen Füllkörper aufzuschlagen, um dort nach Möglichkeit zu
                              									zerstäuben. Ebenso wie grössere Massen an Füllkörpern unnütz sind, weil sie den
                              									Reaktionsraum ohne Schaffung einer entsprechenden Oberfläche vergrössern, so sind
                              									andererseits auch grössere freie Gasräume unnütz, weil sie einen zu schnellen
                              									Durchzug der Gase durch das System erlauben, ohne diesen genügend Gelegenheit zu
                              									geben, entweder durch einen Sprühregen von Füssigkeit hindurchzubrechen oder mit
                              									einer möglichst grossen Oberfläche mit Flüssigkeit benetzter fester Körper in
                              									Wechselwirkung zu treten.
                           Für den Querschnitt der Türme kommen nur die rechteckige und die kreisrunde Form in
                              									Frage; jedoch dürfte letztere ein weitaus grösseres Anwendungsield haben, als jene.
                              									Die runde Form hat auch im allgemeinen den Vorzug, dass sich nicht so leicht in ihr
                              									tote Räume bilden können,wie solche an den Ecken eines Quadrates naturgemäss
                              									leicht auftreten.
                           Was den Ein- und Austritt der Gase und Flüssigkeiten in dem Turm anbetrifft, so
                              									fliessen die Flüssigkeiten durch irgend welche hydraulischen Verschlüsse an
                              									möglichst zahlreichen Stellen des oberen Bodens auf diesen auf und fliessen unten am
                              									besten ebenfalls wieder durch einen hydraulischen Verschluss ab. Die Gase treten
                              
                              									dagegen gewöhnlich unten durch ein seitlich angebrachtes Rohr ein, oben durch ein
                              									ebenso angebrachtes Rohr wieder aus.
                           Wir wollen nun im Folgenden eine Anzahl der in der chemischen Industrie
                              									gebräuchlichen oder für ihre Zwecke vorgeschlagenen Kondenstürme betrachten und
                              									bemerken von vorneherein, dass, da deren Zahl sehr gross ist, eine unbedingte
                              									Vollständigkeit bei der Aufzählung von Kondensturmkonstruktionen sich nicht
                              									gewährleisten lässt, zumal Öfters Konstruktionen vorgeschlagen sind, die in der
                              
                              									Praxis entweder gar keine oder eine sich nur auf den Betrieb des Erfinders
                              									erstreckende Anwendung gefunden haben.
                           Wir wollen nun zunächst die Formen der einzelnen vorgeschlagenen Füllkörper uns
                              									vorführen und zwar vorläufig im allgemeinen ohne Rücksicht auf das Material, aus dem
                              									sie hergestellt werden sollen, dagegen mit besonderer Berücksichtigung des
                              									Oberflächenverhältnisses der Turmfüllung zum Inhalt der Füllkörper selber und zum
                              									ganzen Rauminhalt der betreffenden Türme. Hernach wollen wir zur Besprechung einiger
                              									Turmkonstruktionen mit Rücksicht auf ihre praktische Anwendung und auf das in ihnen
                              									zur Verwendung kommende Material übergehen.
                           
                        
                           
                              1. Kugelfüllung.
                              
                           Unter den einzelnen Füllkörpern, mit denen man Kondenstürme auszusetzen pflegt, ist
                              									zunächst die Füllung mit Kugeln zu besprechen, da einmal diese Art der Füllung in
                              									ihrer Wirkungsweise der Berechnung am meisten zugänglich ist, und da andererseits
                              									die Kugelform auch als erste Form der Annäherung betrachtet werden darf, wenn man
                              
                              									die Wirkung von manchen anderen Füllmitteln, wie Kies, Koksstücken u.s.w. berechnen
                              									will.
                           Füllt man in einen gewissen Raum Kugeln so ein, dass sie sich ihrer Natur
                              									entsprechend lagern können, ohne dass die Wände des Raumes die Lagerung stören, d.h.
                              									vernachlässigt man die Abmessungen des betreffenden Raumes gegenüber denen der
                              									Kugeln, indem man jenen als praktisch unendlich gross annimmt, so werden sich die
                              									Kugeln derart lagern, dass jede von ihnen seitlich von sechs anderen, oben und unten
                              									von je drei anderen Kugeln berührt wird. Fig. 1 bis 3 zeigen derartig aufgefüllte Kugeln im Grundriss und
                              									in zwei senkrechten Schnitten. Aus dem Grundriss Fig. 1 ersehen wir, wie
                              									die eine Kugelschicht O1 bis O11 von
                              									der zweiten Kugelschicht O12 bis O18
                              
                              									überdeckt wirdO bedeutet den Mittelpunkt der durch den
                                    											zugefügten Index gekennzeichneten Kugel.. Dabei kommen immer die
                              									Mittelpunkte der oberen Kugeln über die Mittelpunkte je einer Reihe der aus
                              									Kreisbogenstücken zusammengesetzten Dreiecke (Zwickel) zu liegen, die im Grundriss
                              									die Zwischenräume zwischen je drei Kugeln der unteren Schicht bilden.
                           In Fig. 2 ist
                              									ein senkrechter Schnitt durch fünf derartig übereinander liegende Kugelreihen nach
                              										OR dargestellt, unter der Annahme, dass die
                              									Mittelpunkte der dritten Kugelschicht sich über den Punkten I, B u.s.w. der Fig. 1 befinden, und dass
                              									die gegenseitige Lagerung der verschiedenen Kugel schichten auch sonst in dem
                              									Verhältnis zwischen den drei ersten Schichten in entsprechender Weise
                              									stattfindet.
                           Fig. 3 zeigt einen Schnitt nach OR, unter der Annahme, dass die dritte
                              									Kugelschicht mit ihren Mittelpunkten über O5, O6, O7 u.s.w. sich befindet. In beiden
                              									Abbildungen sind die von der Fläche OR
                              									geschnittenen Kugeln schraffiert und die Mittelpunkte je einer Reihe davon durch die
                              									Linien YZ und WX verbunden.
                           Durch entsprechende Kombination nach Fig. 2 und 3 sind natürlich vielerlei Anordnungen in
                              									verschiedenen Kugelschichten gegeneinander möglich. Jedoch sind die hierdurch
                              									zustande gebrachten Verschiedenheiten, ebenso wie auch die Unterschiede zwischen
                              										Fig. 2
                              									und Fig. 3 für die Praxis ohne Bedeutung, da sowohl
                              									die Schichthöhe, wie auch die gegenseitige Lage der Kugeln in ein und derselben
                              									Schicht unverändert bleibt, der Weg der den Turm durchziehenden Gase aber nur
                              									unwesentliche Veränderungen erleidet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 181
                              Schnitt O-R.
                              
                           Die durchschnittliche Schichthöhe mit Rücksicht auf den Aufbau des Turmsystemes auch
                              									Bauhöhe genannt, ist leicht zu ermitteln. Zunächst ist sie wegen des Eingreifens der
                              									verschiedenen Kugelschichten ineinander kleiner, als die Höhe einer einzigen
                              									Kugelschicht, die dem Kugeldurchmesser gleich ist. Sie ergiebt sich daraus, dass in
                              										Fig. 1
                              									und 2
                              									KH= O6A = O16F, der Seite des dem grössten Kugelkreise umschriebenen
                              									regulären Sechsecks ist, nämlich =\frac{2\,r}{\sqrt3}. Es ist ferner KI= 2r, ∡ KHI = 1R. Folglich
                              										HI, die gesuchte Bauhöhe, =r\,\frac{\sqrt8}{3}
                           Der Inhalt des dem grössten Kugelkreise umschriebenen Sechsecks (ABCDEF) ist ferner gleich 2r2√3, folglich das Verhältnis des Inhaltes des
                              									grössten Kugelkreises zum umschriebenen Sechseck gleich dem Verhältnis, in dem der
                              									Raum des Turmquerschnitts durch die eingefüllten Kugeln verengt wird.
                           Ferner finden wir, dass der Raum eines der Zwickel, die durch Berührung dreier
                              									grösster Kugelkreise gebildet werden; gleich der Hälfte des Unterschiedes zwischen
                              									dem Flächeninhalt des umschriebenen Sechsecks und der Kreisfläche selber ist. Auch
                              									die Höhe dieser Zwickelfläche. das heisst, ihre grösste Ausdehnung, lässt sich
                              									leicht finden. Sie ist nach Fig. 1 gleich GN = O2G= O2N. Da nun im Dreieck O2GO6, O2N = r, O6G = r und O2O6 = 2r, so ergiebt sich demnach GN = r (√3–1).
                           Der Inhalt des auf eine Kugel entfallenden Anteils am Turmraum ergiebt sich ferner
                              									als Produkt aus der Fläche des dem grössten Kugelkreise umschriebenen Sechsecks mit
                              									der Bauhöhe. Eine derartige Raumgrösse ist in Fig. 2 durch STUV in Ansicht, entsprechend ABCDEF in dem Grundriss Fig. 1 dargestellt.
                              									Dagegen stellt sich der auf eine Kugel entfallende Anteil am Turmraum anders dar,
                              									wenn man nicht seine absolute Grösse allein, sondern seine Form sich insoweit
                              									vergegenwärtigt, als sie durch die an die einander berührenden Kugeln in den
                              									Berührungspunkten gelegten Berührungsebenen dargestellt wird. Man kommt in diesem
                              
                              									Falle je nach der gegenseitigen Lage dreier Kugelschichten zu Darstellungen, wie sie
                              									in Fig. 2,
                              										4 und 5
                              									einerseits, in Fig. 3, 6 und 7 andererseits gegeben sind. Beides
                              
                              									sind von je zwölf Flächen begrenzte körperliche Darstellungen, deren erstere mit
                              									einer der Krystallographie entlehnten Bezeichnung als sechsseitiges Prisma in
                              									Verbindung mit einem Rhomboeder zweiter Ordnung, deren andere als ein sechsseitiges
                              
                              									Prisma in Verbindung mit einer trigonalen Pyramide bezeichnet werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 181
                              Fig. 3. Schnitt O-R.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 181
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 181
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 181
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 181
                              Fig. 7.
                              
                           Bedeuten bei der Kugelfüllung:
                           r Halbmesser der Kugel,
                           d Durchmesser der Kugel,
                           g Grösster Schnitt durch die
                              									Kugel,
                           f Fläche des diesem umschriebenen
                              
                              									Sechsecks,
                           m Zwickelfläche zwischen drei sich
                              									berührenden Flächen g,
                           a Höhe der Fläche m,
                           h Bauhöhe; senkrechte Entfernung der
                              									Mittelpunkte übereinander liegender Kugelschichten,
                           o Oberfläche der Kugel,
                           i Inhalt der Kugel,
                           t Inhalt des auf eine Kugel
                              									entfallenden Turmraums,
                           s Schalendicke (bei Hohlkugeln),
                           l der Berechnung zu Grunde liegendes
                              									Längenmass.
                           so berechnet sich:
                           
                              
                                 
                                    d
                                    
                                 = 2r
                                 
                              
                                 g = r2π
                                 = 3,1416 r2
                                 
                              
                                 f = 2r2√3
                                 = 3,4641 r2
                                 
                              
                                 
                                    m=r^2\,\left(\sqrt3-\frac{\pi}{2}\right)
                                    
                                 = 0,1613 r2
                                 
                              
                                 
                                    a=r\,(\sqrt{3}-1)
                                    
                                 = 0,7320 r
                                 
                              
                                 
                                    h=r\,\frac{\sqrt8}{3}
                                    
                                 = 1,6330 r
                                 
                              
                                 o = 4r2π
                                 = 12,5664 r2
                                 
                              
                                 
                                    i=\frac{4}{3}\,r^3\,\pi
                                    
                                 = 4,1888 r3
                                 
                              
                                 t = 2r3√8
                                 = 5,6568 r3
                                 
                              
                                 
                                    \frac{i}{t}=\frac{2\,\pi}{3\,\sqrt8}
                                    
                                 = 0,7405
                                 
                              
                                 
                                    \frac{0}{i}=\frac{3}{r}
                                    
                                 = 3 : r
                                 
                              
                                 
                                    \frac{0}{t}=\frac{2\,\pi}{r\,\sqrt8}
                                    
                                 = 2,2215 : r
                                 
                              
                                 
                                    \frac{g}{f}=\frac{\pi\sqrt3}{6}
                                    
                                 = 0,9069.
                                 
                              
                           Die unter den vorstehenden Berechnungen enthaltenen Werte i : t, o : i und
                              										o : t mögen der Reihe
                              									nach als Raumfüllung, Oberflächen Verhältnis und Raumausnutzung bezeichnet sein.
                           Wie man sieht, ist i : t
                              									von r unabhängig, wie ja auch nach den vorhergehenden
                              									Ausführungen das Verhältnis des Kugelinhaltes zu dem auf die Kugel entfallenden
                              									Turmraum stets gleich ist.
                           Das Oberflächenverhältnis o : i giebt an, in welchem Verhältnis die Oberfläche der Kugel zu ihrem Inhalt
                              									steht. Dieser Wert verringert sich in einfachem umgekehrten Verhältnisse zu der
                              									Grösse des Kugelhalbmessers.
                           Das Verhältnis o : t kann
                              									als die Raumausnutzung bezeichnet werden, da es angiebt, wie viel Kugeloberfläche
                              									auf einen gewissen Turmraum entfällt; es steht ebenfalls in einfachem umgekehrten
                              									Verhältnis zu dem Kugelhalbmesser.
                           Auch der Wert g : f
                              									schliesst sich hier an, der die Querschnittsverengung des Turmquerschnitts durch die
                              									Kugelfüllung angiebt und wiederum unabhängig von dem jedesmaligen Kugelhalbmesser
                              									ist.
                           Dagegen nimmt die Fläche des von drei grössten Kreisen gebildeten Zwickels im
                              									quadratischen Verhältnis mit dem Kugelhalbmesser zu; die Zwickelhöhe im einfachen
                              									Verhältnis der Kugelhalbmesser.
                           In Tab. 1 sind Werte für die letzt besprochenen Grossen für eine Reihe von
                              									Kugelhalbmessern ausgerechnet, und zwar für Halbmesser von 0,5 bis 10. Auch sind die
                              									Werte für \frac{1}{\infty}, ∞ und 2,85 eingefügt. Letztere Zahl ist gewählt, weil die
                              									Kugeln einer in der Praxis verwendeten Füllung diesen Halbmesser besitzen. Es folgen
                              									dann in Tab. 1 noch einige Werte für Hohlkugeln. Für sie liegen die Verhältnisse
                              
                              									insofern verwickelt, als einmal der Schalen durchmesser zweitens aber auch noch die
                              									in das Innere der Kugel führenden Oeffnungen zu berücksichtigen sind, und als
                              									überhaupt in Betracht gezogen werden muss, dass die Hohlkugeln praktisch keine
                              									vollkommene Kugelgestalt, sondern die Gestalt von Kugeln haben, denen durch eine
                              									Anzahl von Ebenen, die den in ihr Inneres führenden Oeffnungen entsprechen, ein
                              									gewisser Teil der äusseren Kugelfläche und damit an den betreffenden Stellen auch
                              									ihres Durchmessers genommen ist. Zum Zwecke einer überschlägigen Berechnung ist der
                              									Einfachheit halber angenommen, dass die durch die Durchbrechungen der Kugelschale
                              									erzeugte Verminderung an Kugeloberfläche gleich sei der Vermehrung an Oberfläche,
                              
                              									die die seitliche Begrenzungsfläche der aus der Kugelschale herausgeschnittenen
                              									Stücke darstellt. Ferner ist angenommen, dass die Kugeln so gelagert sind, dass die
                              									Durchbrechungen die den Fig. 1 bis 3 entsprechenden Lagerungen der Kugeln nicht
                              									verhindern.
                           Um die einzelnen Werte in Tab. 1 in absoluten Zahlen geben zu können, müsste auch auf
                              									das für die Uebertragungder Werte in die Praxis nötige Mass Rücksicht genommen
                              									werden. Es sind deshalb für die entsprechenden Spalten nicht die Ueberschriften, o : i. o : t, m oder a,
                              									sondern \frac{o}{i}\,l, \frac{o}{l}\,l, \frac{m}{l^2} und \frac{a}{l} gewählt worden, wobei l die der
                              									Berechnung zu grunde zu legende Längeneinheit darstellt. Findet man z.B. die
                              									Raumausnutzung für eine Kugel vom Durchmesser 10 mit 0,2221 angegeben, so zeigt die
                              									Ueberschrift \frac{o}{t}\,l, dass dieser Wert 0,2221 das Raumausnutzungsverhältnis
                              									multipliziert mit der Längeneinheit darstellt. Nimmt man für die Kugel 10 mm als
                              									Durchmesser an, so ergiebt sich die Raumausnutzung zu 0,22 mm, oder auf 0,222 qmm :
                              									cbmm, gleich
                           \frac{0,000000222\mbox{ qm}}{0,000000001\mbox{ cbm}}, gleich 222 qm : cbm.
                           Für gewöhnlich pflegt man den Halbmesser der Füllkugeln in cm und den Turmraum in cbm
                              									anzugeben. Ist dementsprechend r = 1 cm, so ist o : i = 0,222 qcm : ccm
                              									oder gleich 22,2 qm : cbm.
                           Es ergiebt sich aus den Werten, die in Tab. 1 enthalten sind, dass die Raumausnutzung
                              									sowohl wie das Oberflächenverhältnis mit zunehmendem Kugeldurchmesser abnehmen,
                           Tabelle 1.
                           Kugelfüllung.
                           
                              
                                 Halbmesser
                                 Durchmesser
                                 Schalendicke
                                 Raumerfüllung
                                 Oblerflächenverhältnis
                                 Raumausnutzung
                                 Querschnittsverengung
                                 Zwickelfläche
                                 Zwickelhöhe
                                 
                              
                                 
                                    r
                                    
                                 
                                    d
                                    
                                 
                                    s
                                    
                                 
                                    \frac{i}{l}
                                    
                                 
                                    \frac{o}{i}\,l
                                    
                                 
                                    \frac{o}{t}\,l
                                    
                                 
                                    \frac{g}{f}
                                    
                                 
                                    \frac{m}{l^2}
                                    
                                 
                                    \frac{a}{l}
                                    
                                 
                              
                                 Für Vollkugeln
                                 
                              
                                 
                                    r
                                    
                                 
                                    2r
                                    
                                 –
                                 0,7405
                                 3 : r
                                 2,2215 : r
                                 0,9069
                                 0,1613 r2
                                 0,7320 r
                                 
                              
                                 
                                    \frac{1}{\infty}
                                    
                                 
                                    \frac{1}{\infty}
                                    
                                 –
                                 „
                                 ∞
                                 ∞
                                 „
                                 
                                    \frac{1}{\infty}
                                    
                                 
                                    \frac{1}{\infty}
                                    
                                 
                              
                                 0,5
                                 1
                                 –
                                 „
                                 6
                                 4,4430
                                 „
                                 0,04
                                 0,366
                                 
                              
                                 1
                                 2
                                 –
                                 „
                                 3
                                 2,2215
                                 „
                                 0,16
                                 0,732
                                 
                              
                                 2
                                 4
                                 –
                                 „
                                 1,5
                                 1,1107
                                 „
                                 0,65
                                 1,464
                                 
                              
                                 2,85
                                 5,7
                                 –
                                 „
                                 1,0526
                                 0,7795
                                 „
                                 1,31
                                 2,088
                                 
                              
                                 3
                                 6
                                 –
                                 „
                                 1,0
                                 0,7405
                                 „
                                 1,45
                                 2,196
                                 
                              
                                 4
                                 8
                                 –
                                 „
                                 0,75
                                 0,5554
                                 „
                                 2,58
                                 2,928
                                 
                              
                                 5
                                 10
                                 –
                                 „
                                 0,6
                                 0,4443
                                 „
                                 4,03
                                 3,660
                                 
                              
                                 6
                                 12
                                 –
                                 „
                                 0,5
                                 0,3703
                                 „
                                 5,81
                                 4,392
                                 
                              
                                 7
                                 14
                                 –
                                 „
                                 0,429
                                 0,3174
                                 „
                                 7,90
                                 5,124
                                 
                              
                                 8
                                 16
                                 –
                                 „
                                 0,375
                                 0,2778
                                 „
                                 10,32
                                 5,856
                                 
                              
                                 9
                                 18
                                 –
                                 „
                                 0,333
                                 0,2468
                                 „
                                 13,07
                                 
                                 
                              
                                 10
                                 20
                                 –
                                 „
                                 0,3
                                 0,2221
                                 „
                                 16,13
                                 7,320
                                 
                              
                                 ∞
                                 ∞
                                 –
                                 „
                                 
                                    \frac{1}{\infty}
                                    
                                 
                                    \frac{1}{\infty}
                                    
                                 „
                                 ∞
                                 ∞
                                 
                              
                                 Für Hohlkugeln
                                 
                              
                                 
                                    r
                                    
                                 
                                    2r
                                    
                                 
                                    \frac{1}{\infty}
                                    
                                 
                                    \frac{1}{\infty}
                                    
                                 ∞
                                 4,4430 : r
                                 0,9069
                                 0,1613 r2
                                 0,7320 r
                                 
                              
                                 2,85
                                 5,7
                                 0,3
                                 0,2101
                                 6,6805
                                 1,403
                                 „
                                 1,31
                                 2,088
                                 
                              
                                 5
                                 10
                                 1
                                 0,3627
                                 2,0164
                                 0,7286
                                 „
                                 4,03
                                 3,660
                                 
                              
                           und dass es deshalb erwünscht sein muss, möglichst kleine
                              									Kugeln zur Füllung der Reaktion stürme zu verwenden, um so eine möglichst grosse
                              									Berührungsoberfläche zwischen den sie durchströmenden Flüssigkeiten und Gasen
                              									herbeizuführen.
                           Die absolute Grösse des zwischen den sich berührenden Kugeln verbleibenden Raumes
                              									wird dagegen mit abnehmendem Kugeldurchmesser immer kleiner. Bei zunehmender
                              									Verkleinerung der Kugeln würde sonach allmählich der Punkt erreicht werden, wo die
                              									Türme nicht mehr mit Kugeln gefüllt sind, die mit einer Flüssigkeitsschicht
                              									überzogen sind, und zwischen denen Gase hindurchstreichen, sondern wo die die
                              									verschiedenen Kugeln überkleidenden Flüssigkeitsschichten ein zusammenhängendes
                              									Ganzes bilden, ohne dass noch Platz für Luft vorhanden wäre. Man würde also bei
                              									zunehmender Verkleinerung der Füllkörper allmählich zu einem Turm gelangen, der kein
                              									Reaktionsturm, sondern nur noch einen Filtrierkörper für Flüssigkeiten darstellt,
                              									wie es etwa ein Sandfilter ist.
                           
                           Aber auch um deswillen darf man nicht zu sehr mit dem Durchmesser der Füllkugeln
                              									herabgehen, weil die den Reaktionsturm durchstreichenden Flüssigkeiten gewöhnlich in
                              									geringerem oder höherem Grade Schlammbestandteile mit sich führen, und weil auch die
                              									Gase vielfach mit Flugstaub beladen sind. Indem sich sowohl Schlamm wie Flugstaub in
                              									den Zwischenräumen zwischen den Füllkörpern absetzen. Sie verengen dann bald die
                              									Durchtrittsöffnungen für Gas und Flüssigkeit so sehr, dass die Wirksamkeit des
                              									Turmes bei zu kleinen Füllkörpern sehr rasch stark behindert wird.
                           Aus Vorstehendem ergiebt sich, dass man bei der Wahl der Füllkörper zwischen zu
                              									grossen und zu kleinen Körpern in der Mitte bleiben muss, um einerseits den Turmraum
                              									noch gut ausnutzen zu können, andererseits aber auch einen genügenden Querschnitt
                              									für den Durchtritt der Gase selbst dann noch frei zu behalten, wenn sich grössere
                              									Mengen Schlamm oder Flugstaub in den Türmen abgesetzt haben.
                           In der Praxis pflegt man die Reaktionstürme vielfach, ähnlich wie es auch mit Sand-
                              									und Kiesfiltern der Fall ist, mit Füllkörpern von in den verschiedenen
                              									Höhenschichten verschiedenem Durchmesser anzufüllen. Zu unterst, der Eintrittsstelle
                              									der Gase zunächst, pflegt man Material von grösserem, zu oberst solches von
                              									geringerem Durchmesser in den Turm einzubringen. Indem dann die oben einströmenden
                              									Flüssigkeiten in dem oberen Teil des Turmes die Hauptmenge an Schlamm absetzen, so
                              									wird nach einer gewissen Zeit des Betriebes zunächst der obere Teil des Turmes
                              									unbrauchbar werden, während der untere Teil der Füllung noch Gas und Flüssigkeit
                              									bequem durchlassen würde. Man braucht dann zur Wiederherstellung der Turm Wirkung
                              									nur den oberen Teil auszuräumen und dessen Füllmaterial durch neues zu ersetzen oder
                              									sonst entsprechend zu reinigen.
                           Wichtig ist es jedoch, dass in demselben Turmabschnitt sich immer nur Füllmaterial
                              									von ungefähr derselben Grösse befindet, damit nicht der Durchtritt für die Gase
                              									dadurch zu sehr beengt werde, dass sich bei gleichzeitiger Anwendung verschieden
                              									grosser Füllkörper die kleineren von ihnen in sonst frei bleibenden Zwischenräumen,
                              									diese ausfüllend, zwischen den grösseren Füllkörpern festsetzen.
                           Die Kugelkörper, um nun auf diese wieder zurückzukommen, die zur Füllung der Türme
                              									verwendet werden, können zunächst Vollkugeln sein, von genau kugelförmiger Gestalt.
                              									Auf solche finden die in Tab. 1 gegebenen Werte in erster Linie Anwendung; jedoch
                              									ist zu berücksichtigen, dass in der Tat die Zahl für das Oberflächen Verhältnis und
                              									die damit in geradem Verhältnis stehenden Werte kleiner ausfallen, als sie jenen
                              									theoretischen Zahlen entsprechen. Denn dadurch, dass die einzelnen Kugeln einander
                              									in der Praxis natürlich nicht mit mathematischen Punkten, sondern immerhin mit
                              									gewissen Flächengrössen berühren, und dadurch, dass der Durchmesser der Füllkörper
                              									durch die darauf befindliche Flüssigkeitsschicht, sowie auch später durch Schlamm
                              									und Staub einigermassen vergrössert wird, wird das Oberflächen Verhältnis
                              									verkleinert. Ebenso werden auch die Werte für Zwickelfläche und Zwick ei höhe eine
                              									entsprechende Verringerung erfahren.
                           Nächst den Voll kugeln kämen Kugeln in Betracht, die an ihrer Oberfläche gerauht oder
                              									gerieft sind, um ihnen ein grösseres Oberflächenverhältnis zu geben, während die
                              									übrigen in Betracht kommenden Werte im Grossen und Ganzen unverändert bleiben. Die
                              									Wirksamkeit der Rauhung oder Riefelung der Oberfläche dürfte vielfach überschätzt
                              									werden, da deren Unebenheiten im Betriebe durch die auf den Kugeln befindliche
                              									Flüssigkeitsschicht mehr oder weniger ausgeglichen werden, und da ferner die
                              									Unebenheiten der Kugeloberfläche das Ansetzen von Schlamm oder Flugstaub sehr zu
                              									befördern geeignet sind, was wiederum, abgesehen von allem übrigen, ihre baldige
                              									Ausgleichung im Gefolge hat.
                           Aehnlich sind auch die mit Einbeulungen versehenen massiven Kugeln zu beurteilen, wie
                              									sie in Fig. 8 und 9 im
                              									Querschnitt und Ansicht vorgeführt werden. Im gezeichneten Beispiel sollen zwölf auf
                              									der Kugeloberfläche symmetrisch verteilte Einbeulungen diese Oberfläche vergrössern.
                              									Hier ist jedoch anzunehmen, dass sich ein grosser Teil der Kugeln so zu einander
                              									lagern wird, dass die Kugelfläche der einen Kugel in die Einbeulungen anderer Kugeln
                              									hineingreift, sodass entgegen der angestrebten Vermehrung eine Verminderung der
                              									wirksameren Kugeloberfläche stattfinden wird.
                           Ferner kämen Kugeln mit Durchbohrungen in Betracht, wie sie in Fig. 10 im Querschnitt dargestellt sind. Diese,
                              									einander gleich gerichtet angebrachten Durchbohrungen sind ebenfalls bestimmt, die
                              									wirksame Oberfläche zu vergrössern, indem sie Flüssigkeit und Gas den Durchtritt
                              									durch die Kugel gestatten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 183
                              Fig. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 183
                              Fig. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 183
                              Fig. 10.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 183
                              Fig. 11.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 183
                              Fig. 12.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 183
                              Fig. 13.
                              
                           Diese letzteren Kugeln bilden den Uebergang zu den Hohlkugeln, wie sie zunächst durch
                              										Fig. 11 vorgeführt werden. Man ersieht, dass die
                              									Kugeln je nach der Grösse und Zahl der ins Innere führenden Einschnitte, deren hier
                              									sechs angenommen sind, durch ebenen Ausschnitten stellenweise an ihrem Durchmesser
                              									einbüssen. Fig. 12 und 13 zeigen ähnliche Kugeln, wie solche tatsächlich zur Turmfüllung
                              									verwendet und namentlich für den Betrieb von Kondensationstürmen für Salpetersäure
                              									empfohlen werden. Auch diese Kugeln werden durch sechs sie schneidende Ebenen in
                              									ihrem Durchmesser entsprechend verringert. Die ins Innere führenden Oeffnungen sind
                              									nicht einfach durch die Kugeln durchgestossen, sondern mit trichterförmigen Rändern
                              									versehen, um ein bequemeres Eindringen der Flüssigkeit in das Kugelinnere zu
                              									ermöglichen. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Kugeln durch die
                              									Trichterform der Einbeulungen jedenfalls auch sehr stark als Schlammfänger dienen
                              									und sich nur sehr schwer wieder von Schlamm befreien lassen. Inwiefern auch die den
                              									Turmraum durchstreichenden Gase gerade den Weg durch die Kugeln demjenigen zwischen
                              									ihnen hindurch vorziehen werden, ist eine weitere Frage. Bei Hohlkugeln von 5,7 cm
                              									Durchmesser, wie sie in der Praxis gebräuchlich sind, beträgt der Flächenraum des
                              									von drei grössten Kugeln begrenzten Zwickels, wie aus Tab. 1 hervorgeht, 1,31 qcm.
                              									Dagegen wird die Durchtrittsöffnung eines der ins Innere der Kugel führenden
                              									Trichter, selbst wenn wir ihren Durchmesser zu 1 cm annehmen, nur 0,79 qcm betragen.
                              									Diese 0,79 qcm werden aber nur dann voll wirksam, wenn die betreffende
                              									Eintrittsöffnung gerade nach unten gerichtet ist, also wenn ihre Projektion ebenso
                              									gross ist, wie ihr thatsächlicher Flächeninhalt.
                           Im übrigen sind in Tab. 1 auch die Werte für Raumerfüllung u.s.w. für verschiedene
                              									Grossen von Hohlkugeln unter den vorhin schon angeführten Bedingungen angegeben. Man
                              									ersieht hieraus, dass die Kaumausnutzung von Hohlkugeln von 5,7 cm Durchmesser
                              									gleich derjenigen ist, von Vollkugeln von 2,2215 : 1,403, das ist von 1,58 cm
                              									Durchmesser, vorausgesetzt, dass die innere Kugelfläche in der Tat ebenso wirksam
                              									sein würde, wie die äussere Fläche der Hohlkugeln.
                           Man ersieht ferner aus Tab. 1, dass Hohlkugeln bei unendlich dünner Schalendicke die
                              									doppelte Raumausnutzung gewähren können, als die entsprechenden Vollkugeln, sowie
                              										dass der
                              									Aufwand an Material zur Füllung des Turmes bei Hohlkugeln verhältnismässig viel
                              									geringer ist, als bei Vollkugeln. Jedoch kann man schon aus dem Grunde die
                              									theoretischen Vorteile der Hohlkugeln nur bis zu einem gewissen Grade ausnutzen,
                              									weil bei zu grosser Verminderung der Schalendicke ein zu grosser Teil der Hohlkugeln
                              									beim Einfüllen in den Turmraum zertrümmert werden würde. Ausserdem besitzen die
                              									Hohlkugeln gegenüber den Vollkugeln den bereits angedeuteten Nachteil, dass sie sehr
                              									stark als Schlammfänger wirken und auch durch einfache Spülung des Turmes kaum vom
                              
                              									Schlamm zu befreien sein werden. Im Betriebepflegt man nämlich die
                              									Reaktionstürme, die noch nicht zu sehr verschlammt sind, vielfach dadurch zu
                              									reinigen, dass man plötzlich bedeutend grössere Flüssigkeitsmengen auf sie aufgiebt,
                              									als gewöhnlich in der gleichen Zeit durch sie hin-durchströmen. Hierdurch wird dann
                              									der auf den Füllkörpern sitzende Schlamm zu einem grossen Teile losgerissen und aus
                              									dem Turm herausgespült.
                           Die Kugeln mit einfachen Durchbohrungen, wie in Fig.
                                 										10 gezeigt, dürften dagegen wohl keine Veranlassung zur Festsetzung von
                              
                              									Schlamm geben, da sie keine schwer zugänglichen Innenräume besitzen.